Landgericht München I Endurteil, 08. Mai 2015 - 32 O 26502/12

bei uns veröffentlicht am08.05.2015

Gründe

Landgericht München I

Az: 32 O 26502/12

IM NAMEN DES VOLKES

Die nachfolgende Urteilsfassung ist eine gekürzte und anonymisierte Fassung zur Überlassung an Dritte gemäß § 299 Abs. 2 ZPO sowie zur Befriedigung der Informationsansprüche der Presse. Da verschiedene Vertraulichkeitsvorschriften sowie Aspekte des Persönlichkeitsschutzes zu berücksichtigen waren, wurde das Urteil anonymisiert sowie in entsprechender Anwendung von § 172 GVG um einige Passagen gekürzt. Der Berichtungsbeschluss vom 08.07.2015 wurde berücksichtigt.

In dem Rechtsstreit

...

- Klägerin u. Widerbeklagte

Prozessbevollmächtigte: Rechtsanwälte ...

gegen

...

- Beklagte u. Widerklägerin

Prozessbevollmächtigte: Rechtsanwälte ...

wegen Forderung

erlässt das Landgericht München I - 32. Zivilkammer - durch Vorsitzende Richterin am Landgericht Dr. Lutz, Richterin am Landgericht Dr. Seuß Pizzoni und Richterin am Landgericht Meurer aufgrund der mündlichen Verhandlung

vorn 08.05.2015

folgendes

Endurteil

I.

Die Beklagte und Widerklägerin wird verurteilt, an die Klägerin und Widerbeklagte EUR 1030.000.000,00 sowie weitere EUR 17.144.048,82 zuzüglich Zinsen In Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% p. a., aus EUR 780.000.000,00 seit 01.01.2014 und aus EUR 250.000.000,00 EUR seit 21.06.2014 zu bezahlen.

II.

Die Beklagte und Widerklägerin wird verurteilt, an die Klägerin und Widerbeklagte CHE 1.287.216.000,00 sowie weitere CHF 15.230.155,88 zuzüglich Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% p, a. aus CHF 1.200.000.000,00 seit 01.01.2014 und aus CHF 87.216.000,00 seit 06.06.2014 zu bezahlen.

III.

Die Beklagte und Widerklägerin wird verurteilt, an die Klägerin und Widerbeklagte am 19.06.2015 EUR 1.406.879,93 sowie weitere EUR 6.547,62 zu bezahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% p. a aus EUR 1.406.879,93 ab 20,06.2015.

IV.

Es wird festgestellt, dass die Beklagte und Widerklägerin verpflichtet ist, der Klägerin und Widerbeklagten sämtliche weitere Schäden zu ersetzen, die der Klägerin durch die Nichtzahlung oder nicht rechtzeitige Zahlungen seitens der Beklagten hinsichtlich folgender Darlehens Verträge entstanden sind und entstehen:

- Darlehensvertrag vom 17. 10.2008, Darlehens-Nr. 12/6/39...

- Darlehensvertrag vom 17. 03.2008, Darlehens-Nr. 71005...

- Darlehensvertrag vom 22. 05.2009, Darlehens-Nr. 71017...

- Darlehensvertrag vom 01. 07.2008, Darlehens-Nr. 71012...

- Darlehensvertrag vom 29. 06.2009, Darlehens-Nr. 14/6/...

- Darlehensvertrag vom 30. 12.2009, Darlehens-Nr. 7/6/...

- Darlehensvertrag vom 30. 12. 2009, Darlehens-Nr. 8/6/...,

- Darlehensvertrag vom 04. 06.2008, Darlehens-Nr. 71011...

- Darlehensvertrag vom 18. 06.2008, Darlehens-Nr. 11/6/...

- Darlehensvertrag vom 18. 06.2008, Darlehens-Nr. 10/6/....

V.

Es wird festgestellt, dass die Klägerin und Widerbeklagte nicht verpflichtet ist, die von der Beklagten und Widerklägerin für die Kreditlinien, ISIN XS0399... und ISIN XS0397..., am 2,08.2012 bezahlte Bereitstellungsprovision in Höhe von EUR 6.600.000.00 zurückzubezahlen

VI.

Es wird festgestellt, dass folgende Feststellungsanträge der Klage erledigt sind:

„Die Klägerin ist nicht verpflichtet, folgende Zahlungen zurück zu gewähren:

4.10. die Wertpapierrückzahlung am 17. November 2010, ISIN XS0399..., in Höhe von EUR 300.000.000,00 zurückbezahlt im Gegenzug für die Zusage eines Schuldscheindarlehens in Höhe von EUR 300.000.000,00 nebst Zinsen bezahlt am 18. Mai 2009 in Höhe von EUR 9.583.800,00, am 17. November 2009 in Höhe von EUR 5.299.380,00, am 17. Mai 2010 in Höhe von EUR 4.523.520,00 so- wie am 17. November 2010 in Höhe von EUR 4.578.540,00,

4.11. die Wertpapierrückzahlung am 20. Januar 2011, ISIN XS0397... in Höhe von EUR 150.000.000,00 zurückbezahlt im Gegenzug für die Zusage eines Schuldscheindarlehens in Höhe von EUR 150.000.000,00, nebst Zinsen bezahlt am 20. Januar 2009 in Höhe von EUR 2.079.990,00, am 20. Juli 2009 in Höhe EUR 3.417.120,00, am 20. Januar 2010 in Höhe von EUR 2.464.080,00, am 20. Juli 2010 in Höhe von EUR 2.343.640,00 sowie am 20. Januar 2011 in Höhe von EUR 2.387.400.00;

4.12. die am 21. Oktober 2011 zurückgezahlten CHF 280.000.000,00 bezahlt auf das Darlehen mit der ursprünglichen Darlehens-Nr. 71016/7/3973623 und ursprünglichen Darlehenshöhe CHF 280.000.000,00, zurückbezahlt im Gegenzug für die Darlehenszusage vom 3. August 2012 in Höhe von EUR 188.172.043,01 nebst Zinsen bezahlt am 22. April 2009 in Höhe von CHF 6.655.475,09, am 22. Oktober 2009 in Höhe von CHF 2.948.676,97, am 22. April 2010 in Höhe von CHF 2729.658,24, am 22. Oktober 2010 in Höhe von CHF 2.665.191,67, am 26. April 2011 in Flöhe von CHF 2.575.066,67 sowie am 21 Oktober 2011 in Höhe von CHF 2.487.777,44;

4.13, die am 5. April 2012 zurückgezahlten CHF 400.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der ursprünglichen Darlehens-Nr. 71008/7/3973623 und ursprünglichen Darlehenshöhe CHF 400.000.000,00, zurückbezahlt im Gegenzug für die Darlehenszusage vom 5. April 2012 in Höhe von EUR 268.817.204,30, nebst Zinsen bezahlt am 9. März 2009 in Höhe von CHF 7.295.839,00, am 7. September 2009 in Höhe von CHF 3l707.400,67, am 8. März 2010 in Höhe von CHF 3.269.266,00, am 7. September 2010 in Höhe von CHF 3.085.583,33, am 7. März 2011 in Höhe von CHF 2.885.944,44, am 7. September 2011 in Höhe von CHF 2.954.222,22, am 7. März 2012 in Höhe von CHF 2.514.289,56 sowie am 5. April 2012 in Höhe von CHF 408.416,67;

4.14, die am 3. August 2012 zurückgezahlten EUR 70 000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der ursprünglichen Darlehens-Nr. 14/6/... und ursprünglichen Darlehenshöhe EUR 300.000.000,00, zurückbezahlt im Gegenzug für die Darlehenszusage vom 2. August 2012 in Höhe von EUR 70.000.000,00, nebst Zinsen bezahlt am 28. September 2009 in Höhe von EUR 2.228.818,33, am 28. Dezember 2009 in Höhe von EUR 1.814.919,17, am 29. März 2010 in Höhe von EUR 1.786.860,83, am 29. Juni 2010 in Höhe von EUR 1.752.063,33, am 29. September 2010 in Höhe von EUR 1.838.696,67, am 29. Dezember 2010 in Höhe von EUR 1.918.052,50, am 29, März 2011 in Höhe von EUR 1.998.225,00, am 29. Juni 2011 in Höhe von EUR 2.187.530,00, am 29. September 2011 in Höhe von EUR 2.433.630,00, am 29. Dezember 2011 in Höhe von EUR 2.417.035,83, am 29. März 2012 in Höhe von EUR 2.310.110,33, am 26. Juni 2012 in Höhe von EUR 1.798.764,17, am 6. Juli 2012 in Höhe von EUR 165.025,00, am 20. Juli 2012 in Höhe von EUR 231.035,00, am 3. August 2012 in Höhe von EUR 207.818,33, am 4. Februar 2013 in Höhe von EUR 2.735.374,03 sowie am 5. August 2013 in Höhe von EUR 2.358.462,17;

4.21. die am 23. April 2009 zurückgezahlten CHF 200.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71010/7/3973623, zuzüglich Zinsen bezahlt am 23. April 2009 in Höhe von CHF 4.096.688,56;

4.22. die am 22. August 2008 zurückgezahlten CHF 280.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71003/7/..., zuzüglich Zinsen bezahlt am 22. August 2008 in Höhe von CHF 4.412.994,44;

4.23. die am 22. August 2008 zurückgezahlten EUR 200.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 6/6/39..., zuzüglich Zinsen bezahlt am 22. August 2008 in Höhe von EUR 4.621.788,89;

4.24. die am 27. Oktober 2009 zurückgezahlten EUR 252.231.664,57, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 13/6/39..., zuzüglich Zinsen bezahlt am 14. April 2009 in Höhe von EUR 8.469.575,22, am 14. Oktober 2009 in Höhe von EUR 3.678.045,83 sowie am 27, Oktober 2009 in Höhe von EUR 207.025,00;

4.25. die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71009/7/39... gefeisteten Zinszahlungen am 23.Oktober 2008 in Höhe von CHF 4,205.614,50 am 23. April 2009 in Höhe von CHF 4.400.021,80, am 23. Oktober 2009 in Höhe von CHF 1.762.218,83 sowie am 31. Dezember 2009 in Höhe von CHF 599.091,33;

4.26. die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71005... geleisteten Zinszahlungen am 18.September 2003 in Höhe von CHF 9.603.255,42 am 18. März 2009 in Höhe von CHF 9.502.500,00, am 18. September 2009 in Höhe von CHF 3.795.000,00, am 19. März 2010 in Höhe von CHF 3.305.763,89, am 20. September 2010 in Höhe von CHF 3.205.477,50, am 18. März 2011 in Höhe von CHF 2.908.750,00, am 19. September 2011 in Höhe von CHF 2.971.999,31, am 19. März 2012 in Höhe von CHF 2.430.888,06 sowie am 18. September 2012 in Höhe von CHF 2.728.047,08;

4.27. die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71011... geleisteten Zinszahlungen am 05:Dezember 2008 in Höhe von CHF 5.943.184,25 am 5, Juni 2009 in Höhe von CHF 3.621.800,00, am 7. Dezember 2009 in Höhe von CHF 2.371.083,33, am 31. Dezember 2009 in Höhe von CHF 184.386,73, am 7. Juni 2010 in Höhe von CHF 522.463,74, am 6. Dezember 2010 in Höhe von CHF 526.760,27, am 6. Juni 2011 in Höhe von CHF 549.538,47, am 5. Dezember 2011 in Höhe von CHF 553.215,79, am 5. Juni 2012 in Höhe von CHF 490.861,61 sowie am 5. Dezember 2012 in Höhe von CHF 525.957,03;

4.28. die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71012... geleisteten Zinszahlungen am 29.Dezember 2008 i, Höhe von CHF 9.643.972,92 am 29. Juni 2009 in Höhe von CHF 4.196.111,11, am 29. Dezember 2009 in Höhe von CHF 3.266.041,67, am 29. Juni 2010 in Höhe von CHF 2.839.528,61, am 29. Dezember 2010 in Höhe von CHF 2.507.786,25, am 29. Juni 2011 in Höhe von CHF 2.574.111,94, am 29. Dezember 2011 in Höhe von CHF 2.588.255,42, sowie am 27. Juni 2012 in Höhe von CHF 2.205.937,50-

4.29. die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71017... geleisteten Zinszahlungen am 30. Juni 2009 in Höhe von CHF 424.290,17, am 30. September 2009 in Höhe von CHF 1.086.315,56, am 30. Dezember 2009 in Höhe von CHF 1.021.424,44, am 30. März 2010 in Höhe von CHF 991.035,00, am 30, Juni 2010 in Höhe von CHF 1,010.502,44, am 30 September 2010 in Höhe von CHF 941.502,44, am 30. Dezember 2010 in Höhe von CHF 923-285,56, am 30. März 2011 in Höhe von CHF 950.615,00, am 30. Juni 2011 in Höhe von CHF 976.426,67, am 30. September 2011 in Höhe von CHF 973.871,11, am 30. Dezember 2011 in Höhe von CHF 884.080,17, am 30. März 2012 in Höhe von CHF 900.935,39, am 22. Mai 2012 in Höhe von CHF 534.825,94, am 22. August 2012 in Höhe von CHF 941.502,44, am 22. November 2012 in Höhe von CHF 909.982,22. am 22. Februar 2013 in Höhe von CHF 899.760,00, am 22. Mai Z013 in Höhe von CHF . 867.453.33, am 22. August 2013 in Höhe von CHF 893.626,67 sowie am 22. November 2013 in Höhe von CHF 893.626,67;

4.30, die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 8/6/... geleisteten Zinszahlungen am 30.Oktober 2008 in Höhe von EUR 5.796.016,67, am 30. April 2009 in Höhe von EUR 5.813.888,89, am 30, Oktober 2009 in Höhe von EUR 2,438.983,33, am 30. April 2010 in Höhe von EUR 1.391.311,11, am 29 Oktober 2010 in Höhe von EUR 1.803.822,22, am 29, April 2011 in Höhe von EUR 2.108.166.S7, am 31. Oktober 2011 in Höhe von EUR 2.549.915,67, am 30. April 2012 in Höhe von EUR 2.636.977,78 sowie am 30. Oktober 2012 in Höhe von EUR 1.863.550,00;

4.31, die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 7/6/... geleisteten Zinszahlungen am 30. Oktober 2008 in Höhe von EUR 5.765.516,07, am 30. April 2009 in Höhe von EUR 5 783.555,56, am 30. Oktober 2009 in Höhe von EUR 2.408.403,33, am 30, April 2010 in Höhe von EUR 1.368.477,78. am 29. Oktober 2010 in Höhe von EUR 1.773.488,89, am 29. April 2011 in Höhe von EUR 2.077.833,33, am 31. Oktober 2011 in Höhe von EUR 2.519.083,33, am 30. April 2012 in Höhe von EUR 2.606.644,44 sowie am 30. Oktober 2012 in Höhe von EUR 1.833.050,00;

4.32, die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 12/6/39... geleisteten Zinszahlungen am 17. April 2009 in Höhe von EUR 4.961.168,33, am 19.0ktober 2009 in Höhe von EUR 2.242.508,33, am 19. April 2010 in Höhe von EUR 1766.310,00, am 17. August 2010 in Höhe von EUR 1.027.600,00, am 17. Februar 2011 in Höhe von EUR 1.886.153,33, am 17. August 2011 in Höhe von EUR 2.006.234,17, am 17. Februar 2012 in Höhe von EUR 2.336.186,67 sowie am 17. August 2012 in Höhe von EUR 2.011.251,67;

4.33. die auf das Darlehen mit der Nummer 11/6/... geleisteten Zinszahlungen am 22.Dezember 2008 in Höhe von EUR 7.536.180,56, am 22. Juni 2009 m Höhe von EUR 4.982.250,00, am 21. Dezember 2009 in Höhe von EUR 2.766.652,78, am 21 Juni 2010 in Höhe von EUR 2.195.375,00, am 20. Dezember 2010 in Höhe von EUR 2.213.069,44, am 20. Juni 2011 in Höhe von EUR 2.520.194,44, am 20. Dezember 2011 in Höhe von EUR 3.166.916,67 sowie am 20. Juni 2012 in Höhe von EUR 3.058.895,83;

4.34. die auf das Darlehen mit der Nummer 10/6/... geleisteten Zinszahlungen am 22.Dezember 2003 in Höhe von EUR 7.561.875,00 am 22. Juni 2009 in Höhe von EUR 5.007.527,78, am 21. Dezember 2009 in Höhe von EUR 2.791.930,56, am 21. Juni 2010 in Höhe von EUR 12.496,77, am 20. Dezember 2010 in Höhe von EUR 12.596,34, am 20. Juni 2011 in Höhe von EUR 14.324,70, am 20. Dezember 2011 in Höhe von EUR 17.964,92 sowie am 20. Juni 2012 in Höhe von EUR 17.357,03;

4.35. die unter dem Money Market Limit Agreement geleisteten Provisionszahlungen am 24. September 2009 in Höhe von EUR 1.740.000,00, am 15.Januar2010 in Höhe von EUR 1.759.333,33, am 30, Juni 2010 in Höhe von EUR 1.769.000,00, am 30. Dezember 2010 in Höhe von EUR 1.759.333,33, am 30. Juni 2011 in Höhe von EUR 1769.000,00, am 30. Dezember 2011 in Höhe von EUR 1769.000,00 sowie am 2. Juli 2012 in Höhe von EUR 1,769.000,00;

4.36. die auf die Schuldverschreibung, ISIN XS0397542746, geleisteten Zinszahlungen am 20, Januar 2009 in Höhe von CHF 3.049.080,00, am 20. Juli 2009 in Höhe von CHF 4.542.600,00. am 20. Januar 2010 in Höhe von CHF 4.288.230,00, am 20. Juli 2010 in Höhe von CHF 3.994.560,00, am 20. Januar 2011 in Höhe von CHF 3.874.230,00, am 20. Juli 2011 in Höhe von CHF 3.848760,00, am 20. Januar 2012 in Höhe von CHF 3.907.440,00 sowie am 20. Juli 2012 in Höhe von CHF 3.661.500,00.“

VII.

Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

VIII.

Die Widerklage wird abgewiesen.

IX.

Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die Beklagte und Widerklägerin 94/100 und die Klägerin und Widerbeklagte 6/100.

X.

Das Urteil ist für die Klägerin und Widerbeklagte gegen Sicherheitsleistung En Höhe von 115% des jeweils zu vollstreckenden Betrages vorläufig voll- streckbar. Das Urteil ist für die Beklagte und Widerklägerin gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 115% des jeweils zu vollstreckenden Betrages vorläufig vollstreckbar.

Tatbestand:

Gegenstand des Rechtsstreits sind Ansprüche der Klägerin und Widerbeklagten (im Folgenden; Klägerin) auf Zahlungen aus Darlehens vertragen und Schuldverschreibungen zuzüglich Zinsen. Die Beklagte und Widerklägerin (im Folgenden; Beklagte) verlangt mit der Widerklage als Zins und Tilgung geleistete Zahlungen zurück. Die Klägerin hatte in ihrer Zeit als Mehrheitsgesellschafterin der Beklagten Darlehen und Schuldverschreibungen gewährt, sowie Darlehenszusagen gegeben.

I.

Die Klägerin erwarb mit Kaufvertrag vom 22.05.2007 die Anteilsmehrheit an der Beklagten (50% der Anteile an der Beklagten plus eine Aktie). Die Übertragung der Anteile erfolgte am 09,10.2007. Zum 31.12.2007 hielt die Klägerin 57,31% der Anteile, im Dezember 2008 67,08% (vgl. HGAA Dokumentation gemäß Bmw-Positionspapier zur Zeichnung von Partizipationskapital, Anlage K 38, S. 7).

Zur Förderung der Integration der Beklagten in den Konzern der Klägerin wurde das Projekt „Jointly Succesful“ durchgeführt, welches u. a. Anpassungen des Kreditprozesses vorsah (vgl. Protokoll des Lenkungsausschusses „Jointly Successful“ vom 29.08.2007, Anlage B 478, S. 2 ff.). Verschiedene Mitarbeiter der Klägerin wechselten zu einer Tätigkeit bei der Beklagten, u. a. die Zeugen [Z 1] (Oktober 2007), [Z 2] (Juni 2008) und [Z 3] (September 2008). Auf Vorschlag der Klägerin wurde der Zeuge £Z 5], der bis zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter der Klägerin war, zum 01.05.2008 zum Risiko vorstand der Beklagten bestellt.

Kapitalerhöhungen

Im Dezember 2007 erfolgte eine Kapitalerhöhung der Beklagten in Höhe von EUR 600 Mio. (Beschluss der außerordentlichen Hauptversammlung vom 05.12.2007, Anlage B 58), an welcher sich die Klägerin beteiligte. Eine weitere Kapitalerhöhung, an der sich die Klägerin mit 699,9 Mio. beteiligte, erfolgte im Dezember 2008 (Beschluss der außerordentlichen Hauptversammlung vom 02.12.2008, Anlage B 59). Auf Antrag der Beklagten (Anlage K 40) beteiligte sich die Republik Österreich mit Partizipationskapital in Höhe von EUR 900 Mio. (hierzu BMF-Positionspapier zu den Bedingungen und Ausgestaltungsformen des Partizipationskapitals Anlage K 37, HGAA Dokumentation vom 15.12.2008, Anlage K 38 und Brief [WP 2] vom 15.12.2008, Anlage K 39)

Eigenmittel

Die Beklagte wies im Zeitraum 2008 bis 2009 die gemäß §§ 22 ff. österreichisches Bankwesengesetz in der zeitlich anwendbaren Fassung (im Folgenden: BWG) erforderliche Eigenmittelquote in sämtlichen Jahresberichten sowie in unterjährigen Meldungen an die Finanzmarktaufsicht aus (Jahresfinanzbericht 2007, Anlage K 33: 16,8%; Jahresfinanzbericht 2008, Anlage K 34: 17,1%; Jahresfinanzbericht 2009, Anlage K35. 8,1%; Darstellung des Verlaufs im AKKT I - Gutachten S. 10, Anlage B 20).

Die österreichische Nationalbank führte im Jahr 2007/2008 im Auftrag der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) eine Sonderprüfung der Eigenmittel Situation bei der Beklagten durch, dabei kam sie zu dem Schluss, dass die Eigenmittelproblematik aus der Vergangenheit behoben sei. Die FMA ordnete eine quartalsweise Berichtspflicht über die Eigenmitte [Situation im Konzern an (vgl. Darstellung im Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission zur transparenten Aufklärung der Vorkommnisse rund um die Hypo Group Alpe-Adria vom 02.12.2014, sog. Griss-Bericht, Anlage B 779, S. 136 ff.).

Mit Bescheid der Finanzmarktaufsicht vom 03.12.2012 und 11.03.2013 wurde eine Erhöhung der erforderlichen Eigenmittelquoten auf 12,04% bzw. 12,4% ab 31.12.2013 angeordnet (Anlagen K43, S. 94f., Anlage B 55).

Entwicklung 2009. Aktienkaufvertrag

Die Zeichnung von Partizipationskapital durch die Republik Österreich hatte die Einleitung eines EU-Beihilfeverfahrens zur Folge. Auf den Beschluss der Kommission vom 03.09.2013 im Verfahren SA.32554 (2009/C) (Anlage B 56) wird Bezug genommen.

Die Beklagte entwickelte ein als „Hypo Fit 2013“ bezeichnetes Umstrukturierungs- und Sanierungsprogramm (vgl. Rentabilitätsbericht, sog. Viability Report, über die Grundsatz Vereinbarung der Beklagten mit der Republik Österreich zur Zeichnung von Partizipationskapital, stehe Anlagenkonvolut B-774; vgl. Angaben zum Programm Hypo Fit 2013 im Jahresfinanzbericht für das Geschäftsjahr 2009, Anlage K 35, S. 5 f.; vgl. Protokoll 86. Sitzung des Aufsichtsrats der Beklagten vom 11.12.2008 Anlage B 217; Protokoll 89. Sitzung des Aufsichtsrats der Beklagten vom 10,09.2009, Anlage B 218, S. 10 ff.; Bericht [WP 1] zur Sonderaufsichtsratssitzung der Beklagten vom 16.11.2009, Anlage B219, S. 6 ff. sowie im AKKT-Gutachten Fortbestehensprognose Anlage B 501, S. 383 ff).

Die Beklagte gab im Juli 2009 bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft [WP 1] eine Analyse des Kreditportfolios der HGAA in Auftrag. Dieser Bericht (sog. [WP 1] Asset Review, Anlage B 322) wurde am 13,11.2009 erstattet. Im Rahmen der gesetzlichen Redepflicht schrieb WirtschaftsprüfungsgeseIlschaft [WP 2] am 13.11.2009 einen Warnbrief an den damaligen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Beklagten ..., zugleich Vorstands Vorsitzender der Klägerin (Anlage B 220, zugleich Beilage zur 90. Sitzung des Aufsichtsrates der Beklagten vom 16.112009). Daraus ergaben sich unter Bezugnahme auf den [WP 1]-Bericht Risiken in Höhe von rd. EUR 908 Mio. bis rd. EUR 1,293 Mrd. Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Eigenmittel wird vorbehaltlich einer exakten Berechnung für möglich gehalten, dass diese unter das gesetzlich geforderte Mindestmaß gemäß § 22 Abs. 1 BWG sinken. Von der Unrichtigkeit einzelner ONA Meidungen (insbesondere 30. September 2009) an die Aufsichtsbehörden sei auszugehen. Risiken für den Jahresabschluss werden aufgezeigt. Auf die Anlage B 220 und B 322 wird Bezug genommen.

Die Klägerin führte daraufhin Verhandlungen mit Vertretern des österreichischen -Bundesministeriums für Finanzen über die Notwendigkeit einer Rekapitalisierung der Beklagten und über eine Übertragung auf die Republik Österreich. Auf die Anlage B 322 a, Gespräch zur HGAA im BMF am 08.12.2009 und das „Term-Sheet“ vom 14.12.2009, Anlage K53, wird Bezug genommen. Die Verhandlungen fanden ihren Abschluss im Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009 zwischen der Klägerin und der Republik Österreich unter Beitritt der Beklagten (Anlage K 4, im Folgenden: Aktienkaufvertrag). Darin verkaufte und übertrug die Klägerin der Republik Österreich ihre Aktien an der Beklagten für einen Kaufpreis von EUR 1. Die Klägerin verpflichtete sich -ebenso wie die Republik Österreich - zu Kapitalmaßnahmen, unter anderem durch Verzicht auf das Ergänzungskapital in Höhe von EUR 300 Mio. und den Verzicht auf bestehende Darlehen in Höhe von EUR 525 Mio. Außerdem wurden Liquiditätsmaßnahmen vereinbart. So verpflichtete sich die Klägerin, der Beklagten Darlehen in Höhe von EUR 2.636.998.277,78 mit Fälligkeit mindestens bis 31.12.2013 zur Verfügung zu stellen. Diese Summe umfasste den aktuellen Darlehensbestand nach dem Rahmenvertrag (Master Loan Agreement Anlage K 1, siehe unten) sowie aus Schuldverschreibungen, einschließlich bereits gekündigter und durch Aufrechnung getilgter Darlehen, zu deren Neugewährung in Höhe von EUR 648.998.277,73 sich die Klägerin zugleich ebenfalls verpflichtete. Des Weiteren stellte die Klägerin der Beklagten eine Kreditlinie (Money Market Limit Agreement) in Höhe von EUR 500 Mio. bis zum 31.12.2012 zur Verfügung. Die Verpflichtungen der Klägerin aus dem Aktienkaufvertrag wurden erfüllt (siehe unten).

Im Aktienkaufvertrag (Anlage K 4) heißt es unter Ziffer 10. „Gerichtstand und anwendbares Recht“:

„(1) Für alle Streitigkeiten, die sich aus dieser Vereinbarung ergeben, einschließlich von Streitigkeiten über das wirksame Zustandekommen, ist das sachlich in Handelssachen und örtlich für Wien - innere Stadt - zuständige Gericht ausschließlich zuständig.

(2) Auf diese Vereinbarung ist ausschließlich österreichisches Recht unter Ausschluss der Kollisionsnormen anzuwenden.“

Weitere Entwicklung ab 2010

Im Jahr 2010 gewährte die Republik Österreich zugunsten der Beklagten eine Asset Garantie über EUR 200 Mio. und zeichnete Partizipationskapital über EUR 450 Mio. (Protokoll der Hauptversammlung vom 30.06.2011 Anlage B 60). Für die Darstellung der mit insgesamt auf EUR 5.550.000,000,00 bezifferten Kapitalmaßnahmen der Republik Österreich von 2008 bis 2014 wird auf die Anlage B 782, S. 10, Mandatsbescheid der(österr.) Finanzmarktaufsicht vom 01=03.2015 sowie auf die Anlagen B 61, Protokoll der Hauptversammlung vom 30.05.2011, Anlage B 62, Beschluss der Hauptversammlung vom 13.12.2012 und Anlage B 66, Beschluss der Hauptversammlung vom 23.07.2013 Bezug genommen.

Am 03.09.2013 traf die Europäische Kommission die Endentscheidung über die Beihilfen (Anlage B 56). Der Umstrukturierungsplan vom 29.06.2013/27.08.2013 wurde genehmigt. Damit verbunden war eine Verpflichtung zur Abwicklung der Beklagten.

Am 01.08.2014 traten das Bundesgesetz über Sanierungsmaßnahmen für die HYPO ALPE ADRIA BANK INTERNATIONAL AG (HaaSanG) und das Gesetz zur Schaffung einer Abbaueinheit (GSA), (österr.) BGBl. I Nr. 51/2014, in Kraft (Anlage B 437).

In den Gesetzesmaterialien (178 der Beilagen XXV. GP- Regierungsvorlage - Materialien, Anlage B 439) werden zwei Ziele des Gesetzes genannt die Gewahrleistung des geordneten, aktiven, bestmöglichen und raschen Portfolioabbaus der HBInt. sowie die Schonung öffentlicher Mittel bei der Abwicklung der HBInt. Eine Verordnung der (österr.) Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) über die Durchführung von Sanierungsmaßnahmen gemäß § 7 Abs. 2 in Verbindung mit § 3 und § 4 HaaSanG (HaaSanV) wurde am 07.08.2014 im (österr.) Bundesgesetzblatt veröffentlicht (Anlage B 438). Das HaaSanG in Verbindung mit der HaaSanV enthält hinsichtlich der streitgegenständlichen Klageforderungen teils Anordnungen des Erlöschens der Forderung, hinsichtlich der übrigen Forderungen eine Stundungsanordnung.

Der Vorstand der Beklagten zeigte mit Schreiben vom 16,10.2014 und vom 30.10.2014 an die (österr.) FMA an, dass nunmehr kein Einlagengeschäft betrieben wird und bestätigte das Entfallen von qualifizierten Beteiligungen an Kreditinstituten und Wertpapierfirmen. Mit Deregulierungsbescheid der (österr.) FMA vom 30.10.2014 endete die Bankkonzession der Beklagten nach dem österr. Bankwesengesetz; die Beklagte wurde als Abbaueinheit mit dem Namen HETA Asset Resolution AG fortgeführt. Auf die Anlage B 792, Mandatsbescheid der [österr.) FMA vom 01.03.2015, wird Bezug genommen. Zum 01.01.2015 trat das (österr) Bundesgesetz über die Sanierung und Abwicklung von Banken (BaSAG) vom 29.12.2014 (österr.) BGBl. I Nr. 98/2014, in Kraft. Das Gesetz dient unter anderem der Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen. § 162 Abs. 6 (österr.) BaSAG enthält Bestimmungen für eine Abbaueinheit nach dem (österr.) GSA:

„(6) Auf die Abbaugesellschaft und auf die Abbaueinheit gemäß § 2 des Bundesgesetzes zur Schaffung einer Abbaueinheit - GSA, BGBL I Nr. 51/2014, sind die im 4. Teil dieses Bundesgesetzes geregelten Befugnisse und Instrumente anwendbar. § 51 Abs. 1 Z2ist auf die Abbaueinheit gemäß § 2 GSA nicht anzuwenden.“

Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) erließ am 01.03.2015 als zuständige Abwicklungsbehörde gemäß § 3 Abs. 1 BaSAG einen Mandatsbescheid mit folgender Anordnung (Anlage B 782):

„D/e Fälligkeiten sämtlicher von der HETA ausgegebenen Schuldtitel und sämtlicher anderer Verbindlichkeiten und die Zeitpunkte, zu denen die darauf entfallenden Zinsen zu zahlen sind, weiden, gemäß § 58 Abs. 1 Z 10 BaSAG mit sofortiger Wirkung dahingehend geändert dass sie bis zum Ablauf des 31.05.2016 aufgeschoben werden, ...“

Unter II. Nr. 3 des Mandatsbescheids werden die Forderungen, die bereits Gegenstand der Anlage 1 und 2 zu §§ 1 und 2 HaaSanV sind, in den Anwendungsbereich des Bescheids einbezogen.

Zur Darstellung der wirtschaftlichen Lage der Beklagten sowie der rechtlichen und finanziellen Verhältnisse und Entwicklungen wird - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - insbesondere auf folgende Anlagen Bezug genommen:

18.05.2007

B325

Due Diligence Bericht [WP 3]

10.07.2012

B 324

Gutachten [P 11] zur Bewertung der HGAA im Jahr 2007

27.072007

B 361

Österreichische Nationalbank Prüfbericht Zeitraum 16.09.2006 bis 20.04.2007,

28.02.2008

K 33

Jahresfinanzbericht der Bekl. für das Geschäftsjahr 2007

07.03.2008

B 774

Prüfbericht [WP 2] zum Jahresabschluss 2007

15.12.2008

K 38

HGAA Dokumentation gemäß BMF-Positionspapier, zur Zeichnung von Partizipationskapital

31.12.2008

K 36 .

Offenlegungsbericht für das Geschäftsjahr 2008

24.03 2009

K 34

Jahresfinanzbericht der Bekl. für das Geschäftsjahr 2008

24.03.2009

B 774

Prüfbericht [WP 2] zum Jahresabschluss 2008

23.04.2009

B 774

Rentabilitätsbericht (sog. Viability Report)

13.11.2009

B 322

[WP 1] Bericht

13.11.2009

B 220

Schreiben [WP 2]

23.11.2009

B 323

Österreichische Nationalbank Prüfbericht Zeitraum 17.08.2009 bis 23,11.2009

09.12.2009

K 97

Positionspapier des Vorstandes

31.12.2009

K36

Offenlegungsbericht für das Geschäftsjahr 2009

16 03.2010

K 35

Jahresfinanzbericht der Bekl. für das Geschäftsjahr 2009

23.03.2011.

K 41

Jahresfinanzbericht der Bekl. für das Geschäftsjahr 2010

12.03.2012

K 42 = B 68

Jahresfinanzbericht der Bekl. für das Geschäftsjahr 2011

06,03 2013

K43

Jahresfinanzbericht der Bekl. für das Geschäftsjahr 2012

14,04.2014

K 64

Jahresfinanzbericht der Bekl für das Geschäftsjahr 2013

28.08.2013

B 63

Halbjahresfinanzbericht 2013

27.08.2014

B 482

Halbjahresfinanzbericht 2014

03.09.2013

B 56

Beschluss der Kommission über staatliche Beihilfe SA,32554 (2009/C)

Juni 2009

K 46

Finanzmarktstabilitätsbericht 17 der ÖNB

Juni 2011

B 69

Finanzmarktstabilitätsbericht 21 ÖNB

29.03.2011

B 326

Schlussbericht Untersuchungsausschuss Bayer Landtag

01.03.2015

B 782

Mandatsbescheid der österr. Finanzmarktaufsicht

Darüber hinaus wird auf alle weiteren Anlagen hierzu, insbesondere interne Unterlagen der Beklagten wie Berichte der internen Revision, Kreditrisikoberichte, Protokolle des Aufsichtsrates, des Kredit- und Prüfungsausschusses des Aufsichtsrates, des Group Credit Comittee, Watch-Loan Comittee, Pre-Watch-Loan Comittee, Konzernkreditberichte (der Klägerin), Sonderberichte, Aktenvermerke und E-Mail-Korrespondenz Bezug genommen.

Die Finanzierungsverträge:

Während ihrer Zeit als Mehrheitsgesellschafterin sowie danach auf der Grundlage des Aktienkaufvertrages vom 29.12.2009 (Anlage K 4) stellte die Klägerin der Beklagten Kredite und andere Finanzierungsinstrumente zur Verfügung. Die Beklagte leistete auf alle Darlehen und Schuldverschreibungen vertragsgemäß Zinszahlungen bis Ende 2012, auslaufende Finanzierungen wurden bei Fälligkeit vertragsgemäß getilgt Hinsichtlich der einzelnen Zahlungen nach Betrag, Zeitpunkt und Vertragsverhältnis, die Gegenstand von Klage und Widerklage sind, wird auf die folgende Tabelle Bezug genommen.

Mit Schreiben vom 13.12.2012 (Anlage K 20) kündigte die Beklagte unter Berufung auf eine Rückzahlungssperre nach dem österreichischen Eigenkapitalersatzgesetz (EKEG) an, keine Zins- und Tilgungszahlungen mehr zu leisten und nach Fertigstellung entsprechender Berechnungen bereits geleistete Zahlungen zurück zu fordern. Die Klägerin antwortete mit einer Aufforderung zur Zahlung vom 20.12.2012 (Anlage K21), welche die Beklagte mitschreiben vom 07.01.2013 (Anlage K22) zurück wies, Auf die Schuldverschreibungen Nr. 19 und 20 (Klageanträge Ziffer 1.19 und 1.20) leistete die Beklagte dagegen Anfang 2013 vertragsgemäß Zinsen, die Klägerin veräußerte diese sodann auf dem Kapitalmarkt. Mit Schreiben vom 30.12.2013 (Anlage K 62) verweigerte die Beklagte Zahlung auf die nunmehr fälligen Forderungen zu den Darlehen Nr. 3 und 5 a (Klageanträge Ziffer 1.3 und 1,5), wiederum unter Berufung auf einen eigen kapitalersetzenden Charakter dieser Darlehen.

In der Anlage 1 zu einer Vereinbarung vom 02.08.2012 (Anlage K2, K 3) haben die Parteien den Finanzierungsbestand zu dem Zeitpunkt festgehalten.

Die Finanzierungsverträge werden zunächst tabellarisch dargestellt, es folgt sodann eine kurze Zusammenfassung im Text Aus der Tabelle ergeben sich auch die Tilgungs- und Zinsleistungen, die Gegenstand der Widerklage sind. Die einzelnen Vertrags Verhältnisse wurden für die übersichtliche Darstellung in den Urteilsgründen durchnummeriert Die Zuordnung zu den Anträgen der Klage und der Widerklage ergibt sich aus der folgenden Tabelle.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Finanzierungsverträge (Darlehen, Darlehenszusagen, Schuldverschreibungen, Zusagen zu Schuldverschreibungen und Kurzfristfinanzierungen). Auf die Anlagen K 69, 70a, 92, 93 und B 53 wird Bezug genommen. Die fortlaufenden Ziffern dieser Tabelle werden in Tatbestand und Gründen zur Bezeichnung der jeweiligen Finanzierungen verwendet. Damit ist jeweils eine Bezugnahme auf diese Übersicht verbunden.

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Zur Entwicklung der in der Tabelle dargestellten Vertrags Verhältnisse gilt folgender Überblick, hinsichtlich der Einzelheiten wird auf die Schriftsätze Bezug genommen;

1. Darlehen auf der Grundlage des Rahmenvertrages „Master Loan Agreement“

Am 30.01.2008 schlössen die Parteien einen Rahmenkreditvertrag mit allgemeinen Bedingungen für künftige Einzelkredite (Master Loan Agreement im Folgenden: MLA oder Rahmenvertrag). Auf die Anlage K 1 wird Bezug genommen. Der Vertrag wurde in englischer Sprache geschlossen, gemäß Ziffer 16.2 MLA ist der englische Text maßgebend. Unter Ziffer 21: .Anwendbares Recht und Gerichtsstand' heißt es..

„21.1 Der Rahmenvertrag und alte nach diesem geschlossenen Kreditverträge unterliegen deutschem Recht und sind entsprechend auszulegen.

21.4 Der Kreditnehmer unterwirft sich hiermit unwiderruflich der ausschließlichen Zuständigkeil Münchner Gerichte. Diese Klausel enthält keine Bestimmung, die das Recht des Kreditgebers einschränkt, gerichtliche Schritte gegen den Kreditnehmer an einem anderen zuständigen Gericht einzuleiten.“

Unter Ziffer 8: „Erklärungen und Zusicherungen“ enthält der Vertrag Folgendes,

„h) Jahresabschluss: Der geprüfte Jahresabschluss des Kreditnehmers (konsolidiert oder nicht konsolidiert) für das vorausgegangene Geschäftsjahr wurde auf einer einheitlichen Grundlage erstellt und vermittelt ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Ergebnisse aus der Geschäftstätigkeit im betreffenden Jahr sowie der wirtschaftlichen Lage des Kreditnehmers zu diesem Datum. Zudem werden die tatsächlichen oder Eventualverbindlichkeiten des Kreditnehmers ordnungsgemäß dargestellt und es waren keine Veränderungen der geschäftlichen oder finanziellen Lage des Kreditnehmers und gegebenenfalls seiner Tochterunternehmen zu verzeichnen.

i) Richtigkeit der Information: Keine der dem Kreditgeber bereitgestellten Informationen ist unrichtig oder enthält eine unwahre Darstellung eines wesentlichen Sachverhaltes bzw. lasst wesentliche Sachverhalte unerwähnt.“

Eine Regelung zum Schadensersatz, in der beglaubigten Übersetzung der Anlage K 1 „Haftungsfreistellung“ genannt, englische Fassung: „Indemnity“ heißt es wie folgt:

„Der Kreditnehmer hat den Kreditgeber vollständig für sämtliche Auslagen, Verluste, Schäden oder Haftungsforderungen zu entschädigen (deren Höhe aus den Anscheinsbeweisen des Kreditgebers hervorgeht), die dem Kreditgeber in Folge i) eines Versäumnisses des Kreditnehmers beim Kreditabruf nach einem Kreditvertrag beim vereinbarten Termin oder ii) einer Rückzahlung oder vorzeitigen Tilgung eines Kredites zu einem anderen Tag als den ursprünglichen Fälligkeitstermin, oder iii) eines Verstoßes gegen eine andere vertragsgegenständliche Verpflichtung oder iv) des Eintritt eines Verzugsverfalls nach Maßgabe des Rahmenvertrages entstehen.“ ...

Auf der Grundlage dieses Rahmenvertrages (MLA) wurden die Darlehen Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4, Nr. 5a, Nr. 6a, Nr. 7a, Nr. 12a, Nr. 13a, Nr. 16, Nr. 17, Nr. 18 a, Nr. 21, Nr. 22, Nr. 23, Nr. 24, Nr. 25 geschlossen. Auch die Darlehens vertrage zu den Darlehen Nr. 6 b, 7 b, 18 b nehmen auf den Rahmenvertrag Bezug.

2. Vereinbarung vom 02.08.2012 (Anlagen K 2, K 3)

In der Vereinbarung vom 02.08.2012 (Anlage K2) wurde zum einen der offene Finanzierungsbestand - nicht konstitutiv - festgehalten. Zum anderen enthält die Vereinbarung eine Reihe von Modifikationen und Klarstellungen zu den Darlehen Nr. 10 b, 11 b (Pauschalierung der Bereitstellungsprovision und Marge) Nr. 5 a und Nr. 5 b (siehe unten). In Ziffer 3.3 wird bestimmt, dass die Vereinbarung österreichischem Recht unter Ausschluss der Kollisionsnormen unterliegt Unter Ziffer 3,4. heißt es zum Gerichtsstand:

„Für alle Streitigkeiten, die sich aus dieser Vereinbarung ergeben oder sieb auf deren Abschluss, Verletzung, Auflösung oder Nichtigkeit beziehen, ist das für Handelssachen zuständige Gericht in Wien ausschließlich zuständig. Klargestellt wird, dass die in den übrigen Vereinbarungen zwischen den Parteien (einschließlich MLA, Kreditverträge) vereinbarten Gerichtsstandsklauseln von dieser Gerichtsstandsvereinbarung unberührt bleiben und gegenüber dieser Vorrang haben.“

3. Entwicklung der Finanzierungsverträge im Einzelnen:

Aufgrund der Verpflichtungen im Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009 (Anlage K 4) wurden die Darlehen teilweise prolongiert, teilweise durch Verzicht reduziert und teilweise nach Tilgung in Darlehenszusagen umgewandelt Die Darlehen haben sich im Einzelnen wie folgt entwickelt:

a. Die Darlehen Nr. 21, 22, 23 und 24 (Anlagen B 29, B 26, B 27, K 59) wurden vertragsgemäß getilgt. Zins- und Tilgung sind Gegenstand der Widerklageanträge Ziffer 6,1, 2,17.

b. Auf das Darlehen Nr. 25 (Anlage ß 28), Widerklageantrag Ziffer 5, verzichtete die Klägerin auf der Grundlage des Aktien kauf Vertrags vom 29.12.2009 (Anlage K 4).

c. Das Darlehen Nr. 17 (Klageantrag Nr. 1.17, Widerklageantrag Ziffer 10) vom 18.06.2008 über EUR 250.000.000,00 (Anlage K 15, K 15 a) ist seit 20.06.2014 fällig, Modifikationen hierzu erfolgten nicht.

d. Das Darlehen Nr. 1 (Klageantrag Ziffer 1.1, Widerklage Ziffer 18) vom 17.10.2008 über EUR 150.000.000,00 (Anlage K 5) wurde mit Vereinbarung vom 16.08.2010 (Anlage K 5 a, vgl. auch Anlage K 5 b und 5 c) verlängert bis zum 31.12.2013, Zum Kredit heißt es hier:

„Nach Maßgabe des Aktienkaufvertrags mit Datum vom 29.12.2009 (der „Aktienkaufvertrag“) mit Wirkung vom 30,12.2009 zwischen der Republik Österreich, der Bayerischen Landesbank und Hypo Alpe-Adria-Bank international AG und des Rahmenkreditvertrages mit Datum vom 30.01.2008 hat die Bayern LB den bestehenden und vollständigen an Hypo Alpe-Adria-Bank International AG ausgezahlten Kredit in Höhe von EUR 150.000,00 mit der ursprünglichen Laufzeit bis -17.08.2010 („bestehender Kredit“) bis zum 31.12.2013 (nachstehend „neuer Rückzahlungstermin“) verlängert.“

e. Entsprechende Vereinbarungen wurden für das Darlehen Nr. 2 (Klageantrag Ziffer 1.2, Widerklage Ziffer 3) vom 17.03.2008 über CHF 500.000.000,00 (Anlage K 6 = B 10) am 16,03.2011 (Anlage K 6a; Anlage K 6 b und K6 c), das Darlehen Nr. 3 (Klageantrag Ziffer 1.3, Widerklage Ziffer 23) vom 22.05.2009 über CHF 200.000.000,00 am 18.05.2012 (Anlage K 7 = B 11, K 7a, K 7 b, B 24, B 25), das Darlehen Nr. 4 (Klageantrag Ziffer 1.4, Widerklage Ziffer 12) vom 01.07.2008 über CHF 500.000.000,00 (Anlage K 8 = B 12) am 25.06.2012 (Anlage K 8 a, K 8 b) getroffen.

f. Das Darlehen Nr. 5 a (Klageantrag Ziffer 1.15, Widerklage Ziffer 24) vom 29.06.2009 über EUR 300.000.000,00 (Anlage K 9) tilgte die Beklagte in Höhe von EUR 70.000.000,00 zum 03.08.2012. In Höhe der verbleibenden EUR 230.000.000,00 erfolgte Prolongation bis zum 31.12.2013 durch eine entsprechende Verlängerungsvereinbarung vom 02.08.2012 (Anlage K 2, K 9 a, K 9 c).

g. Hinsichtlich des teilweise in Höhe von EUR 70,000.000,00 getilgten Darlehens Nr. 5 a räumte die Klägerin der Beklagten am 02.08.2012 (Anlage K 2. K 9 h) das Recht auf Abruf eines Betrages in Höhe von EUR 70.000.000,00 ein (Darlehenszusage Nr. 5 b, Klageantrag Ziffer 1.14).

Gegen Ende des Schreibens heißt es.

„Dieses Schreiben unterliegt österreichischem Recht unter Ausschluss der internationalrechtlichen Kollisionsnormen. Gerichtsstand ist ausschließlich das sachlich zuständige Gericht In Handelssachen in Wien.“

In der Vereinbarung wird auf die Beilage .../1 mit den Bestimmungen des im Entwurf bereits ausverhandelten Kreditvertrages, „die einen integrierenden Bestandteil dieses Schreiben darstellt“, Bezug genommen.

Unter „Der Kredit heißt es in dieser Beilage . ../1:

„Wir beziehen uns auf oben genannten Kredit in Höhe von EUR 300.000.000,00, der nach dem Rahmenkreditvertrag zwischen Hypo Alpe-Adria-Bank international AG („HB int.“) als Kreditnehmer und der Bayerischen Landesbank („Bayern LB“) als Kreditgeber mit Datum 30.01.2008 (nachstehend der Rahmenkreditvertrag) erteilt und am 03.08.2012 in Höhe von EUR 70.000.000,00 getilgt sowie eine Kreditlinie von EUR 70.000.000,00 umgewandelt wurde.

Nach Maßgabe des Aktienkaufvertrages mit Datum 29. Dezember 2009 (der Aktienkaufvertrag) und Wirkung ab 30. Dezember 2009 zwischen der Republik Österreich. der Bayerischen Landesbank und Hypo Alpe-Adria-Bank International AG sowie des Rahmenkreditvertrages vom 30. Januar 2008 bat die Bayern LB unter anderem die Laufzeit des Kredit bis zum 31. Dezember 2013 verlängert.

Dieser Vertrag regelt die Bedingungen für die erneute Auszahlung des Kredits und stellt unter keinen Umständen und in keiner Weise einen Eingriff, eine Veränderung, Auslegung oder Modifizierung der Bedingungen des Aktienkaufvertrages und des Rahmenkreditvertrages dar.“

Eine entsprechende Vertragsgestaltung weist die Umwandlung der Darlehen Nr. 12 a und Nr. 13 a in Darlehenszusagen Nr. 12 b und Nr. 13 b (Klageanträge Ziffer 1.12 a, 1.12 b, 1.13 a, 1.13 b) auf.

h. Das Darlehen Nr. 12 a (Widerklageantrag Ziffer 19) vom 21.10.2008 über CHF 280.000.000,00 (Anlage K 12, B 13) wurde am 21.10.2011 getilgt Im Gegenzug zur Tilgung räumte die Klägerin der Beklagten am 19.10.2011 eine Kreditlinie über zunächst CHF 280.000.000,00 (Anlage K 12 a, b, B 3) (Darlehenszusage Nr. 12 b) ein, welche mit Vertrag vom 02.08.2012 (Anlage K 2) in eine Kreditlinie über EUR 188.172,043,01 umgewandelt wurde Die Beklagte leistete vertragsgemäße Bereitstellungsprovision.

i. Das Darlehen Nr. 13 a (Widerklageantrag Ziffer 4) vom 03.04.2008 über CHF 400.000.000,00 f (Anlage K 13, B 14) wurde am 05.04.2012 getilgt. Das Darlehen wurde aufgrund Vereinbarung vom gleichen Tage (Anlage K 13 a, K 13 b, S 14) in die Darlehenszusage Nr. 13 b über EUR 268.817.204,30 um- -gewandelt. Die Beklagte leistete BereitsteIIungsprovisionen.

j. Die Klägerin kündigte am 11.12.2009 die Darlehen Nr. 6 a (Widerklageantrag Ziffer 7) vom 29.04.2008 über EUR 200.000.000,00 (Anlage K 10), Darlehen Nr. 7 a (Widerklageantrag Ziffer 8) vom 29.04.2008 über EUR 200.000.000,00 (Anlage K 11) und Darlehen Nr. 18 a (Widerklageantrag Ziffer 11) vom 18.06.2008 (Anlage K 16) über EUR 250.000 .000.00 gegenüber der Beklagten (Anlage B 108). Am 11.12.2009 erfolgte Tilgung der Darlehen Nr. 6 a und Nr. 7 a und teilweise des Darlehens Nr. 18 a durch Verrechnung mit drei Termineinlagen der Beklagten bei der Klägerin einschließlich Zinsansprüchen in Höhe von EUR 601.001.722,22. Den Restbetrag aus dem Darlehen Nr. 18 a in Höhe von EUR 48.998.277,78 stundete die Klägerin.

Im Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009 (Anlage K4) verpflichtete sich die Klägerin, der Beklagten die Darlehen im gleichen Umfang und damit nach Verrechnung des gestundeten Teilbetrages in Höhe von EUR 600.000.000,00 wieder zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Grundlage vereinbarten die Parteien mit Vertrag vom 30.12.2009 (Anlage K 10 a, K 11 a und K 16 a) neue Kreditverträge (Darlehen Nr. 6 b und 7 b und 18 b, Klageanträge Ziffer 1.6, 1.7, 1.18, Widerklage Ziffer 30, 31, 32). Als Auszahlungsdatum wurde der 30.12.2009 mit Wert 14.12.2009 festgesetzt, (siehe hierzu auch Anlage K 10 b und K 10 c). Unter „Die Fazilität“ heißt es zu den Vertragsgrundlagen beispielhaft in Anlage K 10 a):

„Nach Maßgabe der Bedingungen dieses Vertrags, des Aktienkaufvertrags zwischen der Republik Österreich, der Bayerischen Landesbank und Hypo Alpe Adria Bank International AG mit Datum von [29.12.2009] und dem Rahmenkreditvertrag mit Datum vom 30. Januar 2008 stellt die BayernLB der Hypo Alpe Adria Bank international AG einen Kredit in Höhe von 200.000.000 EUR bereit.“

Auch das Darlehen Nr. 18 a vom 18,06.2008 wurde aufgrund der Vereinbarung vom 30.12.2009 (K 16 a) am 30.12.2009 mit Wertstellung 14.12.2009 in Höhe von EUR 248.998.277,78 wieder ausgereicht, jedoch mit einem - im Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009 vereinbarten Teilverzicht vom 30.12.2009 auf EUR 1.406.879,93 reduziert (Vergleiche Anlage K 3, Darlehen Nr. 18 b). Dieses Darlehen ist fällig am 19.06.2015.

k. Für das Darlehen Nr. 16 (Klageantrag Ziffer 1.16, Widerklage Ziffer 9) vom 04705,06.2008 über CHF 300.000.000,00 (Anlage K 14, K 14 a) erfolgte Teilverzicht im Aktien kauf vertrag vom 30.12.2009 mit Reduzierung der Darlehensvaluta auf CHF 87.216.000,00 (Anlage K 3, Anlage 1, Ziffer 16). Das Darlehen ist seit 05.06.2014 fällig.

l. Bereits am 16.03.2006 zeichnete die Klägerin die Inhaberschuldverschreibung Nr. 19 ISIN XSÜ247263048 (Klageantrage Ziffer 1.19) (Anlage B 16) über EUR 40.000.000,00 mit Fälligkeit zum 17.03.2014. Die Beklagte bediente die Ansprüche vertragsgemäß.

Die Anlage B 16 enthält die Emissionsbedingungen. In § 13 Anwendbares Recht, Gerichtsstand...“hem es:

„(1) Anwendbares Recht. Form und Inhalt der Schuldverschreibungen sowie die Rechte und Pflichten der Gläubiger und der Emittentin bestimmen sich in jeder Hinsicht nach deutschem Recht.

(2) Gerichtsstand. Nicht ausschließlich zuständig für sämtliche im Zusammenhang mit den Schuldverschreibungen entstehenden Klagen oder sonstige Verfahren („Rechtsstreitigkeiten“) ist das Landgericht Frankfurt am Main.“

Gemäß § 14 der Bedingungen ist die deutsche Fassung maßgebend.

Die Inhaberschuldverschreibung Nr. 20 ISIN XSQ281875483 (Klageantrag Ziffer 1,20) (Anlage B 17) zeichnete die Klägerin am 22.01.2007 über EUR 10,000.000,00, Die Emissionsbedingungen B 17 vom 22.01.2007 entsprechen hinsichtlich § 13 und 14 Anwendbares Recht und Gerichtsstand und Sprache der Anlage B 16.

Fälligkeit tritt am 24.01.2017 ein.

Die Klägerin erklärte die Anträge Ziffer 1.19 und 1.20 für erledigt.

m. Die Klägerin zeichnete die Schuldverschreibung Nr. 15 (Klageantrag Ziffer 1.15, Widerklage Ziffer 20) der Beklagten vom 04.08.2008 über CHF 300.000.000,00 ISIN XS0397542746 (Anlage B 18). Emissionsstelle ist die Deutsche Bank AG, Zahlstelle die Banque de Luxembourg. Auch hier enthält § 13 der Anlagebedingungen eine entsprechende Regelung zum Gerichtsstand.

Fälligkeit trat am 20.01.2014 ein.

n. Die Klägerin gewährte der Beklagten das Schuldscheindarlehen Nr. 10 a, ISIN XS0399... (Widerklage Ziffer 22) vom 13.11.2008 über EUR 300.000.000,00 (Anlage B 18). Die Ansprüche wurden vertragsgemäß zum 17.112010 getilgt, die Beklagte leistete Zinszahlungen. Mit Vereinbarung vom 16.11.2010 (Anlage K 17 = Anlage B 1) sagte die Klägerin der Beklagten im Gegenzug zur Tilgung der Schuldverschreibung ein Schuldscheindarlehen (Darlehenszusage Nr. 10 b, Klageantrag Ziffer 1.10) gemäß der im Schreiben vom 16.11.2010 in Bezug genommenen Beilage .../1 zu. Im letzten Absatz des Schreibens vom 16.11.2010 heißt es:

„Dieses Schreiben unterliegt österreichischem Recht und Ausschluss der internationalen rechtlichen Kollisionsnormen. Gerichtsstand ist ausschließlich das sachlich zuständige Gericht in Handelssachen in Wien.“

Die Beilage .../1 zur Anlage K 17 enthielt hierzu Folgendes:

„Ausschließlicher Gerichtsstand für alle Rechtstreitigkeiten aus oder im Zusammenhang mit diesem Darlehensvertrag ist München. Erfüllungsort ist München, für die Zahlungen gemäß § 2 (4) b) Klagenfurt:

o. Die Schuldverschreibung Nr. 11 a ISIN XS03797543041 (Widerklageantrag Ziffer 21) vom 04.11.2008 über EUR 150.000.000,00 (Anlage B 18) zahlte die Beklagte am 20.01.2011 zurück. Im Gegenzug gewährte die Beklagte auch diesbezüglich die Darlehenszusage Nr. 11 b (Klageantrag Ziffer 1.11) vom 19720.01.2011 (Anlage K 18), Der Wortlaut des Schreibens sowie die dort in Bezug genommen Beilage .../1 entspricht der Anlage K 17.

Für die Darlehenszusagen Nr. 10 b und Nr. 11 b enthält die Vereinbarung vom 02.08.2012 (Anlage K 2) eine Regelung hinsichtlich der Bereitstellungsprovision. Es wurde eine sofort fällige pauschale Bereitstellungsprovision für beide Darlehenszusagen zusammen von EUR 6.600.000,00 vereinbart, die die Beklagte zahlte (Klageantrag Ziffer 4.37).

p. Das Darlehen Nr. 12 a (Widerklage Ziffer 19) zahlte die Beklagte am 21,10.2011 zurück. Die Klägerin gewährte eine Darlehenszusage Nr. 12 b (Klageantrag Ziffer 1.12) die mit Vereinbarung vom 02.08.2012 in EUR gewandelt wurde (Anlagen K 12 a, b, B 3).

Die Beklagte begab am 16.07.2009 eine Schuldverschreibung ISIN XS0440690161 (Schuldverschreibung Nr. 31, Widerklageantrag Ziffer 27) mit einem Gesamtvolumen vom EUR 1 Mrd. (Anlage B 231, K 78). Die Bestimmungen sehen eine Rechtswahl zugunsten österreichischen Rechts vor. Die Beklagte kaufte hiervon am 21.02.2011 Anteile in Höhe von EUR 3.750.000,00 (Anlage B 281/283) zurück und tilgte die restlichen EUR 26.250.000,00 am 24,07.2013 (Anlage B 287), Hinsichtlich der Zinszahlungen wird auf die Übersicht und die Anlagen B 280, B 284/286 Bezug genommen. Die Zahlungen erfolgten jeweils an den Inhaber.

Aus einer Schuldverschreibung der Beklagten vom 18.08.2009 ISIN XS0447437368 (Anlage B 233) zeichnete die Klägerin am 27.08.2009 Anteile in Höhe von EUR 100.000.000 (Schuldverschreibung Nr. 32, Widerklageantrag Ziffer 28). Die Bestimmungen sehen eine Rechtswahl zugunsten österreichischen Rechts vor. Die Beklagte kaufte am 21.02.2011 Anteile in Höhe von EUR 81,800.000,00 (Anlage B 293) und am 25.02.2011 Anteile in Höhe von EUR 3.700.000,00 (Anlage B294) zurück. Tilgung erfolgte am 27,08.2012 (Anlage B 302) Hinsichtlich der Zinszahlungen wird auf die Übersicht und die Anlagen B 288/B 292, B 295/301) Bezug genommen. Die Zahlungen erfolgten an den jeweiligen Inhaber.

Aus einer Schuldverschreibung der Beklagten vom 24.08.2009 ISIN XS0448625813 (Anlage B 234) zeichnete die Klägerin am 07.09.2009 Anteile in Höhe von EUR 100.000.000 (Schuldverschreibung Nr. 33, Widerklageantrag Ziffer 29). Die Bestimmungen sehen eine Rechtswahl zugunsten österreichischen Rechts vor. Die Beklagte kaufte am 21.02.2011 Anteile in Höhe von EUR 85.050.000,00 (Anlage B 308) und am 25.02.2022 Anteile in Höhe von EUR 14.900.000,00 (Anlage B 309) zurück. Tilgung der restlichen EUR 50.000 erfolgte am 07.09.2012 (Anlage B 317). Hinsichtlich der Zinszahlungen wird auf die Übersicht und die Anlagen B 303/B 307, B 310/B 316 Bezug genommen. Die Zahlungen erfolgten an den jeweiligen Inhaber.

q. Am 30.06.2009 räumte die Klägerin der Beklagten eine Kreditlinie Nr. 8 a (Widerklageantrag Ziffer 26) in Höhe von bis zu EUR 500.000.000 ein (sog. Money Market Limit Agreement), Anlage B 230. Die Beklagte zahlte vertraglich vereinbarte Bereitstellungsprovision (Anlagen B 274, B 275, siehe Übersicht Nr. 8 a). Diese Kreditlinie kündigte die Klägerin am 04.12.2009.

Die Klägerin stellte der Beklagten aufgrund der Verpflichtungen im Aktienkaufvertrag (Anlage K 4) mit Vereinbarung vom 29.12.2009 erneut ein Geldmarktlimit in Höhe von EUR 400.000.000,00 und EUR 100.000.000,00 zur Verfügung (Anlage B 6), Nr. 8 b und Nr. 9 (zurückgenommene Klageanträge Ziffer 1.8 und 1.9, Widerklage Ziffer 26). Die Vereinbarung Anlage B 6 nimmt auf die Bestimmungen des Aktienkaufvertrages (Anlage K4) Bezug, Als Laufzeitende wurde der 31.12.2Q12 vereinbart, eine Verlängerung erfolgte nicht. Als anwendbares Recht wurde das Recht der Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Die Beklagte leistete Bereitstellungsprovision (siehe Übersicht). Eine Inanspruchnahme des Geldmarktlimits erfolgte bis zum Auslaufen am 31.12.2012 nicht.

r. Die Klägerin stellte der Beklagten sog. Kurzfristfinanzierungen in unterschiedlichen Währungen im Rahmen des Interbankengeschäfts zur Verfügung (Anlagen B 103, B 104). Die Vertragsabwicklung erfolgte jeweils über die Handelsplattform Reuters. Unter anderem handelt es sich um folgende Finanzierungen:

Am 02.062008 vereinbarten die Parteien eine kurzfristige Finanzierung Nr. 26 (Widerklageantrag Ziffer 13) in Höhe von CHF 150.000.000, ausgezahlt am 04.06.2008 mit Laufzeit bis zum 04.09.2008. Am 02.09.2008 erfolgte eine Verlängerung bis zum 04.12.2008, sodann erfolgte die Tilgung. Auf die Anlagen B 74 bis B 77 wird Bezug genommen. Die Zinszahlungen ergeben sich aus der Tabelle.

Am 16.09.2008 vereinbarten die Parteien eine kurzfristige Finanzierung Nr. 27 (Widerklageantrag Ziffer 14) in Höhe von USD 150.000.000 mit einer ursprünglichen Laufzeit bis zum 30.09.2008. Diese Finanzierung wurde am 14.10.2008, 28.10.2008, 12.11.2008 und 26.11.2008 jeweils über den vollen Betrag prolongiert. Tilgung erfolgte am 0.12.2008, die Zinszahlungen ergeben sich aus der Tabelle. Auf die Anlagen B 78 bis 85 wird Bezug genommen.

Am 15.08.2008 vereinbarten die Parteien eine kurzfristige Finanzierung Nr. 28 (Widerklageantrag Ziffer 15) in Höhe von HUF 3,5 Mrd. mit einer ursprünglichen Laufzeit bis zum 29.10.2008. Am Laufzeitende zahlte die Beklagte die Valuta einschließlich Zinsen zurück, am selben Tag erfolgte eine Neuvalutierung mit Laufzeit bis zum 05,11.2008. Am Laufzeitende zahlte die Beklagte die Valuta einschließlich Zinsen zurück, es erfolgte am selben Tag eine Neuvalutierung in Höhe von HUF 3,2 Mrd. Bei Laufzeitende am 19.11.2008 erfolgte wiederum Tilgung und Neuvalutierung in gleicher Höhe mit Laufzeit bis zum 10.12.2008. Die Beklagte tilgte bei Laufzeitende, es er- folgte eine Neuvalutierung in Höhe von HUF 3,1 Mrd. mit Laufzeit bis zum 12.01.2009. Die Beklagte tilgte am 12.01.2009, die Neuvalutierung mit Lauf- zeit bis zum 12.02.2009 erfolgte in Höhe von HUF 500 Mio. Die Zinszahlungen ergeben sich aus der Tabelle. Auf die Anlagen B 86 bis B 99 wird Bezug genommen.

Die Parteien vereinbarten am 28.112008 eine Kurzfristfinanzierung Nr. 29 (Widerklageantrag Ziffer 16) über USD 45 Mio. mit Laufzeit bis zum 0112.2008. Die Beklagte titgte am 01.12.2008 und leistete Zinsen in Höhe von USD 2.343,75. Auf die Anlagen B 100 bis 102 wird Bezug genommen.

Die Parteien vereinbarten am 23.06.2009 eine Kurzfristfinanzierung Nr. 30 (Widerklageantrag Ziffer 25) über EUR 250 Mio. mit Laufzeit bis zum 26.06.2009. Die Beklagte tilgte zu diesem Termin und zahlte Zinsen in Höhe vom EUR 17.361,11. Auf die Anlage B 272/273 wird Bezug genommen.

II.

Zum besseren Verständnis erfolgt zunächst eine Zusammenfassung des streitigen Parteivortrages. Sodann werden Einzelheiten gegliedert nach Themenbereichen dargestellt. Hinsichtlich des Partei Vortrages wird im Übrigen auf sämtliche Schriftsätze einschließlich Anlagen Bezug genommen. Soweit im Folgenden auf einzelne Schriftsätze und Anlagen Bezug genommen wird, erfolgt dies jeweils nur beispielhaft und zur besseren Übersicht, weitere Fundstellen werden ausdrücklich einbezogen.

Die Klägerin beansprucht mit der Klage Zahlungen aus Darlehens Verträgen und Schuldverschreibungen. Sie trägt im Einzelnen zu den vertraglichen Grundlagen, zur Valutierung, zur Fälligkeit und den Zinsansprüchen vor. Als Nebenansprüche macht sie Schadensersatzansprüche aus der verspäteten Leistung geltend. Sie trägt zu den vertraglichen Grundlagen der Darlehenszusagen vor und beansprucht für die Vergangenheit Bereitstellungszinsen.

Die Klägerin bestreitet die Behauptungen der Beklagten dazu, diese habe im Zeitraum der Mehrheitsbeteiligung der Klägerin die regulatorischen Eigenmittelkennzahlen unterschritten und sei außerdem überschuldet gewesen. Sie beruft sich darauf, dass zur Beurteilung dieser. Frage allein die in den Jahresabschlüssen und sonstigen Meldungen an die Finanzmarktaufsicht ausgewiesenen Zahlen maßgeblich seien; dort seien stets die notwendigen Eigenmittel ausgewiesen gewesen. Eine nachträgliche Neuberechnung sei nicht zulässig. Die Klägerin habe jedenfalls von einer etwaigen Eigenmittelunterschreitung keine Kenntnis gehabt, eine solche Kenntnis sei aber Voraussetzung für eine Qualifizierung als eigenkapitalersetzend.

Im Übrigen erhebt die Klägerin den Einwand der Sanierung gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 EKEG.

Die Klägerin stützt ihre Klageansprüche hilfsweise auf einen vertraglichen oder deliktischen Schadensersatzanspruch. Sie macht geltend, ausgehend von der Behauptung der Beklagten, dass die Eigenmittelzahlen tatsächlich nicht eingehalten gewesen wären, wäre die Beklagte bei dem jeweiligen Vertragsschluss zur Aufklärung der Klägerin über eben diesen Umstand verpflichtet gewesen. Aus der nicht erfolgten Aufklärung ergäben sich zumindest vertragliche Schadenersatzansprüche, in Betracht kämen auch deliktische Ansprüche Im Falle einer Täuschung.

Mit der gleichen Argumentation wendet sich die Klägerin gegen die Widerklage.

Die internationale und örtliche Zuständigkeit begründet die Klägerin unter Berufung auf Gerichtsstands Vereinbarungen sowie auf der Grundlage der EuGVO.

Ihr Feststellungsinteresse hinsichtlich des Ersatzes weiteren Schadens (Klageantrag Ziffer 2) begründet die Klägerin unter anderem mit Nachteilen aufgrund eines etwaigen bilanziellen Rückstellungsbedarfs.

Zur Entwicklung der Klageanträge:

Aufgrund der Ankündigung der Beklagten, bereits geleistete Zahlungen unter Berufung auf ihren eigenkapitalersetzenden Charakter zurück zu verlangen, hat die Klägerin Klage auf Feststellung, zur Rückzahlung im Einzelnen genannter Zahlungen nicht verpflichtet zu sein, erhoben (Klagantrage Ziffer 4). Diese Anträge hat sie nach Erhebung der Widerklage für erledigt erklärt, soweit sich Klage und Widerklage auf dieselben Zahlungen richteten. Nachdem die Beklagte der Erledigung widersprochen hat, beantragt sie Feststellung der Erledigung.

Aufgrund Zeitablaufs beantragt die Klägerin auch die Feststellung der Erledigung im Hinblick auf die ursprünglich beantragte Feststellung, zur Gewährung der Darlehen auf der Grundlage von Darlehenszusage nicht mehr verpflichtet zu sein (Klageanträge Ziffer 1.10,1.11,1 12 b, 1.13 b, 1.14 b)

Die Klageanträge Ziffer 1.8 und 1.9 hat die Klägerin vor Rechtshängigkeit mit Schriftsatz vom 24.05.2013, S. 4. Bl. 205 d. A., zurück genommen. Die Klageanträge Ziffer 1.8 und 1.9 lauteten:

Feststellung, dass:

„1.8 im Hinblick auf den Kreditrahmen „Money Market Line“ 1. Teil in Höhe von EUR 400.000.000,00 vom 30.12.2009

a. die Beklagte verpflichtet ist, an die Klägerin die vertraglich vereinbarte Bereitstellungsprovision zu bezahlen,

b die Klägerin im Falle der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtetet ist,

c. sowie hilfsweise zu b, die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung zzgl. vertraglich vereinbarter Zinsen verpflichtet ist.

1.9 im Hinblick auf den Kreditrahmen „Money Market Line“ 2. Teil in Höhe von EUR 100.000.000,00 vom 30.12 2009

a. die Beklagte verpflichtet ist, an die Klägerin die vertraglich vereinbarte Bereitstellungsprovision zu bezahlen,

b die Klägerin im Falte der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtetet ist,

c. sowie hilfsweise zu b. die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung zzgl. vertraglich vereinbarter Zinsen verpflichtet ist“

Die Klägerin beantragt hinsichtlich der zurück genommenen Anträge 1.8 und 1.9 der Beklagten gemäß § 269 Abs. 3 Satz 3 ZPO die Kosten aufzuerlegen. Mit dem Auslaufen der Kreditlinie zum 31.12.2012 sei der Klageanlass entfallen. Die Beklagte habe jedoch mit ihrem Schreiben vom 13.12.2012 (Anlage K 20) Anlass zur Klage gegeben, so dass sie die Kosten tragen müsse.

Die Klageanträge Ziffer 1.19 und 1.20 erklärte die Klägerin mit Schriftsatz vom 24 05 2013, S, 78 (Bl. 279 d. A.) für erledigt. Die Beklagte habe nach Rechtshängigkeit auf diese Schuldverschreibungen Zinsen gezahlt und sich diesbezüglich nicht auf einen eigenkapitalersetzenden Charakter berufen

Die Beklagte hat sämtlichen Erledigterklärungen widersprochen, die Klägerin begehrt daher Feststellung der Erledigung.

Für den Klageantrag Ziffer 115 hat die Klägerin mit Schrittsatz vom 24.05.2013, S. 76 (Bl. 277 d. A,) einen hilfsweisen Antrag auf Verweisung an das Landgericht Frankfurt a, M. gestellt, diesen jedoch mit Schriftsatz vom 21.11.2013 (Bi. 711 d. A.) nicht aufrechterhalten.

Die Klägerin hat ihre Anträge mehrfach geändert. Unter anderem hat die Klägerin bei Erreichen des jeweiligen Fälligkeitszeitpunkts die Klage von Anträgen auf künftige Zahlung auf Zahlungsklage umgestellt.

Die Klägerin beantragt zuletzt:

1.1 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 17. Oktober 2003, Darlehens-Nr. 12/6/39..., verlängert mit Vertrag vom 16. August 2010 einen Betrag von EUR 150.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 1.481.695,83, bereits fällig seit 18. Februar 2013;

b. von EUR 1.269.601,67, bereits fällig seit 19. August 2013;

c. von EUR 882.836,67, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 150.000.000,00 seit 1. Januar 2014,

1.2 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 17. März 2008, Darlehens-Nr. 71005..., verlängert mit dem Vertrag vom 16. März 2011 einen Betrag von CHF 500.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 2.684.833,33, bereits fällig seit 18. März 2013;

b. von CHF 2.551.466,67, bereits fällig seit 18. September 2013;

c. von CHF 1.356.968,89, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 500.000.000,00 seit 1. Januar 2014,

1.3 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 22. Mai 2009, Darlehens-Nr. 71017..., verlängert mit dem Vertrag vom 18, Mai 2012 einen Betrag von CHF 200.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. (geändert auf negative Feststellung, nunmehr erledigt);

b. von CHF 374.096,67, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie

c. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 200.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.4 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 01. Juli 2008, Darlehens-Nr. 71012/7/3973523, verlängert mit dem Vertrag vom 26. Juni 2012 einen Betrag von CHF 500.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 2.434.916,67, bereits fällig seit 27. Dezember 2012;

b. von CHF 2.141.027,78, bereits fällig seit 27. Juni 2013;

c. von CHF 2.191.933,33, bereits fällig seit 27. Dezember 2013;

d. von CHF 42.777,78, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie

e. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 500.000.000,00 seit 1. Januar 2014

1.5 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag über EUR 300.000.000,00 vom 29. Juni 2009, Darlehens-Nr. 14/6/...,anteilig verlängert mit dem Vertrag vom 2. August 2012 einen Betrag von EUR 230.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a, von EUR 1.835.607,00, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie;

b. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 230.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.6 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 30. Dezember 2009, Darlehens-Nr. 7/6/..., einen Betrag von EUR 200.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 1.199.177,78, bereits fällig seit 30. April 2013;

b, von EUR 1.126.466,67, bereits fällig seit 30. Oktober 2013;

c, von EUR 332.388,89, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie

d von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 200.000.000,00 seit 1.Januar 2014

1.7 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 30. Dezember 2009, Darlehens-Nr. 8/6/..., einen Betrag von EUR 200.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a von EUR 1.229.511,11, bereits fällig seit 30. April 2013;

b von EUR 1.156.966,67, bereits fällig seit 30 .Oktober 2013,

c von EUR 342.722,22, bereits fällig seit 31. Dezember 2013 sowie

d von 5 über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 200.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.10 Es wird festgestellt, dass sich der Antrag „Es wird festgestellt dass im Hinblick auf die Darlehenszusage vom 16./19. November 2010 in Höhe von EUR 300.000.000,00, ISIN XS0399...,

a. die Klägerin im Falle der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtet ist,

b. sowie hilfsweise zu a. die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung des ausgezahlten Betrages zum 31.Dezember 2013 sowie zur Zahlung von Zinsen in Höhe des 6-Monats-Euribor-Zinssatzes vom 14. November 2013 zuzüglich 2,01 Prozentpunkte per annum zum 18.November 2013 sowie zum 31. Dezember 2013 verpflichtet ist.“

erledigt hat.

1.11 Es wird festgestellt, dass sich der Antrag „Es wird festgestellt, dass im Hinblick auf die Darlehenszusage vom 19/20. Januar 2011 in Höhe .von EUR 150.000.000,00 ISIN XS0397...,

a. die Klägerin im Falle der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtet ist,

b. sowie hilfsweise zu a. die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung des ausgezahlten Betrags zum 31 Dezember 2013 sowie zur Zahlung von Zinsen auf den ausgezahlten Betrag in Höhe des 6-Monats-Euribor-Zinssatzes vom 18. Juli 2013 zuzüglich 2,00 Prozentpunkte per annum zum 31. Dezember 2013 verpflichtet ist.“

erledigt hat,

1.12a Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin EUR 96.699,52 bereits fällig seit 4. Februar 2013, EUR 95.131,42 bereits fällig seit 5. August 2013 sowie EUR 77.359,62 bereits fällig seit 31. Dezember 2013, nebst Zinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz per annum aus EUR 96.699,52 seit 5, Februar 2013, aus EUR 95.131,42 seit dem 6. August 2013 sowie aus EUR 77.359,62 seit 1. Januar 2014, zu zahlen.

1.12b Es wird festgestellt, dass sich der Antrag; „Es wird festgestellt,

dass im Hinblick auf die Darlehenszusage vom 2.August 2012 in Höhe von EUR 188.172.043,01, ursprüngliche Darlehens-Nr. 71016/7/3973623,

aa. die Klägerin im Falle der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtet ist,

bb. sowie hilfsweise zu aa. die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung des ausgezahlten Betrags zum 31. Dezember 2013 sowie zur Zahlung von Zinsen auf den ausgezahlten Betrag in Höhe des am Zinsermittlungstag nach § 6 MLA veröffentlichten 6-Monats-Euribor-Zinssatzes zuzüglich 1,35 Prozentpunkte per annum zum 31.Dezember 2013 verpflichtet ist“

erledigt hat.

1.13a Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin EUR 135.902,03 bereits fällig seit 5. April 2013, EUR 136.548,75 bereits fällig seit 5. Oktober 2013 sowie EUR 64.964,16 bereits fällig seit 31. Dezember 2013, nebst Zinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz per annum aus EUR 135.902,03 seit 6. April 2013, aus EUR 136.648,75 seit 6. Oktober 2013 sowie aus EUR 64.964,16 seit 1. Januar 2014, zu zahlen.

1.13b Es wird festgestellt, dass sich der Antrag „Es wird festgestellt, dass im Hinblick auf die Darlehenszusage vom 5. April 2012 in Höhe von EUR 268.817.204,30, ursprüngliche Darlehens-Nr. 71008/7/3973623,

aa. die Klägerin im Falle der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtet ist,

bb. sowie hilfsweise zu aa. die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung des ausgezahlten Betrags zum 31. Dezember 2013 sowie zur Zahlung von Zinsen auf den ausgezahlten Betrag in. Höhe des am Zinsermittlungstag nach § 6 MLA veröffentlichten 6-Monats-Euribor-Zinssatzes zuzüglich 0,99 Prozentpunkte per annum zum 31, Dezember 2013 verpflichtet ist.“

erledigt hat.

1.14a Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin EUR 35.972,22 bereits fällig seit 4. Februar 2013, EUR 35.338,89 bereits fällig seit 5. August 2013 sowie EUR 28.777,78 bereits fällig seit 31. Dezember 2013, nebst Zinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz per annum aus EUR 35.972,22 seit. 5. Februar 2013, aus EUR 35.388,89 seitdem 6, August2013 sowie aus EUR 28.777,78 seit 1. Januar 2014, zu zahlen.

1.14b Es wird festgestellt, dass sich der Antrag „Es wird festgestellt, dass im Hinblick auf die Darlehenszusage vom 2. August 2012 in Höhe von EUR 70.000.000,00, ursprüngliche Darlehens-Nr. 14/6/...,

aa. die Klägerin im Falle der Inanspruchnahme der Darlehenszusage seitens der Beklagten nicht zur Auszahlung verpflichtet ist,

bb. sowie hilfsweise zu aa. die Beklagte im Falle der Auszahlung zur Rückzahlung des ausgezahlten Betrags zum 31. Dezember 2013 sowie zur Zahlung von Zinsen auf den ausgezahlten Betrag in Höhe des am Zinsermittlungstag nach §6 MLA veröffentlichten 6-Monats-Euribor-Zinssatzes zuzüglich 1,6503 Prozentpunkte per annum zum 31.Dezember 2013 verpflichtet ist.“

erledigt hat.

1.15 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus der Schuldverschreibung vom 4. November2008, ISINXS 0397542746, einen Betrag von CHF 300.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 3.829.500,00, bereits fällig seit 21. Januar 2013, .

b. von CHF 3.622.406,67, bereits fällig seit 22. Juli 2013,

c. von CHF 3,625.440,00, bereits fällig seit 20. Januar 2014 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 300.000.000,00 seit 21, Januar 2014.

1.16 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 5. Juni 2008, Darlehens-Nr. 71011..., einen Betrag von CHF 87.216.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 493.836,37, bereits fällig seit 5. Juni 2013,

b. von CHF 482.539,96, bereits fällig seit 5. Dezember 2013,

c. von CHF 475.758,43, bereits fällig seit 5. Juni 2014 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 87.216.000,00 seit 6, Juni 2014.

1.17 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 20. Juni 2008, Darlehens-Nr. 11/6/..., einen Betrag von EUR 250.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 2.127.375,00, bereits fällig seit 20, Dezember 2012,

b, von EUR 1.337.194,44, bereits fällig seit 20, Juni 2013,

c, von EUR 1.347.083,33, bereits fällig seit 20, Dezember 2013,

d. von EUR 1.431.986,11, bereits fällig seit 20. Juni 2014 sowie

e. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 250.000.000,00 seit 21 Juni 2014.

118 Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 20. Juni 2008, Darlehens-Nr. 10/6/..., zum 19. Juni 2015 einen Betrag von EUR 1.406.879,93 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 12.114,88, bereits fällig seit 20. Dezember 2012,

b. von EUR 7.667,34, bereits fällig seit 20. Juni 2013,

c. von EUR 7.723,77, bereits fällig seit 20. Dezember 2013,

d. von EUR 8.200,78, bereits fällig seit 20. Juni 2014,

e. von EUR 7.728,66 bereits fällig zum 22. Dezember 2014,

f. von EUR 6.547,62 zum 19.Juni 2015 sowie

g. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 1.406.879,93 ab 20. Juni 2015.

1.19 Es wird festgestellt, dass sich der Antrag „Es wird festgestellt, dass die Beklagte aus der Schuldverschreibung vom 16. März 2006, ISIN 0247263048, verpflichtet ist, an die Klägerin einen Betrag von EUR 40,000.000,00 zum 17. März 2014 zuzüglich vertraglich vereinbarter Zinsen jeweils zum 17. März eines jeden Jahres zu zahlen,“

erledigt hat.

1.20 Es wird festgestellt, dass sich der Antrag „Es wird festgestellt, dass die Beklagte aus der Schuldverschreibung vom 22. Januar 2007, ISIN XS0281875483 verpflichtet ist, an die Klägerin einen Betrag von EUR 10.000.000,00 zum 24. Januar 2017 zuzüglich vertraglich vereinbarter Zinsen jeweils zum 24, Januar eines jeden Jahres zu zahlen.“

erledigt hat.

2. Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Klägerin sämtliche weitere Schäden zu ersetzen, die der Klägerin durch die Nichtzahlung oder nicht rechtzeitige Zahlungen seitens der Beklagten unter den in den Anträgen Ziffer 1.1 bis 1.7 und Ziffer 1.10 bis 118 bezeichneten Finanzierungsverträgen entstanden sind und entstehen.

3. Es wird festgestellt, dass die Klägerin nicht verpflichtet ist, die von der Beklagten aus und im Zusammenhang mit den in der Klage angegebenen Verträgen - also bezüglich sämtlicher von der Klägerin der Beklagten zwischen dem 7. Oktober 2007 und dem 31 Dezember 2009 eingeräumten Finanzierungen - enthaltenen Zahlungen einschließlich Zinsen und weiterer Nebenforderungen an die Beklagte zurückzuzahlen.

4. Es wird festgestellt, dass sich die Anträge „Es wird testgestellt, dass die Klägerin insbesondere nicht verpflichtet ist, die von der Beklagten feilweise bereits zurückgezahlten Darlehen und sonstigen Zahlungen wieder zurückzugewähren, insbesondere nicht

4.10 die Wertpapierrückzahlung am 17. November 2010, ISIN XS0399..., in Höhe von EUR 300.000.000,00 zurückbezahlt im Gegenzug für die Zusage eines Schuldscheindarlehens in Höhe von EUR 300.000.000,00 nebst Zinsen bezahlt am 18. Mai 2009 in Höhe von EUR 9.583.800,00, am 17. November 2009 in Höhe von EUR 5.299.380,00, am 17. Mai 2010 in Höhe von EUR 4.523.520,00 sowie am 17. November 2010 in Höhe von EUR 4.573.540,00,

4.11 die Wertpapierrückzahlung am 20. Januar 2011, ISIN XS0397... in Höhe von EUR 150.000.000,00 zurückbezahlt im Gegenzug für die Zusage eines Schuldscheindarlehens in Höhe von EUR 150.000.000,00, nebst Zinsen bezahlt am 20. Januar 2009 in Höhe von EUR 2.079.990,00, am 20. Juli 2009 in Höhe EUR 3.417.120,00, am 20. Januar 2010 in Höhe von EUR 2.464.080,00, am 20. Juli 2010 in Höhe von EUR 2,343.640,00 sowie am 20. Januar 2011 in Höhe von EUR 2.387.400,00,

4.12 die am 21. Oktober 2011 zurückgezahlten CHF 280.000.000,00 bezahlt auf das Darlehen mit der ursprünglichen Darlehens-Nr. 71016/7/3973623 und ursprünglichen Darlehenshöhe CHF 2BO.OO0 000,00, zurückbezahlt im Gegenzug für die Darlehenszusage vom 3. August 2012 in Höhe von EUR 188.172.043,01 nebst Zinsen bezahlt am 22 April 2009 in Höhe von CHF 6.655.475,09, am 22. Oktober 2009 in Höhe von CHF 2.948.676,97, am 22 April 2010 in Höhe von CHF 2.729.658,24. am 22. Oktober 2010 in Höhe von CHF 2.665.191,67, am 26. April 2011 in Höhe von CHF 2.575.066,67 sowie am 21. Oktober 2011 in Höhe von CHF 2.487.777,44,

4.13 die am 5. April 2012 zurückgezahlten CHF 400.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der ursprünglichen Darlehens-Nr. 71008/7/3973623 und ursprünglichen Darlehenshöhe CHF 400.000.000,00, zurückbezahlt im Gegenzug für die Darlehenszusage vo, 5 April 2012 in Höhe von EUR 268.817.204,30, hebst Zinsen bezahlt am 9 März 2009 in Höhe von CHF 7.295.839.00, am 7. September 2009 in Höhe von CHF 3.707.400,67, am 8 März 2010 in Höhe von CHF 3.269.266.00, am 7. September 2010 in Höhe von CHF 3,085.583,33, am 7. März 2011 in Höhe von CHF 2.885.944,44. am 7. September 2011 in Höhe von CHF 2,954.222,22, am 7. März 2012 in Höhe von CHF 2.514.289,56 sowie am 5. April 2012 in Höhe von CHF 408.416.67,

4.14 die am 3. August 2012 zurückgezahlten EUR 70,000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der ursprünglichen Darlehens-Nr. 14/6/... und ursprünglichen Darlehenshöhe EUR 300.000.000,00, zurückbezahlt im Gegenzug für die Darlehenszusage vom 2. August 2012 in Höhe von EUR 70.000.000,00, nebst Zinsen bezahlt am 28. September 2009 in Höhe von EUR Z.223.818,33, am 28. Dezember 2009 in Höhe von EUR 1.814.919,17, am 29. März 2010 in Höhe von EUR 1.783.860,83, am 29. Juni 2010 in Höhe von EUR 1.752.063,33, am 29. September 2010 in Höhe von EUR 1.838.690,67. am 29. Dezember 2010 in Höhe von EUR 1.918.052,50, am 29. März 2011 in Höhe von EUR 1.998.225,00, am 29. Juni 2011 in Höhe von EUR 2.187.530,00, am 29. September 2011 in Höhe von EUR 2.433.530,00, am 29. Dezember 2011 in Höhe von EUR 2.417.035,83, am 29. März 2012 in Höhe von EUR 2.310.110,83, am 26. Juni 2012 En Höhe von EUR 1.798764,17, am 6. Juli 2012 in Höhe von EUR 165.025,00, am 20. Juli 2012 in Höhe von EUR 231.035,00, am 3. August 2012 in Höhe von EUR 207.818,33, am 4. Februar 2013 in Höhe von EUR 2.735.374,03 sowie am 5. August 2013 in Höhe von EUR 2.353.462,17;

sowie nicht

4.21 die am 23. April 2009 zurückgezahlten CHF 200.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71010/7/3973623, zuzüglich Zinsen bezahlt am 23. April 2009 in Höhe von CHF 4.096.688,56,

4.22 die am 22. August 2008 zurückgezahlten CHF 280.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71003/7/..., zuzüglich Zinsen bezahlt am 22. August 2008 in Höhe von CHF 4.412.994,44;

4.23 die am 22. August 2008 zurückgezahlten EUR 200.000.000,00, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 6/6/39..., zuzüglich Zinsen bezahlt am 22. August 2008 in Höhe von EUR 4.621.788,89,

4.24 die am 27, Oktober 2009 zurückgezahlten EUR 252.231.664,57, bezahlt auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 13/6/39..., zuzüglich Zinsen bezahlt am 14. April 2009 in Höhe von EUR 8.469.575,22, am 14. Oktober 2009 in Höhe von EUR 3.678.045,83 sowie am 27. Oktober 2009 in Höhe von EUR 207.025,00,

4.25 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71009/7/39... geleisteten Zinszahlungen am 23,Oktober 2008 in Höhe von CHF 4.205.614,50 am 23. April 2009 in Höhe von CHF 4.400.021,89, am 23. Oktober 2009 in Höhe von CHF 1.762.218,33 sowie am 31. Dezember 2009 in Höhe von CHF 599.091,33,

4.26 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71005... geleisteten Zinszahlungen am 18September 2008 in Höhe von CHF 9.603.255,42 am 18. März 2009 in Höhe von CHF 9.502.500,00, am 18. September 2009 in Höhe von CHF 3.795.000,00, am 19. März 2010 in Höhe von CHF 3.305763,89, am 20. September 2010 in Höhe von CHF 3.205.477,50, am 18. März 2011 in Höhe von CHF 2.908.750,00, am 19. September 2011 in Höhe von CHF 2.971.999,31, am 19 März 2012 in Höhe von CHF 2.430.888,06 sowie am 18. September 2012 in Höhe von CHF 2.728.047,08,

4.27 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71011... geleisteten Zinszahlungen am Q5.Dezember 2008 in Höhe von CHF 5.943.184,25 am 5. Juni 2009 in Höhe von CHF 3.621.600,00, am 7. Dezember 2009 in Höhe von CHF 2.371.083,33, am 31. Dezember 2009 in Höhe von CHF 184.386,73, am 7. Juni 2010 in Höhe von CHF 522.463,74, am 6. Dezember 2010 in Höhe von CHF 526.760,27, am 6. Juni 2011 in Höhe von CHF 549.538,47, am 5. Dezember 2011 in Höhe von CHF 553.215,79, am 5. Juni 2012 in Höhe von CHF 490.821,61 sowie am 5. Dezember 2012 in Höhe von CHF 525.957,03,

4.28 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71012... geleisteten Zinszahlungen am 29.Dezember2008 in Höhe von CHF 9.643.972,92 am 29. Juni 2009 in Höhe von CHF 4,196.111,11, am 29. Dezember 2009 in Höhe von CHF 3.266.041,67, am 29. Juni 2010 in Höhe von CHF 2.839.528,61, am 29. Dezember 2010 in Höhe von CHF 2.507.736,25, am 29. Juni 2011 in Höhe von CHF 2.574111,94, am 29, Dezember 2011 in Höhe von CHF 2.588.255,42, sowie am 27. Juni 2012 in Höhe von CHF 2,205.937,50,

4.29 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 71017... geleisteten Zinszahlungen am 30. Juni 2009 in Höhe von CHF 424.296,17, am 30. September 2009 in Höhe von CHF 1.086.315,56, am 30, Dezember 2009 in Höhe von CHF 1.021.424,44, am 30. März 2010 in Höhe von CHF 991.035,00, am 30. Juni 2010 in Höhe von CHF 1.010.502,44, am 30. September 2010 in Höhe von CHF 941.502,44, am 30. Dezember 2010 in Höhe von CHF 963.285,56, am 30, März 2011 in Höhe von CHF 950.615,00, am 30. Juni 2011 in Höhe von CHF 976.426,67, am 30. September 2011 in Höhe von CHF 973.871,11, am 30. Dezember 2011 in Höhe von CHF 884.080,17, am 30. März 2012 in Höhe von CHF 900.935,39, am 22. Mai 2012 in Höhe von CHF 534.825,94, am 22. August 2012 in Höhe von CHF 941.502,44, am 22. November 2012 in Höhe von CHF 909.982,22, am 22. Februar 2013 in Höhe von CHF 899.760,00, am 22. Mai 2013 in Höhe von CHF 867.453,33, am 22. August 2013 in Höhe von CHF 893.626,67 sowie am 22. November 2013 in Höhe von CHF 893.626,67,

4.30 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 8/6/... geleisteten Zinszahlungen am 30 Oktober 2008 in Höhe von EUR 5.796.016,67, am 30, -April 2009 in Höhe von EUR 5,813.888,89, am 30. Oktober 2009 in Höhe von EUR 2.438.983,33, am 30. Aprtl 2010 in Höhe von EUR 1.391.311,11, am 29. Oktober 2010 in Höhe von EUR 1.803.822,22, am 29. April 2011 in Höhe von EUR 2.108.166,67, am 31. Oktober 2011 in Höhe von EUR 2.549.916,67, am 30. April 2012 in Höhe von EUR 2.636.977,78 sowie am 30, Oktober 2012 in Höhe von EUR 1.863.550,00,

4.31 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 7/6/... geleisteten Zinszahlungen am 30.Oktober 2008 in Höhe von EUR 5.765.516,67, am 30. April 2009 in Höhe von EUR 5,783.555,56, am 30. Oktober 2009 in Höhe von EUR 2,408.483,33, am 30. April 2010 in Höhe von EUR 1.368.477,78, am 29. Oktober 2010 in Höhe von EUR 1.773.488,89, am 29. April 2011 in Höhe von EUR 2.077.833,33, am 31. Oktober 2011 in Höhe von EUR 2.519.033,33, am 30. April 2012 in Höhe von EUR 2.606.644,44 sowie am 30. Oktober 2012 in Höhe von EUR 1.833.050,00,

4.32 die auf das Darlehen mit der Darlehens-Nr. 12/6/39... geleisteten Zinszahlungen am 17, April 2009 in Höhe von EUR 4.961.168,33, am 10. Oktober 2009 in Höhe von EUR 2.242.508,33, am 19. April 2010 in Höhe von EUR 1.766.310,00, am 17. August 2010 in Höhe von 1EUR 1.027.600,00, am 17. Februar 2011 in Höhe von EUR 1.886.153,33, am 17. August 2011 in Höhe von EUR 2.006.234,17, am 17. Februar 2012 in Höhe von EUR 2.336.186,67 sowie am 17. August 2012 in Höhe von EUR 2.011.251,67,

4.33 die auf das Darlehen mit der Nummer 11/6/... geleisteten Zinszahlungen am 22.Dezember 2008 in Höhe von EUR 7,536.180,56, am 22. Juni 2009 in Höhe von EUR 4.982.250,00, am 21. Dezember 2009 in Höhe von EUR 2.766.652,78, am 21. Juni 2010 in Höhe von EUR 2.195.375,00, am 20. Dezember 2010 in Höhe von EUR 2.213.069,44, am 20. Juni 2011 in Höhe von EUR 2.520.194,44, am.20. Dezember 2011 in Höhe von EUR 3.166.916,67 sowie am 20. Juni 2012 in Höhe von EUR 3.058.895,83,

4.34 die auf das Darlehen mit der Nummer 10/6/... geleisteten Zinszahlungen am 22.Dezember 2008 in Höhe von EUR 7.561.875,00 am 22. Juni 2009 in Höhe von EUR 5,007.527,78, am 21. Dezember 2009 in Höhe von EUR 2.791.930,56, am 21. Juni 2010 in Höhe von EUR 12,496,77, am 20. Dezember 2010 in Höhe von EUR 12.596,34, am 20. Juni 2011 in Höhe von EUR 14.324,70, am 20.Dezember.2011 in Höhe von EUR 17.964,92 sowie am 20. Juni 2012 in Höhe von EUR 17.357,03.

4.35 die unter dem Money Market Limit Agreement geleisteten Provisionszahlungen am 24. September 2009 in Höhe von EUR 1.740.000,00, am 15.Januar2O10 in Höhe von EUR 1,759.333,33, am 30. Juni 2010 in Höhe von EUR 1.769.000,00, am 30, Dezember 2010 in Höhe von EUR 1.759.333,33, am 30. Juni 2011 in Höhe von EUR 1.769.000,00, am 30. Dezember 2011 in Höhe von EUR 1.769.000,00 sowie am 2 Juli 2012 in Höhe von EUR 1.769.000,00,

4.36 die auf die Schuldverschreibung, ISIN XS0397542746, geleisteten Zinszahlungen am 20. Januar 2009 in Höhe von CHF 3.049.080,00, am 20. Juli 2009 in Höhe von CHF 4.542.600,00, am 20. Januar 2010 in Höhe von CHF 4.288.230,00, am 20. Juli 2010 in Höhe von CHF 3.994.560,00, am 20. Januar 2011 in Höhe von CHF 3.874.230,00, am 20. Juli 2011 in Höhe von CHF 3.848.760,00, am 20. Januar 2012 in Höhe von CHF 3.907.440,00 sowie am 20. Juli 2012 in Höhe von CHF 3.661.500,00.“

erledigt haben.

4.37 Es wird festgestellt, dass die Klägerin nicht verpflichtet ist, die von der Beklagten für die Kreditlinien, IS(N XS0399... und ISIN XS0397..., am 2. August 2012 vorab bezahlte Bereitstellungsprovision in Höhe von EUR 6.600.000,00 zurückzubezahlen.

5. Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Klägerin sämtliche weiteren Schäden zu ersetzen, die der Klägerin durch die angekündigten Rückforderungen aus oder im Zusammenhang mit den in Ziffer 3 und Ziffer 4 genannten Finanzierungen entstanden sind oder noch entstehen.

6. Die Widerklagen werden abgewiesen.

Hilfsweise zu den Anträgen 1.1 bis 1.7,1.12a, 1.13a, 1.14a sowie 1.15 bis 1.18 für den Fall, dass das Gericht dem FMA- Bescheid vom 01 .März 2015 Wirkung verleiht, beantragt die Klägerin:

1.1 Die Beklagte wird verurteilt am 01. Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 17. Oktober 2008, Darlehens-Nr. 12/6/39..., verlängert mit Vertrag vom 16. August 2010 einen Betrag von EUR 150.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 1.481.695,83,

b. von EUR 1.269.601,67.

c. von EUR 882.836,67 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 150.000.000,00 seit 1. Januar 2014..

1.2 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 17. März 2008, Darlehens-Nr. 71005..., verlängert mit dem Vertrag vom 16, März 2011 einen Betrag von CHF 500.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 2.684.833,33,

b. vonCHF2.551.466,67,

c. von CHF 1.356.968,89 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens . jedoch 5% per annum aus CHF 500.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.3 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehens vertrag vom 22, Mai 2009, Darlehens-Nr. 71017..., verlängert mit dem Vertrag vom 18. Mai 2012 einen Betrag von CHF 200.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. (geändert auf negative Feststellung, nunmehr erledigt);

b. von CHF 374.096,67 sowie

c. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 200.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.4 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 01. Juli 2008, Darlehens-Nr. 71012..., verlängert mit dem Vertrag vom 26. Juni 2012 einen Betrag von CHF 500.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 2.434.916,67,

b. von CHF 2.141.027,78,

a. von CHF 2.191.933,33,

d. von CHF 42777,78 sowie

e. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 500.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.5 Die Beklagte wird verurteilt am 01 Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag über EUR 300.000.000,00 vom 29. Juni 2009, Darlehens-Nr. 14/6/...,anteilig verlängert mit dem Vertrag vom 2. August 2012 einen Betrag von EUR 230.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 1835.607,00,

b. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 230.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.6 Die Beklagte wird verurteilt am Ol Juni 2016 an die Klägerin aus dem

Darlehensvertrag vom 30. Dezember 2009, Darlehens-Nr. 7/6/..., einen Betrag von EUR 200.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 1.199.177,78,

b. von EUR 1126.466,67,

c. von EUR 332.388,89 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 200.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.7 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 30. Dezember 2009, Darlehens-Nr. 8/6/..., einen Betrag von EUR 200.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 1.229.511,11,

b. von EUR 1.156.966,67,

c. von EUR 342.722,22 sowie

d. von 5 über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 200.000.000,00 seit 1. Januar 2014.

1.12a Die Beklagte wird verurteilt am 01 Juni 2016 an die Klägerin EUR 96.699,52, EUR 95.131,42 sowie EUR 77.359,62 nebst Zinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz per annum aus EUR 96.699,52 seit5. Februar2013, aus EUR 95.131,42seitdem 6. August 2013 sowie aus EUR 77.359,62 seit 1 Januar 2014, zu zahlen.

1.13a Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin EUR 135.902,03, EUR 136.648,75 sowie EUR 64.964,16 nebst Zinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz per annum aus EUR 135.902.03 seit 6. April 2013, aus EUR 136.648,75 ab 6. Oktober 2013

sowie aus EUR 64 984,16 seit 1. Januar 2014. zu zahlen

1.14a Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin EUR 35.972,22. EUR 35.388,09 sowie EUR 28.777,78 nebst Zinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten übet dem jeweiligen Basiszinssatz per annum aus EUR 35.972,22 seit 5. Februar 2013, aus EUR 35.388,89 seil dem 6. August 2013 sowie aus EUR 28.777,78 seit 1, Januar 2014, zu zahlen.

1.15 Die Beklagte wird verurteilt am 01 Juni 2016 an die Klägerin aus der Schuldverschreibung vom 4. November 2008, ISIN XS 0397542746, einen Betrag von CHF 300.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von CHF 3 829.500,00.

b. von CHF 3.622.406,67.

c. von CHF 3.625.440,00 sowie

d. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 300.000.000,00 seit 21 Januar 2014.

1.16 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 5. Juni 2008, Darlehens-Nr. 71011..., einen Betrag von CHF 87,216.000.00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a von CHF 493.636,37“

b. von CHF 402.539.96,

c. von CHF 475.758,43 sowie

d., von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus CHF 87.216.000,00 seit 6. Juni 2014,

1.17 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem

Darlehensvertrag vom 20. Juni 2008, Darlehens-Nr. 11/6/..., einen Betrag von EUR 250.000.000,00 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. vonEUR2.127.375,00,

b. von EUR 1,337.194,44,

c. von EUR 1.347.083,33,

d. von EUR 1 431.986,11 sowie

e von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 250.000.000,00 seit 21 Juni 2014

1.18 Die Beklagte wird verurteilt am 01.Juni 2016 an die Klägerin aus dem Darlehensvertrag vom 20. Juni 2008, Darlehens-Nr. 10/6/..., einen Betrag von EUR 1.406.879,93 zu zahlen, zuzüglich Zinsen in Höhe

a. von EUR 12.114,83,,b. von EUR 7.667,34“

c. von EUR 7.723,77.

d. von EUR 8.200,78,

e. von EUR 7.728,66,

f. von EUR 6.547,62 sowie

g. von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz, wenigstens jedoch 5% per annum aus EUR 1.406.879,93 ab 20. Juni 2015.

Die Beklagte beantragt:

Klageabweisung.

Die Beklagte beantragt mit der Widerklage:

1.

1.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 284.412.994,44 zu zahlen.

1.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 124.011.779,79 zu zahlen.

1.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 1.1. und 1.2. genannten Beträge, also auf CHF 408424.774,23, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

1.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 1,3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 1.1 und 1.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p. a. auf den Betrag von CHF 408.424.774,23, soweit diese Nutzungen die unter 1.3. genannten Zinsen übersteigen.

2.

2.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 204.621788,89 zu zahlen.

2.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 89.220.649,97 zu zahlen.

2.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 2.1 und 2.2. genannten Beträge, also auf EUR 293.842.438,86, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

2.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 2.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 2.1. und 2.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 293.842.438,36, soweit diese Nutzungen die unter 2.3. genannten Zinsen übersteigen.

3.

3.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 40.451681,26 zu zahlen.

3.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 13.002.657,58 zu zahlen.

3.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der .unter 3.1. und 3.2. genannten Beträge, also auf CHF 53.454.338,84, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

3.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 3.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 3.1 und 3.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 53.454.338,34 soweit diese Nutzungen die unter 3.3. genannten Zinsen übersteigen.

4.

4.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 434.562,690,89 zu zahlen.

4.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 67.530.771,91 zuzahlen. ^

4.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 4.1. und 4.2. genannten Beträge, also auf CHF 502.093.462,30, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen,

4.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 4.3, genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 4.1. und 4.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 502.093.462,80, soweit diese Nutzungen die unter 4.3. genannten Zinsen übersteigen.

5.

5.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 10.966.946,55 zu zahlen.

5.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 4.280.537,42 zu zahlen.

5.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 5.1. und 5.2, genannten Beträge, also auf CHF 15.247.483,97, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

5.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 5.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 5.1. und 5,2, bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 15.247.483,97, soweit diese Nutzungen die unter 5.3. genannten Zinsen übersteigen.

6.

6.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 207.997.303,06 zu zahlen.

6.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 81.378.112,14 zu zahlen.

6.1. 6.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter6.1. und 6.2. genannten Beträge, also auf CHF 289.375.415,20, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

6.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 6.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 6.1, und 6.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 289.375.415,20, soweit diese Nutzungen die unter 6.3. genannten Zinsen übersteigen.

7.

7.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 214.407.055,56 zu zahlen.

7.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 87.879.259,81 zu zahlen.

. 7.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 7.1. und 7,2 genannten Beträge, also auf EUR 302.286.315,37, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab der jeweiligen Rechtshängigkeit zu zahlen.

7.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 7.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 7.1. und 7.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 302.286.315.37, soweit diese Nutzungen die unter 7.3. genannten Zinsen übersteigen.

8.

8.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 214.505.888,89 zu . zahlen.

8.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 37.916.716,15 zu zahlen.

8.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 8.1. und 8.2. genannten Beträge, also auf EUR 302.422.605,04, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab der jeweiligen Rechtshängigkeit zu zahlen.

8.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 8.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 8.1. und 8.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 302.422.605,04, soweit diese Nutzungen die unter 8.3. genannten Zinsen übersteigen.

9.

9.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 15.289.251,22 zu zahlen.

9.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 5.231294,30 zu zahlen.

9.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 9.1. und 9.2. genannten Beträge; also auf CHF 20.520.545,52, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab der jeweiligen Rechtshängigkeit zu zahlen.

9.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 9.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 9.1. und 9.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozent punkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 20.520.545,52, soweit diese Nutzungen die unter 9,3, genannten Zinsen übersteigen.

10.

10.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 30.566.909,72 zu zahlen.

10.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 8.571.348,72 zu zahlen,

10.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 10.1. und 10.2. genannten Beträge, also auf EUR 39.138.258,44, m Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab der jeweiligen Rechtshängigkeit zu zahlen.

10.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 10.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 10.1. und 10,2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 39.138.258,44, soweit diese Nutzungen die unter 10,3. genannten Zinsen übersteigen.

11.

11.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 265.253.951,39 zu zahlen.

11.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 108.532.526,51 zuzahlen.

11.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 11.1. und 11.2. genannten Beträge, also auf EUR 373.786.477,90, in Höhe von 5 Prozentpunkten Über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab der jeweiligen Rechtshängigkeit zu zahlen.

11.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 11.3, genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 11.1. und 11.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 373.786.477,90, soweit diese Nutzungen die unter 11.3. genannten Zinsen übersteigen,

12.

12.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 29,821.745,42 zu zahlen.

12.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 9.122.851,68 zuzahlen.

12.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 12.1. und 12.2. genannten Beträge, also auf CHF 38.944.597,10, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

12.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 12.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 12.1. und 12.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 38.944.597,10, soweit diese Nutzungen die unter 12.3. genannten Zinsen übersteigen.

13.

13.1 Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 151.042.708,33 zu zahlen.

13.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 64,363.931,31 zu zahlen.

13.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 13.1. und 13.2. genannten Beträge, also auf CHF 215.411689,64, In Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

13.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 13.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 13,1, und 13.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 215.411.689,64, soweit diese Nutzungen die unter 13.3. genannten Zinsen übersteigen.

14.

14.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte USD 150.102.083,33 zu zahlen.

14.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere USD 63.692.015,11 zu zahlen.

14.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 14.1. und 14.2. genannten Beträge, also auf USD 213.794.098,44, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

14.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 14.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 14.1. und 14.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von USD 213.794.098,44, soweit diese Nutzungen die unter 14.3, genannten Zinsen übersteigen.

15.

15.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte HUF 3.157.931.250,00 zu zahlen.

15.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere HUF 1.309.609.615,11 zu zahlen.

15.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 15.1. und 15.2. genannten Beträge, also auf HUF 4.467.540.865,11, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

15.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 15.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 15.1 und 15.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 .Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von HUF 4.467.540.865,11, soweit diese Nutzungen die unter 15.3. genannten Zinsen übersteigen.

16.

16.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte USD 45.002.343.75 zu zahlen.

16.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere USD 1,9.219.773,59 zu zahlen.

16.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 16.1. und 16.2. genannten Beträge, also auf USD 64.222.117.34, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen,

16.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 16.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 16.1. und 16.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von USD 64.222.117,34, soweit diese Nutzungen die unter 16.3. genannten Zinsen übersteigen.

17.

17.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte WUR 264.586.307,62 zu zahlen.

17.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 91.707.994,92 zu zahlen.

17.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 17.1. und 17.2, genannten Beträge, also auf EUR 356.294.302,54, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a, ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

17.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 17.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 17.1. und 17.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 356.294.302,54, soweit diese Nutzungen die unter 17.3. genannten Zinsen übersteigen.

18.

18.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 16.237.412,50 zu zahlen.

18.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 4.955.498,40 zu zahlen.

18.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 18.1. und 18.2. genannten Beträge, also auf EUR 23.192.910,90, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a, ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

18.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 18,3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 18.1. und 18.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 23,192.910,90, soweit diese Nutzungen die unter 18.3. genannten Zinsen übersteigen.

19.

19.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 300.061.846,08 zu zahlen.

19.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 77.869.621,77 zu zahlen.

19.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 19.1. und 19.2. genannten Beträge, also auf CHF 377.931.467,85, in Höhe von 5 Prozentpunkten Uber dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab der jeweiligen Rechtshängigkeit zu zahlen,

19.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 19,3, genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 19,1. und 19.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 377.931.467,85, soweit diese Nutzungen die unter 19.3. genannten Zinsen übersteigen.

20.

20.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 31.166.400,00 zu zahlen.

20.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 8,217.911,06 zu zahlen,

20.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 20.1 und 20.2. genannten Beträge, also auf CHF 39.384.311,06, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

20.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 20.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 20.1. und 20.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 39.384.311,06, soweit diese Nutzungen die unter 20.3. genannten Zinsen übersteigen.

21.

21.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 162.592.230,00 zu zahlen.

21.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 40.394.627,61 zu zahlen.

21.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 211. und 21.2, genannten Beträge, also auf EUR 202.986.857,61, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen,

21.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 21.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 21.1 und 21.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 202.936.857,61, soweit diese Nutzungen die unter 21.3. genannten Zinsen übersteigen.

22.

22.1 Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 323.985.240,00 zu zahlen.'

22.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 84.929.136,69 zu zahlen.

22.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 22,1. und 22.2. genannten Beträge, also auf EUR 403.914.376,69, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

22.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 22.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 22,1. und 22.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 408.914.376,69, soweit diese Nutzungen die unter 22.3. genannten Zinsen übersteigen.

23.

23.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte CHF 17.065.067,22 zu zahlen.

23.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere CHF 3.904.434,32 zu zahlen

23.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 23.1. und 23,2. genannten Beträge, also auf CHF 20.969.501,54, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

23.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 23.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 23.1. und 23,2. bezeichneten Betrage ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischem Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von CHF 20.969.501,54, soweit diese Nutzungen die unter 23.3. genannten Zinsen übersteigen.

24.

24.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 100.182.421,19 zu zahlen.

24.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 18.020.158,90 zu zahlen.

24.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 24,1. und 24.2. genannten Beträge, also auf EUR 118.202.580,09, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen. - .

24.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 24.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 24,1. und 24.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 118.202.580,09, soweit diese Nutzungen die unter 24.3. genannten Zinsen übersteigen.

25.

25.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 17.361,11 zu zahlen.

25.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 7.191,54 zu zahlen.

25.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklage Zinsen auf die Summe der unter 25.1, und 25.2, genannten Beträge, also auf EUR 24.552,65, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

25.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 25.3. genannten Zinsen hinausgehenden. Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 25.1. und 25.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 3 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 24.552,65, soweit diese Nutzungen die unter 25.3. genannten Zinsen übersteigen.

26.

26.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 12.083.333,33 zu zahlen.

26.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 3.996.585,93 zu zahlen.

26.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 26.1. und 26.2. genannten Beträge, also auf EUR 16.079.919,26, in Höhe von 5 Prozentpunkten über den deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

26.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 26.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzten und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus. der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 26.1. und 26.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 16.079.919.26, soweit diese Nutzungen die unter 26.3. genannten Zinsen übersteigen.

27.

27.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 33.465.860,45 zu zahlen.

27.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 3.641.953,80 zu zahlen.

27.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklage Zinsen auf die Summe der unter 27,1, und 27.2. genannten Beträge, also auf EUR 37.107.814,25 in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

27.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 27.3, genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 27.1. und 27,2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 37.107.814,25, soweit diese Nutzungen die unter 27.3. genannten Zinsen übersteigen.

28.

28.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 102.022.727,00 zu zahlen.

28.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 26.287.988,05 zu zahlen.

28.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklage Zinsen auf die Summe der unter 28.1. Und 28.2. genannten Beträge, also auf EUR 128.310.715,05 in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

28.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 28.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 28.1. und 28.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 128.310.715,05, soweit diese Nutzungen die unter 28.3. genannten Zinsen übersteigen.

29.

29.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 101.716.261,24 zu zahlen.

29.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 28.047.118,53 zu zahlen.

29.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklage Zinsen auf die Summe der unter 29.1 und 29.2. genannten Beträge, also auf EUR 129.763.379,77 In Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

29.3. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 29.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter.29.1. und 29.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 129.763.379,77, soweit diese Nutzungen die unter 29.3. genannten Zinsen übersteigen.

30.

30.1 Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 12.178.577,77 zu zahlen.

30.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 2.297.255,78 zu zahlen.

30.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 30,1. und 30,2. genannten Beträge, also auf EUR 14.475.833,55, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

30.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 30.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 30.1 und 30.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozent punkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 14.475.833,55, soweit diese Nutzungen die unter 30.3. genannten Zinsen übersteigen.

31.

31.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 12.353,744,45 zu zahlen.

31.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 2.331.072,87 zu zahlen.

31.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 31.1. und 31.2. genannten Betrage, also auf EUR 14,684.817,32, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

31.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 31.3, genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 31.1. und 31,2, bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 14.684.817,32, soweit diese Nutzungen die unter 31.3. genannten Zinsen übersteigen.

32.

32.1. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte EUR 302.560,84 zu zahlen.

32.2. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte weitere EUR 87.265,70 zu zahlen.

32.3. Die Klägerin wird verurteilt, an die Beklagte Zinsen auf die Summe der unter 32,1. und 32.2, genannten Beträge, also auf EUR 389.826,54, in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem deutschen Basiszinssatz p.a. ab Rechtshängigkeit zu zahlen.

32.4. Es wird festgestellt, dass die Klägerin verpflichtet ist, der Beklagten sämtliche über die unter 32.3. genannten Zinsen hinausgehenden Schäden zu ersetzen und Nutzungsvorteile herauszugeben, die aus der bisher noch nicht erfolgten Rückzahlung der unter 32.1. und 32.2. bezeichneten Beträge ab Rechtshängigkeit entstehen werden, insbesondere zum Ersatz von Nutzungen von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz p.a. auf den Betrag von EUR 389.826,54, soweit diese Nutzungen die unter 32.3. genannten Zinsen übersteigen.

Die Klägerin beantragt:

Die Widerklage wird abgewiesen.

Die Beklagte beruft sich gegenüber den vertraglichen Ansprüchen der Klägerin auf eine Rückzahlungssperre gemäß § 14 österreichisches.Eigenkapitalersatzgesetz (EKEG). Sie stützt sich dabei auf zwei alternative Tatbestände: die Eigenmittelunterschreitung und die Überschuldung. Sie behauptet, die von der Klägerin an die Beklagte in der Zeit ihrer Mehrheitsbeteiligungen gewährten Finanzierungen seien eigen kapitalersetzend, da die Beklagte in diesem Zeitraum die regulatorischen Eigenmittelzahlen nicht eingehalten habe. Die Beklagte beruft sich auf eine eigene nachträgliche Neuberechnung der Eigenmittel. Des Weiteren begründet die Beklagte den eigen kapitalersetzenden Charakter mit der Behauptung, die Beklagte sei im gesamten Zeitraum im insolvenzrechtlichen Sinne überschuldet gewesen.

Mit dergleichen Argumentation begründet die Beklagte ihre Widerklage, mit welcher Zahlungen, die die Beklagte an die Klägerin zur Erfüllung von Finanzierungsverträgen geleistet hat, zurück gefordert werden. Die Beklagte trägt im Einzelnen zu den geleisteten Zahlungen und den vertraglichen Grundlagen vor. Hierauf wird Bezug genommen.

Die Beklagte beruft sich gegenüber den Ansprüchen der Klägerin auch auf ein Erlöschen nach dem österreichischen HaaSanG bzw. auf mangelnde Fälligkeit aufgrund der Stundungsanordnungen im HaaSanG sowie im Mandatsbescheid der österreichischen Finanzmarktaufsicht FMA.

Die Beklagte verweist darauf, dass auch etwaige Schadensersatzansprüche sowohl von der Rückzahlungssperre des EKEG als auch von den. Wirkungen des HaaSanG und des Mandatsbescheids erfasst wären.

Die Beklagte rügt die internationale und örtliche Zuständigkeit des Landgerichts München I.

Hinsichtlich der zurückgenommenen Anträge Ziffer 1,8. und 1.9. wendet sich die Beklagte gegen die Kostentragung. Sie beanstandet unter anderem formale Mängel der Anträge und macht geltend, ein Anlass zur Klage habe nicht bestanden (vgl. Schriftsatz der Beklagten vom 30,08.203, S. 30 ff., Bl. 367 ff. d. A.).

Im Einzelnen:

Internationale und örtliche Zuständigkeit

Die Klägerin beruft sich zur Begründung der internationalen Zuständigkeit der deutschen Gerichte auf eine Gerichtsstands Vereinbarung gemäß Artikel 23 EuGVO (jetzt Art. 25 EuGVO). Die Gerichts Standsklausel in Ziffer 214 des MLA (Anlage K 1) erfasst nach Auffassung der Klägerin alle nach dem MLA abgeschlossenen Darlehen, einschließlich der prolongierten oder aufgrund des Aktienkaufvertrag es neu ausgereichten Darlehen. Dies gelte auch für die Einräumung von Kreditlinien anstelle der ursprünglichen Darlehen (Klageanträge Ziffer 1.12,1.13, 114, Darlehen Nr. 5 b, 12 b, 13 b unter Verweis auf die Anlagen ö b, 12 a und 13 a). Auch hinsichtlich der Einräumung von Kreditlinien anstelle von getilgten Schuldverschreibungen (Klageanträge Ziffer 110 und 1.11) beruft sich die Klägerin auf Gerichtsstands Vereinbarungen in den Anlagen K 17 und K 18. Die Klägerin ist der Ansicht, die in den Gerichtsstandsvereinbarungen im Aktien kauf vertrag (Anlage K4), im Vertrag vom 02.08.2012 (Anlage K 2) sowie in den Verträgen zu den Darlehenszusagen Nr. 5 b, 10 b, 11 b, 12 b, 13 b (Klageanträge Ziffer 110 bis 1.14) vereinbarte Zuständigkeit österreichischer Gerichte habe einen begrenzten Anwendungsbereich, der die Streitigkeiten aus den Darlehen nicht erfasse. Es sei Absicht der Parteien gewesen, Streitigkeiten aus der Vereinbarung von Bereitstellungsprovisionen den Münchner Gerichten zu unterwerfen, wofür die Klägerin den Zeugen [Z 44] anbietet. Eine Aufspaltung für die Verpflichtung zur Zahlung von BereitsteIIungsprovision einerseits und sonstigen Rechten und Pflichten aus den Kreditlinien anderseits wäre nicht sinnvoll und könne daher auch nicht als gewollt angenommen werden. Es wird hierzu insbesondere auf den Schriftsatz der Klagepartei vom 30.08.2013, S. 132 ff. (Bf. 501 ff. d. A.) verwiesen.

Die Klägerin ist der Auffassung, dass die Gerichtsstands Vereinbarung in Ziffer 214 des MLA auch die von der Beklagten behaupteten Rückerstattungsansprüche abdecke. Dies folge aus einer Auslegung nach dem vernünftigen Parteiwillen, da es allgemein üblich sei, dass alle Ansprüche aus dem Vertragsverhältnis von einer solchen Vereinbarung erfasst sein sollen. Der Grund für diese Rückerstattungsansprüche liege In den Finanzierungsverträgen, das gesellschaftsrechtliche Verhältnis bilde lediglich eine weitere Voraussetzung. Eine einheitliche Zuständigkeit für die Zahlungs- und etwaige Rückerstattungsansprüche sei auch unter praktischen Gesichtspunkten angemessen.

Für den Fall, dass das Gericht dieser Ansicht nicht folgen sollte, beruft sich die Klägerin darauf, die Zuständigkeit der deutschen Gerichte ergebe sich daraus, dass -nach österreichischem Recht als lex causae für den Rückerstattungsanspruch - der Erfüllungsort München sei.

Nach Ansicht der Klägerin ist die Gerichtsstandsvereinbarung mit Artikel 23 EuGVO (jetzt Art. 25 EuGVO) vereinbar. Bedenken gegen die Wirksamkeit ergeben sich aus der asymmetrischen Ausgestaltung nicht, diese sei vielmehr von der Vertragsfreiheit umfasst. Dies entspreche auch Sinn und Zweck des Artikels 23 EuGVO (jetzt Art. 25 EuGVO), welcher dem Bedürfnis des internationalen Handeisverkehrs, Gerichtsstände zu vereinbaren, Rechnung tragen wolle.

Hilfsweise beruft sich die Klagepartei auf die Zuständigkeit des Landgerichts München I als Gericht des Erfüllungsortes gemäß Artikel 5 Nr. 1 b EuGVO (jetzt Art. 7 Nr. 1 b EuGVO) für die Klageanträge Ziffer 1.1 bis 17, Ziffer 116 bis, 1.18 sowie 110 bis 114. Da die Klägerin als Kreditgeberin die vertragstypische Leistung erbringe, sei der Sitz der Klägerin als Erfüllungsort maßgeblich für die internationale Zuständigkeit. Hinsichtlich der einzelnen Kredit Verhältnisse trägt die Klägerin zu den Tätigkeiten und Dispositionen der Klägerin in München vor, insbesondere hinsichtlich Angebot und Annahme des Vertrages, Schreiben zur Auszahlungsankündigung und Zinsberechnung sowie der internen Auszahlungsanweisung. Insbesondere auf Seite 57 bis 80 (Blatt 258/260 d. A.) des Schriftsatzes vom 24.05.2013 wird Bezug genommen. So beruft sich die Klägerin auf die tatsächliche Abwicklung und Kontoführung in München. Nach Ansicht der Klägerin ist es demgegenüber unbeachtlich, wenn Buchungsvorgänge auf Schweizer Konten erfolgt sind. Hierbei handele es sich um Korrespondenzkonten, die aus Praktikabilitätsaspekten bei Buchungen in der jeweiligen Auslandswährung genutzt werden. Die Kreditabwicklung sei insgesamt in München verblieben.

Auch hinsichtlich der Kreditlinien ist nach Auffassung der Klägerin Erfüllungsort München, da hier die entsprechenden Kapitalbeträge vorgehalten wurden.

Die internationale Zuständigkeit für den Antrag Ziffer 1.15 (Schuldverschreibung Nr. 15) ergibt sich nach Auffassung der Klagepartei aus Artikel 5 Nr. 1 b 2. Halbsatz EuGVO (jetzt Art. 7 Nr. 1 b 2. Halbsatz EuGVO). Die Gerichtsstands Vereinbarung in den Anleihebedingungen stehe nicht entgegen, da das Landgericht Frankfurt am Main dort als zusätzlicher, nicht aber ausschließlicher Gerichtstand vereinbart sei. Erfüllungsort sei auch hinsichtlich der Schuldverschreibung München, da auch diesbezüglich alle wesentlichen Schritte und Dispositionsentscheidungen am Sitz der Klägerin in München vorgenommen worden seien. Keine Bedeutung für den Erfüllungsort komme der Vereinbarung einer Zahlstelle in Luxemburg zu. Dies diene lediglich der vereinfachten Abwicklung. Die Klägerin trägt weiter vor, falls das Gericht dieser Auffassung nicht folge, sei die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte auf Art. 5 Abs. 1 Nr. 1 a EuGVO (jetzt Art. 7 Abs. 1 Nr. 1 a EuGVO) zu stützen, da die Beklagte ihren Zahlungsverpflichtungen tatsächlich in München nachkomme.

Die Beklagte ist der Ansicht, für die Anträge Ziffer 1.6 und 1.7 (Darlehen Nr. 6 b und 7 b) sei die Gerichtstand Vereinbarung zugunsten Wiener Gerichte im Aktien kauf vertrag einschlägig. Hinsichtlich der Darlehenszusagen Nr. 10 b und 11 b (Klageanträge Nr. 1.10 und 1,11) ergebe sich die internationale Zuständigkeit österreichischer Gerichte aus den Verträgen zu den Darlehenszusagen (Anlagen B1, K 17, B 2, K 18). Dies werde durch die Vereinbarung vom 02.08.2012 (Anlage K 2) hinsichtlich der BereitsteIIungsprovision, die dort geregelt ist, nochmals bestätigt. Eine Vereinbarung österreichischer Gerichte finde sich auch in den Verträgen (Anlagen K 12 a, b, B 3; K 13 a, B 4; K 9 b) zu den Darlehenszusagen Nr. 12 b, 13 b, 5 b (Klageanträge Ziffer 1.12 bis 1.14), dort werde ausschließlich ein Gerichtsstand des sachlich zuständigen Gerichts in Wien vorgesehen. Auch auf das Money Market Limit Agreement vom 30.12.2009 (Klageanträge Ziffer 1.8 und 1.9; Anlage B 6) sei die Gerichts Standsvereinbarung des Aktienkaufvertrages anwendbar.

Nach Auffassung der Beklagten kann sich die Klägerin auch nicht hinsichtlich der Klageanträge Ziffer 1.1 bis 1.5, 1.16 bis 118 und 4.12 bis 4.14 auf die Gerichtsstands Vereinbarung im MLA berufen, da diese unwirksam sei. Die einseitig begünstigende Gerichts Stands Vereinbarung verstoße gegen den Zweck und die Zielrichtung des Artikels 23 EuGVO (jetzt Art. 25 EuGVO). Sie beruft sich auf Entscheidungen der Cour de Cassation Frankreichs sowie weiterer nationaler oberster Gerichte in Europa (Anlagen B 7 bis B 9) über die Wirksamkeit vergleichbarer Klauseln.

Die Beklagte trägt weiter vor, es bestehe auch keine internationale Zuständigkeit nach Artikel 5 Nr. 1 EuGVO (jetzt Art. 7 EuGVO), Maßgeblicher Vertrag zur Bestimmung des Erfüllungsortes sei nicht der Darlehens vertrag, sondern der Gesellschaftsvertrag, da die Darlehen eigenkapitalersetzenden Charakter haben. Daher liege der [Erfüllungsort nach dem anwendbaren österreichischen Gesellschaftsrecht] ... am Ort des Sitzes der Gesellschaft, also In Klagenfurt. Gemäß Artikel 5 Nr. 1 a EuGVO (jetzt Art 7 Nr. 1 a EuGVO) seien daher die österreichischen Gerichte international zuständig.

Dies ergebe sich auch unter dem Aspekt des Erfüllungsortes aus Artikel 5 Nr. 1 b EuGVO (jetzt Art. 7 Nr. 1 b EuGVO). Für die Bestimmung des Erfüllungsortes der vertragscharakteristischen Leistung sei maßgeblich, wohin die Auszahlung des Darlehens tatsachlich erfolgt sei. Bei den in Schweizer Franken vereinbarten Darlehen sei dies Zürich, da die Auszahlung auf ein Konto bei der UBS in Zürich erfolgt sei. Bei den nicht ausgenutzten Kreditlinien sei der Erfüllungsort dagegen nicht bestimmbar, weshalb Artikel 5 Nr. 1 b EuGVO (jetzt Art. 7 Nr. 1 b EuGVO) nicht anwendbar sei.

Hinsichtlich der Klageanträge Ziffer 1.15, 1.19, 1.20. 4.10 und 4.11 (Schuldverschreibungen Nr. 15, 19, 20. 10 a, 11 a) seien zwar die deutschen Gerichte international zuständig. Örtlich zuständig sei jedoch das Landgericht Frankfurt entsprechend der Gerichtsstands Vereinbarung in den Anleihebedingungen.

Zu den tatsachlichen Voraussetzungen einer Eigenmittelunterschreitung

Die Beklagte begründet die tatsächlichen Voraussetzungen einer Eigenmittelunterschreitung zum Zeitpunkt der jeweiligen Kreditgewährung, indem sie im Einzelnen zu Wertberichtigungsbedarf in 22 von der Beklagten an Endkunden gewährten Krediten vorträgt. Unter Berufung auf ein Gutachten ... vom 21.05.2013 (AKKT I), Anlage B 20, behauptet die Beklagte deshalb zusätzlichen Wertberichtigungsbedarf in Höhe von rund EUR 520 Mio. für das Geschäftsjahr 2007 und für das Geschäftsjahr 2008 in Höhe von rund EUR 699 Mio. Darüber hinaus behauptet die Beklagte unter Berufung auf das Gutachten AKKT I Abwertungsbedarf hinsichtlich des Beteiligungsansatzes der gesamten ...-gruppe in der Größenordnung von zunächst rund EUR 122 Mio. für das Jahr 2007 und für das Jahr 2008 in Höhe von EUR 223 Mio. Unter Berufung auf das Gutachten AKKT I behauptete die Beklagte daher zunächst, in den Zeiträumen Januar 2006 bis November 2008 und im Dezember 2009 (bis zum 30.12.2009) seien die regulatorischen Eigenmittelerfordernisse nicht erfüllt gewesen. Auf die Anlage B 20 sowie die Schriftsätze vom 23.05.2013 (Blatt 82/201), insbesondere Seite 19 ff. (Blatt 100 ff. d. A.) wird verwiesen. Die Beklagte vertieft diesen Vortrag unter Bezugnahme auf ein weiteres Gutachten ... vom September 2014 (Anlage S 442, AKKT II). Unter Einbeziehung eines 22. Kreditfalles sowie Ergänzung der Feststellungen zu 15 Kreditfällen, die bereits Gegenstand des Gutachtens AKKT I waren, behauptet die Beklagte nunmehr weiteren Wertberichtigungsbedarf für das Jahr 2009 in Höhe von EUR 374.774.288,34. Unter anderem wird auf den Schriftsatz vom 29,09.2014 (Seite 7 bis 98, Blatt 1978/2069 d. A,) sowie Schriftsatz vom 24.02.2015 (Seite 87 bis 97. Blatt 3104/3114 d. A.) Bezug genommen.

Die Beklagte behauptet weiter, sie habe ... Refinanzierungskredite in Höhe von rund X Milliarden EUR gewährt, die auch ausgeschöpft seien. Die Beklagte trägt im Einzelnen zu dem Finanzierungsrahmen vor, den die Beklagte ... gewährte und nimmt unter anderem auf folgende Anlagen Bezug: B 469: Beschluss der Mitglieder des Aufsichtsrates der Beklagten aus Januar 2009, B 471: Antrag an den Aufsichtsrat betreffend die Erhöhung des Refinanzierungslimits für ... vom 05.03.2009, Seite 2, B 504: Antrag an den Aufsichtsrat betreffend die Genehmigung von Mitteln für ... vom 14.05.2009 nebst Anlagen und B 505: Umlaufbeschluss der Mitglieder des Aufsichtsrates der Beklagten aus Mai 2009; B 776: ...-datenbank, B 784, 785, 786, 786: Auszüge ...-datenbank HRSe; B 788: Auszüge aus den Bilanzen der ..., B 789: Auszug ...-datenbank HLHU, B 790, 791.792, 793: Financial Performance Report; B 794: Bericht über Refinanzierungen und Garantien von der Hypo Alpe-Adria-Bank International AG an/zugunsten der ... per 30, Juni 2008 .

Im Hinblick auf diese Refinanzierungskredite wird weiterer Berichtigungsbedarf für das Jahr 2008 in Höhe von EUR ... und für das Jahr 2009 - unter Berücksichtigung tatsächlich durchgeführter Wertberichtigungen in Höhe von EUR ... behauptet. Hierzu legt die Beklagte ein Gutachten K & K vom 25.09.2014 (Anlage B 441, K&K-Gutachten)vor.

Unter Bezugnahme auf das K&K-Gutachten führt die Beklagte jeweils zu den einzelnen ..., zur wirtschaftlichen Lage, zur Erforderlichkeit zusätzlicher Wertberichtigungen auf die ...-forderungen sowie dem daraus resultierenden negativen Eigenkapitel der jeweiligen ... aus und kommt zu einem Rating dieser ... in die Ratingklassen 4 oder 5. Schließlich nimmt sie eine Ausfallwahrscheinlichkeit der Forderung bis zu 100% an. Aufgrund vorhandener Sicherheiten legt das K&K-Gutachten für die Refinanzierungsforderungen noch eine Werthaltigkeit von 55% zugrunde und kommt auf dieser Basis zu dem ermittelten Wertberichtigungsvolumen. Hinsichtlich der Einzelheiten wird insbesondere auf die Anlage B 441 sowie auf den Schriftsatz der Beklagten vom 29,09.2014, Seite 7 bis 98 (Blatt 1979/2070 d. A.) Bezug genommen.

Ebenfalls unter Berufung auf das K&K-Gutachten behauptet die Beklagte einen Abschreibungsbedarf auf den Buchwert der ...-geseIlschaften in Höhe von EUR 318490741,74. Dies entspreche dem gesamten im Jahresabschluss zum 31.12.2009 ausgewiesenen Wert dieser Beteiligungen. Die Abschreibungen werden mit der bereits dargestellten dramatisch schlechten wirtschaftlichen Situation der ...-gese II schatten begründet. Diese seien schlicht wertlos. Hinsichtlich weiterer Erläuterungen der Beklagten zum K&K Gutachten wird auch auf den Schriftsatz vom 24.02.2015, Seite 32787 (Blatt 3049/3104 d. A.) Bezug genommen.

Zu den Auswirkungen auf das Eigenkapital und die Eigenmittel trägt die Beklagte unter Berufung auf eine Stellungnahme der [WP 4] Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft vom 29.09.2014 (Anlage B 440) vor. Diese Stellungnahme enthält alternative rechnerische Darstellungen der Veränderungen der Eigenmittel auf Basis jeweils der Zahlen der AKKT I und II Gutachten, des K&K-Gutachtens sowie einer Kombination der AKKT und K&K-Gutachten.

Im Einzelnen behaupte die Beklagte für ... folgenden Wertberichtigungsbedarf:

...

Die Klägerin wendet sich gegen die tatsächlichen Behauptungen der Beklagten zum Abwertungsbedarf.

Sie macht geltend, der Vortrag der Beklagten sei unsubstantiiert, da diese unter Berufung auf das Bankgeheimnis für die Klägerin nur durchwegs anonymisierte Anlagen, auch hinsichtlich der Angaben in den Gutachten, vorgelegt habe. Der Klägerin sei es daher nicht möglich, die dort getroffenen Behauptungen und Annahmen einer Überprüfung zu unterziehen. Die Vorlage ungeschwärzter Anlagen nur an das Gericht sei nicht zulässig, eine Verwendung durch das Gericht verstoße gegen den Grundsatz rechtlichen Gehörs. Auch das Angebot an die Prozessvertreter der Klägerin, diese Unterlagen - unter Ausschluss der Klägerin selbst - bei Gericht einzusehen, könne dies nicht ausgleichen, da nur die Klägerin die erforderliche Überprüfung vornehmen könne.

Die Klägerin trägt eine grundsätzliche Kritik an den AKKT-Gutachten hinsichtlich der dort zugrunde gelegten Tatsachen sowie der Methodik vor Sie bemängelt, dass die Eigenmittel darin nicht umfassend bewertet worden seien, sondern eine Betrachtung einzelner Vermögensgegenstände erfolgt sei. Sie verweist darauf, dass die unterjährige Entwicklung nicht dargestellt worden sei. Es sei methodisch falsch, nur Jahreswerte zu berechnen, da es auf den jeweiligen Stichtag ankomme. Schließlich berücksichtigen die Gutachten bei der Analyse der Kredite nicht die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, insbesondere nicht den Hintergrund der Finanzkrise.

Unter detaillierter Auseinandersetzung mit dem Zahlenmaterial der Beklagten bestreitet die Klägerin auch die Behauptungen zu der tatsächlichen Inanspruchnahme der Kreditlinien durch die ...-gesellschaften.

Die Klägerin erhebt im Einzelnen Einwendungen gegen Methode und Inhalt des K&K-Gutachtens sowie die Qualität der Datenbasis, die sie angesichts der ihr nur mit Schwärzungen zur Verfügung gestellten Anlagen nicht vollständig überprüfen könne. Die Plausibilität des im K&K-Gutachten vorgenommenen Ratings der ...-... in Ratingklasse 4 oder 5 kranke bereits daran, dass es für ein solches schlechtes Rating an einem erforderlichen Anlass fehle. So seien die ...-... ihren Zahlungspflichten stets nachgekommen. Nicht schlüssig begründet sei die erfolgte Abwertung der ...-gesellschaften. Schließlich fehlten Gutschriften für die Auflösung risikogewichteter Aktiva.

Die Klägerin verweist auch darauf, dass sämtliche vorliegenden Prüfungen und Berichte zu der wirtschaftlichen Lage der Beklagten die von dieser nun behaupteten Eigenmittelunterschreitungen nicht festgestellt haben. Bis heute habe die Beklagte die Feststellungen in ihren Jahresberichten hierzu nicht korrigiert. Auch aus dem [WP l]-Bericht vom 13.11.2009 (Anlage 6 322) ergebe sich ein Abwertungsbedarf für die Vergangenheit nicht. Vielmehr nenne der Bericht als maßgeblichen Grund für das Ansteigen des Wertberichtigungsbedarfs zwischen 2008 und 2009 „die makroökonomische Entwicklung in den Ländern CEE“.

Die Klägerin trägt vor, nach der Zuführung von Kapital durch die Klägerin 2007 und 2008 sowie zusätzlich durch die Republik Österreich 2008 sei die Beklagte großzügig kapitalisiert gewesen. Es habe ein Eigenkapitalpuffer bestanden, der die Mindestgrenze teilweise um mehr als das Doppelte überstiegen habe.

Zur Auslegung des S 2 EKEG

Die Ruckzahlungssperre begründet die Beklagte unter Berufung auf § 2 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 3 EKEG. Sie behauptet dazu, die Beklagte habe die gemäß § 22 ff. BWG (österreichisches Bankwesengesetz) maßgeblichen Eigenmittelzahlen. auf die § 2 Abs, 1 Nr. 3, Abs. 3 EKEG Bezug nimmt, zum jeweiligen Zeitpunkt der Kreditgewährung nicht eingehalten, wobei es auf eine Einzelbetrachtung der Gesellschaft, nicht auf eine Konzernbetrachtung ankomme.

Die Beklagte macht geltend, bei der Feststellung, ob die erforderlichen Eigenmittel unterschritten wurden, komme es nicht auf die damaligen Jahresabschlüsse der Gesellschaft oder die Meldungen an die Aufsichtsbehörden an, vielmehr gelte ein objektiver Maßstab, Aus der in § 2 Abs, 3 S, 2 EKEG formulierten Nichtanwendbarkeit des § 2 Abs. 2 EKEG folge, dass eine Einschränkung des Krisentatbestandes nach subjektiven Kriterien, wie etwa der Erkennbarkeit der Eigenmittel Überschreitung für den Gesellschafter, nicht zulässig sei Die Beklagte beruft sich unter anderem auf die Privatgutachten [FW] vom 23.05.2013 (Anlage B 19), vom 22,08.2013 (Anlage B 50), vom 05.11.2013 (Anlage B 54), Prof. [P 1] und Prof. [P 2] vom 01.03.2014 (Anlage B 203), Prof. [P 3| vom 19.06.2014(0 227 a) und Prof. [P 2), vom 09.09.2014 (Anlage 81 B 436) und vom 21.02.2015 (ß 574). Die Beklagte setzt sich ausführlich mit den Argumenten der Klagepartei und den von dieser vorgelegten Gutachten auseinander und nimmt zu den Gutachten des gerichtlich beauftragten Sachverständigen |5V 1] vom 30,04.2014 (Blatt 1073/1133 d. A), vom 29.06.2014 (Blatt 1136/1658 d. A.) und vom 10,04 2015 (BL 3849/3856 d. A.) sowie zu den gerichtlichen Hinweisen hierzu Stellung,

Die Beklagte verwahrt sich dagegen, dass sie die Beweislast für die Behauptung, die Klägerin habe Kenntnis von der Eigenmittelunterschreitung gehabt, tragen müsse Nach Auffassung der Beklagten kommt es auf eine solche Kenntnis nicht an, jedenfalls aber sei dies ein Ausnahmetatbestand, für den die Klagepartei die Darlegungs- und Beweis last trage.

Sofern das Gericht aber subjektive Kriterien im Rahmen des § 2 EKEG berücksichtigen wolle, kommt es nach Ansicht der Beklagten nicht auf Kenntnis der Klägerin an, sondern darauf, ob die Eigenmitteilsituation für die Klägerin offensichtlich war Zur Beurteilung dieser Frage seien zum einen sämtliche der Klägerin bekannte Unterlagen sowie die Zeugenaussagen auszuwerten. Darüber hinaus sei festzustellen, welche Schlüsse die Klägerin bei sorgfältiger Durchführung der gebotenen Nachforschungen, Ausschöpfung ihrer individuellen Erkenntnismöglichkeiten sowie hei pflichtgemäßer Wahrnehmung ihrer Steuerungsverantwortung als herrschende Gesellschafterin im Konzern hätte ziehen müssen. Der Klägerin sei dabei nicht nur das Wissen ihrer Organe zuzurechnen, sondern auch die Kenntnisse, die aus der Wahrnehmung der Aufsichtsratstätigkeit bei der Beklagten durch Vorstandsmitglieder bei der Beklagten gewonnen worden seien, Im Rahmen der verantwortlichen Konzernleitung bestehen nach Auffassung der Beklagten etwaige Verschwiegenheitspflichten nicht Weiter habe sich die Klägerin auch das Wissen der von ihr an die Beklagte entsandten ehemaligen Mitarbeiter zuzurechnen, jedenfalls sofern mit diesen noch ein Auftragsverhältnis bestanden habe. Schließlich folge eine Wissenszurechnung unter dem Gesichtspunkt der Verletzung von Organisationspflichten im Konzern.

Die Klägerin ist der Ansicht, eine Krise im Sinne des § 2 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 3 EKEG habe zum Zeitpunkt der Streitgegenstand liehen Kreditgewährungen nicht vorgelegen, da die Klägerin die erforderlichen Eigenmittel stets eingehalten habe. Dies ergebe sich sowohl aus den testierten Jahresabschlüssen, als auch aus den unterjährig an die Aufsicht gemeldeten Eigenmittelzahlen, Diese seien zu keinem Zeitpunkt bean52

standet worden. Die Klägerin ist der Ansicht, aus der Systematik des EKEG folge, dass Kredite nur dann eigen kapitalersetzend im Sinne von § 2 Abs. 1 Nr. 3 EKEG seien, wenn der darlehensgebende Gesellschafter eine etwaige Eigenmittelunterschreitung habe erkennen können. Die Klägerin beruft sich hierfür unter anderem auf die Privatgutachten Prof. P 4, Wien, vom 14.08.2013 (Anlage K 30), Prof. P4 vom 05.11.2013 (Anlage K 55), [P 7] vom 20,09.2013 (Anlage K 61), Prof. P 5 vom 24.06.2013 (Anlage K 75), Prof. P 6 vom 30.10.2014 (Anlage K 89). Hierauf wird Bezug genommen.

Eine Zurechnung von Kenntnissen der Mitarbeiter der Beklagten, auch wenn es sich um ehemalige Mitarbeiter der Klägerin handele, kommt nach Auffassung der Klägerin nicht in Betracht. Auch die Kenntnisse ihrer Aufsichtsratsmitglieder seien ihr wegen der umfassenden Verschwiegenheitspflicht nicht zuzurechnen.

Kenntnis

Die Beklagte tritt sodann - unter Verwahrung gegen die Beweislast - den Beweis für die behauptete Kenntnis der Eigenmittelunterschreitung durch die Klägerin an, benennt hierfür Zeugen und nimmt auf zahlreiche Anlagen Bezug. Als Ausgangspunkt für ihre Argumentation bezieht sich die Beklagte zunächst auf den [WP 1]-Bericht vom 13.11.2009 (sog. Asset Review, Anlage S 322) und den Warnbrief von [WP 2] vom 13.11.2009 (Anlage B 220). Nach Auffassung der Beklagten decken diese Dokumente die Eigenmittelunterschreitung auch für die Vergangenheit auf. Der [WP 1]-Bericht sei auf Veranlassung der Klägerin durch die Beklagte 2009 in Auftrag gegeben worden. Anlass zur Erholung eines solchen Berichtes habe die Klägerin jedoch bereits mit dem Anteilserwerb im Oktober 2007 gehabt. Es sei davon auszugehen, dass ein solcher Prüfbericht auch zu einem früheren Zeitpunkt zum gleichen Ergebnis geführt hätte. Die Klägerin müsse sich daher die Erkenntnisse aus dem Bericht auch schon für den Zeitpunkt ab Ende 2007 entgegenhalten lassen. Zur näheren Begründung beruft sich die Beklagte unter anderem auf Anhaltspunkte einer unzureichenden Risiko Vorsorge in dem Due Diligence Bericht [WP 3] (Anlage B 325), aus welchem sich darauf habe schließen lassen, dass bereits der Jahresabschluss 2006 falsch gewesen sei. Außerdem habe bereits der Prüfbericht der österreichischen Nationalbank vom Juli 2007 (Anlage B 361) gezeigt, dass in der Vergangenheit Unregelmäßigkeiten mit Auswirkungen auf die Eigenmittel aufgetreten seien. Die Beklagte listet unter Bezugnahme auf das [P 11]-Gutachten (Anlage B 324) und den Schlussbericht des Untersuchungsausschusses des Bayerischen Landtages (Anlage B 326) Anhaltspunkte auf, die aus ihrer Sicht bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Anlass zu einem solchem Untersuchungsauftrag gegeben hätten. Schließlich macht sie in diesem Zusammenhang geltend, die Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung Ende 2007 sowie die Verfehlung der Ziele im Jahresabschluss 2007 hätten gezeigt, dass die Planungen der Beklagten unrealistisch gewesen seien. Die Klägerin habe dies schließlich auch erkannt und daher bereits Ende 2008 ihre Osteuropastrategie aufgegeben. Die Beklagte bezieht sich hierzu auf die Protokolle der 85. Verwaltungsratssitzung der Klägerin vom 29.11.2008 (Anlage B 321) und vom 18.12.2008 (Anlage B 327).

Außerdem argumentiert die Beklagte, die Klägerin habe umfassend Kenntnis von allen wirtschaftlichen Vorgängen bei der Beklagten, insbesondere von Mängeln im Risikokontrollsystem gehabt. Sie verweist hierzu auf Berichte der Internen Revision, sowie die umfassende Steuerung der Risikokontrolle durch die Klägerin. Die Klägerin habe die Konzernleitung, wie von § 10 a Abs, 12 deutsches Kreditwesengesetz (KWG) a. F. und § 30 Abs. 9 österreichisches Bankwesengesetz (BWG) a. F. vorgesehen, auch tatsächlich ausgeübt. Daher habe sie auch Zugang zu den Revisionsberichten gehabt, die regelmäßig in den Aufsichtsratssitzungen besprochen worden seien. Die Beklagte trägt hierzu im Einzelnen vor und zitiert Beispiele. So macht sie geltend, dass diese Berichte insbesondere Mängel im Kreditbereich aufgezeigt haben. Beispielhaft verweist sie auf die Darstellung des Anteils nicht gerateter Kredite im Bericht Group Audit Division vom 04.08.2006 (Anlage B 329) und im Bericht vom 29,02.2008 (Anlage B 330), welcher auch in der 83. Aufsichtsratssitzung vom April 2008 vorgestellt worden sei.

Im Rahmen der Konzernleitung seien der Klägerin außerdem zahlreiche Mängel im Kreditbereich bekannt geworden. Weiter habe sich gerade im ...bereich eine unzureichende Risikosteuerung gezeigt, in einzelnen ...-gesellschatten sei es verstärkt zu Unregelmäßigkeiten und Betrug gekommen.

Die Beklagte trägt weiter zur Durchführung der Steuerung der Beklagten durch die Klägerin vor. Sie beruft sich diesbezüglich auf die Entsendung von Mitarbeitern der Klägerin an die Beklagte mit Rückkehrrecht und darauf, dass der Risiko vorstand der Beklagten [Z 5], ein ehemaliger Mitarbeiter der Klägerin, auf ihren Vorschlag bestellt worden sei. Über diese ehemaligen Mitarbeiter habe die Klägerin Einfluss genommen, die Kenntnisse dieser Mitarbeiter seien ihr zuzurechnen. Außerdem habe die Klägerin mit dem Projekt „Jointly Successfull“ den Kreditprozess und die Risikosteuerung bei der Beklagten sowie die Standards für die Bilanzerstellung beeinflusst Weiter habe sich die Klägerin Berichte über den Einzelwertberichtigungsbedarf vorlegen lassen. So sei bereits in der 79. Aufsichtsratssitzung (Anlage B 214) beschlossen worden, dass dem Aufsichtsrat regelmäßig hierüber zu berichten ist.

Die Beklagte trägt vor, es habe eine Kommunikation der Organe der Klägerin mit

Mitarbeitern der Beklagten über Probleme im Kreditrating, Bewertungsprobleme bei Krediten sowie Mängel der Risikovorsorge gegeben.

Die Beklagte trägt zu diesem Komplex umfangreich und im Detail vor. Sie nimmt dabei insbesondere auf die Protokolle des Aufsichtsrates der Beklagten, des Kredit- und Prüfungsausschusses, Berichte der internen Revision, Berichte des Watch Loan Committee, des Group Credit Committees, auf Konzernkreditberichte, Sonderberichte, Aktenvermerke, E-Mail-Korrespondenz und anderes Bezug. Dabei stellt die Beklagte auch umfassend dar, weiche Kreditfälle, zu denen in den Gutachten AKKT I und II ausgeführt wird, Gegenstand von Sitzungen des Aufsichtsrates und des Kreditausschusses waren. In Ergänzung ihres Vortrages trägt die Beklagte im Schriftsatz vom 24.02.2015 umfassend zu weiteren internen Unterlagen der Beklagten zu den Kreditfällen vor. Schließlich ist die Beklagte der Auffassung, aus dem durch die Anlagen belegten Informationsstand der Klägerin sei darauf zu schließen, dass eine Unterschreitung der Eigenmittel für die Klägerin auf der Hand gelegen habe, so dass sie sich dieser Erkenntnis nicht habe verschließen können. Zumindest habe sie eine solche Eigenmittelunterschreitung billigend in Kauf genommen.

Hinsichtlich der Einzelheiten hierzu wird insbesondere auf die Schriftsätze der Beklagten vom 20.03.2014, Seite 27-63 (Blatt 976/1013 d. A.), vom 29,09.2014, Seite 99-242 (Blatt 2071/2214 d. A.), vom 13.11.2014, Seite 7 - 34 (Blatt 2659/2692 d. A.), vom 27.06.2014, Seite 14 - 160 (Blatt 1474/1620 d. A), vom 24.02.2015, Seite 98-324 (Blatt 3115/3342 d! A,) und vom 07.04.2015, S. 1-37, BJ, 3583/3619 d, A. Bezug genommen.

Die der Klägerin zur Verfügung gestellten Anlagen sind jeweils vollständig anonymisiert worden. Die Beklagte macht geltend, dies gebiete das strenge österreichische Bankgeheimnis gemäß § 38 österr. BWG (Anlage B 52). Sie ist der Ansicht, auf dieser Grundlage sei im Falle einer gerichtlich angeordneten Beweiserhebung eine Einsicht des Sachverständigen in die Daten möglich, wenn der Sachverständige nicht nur durch das Gericht, sondern zusätzlich von den Parteien beauftragt werde. Der Klägerin dürften die Daten allerdings nicht zugänglich gemacht werden (vgl. Schriftsatz der Beklagten vom 30.08.2013, S. 24ff., Bl. 361 ff. d. A.).

Die Klägerin bestreitet eine Kenntnis der Klägerin von der behaupteten Eigenmittelunterschreitung. Sie wendet ein, aus der von der Beklagten vorgetragenen Kenntnis der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ließen sich keine Schlüsse ziehen, es komme allein auf Kenntnis der Eigenmittelzahlen an. Irrelevant seien auch Überlegungen dazu, ob es möglich gewesen wäre, eine - tatsächlich nicht erkannte und sich aus den gemeldeten Zahlen auch nicht ergebende - Eigenmittelunterschreitung aufzudecken. Die behauptete Kenntnis lasse sich auch den vorgelegten Anlagen, Protokollen und Berichten nicht entnehmen. Insbesondere von dem Inhalt der Aufsichtsratssitzungen habe auch die österreichische Bankaufsicht Kenntnis gehabt, da ihre Vertreter regelmäßig an den Sitzungen teilgenommen haben; ein Anlass zu einem Einschreiten wegen unzureichender Eigenmittel habe sich daraus weder für die Bankaufsicht noch für die Organe der Klägerin ergeben.

Schließlich habe der Kapitalbedarf der Beklagten Ende 2007 und 2008 seinen Grund unter anderem in dem starken Wachstum gehabt. Dieses starke Wachstum habe auch zu organisatorischen Mängeln geführt, die Anlass für einen Umstrukturierungsprozess gewesen seien. Soweit bereits in der Due Diligence bei Erwerb der Beteiligung Wertberichtigungsbedarf festgestellt wurde, sei dieser bei der Kapitalerhöhung 2007 vollständig abgedeckt worden.

Die Klägerin ist der Ansicht, über die allgemeinen Informationspflichten als Gesellschafterin hinaus habe sie keinesfalls die Pflicht getroffen, die von der Beklagten zur Verfügung gestellten Informationen zu überprüfen und die Eigenmittelberechnungen selbst im Einzelnen nachzuvollziehen. Dies würde die Aufgaben und Verantwortungssphären zwischen Gesellschaftern und Gesellschaft auf den Kopf stellen.

Überschuldung

Die Beklagte beruft sich zur weiteren Begründung der Rückzahlungssperre sowie der Widerklage auf den Tatbestand der Überschuldung gemäß § 2 Abs. 1 Ziff. 2 EKEG (Österreich), Sie behauptet, das Kernkapital der Beklagten sei in den Jahren 2008 und 2009 durchgehend negativ gewesen, auch habe es keine Grundlage für eine positive Fortbestehensprognose gegeben.

Zur Begründung der rechnerischen Überschuldung beruft sich die Beklagte zum einen auf zusätzlich erforderliche Einzel Wertberichtigungen, die in den Jahresabschlüssen 2008 und 2009 nicht berücksichtig worden seien. Sie bezieht sich auch in diesem Zusammenhang auf die Ausführungen in dem Gutachten ... vom 21.05.2013 (AKKT I), Anlage B 20, das Gutachten ... vom September 2014 (Anlage B442, AKKT II) sowie das Gutachten KSK vom 25.09.2014 (Anlage B 441, KSK-Gutachten), welches zu Wertberichtigungsbedarf hinsichtlich der den ...-... gewährten Refinanzierungslinien ausführt.

Unter dem Gesichtspunkt der Überschuldung beruft sich die Beklagte auf eine Stellungnahme der [WP 4] vom 29.09.2014 (Anlage B 440). Diese Stellungnahme enthält alternative rechnerische Darstellungen der Veränderungen der Eigenmittel und des Eigenkapitals auf Basis jeweils der Zahlen der AKKT I und II Gutachten, des KSK-Gutachtens sowie einer Kombination der AKKT und K&K-Gutachten. Die Beklagte ergänzt ihren Vortrag zur rechnerischen Überschuldung schließlich durch ein Gutachten ... (AKKT-stille Reserven) vom 22,02.2015 (Anlage 499) in welchem dazu ausgeführt wird, dass in den Jahresabschlüssen 2008 und 2009 keine stillen Reserven enthalten seien.

Mit Rücksicht au! den zweistufigen Überschuldungsbegriff, wonach neben der rechnerischen Überschuldung der Insolvenztatbestand gemäß § 67 JO nach ständiger Rechtsprechung des österreichischen obersten Gerichtshofs auch das Fehlen einer positiven Fortbestehungsprognose voraussetzt, macht die Beklagte geltend, eine positive Fortbestehungsprognose habe in den Jahren 2008 und 2009 nicht bestanden. Die Beklagte ist der Auffassung, die Beweislast für das Fehlen einer solchen positiven Fortbestehungsprognose trage nach allgemeinen Beweislastregeln die Klagepartei, da es sich um ein negatives Tatbestandsmerkmal handele. Hierzu beruft sie sich auch auf das Privatgutachten Prof. [P2] vom 21,02.2015, Anlage B 574. Zur Beweis last führt die Beklagte weiter aus im Schriftsatz vom 20.03.2015 (Bl. 3555/3567 d. A.), worauf Bezug genommen wird. Sie ist der Auffassung, auch aus der Struktur des EKEG folge, dass die positive Fortbestehensprognose von der Klägerin zu beweisen sei. Die vorn gerichtlich beauftragten Sachverständigen Prof. Dr. [SV 2] zitierte Rechtsprechung könne nicht herangezogen werden, da sie zum Anfechtungsrecht ergangen sei.

Die Beklagte räumt ein, dass die sogenannte Primärprognose im Zeitraum vom 01.01.2008 bis 12.11.2009 mit überwiegender Wahrscheinlichkeit noch positiv zu beurteilen gewesen sei, das heißt, dass die Beklagte in diesem Zeitraum die notwendige Liquidität zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs und Erfüllung aller Verbindlichkeiten gehabt habe. Dies ist auch Ergebnis des von der Beklagten zur Fortbestehungsprognose vorgelegten weiteren AKKT Gutachtens - Fortbestehensprognose (Anlage B 501) vom 17.02.2015, auf welches sich die Beklagte beruft. Unter Bezugnahme auf dieses Gutachten macht die Beklagte jedoch geltend, die Sekundärprognose im Rahmen der Fortbestehungsprognose sei negativ gewesen. Die für die positive Sekundärprognose vorausgesetzte Erwartung einer überwiegend wahrscheinlichen Trendumkehr hin zu positiven Ergebnissen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit für einen Prognosezeitraum von zwei bis drei Jahren sei aus dem Blickwinkel der Jahre 2008 und 2009 nicht gerechtfertigt gewesen. Zur Begründung beruft sich die Beklagte darauf, die Jahresplanung für die Jahre 2008 und 2009 habe sich jeweils bereits nach den ersten Monaten als nicht haltbar erwiesen, Plananpassungen seien nicht im notwendigen Umfang vorgenommen worden, in den Planungsrechnungen seien die dargelegten zusätzlichen Risiko Vorsorgen hinsichtlich des Kreditportfolios, der Beteiligungsabschreibung sowie der notwendigen Abschreibungen von Refinanzierungslinien nicht berücksichtigt worden. Bei zutreffender Berücksichtigung wären die Planergebnisse in keiner Weise mit den Ist-Ergebnissen vergleichbar gewesen. Die Planung sei insgesamt auf der Grundlage optimistischer Annahmen bei erheblichen Unsicherheiten erfolgt, so dass zuverlässige Aussage über die zukünftige Entwicklung hieraus nicht entnommen werden könnten. Selbst unter Berücksichtigung der Sanierungsmaßnahme im Rahmen des Projekts Hype Fit 2013 wäre keine Trendwende in der Ergebnisplanung absehbar gewesen. Die tatsächlichen Krisen Ursachen wären auch durch dieses Projekt nicht beseitigt worden. Dies gelte auch für die erfolgten Kapitalisierungsmaßnahmen, diese seien zur Deckung von Fehlbeständen erfolgt, eine leistungswirtschaftliche Sanierung der Beklagten hin zu einer positiven Ergebnisentwicklung im operativen Bereich habe dabei nicht bewirkt werden sollen und können. Auch die Refinanzierungen der Beklagten als „lender of last resort“ seien nicht Beiträge zur Sanierung der Beklagten gewesen, sondern hätten allein der Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit gedient. Aus all diesen Gesichtspunkten sei eine positive Fortbestehungsprognose nicht gerechtfertigt.

Die Klägerin bestreitet bereits die rechnerische Überschuldung, diese sei nicht schlüssig dargelegt. Auf die bereits dargestellte Kritik der Klägerin an Datenbasis, Methode und Inhalt des K-Gutachtens wird Bezug genommen.

Außerdem macht die Klägerin geltend, die Überschuldung könne nur durch eine Berechnung nach Liquidationswerten ermittelt werden, die Vorgehensweise der Beklagten, wonach auf die Erstellung einer Überschuldensbilanz verzichtet und in den vorhandenen Jahresabschluss lediglich Wertberichtigungen eingestellt werden, sei nicht richtig.

Weiter verweist die Klägerin darauf, dass sämtliche Abschlussprüfer in den Jahren 2007 bis 2012 keine Überschuldung festgestellt haben, auch bei Sonderprüfungen durch (WP 1]oder durch die österreichische Nationalbank habe es zu keinem Zeitpunkt Anhaltspunkte dafür gegeben.

Jedenfalls habe für die Beklagte eine positive Fortbestehungsprognose bestanden. Auch die Entwicklung nach der Not Verstaatlichung Ende 2009 zeige deutlich, dass zu keinem Zeitpunkt eine Bestandsgefährdung der Beklagten gegeben gewesen sei.

Diese habe die bedingungslose Unterstützung der Republik Österreich erfahren, die sich in Ziffer 4, Absatz 4 des Aktien kauf Vertrages (Anlage K 4) zu Maßnahmen zur Fortführung der Beklagten verpflichtet habe. Die Maßnahmen zur Sanierung und Umstrukturierung seien schließlich auch erfolgreich gewesen. Dies komme durch ein positives Ergebnis im Jahr 2011 (Jahresfinanzbericht 2011, Anlage K 42) zum Ausdruck. Keineswegs habe die Republik Österreich stets neues Eigenkapital zuführen müssen. So habe die Republik Österreich mit der im Jahr 2010 gewährten Asset-Garantie über EUR 200 Mio. und der Zeichnung von Partizipationskapital über EUR 450 Mio. zunächst nur ihre Verpflichtungen aus dem Aktien kauf vertrag erfüllt. Auch aus dem Jahresfinanzbericht 2012 (Anlage K43) ergebe sich, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten überwunden worden seien. Der Anlass für den neuerliche^ Kapitalbedarf sei ausweislich des Jahresfinanzberichts 2012 (Anlage K 43) ein problematisches Neugeschäft, sowie die unerwartet schlechte konjunkturelle Entwicklung.

Weiter macht die Klägerin unter Bezugnahme auf ein Privatgutachten Prof. Dr. [P 8] vom 02.04.2015 (Anlage K 94) geltend, dass die Beklagte die Beweislast für die negative Fortbestehungsprognose trage, diesen Beweis habe sie nicht geführt. Bei der Prognose sei zu berücksichtigen, dass die Klägerin die Beklagte stets mit Liquidität versorgt und die Zahlungsfähigkeit fortlaufend gesichert habe. Schließlich sei die Republik Österreich für die als System relevant eingestufte Beklagte bereit gewesen, weitere Liquidität zur Verfügung zu stellen.

In rechtlicher Hinsicht macht die Klagepartei schließlich unter Berufung auf ein weiteres Gutachten der Privatsachverständigen Prof. [P 4] vom 21.12.2014 (Anlage K 91) geltend, zur insolvenzrechtlichen Überschuldung müsse hinzutreten, dass der Gesellschafter diesen Umstand kannte oder hätte kennen müssen, um als Tatbestand der Krise im Sinne des EKEG anerkannt zu werden.

Hinsichtlich der Einzelheiten wird insbesondere auf die Schriftsätze der Klagepartei vom 24.02.2014 (Seite 1 -53, Blatt 3453/3550 d. A.), vom 13.11.2014 (Blatt 2530/2658 d. A.), vom 16.06.2014 (Blatt 120271336 d, A.) und vom 07.04.2015, S. 7 bis 83 (Bl. 3695/3771 d, A.) Bezug genommen.

Sanierung

Die Parteien tragen unter Bezugnahme auf zahlreiche Anlagen streitig dazu vor, ob die Rückzahlungssperre im Sinne von § 14 Abs. 1 Satz 2 EKEG aufgrund einer zwischenzeitlichen Sanierung der Beklagten entfallen ist.

Es wird unter anderem auf die Schriftsätze - einschließlich Anlagen - der Klägerin vom 30.08.2013, S. 50-60, Bl. 419/429 d. A., vom 16.06.2014, S, 72 ff., Bl. 1273 ff. d, A., und die Schriftsätze der Beklagten vom 06.11.2013, S. 41 bis 66, Bl. 662/668 d. A., vom 13,11.2014, Bl. 2692 ff., vom 29.09.2014, S. 244 ff., Bl. 2216 ff. d. A., vom 24.02.2015, 3. 326 ff., Bl. 3343 ff. Bezug genommen.

Rechtsfolgen des Bundesgesetz über Sanierungsmaßnahmen für die Hypo Alpe Adria Bank International AG (HaaSanG) und des Mandatsbescheids der österr. Finanzmarktaufsicht (Zahlungsmoratorium)

Die Beklagte trägt vor, dass aufgrund des HaaSanG sowie der dazu erlassenen Verordnung (HaaSanV) die mit den Klageanträgen Ziffer 1.3,1.5,1.6, 1.7 und 1.18 geltend gemachten Forderungen der Klägerin samt Zinsen und Nebenforderungen erloschen sind, Zu den Klageanträgen Ziffer 1.1, 1.2,14.1.15, 1-16 und 1.17 trägt die Beklagte unter Berufung auf § 4 Abs. 1 HaaSanG i. V. m. § 2 HaaSanV vor, dass diese Forderungen frühestens am 30.06.2019 fällig werden, die Klage mithin derzeit unbegründet ist.

Die Beklagte führt zu den Anwendungsvoraussetzungen des HaaSanG aus. Auf Seite 51 des Schriftsatzes vom 15.09.2014 (Blatt 1803 ff. d. A.) wird diesbezüglich Bezug genommen.

Zu den gestundeten Forderungen gemäß § 4 Abs. 1 S. 1 HaaSanG in Verbindung mit § 2 HaaSanV trägt die Beklagte im Einzelnen auf Seite 55 ff. Schriftsatz vom 15.09.2014 (Bl. 1807 ff. d, A.) vor. Hierauf wird Bezug genommen.

Die Beklagte macht geltend, die im HaaSanG angeordnete Löschungs- bzw. Stundungswirkung wirke unmittelbar auf die Forderungen und sei auch von deutschen Gerichten zu beachten. Sie beruft sich dafür auf Artikel 3 Abs. 2 3. 2 Richtlinie 2001/24/EG in der Fassung gemäß Art 117 Abs. 2 Richtlinie 2014/59/EU, Die hier angeordnete unbedingte Wirkungserstreckung sei vom deutschen Gesetzgeber in §§ 46 d Abs. 5, 46 e Abs. 6 KWG umgesetzt worden. Dabei liege die Entscheidung darüber, was Sanierungsmaßnahmen sind, allein beim Herkunftsmitgliedstaat und sei von deutschen Gerichten nicht zu überprüfen. Der österreichische Gesetzgeber habe diese Entscheidung in § 1 Abs. 1 S. 2 HaaSanG festgeschrieben. Darüber hinaus ließen sich aus der Richtlinie keine inhaltlichen Voraussetzungen für eine Sanierung entnehmen, die Wertungen des nationalen Gesetzgebers müssten akzeptiert werden. Insbesondere seien der Richtlinien keine inhaltlichmateriellen Vorgaben für die Ausgestaltung einer Sanierungsmaßnahme zu entnehmen. Im Übrigen macht die Beklagte geltend, eine Sanierungsmaßnahme als Zwischenmaßnahme zu einer geordneten Abwicklung sei als Sanierung zu definieren und nach den Vorstellungen der Richtlinie vom Anwendungsbereich umfasst. Die Beklagte beruft sich auch auf eine Äußerung der Republik Österreich an den Verfassungsgerichtshof zum Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof G 194-195/2014 (Anlage B 773). Die Beklagte macht weiter geltend, gegenüber der Wirksamkeitsanordnung in der Richtlinie könne auch kein ordre-public-Vorbehalt nach deutschen Rechtsvorstellungen geltend gemacht werden.

Die Beklagte ist der Auffassung, auch die weiteren Voraussetzungen des Anwendungsbereichs seien gegeben. So sei die Richtlinie unabhängig davon anwendbar, ob die Beklagte Zweigstellen in verschiedenen Mitgliedstaaten unterhalte. Es handele sich auch um die Maßnahme eines Gerichts oder einer Behörde im Sinne der Richtlinie, da der Vollzug des HaaSanG durch die HaaSanV erfolgt sei. Zu Art. 32 Richtlinie 2G14724/EG trägt die Beklagte vor, hier seien nur die prozessualen Wirkungen einer Maßnahme auf ein bereits rechtshängiges Verfahren geregelt.

Unabhängig von der Richtlinie sei das HaaSanG auch als international zwingende Eingriffs norm von deutschen Gerichten zu beachten. Die Voraussetzungen hierfür nach allgemeinen Regeln des internationalen Privatrechts seien gegeben, da es eine enge Verbindung des Sachverhalts im Sinne einer räumlichen Verbundenheit mit dem Eingriffs recht gebe und die Eingriffsnorm einen in Deutschland akzeptierten ordnungspolitischen Zweck verfolge. In erster Linie beruft sich die Beklagte darauf, das HaaSanG diene der Stabilität des Finanzmarktes. Jedenfalls sei auch das fiskalische Interesse der österreichischen öffentlichen Hand ein legitimes Ziel.

Die Beklagte führt aus, dass keinesfalls ein Verstoß gegen den deutschen ordre public gegeben sei, da keine offensichtliche Verletzung wesentlicher Grundsätze der deutschen Rechtsordnung, die nicht hinnehmbar erscheinen, gegeben sei. Insbesondere fehle es an einem Grundrechtsverstoß. So sei die Klägerin als Anstalt des öffentlichen Rechts schon nicht g rund rechtsfähig, im Übrigen sei die hier allenfalls in Betracht kommende Inhalts- und Schrankenbestimmung des Eigentumsrechts jedenfalls verhältnismäßig, angemessen und erforderlich, zumal ein legitimes Ziel verfolgt werde. Die Ausgleichsregelung in § 6 HaaSanG sei in jedem Fall ausreichend, dies auch vor dem Hintergrund, dass die Klägerin in einer Insolvenz der Beklagten jedenfalls ihre Vermögenswerte ebenfalls weitgehend verloren hätte.

Nach Auffassung der Beklagten ist auch die konkrete Ausgestaltung des HaaSanG nicht willkürlich, da die Maßnahme an sachliche Kriterien anknüpfe. Die Auswahl der betroffenen Verbindlichkeiten aufgrund des gesellschaftsrechtlichen Nähe Verhältnisses der Klägerin zur Beklagten sowie der gewählte zeitliche Bezugspunkt der erstmaligen Maßnahmen nach dem Finanzmarktstabilitätsgesetz seien sachgerecht. Aufgrund ihrer Gesellschafterstellung habe die Klägerin auf die Beklagte Einfluss nehmen können; sie genieße aufgrund ihrer umfassenden Informationsmöglichkeiten kein Vertrauen,

Das HaaSanG ist nach Auffassung der Beklagten auch kein unzulässiges Einzelfallgesetz, jedenfalls gebe es hierfür die bereits eingeführten sachlichen Gründe.

Weiter führt die Beklagte aus, dass das HaaSanG auch keine Rechte der Klägerin nach der europäischen Grundrechtscharta verletzte. Sie beruft sich hierbei unter anderem auf die Wertungen der Richtlinie 2014/59/EU vom 12.06.20014.

Schließlich macht die Beklagte geltend, die Klageforderungen seien jedenfalls derzeit unbegründet aufgrund der Anordnung der Stundung im Mandatsbescheid der FMA vom 01,03.2015 (sog, Moratorium), Anlage B 782. Die Beklagte ist der Ansicht, dabei handele es sich um eine Abwicklungsmaßnahme nach der Richtlinie 2014/59/EU. Hinsichtlich der Einzelheiten wird auf den Schriftsatz der Beklagten vom 07.04.2015, S. 73 - 84, BJ. 3655/3666 d. A. Bezug genommen. Die Wirkungserstreckung dieses Moratoriums folge aus Art. 117 Richtlinie 2014/59/EU in Verbindung mit Art, 2 Richtlinie 2001/24/EG. Dass es sich um eine Abwicklungsmaßnahme nach den Richtlinien handele, ergebe sich aus dem Mandatsbescheid selbst, der in den Gründen darauf Bezug nehme. Auch insoweit habe die zuständige Behörde eine Definitionskompetenz, die nur im Herkunftsstaat selbst durch die dort zur Verfügung stehenden Rechtsmittel überprüft werden könne, nicht aber durch das erkennende Gerächt. Dem Einwand, die Beklagte sei im Zeitpunkt des Mandatsbescheids kein Kreditinstitut mehr und daher nicht vom Anwendungsbereich der Richtlinien erfasst, begegnet die Beklagte mit dem Argument, durch die Umwandlung der Beklagten in eine Abwicklungseinheit durch das österr. Gesetz zur Schaffung einer Abwicklungseinheit, in Kraft getreten am 07.08.2014, habe die Republik Österreich gegen die Vor- oder Sperrwirkung der Richtlinie 2014/59/EU verstoßen, die am 02.07.2014 in Kraft getreten sei. Die Ziele der Richtlinie seien hierdurch gefährdet worden. Daher habe der österreichische Gesetzgeber in § 162 Abs. 6 BaSAG die Beklagte explizit in den Anwendungsbereich des neuen Abwicklungsregimes aufgenommen. Dies sei auch sachgerecht, da die Beklagte zwar keine werbende Bank, aber eine Bank in Abwicklung sei.

Die Klägerin ist der Ansicht, das HaaSanG entfalte keine Wirkungen auf die streitgegenständlichen Forderungen und sei unbeachtlich. Sie trägt vor, der in § 1 des HaaSanG angeführte Bezug zur EU-Sanierungsrichtlinie sei nur ein Feigenblatt, tatsächlich handele es sich nicht um Sanierungsmaßnahmen im Sinne der Richtlinie. Diese setzten voraus, dass mit der angeordneten Maßnahme die Fortführung des Kreditinstituts ermöglicht werden solle. Dies Sei jedoch nicht der Zweck der Maßnahmen nach dem HaaSanG, da zugleich die Abwicklung der Beklagten und die Beendigung einer Tätigkeit als Bank eingeleitet worden seien. Eine solche Abwicklung könne denknotwendig keine Sanierungsmaßnahme sei. Es handele sich auch nicht um eine Liquidation im Sinne der Richtlinie, da diese ein Gesamt verfahren voraussetze. Die Klägerin nimmt auf ein Privatgutachten Prof. [P 9] (Anlage K 82) Bezug,

Die Klägerin ist der Auffassung, das HaaSanG sei auch deshalb nicht anwendbar, weil die Beklagte nicht, wie von der Sanierungsrichtlinie vorausgesetzt, Zweigstellen in verschiedenen Mitgliedstaaten habe, sondern lediglich Tochterunternehmen. Im Übrigen handele es sich um eine gesetzgeberische Maßnahme, während sich die Richtlinie auf Entscheidungen eines Gerichts oder einer Behörde beziehe. Schließlich sei auf laufende Rechtsstreitigkeiten gemäß Art. 32 der Richtlinie die lex fori anzuwenden.

Die Klägerin beruft sich weiter darauf, die Anwendung des HaaSanG verstoße gegen den deutschen ordre public gemäß Artikel 6 EG BGB bzw. Artikel 21 Rom-I VO. Sie begründet dies damit, das Gesetz verstoße gegen deutsches, bayerisches und österreichisches Verfassungsrecht sowie gegen primäres und sekundäres europäisches Recht, insbesondere werden die Kapitalverkehrsfreiheit sowie das Eigentumsrecht der Grundrechtscharta verletzt. Sie nimmt auf die Privatgutachten Prof. [P 9j (Anlage K 82, K 102), Prof. [P 9] (Anlage K 83), Prof. [P 10] (Anlage K 84), Prof. [P 5] (Anlage K 85) und Prof. [P 5]/[P6] (Anlage K 86) Bezug.

Zur Anwendbarkeit der ausländischen Eingriffsnorm nach deutschem internationalem Privatrecht trägt die Klägerin unter anderem vor, dies komme wegen eines Verstoßes gegen deutsches Verfassungsrecht nicht in Betracht.

Schließlich beruft sich die Klägerin auf Beschlüsse österreichischer Gerichte zur Vorlage an den österreichischen Verfassungsgerichtshofs (Anlagen K 98, K 99) in welchen Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Eingriffs durch das HaaSanG dargelegt werden.

Hinsichtlich der Wirkungen der Stundungsanordnung aus dem Mandatsbescheid der FMA vom 01.03.2015. (Anlage B 782) beruft sich die Klägerin darauf, dass es an den Voraussetzungen einer Anerkennungsnorm fehle. Sowohl § 153 SAG als auch die Richtlinie 2014/59/EU setzten voraus, dass die Maßnahme ein Kreditinstitut be94

treffe. Das sei aber mit der Umwandlung der Beklagten in eine Abbaueinheit und Ende der Konzession als Kreditinstitut am 30.10.2014 nicht der Fall. Auch die Übrigen Voraussetzungen des§ 153 SAG seien nicht gegeben. Soweit der österreichische Gesetzgeber gemäß § 162 Abs. 6 BaSAG den Anwendungsbereich auf Abbaueinheiten erweitert habe, sei eine Anwendung durch das deutsche Gericht europarechtlich nicht geboten und mangels Anwendungsnorm nicht zulässig. Eine Definitionskompetenz des österreichischen Gesetzgebers zur Erweiterung des Geltungsbereichs einer Richtlinie komme diesem nicht zu. Auf den Schriftsatz der Klagepartei vom ' 17.04.2015 (Bl. 3583 ff.) wird Bezug genommen. Schließlich beruft sich die Klägerin auf ein Gutachten [P 5] zur Auslegung des (österr.) BaSaG (Anlage K 101).

Zinsen

Mit Schriftsatz vom 06 11.2013, S. 74 ff. (Bl. 695 d. A) beanstandet die Beklagte bezüglich der Klageanträge Ziffer 1.2.c, 1.4.d, 1.7,cdie Referenzzinssätze. Statt des von der Klägerin angesetzten Libor-Zinssatzes sei vertraglich der 6-Monats-Libor als maßgeblicher Referenzzinssatz vereinbart (Anlage B 10, B 12, I 10 a, K 11 a). Die Zinsbeträge zu den Klageanträgen seien nicht nachvollziehbar und werden daher bestritten. Im Übrigen habe die Beklagte die Zinsen zu 1,17,a und 1.18.a bereits gezahlt, Anlage B 71.

Die Klägerin trägt im Schriftsatz vom 25.06.2014, Bl. 1458 ff. d, A. im Einzelnen zu den Vertragsgrundlagen der Verzinsung, zu den maßgeblichen Referenzzinssätzen, zu den Zinstagen und der Berechnungsmethode vor. Auf die Anlage K 69, K 70, K 71, K 73, K 74 wird Bezug genommen.

Die Beklagte behauptet, die mit Klageantrag Ziffer 1.17 a und 1.18 a (auf Darlehen Nr. 17 und 18 b) in Höhe von EUR 2.127.375,00 und EUR 12.114,88 geltend gemachten Zinszahlungen seien erfolgt (Schriftsatz vom 06.11.2013, S. 76, Bl. 697 d. A., Anlage B 71). Die Klägerin trägt hierzu vor (Schriftsatz vom 16.06.2014, S. 125, Bf. 1326 d. A.), zwar habe die Klägerin aufgrund ihrer Belastungsvollmacht zunächst die Zinsen für beide Darlehen mit Valuta 20.12.2012 auf dem Konto der Beklagten belastet; die Beklagte habe der Belastung jedoch widersprochen (Anlage K 68), die Beträge seien wieder gutgeschrieben worden. Daher seien insoweit auch die Widerklageanträge Ziffer 10 und 11 (später 32) unbegründet.

Die Klägerin bestreitet auch die mit Widerklageantrag Ziffer 11 (später Ziffer 32) geltende gemachte Zinszahlung in Höhe von EUR 108.754,52 vom 30.12.2009 (Schriftsatz vom 29.09.2014, S. 158, Bl. 1969 d. A.).

K&Ke Zinsdifferenzen im Parteivortrag (vgl. dazu insbesondere Schriftsatz der Beklagten vom 25.06.2014 S. 112, Bl. 1456 d. A.) hat die Klägerin unstreitig gestellt (Schriftsatz der Klägerin vom 25.06.2014, S. 9, Bl. 1466 d. A“ vom 29.09.2014, S. 157, Bl. 1968 d. A., Anlagen K 70, K 70 a, K90, K 93).

Schadensersatzansprüche

Die Klägerin hat mit Schriftsatz vom 06.11.2013, Seite 41 ff. (Blatt 586 ff. d. A.) hilfsweise, für den Fall dass das Gericht eine Rückzahlungssperre nach dem EKEG bejaht, einen vertraglichen Schadensersatzanspruch wegen Verletzung vorvertraglicher Aufklärungspflichten bei Abschluss der Finanzierungen sowie einen deliktischer Schadensersatzansprüche geltend gemacht.

Zur Begründung ihres Schadensersatzanspruchs macht sich die Klägerin hilfsweise den auf das AKKT-Gutachten gestützten Sachvortrag der Beklagten zur Unterschreitung der Eigenmittel zu Eigen.

Hinsichtlich der vertraglichen Schadensersatzansprüche beruft sich die Klägerin auf Ziffer 8 des MLA (Anlage K 1). Daraus ergebe sich eine Schadensersatzpflicht aus der Verletzung vertraglicher informations- und Aufklärungspflichten gemäß Ziffer 9.5 und 9,6 MLA sowie aufgrund des Eintritts von vertraglich definierten „events of default“. Der Schadensersatz im MLA sei in Ziffer 13 geregelt.

Schadensersatzansprüche wegen falscher Zusicherungen ergeben sich nach Behauptung der Klägerin aus Ziffer 8 MLA. In Ziffer 8.1 h bestätige die Beklagte gegenüber der Klägerin, dass der jeweils letzte Jahresabschluss auf Basis konstant angewandter Maßstäbe erstellt wurde und er ein zutreffendes Bild der Geschäftsergebnisse sowie der wirtschaftlichen Lage zum Stichtag gibt, sowie dass keine Veränderungen der geschäftlichen und finanziellen Lage zu verzeichnen waren. Die Klägerin meint, auf der Grundlage des Beklagten Vortrags und der AKKT-Gutachten seien diese Angaben falsch.

Die Klägerin trägt vor, auch die Zusicherungen der Beklagten in Ziffer 8.1. i und m MLA seien unzutreffend gewesen. In Ziffer 8.1 i habe die Beklagte der Klägerin die Richtigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zugesichert. In Ziffer 8.1. n MLA habe die Beklagte der Klägerin die Gleichrangigkeit der Verpflichtungen aus dem MLA Finanzierungen in Verhältnis zu sämtlichen sonstigen Verpflichtungen zugesichert. Auch diese Angaben seien auf der Grundlage des Beklagten Vortrags unzutreffend.

Die Klägerin begründet ihren Schadensersatzspruch weiter mit der Verletzung der in Ziffer 9.5. und 9.6. MLA geregelten Aufklärungs- und Hinweispflichten. Danach sei die Beklagte verpflichtet, die Klägerin sofort zu informieren, wenn von ihr zugesicherte Umstände nicht mehr zutreffend sind oder sich sonst wesentliche Änderungen in ihrer geschäftlichen oder finanziellen Situation ergeben haben. Auch diese Verpflichtungen habe die Beklagte auf der Grundlage der AKKT-Gutachten ebenfalls verletzt.

Nach Auffassung der Klägerin handelt es sich bei diesen Zusicherungen um eine Verschuldens unabhängige Haftungsübernahme seitens der Beklagten, in Bezug auf die Richtigkeit der darin genannten Zusicherungen. Auf ein etwaiges Verschulden der Beklagten komme es nicht an. In rechtlicher Hinsicht begründet die Klägerin ihre Auffassung, es handle sich bei den Zusicherungen nach den MLA um Garantieerklärung auch mit der Verwendung englischsprachiger Rechtstermini (z. B. „representations and warranties“ in Art, 8 MLA), die entsprechend angloamerikanischen Rechtsverständnisses auszulegen seien.

Die Klägerin bietet in Erwiderung auf den Schriftsatz der Beklagten vom 24.02.2015 ihrerseits mit Schriftsatz vom 30.04.2015 (Blatt 3988/3989 d. A.) Zeugen an zum Beweis für die Behauptung, die Garantieerklärungen der Beklagten nach dem MLA habe die gesamte finanzielle Situation einschließlich einer hinreichenden Eigenmittelausstattung umfasst.

Als Folge der unrichtigen Zusicherungen hafte die Beklagte der Klägerin nach Ziffer 13 MLA auf Ersatz sämtlicher, der Klägerin in Folge der falschen Zusicherungen entstandenen Schäden. Der Schaden liege bereits im Vertragsschluss an sich,

Ihre Schadensersatzansprüche könne die Klägerin in Form der Einrede der unzulässigen Rechtsausübung nach § 242 BGB den mit der Widerklage geltend gemachten Zahlungsansprüchen der Beklagten entgegenhalten.

Hilfsweise stützt die Klägerin ihre Ansprüche auf §§ 280 Abs. 1,311 Abs, 2 Nr. 1 BGB wegen der Verletzung von/ertrag! ich er Aufklärungspflichten. Allgemein bestehe die Pflicht eines Vertragspartners, den jeweils anderen über solche Umstände aufzuklären, die den Vertragszweck vereiteln können. Dies gelte nicht nur für die unter dem MLA gewährten Finanzierungen, sondern auch für die Schuldverschreibung Ziffer 1.15. In den Informationen zu dieser Inhaberschuldverschreibung nehme die Beklagte unter Hinweis auf die Prüfungsergebnisse ihrer Bankprüfer explizit auf ihre offiziell aufgewiesenen Finanzkennzahlen Bezug und konstatiere, dass bis zur Emission der Wertpapiere keine wesentlichen Veränderungen gegenüber diesen Kennzahlen eingetreten sind (Anlage B 18, Seite 16, 46 ff. und 174 ff.) Diese Information sei auf der Basis der AKKT-Gutachten unzutreffend.

Die Beklagte habe jedenfalls Fahrlässigkeit gemäß § 276 Abs. 1 Satz 1 BGB zu vertreten, sie müsse sich vom Verschulden entlasten. Dies könne ihr angesichts der Darstellung in den AKKT-Gutachten nicht gelingen. Vielmehr zeigten die Gutachten mehrfach auf, dass die Gründe für die angeblichen Wertberichtigungen den Organen der Beklagten schon vor Abschluss des MLA bekannt gewesen seien. Die Beklagte könne sich auch insoweit nicht vom Verschulden entlasten, als sie selbst eigene Vorstandsmitglieder als Zeugen dafür angeboten hat, dass diese Kenntnis von einer Krise im Sinne des EKEG hatten. Daraus folge auch, dass diese gewusst haben, dass die abgegebenen Zusicherungen unzutreffend gewesen seien.

Unter Berufung auf ein Privatgutachten der Sachverständigen Prof. [P 4] (Anlage K 55) macht die Klägerin geltend, das EKEG sei auf Schadenersatzansprüchen eines Gesellschafters nicht anwendbar. Grund für den Vorrang solcher Haftungsansprüche vor gesellschaftsrechtlichen Kapitalerhaltungsregeln sei, dass der Gesellschafter hier wie ein außen stehender Drittgläubiger zu behandeln sei und nicht primär als Verbandsmitglied.

Hinsichtlich der Kausalität beruft sich die Klägerin auf die Vermutung aufklärungsrichtigen Verhaltens. Mit Schriftsatz vom 30.04.2015 (Blatt 3988/3989 d. A.) hat sie die Zeugen Marsch und Henkel zum Beweis dafür angeboten, dass' die Klägerin der Beklagten im streitgegenständlichen Zeitraum keine Darlehen gewährt hätte, wenn sie von einer Unterschreitung der regulatorisch gebotenen Mindesteigenmittelquote gewusst hätte.

Die Klägerin wendet sich gegen die von der Beklagten vertretenen Ansicht, dass bei Annahme des Vorrangs eines Schadenersatzanspruches gegenüber der Rückzahlungssperre nach dem österr. EKEG Drittgläubiger benachteiligt werden. Vielmehr führte die Gegenauffassung der Beklagten dazu, dass Täuschungen von Gesellschaftern durch die Gesellschaft sanktionslos wären. Dies wäre geeignet, die Insolvenzverschleppung zu begünstigen.

Die von der Beklagten abgegebenen Zusicherungen hätten im Übrigen eine besondere Qualität, da sie von eigenen Nachforschungen abhielten.

Jedenfalls müsse nach Auffassung der Klägerin auch die verschuldensabhängigen Ansprüche aus § 280 Abs. 1 BGB gegeben.

Darüber hinaus begründet die Klägerin ihren Anspruch deliktisch gemäß § 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit § 22 Abs. 1 österreichisches BWG a. F. § 22 ff. österreichisches BWG sei als Schutzgesetz zugunsten der Klägerin zu qualifizieren. Es diene zum Schutz derjenigen, die einem Kreditinstitut rückzahlbare Gelder zur Verfügung stellen. Die Klägerin beruft sich auf die Entscheidung des österreichischen OGH, Az. 6 OB 32/14 w. Da die Vorschriften auf eine EU-Richtlinie zurückgingen, seien auch die Verletzung dieses ausländischen Schutzgesetzes im Rahmen des § 823 Abs. 2 BGB relevant.

Hinsichtlich des Einwands der Verjährung beruft sich die Klägerin auf die Hemmungswirkung der Feststellungsklage vom 13.12.2012. Wegen der Identität des Streitgegenstands sei hiervon gemäß § 213 BGB auch der Anspruch auf Schadensersatz erfasst. Da der Schadensersatzspruch auf dasselbe wirtschaftliche Interesse gerichtet sei, komme es auf die Anspruchsgrundlage nicht an.

Im Übrigen sei schadensbegründendes Ereignis nicht der Abschluss der jeweiligen Verträge, sondern die Mitteilung der Beklagten im Dezember 2012, dass sie sich auf den Einwand des Eigenkapitalersatzes berufe. Schließlich sei Ziffer 21,3 MLA auf den Schadensersatzspruch nicht anwendbar.

Die Klägerin ist der Ansicht, etwaige Schadensersatzansprüche seien von den Rechtswirkungen des HaaSanG nicht erfasst. Dies ergebe sich bereits aus dem Wortlaut des HaaSanG.

Die Beklagte beruft sich auch gegenüber einem etwaigen Schadensersatzanspruch der Klägerin auf eine Rückzahlungssperre gemäß § 14 EKEG. Sie nimmt auf ein Privatgutachten der Sachverständigen Prof. [P 1/P 2], Anlage B 203, Bezug. Die von der Klägerin zitierte Rechtsprechung zur Prospekthaftung sei auf die Situation hier nicht übertragbar, der Gesellschafter sei gerade kein Drittgläubiger. Die Beklagte macht unter Berufung auf ein weiteres Privatgutachten des Sachverständigen Prof. [P 2], Anlage B 436, geltend, dass bei Vorrang eines Schadensersatzanspruches Wertungswiderspruche zum EKEG entstehen. Die zwingenden Vorschriften des EKEG könnten umgangen werden, wenn die Parteien durch eine schlichte Zusicherung des Erreichens der Eigenmittel im Kreditvertrag den Schadensersatzspruch auslösen könnten. Aus diesen Gründen könne daher die Klägerin gegenüber dem mit der Widerklage erhobenen Rückzahlungsansprüchen keine Einrede der unzulässigen Rechtsausübung erheben.

Die Klägerin könne sich auch deshalb nicht auf Schadensersatzansprüche berufen, da sie umfassende Kenntnis von der wirtschaftlichen Situation und den eigenmittelrelevanten Umständen der Beklagten gehabt habe. Folglich sei sie nicht aufklärungsbedürftig gewesen, es fehle außerdem an der Kausalität einer etwaigen Aufklärungspflicht Verletzung. Einer Kausalität stehe auch entgegen, dass die Klägerin der Beklagten Darlehen auch bei Kenntnis der wahren Eigenmittelsituation gewährt hätte. Dann hätte sie den gleichen Schaden erlitten. Schließlich träfe die Klägerin ein Mitverschulden, das sie sich entgegen halten lassen müsse.

Weiter bietet die Beklagte im Schriftsatz vom 24.02.2015, Blatt 3443 d. A- Zeugen für die Behauptung an, nach dem Parteiwillen haben die im MLA vereinbarten Aufklarungs- und Informationspflichten sowie Zusicherungen die Eigenmittelsituation der Beklagten nicht erfassen sollen.

Die Beklagte trägt dazu vor, das HaaSanG sei auch auf Schadensersatzsprüche, wie sie die Klägerin geltend macht, anwendbar. Dies ergebe sich bereits aus dem Wortlaut des HaaSanG und der HaaSanV, insbesondere auch aus den erläuternden Bemerkungen des österreichischen Gesetzgebers. Die Beklagte nimmt Bezug auf die Regierungsvorlage samt Erläuterungen, insbesondere Seite 17 Anlage B 439

Hinsichtlich des Klageantrages Ziffer 1,15 verweist die Beklagte darauf, dass hierauf das MLA nicht anwendbar sei, folglich mangels Aufklärungspflichten ein Schadensersatzanspruch nicht in Betracht komme. Sie weist weiter darauf hin, dass allgemeine Aufklärungspflichten einer Bank gegenüber einer anderen Bank bei Abschluss eines Finanzierungsvertrages nicht bestehen.

Die Beklagte erhebt die Einrede der Verjährung gegen die hilfsweise geltend gemachten Schadensersatzansprüche. Verjährung sei spätestens Ende des Jahres 2012 eingetreten. Der Schaden sei jeweils mit Vertragsschluss eingetreten, die Klägerin habe von den angeblichen Pflichtverletzungen spätestens seit Dezember 2009 Kenntnis gehabt. Spätestens seit Dezember 2009 habe die Klägerin von Eigenmittelunterschreitungen der Beklagten gewusst Sie habe auch gewusst, dass diese auch schon früher erforderliche Wertberichtigungen nicht vorgenommenen habe und dass daher die Eigenmittelzahlen bereits mit dem Einstieg der Klägerin bei der Beklagten unzutreffend gewesen seien. Jedenfalls müsse sich die Klägerin zu diesem Zeitpunkt eine grob fahrlässige Unkenntnis entgegenhalten lassen.

Hilfsweise beruft sich die Beklagte darauf, jedenfalls die auf der Grundlage des MLA geltend gemachten Schadensersatzansprüche seien gemäß Ziffer 21.3 des MLA verjährt. Diese Regelung sehe eine taggenaue und kenntnisunabhängige fünfjährige Verjährungsfrist vor. Jedenfalls zu den Darlehen Nr. 1, 2, 4,16, 17 und 18 sei folglich Verjährung vor klageweiser Geltendmachung des Schadensersatzspruchs mit Schriftsatz 06.11.2013 eingetreten,

Widerklage

Mit der Widerklage macht die Beklagte Ansprüche gegen die Klägerin auf Rückzahlung von geleisteten Tilgungen und Zinsen geltend (siehe Tabelle).

Ausgangspunkt ist dabei die auch zur Verteidigung gegen die Klageansprüche vorgetragene Argumentation, sämtliche Finanzierungen, die die Klägerin der Beklagten wahrend ihrer Mehrheitsbeteiligung vom 07.10.2007 bis 31.12.2009 gewährt hat, seien eigenkapitalersetzend. Die Beklagte beruft sich auf § 14 Abs, 1 Satz EKEG. wonach Zahlungen, die auf ein in der Krise gewährtes Darlehen erfolgten, zurückzuerstatten sind. Neben Ansprüchen auf Rückzahlung der geleisteten Tilgungen und Zinszahlungen macht die Beklagte für den Zeitraum ab Zahlung Nutzungsersatz in Form von Verzugszinsen in Höhe von 8 Prozentpunkten über dem österreichischen Basiszinssatz ab dem auf die Zahlung folgenden Tag geltend Zur Berechnung habe sie die Methode „act/365“ verwende.t Zusätzlich beansprucht die Beklagte Zinsen auf die Summe der Ansprüche auf Rückzahlung und Nutzungsersatz, laufend ab Rechtsanhängigkeit. Darüber hinaus beansprucht sie die Feststellung der Verpflichtung zum Ersatz weiterer, über die Zinsen hinaus gehender Schäden und Nutzungsvorteile.

Hinsichtlich der Darstellung der einzelnen Finanzierungsverträge sowie die geleisteten Zins- und Tilgungszahlungen sowie des Zeitpunktes wird auf die Übersicht im Tatbestand Bezug genommen.

Im Einzelnen:

Zu den Widerklageanträgen Ziffer 13,14,15 und 16, Ansprüche aus den Kurzfristfinanzierungen Nr. 26, 27, 28 und 29, begründet die Beklagten im Einzelnen,. warum ihrer Ansicht nach die Ausnahmenorm des § 3 Abs. 1 Nr. 1 EKEG, wonach Kredite mit einer Laufzeit für nicht mehr als 60 Tage keine Kredite im Sinne des EKEG sind, nicht anwendbar ist. Zur Kurzfristfinanzierung Nr. 27 (Widerklageantrag Ziffer 14) beruft sich die Beklagte darauf, die ursprüngliche Finanzierung vom 16,09.2008 mit einer Laufzeit bis zum 30.09.2008 sei in der Folge insgesamt fünfmal prolongiert wurden, Zahlung sei schließlich am 10.12.2008 erfolgt. Zur Kurzfristfinanzierung Nr. 28 (Widerklageantrag Ziffer 15) legt die Beklagte dar, es handele sich um einen sogenannten Kettenkredit. Für diesen gelte der Ausnahmetatbestand des § 3 Abs. 1 Nr. 1 EKEG nicht. Der Begriff des Kettenkredits sei in der (österreichischen) herrschenden Lehre entwickelt worden, um eine Umgehung des EKEG durch eine kurzfristige Kreditgewährung mit einer sofortigen, ggf. wiederholten, Wiedergewährung auszuschließen., Werde ein Kettenkredit wie im vorliegenden Fall, sukzessive verringert, werde der Kredit jedenfalls in der Höhe von § 1 EKEG erfasst, in der er über 60 Tage gewährt wurde.

Hinsichtlich der Finanzierung Nr. 29, Widerklageantrag Ziffer 16, trägt die Beklagte vor, es handele um einen Kredit im Rahmen eines Kontokorrent. Der Rückzahlungsanspruch bestehe daher gemäß § 14 Abs. 2 EKEG. Unabhängig von der Laufzeit bestehe im Rahmen eines Kontokorrentverhältnisses grundsätzlich ein Rückzahlungsanspruch der Gesellschaft in Höhe des Differenzbetrages zwischen dem aushaftenden Kreditsaldo und dem höchsten Tagessaldo während der Dauer der Rückzahlungssperre. Unter Bezugnahme auf die Anlage B 103 trägt die Beklagte vor, die Klägerin habe der Beklagten in den Jahren 2008 und 2009 in einer Vielzahl von Fällen kurzfristige Kredite mit einer Laufzeit zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten gewährt. Der Wille der Parteien sei darauf gerichtet gewesen, auf laufende Rechnung in verschiedenen Währungen Finanzierungen zur Verfügung zu stellen. Die Beklagte nimmt weiter auf die Saldenübersicht Anlage B 104 Bezug.

Zu der Kurzfristfinanzierung Nr. 30, Widerklageantrag 25, macht die Beklagte geltend, dabei handele es sich um einen Kredit, der zusammen mit dem Darlehen Nr. 5 a einen Kettenkredit bilde. Dieses Darlehen Nr. 5 a über EUR 300.000.000,00 habe sich direkt an die kurzfristige Finanzierung über EUR 250.000.000,00 angeschlossen. Dies entspreche dem Fall, dass eine kurzfristige Finanzierung immer wieder verlängert oder in eine langfristige Finanzierung umgewandelt werde. Damit falle auch die kurzfristige Finanzierung mit einer Laufzeit von weniger als 60 Tagen als Teil eines Kettenkredits unter den Begriff des eigenkapitalersetzenden Kredits.

Die Beklagte erhebt mit Widerklageantrag Ziffer 26 Anspruch auf Rückzahlung von BereitsteIIungsprovision für die Vereinbarung einer Kreditlinie (Money Market Limit Agreement Nr. 8a und Nr. 8b). Sie ist der Auffassung, auch die Einräumung einer Kreditlinie sei ein eigen kapitalersetzender Kredit im Sinne des § 1 EKEG. Der Begriff des Kredits sei weit im Sinne der bewussten Überlassung von Liquidität zu verstehen. Bereits der Abschluss des Kreditvertrages sei als Kreditgewährung im Sinne des EKEG anzusehen, auf die tatsächliche Auszahlung komme es nicht an.

Zu den Schuldverschreibungen Nr. 31, 32, 33, Widerklageanträge Ziffer 27, 28, 29 trägt die Beklagte vor, es könne dahinstehen, ob die Klägerin Zins und Tilgung von der Beklagten erhalten hat, da hilfsweise zu einem Anspruch aus § 14 EKEG jedenfalls ein Bereicherungsanspruch gemäß § 1041 (österr.) ABGB bestehe. Der Anspruch aus Eingriffskondiktion ergebe sich daraus, dass die Klägerin den Veräußerungserlös behalten könne, ohne einem Anspruch aus § 14 EKEG ausgesetzt zu sein. Dieser Anspruch könne auch nicht gegen den Erwerber geltend gemacht werden, so dass die Klägerin durch die Veräußerung einen ungerechtfertigten Vorteil erlangt habe.

Die Zinszahlungen vom 20.12.2012 auf das Darlehen Nr. 17 (Widerklageantrag Ziffer 10) in Höhe von EUR 2.127.375,00 und auf das Darlehen Nr. 18 b (Widerklageantrag Ziffer 32) am 30,12.2009 in Höhe von EUR 108.754,52 und am 20.12.2012 in Höhe von EUR 12.114,88 sind streitig.

Die Klägerin beruft sich hinsichtlich der Widerklage antrage auf ihre Argumentation zur Klage.

Zum Umfang etwaiger Ansprüche aus § 14 EKEG tragt die Klägerin vor, der Anspruch beschränke sich der Höhe nach grundsätzlich auf die Ruckgabe des Erlangten. Teilweise werde zwar die Ansicht vertreten, dass der zurück zu zahlende Betrag mit den gesetzlichen Verzugszinsen zur verzinsen ist. Auch nach dieser Ansicht beginne der Zins lauf jedoch frühestens mit Rechtshängigkeit. Bei dem Rückforderungsanspruch gemäß § 14 EKEG handele es sich nach herrschender Meinung um einen gesell Schafts rechtlichen Anspruch und nicht um einen Bereicherungsanspruch. Fällig werde der Anspruch erst ab Mahnung oder gerichtlicher Geltendmachung. In keinem Fall könne die Beklagte Prozesszinsen zusätzlich zu dem von ihr begehrten Nutzungsersatz verlangen.

Die Klägerin trägt im Übrigen im Detail dazu vor, dass der Nutzungsersatz unzutreffend berechnet wurde. Hinsichtlich der Einzelheiten wird auf den Schriftsatz der Klägerin vom 16.06.2014, Seite 127 ff., Blatt 1328 d. A. ff. Bezug genommen.

Zu den Widerklageanträgen Ziffer 14,15 und 16 weist die Klägerin darauf hin, dass es sich hierbei um kurzfristige Finanzierungen handele, die nicht vom Kreditbegriff des EKEG umfasst werden. Die Finanzierungen seien jeweils für weniger als 60 Tage gewährt worden.

Zum Antrag Widerklageantrag Ziffer 16 führt die Klägerin weiter aus, auch § 14 Abs. 2 EKEG, der eine Sonderregelung für Kontokorrentkredite vorsehe, greife nicht ein. Die Finanzierung sei nicht im Rahmen eines Kontokorrentverhältnisses ausgereicht worden, sondern im Rahmen einer Geldhandelstransaktion. Die Überweisung auf das Konto der Beklagten habe dem üblichen Zahlungsweg für alle Transaktionen zugunsten der Beklagten in Währungen, für welche die Beklagte ein Lorokonto bei der Klägerin geführt habe, entsprochen. Dabei handele es sich um ein Konto, dass ein Kreditinstitut für ein anderes, meist ausländisches Kreditinstitut in einem Korrespondenzverhältnis führe. Bei der Aufstellung der Kurzfristfinanzierung in Anlage B 103 habe es sich jeweils um individuelle Finanzierungen zu individuellen Konditionen gehandelt. Eine Kontokorrentabrede habe es nicht gegeben. Der vorgelegte Saldo, Anlage B 104, sei von der Beklagten intern erstellt und belege den Willen zu einer Kontokorrentabrede nicht.

Bei den Finanzierungen zu den Widerklageanträgen Ziffer 14 bis 16 handele es sich auch nicht um sogenannte Ketten-Kredite, für die eine Ausnahme zu § 3 Abs. 1 EKEG gelte. So sei bereits die Auffassung der Beklagten, für solche sogenannten Kettenkredite gelte eine Ausnahme von der 60-Tage-Regel gemäß § 3 Abs. 1 EKEG, nicht zutreffend, Rechtsprechung der österreichischen Gerichte hierzu gebe es nicht. Auch soweit in der österreichischen Literatur eine solche Ausnahme vertreten werde, seien die Voraussetzung nicht gegeben, da es an dem geforderten engen zeitlichen Zusammenhang und der wirtschaftlichen Vergleichbarkeit zwischen altem und neuem Kredit fehle. Ein Indiz für das Fehlen eines solchen Zusammenhangs sei bereits die unterschiedliche Kredithöhe. Die Klägerin behauptet jeweils eine eigenständige wirtschaftliche Bedeutung der gewährten Kredite. Es habe sich um im Interbanken verkehr übliche Transaktionen zur kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung in einer bestimmten Währung gehandelt. Schon aus dem Umstand, dass die jeweiligen Kredite in unterschiedlicher Höhe und zu deutlich voneinander abweichenden Konditionen hinsichtlich der Zinsmargen gewährt worden seien, stehe der Annahme eines engen wirtschaftlichen Zusammenhangs entgegen. Die Klägerin weist darauf hin, dass eine unterschiedliche Bewertung eines verlängerten und eines wiederholt gewährten Kredits nahe liege. Jedenfalls für letztere sei eine Ausweitung des Anwendungsbereichs des EKEG nicht zulässig. Ohnehin stelle der Interbanken verkehr für die entsprechende Einordnung von Kurzfristfinanzierungen eine Sonderkonstellation dar. Die Bereitstellung von Krediten mit kurzen Laufzeiten zur Deckung von sich insbesondere im Fremdwährungsgeschäft kurzfristig ständig neu ergebendem Liquiditätsbedarf sei dort an der Tagesordnung. Zweck sei jeweils die kurzfristige Überbrückung von Liquiditätsbedarf in einer bestimmten Währung zu jeweils unterschiedlichen dahinterstehenden Geschäftszwecken des Kreditnehmers. Dabei handele es sich gerade nicht um eine kettengleiche Verlängerung ein und desselben Kredits.

Die Klägerin beanstandet die Berechnung des Nutzungsersatzes zu Widerklageantrag Ziffer 26. Anstelle eines Betrages von EUR 3.996.585,93 ergebe sich eine Summe von EUR 3.405.281,36.

Zu den Widerklageanträgen Ziffer 27, 28, 29 trägt die Klägerin vor, diese beträfen drei Schuldverschreibungen, welche von der Beklagten im Rahmen des Liquiditätsprogrammes der Republik Österreich als staatsgarantierte Anleihe emittiert worden seien. Es handele sich dabei nicht um Kredite im Sinne des § 1 EKEG Die Klägerin habe lediglich Dienstleistungen im Sinne des § 3 Abs. 3 EKEG erbracht, welche nicht vom Eigenkapitalersatzeinwand erfasst seien. Im Übrigen greife § 3 Abs. 1 Ziffer 1 EKEG ein, da die Schuldverschreibungen seitens der Klägerin nicht mehr als GO Tage gehalten worden seien. Die Klägerin habe bei allen drei Anleihen lediglich als sogenannter Leadmanager fungiert, d. h. sie habe die Anleihen bei Emission gezeichnet, um sie sodann für die Beklagte auf dem Markt zu platzieren. Zu keinem Zeitpunkt sei beabsichtigt gewesen, dass die Klägerin die Anleihen dauerhaft halten werde. Sie habe daher der Beklagten keine Kredite gewährt.

Im Einzelnen:

An der Schuldverschreibung zu Widerklageantrag Ziffer 27 („Term Sheet“ zur Schuldverschreibung Anlage K 78) habe die Klägerin am 24.07.2009 einen Anteil in Höhe von EUR 30.000.000,00 als Joint-Lead-Manager gezeichnet. Noch am gleichen Tag sei dieser Anteil veräußert worden Die Kreditgewährung sei daher lediglich für einen Tag erfolgt. Anschließend habe die Klägerin zur Kurspflege einige Positionen erworben und kurzfristig wieder am Markt veräußert. Nach dem 18.12.2009 habe sie keine der Schuldverschreibungen mehr gehalten. Die Beklagte habe daher gegenüber der Klägerin weder ein Rückkauf vorgenommen, noch Zinszahlungen erbracht, noch Tilgungsleistungen.

Hinsichtlich der Schuldverschreibung Nr. 32, Widerklageantrag Ziffer 23 trägt die Klägerin vor, in ihrer Funktion als Leadmanagerin habe sie noch am Emissionstag Anteile in Höhe von 95,3 Millionen EUR an verschiedene Investoren veräußert, Die restlichen 4,7 Millionen EUR seien bis zum 07.10.2009 sukzessive weiterveräußert worden. Die Klägerin habe auch hinsichtlich dieser Schuldverschreibung ausschließlich als Leadmanagerin fungiert („Term Sheet“ Anlage K79), Nach dem 07.10.2009 habe sie keine Anteile mehr in ihren Büchern geführt. Sie habe daher auch keine Zahlungen der Beklagten erhalten.

Auch bei der Schuldverschreibung Nr. 33, Widerklageantrag Ziffer 29, habe sie als Leadmanagerin fungiert („Term Sheet“ Anlage K 80). Diese Schuldverschreibung sei zum 17.05.2010 vollständig platziert und veräußert worden, danach habe die Klägerin keine Anteile mehr gehalten. Daher habe sie auch keine Zahlungen erhalten.

Auf Bereicherungsrecht könne die Beklagte keine Ansprüche auf Herausgabe stützen, die Klägerin habe weder eine, unberechtigte Vermögens Verschiebung vorgenommen, noch überhaupt einen Vermögenswertenvorteil in Höhe der Zins- und Tilgungsleistungen erlangt. Eine rechtsgrundlose Vermögensverschiebung liege nicht vor. Ein Bereicherungsanspruch könne im Übrigen lediglich auf das Erlangte gerichtet sein.

Anträge auf Vorlage von Urkunden gemäß §142 ZPO

Die Beklagte hat mit Schriftsatz vom 27.06.2014, BI.1621 Anträge auf Anordnung der Vorlage von folgenden Urkunden durch die Klägerin gemäß § 142 ZPO gestellt;

1. Tischvorlage aus der Verwaltungsratssitzung der Klägerin vom 20.04.2007 mit dem Titel „Projekt ... Statusbericht der Bayern LB“

2. Bericht der Investmentbank ... mit dem Titel „Indikativs Bewertung der Hypo Group Alpe-Adria vom 12.02.2007“

3. Gutachten der Kanzlei ... mit dem Titel „Bericht über unsere Tätigkeit als unabhängiger und neutraler Gutachter zu Bewertungsfragen im Rahmen des Erwerbs der Mehrheit der Anteile der Hypo Alpe-Adria Bank international AG, Klagenfurt durch die Bayerische Landesbank“ vom 28.02.2011

4. Gutachten der ... mit dem Titel „Projekt ...“ vom 12.12.2006.

5. Vorstandsvorlage zur Verwaltungsratssitzung der Klägerin am 04.12.2007.

6. Sämtliche im Besitz der Klägerin befindlichen Dokumente, welche dem Verwaltungsrat oder dem Vorstand der Klägerin (oder einem seiner Mitglieder) zwischen dem 01, Januar 2007 und der Übernahme der Mehrheit der Anteile an der Beklagten am 22.05.2007 vorgelegt wurden und die sich mit der Eigenmittelsituation der Beklagten befassen.

7. Sämtliche im Besitz der Klägerin befindlichen Dokumente, welche dem Verwaltungsrat oder dem Vorstand er Klägerin (oder einem seiner Mitglieder) zwischen der Übernahme der Mehrheit der Anteile an der Beklagten am 22.05.2007 und der Notverstaatlichung der Beklagten vorgelegt wurden und die sich mit der Eigenmittelsituation der Beklagten befassen.

Die Klägerin wendet hiergegen ein, dass es an einer Relevanz dieser Unterlagen für die Entscheidung fehle, sie hat dennoch die Dokumente zu Ziff. 1, 2, 4 und 5 freiwillig heraus gegeben. Im weiteren Verfahren hat sich die Beklagte auf diese Dokumente im Wesentlichen nicht berufen und diese nicht als Beweismittel vorgelegt. Auch hinsichtlich des Antrages zu 3 rügt die Klägerin die fehlende EntscheidungserhebIichkeit. Es handele sich um ein Gutachten, welches ex post die Kaufpreisermittlung im Vorfeld des Anteilserwerbs im Jahr 2007 beurteile. Die Beklagte behaupte bereits nicht schlüssig, dass sich hieraus Erkenntnisse dafür, die Klägerin habe eine Unterschreitung der Eigenmittelquoten gekannt, ergeben können. Jedenfalls aber gebiete die Interessenabwägung, die Anordnung der Vorlage zu versagen. Es handele sich um ein Gutachten, welches die Klägerin zur Klärung der Frage, ob die Kaufpreisfindung im Vorfeld der Übernahme der Mehrheitsanteile durch die Beklagte zutreffend erfolgt ist, beauftragt hatte Das Ergebnis unterliege daher dem Geheimnis- und Vertrauensschutz im Verhältnis des Mandanten zu seinem Rechtsanwalt oder Wirtschaftsprüfer, dessen Anerkennung in § 203 StGB wie in § 383 Abs. 1 Nr. 6 ZPO zum Ausdruck komme.

Zu den Anträgen Ziffer 6 und 7 verweist die Klägerin darauf, es handele sich nicht um bestimmte Urkunden, auf die sich eine der Parteien bezogen habe, die Anträge seien auf Ausforschung gerichtet.

Mit Schriftsatz vom 28.10.2014. BL 2416 ff. d. A., hat die Klägerin die Vorlage des Gutachtens „der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft [WP 4] aus dem Jahr 2010, weiches nachträglich das Kreditportfolio der HGAA aufarbeitet“ beantragt.

Die Beklagte macht geltend, sie habe sich nicht auf ein Gutachten berufen, sondern nur allgemein auf eine Prüfung durch [WP 4] (vgl. Schriftsatz der Beklagten vom 27.06.2014, S. 60, Bl. 1520 d. A). Außerdem sei nicht nachvollziehbar, auf welches Gutachten sich die Klägerin konkret beziehe (Schriftsatz der Beklagten vom 05.12.2014, Bl. 2888/2890 d. A.). Im Übrigen betreffe der Inhalt der Urkunden einen Sachverhalt, „der schon sehr weit vom Beweisthema entfernt sei“ (Sitzungsniederschrift vom 25.11.2014, S. 8, Bl.2736d, A.).

Hinsichtlich des weiteren Parteivortrages zu Klage und Widerklage sowie der Einzelheiten hierzu wird auf sämtliche Schriftsätze samt Anlagen sowie auf die Sitzungsniederschriften Bezug genommen.

III.

Die Klageschrift vom 13.12.2012 wurde am 01.02.2013 zugestellt, die Klageerweiterung vom 20,08.2013 am 30 03.2013. Die Zustellung der Widerklage vom 22.08.201 erfolgte am 02.09.2013, der 2. Widerklage vom 02.12.2013 am 12.12.2013, der 3. Widerklage vom 13,12.2013 am 30.12.2013, der 4 Widerklage vom 25.06.214 am 30,06 2014 unüder,5. Widerklage vom 11.12.2014 am 22.12.2014.

Das Gericht hat mündlich verhandelt in den Terminen vom 25.11.2013 (Blatt 712/714 d. A.), vom 30.06.2014 (Blatt 1559/1564 d. A.), vom 25.11.2014, 26.11.2014, 27.11.2014 und 28.11.2014 (Blatt 2766/2804 d. A.) und vom 08.05.2015 (Bl. 4020/4038 d. A.). Auf die Sitzungsniederschriften wird Bezug genommen.

Das Gericht hat Beweis erhoben mit Beschluss vom 13.12.2013 (Blatt 712/714 d. A.) durch Erholung eines Sachverständigengutachtens. Dieses hat der Sachverständige [SV 1] am 30.04.2014 erstattet ([SV 1]-Gutachten I, Blatt 1073/1183 d. A.) Aufgrund Ergänzungsauftrags vom 23.05.2014 (Blatt 1135/1137 d. A.) erstattete [SV 1] ein weiteres Gutachten ([SV 1j-Gutachten II Blatt 1633/1658 d. A,) vom 29.06.2014, welches er in der mündlichen Verhandlung vom 30.06.2014 vortrug (Bl. 1659/1664 d. A.). Aufgrund Gutachtenauftrags vom 02.10.2014 (Blatt 2227/2232 d, A.) erstattete der Sachverständige [SV 1] am 10.04.2015 ein weiteres Gutachten ([SV 1]-Gutachten III, Blatt 3849/3856 d. A,). Mit Beschluss vom 05.11.2014 (Blatt 2485/2487 d, A,) beauftragte das Gericht den Sachverständigen [SV 2] mit einem Gutachten. Dieser erstattete sein Gutachten am 09.02.2015 (Blatt 2995/3014 d. A.). Die Sachverständigen [SV 2] und [SV 1] wurden auf Antrag der Beklagten in der mündlichen Verhandlung vom 08,05.2015 angehört. Auf die Sitzungsniederschrift Bl. 4020/4038 d. A. wird Bezug genommen.

Das Gericht hat aufgrund Beweisbeschluss vom 25.11.2014 (Blatt 2733 d. A,) Beweis erhoben durch eidliche Vernehmung des Zeugen [Z 14] sowie uneidliche Vernehmung der Zeugen [Z 1], [Z 2], [Z 3], [Z4], [Z5|, [Z 6],[Z7], [Z 8], [Z 9], [Z 10], [Z 11|, [Z 12], [Z 13). Auf die Sitzungsniederschriften Blatt 2766/2804 d, A, wird Bezug genommen.

Das Gericht hat zahlreiche Hinweise erteilt, unter anderem mit Verfügung vom 04.07.2013 Blatt 282/291 d. A; Beschluss vom 18.12.2013, Blatt 712/714 d. A., Verfügung vom 01.07.2014, Blatt 1665/1669 d. A., Verfügung vom 02,10.2014 Blatt 2227/2232 d. A., Verfügung vom 13.10.2014 Blatt 2333/2334 d. A., Verfügung vom 15.10.2013 Blatt 2365/2366 d. A. im Termin vom 25.11.2014 Blatt 2732 ff. d, A und mit Verfügung vom 05.03.2015 Blatt 3528 d. A Hierauf wird Bezug genommen.

15.10.2013 Im Termin vom 08,05.2015 hat die Beklagte Antrag auf Schriftsatznachlass zu den Schriftsätzen der Klagepartei vom 07.04.2015, vom 17.04.2015, vom 30.04.2015 und vom 05.05.2015, zu etwaigen Hinweisen im Termin, zu etwaigen Erkenntnissen aus einer beantragten Akteneinsicht im Verfahren vor dem Landgericht München I 20 O 1388/11, zum Ergebnis der heutigen Verhandlung und zur objektiven Situation der Beklagten in den hier relevanten Zeiträumen gesteht Außerdem hat die Beklagte Antrag auf Vertagung zur Fortsetzung der Anhörung des Sachverständigen [SV 2] gestellt.

Entscheidungsgründe:

A:

Die Klage ist überwiegend zulässig. Soweit sie zulässig ist, ist sie überwiegend begründet. Die zulässige Widerklage ist unbegründet.

Die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte besteht für die Klageanträge Ziffer 1.1,1.2,1,3, 1-4, 1,5,1.6,1.7,1.16,1.17,1.18 sowie für die Feststellungsanträge Ziff. 3, 4.10 bis 4.14, 4.21 bis 37. Für die Anträge Ziffer 2 und 5 besteht die internationale Zuständigkeit - nur und soweit - sie ais Annex auf die genannten Anträge Bezug nehmen.

In gleichem Umfang ist das Landgericht München I örtlich zuständig.

Für die Ansprüche aus Inhaberschuldverschreibungen Nr. 15,19 und 20 (Klageanträge Ziffer 1.15 und ursprüngliche Klageanträge Ziffer 1/19 und 1.20) ist das Landgericht München I nicht zuständig. Die auf Feststellung der Erledigung gerichteten Anträge Ziffer 1.19 und 1.20 sind daher unbegründet (siehe C:ll).

Keine international Zuständigkeit ist gegeben für die ursprünglichen Anträge zu den Darlehenszusagen Nr. 5 b, 10 b, 11 b, 12 b, 13 b (Klageanträge Ziffer 1.10,1.11, 1.12 b, 1.13 b, 1.14 b und auf Zahlung von Bereitstellungsprovisionen für diese Darlehen (Klageanträge Ziff. 1.12 a, 1.13 a, 1.14 a). Die auf Feststellung der Erledigung gerichteten Anträge 1.10,1.11,1.12 b, 1.13 b, 1-14 b sind daher unbegründet (siehe C:ll).

I.

Die internationale und örtliche Zuständigkeit ergibt sich für Ansprüche, die auf Darlehens Verträge unter Geltung des Rahmenvertrages (MLA) gestützt werden, aus einer wirksamen Vereinbarung über die Internationale Zuständigkeit gemäß Art. 25 EuGVO, Im Übrigen greift diesbezüglich auch der Gerichtsstand des Erfüllungsortes gemäß Art. 7 Nr. 1 b EuGVO. Hinsichtlich der negativen Feststellungsklage beruht die internationale Zuständigkeit auf Art. 7 Nr. 1 a EuGVO.

1. Für die Klageanträge Ziffer 1.1, 1.2,1-3,1.4,1.5,1.6,1.7 (Darlehen Nr. 1 bis Nr. 5 a, 6 b, 7 b), Ziffer 1.16,1.17,1.18 (Darlehen Nr. 16, Nr. 17, Nr. 18 a und b) folgt die internationale Zuständigkeit aus der Gerichtsstands Vereinbarung in Ziff. .21.4 der Rahmenvereinbarung vom 30.1.2008 (MLA, Anlage K 1),

a. Die jeweiligen Kreditverträge hierzu wurden unter Bezugnahme auf den Rahmenvertrag vom 30.01.2008, sog. MLA (Anlage K 1), abgeschlossen. Dieser enthält eine Vereinbarung zur internationalen und örtlichen Zuständigkeit hin- sichtlich Münchener Gerichte. Mit der dortigen Formulierung zur „ausschließlichen Zuständigkeit Münchner Gerichte“ - die auch in Verbindung mit „Anhang B Juristische Stellungnahme der Rechtsberater des Kreditnehmers“, als Bestandteil des Vertrages, auszulegen ist, haben die Parteien nicht nur die örtliche Zuständigkeit, sondern auch die internationale Zuständigkeit vereinbart.

b. Diese Gerichtsstandsvereinbarung wurde durch die Folgeverträge nicht abbedungen.

Das Darlehen Nr. 17 (Klageantrag Ziffer 1.17) hat in der Folge keine Modifikationen erfahren.

Die Darlehen Nr. 1 bis 5 a (Klageanträge Ziffer 1.1 bis 1.5) wurden aufgrund der Verpflichtung im Aktien kauf vertrag vom 29.12.2009 (Anlage K4) . durch einzelne, hierauf Bezug nehmende Prolongationsverträge verlängert. Hierdurch wurde die Geltung des Rahmenvertrages nicht eingeschränkt. Eine Modifikation ergibt sich auch nicht aus der Gerichtsstands Vereinbarung im Aktienkaufvertrag: Die Gerichtsstands Vereinbarung in § 10 Aktienkaufvertrag bezieht sich lediglich auf „Streitigkeiten aus dieser Vereinbarung“. Davon umfasst wäre also ein Streit über den Abschluss der Prolongationsvereinbarung, nicht aber vertragliche Ansprüche auf Rückzahlung des prolongierten Darlehens, Diese Auslegung wird durch die Durchführungsverträge zur Prolongation der streitgegenständlichen Darlehen bestätigt (Anlagen K 5 a bis K 9 a).

Dort wird auf den Rahmenvertrag (MLA) Bezug genommen und ausdrücklich klargestellt, dass durch die Prolongationsvereinbarung die bestehenden Bedingungen des Darlehens nicht geändert werden

Gleiches gilt für die Darlehen Nr. 6 b und 7 b, 18 a (Klageanträge Ziffer 1.S und 1.7 und 1.18). Die Darlehen Nr. 6 a, 7 a und 18 a waren Verträge nach dem MLA (Anlagen K9. 9 a, K 10, K 16). Nach Kündigung und - teilweiser Tilgung verpflichtete sich die Klägerin im Aktienkaufvertrag vom 29.12 2009 (Anlage K 4), diese Darlehen erneut in gleichem Umfang zu gewahren. Auf dieser Grundlage schlössen die Parteien neue Kreditverträge am 30.12.2009 (Anlage K 10 a, K 11 a, K 16 a). Diese Verträge nehmen an mehreren Stellen ausdrücklich auf den Rahmenvertrag Bezug Auch hier ergibt die Auslegung, dass § 10 Aktienkaufvertrag nur auf Streitigkeiten aus dem Aktienkaufvertrag selbst anwendbar ist, nicht aber auf vertragliche Ansprüche aus den Kreditverträgen, die in Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Aktien kauf vertrag abgeschlossen wurden.

Die Darlehen Nr. 16 und 18 b (Klageanträge Ziffer 1.16 und 1,18) wurden im Aktienkaufvertrag vom 30.12.2009 (Anlage K 4) durch Teilverzicht reduziert. Eine Änderung der Darlehensbedingungen nach dem MLA folgt hieraus nicht.

Auch aus der Vereinbarung vom 02.08.2012 (Anlagen K 2, K 3) lasst sich nicht auf die Geltung einer abweichenden Gerichtstand Vereinbarung schließen. Zwar enthält Ziff. 3.4. des Vertrags vom 02.08.2012 (Anlage K 2) die Vereinbarung eines ausschließlichen Gerichtsstands in Wien für Streitigkeiten „aus der Vereinbarung“. Regelungsgegenstand des Vertrags vom 02.08.2012 sind unter anderem strittige Fragen zur Bereitstellungsprovision, offene Zinsfragen, die Umwandlung von EUR-Kreditlinien in CHF-Kreditlinien, die Reduktion von Kreditlinien sowie ein Abgleich des Darlehensbestandes, In Ziffer_3.4, Satz 2 wird klargestellt, „dass die in den übrigen Vereinbarungen zwischen den Parteien (einschließlich MLA, Kreditvertrage) vereinbarten Gerichtsstandsvereinbarungen unberührt bleiben und gegenüber diesen Vorrang haben.“ Folglich bleibt es bei der Gerichtsstands Vereinbarung Münchener Gerichte in Art. 21.4 MLA, die Vereinbarung österreichischer Gerichte bezieht sich nur auf den Regelungsgegenstand des Vertrages vom 02.08.2012

c. Die Gerichtsstandsvereinbarung gemäß Ziff. 21.4 MLA ist wirksam gemäß Art. 25 Verordnung (EU) Nr. 1215/2012 v 12.12.2012 des Rates über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handeissachen, ABI EU Nr. L 351 v. 20.12 2012, welche zum Stichtag 10 01.2015 die Verordnung (EU) Nr. 44/2001 vom 22.12.2000 ersetzt hat, Art. 80 (im Folgenden; EuGVO).

Die Anwendbarkeit des Art. 25 EuGVO folgt aus dem Sitz der Parteien in verschiedenen Mitgliedsstaaten. Die Voraussetzungen des Art. 25 Abs. 1 EuGVO für die Zulässigkeit einer Gerichtsstands Vereinbarung sind erfüllt: Der persönliche und sachliche Anwendungsbereich der Norm ist eröffnet, die Bezugnahme auf das MLA in den jeweiligen Vertragen entspricht dem Schriftformerfordernis.

Die Bestimmung in Ziff. 21.4 MLA ist nicht aufgrund einer asymmetrischen Ausgestaltung, die dem Kreditnehmer einen ausschließlichen Gerichtsstand vorgibt, dem Kreditgeber aber die Klagemöglichkeit vor anderen zuständigen Gerichten belässt, unwirksam. Im Rahmen von Art. 25 EuGVO findet weder eine Überprüfung der Wirksamkeit einer Gerichtsstands Vereinbarung anhand der nationalen Zuständigkeitsnormen gemäß § 38 ZPO, noch eine Kontrolle nach dem Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen oder eine allgemeine Missbrauchskontrolle statt. Immanente Schranken ergeben sich auch nicht aus der EuGVO selbst. Diese enthält ausdrückliche Einschränkungen für Gerichtsstandvereinbarungen nur im Bereich der Verbraucherverträge oder für bestimmte Vertragstypen. Ausgehend vom Grundsatz der Vertragsfreiheit bleibt eine einseitige Öffnungsklausel daher zulässig (vgl. Kropholler/von Hein/Rauscher, Europäisches Zivilprozess recht 9. Aufl. 2011, Art. 23 EuGVO Rn. 93). Dies lässt sich auch aus der Formulierung in Art. 25 Abs. 1 Satz 2 EuGVO „soweit die Parteien nichts anderes vereinbart haben „ ableiten (vgl. Geimer, IZPR, 7. Aufl. 2015, Rn. 1659) und entspricht auch dem mit Art, 25 EuGVO verfolgten Ziel der Schaffung von Rechtssicherheit und einheitlicher Rechtsanwendung auf der Grundlage der vorausgesetzten Prorogationsfreiheit.

d. Das Landgericht München I ist unabhängig von der Gerichtsstands Vereinbarung - für die Ansprüche auf Rückzahlung der Darlehen (Anträge Ziffer 1.1 bis 1.7, 1.16 bis 1.18). gemäß Art. 7 Nr. 1 b EuGVO international und örtlich zuständig. Die Qualifikation der Ansprüche erfolgt dabei auf der Grundlage des Klägervortrages. Gegenstand der Klage sind Ansprüche aus Kreditverträgen, Nicht maßgeblich für die Beurteilung der internationalen Zuständigkeit sind dagegen Einreden der Beklagten, die - wie die Berufung auf eine Rückzahlungssperre nach dem österreichischen Eigenkapitalersatzgesetz - auf dem gesellschaftsrechtlichen Verhältnis beruhen.

Nach der autonom auszulegenden Vorschrift des Art. 7 Nr. 1 b EuGVO unterfallen die streitgegenständlichen Darlehens Verträge dem Dienstleistungsbegriff (vgl. BGH Url. v. 28.02 2012, XI ZR 9/11, NJW2012, 1817 ff. mit weiteren umfangreichen Nachweisen). Damit bestimmt sich die internationale Zuständigkeit für alle Ansprüche aus dem Vertrags Verhältnis nach dem Ort, an dem die vertragstypische Leistung erbracht wurde oder hätte erbracht werden müssen. Die vertragstypische Leistung im Kredit Verhältnis erbringt stets der Kreditgeber. Maßstab für die Bestimmung des Erfüllungsortes ist nicht die rechtliche Bestimmung des Erfüllungsortes nach der lex causae, sondern der Ort der faktischen Leistungserbringung. Erfolgt diese an mehreren Orten, ist der Schwerpunkt maßgeblich. Lässt sich auch dieser nicht feststellen, kommt es auf den Sitz des Leistungserbringers der vertragstypischen Leistung an (vgl. EuGH Urt. v. 1.03.2010, C-19/09, NJW 2010, 1189ff.) Nach diesen Grundsätzen liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit beim Darlehens vertrag In der Regel am Ort der Verwaltung des Kreditgebers, während an dem Ort, an dem das Auszahlungskonto geführt wird, in der Regel allenfalls ein untergeordneter Teil der Leistung stattfindet. Die Klägerin hat umfassend zu den einzelnen Schritten der Kreditgewährung und -hingäbe vorgetragen. Die maßgeblichen Leistungshandlungen wurden demnach an ihrem Sitz in München vorgenommen. Die Auszahlung der Schweizer-Franken-Kredite auf ein Konto in Zürich hat demgegenüber untergeordnete Bedeutung und führt nicht zu einer Erbringung der vertragstypischen Leistung In der Schweiz.

2. Die internationale Zuständigkeit erstreckt sich in gleichem Umfang auf den Antrag Ziffer 2, Die dort geltend gemachten Schäden sind Ausfluss der Primäransprüche. Die internationale Zuständigkeit besteht daher als Annex im gleichen Umfang.

3. Eine internationale Zuständigkeit ist auch für die negativen Feststellungsanträge Ziffer 3 und 4.37 sowie für die ursprünglichen negativen Feststellungsanträge Ziffer 4.10 bis 4,14 sowie 4.21 bis 4.36 gegeben.

a. Die internationale Zuständigkeit ergibt sich allerdings nicht aus dem allgemeinen Gerichtsstand gemäß Art. 4 Abs. 1 EuGVO, da sich die Zuständigkeit hier nach der formalen Parteistellung richtet und nicht nach dem materiellen Recht (vgl. BGH Urt. v. 29.01.2013, KZR 8/10-juris). Die Zuständigkeit der deutschen Gerichte kann jedoch auf einen besonderen Gerichtsstand gemäß Art 7 Nr. 1 a EuGVO gestützt werden, da es sich um einen Anspruch aus Vertrag handelt (vgl. Zöller/Geimer 30. Aufl. 2014, Art. 5 EuGVO Rn, 10 m. w N.; BGH Beschluss vom 10.07.2006 Az. II ZR 195/05-juris). Maßgeblich isi gemäß Art. 7 Nr. 1 a EuGVO der Erfüllungsort des nach der lex causae zu bestimmenden Anspruches (Zöller/Geimer, ZPO, 30. Auf. 2014, Art. 5 EuGVO Rn. 1 a m. w. N). Der Antrag richtet sich gegen einen von der Beklagten behaupteten Rückzahlungsanspruch, der seine Grundlage in den für die Beklagten geltenden Eigenkapitalersatzvorschriften hat. Dieser Anspruch Ist gesellschaftsrechtlich zu qualifizieren und richtet sich nach dem Gesellschaftsstatut (OLG Koblenz, Urt. von 11.01.2001, 6 U 1199/98, NZI 2002, 56; Thür OLG Jena, Urt. vom 05.08.199B, 4 U 1774/97, NZG 1999, 34; MuKo/Reinhart. InsO. 2. Aufl. 2008, Art. 4 EulnsvO Rn. 6, Scholz/K.Schmidt, GmbHG 10 Aufl. 2006, §§ 32 a, 32 b Rn. 8). Das deutsche internationale Privatrecht zum Gesellschaftsstatut, auch als Personalstatut juristischer Personen bezeichnet, ist nicht kodifiziert und folgte jedenfalls im Jahr 2009 noch dem gewohnheitsrechtlich geltenden Grundsatz, dass Anknüpfungspunkt der tatsächliche Sitz der Hauptverwaltung der Gesellschaft ist (vgl. Palandt/Thorn, BGB, 68, Aufl. 2009, Anhang zu Art. 12, EGBGB, Rn. 2, mit zahlreichen weiteren Nachweisen). Demgegenüber gilt innerhalb der europäischen Union nach neuerer Rechtsauffassung, dass sich das Gesellschaftsstatut solcher Gesellschaften, die in einem Mitgliedsstaat der europäischen Gemeinschaft gegründet worden sind, nicht nach dem Verwaltungssitz, sondern nach dem Gründungsort richtet (vgl. BGH, Urteil vom 21.07.2011, Az. IX ZR 185/10-juris). Es kann offen bleiben, ob diese Änderung der Rechtsauffassung, die zunächst nur für einzelne Aspekte des Gesellschaftsstatus vorgenommen worden war (vgl. hierzu Palandt/Thorn, BGB, 68 Aufl. 2009, Anhang zu Art. 12 EGBGB, Rn, 6) in zeitlicher Hinsicht bereits auf die streitgegenständlichen Ansprüche anwendbar ist. Da die Beklagte sowohl ihren Verwaltungs- als auch ihren Gründungssitz in Österreich hat, ist in jedem Fall österreichisches Recht als Gesellschaftsstatut zur Anwendung berufen. Das Österreichische internationale Privatrecht nimmt diese Verweisung an. Auch im österreichischen internationalen Privatrecht wird der Anspruch aus § 14 EKEG gesellschaftsrechtlich qualifiziert (Gesetzesmaterialien, Anlage K32, S. 11). Das Personalstatut der Gesellschaft ist das Recht des Staates, in dem der Rechtsträger den tatsächlichen Sitz der Hauptverwaltung hat. § 10 österr. IPR-Gesetz. Da die Beklagte sowohl ihren in Österreich hat, ist österreichisches Recht zur Anwendung berufen.

b. Der Erfüllungsort bestimmt sich folglich nach dem anwendbaren österreichischen Recht. Das Gericht hat zur Ermittlung des österreichischen Rechts gemäß § 293 ZPO ein Sachverständigengutachten erholt. Der gerichtlich beauftragte Sachverständige [SV 1J hat die beauftragte Frage zur Bestimmung des Erfüllungsortes im Gutachten vom 30.04.2014 (|SV 1]-Gutachten I, Bl. 1073/1133 d. A) nachvollziehbar beantwortet. Die Parteien haben hierzu keine Einwände erhoben. Da das Eigenkapitalersatzgesetz (EKEG) keine Sonderregeln enthält, gelten die allgemeinen Regeln. Danach liegt gemäß § 905 Abs. 1 österr. ABGß der Erfüllungsort am Wohnsitz bzw. am Ort der Niederlassung des Schuldners und zwar auch im Falle einer gemäß § 905 Abs. 2 österr. ABGB als Schickschuld zu qualifizierenden Geldschuld. Da die Klägerin als Schuldnerin des Rückerstattungsanspruchs ihren Sitz in Deutschland hat, folgt daraus die internationale - und örtliche - Zuständigkeit der deutschen Gerichte.

c. Eine Ausnahme ergibt sich auch nicht für die internationale und örtliche hinsichtlich der Klageanträge Ziffer 4,10 und 4.11 und 4,36. Diese negativen Feststellungsantrage beziehen sich auf Zahlungen der Beklagten auf die Schuldverschreibungen Nr. 10 a, 11 a und 15. Die Vereinbarung eines Gerichtsstandes in Frankfurt in den Anleihebedingungen (Anlage B 18) steht der Zuständigkeit des Landgerichts München I hier nicht entgegen, da sich diese Gerichtsstandsvereinbarung nur auf Ansprüche aus der Schuldverschreibung bezieht, nicht aber auf die als gesellschaftsrechtlich zu qualifizierenden Ansprüche aus dem EKEG, die Gegenstand der negativen Feststellungsanträge sind. Es gellen daher die Ausführungen unter b) auch für diese Anträge.

d. Der Schadensersatzanspruch im Klageantrag Ziffer 5 ist insoweit Annex zu den FeststeIIungsanträgen Ziffer 3 und 4 und folgt diesen hinsichtlich der internationalen Zuständigkeit,

II.

Hinsichtlich der Klageantrage Ziffer 1.15, 1,19, 1.20 (Schuldverschreibungen Nr. 15,19, 20) ist das Landgericht München I unzuständig. Die Klage wird in Antrag Ziffer 1,15 als unzulässig abgewiesen. Gleiches gilt für den Annexantrag Ziffer 2, soweit er sich auf den Antrag Ziffer 1.15 bezieht. Auch hinsichtlich der ursprünglichen Klageanträge Ziffer 1.19 und 1.20 fehlt es an der internationalen Zuständigkeit. Da aufgrund von Zahlungen der Beklagten nach Rechtshängigkeit Feststellung der Erledigung beantragt wird, handelt es sich bei der anfänglichen Zulässigkeit der Anträge um eine Frage der Begründetheit, hierzu wird unter C:ll ausgeführt.

1. Die Bedingungen der Schuldverschreibungen Nr. 15, 19, 20 (Anlage B 18 für Antrag Ziff. 1.15, Anlagen B 16 und B 17 für Anträge Ziff. 1,19 und 1.20) enthalten eine Gerichtsstands Vereinbarung zugunsten der Gerichte in Frankfurt am Main, Die Vereinbarung der Zuständigkeit eines deutschen Gerichts kann zugleich als die Vereinbarung eines internationalen Gerichtsstands gemäß Art. 25 Abs. 1 EuGVO ausgelegt werden. Damit sind folglich die Gerichte in Frankfurt/Main international und örtlich zuständig Diese Gerichtsstandsvereinbarung ist auch gemäß § 33 Abs. 1 ZPO wirksam.

Allerdings ist davon auszugehen, dass die Gerichtsstands Vereinbarung nicht ausschließlich ist, d. h. dass eine etwaige Zuständigkeit des Landgerichts München I nach allgemeinen Regeln bestehen bliebe.

2. Aus Art. 7 Abs. 1 Nr. 1 EuGVO kann die örtliche und internationale Zuständigkeit des Landgerichts München I nicht abgeleitet werden:

Auf die Ansprüche aus Inhaberschuldverschreibungen ist nicht Art. 7 Nr. 1 b EuGVO, sondern Art. 7 Nr. 1 a EuGVO anwendbar, da es sich nicht um die Erbringung von Dienstleistungen handelt. Die Schuldverschreibung verbrieft ein abstraktes Zahlungsversprechen. Die Inhaberschuldverschreibung ist als Wertpapier von der Person des Gläubigers unabhängig; dieser hat auf die Emission und die Ausgestaltung der Bedingungen keinen Einfluss, seine Tätigkeit beschrankt sich auf den Erwerb. Der Erwerb einer Inhaberschuldverschreibung ist daher keine Dienstleistung im Sinne von Art. 7 Nr. 1 b EuGVO. Zwar kann dem Erwerb der Schuldverschreibung als Begebungsvertrag im Einzelfall ein Finanzierungsgeschäft zugrunde liegen. Zum einen ist hierfür nichts vorgetragen, zum anderen macht die Klägerin keine Ansprüche aus einem etwaigen Begebungsvertrag, sondern ihre Zahlungsansprüche aus der Schuldverschreibung geltend.

Bei Anwendung von Art. 7 Nr. 1 a EuGVO ist die Zuständigkeit für jeden Anspruch aus dem Vertragsverhältnis gesondert zu bestimmen, wobei sich der Erfüllungsort nach der lex causae richtet. Für die Schuldverschreibung gilt aufgrund der Rechtswahl der Bedingungen (Anlage B 18) deutsches Recht. Die Anwendung von §§ 269 ff. BGB führt nicht zu einem Erfüllungsort In München. Gemäß § 269 Abs. 1 BGB ist als Erfüllungsort der Sitz des Schuldners, also der Beklagten maßgeblich, es sei denn, die Parteien haben etwas anderes bestimmt oder dies folgt aus der Natur des Schuld Verhältnisses. Eine Erfüllungsortvereinbarung, die eine Zuständigkeit der Münchner Gerichte begründen könnte, haben die Parteien nicht getroffen. Die Bedingungen der Schuldverschreibungen sehen als Erfüllungsort Luxemburg (Zahlstelle) vor. Die Vereinbarung eines Erfüllungsortes ist sowohl im Rahmen des Art. 7 Nr. 1 EuGVO (vgl. Zöller/Geimer, ZPO, 30. Aufl. 2014, Ann I Art. 5 EuGVO Rn. 3a, Geimer IZPR 7 Aufl. 2015 Rn. 1491) als auch gemäß § 269 Abs. 1, Abs. 2 BGB zu beachten. Ob die Vereinbarung einer Zahlstelle als Vereinbarung eines Erfüllungsortes zu qualifizieren ist oder ob damit nur ein Zahlungsort gemäß § 270 ZPO vereinbart ist, kann hier offen bleiben, da auch dies nicht zu einer örtlichen Zuständigkeil der Münchener Gerichte führt. Eine örtliche Zuständigkeit in München lässt sich hieraus folglich unter keinem Gesichtspunkt ableiten.

Im Übrigen führte auch eine Anwendung des Art. 7 Nr. 1 b EuGVO nicht zu einem internationalen Gerichtsstand in München, da nicht der Gläubiger die vertragstypische Leistung erbringt, sondern der Anleiheschuldner (Freilag IPrax 2007, 24 ff.; Schimansky/Bunte/Lwowski/Welter, Bankrechtshandbuch 4. Aufl. 2011, § 26 Rn. 202 m. w. N.; MüKo/Martiny IPR I. 6. Aufl. 2015, Art 4 Rom l-VO Rn. 218ff).

3. Über den hilfsweise geltend gemachten Schadensersatzanspruch war nicht zu entscheiden, dieser folgt dem Hauptanspruch. Zwar handelt es sich hier nicht um einen echten Hilfsantrag gemäß § 260 ZPO, sondern um eine Hilfsbegründung für einen einheitlichen Streitgegenstand. Die Klägerin stützt ihren Klageanträge für den Fall, dass das Gericht eine Rückzahlungssperre nach dem EKEG bejaht“, auf vertragliche und deliktische Schadensersatzansprüche, indem sie sich für diesen Fall den Vortrag der Beklagten, die regulatorischen Eigenmittel seien im Zeitpunkt des Vertragsschlusses unterschritten gewesen, zu eigen macht. Da hinsichtlich des Antrages Ziffer L15 keine Entscheidung in der Sache ergangen ist, ist diese Bedingung aber nicht eingetreten Über den hilfsweise geltend gemachten Schadensersatzanspruch war daher nicht zu entscheiden, dieser folgt hinsichtlich der Zuständigkeit dem Hauptanspruch (Zöller/Greger, ZPO, 30. Aufl. 2014, § 260 Rn. 6 b).

Dem steht auch nicht eine etwa fehlende Zuständigkeit des Landgerichts Frankfurt am Main für die Schadensersatzansprüche entgegen. Die Gerichtsstandsvereinbarung ist vielmehr dahingehend auszulegen, dass damit alle Ansprüche aus dem Vertrags Verhältnis umfasst sind, einschließlich der Schadensersatzansprüche wegen Pflichtverletzungen bei Vertragsschluss. Eine solche Auslegung der Gerichts Stands Vereinbarung entspricht auch den Grundgedanken der Zuständigkeitsordnung der EuGVO in der autonomen Auslegung durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Nach dieser ist die Abgrenzung des Vertragsgerichtsstands aus Art. 7 Nr. 1 EuGVO zu dem Gerichtsstand der unerlaubten Handlung gemäß Art. 7 Nr. 3 EuGVO danach zu treffen, ob Grundlage der Haftung ein Vertrag ist oder nicht, wahrend die Einordnung einer nationalen Haftungsnorm als vertraglich oder deliktisch nicht maßgeblich ist. Der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung betrifft vielmehr alle Klagen, die nicht an einen Vertrag anknüpfen (EuGH Urteil vom 17 09 2002, Az. C-334/00 - juris). Der vertragliche Gerichtsstand umfasst im Gegenzug alle Haftungsansprüche, die sich an einen Vertrag anschließen, also insbesondere Ansprüche wegen Aufklärungspflicht Verletzung oder Täuschung bei Vertragsschluss, die die Wirksamkeit des Vertrages gerade voraussetzen. Folglich konnte eine internationale Zuständigkeit des Landgerichts München 1 auch nicht auf Art 7 Nr. 3 EuGVO gestützt werden.

4. Eine Abtrennung und Verweisung war nicht möglich, da die Klägerin den anfänglich gestellten Verweisungsantrag zurück genommen hat. Auf Bedenken hinsichtlich der Zuständigkeit wurde hingewiesen.

III.

Für die Ansprüche auf Zahlung von Bereitstellungsprovisionen für die Darlehenszusagen Nr. 10 b, 11 b, 12 b, 13 b, 5 b (Klageanträge Ziff. 1.12 a, 1.13 a, 1.14 a), sowie für die Annexanträge hierzu in Ziffer 2 fehlt es an der Internationalen Zuständigkeit der deutschen Gerichte

Insoweit ist die Klage als unzulässig abzuweisen.

Die internationale Zuständigkeit fehlte auch für die zurück genommenen Klageanträge Ziffer 1.8, und 1.9 (Geldmarktlimit). Auf die Kostenentscheidung unter E: wird Bezug genommen.

Für die Wageanträge, die auf Feststellung zielen, dass die Klägerin nicht verpflichte! ist, die zugesagten Darlehen auszuzahlen (Klageanträge Ziffer 1.10,1,11,1.12 b, 1.13 b, 1.14 b, Darlehenszusagen Nr. 10 b, 11 b, 12 b, 13 b, 5 b) fehlt es an der internationalen Zuständigkeit der deutschen Gerichte, Da diese Klageanträge für erledigt erklärt wurden, sind die Anträge auf Feststellung der Erledigung als unbegründet abzuweisen (dazu unter C:lll).

1. Zwar handelt es sich bei Gewährung einer Kreditlinie um eine eigenständige Finanzdienstleistung, auf die Art. 7 Abs, 1 Nr. 1 b EuGVO anwendbar ist. Da der Darlehensgeber, also die Klägerin, die vertragstypische Leistung erbringt, wären nach dieser Norm für alle Ansprüche aus dem jeweiligen Vertrags Verhältnis, die deutschen Gerichte zuständig (siehe oben). Die Parteien haben jedoch eine vorrangige Gerichtsstandsvereinbarung zugunsten österreichischer Gerichte getroffen, Art. 25 Abs. 1 EuGVO.

Sowohl die Bereitstellungsprovision als auch die Darlehenszusagen Nr. 12 b, 13 b, 5 b selbst werden ausschließlich in den Schreiben vom 19.10.2011 (Anlage K 12 a für Darlehenszusage Nr. 12 b, Antrag Ziffer 12.a, 12.b) bzw. vom 05.04.2012 (Anlage K 13 a für Darlehenszusage Nr. 13 b, Antrag Ziffer 13.a, 13.b) und 02.08.2012 (Anlage K 9 b für Darlehenszusage Nr. 5 b, Antrag Ziffer 1.14) geregelt. Das MLA (Anlage K 1) als Rahmenvertrag für Kreditverträge -nicht für Darlehenszusagen -, sieht eine solche Bereitstellungsprovision nicht von Auch die Beilagen zu den Schreiben K 12 a und K 13 a sowie Anlage K 9 a, die verbindliche Entwürfe für die Darlehens Verträge bei Inanspruchnahme der Darlehenszusagen enthalten, enthalten keine hier anwendbare Gerichtsstandsvereinbarung. Zwar wird dort auf das MLA Bezug genommen. Aus den Vertragsentwürfen lässt sich die Wirkung der Gerichtsstandsvereinbarung auf die Darlehenszusage aber nicht begründen, da der Abschluss der Kreditvertrage erst bei der jeweiligen Inanspruchnahme des Darlehens erfolgt. Die Zuständigkeit der Gerichte für die Frage, ob die Klägerin bei Inanspruchnahme aus der Darlehenszusage zur Auszahlung verpflichtet ist, kann in diesen Kreditvertragsentwürfen folglich nicht geregelt sein.

Die genannten Schreiben vom 19.10.2011 und 05.04.2012 und 02.08.2012 (Anlage K 12 a, K 13 a, K 16 a) enthalten eine Gerichtsstandsvereinbarung zugunsten österreichischer Gerichte. Die Auslegung ergibt, dass die in dem Schreiben referierten strittigen Zinsfragen dem österreichischen Recht und den österreichischen Gerichten unterstellt werden. Die Gerichtsstandsvereinbarung erstreckt sich darüber hinaus .auch auf die Bereitstellungsprovision. Die in den Beilagen ausgestalteten und verbindlich geregelten Kreditverträge, die ihrerseits die Bestimmungen des MLA (mit der dortigen Vereinbarung der Zuständigkeit Münchener Gerichte) einbeziehen, erlangen erst dann Wirksamkeit, wenn die jeweilige Darlehenszusage in Anspruch genommen wird. Demgegenüber fällt die Bereitstellungsprovision ausschließlich an, wenn und solange das Darlehen nicht abgerufen wird. Folglich greifen die Bestimmungen aus dem MLA hierfür nicht ein.

Soweit die Klägerin argumentiert, eine Aufspaltung der Zuständigkeit hinsichtlich der Ansprüche aus Darlehen und aus den Darlehenszusagen sei nicht sinnvoll und daher nicht gewollt und hierfür den Zeugen [Z 44] angeboten hat, wurde sie darauf hingewiesen, dass konkrete Angaben zur Beteiligung des Zeugen an etwaigen Vertragsverhandlungen, zu seiner Funktion und zu dem konkreten Inhalt seiner Wahrnehmungen fehlen. Das Beweisangebot bezieht sich im Übrigen nur auf die Vorstellungen, die der Zeuge [Z44] hatte, nicht auf konkrete Tatsachenbehauptungen zu den Vertragsverhandlungen und zum Regelungsgehalt. Eine Beweisaufnahme hierzu war auf dieser Grundlage nicht veranlasst Der Einwand, das Ergebnis der Auslegung sei unplausibel, da es zu einer Aufspaltung der Gerichtsstände komme, überzeugt im Übrigen nicht. Zum einen haben die Parteien für unterschiedliche Lebenssachverhalte - die Verpflichtungen aus dem Aktienkaufvertrag und den Darlehenszusagen auf der einen Seite und die Verpflichtungen aus den Kreditverträgen andererseits - unterschiedliche Gerichtsstände vereinbart Eine Abgrenzung des Geltungsbereichs ist unter Anwendung üblicher Auslegungskriterien durchaus möglich und praktikabel. Im Übrigen folgt aus der gesetzlichen Anknüpfung der internationalen Zuständigkeit an den Erfüllungsort der jeweiligen vertraglichen Verpflichtung in § 29 ZPO und Art, 7 Nr. 1 a EuGVO ebenfalls eine Aufspaltung der internationalen Zuständigkeit für einheitliche Lebenssachverhalte, die nicht als sachfremd oder zweckwidrig bewertet werden kann.

Die Gerichtsstandsvereinbarung zugunsten österreichischer Gerichte ist gemäß Art 25 Abs. 1 EuGVO zulässig und wirksam, sie geht einer internationalen Zuständigkeit deutscher Gerichte aus Art. 7 Nr. 1 b EuGVO vor.

2. Die Zusagen für die Schuldscheindarlehen Nr. 10 b und 11b (Klageanträge Ziffer 1.10 und 1.11) unterfallen ebenfalls nicht der Gerichtsstands Vereinbarung des MLA. Auch hier gelten vielmehr die Gerichtsstands Vereinbarungen in den Anlagen K 17 und K 19 mit der Vereinbarung eines ausschließlichen Gerichtsstands des sachlich zuständigen Gerichts in Handelssachen in Wien, Die Vereinbarung der Münchener Gerichte in § 9 Abs, 6 der Beilage./1 zu diesem Vertrag entfaltet auch hier erst Wirksamkeit nach Inanspruchnahme der Darlehenszusage mit Abschluss eines Schuldscheindarlehens nach Maßgabe der in der Beilage^ festgelegten Bedingungen.

3. Die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte fehlt auch hinsichtlich der - zurück genommenen - Klageanträge Ziffer 1.8, und 1.9, die sich auf die Vereinbarung über ein Geldmarktlimit Nr. S b und 9 über EUR 500.000.000,00 vom 30.12.2009 (Anlage B 6, sog. Money Market Limit Agreement) beziehen. Diese Vereinbarung beruht ausweislich der Präambel auf dem Aktien kauf vertrag vom 29.12.2009 (Anlage K 4), auf dessen Bestimmungen Bezug genommen -wird. Eine Bezugnahme auf den Rahmenkreditvertrag enthält diese Vereinbarung dagegen nicht Da die Vereinbarung zwar eine Regelung zum anwendbaren Recht, aber keine eigene Gerichtsstands Vereinbarung enthält, führt die Bezugnahme auf die Bestimmungen zum Aktenkauf (Anlage K 4), der eine wirksame Vereinbarung zugunsten der österreichischen Gerichte enthält, zur internationalen Unzuständigkeit der deutschen Gerichte.

IV.

Die internationale Zuständigkeit für die Widerklage folgt aus Art. 4 Abs. 1 EuGVO. Die Klägerin kann vor den Gerichten ihres Sitzstaates verklagt werden. Eine vorrangige ausschließliche internationale Zuständigkeit nach der EuGVO ist nicht gegeben, der Gerichtsstand aus Art 4 EuGVO besteht neben dem besonderen Gerichtsstand des Art. 7 EuGVO.

Das Landgericht München I Ist gemäß § 17 ZPO örtlich zuständig.

V.

Die Feststellungsanträge Ziffer 2 und 5 sind zulässig, der Feststellungsantrag Ziffer 3 ist unzulässig

1. Der Feststellungsantrag Ziffer 5 ist zulässig, § 256 Abs. 1 ZPO, Die Formulierung „durch die angekündigten Rückforderungen“ die angesichts der bereits erfolgten Erhebung der Widerklage unklar ist, kann dahingehend ausgelegt werden, dass Schäden, die durch die Widerklage entstehen können, geltend gemacht werden. Dem Antrag fehlt auch nicht das Feststellungsinteresse, soweit er sich auf die Feststellung einer Schadensersatzpflicht für bereits entstandene Schäden bezieht. Die Klägerin ha! dargelegt, dass Schäden aus bilanziellem Rückstellungsbedarf und der Notwendigkeit von Kapitalmaßnahmen entstehen können. Da es sich hierbei um einen Vorgang handelt, der sich über einen längeren Zeitraum entwickelt, wäre es nicht prozessökonomisch diesen einheitlichen Sachverhalt aufzuspalten und für die Vergangenheit bereits im laufenden Verfahren zu beziffern.

Aus den gleichen Erwägungen ist auch der Feststellungsantrag Ziffer 2 zulässig, soweit er sich auf Nebenforderungen zu Antragen bezieht, für die das Landgericht München I zuständig ist Im Übrigen folgt er der Unzulässigkeit des Hauptantrages (siehe oben).

2. Der Feststellungsantrag Ziffer 3 ist unzulässig. Soweit die Feststellung begehrt wird, dass die Klägerin nicht verpflichtet ist, „die von der Beklagten aus und im Zusammenhang mit den in der Klage angegebenen Verträgen erhaltenen Zahlungen ... zurückzuzahlen fehlt es am gemäß § 256 Abs. 1 ZPO erforderlichen Feststellungsinteresse, da die Feststellungsanträge Ziffer 4.10 bis 4.14 und 4.21 bis 4.37 die Zahlungen zu diesen Verträgen abdecken. Der Klägerin ist es möglich und zumutbar, alle Zahlungen, die diesen Vertrags Verhältnissen zuzuordnen sind, zu ermitteln und konkret zu bezeichnen. Soweit die Klägerin ihren Antrag mit dem Einschub. „- also bezüglich sämtlicher von der Klägerin der Beklagten zwischen dem 7. Oktober 2007 und dem 31. Dezember 2009 eingeräumten Finanzierungen -“ ergänzt hat, ist bereits nicht klar, ob es sich hierbei lediglich um eine Erläuterung des Antrages oder um einen eigenständigen Antrag handelt, in dem Fall wäre der Antrag jedenfalls mangels Bestimmtheit unzulässig, § 253 ZPO. Auf beide Gesichtspunkte hat das Gericht mit Verfügung vom 04.07.2013 (Bl. 289 d. A I hingewiesen.

Das gleiche gilt für den ähnlich gefassten Einleitungssatz zu den Feststellungsanträgen Ziffer 4. Das Gericht hat darauf hingewiesen, dass nicht von einem eigenständigen Antrag auszugehen ist Jedenfalls wäre dieser unbestimmt, auch das Feststellungsinteresse fehlt diesbezüglich

B:

Die Klägerin hat gegen die Beklagte einen Zahlungsanspruch aus § 488 Abs. 1 BGB auf Ruckzahlung valutierter und fälliger Darlehen in Höhe von EUR 1.030.000.000.00 zuzüglich Zinsen in Höhe von EUR 17.144.048,82 und in Höhe von CHF 1.287.216.000,00 zuzüglich Zinsen in Höhe von CHF 15.230.155,88 sowie auf Feststellung künftiger Zahlungspflichten in Höhe von EUR 1.406.879,93 zuzüglich Zinsen in Höhe von EUR 6.547,62 mit Fälligkeit am 19.06.2015.

Außerdem ist der Feststellungsantrag Ziffer 2 - soweit er teilweise zulässig ist - begründet. Der FeststeIlungsantrag Ziffer 4.37 ist begründet, außerdem der auf Feststellung der Erledigung der Anträge Ziffer 4.10 bis 4.14 und 4.21 bis 4.36 gerichtete Antrag.

Im Übrigen ist die Klage unbegründet

I.

Die vertraglichen Darlehensansprüche unterliegen deutschem Recht, so dass die Ansprüche auf § 499 Abs. 1 BGB in Verbindung mit den jeweiligen Verträgen beruhen.

Die Ansprüche beruhen auf den Kredit vertragen vom 17.10.2008, Anlage K 5, 5 a, über EUR 150.000.000,00 (Darlehen Nr. 1, Klageantrag Ziffer 1.1), vom 17.03.2009, Anlage K 6, K 6 a, über CHF 500.000.000,00 (Darlehen Nr. 2, Klageantrag Ziffer 1.2),. vom 22.05.2009, Anlage K 7. über CHF 200.000.000,00 (Darlehen Nr. 3, Klageantrag Ziffer 1.3), vom 01.07.20DS, Anlage KB, über CHF 5DO.000.000.00 (Darlehen Nr. 4, Klageantrag Ziffer 1.4), vom 29 00.2009, Anlagen K 9, K 9 a, K 2 über- noch - EUR 230.000.000,00 (Darlehen Nr. 5 a, Antrag Ziffer 1.5), vom 30.12.2009. Anlage K 10 a, über EUR 200.000.000,00 (Darlehen Nr. 6 b, Antrag Ziffer 1.6), vom 30 12.2009, Anlage K 11 a. über EUR 200.000.000,00 (Darlehen Nr. 7 b, Antrag Ziffer 1.7), vom 04.06.2008, Anlage K 14, K 14 a, über CHF 300.000.000,00, seit 30.12.2009 über EUR 87.216.000.00 (Darlehen Nr. 16, Antrag Ziffer 1.16), vorn 18.00.2008, Anlage K 15, K 15 a, über EUR 250.000.000,00 (Darlehen Nr. 17, Antrag Ziffer 1.17), vom 30.12.2009, Anlage K 16 a, über EUR 1 406.879,93 (Darlehen Nr. 18 b, Antrag Ziffer 1.18), Hinsichtlich der Einzelheiten und zu den vertraglichen Grundlagen wird auf die Übersicht im Tatbestand Bezug genommen.

1. Die Anwendung deutschen Rechts folgt für die Darlehen an Nr. 1, 2, 3, 4, 5 a, 16, 17 aus einer Rechtswahl Vereinbarung. Die Darlehen wurden auf der Grundlage des Rahmenvertrages vom 30.01.2008 (MLA, Anlage K 1) geschlossen, welcher eine Wahl deutschen Rechts enthält: Ziffer 21.1 des Rahmenvertrages bestimmt, dass der Rahmenvertrag und alle auf dessen Grundlage geschlossenen Kreditvertrage deutschem Recht unterliegen und entsprechend auszulegen sind.

Diese Rechtswahl ist gemäß Art. 27 Abs. 1 EG BGB I. V. m. Art. 31 Abs. 1 EG-BGB wirksam und führt zur Anwendung der deutschen Sachvorschriften auf die vertraglichen Ansprüche (vgl. Palandt/Thorn, BGB, 63. Aufl. 2009, Art. 28, EG-BGB, Rn. 2). Auf vor dem 17.12.2009 geschlossene Verträge ist die Rom l-VO gemäß Art. 28 zeitlich nicht anwendbar, es gilt das nationale internationale Privatrecht. Gemäß Art. 27 Abs. 4, 31 Abs. 1 EGBGB ist das gewählte deutsche Recht auch für die Beurteilung von Zustandekommen und Wirksamkeit des Vertrages berufen. Auch hinsichtlich der Form führt Art. 11 Abs. 1 EGBGB zur Anwendung deutschen Rechts.

Auch ohne eine solche Rechtswahl ist gemäß Art 28 Abs. 1, 2 EGBGB deutsches Recht Vertrags Statut, da bei einem Darlehensvertrag die charakteristische Leistung im Sinne von Art. 28 Abs. 2 EGBGB der Darlehensgeber erbringt, so dass das Recht am Sitz des Darlehensgebers anwendbar ist (vgl. Palandt/Thorn, BGB 68. Aufl. 2009, Art. 28, EGBGB, Rn. 13, KG Berlin, Urteil vom 06.03.2003, Az. 2 U 198/01 - juris).

2. Auch auf die Darlehen Nr. 6 b, 7 b und 18 b ist deutsches Recht anwendbar. Diese Darlehen wurden zur Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009 (Anlage K 4) abgeschlossen. In den Vertragsdokumenten zu diesen Darlehen, mit welchen diese Verpflichtung umgesetzt wurde (Anlagen K 10 a, K 11 a, K 16 a), wird die Geltung des Rahmenvertrages (... nach Maßgabe des Rahmenvertrages“) auch für diese Kredite vereinbart, so dass die dort erfolgte Wahl deutschen Rechts auf die vertraglichen Ansprüche auch hier gilt.

Auch diese Rechtswahl ist wirksam Gemäß Art. 26 Rom i-VO ist auf die nach dem 17.12.2009 geschlossenen Verträge Art, 3 Rom l-VO anwendbar, welche die Rechtswahl durch die Parteien in gleichem Umfang wie bisher zulässt. Die Rechtswahl bezieht sich auch insoweit auf die Sachvorschriften des gewählten Rechts (vgl. Palandt/Thorn, BGB, 74. Auf! 2015, Art. 3 ROM l-VO, Rn. 2). Das deutsche Recht ist auch maßgeblich für die Frage des Zustandekommens und der Wirksamkeit, Art. 10, ROM l-VO. Auch ohne Rechtswahl wäre das Vertragsstatut gemäß Art. 4 Abs. 1 b Rom l-VO deutsches Recht als das Recht des Staates, m dem der Dienstleister seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Nach dem weiteren europäischen Dienstleistungsbegriff fallen hierunter Bankgeschäfte. Maßgeblich ist daher der Sitz der Klägerin als dienstleitleistender Vertragspartei (vgl. Palandt/Thorn, BGB, 74. Aufl. 2015, Art. 4. Rom I VO, Rn, 13).

II.

Die Darlehen Nr. 1, 2, 3, 4, 5 a, 8 b, 7 b, 16 und 17 und 18 b sind unstreitig valutiert. Die Fälligkeit des Darlehens Nr. 18 b tritt vertragsgemäß am 19 06.2015 ein. Mit Ausnahme einer teilweisen Tilgung des Darlehens Nr. 5 a in Höhe von EUR 70.000.000,00 am 03.08.2012 und eines Teilverzichts hinsichtlich des Darlehens Nr. 16 auf noch CHF 87.216.000,00 am 30.12.2009 erfolgte unstreitig keine Tilgung. Die Ansprüche sind vertraglich in folgender Höhe zu den angegebenen Zeitpunkten fällig:

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2. Die Ansprüche der Klägerin aus den Darlehen 3, Sa, 6 b, 7 b, 18 b sind nicht gemäß § 3 HaaSanG erloschen Die Ansprüche der Klägerin aus den Darlehen Nr. 1, 2, 4,16,17 sind nicht aufgrund Stundung gemäß § 4 Abs. 1 HaaSanG derzeit nicht fällig (Der Klageantrag Ziffer 1.15 über Ansprüche aus der Schuldverschreibung Nr. 15 ist unzulässig, siehe A.).

a. Die Streitgegenstand liehen Darlehen sind von den Maßnahmen des HaaSanG umfasst:

§ 3 HaaSanG ordnet an, dass mit Kundmachen einer Verordnung gemäß § 7 HaaSanG Sanierungsverbindlichkeiten, deren bisheriger Fälligkeitstag vor dem Stundungstag liegt und die nicht strittigen Verbindlichkeiten (§ 2 Ziff. 5 HaaSanG) erloschen sind. Definitionen hierzu enthält § 2 HaaSanG. In der Anlage 1 zum HaaSanG werden die nachfolgend aufgelisteten streitgegenständlichen Darlehenssanierungsverbindlichkeiten gemäß § 2 Nr. 2 HaaSanG gekennzeichnet. Sie unterfallen damit der Anordnung des Erlöschens, In der Verordnung der Finanzmarktaufsicht über die Durchführung von Sanierungsmaßnahmen gemäß § 7 Abs, 2 i. V. m. § 3 und 4 Abs. 1 HaaSanG vom 07.08.2014 (österreichisches BGBl Teil II, Nr. 195/2014, Anlage B 437 und B 438) HaaSanV werden diese Darlehen nochmals in einer Anlage benannt;

§ 3 HaaSanG ordnet an, dass mit Kundmachen einer Verordnung gemäß § 7 HaaSanG Sanierungsverbindlichkeiten, deren bisheriger Fälligkeitstag vor dem Stundungstag liegt und die nicht strittigen Verbindlichkeiten (§ 2 Ziff. 5 HaaSanG) erloschen sind. Definitionen hierzu enthält § 2 HaaSanG. In der Anlage 1 zum HaaSanG werden die nachfolgend aufgelisteten streitgegenständlichen Darlehen ate Saniemngs Verbindlichkeiten gemäß § 2 Nr. 2 HaaSanG gekennzeichnet. Sie unlerfallen damit der Anordnung des Erlöschens, In der Verordnung der Finanzmarktaufsicht über die Durchführung von Sanierungsmaßnahmen gemäß § 7 Abs, 2 i. V. m. § 3 und 4 Abs. 1 HaaSanG vom 07.08.2014 (österreichisches BGBl Teil II, Nr. 195/2014, Anlage B 437 und B 438) HaaSanV werden diese Darlehen nochmals in einer Anlage benannt:

Nummer

Klageantrag

HaaSanV

HaaSanG

3

1.3

Anlage 1 Nr. 52

Anlage 1 Nr. 63

5a

1.5

Anlage 1 Nr. 53

Anlage 1 Nr. 64

6b

1.6

Anlage 1 Nr. 54

Anlage 1 Nr. 65

7b

1-7

Anlage 1 Nr. 55

Anlage 1 Nr. 66

18b

1.18

Anlage 1 Nr. 56

Anlage 1 Nr. 67

Folgende Forderungen sind gemäß § 4 Abs. 1 Satz 1, § 2 Nr. 8, 7 HaaSanG sowie der gleichlautenden Anlage 2 zur HaaSanV bis zum 30.06.2019 gestundet:

Darlehen-Nr

Klageantrag

HaaSanV

HaaSanG

1

1.1

Anlage 2 Nr. 1

Anlage 1 Nr. 57

2

1.2

Anlage 2 Nr. 2

Anlage 1 Nr. 58

4

1,4

Anlage 2 Nr. 3

Anlage \ Nr. 59

15

1.15

Anlage 2 Nr. 4

Anlage 1 Nr. 60

16

116

Anlage 2 Nr. 5

Anlage 1 Nr. 61

17

1.17

Anlage 2 Nr. 6

Anlage 1 Nr. 62

b. Auf die streitgegenständlichen Ansprüche aus Darlehen ist deutsches Recht anwendbar. Bei der Anordnung des Erlöschens und der Stundung nach dem österreichischen Bundesgesetz über Sanierungsmaßnahmen für die Hypo Alpe Adria Bank International AG (HaaSanG) in Verbindung mit der HaaSanV handelt es sich um ausländische Eingriffs normen. Die Anwendung einer solchen ausländischen Eingriffsnorm auf einen Anspruch, der deutschem Vertragsstatut unterliegt, kommt nur ausnahmsweise in Betracht. Ein solcher Anwendungsfall ist weder auf europarechtlicher Grundlage (aa) noch nach deutschem internationalen Privatrecht (bb) gegeben:

aa. Der österreichische Gesetzgeber bezieht sich in § 1 Abs, 1 HaaSanG auf die Richtlinie 2001/24/EG vom 04.04.2001 über die Sanierung und Liquidation von Kreditinstituten und bezeichnet die im HaaSanG vorgesehenen Maßnahmen als Sanierungsmaßnahmen im Sinne des Artikel 2 dieser Richtlinie. Gemäß § 1 Abs, 2 HaaSanG ordnet das Gesetz die Geltung von österreichischem Recht im gesamten EWR an. Die Erlöschens- bzw. Stundungswirkung aufgrund des HaaSanG kann jedoch nicht aus der Richtlinie 2001/24/EG abgeleitet werden, da bereits deren Anwendungsbereich nicht eröffnet ist Damit scheidet auch eine Anwendung im Rahmen einer richtlinienkonformen Auslegung von § 46 d KWG aus.

(1) Der deutsche Gesetzgeber hat die Richtlinie 2001/24/EG in Artikel 2 Gesetz zur Umsetzung aufsichtsrechtlicher Bestimmungen zur Sanierung und Legitimation von Versicherungsunternehmen und Kreditinstituten vom 10.12.2003 I 2478 insbesondere in § 46 d bis f KWG umgesetzt (vergleiche hierzu Gesetzesbegründung BT-Drucksache 15/1653 vom 02.10.2003, S. 31 ff,). § 46 e KWG seiet dabei die Insolvenzzuständigkeit des Herkunftsstaates um und ordnet in § 46 e Abs. 1 Satz 2 KWG die Anerkennung eines solches In Solvenz Verfahrens an. Eine entsprechende Regelung für Sanierungsverfahren fehlt; § 46 d Abs. 1 bis 4 KWG enthält Regelungen für eine im Inland durchgeführte Sanierungsmaßnahme, lediglich § 46 d Abs. 5 KWG nimmt auf Sanierungsmaßnahmen in einem anderen Staat des EWR Bezug. Die Regelung im Insolvenzrecht wird in der Gesetzesbegründung, Seite 33, mit der Abweichung von den allgemeinen Regeln erklärt. Wach herrschender Meinung gilt die Anerkennungsregel des § 46 e KWG für Sanierungsverfahren entsprechend, da dies aus der ratio der Richtlinie folge und vom Gesetzgeber offenbar lediglich für entbehrlich gehalten wurde (vgl. Kookemoor, WM 2005, 1881, 1886. Schefold, IPRax2012, 06, 68, Schwennjcke/Auerbach/Herwig/Willemer, KWG, 2 Auflage 2012, § 46 d Rn. 8; Landgericht Frankfurt, Beschluss vom 07.05.2010, Az. 2 -27 O 231/09 - juris). Bei der Auslegung des § 46 d KWG gilt der Grundsatz der richtlinienkonformen Auslegung, d, h dem Regelungsgehalt der Richtige ist in den Grenzen der Auslegungsspielräume des nationalen Rechts möglichst umfassend Geltung zu verschalten (vgl. auch Lehmann/Hoffmann, WM 2013, 1389, 1399).

Die Frage der Reichweite der richtlinienkonformen Auslegung kann hier allerdings offen bleiben, da der Anwendungsbereich der Richtlinie nicht eröffnet ist. Daher folgt aus der Richtlinie 2001/24/EG nicht, dass die Wirkung des HaaSanG auf die streitgegenständlichen Ansprüche im Rahmen des deutschen Vertrags Statuts zu beachten wäre.

Eine Wirkung des HaaSanG kann nicht auf Art. 3 Abs. 2 Satz 2 der Richtlinie 2001/24/EG gestützt werden. In Art. 3 Abs. 2 Satz 1 der Richtlinie 2001/24/EG heißt es: „Die Sanierungsmaßnahmen werden gemäß den im Herkunftsmitgliedstaat geltenden Rechtsvorschriften und Verfahren durchgeführt.“ Gemäß Art. 3 Abs. 2 Satz Richtlinie 2001/24/EG sind die Sanierungsmaßnahmen „in der gesamten Gemeinschaft wirksam, sobald sie in dem Mitgliedstaat, in dem sie getroffen wurden, wirksam sind.“

Maßnahmen nach dem HaaSanG sind jedoch nicht dem Anwendungsbereich der Richtlinie 2001/24/EG gedeckt, so dass sich hieraus keine Wirkungen auf das Vertragsstatut ergeben.

Zwar ist der In Art. 1 Abs. 1 Richtlinie 2001/24/EG definierte Anwendungsbereich eröffnet.

Gemäß Artikel 1 Abs. 1 Richtlinie 2001/24/EG findet die Richtlinie Anwendung auf Kreditinstitute und deren in einem anderen Mitgliedstaat ais ihrem Sitzmitgliedstaat errichteten Zweigstellen“. Die Geltung der Richtlinie ist dabei entsprechend der herrschenden Meinung auf Kreditinstitute begrenzt, die Zweigstellen in anderen Mitgliedsstaaten unterhalten (Schimansky/Bunte/Lwowski/Kolassa, Bankrechtshandbuch 4. Aufl. 2011; a. A Lehmann/Hoffmann, WM 2013, 1389. 1397 mit umfangreichen Nachweisen zum Streitstand). Dies ergibt sich aus Wortlaut und Regelungsgehalt der Richtlinie, weiche den Konflikt zwischen dem Recht des Herkunftsstaates und dem Recht des Aufnahmestaates der Zweigstelle zugunsten eines universal geltenden Vorrangs des im Herkunftsstaat durchgeführten Verfahrens entscheidet. Schließlich stellt Erwägungsgrund 1 auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und das Vertragsziel der Beseitigung aller Behinderungen der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs in der Gemeinschaft ab. Dies beschreibt und begrenzt zugleich den Regelungsgehalt der Richtlinie auf Sachverhalte, die die Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheil berühren können. Folgerichtig rechtfertigen die Erwägungsgründe 2 bis 4 die Richtlinie mit der erforderlichen Einheit von Kreditinstitut und Zweigstellen im Sanierungs- oder Liquidationsverfahren.

Nach der Neufassung der Begriffsbestimmung „Zweigstelle“ in Art. 2 Richtlinie 2001/24/EG in Art. 117 Nr. 2 der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 (Richtlinie 2014/59/EU) ist „Zweigstelle“ ein Tochterunternehmen im Sinne von Art, 4 Abs. 1 Nr. 17 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013. Da die Beklagte zum Zeitpunkt des Erlasses der Maßnahme Tochterunternehmen in verschiedenen Mitgliedsstaaten hatte, ist der Anwendungsbereich der Richtlinie zwar insoweit eröffnet.

Es handelt sich jedoch nicht um eine Maßnahme einer Behörde oder eines Gerichts, wie es Art, 3 Abs. 1 Richtlinie 2001/24/EG voraussetzt. Danach sind „allein die Behörden oder Gerichte des Herkunftsmitgliedstaats befugt, über die Durchführung einer oder mehrerer Sanierungsmaßnahmen ... zu entscheiden.“ Art. 2 Richtlinie 2001/24/EG definiert Behörden und Gerichte als „die Behörden oder Gerichte der Mitgliedstaaten, die für die Sanierungsmaßnahmen oder Liquidationsverfahren zuständig sind.“

Bei den durch das HaaSanG angeordneten Sanierungsmaßnahmen des Erlöschens und der Stundung handelt es sich nicht um eine solche Maßnahme „eines Gerichts oder eine Behörde“, sondern um eine vom Anwendungsbereich der Richtlinie 2001/24/EG nicht erfasste gesetzliche Maßnahme. Bereits das österreichische Bundesgesetz selbst enthält in § 2 Nr. 2 HaaSanG Anlage 1 und § 2 Nr. 3 HaaSanG Anlage 2 eine Konkretisierung der betroffenen Verbindlichkeiten. Sämtliche streitgegenständlichen Forderungen sind hier aufgezählt und genau bezeichnet. Zwar machen §§ 3 und 4 HaaSanG den Zeitpunkt der Wirksamkeit der Maßnahmen von der Kundmachung einer Verordnung gemäß § 7 HaaSanG abhängig; diese Verordnung durch die Finanzmarktaufsicht trat am 07,08.2014 in Kraft. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine eigenständige Entscheidung der zuständigen Behörde, mit der das Gesetz ausgeführt und konkretisiert worden wäre. Vielmehr sind sämtliche Forderungen bereits in den Anlagen zum Gesetz aufgezählt und werden durch die Verordnung lediglich unter Bezugnahme wiederholt Sämtliche Einzelheiten sind bereits im Bundesgesetz geregelt, einschließlich des Zeitraumes, in dem die Finanzmarktaufsicht die Verordnung zu erlassen hat (§ 7 HaaSanG). Die Maßnahme beruht daher auf Gesetz, so dass es sich nicht um die Entscheidung einer Behörde Oder eines Gerichts handelt. Dies folgt auch aus der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes, Urteil vom 24.10.2013, Az. C-85/12 (LBJ). Hier hat der Gerichtshof die Verlängerung eines Zahlungsmoratoriums für ein Kreditinstitut durch Gesetz nur deshalb als Maßnahme im Sinne der Sanierungsrichtlinie betrachtet“, da diese Übergangsbestimmung ihre Wirkungen nur über gerichtliche .Entscheidungen, mit denen einem Kreditinstitut ein Moratorium bewilligt wurde, entfalten“. Entscheidend für den EuGH war also, dass dem Gesetz eine gerichtliche Entscheidung vorausging, welche lediglich in ihrer zeitlichen Wirkung modifiziert wurde. Im Fall des HaaSanG ist es jedoch gerade umgekehrt, der behördlichen Verordnung ging eine umfassende Entscheidung des Gesetzgebers voraus, die lediglich von der Finanzmarktaufsicht in Vollzug gesetzt wurde. Der Entscheidung des Gesetzgebers kommt gegenüber einer gerichtlichen Maßnahme oder behördlichen Entscheidung unter dem Gesichtspunkt der Gewaltenteilung auch kein übergeordneter Rang zu Die Maßnahme im Herkunftsstaat im Wege eines Einzelfallgesetzes vermag eine europarechtliche Pflicht zur Anerkennung durch die Gerichte in einem anderen Mitgliedsstaat folglich nicht zu begründen. Diese Pflicht kann nur soweit gehen, wie es der Übereinkunft unter den Mitgliedsstaaten, die in der EU-Richtlinie ihren Ausdruck gefunden hat entspricht Auch der Grundsatz des Vertrauens unter Mitgliedsstaaten der EU, mit dem die Anerkennung von Entscheidungen eines anderen Mitgliedstaates unter Verzicht auf eine Überprüfung gerechtfertigt wird, setzt die Einhaltung des Anwendungsrahmens voraus.

Damit ist der Anwendungsbereich der Richtlinie nicht eröffnet, eine Pflicht zur Anerkennung der Maßnahme des österreichischen Gesetzgebers besteht nicht.

Des Weiteren handelt es sich auch nicht um eine Sanierungsmaßnahme im Sinne von Artikel 2 Richtlinie 2001/24/EG, Auch dies schließt das mit dem HaaSanG angeordnete Erlöschen und die Stundung der Kreditforderungen vom Anwendungsbereich der Richtlinie aus.

Ausgangspunkt für die Definition der Sanierungsmaßnahme ist die Umsetzung der Richtlinie in § 46 d Abs. 3 KWG. Diese Vorschrift ist richtlinienkonform auszulegen. Sie entspricht im Wortlaut weitgehend den Vorgaben in Artikel 2. 7. Spiegelstrich Richtlinie 2001/24/EG in der ursprünglichen Fassung, so das sich insoweit kein auslegungsbedürftiger Widerspruch zu der Richtlinie ergibt. Gemäß § 46 d Abs. 3 KWG sind Sanierungsmaßnahmen „Maßnahmen, mit denen die finanzielle Lage eines CRR-Kreditinstituts gesichert oder wiederherstellt werden soll Dies entspricht nahezu wörtlich der Definition in Art. 2 Richtlinie 2001/24/EG: „Sanierungsmaßnahmen sind Maßnahmen, mit denen die finanzielle Lage eines Kreditinstituts oder einer Wertpapierfirma im Sinne von Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 gesichert oder wiederhergestellt werden soll...“

Anhaltspunkte für die Auslegung des Begriffs „Sanierungsmaßnahme“ ergeben sich aus Nr. 6 und 7 der Erwägungsgründe der Richtlinie. So wird in Erwagungsgrund Nr. 6 die Einführung der gegenseitigen Anerkennung von Sanierungsmaßnahmen durch die Mitgliedstaaten auf Maßnahmen bezogen, die ein einzelner Mitgliedstaat trifft, um die Lebensfähigkeit der von ihm zugelassenen Kreditinstitute wieder herzustellen.

Auf eine solche Wiederherstellung der Lebensfähigkeit sind die Sanierungsmaßnahmen nach dem HaaSanG gemäß § 1 HaaSanG sowie ausweislich der Gesetzesbegründung gerade nicht gerichtet. Die Tätigkeit der Beklagten als Kreditinstitut wird vielmehr endgültig beendet, was im Entzug der Bankerlaubnis seinen Ausdruck findet Auch die Gesetzesbegründung (Anlage B 439) ist hier eindeutig: Ziel des Gesetzes ist die ..Gewährleistung des geordneten, aktiven, bestmöglichen und raschen Portfolioabbaus der HBlnt“ und die „Schonung öffentlicher Mittel bei der Abwicklung der HBlnt.“ Dia Fortsetzung der Geschäftstätigkeit de/Beklagten ist eindeutig kein Ziel des Gesetzes, zumal Auflagen der EU-Kommission zu beachten waren. Darauf, ob es sich bei den Anordnungen des HaaSanG um inhaltlich zulässige Maßnahmen handelt, kommt es nicht an, da dies allenfalls eine zusätzliche Voraussetzung ist, die erst zu prüfen wäre, wenn es sich um eine auf Sanierung gerichtete Maßnahme handelte.

Bei den Maßnahmen handelt es sich auch nicht um eine Liquidation im Sinne von Artikel 2 Richtlinie 2001/24/EG. Danach ist ein Liquidationsverfahren „ein von einer Behörde oder einem Gericht eines Mitgliedstaates eröffnetes und durch beziehungsweise durch deren/dessen Aufsicht durchgeführtes Gesamtverfahren mit dem Ziel, die Vermögenswerte unter Aufsicht der genannten Behörden oder Gerichte zu verwerten“. Um ein solches behördliches oder gerichtliches Gesamtverfahren handelt es sich bei den Maßnahmen nach dem HaaSanG gerade nicht Die Gesetzesmaterialen zum HaaSanG führen vielmehr Gründe an, weshalb man sich hier explizit gegen ein Insolvenzverfahren, welches das nach den österreichischen Vorschriften zur Verfügung stehende „Gesamtverfahren“ wäre, entschieden hat Unrichtig ist die Auffassung der Beklagten, neben Sanierung- und Liquidationsverfahren im Sinne der Richtlinie gäbe es keinen dritten Weg. Ein solcher dritter Weg ist die vom österreichischen Gesetzgeber gewählte Abwicklung, welche eben nicht vom Anwendungsbereich der Richtlinie 2001/24/EG erfasst wird. Dies kommt auch durch die Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Rates vom 15, Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen zum Ausdruck, da hier gerade -neu - eine Regelung zu den - bisher - fehlenden Abwicklungsinstrumenten geschaffen wurde.

Nicht zu folgen ist auch der Auffassung der Beklagten, Artikel 3 Abs. 1 Richtlinie 2001/24/EG sei eine Blankettnorm, die dem Herkunftsmitgliedsstaat die Definition einer Sanierungsmaßnahme überlasse. Daran ist richtig, dass die Richtlinie keinen Katalog zulässiger Sanierungsmaßnahmen aufstellt. In der Ausgestaltung der Sanierungsmaßnahmen ist der Herkunftsstaat daher frei. Es findet folglich keine Prüfung statt, ob es sich um eine zweckmäßige oder sonst angemessene Sanierungsmaßnahme handelt. Voraussetzung für eine Wirkungserstreckung nach der Richtlinie 2001/24/EG ist jedoch, dass es sich überhaupt um eine Sanierungsmaßnahme handelt Diese ist durch das Ziel der Sicherung oder Wiederherstellung der finanziellen Lage eines Kreditinstitutes gekennzeichnet. Es dem Herkunftsstaat zu überlassen, qua eigener Definition Maßnahmen mit anderen Zielsetzungen als der Sicherung oder Wiederherstellung der finanziellen Lage einer Bank unter das Dach der EU-Richtlinie zu bringen, widerspräche zum einen anerkannten Auslegungsregeln, Sie ließe sich darüber hinaus nicht mit dem Grundsatz, dass Richtlinien -jedenfalls im Regelfall -nicht unmittelbar gegenüber den Rechtssubjekten wirken, sondern der Umsetzung durch die Mitgliedsstaaten bedürfen, vereinbaren. Die Umsetzung durch den jeweiligen nationalen Gesetzgeber kann sich nur auf das beziehen, was sich aus der Richtlinie in ihrer autonomen, richtlinienkonformen Auslegung ergibt. Die Erweiterung des Anwendungsbereichs durch den Gesetzgeber eines anderen Herkunftsstaates kann denknotwendig nicht von der Willensbildung des inländischen Gesetzgebers erfasst sein. Eine Wirkung im Inland kommt daher auch mangels demokratischer Legitimierung nicht in Betracht.

Der Anwendungsbereich ist auch nicht aufgrund der Neufassung der Begriffsbestimmung in Art. 2 Richtlinie 2001/24/EG durch Art. 117 Nr. 2 Richtlinie 2014/59/EU eröffnet. Hierdurch wird der Anwendungsbereich auf Abwicklungsinstrumente und die Ausübung der Abwicklungsbefugnisse gemäß der Richtlinie 2014/59/EU erweitert Durch das HaaSanG wird jedoch weder ein Abwicklungsinstrument nach Art. 37 Abs, 3 Richtlinie 2014/59/EU installiert, noch eine Abwicklungsbefugnis gemäß Art. 63 bis 72 Richtlinie 2014/59/EU ausgeübt Zwar können Erlass oder Stundung unter Umständen zu diesen Befugnissen gehören. Abwicklungsbefugnisse im Sinne der Richtlinie können jedoch nur durch die zuständige Abwicklungsbehörde gemäß Art 3 Richtlinie 2014/59/EU ausgeübt werden. Da die Richtlinie zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des HaaSanG erst seit wenigen Tagen in Kraft getreten war und folglich in Osterreich noch nicht umgesetzt war, wurde eine solche Abwicklungsbehörde, für die es noch keine Kompetenznorm gab, nicht tätig. Das HaaSanG folgt insgesamt nicht der Regelungssystematik der Richtlinie 2014/59/EU, auf die es auch nicht Bezug nimmt. Der österreichische Gesetzgeber hat die Entscheidung getroffen, mit dem HaaSanG eine eigenständige Abwicklungsmaßnahme zu treffen und die Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU nicht abzuwarten. Eine europarechtlich begründete Pflicht zur Anerkennung dieser Maßnahmen ist daher nicht gerechtfertigt.

(2) Auch mit der Richtlinie 2014/59/EU kann eine unmittelbare Wirkung des HaaSanG auf die Streitgegenstand liehen Ansprüche nicht begründet werden. Diese Richtlinie trat erst am 02.07 2014 in Kraft und war im Juli 2014 weder in Deutschland noch in Österreich umgesetzt, die Frist zur Umsetzung für die Mitgliedsstaaten endete am 31.12.2014. Das HaaSanG beruft sich ausdrücklich nicht auf die Umsetzung dieser Richtlinie, obwohl diese bereits wenige Tage zuvor in Kraft getreten war. Tatsächlich entsprechen die Maßnahmen nach dem HaaSanG auch nicht dem in der Richtlinie vorgesehenen Verfahren; sie wurden auch nicht durch eine zuständige Abwicklungsbehörde, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht durch den österreichischen Gesetzgeber definiert war, durchgeführt.

bb. Eine Anwendung der §§ 3 und 4 HaaSanG ergibt sich auch nicht aus dem deutschen internationalen Privatrecht. Die Anwendung kann weder auf die Grundsätze zu ausländischen Eingriffsnormen, wie sie vor der Geltung der Rom l-VO bis zum 16.12.2009 galten, noch auf die ab 17 12.2009 geltenden Normen zur Anwendung ausländischer Eingriffs normen in Art. 9 Abs. 3 Rom l-VO gestützt werden.

(1) Auf die streitgegenständlichen Verträge, die vor dem 17.12.2009 geschlossen wurden, ist gemäß Art. 28 Rom l-VO das internationale Privatrecht In der bis dahin geltenden Fassung anwendbar Artikel 34 EGBGB a. F, regelt lediglich die Anwendung zwingenden deutschen Rechts, wenn deutsches Recht nicht Vertragsstatut ist. Eine unmittelbare Anwendung zwingender Vorschriften eines ausländischen Rechts kommt folglich - von den hier nicht anwendbaren Ausnahmen der Artikel 27 Abs. 3, 29 Abs. 1 und 30 Abs. 1 EGBGB a. F abgesehen -nicht in Betracht. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass der deutsche Gesetzgeber die Regelung des Artikel 7 Abs. 1 des Europäischen Übereinkommens über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht vom 19,06.1980 - EVÜ - zur Anwendung zwingender ausländischer Bestimmungen bewusst nicht in das Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch übernommen hat (MüKo/Martiny, IRR, 4. Aufl. 2006, Art. 34 EGBGB Rn, 56 ff.).

Allerdings ist in der Rechtsprechung anerkannt, dass ausländische . Eingriffsnormen, die nach dem internationalen Privatrecht nicht unmittelbar zur Anwendung kommen, Tatbestandswirkungen im Rahmen des Schuldstatuts entfalten können (MüKo/Martiny, IPR, 6. Auflage 2015, Artikel 9 Rom J-VO, Rn. 45 m, w, N.; LAG Nürnberg. Urteil vom 21.05.2014, A SA 374/12 - juris), wenn sie mit deutschen Interessen kompatibel sind. Als zivilrechtliches Einfallstor kommen §§ 138, 312 BGB und das Leistungsstörungsrecht, insbesondere §§ 275 und 826 EGBGB in Betracht. Diese passen auf den vorliegenden Sachverhalt jedoch allesamt nicht, die Beklagte beruft sich auf solche Normen auch nicht.

Die Frage, ob der deutsche ordre public der Anwendung des HaaSanG entgegensteht, stellt sich folglich nicht.

(2) Eine Wirkung des HaaSanG auf die Streitgegenstand liehen Verträge, die nach dem 17.12.2009 abgeschlossen wurden (Klageanträge Ziffer 1.6, 1.7,1.16), ergibt sich auch nicht aus Art. 9 Abs. 3 Rom l-VO.

Zwar handelt es sich bei den Normen des HaaSanG um Eingriffsnormen des Staates, in welchem die streitgegenständlichen Verpflichtungen zu erfüllen wären, so dass insoweit der Anwendungsbereich des Art. 9 Abs. 3 Rom l-VO eröffnet ist. Zur internationalprivatrechtlichen Bestimmung des Erfüllungsortes werden verschiedene Auffassungen vertreten (vgl. Freitag, IPrax2009, 109. 114; Bamberger/Roth/Spickhoff, 6GB, 3. Aufl. 2012, Art. I Rom l-VO Rn. 29), die aber alle zu einem Erfüllungsort in Osterreich führen: Sowohl das deutsche Recht als lex causae gemäß Art. 12 Abs. 1 b Rom l-VO in Verbindung mit § 269 BGB als auch bei einer autonom an die tatsächliche Erfüllung anknüpfenden Ermittlung des Erfüllungsortes ist dieser in Österreich gelegen.

Die Voraussetzungen des § 9 Abs. 3 Rom l-VO sind jedoch im Übrigen nicht erfüllt, da es an dem Merkmal der Unrechtmäßigkeit der Erfüllung aufgrund der Eingriffsnorm fehlt. Die Unrechtmäßigkeit muss sich dabei aus der Eingriffsnorm selbst ergeben und kann nicht etwa aus allgemeinen strafrechtlichen Vorschriften abgeleitet werden (vgl. MüKo/Martiny, IPR 6. Aufl. 2015, Rom l-VO Art. 9, Rn. 117, Freitag, IPrax 2009, 112). Art. 9 Abs. 3 Rom l-VO enthält also eine Einschränkung hinsichtlich der Eingriffs normen, die seinem Anwendungsbereich unterfallen und denen Wirkung verliehen werden kann, Ihren Grund findet dies in der historischen Entwicklung der Rechtslage zur Anerkennung ausländischer Eingriffsnormen, die schließlich ihren Abschluss in dem in Art 9 Abs. 3 Rom f-VO zum Ausdruck kommenden Kompromiss hinsichtlich der begrenzten - Wirkungserstreckung gefunden hat (vgl. dazu Bamberger/Roth/Spickhoff, BGB, 12. Aufl. 2912, Art. 9 Rom l-VO Rn. 2S) Zur Auslegung der Unrechtmäßig keil kann auf die Definition des Verbotsgesetzes zu § 134 BGB zurückgegriffen werden (vgl. Bamberger/Roth/Spickhoff, BGB, 12. Aufl. 2012, Art. 9 Rom I VO Rn. 29), Danach ist ein Verbotsgesetz eine Vorschrift, die eine nach der Rechtsordnung grundsätzlich mögliche rechtsgeschäftliche Regelung wegen ihres Inhalts oder der Art ihres Zustandekommens untersagt (Palandt/Ellenberger BGB, 74. Aufl. 2015, § 134 Rn. 5). Eine solche Auslegung entspricht auch der Rechtsprechung des EuGH, der beispielsweise die Rechtswahl eingeschränkt hat, wenn zwingende Normen des Handelsvertreterausgleichs damit umgangen werden sollen (EuGH, Urteil vom 09,11.2000, C-381/98 -juris).

Eine solche Verbotsanordnung fasst sich den Eingriffsnormen gemäß §§ 3 und 4 HaaSanG nicht entnehmen. Ausweislich der Gesetzesbegründung sind die Ziele - neben der Schonung öffentlicher Mittel - Praktikabilitätserwägungen zur Abwicklung der Beklagten. Weder der Inhalt des vertraglichen Anspruchs noch sein Zustandekommen sind rechtlich missbilligt. Auch ein allgemeines Verbot, die vertraglichen Ansprüche zu erfüllen, lasst sich der Norm selbst nicht entnehmen.

Jedenfalls ergibt die gemäß Art. 9 Abs. 3 Rom l-VO vorzunehmende offene Abwägung des Regelungsinteresses des österreichischen Staates mit den Regeln des deutschen Vertragsstatuts, dass eine solche Wirkungsverleihung der Normen des HaaSanG auf die streitgegenständlichen vertraglichen Ansprüche nicht geboten ist. Dabei sind Art und Zweck der Norm sowie die Folgen der Anwendung bzw. Nichtanwendung einzubeziehen Die Folgen der Nichtanwendung für die Klägerin überwiegen hier die Interessen der Beklagten an einer Anwendung. Bei Anwendung des HaaSanG wäre der Klägerin die Titulierung ihrer Ansprüche versagt. Bei der Nichtanwendung bleibt es bei den allgemeinen Regeln im Eingriffsstaat zu Zwangsvollstreckung und In Solvenz verfahren, die dann Einfluss auf die Durchsetzbarkeit der Forderung haben können In die Abwägung sind auch die Ziele der Eingriffsnorm einzustellen. Diese sind ausweislich der Gesetzesbegründung (Anlage B 439) „die Gewährleistung des geordneten, aktiven, bestmöglichen und raschen Portfolioabbaus der HBlnt.“ und die „Schonung öffentlicher Mitte! bei der Abwicklung der HBlnt“. Die Finanzmarktstabilität wird als Gesetzesziel nicht ausdrücklich hervorgehoben. Sie hat auch in den Gründen im Übrigen nur eine untergeordnete Bedeutung. Die Sorge eines „Bank Run“ wird lediglich in Bezug auf die lokalen Bankentöchter im Ausland erwähnt. Konkrete Argumente hinsichtlich einer Gefahr für die Finanzmarktstabilität bei gegebenenfalls gebotener Durchführung eines Insolvenzverfahrens lassen sich den Gesetzesmaterialien nicht entnehmen. So mag die Schonung der österreichischen Staatsfinanzen in Österreich ein legitimes Gesetzesziel sein, ein überwiegendes Interesse zur Anwendung auf das deutsche Vertragsstatut ergibt sich daraus jedoch nicht Bei dem Ziel einer „bestmöglichen“ Abwicklung handelt es sich um eine Praktikabilitätserwägung, die ebenfalls nicht geeignet ist, ein wesentliches Kriterium für die Wirksamkeitsverschaffung im deutschen Vertragsstatut darzustellen. Da das reguläre In Solvenz verfahren zur Verfugung steht, ist die Maßnahme auch nicht alternativlos.

Zwar kann sich die Ermessensentscheidung dann zu einer Pflicht zur Wirksamkeilsverschaffung verdichten, wenn die Eingriffsnorm auf einer europarechtlichen Grundlage beruht, die die Mitglied Staaten zur Anwendung verpflichtet. Wie gezeigt, beruht die Maßnahme aber weder auf der Richtlinie 2001/24/EG noch auf der Richtlinie 2014/59/EU. Auch aus der Gesamtschau der Richtlinien lässt sich keine allgemeine europarechtliche Wertentscheidung ableiten, die für eine Anerkennung spräche. Vielmehr sind gerade auch die von den Richtlinien vorgegebenen Kompetenznormen zu beachten, da sich nur bei einer Einhaltung dieser Vorgaben der weitgehende Eingriff in die Gläubigerrechte sowie in die nationalen Rechtsordnungen rechtfertigen lässt.

Schließlich führt auch eine Gesamtabwägung unter Berücksichtigung aller Belange der Klägerin, der Beklagten sowie der Republik Österreich unter Berücksichtigung der deutschen Rechtsordnung wie der europäischen Grundentscheidungen dazu, dass den Normen des HaaSanG im deutschen Vertragsstatut keine Wirksamkeit zu verleihen ist.

3. Die Klageanträge trotz des Mandatsbescheids der österreichischen Finanzmarktaufsicht FMA vom 01.03.2015 (Anlage B 782) fällig (Klageantrag Ziffer 1.16: Fälligkeit 19.06.2015). In dem Mandatsbescheid werden u, a. die streitgegenständlichen Forderungen bis zum Ablauf des 31 05.2016 gestundet. Der Mandatsbescheid der FMA nennt als Rechtsgrundlage für die Maßnahme Vorschriften des (österr.) Bundesgesetzes über die Sanierung und Abwicklung von Banken (BaSAG), u. a. die Anwendungsbestimmung in § 162 Abs, 6 und § 58 Ab.1 Nr. 10 österr. BaSAG.

Auch bei dieser Stundungsanordnung handelt es sich um eine Maßnahme aufgrund einer ausländischen Eingriffsnorm, deren Anwendung auf das deutsche Vertragsstatut einer Grundlage bedarf. Als solche kommen weder § 153 SAG (Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 20W59JEU), noch § 46 d ff. KWG \r\ Betracht, da die Anwendungsvoraussetzungen nicht gegeben sind. Die Wirkungserstreckung kann auch nicht unmittelbar auf eine EU-Richtlinie gestützt werden. Auch nach den allgemeinen Regeln des deutschen internationalen Privatrechts kann eine Anwendung nicht gerechtfertigt werden.

a. Die Wirkungen des Mandatsbescheids sind nicht gemäß § 153 SAG (Gesetz zur Sanierung und Abwicklung von Instituten und Finanzgruppen vom 1012.2014) anzuerkennen, da die Voraussetzungen hierfür nicht gegeben sind.

Der in § 1 Nr. 1 SAG definierte Anwendungsbereich des Gesetzes ist nicht eröffnet. Anwendbar ist das SAG auf CRR-Kreditinstitute im Sinne des § 1 Abs, 3 d Satz 1 KWG, auf CRR-Wertpapierfirmen im Sinne des § 1 Abs. 3 d Satz 2 KWG sowie für bestimmte Konzern- und Gruppeninstitute, in § 1 Abs. 3 d KWG werden CRR-Kreditinstitute definiert als Kreditinstitute im Sinne des Artikels 4 Absatz 1 Nummer 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 über Aufsichtsanforderungen an Kreditinstitute und Wertpapierfirmen. Gemäß Art, 4 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013 ist ein „Kreditinstitut ein Unternehmen, dessen Tätigkeit darin besteht Einlagen oder andere rückzahlbare Gelder des Publikums entgegenzunehmen und Kredite für eigene Rechnung zu gewähren“. Ein „Institut“ wird in Art 4 Abs. 3 Verordnung (EU) Nr. 575/2013 als „Kreditinstitut oder eine Wertpapierfirma“ definiert.

Die Beklagte ist aufgrund der Umwandlung in eine Abbaueinheit mit Regulierungsbescheid vom 30.10.20.14 kein Kreditinstitut mehr, da sie kein Einlagengeschäft mehr betreibt und auch keine qualifizierte Beteiligung an Kreditinstituten und Wertpapierfirmen hält (FMA Mandatsbescheid, Anlage B 782),

b. Die Stundungswirkung des Mandatsbescheids kann nicht unmittelbar auf die Richtlinie 2001/24/EG oder die Richtlinie 2014/59/EU gestützt werden, da der Anwendungsbereich auf Kreditinstitute beschränkt ist. Da auch eine - erweiternde - Auslegung der §§ 46 d ff, KWG voraussetzt, dass dies europarechtlich geboten ist, kommt eine Anerkennung der Maßnahme weder auf dieser Grundlage, noch etwa auf einer erweiternden Auslegung des § 153 SAG in Betracht.

aa. Eine Pflicht zur Anerkennung der Wirkung folgt nicht unmittelbar aus der Richtlinie 2014/59/EU. Zwar sehen Art. 66 ff, der Richtlinie 2014/59/EU Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten zur Durchsetzung von Maßnahmen in anderen Mitglied Staaten vor Die Beklagte als Abbaueinheit unterfällt jedoch nicht dem Anwendungsbereich der Richtlinie.

So verweist auch die Begriffsbestimmung in Art. 2 Richtlinie 2014/59/EU auf Art. 4 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013, Es ergibt sich folglich auch hier das Ergebnis, dass die Beklagte als Abbaueinheit nicht von dem Anwendungsbereich der Richtlinie 2014/59/EU - erfasst ist

bb. Auch aus Art 3 Abs, 2 Satz 3 Richtlinie 2001/24/EG folgt keine Pflicht zur Anerkennung der Wirkung der Maßnahme:

Zwar wurde gemäß Art. 117 Nr. 2 Richtlinie 2014/59/EU die Definition der Sanierungsmaßnahmen in Art, 2, 7. Spiegelstrich Richtlinie 2001/24/EG um die «Anwendung der Abwicklungsinstrumente und die Ausübung der Abwicklungsbefugnisse gemäß der Richtlinie 2014/59/EU“ erweitert. Im Übrigen lässt die Richtlinie 2014/59/EU den Anwendungsbereich der Richtlinie 2001/24/EG unberührt und enthält auch keine eigenen kollisionsrechtlichen Bestimmungen. Auch das deutsche Umsetzungsgesetz zu der Richtlinie 2014/59/EU (BRRD-Umsetzungsgesetz vom 10.12 2014 BGBl I 2091) ändert an der kollisionsrechtlichen Systematik nichts, sondern nimmt lediglich geringfügige Anpassungen vor. Der Anwendungsbereich bestimmt sich folglich weiter gemäß Art. 1 Richtlinie 2001/24/EG, wonach die Richtlinie auf Kreditinstitute anwendbar ist Aus der Erweiterung auf Abwicklungsmaßnahmen nach der Richtlinie 2014/59/EU, ergibt sich eine Einbeziehung auf die dort in Art. 1 Abs, 1 genannten Institute. Während die Richtlinie 2001/24/EG keine eigene Definition des Kreditinstituts enthält, •verweist die Begriffsbestimmung in Art. 2 Richtlinie 2014/59/EU auf Art. 4 Abs, 1 Nr. 1 der Verordnung (EU) Nr. 575/2013. Auch hier ist das Ergebnis, dass die Beklagte als Abbaueinheit nicht von dem - erweiterten - Anwendungsbereich der Richtlinie 2001/24/EG -erfasst ist.

cc. Eine Erweiterung des Anwendungsbereichs der Richtlinien folgt auch nicht aus §162 Abs. 6 (österr) BaSAG. Der österreichische Gesetzgeber hat erkannt, dass die Richtlinie 2014/59/EU nicht auf die Beklagte als Abwicklungseinheit anwendbar ist und daher in § 162 Abs. 6 BaSAG einzelne Normen des Umsetzungsgesetzes auch auf die Beklagte als Abwicklungseinheit für anwendbar erklärt.

Diese Wirkungserstreckung des BaSAG auf die Abwicklung der Beklagten beruht jedoch nicht auf der Richtlinie, die ja gerade nicht einschlägig ist, so dass sich daraus keine Rechtswirkungen ergeben können, die im Rahmen des deutschen Vertragsstatuts zu beachten wären. Eine Definitionsmacht des Herkunftsstaates zur Erweiterung des Anwendungsbereichs der Richtlinien gibt es nicht Der österreichische Gesetzgeber hat im Übrigen auch gar nicht den Anwendungsbereich des BaSAG auf Abwicklungseinheiten erweitert, sondern lediglich die Anwendung einzelner Normen des Gesetzes auf die Beklagte angeordnet.

Die Beklagte argumentiert daher auch, die Umwandlung der Beklagten in eine Abwicklungseinheit sei europarechtlich unzulässig gewesen, da dies den Zielen der Richtlinie 2014/59/EU widersprochen habe und daher gegen die Sperr- oder Vorwirkung der Richtlinie verstoße. Eine Prüfung durch das Gericht, ob die Umwandlung der Beklagten in eine Abwicklungseinheit europarechtswidrig ist, kommt aber nicht in Betracht, zumal auch die Beklagte nicht aufzeigt, welche Rechtsfolgen sich aus einer solchen Feststellung ergeben sollen. Das deutsche Gericht kann die Entscheidungen des österreichischen Gesetzgebers und der österreichischen Finanzmarktaufsicht nicht für unwirksam erklären und die Beklagte weiter - fiktiv - als Kreditinstitut behandeln.

Nicht nachvollziehbar ist auch die Argumentation der Beklagten, mit der sie behauptet die Umwandlung in eine Abwicklungseinheit verstoße gegen die Ziele der Richtlinie 2014/59/EU. Das Ziel der Richtlinie ist die „Schaffung eines Regelungswerkes, weiches den nationalen Behörden ein zuverlässiges Instrumentarium zur rechtzeitigen und raschen Intervention bei einem unsoliden oder ausfallenden Institut ermöglicht, um so die Destabilisierung der Finanzmärkte verhindern zu helfen und die Kosten für die Steuerzahler so gering wie möglich zu halten“ (Richtlinie 2014/59/EU Erwägungsgrund Nr. 5). Zur Begründung nimmt die Richtlinie auf die Erfahrungen der Finanzkrise Bezug, in der sich gezeigt habe, dass es an angemessenen Instrumenten für den wirksamen Umgang mit unsoliden oder ausgefallenen Instituten mangele. Diese werden benötigt zur Verhinderung einer Insolvenz bzw. im Falle der Insolvenz, um systemisch wichtige Funktionen des jeweiligen Instituts aufrechtzuerhalten (a. a. O., Erwägungsgrund 1). Es geht ersichtlich darum, in Zukunft die Rettung eines Instituts mit Steuergeldern, die in der Finanzkrise wegen der befürchteten Auswirkungen der Insolvenz eines Kreditinstituts auf die Gesamtwirtschaft mehrfach notwendig geworden war, zu vermeiden Diese Ziele gebieten die Anwendung der Richtlinie bzw. die Beachtung einer Vor- oder Sperrwirkung im Hinblick auf die Beklagte gerade nicht. Da diese kein Einlagengeschäft mehr betreibt und auch keine qualifizierte Beteiligung an einem Kreditinstitut oder einer Wertpapierfirma hält, ist die Gefahr einer systemischen Beeinträchtigung der Gesamtwirtschaft oder der Finanzmarktstabilität durch eine Insolvenz der Beklagten nicht mehr gegeben. Das Ziel einer Entlastung des österreichischen Steuerzahlers allein reicht nicht aus, eine Einbeziehung in den Anwendungsbereich der Richtlinie zu rechtfertigen. Auch aus Gründen der Gleichbehandlung ist eine Einbeziehung in den Anwendungsbereich nicht geboten Es spricht nichts dagegen, Kreditinstitute und Kreditinstitute in Abwicklung unterschiedlich zu behandeln, zumal, wie gezeigt, die Auswirkungen einer Insolvenz auf die Gesamtwirtschaft unterschiedlich sind.

Außerdem bietet die Richtlinie den Mitgliedstaaten lediglich ein Instrumentarium zur Bewältigung der Krise eines Kreditinstituts. Eine Verpflichtung, dieses Instrumentarium im Einzelfall anzuwenden, besteht nicht. Vielmehr bleibt es den zuständigen nationalen Gerichten oder Behörden unbenommen, andere, in den nationalen Rechtsordnungen vorgesehene Maßnahmen, wie beispielsweise Liquidation- oder Insolvenz verfahren, anzuwenden. Dies wird durch die Fortgeltung, der Richtlinie 2001/24/EG, welche die Sanierung und Liquidation regelt, bestätigt.

c. Hinsichtlich der Anwendung der Stundungsanordnung nach den allgemeinen Regeln des deutschen Internationalen Privatrechts wird auf die Ausführungen zum HaaSanG unter L2. Bezug genommen, die auch hier in gleichem Maße gelten und die Nichtanwendung zum Ergebnis haben. Dies gilt sowohl für die Anwendung des EGBGB a. F. als auch für den Anwendungsbereich des Art 9 Abs. 3 Rom l-VO und die dort ggf. vorzunehmende Abwägung.

4. Die mit der Klage geltend gemachten Nebenansprüche bestehen wie folgt:

a. Die Klägerin hat einen vertraglichen Zinsanspruch in Höhe von EUR 17.144.049,02 und in Höhe von CHF 15.230.155,83 sowie auf Feststellung künftiger Zinszahlungspflichten in Höhe von EUR 6.547,6Z mir Fälligkeit am 19.06.2015 aus den Darlehen Nr. 1 bis 5 a, 6 b, 7 b und 16,17,18 b gemäß § 488 Abs. 1, Satz 2 BGB. Die Klägerin hat ihre Zinsansprüche unter Bezugnahme auf die Anlagen K 70 bis K 74 im Einzelnen nachvollziehbar unter Angabe der zu verzinsenden Hauptforderung, der Vertragsgrundlage, der Zinsperiode und des konkreten Zinssatzes, des Nachweises für den Referenzzinssatz dargelegt. Die Klägerin beansprucht die Vertragszinsen jeweils bis zum Ende der Laufzeit des Darlehens und Fälligkeit der Darlehensvaluta.

Die Zinsberechnung ist für die Darlehensansprüche im Abschnitt 6 des Rahmenvertrages (MLA Anlage K 1) geregelt. Nachdem die Beklagte zunächst die geltend gemachten Zinsen als nicht nachvollziehbar gerügt halte, hat sie auf die detaillierten Ausführungen der Klägerin im Schriftsatz vom 25.06.2014 (BL 1458/1467 d. A.) keine Einwendungen mehr erhoben.

Die Beklagte kann nicht Erfüllung der Zinsansprüche zu Klageantrag Ziffer 1.17 a und 1.16 a (auf Darlehen Nr. 17 und 18 b) in Höhe von EUR 2.127.375,00 und EUR 12.114,88 am 20.12.2012 geltend machen. Die Klägerin hat die Erfüllung bestritten und unter Bezugnahme auf das Schreiben der Beklagten vom 20,12.201.2 (Anlage K68) vorgetragen, man habe die Abbuchung sofort rückgängig gemacht Die Beklagte hat zum Beweis Buchungsauszug (Anjage B 71) vorgelegt ist. Hierbei handelt es sich um einen internen Beleg, der nicht geeignet ist, die endgültige Zahlung zu beweisen.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Zinsansprüche.

Nr. (siehe Tabelle)

Klageantrag

Zinsbetrag

Fälligkeit

1

1.1

EUR 1.481.695,83

EUR 1.269.601.67

EUR 882.636,67

18.02.2013

19.08.2013

31 12.2013

2

1.2

CHF 2.684833,33

CHF 2.551.466,67

CHF 1.356.968,89

18.03.2013

18.09.2013

31.12.2013

3

13

CHF 374.096.67

31.12.2013

4

1 4

CHF 2.434.916,67

CHF 2.141.027.76

CHF 2.191.933,33

CHF 42.777,78

27,12.2012

27.06.2013

27.12.2013

31.12.2013

5a

1.5

EUR 1.635.607,00

31.12.2013

6b

1.6

EUR 1.199.177.78

EUR 1.126.166,67

EUR 332.388,89

30.04.2013

30.10.2013

31.12.2013

7b

1.7

EUR 1.229.511.11

EUR 1.156.966,67

EUR 342.722,22

30.04.2013

30,10.2013

31.12.2013

16

1.16

CHF 493.836,37

CHF 482.539,96

CHF 475.758,43

05.06.2013

05.12.2013

05.06.2014

17

1.17

EUR 2.127.375,00

EUR 1.337.194,44

EUR 1.347.083,33

EUR 1.431.986,11

20.12.2012

20.06.2013

20.12.2013

20.06.2014

18 b

1.18

EUR 12 114,88

EUR 7.567,34

EUR 7.723,77

EUR 8 200,78

EUR 7.728,

EUR 6 547,62

20.12.2012

20.06.2013

20.12.2013

20.06.2014

22.12.2014

19.06.2015

b. Die Klägerin hat darüber hinaus gesetzliche Zinsansprüche aus §§ 291, 288 Abs, 1, Abs. 3, 247 BGB, §§ 352, 353 HGB,

Die Darlehensansprüche zu den Klageanträgen Ziffer 1,1 bis 1.7, 116 und 1.17 sind nach Rechtshängigkeit fällig geworden. Mit dem Zeitpunkt der Fälligkeit ist der Vertragszins nicht mehr geschuldet. Da die Ansprüche bereits rechtshängig waren, ist mit dem auf die Fälligkeit folgenden Tag der Verzugszins in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz geschuldet. § 291 Abs. 1 288 Abs. 1247, 187 BGB. Da die Darlehen Nr. 1.2, 3, 4. 5 a, 6 b, 7 b, am 31.12.2013 fällig waren, beginnt die Verzinsung am 01,01.2014. Das Darlehen Nr. 16 war am 05.06 2014 fällig, die Verzinsung beginnt am 06.06.2014, das Darlehen Nr. 17 war am 20 06.2014 fällig, die Verzinsung beginnt am 21.06.2014. Da das Darlehen Nr. 18 b am 19 06.2015 fällig werden wird, sind Verzugszinsen ab 20.06.2015 zu bezahlen, Soweit die Klägerin Verzugszinsen bereits ab 05.06.2014, 20.06.2014 und 19.06.2015 beantragt hat, ist die Klage daher unbegründet.

Gemäß § 28a Abs. 3 BGB, 352, 353 HGB kann die Klägerin Zinsen in Höhe von mindestens 5% verlangen. Da es sich um ein beiderseitiges Handelsgeschäft handelt, sind mindestens Fälligkeitszinsen in Höhe von 5% geschuldet (vgl. OLG München, Urteil vom 20.11.2013, 7 U 5025/13-juris).

c. Der Klageantrag Ziffer 2 ist begründet, soweit der Ersatz weiterer Schaden durch die Nichtzahlung oder nicht rechtzeitige Zahlung zu den Antragen Ziffer 1.1 bis 1.7 und Ziffer 1.15 bis 1,18verlangtwird.

Die Klägerin hat Ansprüche auf Zahlung in der festgestellten Höhe, Der Anspruch auf Feststellung weiteren Schadensersatz folgt aus § 268 Abs. 4 BGB.

Die Ansprüche auf Zins und Tilgung sind fällig. Die Verzugs Voraussetzungen gemäß §286 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 BGB liegen vor, da die Beklagte nicht geleistet hat und für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt ist. Die Feststellung kann auch für den Antrag Ziffer 1.13 erfolgen. Zwar ist der Anspruch auf Rückzahlung der Darlehensvaluta in Höhe von EUR 1 406.879.93 erst am 19.06.2015 fällig. Da die Beklagte - unter anderem unter Berufung auf das HaaSanG und den Mandatsbescheid - angekündigt hat, nicht zu leisten, besteht bereits jetzt ein Feststellungsinteresse hinsichtlich der Verzugsfolgen.

Die Klägerin hat ausreichend dargelegt, dass über den gesetzlichen Verzugszins hinaus wettere Schäden möglich sind, etwa wegen des Bedarfs an bilanzieller Risikovorsorge.

III

Die Beklagte kann sich nicht auf eine Einrede gemäß § 14 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Nr. 3, Abs, 3 österreichisches Eigenkapitalersatzgesetz EKEG (österreichisches BGBl. I Nr. 92/2003 vom 01,01.2004 - RIS) berufen. Zwar ist nach den Regeln des internationalen Privatrechts das österreichische Eigenkapitalersatzrecht anzuwenden (dazu 1), die Voraussetzungen sind jedoch nicht gegeben (dazu 2. bis

1. Nach dem deutschen internationalen Privatrecht sind Regelungen über die Rechtsfolgen eigenkapitalersetzender Darlehen gesellschaftsrechtlich zu qualifizieren und unterliegen daher dem Gesellschaftsstatut (BGH vom 21 07.2011, Az. IX ZR 185/10-juris, MüKo/Reinhart. InsO, 2, Aufl. 2008, Art. 4 EulnsVO Rn. 6; Scholz/K. Schmidt, GmbHG 10. Aufl. 2006, §§ 32 a, 32 b Rn. 8). Das deutsche internationale Privatrecht zum Gesellschaftsstatut, auch als Personalstatut juristischer Personen bezeichnet, ist nicht kodifiziert und folgte jedenfalls im Jahr 2009 noch dem gewohnheitsrechtlich geltenden Grundsatz, dass Anknüpfungspunkt der tatsächliche Sitz der Hauptverwaltung der Gesellschaft ist (vgl. Palandt/Thorn, BGB, 68. Aufl. 2009, Anhang zu Art. 12, EGBGB, Rn. 2, mit zahlreichen weiteren Nachweisen), demgegenüber gilt innerhalb der europäischen Union nach neuerer Rechtsauffassung. dass sich das GeseIIschaftsstatut solcher Gesellschaften, die in einem Mitgliedsstaat der europäischen Gemeinschaft gegründet worden sind, nicht nach dem Verwaltungssitz, sondern nach dem Gründungsort richtet (vgl. BGH, Urteil vom 21 07.2011, Az. IX ZR 185/10-juris). Es kann offen bleiben, ob diese Änderung der Rechtsauffassung, die zunächst nur für einzelne Aspekte des Gesellschaftsstatus vorgenommen worden war (vgl. hierzu Palandt/Thorn, BGB, 68. Aufl. 2009. Anhang zu Art. 12 EGBGB. Rn. 6), in zeitlicher Hinsicht bereits auf die streitgegenständlichen Ansprüche anwendbar ist. Da die Beklagte sowohl ihren Verwaltungs- als auch ihren Gründungssitz in Österreich hat, ist in jedem Fall österreichisches Recht als Gesellschaftsrecht zur Anwendung berufen. Das Österreichische internationale Privatrecht nimmt diese Verweisung an. Auch im österreichischen internationalen Privatrecht wird der Anspruch aus § 14 EKEG gesellschaftsrechtlich qualifiziert (Gesetzesmaterialien. Anlage K 32, S. 11). Das Personal Statut der Gesellschaft ist das Recht des Staates, in dem der Rechtsträger den tatsächlichen Sitz der Hauptverwaltung hat, § 10 österr. IPR-Gesetz. Da die Beklagte ihren Verwaltungssitz in Österreich hat, ist österreichisches Recht zur Anwendung berufen.

Nach § 293 ZPO hat das Gericht das österreichische Recht von Amts wegen unter Ausschöpfung aller zugänglichen Erkenntnisquellen zu ermitteln, wie es sich in Lehre und Rechtsprechung entwickelt hat (BGH, Urteil vom 14 01.2014, Az. II ZR 192/13 m. w. N. - juris), Das Gericht hat das österreichische Eigen kapital ersatzrecht so anzuwenden, wie es ein österreichischer Richter auslegt und anwendet (Zöller/Geimer, ZPO, 30. Aufl. 2014, § 293 Rn. 24, BGH Urt. vom 23 06.2003, Az, II ZR 305/01 - juris). Soweit sich aus einer Auswertung der Rechtsprechung der ausländischen Rechtsordnung keine eindeutigen Ergebnisse ermitteln lassen, sind unter Berücksichtigung der Literaturmeinungen auch die Methoden des ausländischen Rechts zur Beantwortung der offenen Rechtsfragen heranzuziehen. Das Gericht hat gemäß § 293 ZPO zur Ermittlung des österreichischen Eigenkapitalersatzrechts den Sachverständigen [SV 1] beauftragt. Auf die Gutachten ([SV 1] Gutachten I vom 30.04.2014. Bl 1073/1133 d. A und [SV 1] Gutachten IJ vom 29.06.2014, Bl. 1633/1658 d. A.), das [SV 1] Gutachten III vom 10.04.2015 (Bl. 3847/3856 d. A.) sowie die Ausführungen in den Terminen vom 30.06.2014 und vom 08.05.2015 (Sitzungsniederschriften Bl. 1659/1664 und 4020/4038 d A.) wird Bezug genommen. Neben dem Parteivortrag und den von den Parteien vorgelegten Privatgutachten (insbesondere Anlagen K 30, K 55, K61, K75, K 89, B 19. B 50, B 54, ß 203. B 227 a, B436, B 574), wurden die Gesetzesmaterialien (Anlage K 32) ausgewertet Außerdem hat das Gericht über die Datenbank RI5 (Rechtsinformationssystem Bundeskanzleramt Österreich, zitiert; RJS) auf allgemein zugängliche Rechtsquellen einschließlich obergerichtlicher Entscheidungen zugegriffen. Das Gericht hat sich dabei insbesondere auch an den vom Gerichtsgutachter und den Parteien vorgetragenen Methoden zur Auslegung des österreichischen Rechts orientiert.

2. Die Beklagte kann sich gegenüber den streitgegenständlichen Darlehensansprüchen nicht auf eine Ruckzahlungssperre gemäß § 14 Abs. 1 EKEG berufen, da es sich nicht um eigen kapital ersetzende Darlehen im Sinne des § 2 EKEG handelt: Die testierten Jahresberichten und Meldungen an die Finanzaufsicht haben stets die erforderlichen Eigenmittel ausgewiesen. Diese allein sind maßgeblich für die Feststellung einer Krise im Sinne des EKEG. Die Beklagte kann sich auch nicht auf einen Ausnahmetatbestand des Rechtsmissbrauchs berufen, Rechtsmissbrauch setzte voraus, dass die testierten Zahlenwerke die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse und damit auch die Eigenmittel unzutreffend wiedergegeben und die maßgeblichen Organe der Klägerin hiervon Kenntnis gehabt hätten. Ob die Jahresberichte und Meldungen an die Finanzaufsicht im relevanten Zeitraum im Punkt der Eigenmittel unzutreffend waren, konnte offen bleiben; denn jedenfalls hat die Beklagte eine Kenntnis auf Seiten der Klagepartei nicht nachgewiesen. Das angebotene Sachverständigengutachten war auf dieser Grundlage nicht zu erholen.

Im Einzelnen:

a. Der sachliche, persönliche und zeitliche Anwendungsbereich des EKEG gemäß §§1,4 und 5 EKEG ist eröffnet:

§ 1 EKEG definiert einen Kredit als eigenkapitalersetzend, den eine Gesellschafterin oder ein Gesellschafter der Gesellschaft in der Krise gewährt. Ausgehend von einem weiten Kreditbegriff (vgl. [SV 1] Gutachten I, Seite 9, BL 1081 d. A.) handelt es sich bei den Darlehen Nr. 1, 2, 3, 4, 5 a, 6 b, 7 b, 10, 17 und 18 um Kredite im Sinne von § 1 EKEG. Der persönliche Anwendungsbereich gemäß § 4 Nr. 1 EKEG ist eröffnet, da die Beklagte eine österreichische Aktiengesellschaft ist. Die Klägerin wiederum ist Gesellschafterin im Sinne des von § 5 Abs. 1 Nr. 2 EKEG, da sie im relevanten Zeitraum einen Anteil von mehr ais 25% hielt Das am 01.01.2004 in Kraft getretene Gesetz ist gemäß § 18 EKEG auch in zeitlicher Hinsicht auf die nach seinem Inkrafttreten verwirklichten Sachverhalte der Jahre 2007 bis 2009 anwendbar.

b. Die Voraussetzungen der Krise sind in § 2 EKEG definiert. Der Tatbestand der • Unterschreitung der erforderlichen Eigenmittel gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 3 EKEG wird für Gesellschaften, die besonderen gesetzlichen Eigenmittelerfordernissen unterliegen, in § 2 Abs, 3 Satz 1 EKEG durch Bezugnahme auf die jeweiligen regulatorischen Eigenmittelerfordernisse ergänzt. Für Banken gelten daher anstelle der Kennzahlen des § 2 Abs. 1 Nr. 3 EKEG die aufsichtsrechtlichen Eigenmittelerfordernisse gemäß § 22 ff. österreichisches Bankwesengesetz (BWG) in der jeweils zeitlich anwendbaren Fassung (vgl. [SV 1]-Gutachten I. S. 24, Bl. 109S d. A.).

Die Voraussetzungen einer Krise gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 3 i. V. m. Abs. 3 EKEG liegen nicht vor, da die erforderlichen Eigenmittelzahlen im relevanten Zeitraum nach der hier maßgeblichen Betrachtung eingehalten waren Die Auslegung des § 2 EKEG ergibt, dass es für die Feststellung einer Krise auf die in. Jahresabschlüssen und anderen für die Zwecke der Eigenmittelüberprüfung vorgehaltenen Zahlen ankommt, weiche hier unstreitig stets die erforderlichen Eigenmittel ausgewiesen haben. Die Interpretation der Beklagten, wonach die Einhaltung der Eigenmittelkennzahlen im Rahmen von § 2 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 3 EKEG nicht auf der Grundlage dieser Abschlüsse und Meldungen festzustellen sei, sondern durch eine sachverständige Ermittlung, die eventuelle Fehler der Jahresabschlüsse und darauf beruhende Rechenwerke korrigiert, ist nicht zutreffend.

Zum besseren Verständnis der weiteren Ausführungen wird hier zunächst der Wortlaut des § 2 EKEG (zitiert nach RIS) wieder gegeben:

§ 2. (1) Die Gesellschaft befindet sich in der Krise, wenn sie

1. zahlungsunfähig (§ 66 KO) oder

2. überschuldet (§67 KO) Ist oder wenn

3, die Eigenmittelquote (§23 UHG) der Gesellschaft weniger als 8% und die fiktive Schuldentilgungsdauer (§24 URG) mehr als 15 Jahre betragen, es sei denn, die Gesellschaft bedarf nicht der Reorganisation,

(2) im Fall des Abs. 1 Z 3 ist ein Kredit nur dann Eigenkapital ersetzend, wenn im Zeitpunkt der Gewährung

1. aus dem zuletzt aufgestellten Jahresabschluss erschlich ist, dass die Eigenmittelquote weniger als 8% und die fiktiver Schuldentilgungsdauer mehr als 15 Jahre betragen, oder

2. dies aus einem rechtzeitig aufgestellten Jahresabschluss ersichtlich wäre oder

3. der Kreditgeber weiß oder es für ihn offensichtlich ist, dass ein Jahres- oder Zwischenabschluss dies aufzeigen wurde.

(3) Bei Gesellschaften, die besonderen gesetzlichen Eigenmittelerfordernissen unterliegen, tritt an die Stelle denn Abs. 3 2) genannten Keimzahlen die Nichteinhaltung der jeweiligen Eigenmittelerfordernisse. Abs. 2 ist nicht anzuwenden.

aa. Die Argumentation der Beklagten stützt sich maßgeblich auf das Nichtanwendungsgebot in § 2 Abs. 3 Satz 2 EKEG hinsichtlich des § 2 Abs. 2 EKEG. Über diesen Wortlaut dürfe sich die Gesetzesauslegung nicht hinwegsetzen. Dieser Ausgangspunkt erklärt sich vor dem Hintergrund, dass in der österreichischen Literatur - Judikatur hierzu ist nicht ersichtlich -angenommen wird, § 2 Abs. 2 EKEG wohne ein subjektives Element inne, wobei auf einen Anhaltspunkt in den Materialen Bezug genommen wird (124 der Beilagen VII GP-Regierungsvorlage, Materialen, Anlage K 32, Seite 13), Auch das Privatgutachten der Klägerin ([P 4]-Gutachten, Anlage K 30), vertritt diesen Ausgangspunkt. Eine genaue Analyse des Wortlautes von § 2 Abs. 2 EKEG unter Berücksichtigung insbesondere der Materialien ergibt jedoch, dass diese Annahme nur mit Einschränkung gilt; So ordnet § 2 Abs. 2 Nr. 1 EKEG an, dass ein Kredit nur dann eigen kapitalersetzend ist, wenn im Zeitpunkt der Gewährung aus dem zuletzt aufgestellten Jahresabschluss ein Unterschreiten der Kennzahlen ersichtlich ist. Für Gesellschaften, die keinen besonderen gesetzlichen Eigenmittelerfordernissen im Sinne des § 2 Abs. 3 EKEG unterliegen, gilt also, dass der letzte Jahresabschluss maßgeblich ist. Es kommt also nicht auf die aktuelle Einhaltung der Kennzahlen Im Zeitpunkt der Kreditgewährung an, sondern auf den letzten ausgewiesenen Jahresabschluss, In den Materialen (Anlage K 32. Seite 13) heißt es hierzu zur Begründung, die Unterschreitung der Keimzahlen müsse für den Gesellschafter erkennbar sein. Dem Gesellschafter soll es möglich sein, seine Finanzierungsentscheidung an einfach verfügbaren Zahlen zu orientieren, Normale Kapitalgesellschaften, insbesondere also Nichtbanken, machen in der Rege! nur einmal jährlich einen Abschluss. Der Gesetzgeber hat an dieser Stelle in Kauf genommen, dass die Kennzahlen aus einem länger zurückliegenden, möglicherweise durch die wirtschaftliche Entwicklung bereits überholten, Zahlenwerk gelten. Er hat diese Entscheidung aufgrund einer Abwägung der in den Materialien (Anlage K 32, Seite 9/10) genannten drei Gesetzesziele; Rechtssicherheit, Freiheit der Finanzierungsentscheidungen des Gesellschafters und Interessen der Drittgläubiger, getroffen. Ein subjektives Element ist in der Regelung des § 2 Abs, 2 Nr. 1 EKEG nicht enthalten, Es kommt folglich auch nicht darauf an, ob der Gesellschafter den Jahresabschluss kennt Hierzu macht das Gesetz wiederum zwei Einschränkungen. Zunächst regelt § 2 Abs. 2 Nr. 2 EKEG für den Fall, dass der Jahresabschluss nicht rechtzeitig aufgestellt wurde, dass der Kredit auch dann eigen kapital ersetzend ist, wenn sich dies aus einem rechtzeitig aufgestellten Abschluss ergeben hätte In diesem Fall fällt die Abwägung zwischen den GeselIschafterinteressen und den Interessen der Drittgläubiger anders aus. Der Gesellschafter, der seine Finanzierungsentscheidung ohne das Vorliegen eines rechtzeitig aufgestellten Jahresabschlusses trifft, ist weniger schutzwürdig. Seine Gesellschafterstellung gibt ihm ohne weiteres die Möglichkeit, diesen Jahresabschluss einzusehen, Die Einsicht in den Jahresabschluss ist also eine Obliegenheit des Gesellschafters, bei deren Verletzung er Konsequenzen zu tragen hat (vgl. Materialen Anlage K 32, Seite 13). Ein subjektives Element ergibt sich auch aus dieser Vorschrift nicht.

Schließlich regelt § 2 Abs. 2 Nr. 3 EKEG die Situation einer wirtschaftlichen Verschlechterung mit der Folge einer Unterschreitung der Kennzahlen im laufenden Geschäftsjahr oder bis zur rechtzeitigen Fertigstellung des Jahresabschlusses. Weiß der Kreditgeber oder ist es für ihn offensichtlich, dass ein Jahres- oder Zwischenabschluss dies aufzeigen würde, ist ein Kredit ebenfalls eigenkapitalersetzend, d. h. nur in diesem Sonderfall einer unterjährigen Unterschreitung, die ja noch gar nicht in einem Jahresabschluss berücksichtigt worden sein kann, stellt der Gesetzgeber auf die Kenntnis oder Offensichtlichkeit für den Gesellschafter ab. Dieses Ergebnis fügt sich in die getroffenen Wertungen ein. Die Zahlen aus dem vorangegangenen Jahresabschluss sind überhaupt nicht maßgeblich, wenn der Gesellschafter weiß oder es für ihn offensichtlich ist dass für den Zeitpunkt der Kreditgewährung eine Unterschreitung vorliegt. Insoweit enthält § 2 Abs. 2 EKEG in Ziffer 3 - aber nur hier - ein subjektives Element (Materialen Anlage K 32, Seite 13).

Eine Antwort auf die hier zu entscheidende Frage, was gilt, wenn der Jahresabschluss - oder im Fall von Banken die zur Kontrolle der Eigenmittel vorgehaltenen Zahlen - falsch sind, findet sich in § 2 Abs. 2 EKEG dagegen nicht. Zwar wird in den Privatgutachten sowie in den referierten Literaturmeinungen teilweise die Auffassung vertreten, der unrichtige Jahresabschluss sei in § 2 Abs. 2 EKEG geregelt. Andere sind der Auffassung, der Fall sei zwar nicht geregelt, befürworten aber eine analoge Anwendung. Eine Mindermeinung will §2 Abs. 2 Nr. 2 EKEG analog wenden. Diejenigen, die eine Regelung dieser Frage in § 2 Abs. 2 EKEG unmittelbar oder analog annehmen, sehen diese als unvollständig an und ziehen - je nach Ausgangslage - Analogien oder Beschrankungen heran. Zum Meinungsstand wird auf das [SV 1] Gutachten I, insbesondere Seile 24 ff., Bl. 1QÖG ff, d. A., Bezug genommen. Der gerichtliche Sachverständige [SV 1] hat auch herausgearbeitet, dass diese Frage in der österreichischen Rechtsprechung nicht entschieden Ist. Die Literaturmeinungen, die vor diesem Rechtsstreit veröffentlicht wurden, haben nach den Darlegungen des Sachverständigen |SV 1] - auch in seiner mündlichen Anhörung vom 08.05.2015, (Sitzungsniederschrift S 6, 15 f. Bl. 4025, 4034 f. d. A.) -sich mit der Frage nicht vertieft auseinandergesetzt. Andere sind erst vor dem Hintergrund des Rechtsstreits entwickelt worden. Daher ist es Aufgabe des Gerichtes, unter Würdigung aller Gutachten und der Aufbereitung durch den gerichtlich beauftragten Sachverständigen die durch das österreichische Recht unter Anwendung der österreichischen Auslegungsgrundsätze gebotene Auslegung zu finden. Leitlinien sind dabei ausgehend vom Wortlaut des Gesetzes die Systematik des Gesetzes, die Gesetzesmaterialen, die dort festgehaltenen Gesetzesziele sowie der gesetzliche Kontext einschließlich der Bezüge zum gesamten Österreichischem Zivilrecht in der durch die Rechtsprechung vorgenommenen Ausprägung.

bb. Der Wortlaut des § 2 Abs, 2 EKEG differenziert nicht danach, ob der Jahresabschluss richtig ist oder nicht, so dass nach dem Wortlaut auch der unrichtige Jahresabschluss maßgeblich ist Jedoch lassen sich weder aus dem Wortlaut noch aus den Materialen Anhaltspunkte dafür entnehmen, dass der Gesetzgeber diesen Fall bedacht und eine explizite Regelung gerade an dieser Stelle getroffen hat. Eine Aussage für den unrichtigen Jahresabschluss ergibt sich hieraus allenfalls mittelbar Vielmehr ist anzunehmen, dass der Gesetzgeber den unrichtigen Jahresabschluss nicht geregelt hat, sondern von der Richtigkeit der komplexen Regeln und Prüfungen unterliegenden Jahresabschlüsse ausgegangen ist. Ein besonderer Anlass für den Gesetzgeber, die Situation des unrichtigen Jahresabschlusses ausdrücklich zu bedenken und zu regeln, bestand offensichtlich nicht.

Schließlich ergibt sich auch aus den Hinweisen in den Materialien zum Nichtanwendungsgebot in § 2 Abs. 3 Satz 2 EKEG, dass hierin keine Aussage zum unrichtigen Jahresabschluss getroffen wird. Vielmehr wird die Nichtanwendung des § 2 Abs. 2 EKEG im Falle der von § 2 Ans. 3 Satz 1 EKEG erfassten Unternehmen damit begründet, auf die Anwendung könne verzichtet werden, da diese Unternehmen ohnehin verpflichtet seien, die Einhaltung der ihnen auferlegten Eigenmittelvorschriften jederzeit zu gewährleisten und diese daher dauerhaft zu überwachen (Materialen Anlage K 32, Seite 14). Da Banken nicht nur einen Jahresabschluss machen, sondern ständig die Eigenmittelzahlen überwachen oder diese monatlich an die Aufsichtsbehörde meiden, ist es aus Sicht des Gesetzgebers nicht gerechtfertigt, auf ein länger zurückliegendes Zahlenwerk abzustellen. Überlegungen dazu, die Gesellschafter einer Bank seien weniger schutzwürdig, dürften nicht auf den Jahresabschluss vertrauen oder hatten größere Kontrollpflichten, finden sich in den Materialen an keiner Stelle.

cc. Da § 2 Abs. 2 EKEG für die hier zu entscheidende Frage, auf welcher Basis die Eigenmittelunterschreitung festzustellen ist, keine Aussage zu entnehmen ist, ist die Antwort in erster Linie aus § 2 Abs. 1 Nr. 3 i. V m. Abs. 3 Satz 1 EKEG zu entwickeln. Hier sind wiederum ist erster Linie die Materialen sowie der Regelungszusammenhang zu berücksichtigten. Ein wichtiger Maßstab für die Ausfegung sind dabei die Gesetzesziele. Hierzu heißt es in den Materialen (Anlage K 32, Seite 8, 9 ff.): „Durch den vorliegenden Entwurf soll des Eigenkapitalersatzrecht auf eine gesetzliche Grundlage gestellt und damit dem Bedürfnis der Praxis nach Rechtssicherheit nachgekommen werden. Hierbei soll ein angemessener Ausgleich zwischen der Finanzierungswahl der Gesellschafter und den Interessen der Gläubiger erreicht werden/' Der Gesichtspunkt der Rechtssicherheit wird auch in der weiteren Begründung mehrfach hervorgehoben. Der Anknüpfungspunkt der Krise soll anstatt durch das bisher geltende schwer feststellbare Kriterium der Kreditwürdigkeit auf eine objektiv nachvollziehbare Weise definiert werden. In der Gesetzesbegründung wird dabei auf die Bilanzkennzahlen die sich - so wörtlich - „aus dem Jahresabschluss der Gesellschaft auf relativ einfache Art feststellen lassen“ -abgestellt. Aus dem gesamten Regelungszusammenhang wird deutlich, dass der Gesetzgeber auf die bei der Gesellschaft vorgehaltenen Zahlen abstellt die Grundlage für den Jahresabschluss sind bzw., die bei Banken für die regelmäßige Überprüfung der Eigenmittel vorgehalten werden. Der kreditgebende Gesellschafter hat eine Obliegenheit, sich über diese Zahlen zu informieren. Tut er dies nicht, läuft er Gefahr, dass sein Kredit den Beschrankungen des Eigenkapitalersatzrechts unterliegt. Dagegen wird nicht von dem Gesellschafter erwartet, dass er diese Zahlen auf Richtigkeit überprüft. Einem dem Gesetz zugrundeliegenden angemessenen Interessenausgleich zwischen Gesellschafter und Gläubiger entspricht es daher auch nicht, bei einer nachträglichen Überprüfung dem Gesellschafter die nunmehr korrigierten Zahlen entgegen zu halten, Ein solches Ergebnis würde dem mit dem Gesetz verfolgten Ziel der Rechtsicherheit offensichtlich zuwider laufen Diese Rechtsicherheit soll nach den Materialien gerade auch die Frnan2ierungsfreiheit des Gesellschafters sicherstellen.

3. Eine Einschränkung ergibt sich nur für den Fall, dass der Gesellschafter im Zeitpunkt der Kreditgewährung positiv wusste, dass die Zahlen falsch waren und die Eigenmittel tatsächlich nicht eingehalten wurden. Dass ein Gesellschafter, der eine Bilanzmanipulation kennt, nicht schutzwürdig ist, ergibt sich schon aus allgemeinen Regeln, wie dem allgemein anerkannten Verbot des Rechtsmissbrauchs, gesetzlich verankert in § 1295 Abs. 2 ABGS (Nachweise im Gutachten (P 6], Anlage K 89, Seite 19) und kommt auch im dargestellten Regelungsmechanismus des § 2 Abs. 2 EKEG zum Ausdruck.

a. Da es sich hier nur um eine Ausprägung eines allgemeinen Rechtsgrundsatzes handelt, kommt es auf die Auslegung des Begriffs der .Offensichtlichkeit in § 2 Abs. 2 Nr. 3 EKEG nicht maßgeblich an. Der Umstand, dass in § 2 Abs. 2 Nr. 3 EKEG „Offensichtlichkeit“ oder „Wissen“ als Tatbestandsvoraussetzungen genannt werden, zeigt, dass es sich hierbei um zwei zu unterscheidende Alternativen handelt. Wie der Sachverständige [SV 1] im Ergänzungsgutachten vom 29.06 2014, S. 241 ([SV 1] Gutachten II, Bl. 1657 d. A.) ausgeführt hat, ist eine Eigenmittelunterschreitung nur dann offensichtlich, wenn sie für jedermann, der denselben beruflichen Sorgfaltsmaßstäben wie der Gesellschafter unterliegt, erkennbar wäre. Es handelt sich also um eine Variante des Kennen-Müssens. Eine aus der Verletzung von Sorgfaltspflichten abgeleitete fahrlässige Unkenntnis vermag einen Rechtsmissbrauch jedoch nicht zu begründen. Wie aufgezeigt, trifft den Gesellschafter zwar eine Obliegenheit, vorhandene Zahlen einzusehen, aber keine Pflicht, die von der Gesellschaft zur Verfügung gestellten Zahlen zu überprüfen.

b. Der Klägerin sind etwaige Erkenntnisse auf der Ebene der Beklagten nicht als eigene zuzurechnen, da es an einer Zurechnungsnorm hierfür fehlt.

Eine Zurechnung lässt sich nicht unter dem Gesichtspunkt der Wissenszurechnung im. Konzern begründen. Die Rechtsfrage, ob diese Vorfrage selbstständig) anzuknüpfen ist - so dass das deutsche internationale Privatrecht anzuwenden ist - oder ob es sich um eine unselbstständige Vorfrage handelt, die nach österreichischem internationalen Privatrecht zu beurteilen ist (zum Meinungsstand vgl. MüKo/v. Hein IPR l, 6. Aufl. 2015, Rn. 169 ff,), kann hier offen bleiben, da beides zum gleichen Ergebnis führt. Nach dem deutschen internationalen Konzernrecht ist im Regelfall das Personal Statut der abhängigen Gesellschaft berufen (vgl. m. w, N. MüKo/Kindler IPR II, e. Aufl. 2015, Rn. 681 ff.), hier also das österreichische internationale Privatrecht Auch das österreichische internationale Privatrecht kommt zu einer Anwendung des Personalstatuts der Beklagten und damit zu österreichischem Recht.

Das Gericht hat hinsichtlich dieser Frage zur Ermittlung des österreichischen Rechts den Sachverständigen [SV 1] beauftragt, welcher sein Gutachten mit Datum vom 10 04 2015, BL 3849/3856 d. A. ([SV 1] Gutachten lll), erstattet hat Hierauf wird Bezug genommen. Danach ist Ausgangspunkt die rechtliche Selbstständigkeit der einzelnen Konzerngesellschaften. Eine Zurechnung kommt nur dann in Betracht, wenn die Tochtergesellschaft faktisch wie eine unselbstständige Betriebsabteilung der Mutter geführt wird (vgl. [SV 1] Gutachten III, S. 2, Bl 3851).

Die Beklagte trägt nicht dazu vor, dass sie faktisch wie eine unselbstständige Betriebseinheit geführt worden wäre. Anhaltspunkte hierfür haben weder die Vernehmung der Zeugen noch eine Auswertung der Anlagen ergeben. Auf die näheren Darlegungen hierzu unter 4 wird Bezug genommen. Etwaige Kenntnisse der Beklagten oder ihrer Mitarbeiter zu einem falschen Eigenmittelausweis können der Klägerin daher auch unter diesem Gesichtspunkt nicht zugerechnet werden.

Auch für die Zurechnung von Kenntnissen ehemaliger Mitarbeiter der Klägerin, die auf Vorschlag der Klägerin ein Arbeitsverhältnis oder Dienstverhältnis bei der Beklagten begründet haben (betrifft insbesondere die Zeugen [Z1], (Z 2\, [Z 3] und [Z 5j), fehlt es an einer Zurechnungsnorm. Die Beklagte hat sich hierfür auf ein Auftrags Verhältnis berufen, für das Bestehen eines solchen Auftragsverhältnisses aber keine Tatsachen vorgetragen. Solche sind auch nicht ersichtlich.

Eine Wissenszurechnung aus Verkehrsschutzgründen kommt ebenfalls nicht in Betracht. Im deutschen Recht sind, ausgehend von den Entscheidungen des Bundesgerichtshofs vom 02.02.1996, BGHZ 132, 30, 37 ff. und vom 08.12.1989, BGHZ 109, 327, 332 (vgl. auch Drexl, ZHR 161 (1997),. 503 ff),

Rechtsgrundsätze einer Wissenszurechnung aus Verkehrsschutzgründen entwickelt worden. Wie der Sachverständige [SV 1] zum österreichischen Recht ermittelt hat, wird dieser Ansatz im österreichischen Schrifttum diskutiert, eine Rechtsprechung hierzu hat sich noch nicht entwickelt ([SV 1] Gutachten III, S. 3 f., Bl 3852 d. A.). Das Ergebnis ist daher unter Berücksichtigung der Grundsätze der österreichischen Rechtsprechung, dem Regelungs-, System der Zurechnungsnormen sowie des EKEG, den Ansätzen des Schrifttums sowie den Auslegungsgrundsätzen zu ermitteln.

c. Eine Wissenszurechnung unter Verkehrsschutzgesichtspunkten kommt zur Feststellung des Rechtsmissbrauchs im Rahmen von § 2 EKEG nicht in Betracht, da sich eine solche Wissenszurechnung nicht aus dem.Schutzzweck der Norm begründen lässt. Zwar handelt es sich beim Eigen kapital ersatzrecht nicht um ein reines Innenrecht zwischen beherrschendem Gesellschafter und der Konzerntochter, da auch die Interessen von Drittgläubigern berührt werden. Bei der Auslegung des § 2 EKEG wurde jedoch aufgezeigt, dass der Gesetzgeber in der Abwägung der Enteressen der Gesellschaft, des Gesellschaftergläubigers und der Drittgläubiger gerade auch unter dem Gesichtspunkt der Rechtssicherheit die Entscheidung getroffen hat, dass die aus den Jahresabschlüssen ersichtlichen und in Berichten gemeldeten regulatorischen Eigenmittelzahlen maßgeblich sind für die Feststellung des eigenkapitalersetzenden Charakters eines Darlehens und dass lediglich der Rechtsmissbrauch eine äußerste Grenze hierfür bildet, Diese Wertung steht einer Wissenszurechnung sämtlicher Erkenntnis auf Ebene der Beklagten als beherrschter Gesellschaft an die Klägerin als herrschende Gesellschaft entgegen, da dies die vom Gesetzgeber getroffene Abwägung unterliefe.

Eine Wissenszurechnung nach den - im österreichischen Recht so ohnehin nicht ausgebildeten - Grundsätzen der Wissenszurechnung käme aber auch nur bei Verletzung einer Organisationspflicht in Betracht, Eine konkrete Pflichtverletzung der Klägerin im Bankenkonzern etwa bei der Ermittlung der Eigenmittelausstattung von Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen gemäß § 10 a KWG, tragt die Beklagte nicht vor. Die Beweisaufnahme hat im Übrigen ergeben, dass die Klägerin ihren allgemeinen Steuerungs- und Informationspflichten nachgekommen ist (siehe unter 4) Die Beklagte argumentiert daher auch in erster Linie, die Klägerin hätte bereits von Anfang an Anlass gehabt, eine Überprüfung des gesamten Portfolios der Beklagten zu veranlassen, wie sie im Frühsommer 2009 durchgeführt wurde. Das Ergebnis des [WP 1]-Berichts (Anlage B 322) wäre dann bereits 2Ü03 bekannt gewesen Dies ist jedoch kein Thema der Wissenszurechnung, sondern die Ableitung von Rechtsfolgen aus einer .Unkenntnis durch Unterlassen“, Eine solche Unkenntnis durch Unterlassen vermag einen Rechtsmissbrauch nicht zu begründen.

d. Die Frage der Zurechnung von Wissen im Bereich der Klägerin bestimmt sich nach dem Gesellschaftsstatut und damit angesichts des Verwaltungs- und Gründungssitz der Klägerin in München nach deutschem Recht.

Die Kenntnis der Organe der, Klägerin als gesetzliche Vertreter ist dieser ohne Beschränkungen aus einer Verschwiegenheitspflicht aus der Tätigkeit im Aufsichtsrat zuzurechnen. £war ist anerkannt, dass auch Verschwiegenheitspflichten einer ausländischen Rechtsordnung, wenn sie den Grundsätzen des deutschen Rechts entsprechen, die Zurechnung begrenzen können. Die Verschwiegenheitspflichten des Aufsichtsratsmitglieds gemäß § 99 i. V m. § 34 Abs. 1 österr. AktG werden ihrerseits durch die Berichts pflichten des Tochterunternehmens an das Mutterunternehmen gemäß § 30 Abs. 9 (österr,) BWG, korrespondierend zu den Informationspflichten des Mutterunternehmens gemäß § 10 a (deutsches) KWG, begrenzt. Für die hier relevanten Informationen zu den Eigenmitteln und zur wirtschaftlichen Situation lassen sich solche Verschwiegenheitspflichten daher nicht begründen. Auf das [SV 1] Gutachten II vom 29,06.2014. S, 13 ff. (Bl. 1646 ff. d. A.) und [SV 1] Gutachten Iii vom 10.04.2015, S 6 (Bl. 3855 d. A.) wird Bezug genommen.

4. Die Beklagte hat den ihr obliegenden Nachweis der für den Rechts missbrauch vorausgesetzten Kenntnis der Klägerin im relevanten Zeitraum davon, dass aufgrund nicht in ausreichendem Maß vorgenommener Einzel Wertberichtigungen die in den Jahresberichten ausgewiesenen und für die Meldungen an die Finanzaufsicht vorgehaltenen Eigenmittelzahlen falsch waren, nicht geführt. Dies gilt zum einen für eine etwaige Kenntnis der Vorstandsmitglieder selbst. Die Beweisaufnahme hat auch sonst keinen Beweis für bei der Klägerin vorhandenes Wissen, das dieser erweiternd etwa aufgrund von Organisationsmängeln als eigenes zuzurechnen wäre (vgl. Palandt/Ellenberger, BGB. 72. Aufl. 2013, § 31 Rn. 7), erbracht. Offen bleiben kann, ob sich - entsprechend dem Vortrag der Beklagten -aus dem [WP 1]-Bericht vom 13.11.2009 eine solche Kenntnis ergibt, da zwischen dem 13.11.2009 und dem 30.12.2009 keine Finanzierungen erfolgten. Die Beweisaufnahme hat darüber hinaus auch nicht den Nachweis erbracht, dass die Klägerin Pflichten zur Informationsverschaffung und Plausibilitätsprüfung verletzt hätte, so dass auch auf der Grundlage der Rechtsauffassung der Beklagten hierzu der Tatbestand des § 2 Abs. 1 Nr. 3 EKEG nicht erfüllt wäre.

a. Das Gericht hat sich dabei in freier Beweis Würdigung gemäß § 286 ZPO seine Überzeugung unter Gesamtwürdigung sämtlicher Zeugenaussagen sowie aller Anlagen gebildet. Dabei wurde insbesondere auch geprüft, ob sich aus der Kenntnis der Anlagen sowie von bestimmten Vorgängen und wirtschaftlichen Umständen auf die subjektive Kenntnis der behaupteten Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittelkennzahlen schließen lässt. Die Zeugenaussagen wurden im Hinblick auf die vorgelegten Anlagen kritisch gewürdigt. Ausreichende Indizien für die Behauptungen der Beklagten konnten jedoch nicht festgestellt werden. Die nachfolgende Darstellung der gewürdigten Beweismittel erfolgt nur beispielhaft. Das Gericht hat alle Aussagen und die ca. 900 Anlagen im Hinblick auf das Beweisthema analysiert und einer Gesamtwürdigung unterzogen.

b. Der Umstand, dass es bei der Beklagten Mängel im Risikomanagement gab. insbesondere im Kreditprozess selbst und bei den ...-..., ist dabei überwiegend unstrittig, jedenfalls ergeben sich diese Schwierigkeiten und Mängel aus den Anlagen.

Hinsichtlich des Beweisthemas ist aber zu beachten, dass eine Kenntnis von ; etwaigen Schwierigkeiten im Kreditprozess bei der Beklagten oder bei den ...-... sowie von Mängeln im Risikomanagement nicht mit einer Kenntnis darüber, dass die regulatorischen Eigenmittel zahlen falsch waren, gleichgesetzt werden kann. Selbst eine Kenntnis von - zusätzlichem - Wertberichtigungsbedarf hinsichtlich einzelner Forderungen führt nicht zwangsläufig zu einer solchen Kenntnis. Erforderlich wäre die Kenntnis davon, dass in großem Umfang zusätzliche Wertberichtigungen vorzunehmen gewesen wären und die Kenntnis davon, dass die in die Planung eingestellte pauschale Risikovorsorge nicht ausreichte, diesen Bedarf abzudecken.

Hinsichtlich des von der Beklagten unter Bezugnahme auf die Gutachten AKKT I und II behaupteten Wertberichtigungsbedarfs für 22 Kredite ergibt sich dies bereits nicht aus dem Vortrag der Beklagten. Nicht ausreichend hierfür ist jedenfalls der - ausführliche, allerdings für die Klägerin nur anonymisiert zur Verfügung gestellte - Vortrag dazu, wann Probleme der einzelnen Kredite im Aufsichtsrat, im Kreditausschluss oder in den Internen Gremien der Beklagten erörtert wurden. Die Protokolle hierüber zeigen lediglich, dass sich die Gremien hiermit befasst haben. Die Frage des Wertberichtigungsbedarfs wird dabei häufig ausdrücklich besprochen. Im Einzelfall werden solche Wertberichtigungen auch vorgenommen. An keiner Stelle lassen sich aus den Protokollen sowie den beigefügten Berichten Anhaltspunkte dafür erkennen, dass für die Vertreter der Klägerin klar gewesen wäre, dass diese Wertberichtigungen nicht ausgereicht hätten und erst recht nicht, dass säe - ausgehend von der Annahme einer solchen Kenntnis - den weitergehenden Schluss gezogen haben oder hätten ziehen müssen, dass gerade wegen des jeweiligen Wertberichtigungsbedarfs die Eigenmittel aufgebraucht gewesen wären.

Die Beklagte vernachlässigt in ihrem Vortrag zu den behaupteten zusätzlich erforderlichen Einzel Wertberichtigungen für die 22 Darlehen gemäß AKKT Gutachten I und II diesen Gesichtspunkt gänzlich. Da die Planzahlen der Beklagten stets eine pauschale Risiko versorge für mögliche Einzel Wertberichtigungen enthielten, die im Wege der Prognose mit Hilfe von Prognosetools ermittelt wurden, waren im Laufe eines Geschäftsjahres erkannte zusätzliche Einzelwertberichtigungen zunächst von dieser pauschalen Risiko Vorsorge abgedeckt. Unmittelbare Auswirkungen auf die Eigenmittel haben Einzelwertberichtigungen daher nur, wenn und sobald dieser Risikopuffer nicht ausreichen sollte. Dieser Zusammenhang wird schließlich auch bei den tatsächlich durchgeführten Kapitalerhöhungen Ende 2007 und Ende 2008 deutlich, da sich in diesem Zeitraum jeweils gezeigt hatte, dass die tatsächlichen Einzelwertberichtigungen durch die Vorsorge nicht vollständig abgedeckt waren. Für den jeweiligen Einzelfall ist ein solcher Zusammenhang nicht erkennbar. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass eine etwaige Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittel für den jeweiligen Stichtag der Kreditgewährung hätte erkannt sein müssen. Auf diesen Gesichtspunkt hat die Kammer mehrfach mündlich und schriftlich hingewiesen, auch die Klägerin hat in ihren Schriftsätzen dazu ausgeführt. Von einem Miss Verständnis der Beklagten kann angesichts dieser Hinweise sowie der Erörterung nicht ausgegangen werden, weitere Hinweise, wie sie die Beklagte immer wieder einfordert, waren daher nicht zu erteilen.

Der Vortrag zu erkannten Mangeln im Konzern der Beklagten u. a. hinsichtlich der Gestaltung der Kreditprozesse, der Daten Verwaltung, der Risikobewertung s verfahren sowie des Managements auch auf Ebene der ...-gesellschaften sind ebenfalls keine ausreichenden Indizien, aus denen sich die Kenntnis der Klägerin von einer Eigenmittelunterschreitung ableiten ließe. Vielmehr hat die Beweisaufnahme ergeben, dass die Klägerin auf ihr bekannte Probleme im Bereich Risiko Vorsorge, Risikosteuerung und Kreditvergabe mit der Installierung von Programmen zur Verbesserung der Prozesse reagierte. Soweit -auch durch eine Erhöhung der Risiko Vorsorge - Kapitalbedarf entstand, hat sie diesen durch Beteiligung an Kapitalerhöhungen abgedeckt. Unerwarteten erneuten Risikovorsorge bedarf ab September 2009 nahm sie zum Anlass, weitere Prüfungen im Rahmen der Jahresabschlussprüfung sowie durch Veranlassung eines Sonderberichts im Jahr 2009 vorzunehmen. Außerdem wurden - jedenfalls auch - auf Veranlassung der Klägerin im Rahmen des Projekts „Jointly Successfull“ gleich zu Beginn sowie Ende 2008 auf der Grundlage des Restrukturierungsprogramms „Hypo Fit 2013;' durch die Beklagte Strukturverbesserungsmaßnahmen gerade im Bereich der Risiko Vorsorge eingeleitet.

Anhaltspunkte dafür, dass die Klägerin wusste oder dass es für sie auf der Hand LAG, dass aufgrund der erkannten Mangel in den Prozessen die Risikovorsorge unzureichend und die Eigenmittelkennzahlen falsch waren, ergeben sich auch im Übrigen weder aus den Aussagen noch aus den Anlagen.

Dies gilt insbesondere für die erkannten und diskutierten Mängel in den ...-Gesellschaften, Auch diese wurden zum Anlass genommen, Prozessverbesserungen einzuleiten und Prüfberichte in Auftrag zu geben. Den Schluss darauf, dass diese Probleme über den Umweg einer Abwertung der Kreditlinien zu einer Reduzierung der Eigenmittel der Beklagten und in der Folge zu einer Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittelkennzahlen geführt hatten, hat die Klägerin zu keinem Zeitpunkt gezogen, ein solcher Schluss LAG auch nicht auf der Hand.

Im Übrigen hat die Beweisaufnahme ergeben, dass die Klägerin ihre Aufgaben als beherrschende Konzerngesellschaft gegenüber der Beklagten wahrgenommen hat Sie hat unter anderem Berichte und Informationen eingeholt und plausibilisiert sowie Steuerungsfunktionen erfüllt, indem sie Programme zur Verbesserung initiiert hat Schon deshalb kommt ein „Kennen-Müssen“ wegen unterlassener Wahrnehmung von Informationsmöglichkeiten nicht in Betracht. Ein konkreter Anlass, wegen Zweifeln an der Richtigkeit der Eigenmittelzahlen bereits zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt einen Bericht zur Überprüfung der gesamten Portfolios unter Risikogesichtspunkten zu veranlassen, hat sich aus der Beweisaufnahme nicht ergeben.

c. Zur Beweisaufnahme und Beweis Würdigung im Einzelnen:

[Auf Seite 167 bis Seite 217 der Originalfassung folgt eine umfassende Beweiswürdigung unter Berücksichtigung der Zeugenaussagen Z 1 bis Z 14, der Protokolle verschiedener Gremiensitzungen und Besprechungen sowie zahlreicher im Verfahren vorgelegter Anlagen. Der Text wäre bei Schwärzung der Passagen, die sich auf vertrauliche Dokumente beziehen oder den Persönlichkeitsschutz betreffen nicht mehr verständlich, so dass er insgesamt zu kürzen war.]

d. Die weiteren von der Beklagten angebotenen Beweise waren nicht zu erheben. Unter 3. wurde dargelegt, dass weder eine „Unkenntnis durch Unterlassen“ noch eine „fahrlässige Unkenntnis“ ausreichen, den Rechts missbrauch zu begründen, hierauf wird Bezug genommen. Daher war die Vernehmung der von der Beklagten benannten weiteren Zeugen (siehe insbesondere Schriftsatz der Beklagten vom 29.09.2015, S. 208 -242, Bl. 2180/2214 d. A.: u. a. Zeugen [Z 15 bis Z 43] nicht vorzunehmen. Auch die Beiziehung der Akten des Strafverfahrens, Az. 6 Kls 406 Js 44754/09 Landgericht München I oder des Zivilverfahrens Az. 20 O 1388/11 Landgericht München I war nicht veranlasst.

Die Beklagte tragt zu Vorgängen bei und im Vorfeld des Erwerbs der Beteiligung an der Beklagten durch die Klägerin im Jahr 2007 vor Sie macht geltend, dass bereits hier sei erkennbar gewesen sei oder erkannt worden ist, dass es aufgrund einer unzureichender Dokumentenlage und unzureichender Prozesse versteckte Risiken gebe. Der Vortrag erstreckt sich dabei nicht auf Erkenntnisse zu der Behauptung, die ausgewiesenen Eigenmittel seien falsch, sondern nur darauf, es habe erkennbare - oder erkannte - Risiken gegeben. Diese Behauptung reicht jedoch zur Begründung einer den Rechtsmissbrauch rechtfertigenden Kenntnis davon, dass die ausgewiesenen Eigenmittelzahlen falsch gewesen wären, nicht aus

Im Einzelnen:

aa. Bei den benannten Zeugen [Z 15 und Z 16] handelt es sich um Personen, die als Mitarbeiter der Klägerin an dem Prozess der Prüfung der Beklagten vor dem Erwerb 2007 teilgenommen haben. Die unter Beweis dieser Zeugen gestellten Behauptungen beziehen sich ausschließlich auf Wahrnehmungen in diesem Zusammenhang. Mit den Behauptungen zu einer möglicherweise unsorgfältigen Prüfung der Beklagten vor dem Erwerb der Beteiligung lässt sich aber eine Kenntnis im dargelegten Sinne hinsichtlich der - behaupteten - Nichteinhaltung der EigenmitteIzahlen nicht begründen. Auch insoweit gilt, dass sich daraus allenfalls Erkenntnisse zu möglichen Risiken ergeben konnten.

Gleiches gilt für die unter Beweis der Zeugen [ Z 17] (siehe auch Schriftsatz der Beklagten vom 13.11.2014, S 14 ff, Bl 2672 d A.) und [Z18], gestellten Behauptungen. Diese Zeugen wurden als Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft [WP 3] bei Erarbeitung des Berichts zur Due-Diligence-Prüfung ebenfalls im Vorfeld des Beteiligungserwerbs tätig und können daher nur hierzu Angaben machen Ihre Erkenntnisse sind im Übrigen in den Due-Diligence-Bericht vom 16.05.2007 (Anlage B 325? eingeflossen. Dorf werden zwar Risiken und Mangel aufgezeigt, insbesondere Feststellungen zum Risikovorsorge bedarf im Kreditgeschäft (Seite 12 Anlage B 325), zu Mängeln im Kreditprozess, (S. 14 Anlage B 325) sowie zu weiteren Mängeln Die Feststellungen münden in konkrete Empfehlungen zu Verbesserungen im Rahmen des Integrationsprozesses Auswirkungen auf die Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittel werden nicht aufgezeigt. Schließlich hatte der Bericht auch eine andere Zielsetzung mit einem entsprechend begrenzten Prüfungsauftrag.

Dies gilt auch für die unier Beweis der Zeugen [Z 19 - 21] gestellten Behauptungen, welche als anwaltliche Berater die rechtliche Prüfung der Beklagten vor dem Anteilserwerb betreuten Auch diese Behauptungen beziehen sich auf im Vorfeld des Anteilserwerbs bekannt gewordene Mängel, insbesondere auf Behauptungen zu einer unzureichenden Dokumentenlage.

Nicht zum Beweisthema gehören außerdem Behauptungen zu Mitteilungen, die die Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft [WP 2] [Z 22 -Z 25] vor dem Anteilserwerb gegenüber dem Vorstand und Aufsichtsrat der Beklagten gemacht haben sollen. Die Behauptungen beziehen sich im Übrigen wiederum nur auf die - großenteils unstreitigen - bekannten Mangeln, nicht aber auch auf Erkenntnisse zu einer - von der Beklagten behaupteten - Eigenmittelunterschreitung. Unstreitig ist schließlich auch der Inhalt des Schreibens des Zeugen Kandier vom 13.11.2009 (Anjage ß 220),

Auch die Zeugen [Z 26 und Z 27] als Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (WP 1] waren nicht zu hören. Zu dem Thema Kenntnis der Klägerin insbesondere von dem [WP 1]-Bericht (Anlage B 322) werden keine konkreten Behauptungen für einen Zeitpunkt vor dem 13.11.2009 aufgestellt Zu einer Vorabkenntnis der Ergebnisse des Berichts wird lediglich die Behauptung aufgestellt, diese seien „auch schon vor Erhalt des Schreibens vorn 13.11.2009 bekannt gewesen.“ Da die letzten in diesem Zusammenhang relevanten streitgegenständlichen Finanzierungen auf August 2009 datieren (siehe Übersicht, Schuldverschreibungen Nr. 31, 32, 33), kommt es hier nur auf Kenntnisse bis zu diesem Zeitpunkt an, (Zu den Darlehen Nr. 6 b, 7 b und 18 b vom 30.12.2009 wird auf die Ausführungen unter 4.d) Bezug genommen).

Die Beklagte hat außerdem neun Mitarbeiter der Österreichischen Nationalbank als Zeugen benannt. Zum einen werden dabei Tatsachen zum Umfang und zum Ergebnis der Prüfungen durch die österreichische Nationalbank unter Beweis gestellt. Diese Tatsachen sind im Wesentlichen unstreitig oder ergeben sich aus den Berichten (insbesondere Anlagen B 361, B 323). Die Beklagte stellt außerdem unter Beweis dieser Zeugen, dass die Klägerin aus Zahl, Anlass und Ergebnis der Prüfungen bestimmte Schlüsse hatte ziehen und weitere Prüfungen hätte veranlassen müssen. Hierbei handelt es sich nicht um Tatsachenbehauptungen sondern um Wertungen, für die die benannten Zeugen nicht zu hören waren.

Die Beklagte hat außerdem weitere Zeugen zu einzelnen Behauptungen benannt, die sich auf Kreditrisiken, mangelhafte Organisation u. a. beziehen, so beispielsweise den Zeugen [Z 45] als Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft [WP 4] im Schriftsatz vom 27.06.2014, S. 60 (Bl. 1520 d A.), Auch insoweit gilt, dass die behaupteten Tatsachen entweder unstreitig sind, sich aus den ais Anlagen vorgelegten Berichten o- | der sonstigen Dokumenten bereits ergeben oder dass sie als wahr unter- j stellt werden können. Jedenfalls ergeben sich hieraus keine - auch unter Gesamtwürdigung des Vortrages einschließlich Anlagen - ausreichenden Indizien für eine Kenntnis der Klägerin davon, dass die regulatorischen Eigenmittel nicht eingehalten gewesen waren.

Der von der Beklagten benannte [Z 44] wurde im Ausland formlos geladen. Er hat den Eingang der Ladung bestätigt und zugleich mitgeteilt, dass er nicht kommen und nicht aussagen werde. Da es sich bei dem Zeugen [Z 15] um einen österreichischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Österreich handelt, standen dem Gericht keine Mittel zu Verfugung, die Aussage durch Ordnungsmittel zu erzwingen. Weiteres war daher hierzu nicht veranlasst.

bb. Die Beklagte hat die Beiziehung Akten des Verfahrens 6 Kls 406 Js 44754/09 Landgericht München 1 oder des Zivilverfahrens 20 O 1380/11 Landgericht München \ nicht ausdrücklich verlangt, sie hat aber geltend gemacht, die Ausschöpfung dieser Erkenntnisquellen müsse ihr im laufenden Verfahren ermöglicht werden. Hinsichtlich des Verfahrens 20 O 1398/11 hat sie im Termin vom 08.05.2015 Schriftsatzfrist beantragt, um zu Erkenntnissen aus der Akteneinsicht vortragen zu können.

Die Beklagte hat bei der Strafkammer Akteneinsicht in das Strafverfahren beantragt, diese wurde durch Beschluss der Strafkammer, bestätigt durch Entscheidung des Oberlandesgerichts München im Beschwerde verfahren, zurückgewiesen. Im Zivilverfahren Landgericht München I Az. 20 O 1386/11, in welchem die Klägerin gegen mehrere ehemalige Mitglieder ihres Vorstandes Schadensersatzansprüche im Zusammenhang mit dem Erwerb der Anteilsmehrheit an der Beklagten geltend macht, hat die Beklagte am 12.01.2015 einen Antrag auf Akteneinsicht gesteift. Die Akteneinsicht wurde durch Beschluss vom 19.03 2015 gewährt, die Klägerin hat hiergegen Beschwerde eingelegt, über die noch nicht entschieden ist. Der Rechtsstreit war nicht bis zur endgültigen Entscheidung über die Akteneinsicht, Durchführung der Akteneinsicht und Auswerfung durch die Beklagte auszusetzen. Ein Tatbestand, welcher die Aussetzung rechtfertigen könnte, liegt nicht vor und wird von der Beklagten auch nicht konkret geltend gemacht. Das entscheidungsreife Verfahren war auch im Übrigen nicht zu verzögern, etwa durch Bestimmung eines neuen Termins oder die Gewährung der beantragten Schriftsatzfrist. Hierauf hat die Beklagte weder unter dem Gesichtspunkt des rechtlichen Gehörs noch des fairen Verfahrens einen Anspruch. Wenn der Beklagte es für ihre Prozessführung für wichtig erachtet. Kenntnis vom Inhalt des Verfahrens 20 O 1338/11 zu haben, wäre es ihr bereits zu einem sehr viel früheren Zeitpunkt möglich gewesen, einen Antrag auf Akteneinsicht zu stellen, so dass der Sachverhalt bereits seit langem hätte aufbereitet sein können. Einen plausiblen Grund dafür, dass sie den Antrag erst am 12.01.2015 gestellt hat, hat die Beklagte nicht vorgetragen. Sie hat lediglich pauschal darauf hingewiesen, sie habe den Antrag „auch aufgrund der erheblichen Erinnerungslücken der ehemaligen Mitglieder des Vorstandes der Klägerin in der Beweisaufnahme Ende November 2014“ gestellt, ohne dies näher zu konkretisieren. Einen konkreten Anlass für die Einsicht in das Verfahren um Schadensersatz hat die Beweisaufnahme von Ende November 2014 nicht geliefert, jedenfalls aber hätte der Antrag auf Akteneinsicht bereits Anfang Dezember 2014 und nicht erst kurz vor Ablauf der - ursprünglichen - Schriftsatzfrist gestellt werden können.

Auch hatte eine Beiziehung der Akten des Strafverfahrens oder des Zivilverfahrens von Amts wegen nicht zu erfolgen. Zwar hat sich die Beklagte auf diese Verfahren bezogen. Sie hat aber nicht konkret einzelne Urkunden zum Beweisantritt für bestimmte Tatsachenbehauptungen benannt, sondern geltend gemacht, dass sich aus den Verfahrensakten insgesamt nach Durchführung einer Auswertung des Inhalts relevante Erkenntnisse ergeben können. Die Akteneinsicht sollte also der Beweisermittlung dienen. Im Zivilverfahren ist dies nicht Aufgabe des Gerichts. Es gilt der Verhandlungsgrundsatz, das Gericht hat keine Befugnis zur Amtsermittlung und hätte mit einer Beiziehung der Akten von Amts wegen die Neutralitätspflicht verletzt (Zöller/Greger, ZPO, 30. Aufl. 2014, § 273 Rn. 3).

cc. Die Vorlage von Urkunden gemäß § 142 ZPO war nicht anzuordnen.

Die Vorlage folgender Dokumente durch die Klägerin, wie von der Beklagten mit Schriftsatz vom 27.06.204, Bl. 1621, beantragt war nicht anzuordnen:

„3. Gutachten der Kanzlei ... mit dem Titel „Bericht über unsere Tätigkeit als unabhängige und neutraler Gutachter zu Bewertungsfragen im Rahmen des Erwerbs des Mehrheit der Anteile der Hypo Alpe-Adria Bank International AG, Klagenfurt durch die Bayerische Landesbank“ vom 28.02.2011.

6. Sämtliche im Besitz der Klägerin befindlichen Dokumente, weiche dem Verwaltungsrat oder dem Vorstand die Klägerin (oder einem seiner Mitglieder) zwischen dem 01. Januar 2007 und der Übernahme der Mehrheit der Anteile an der Beklagten am 22.05.2007 vorgelegt wurden und die sich mit der Eigenmittelsituation der Beklagten befassen.

7. sämtliche im Besitz der Klägerin befindlichen Dokumente, welche dem Verwaltungsrat oder dem Vorstand der Klägerin (oder einem seiner Mitglieder) zwischen der Übernahme der Mehrheit der Anteile an der Beklagten am 22 05.2007 und der Notverstaatlichung der Beklagten vorgelegt wurden, und die sich mit der Eigenmittelsituation der Beklagten befassen.“

Hinsichtlich der Anträge Ziffer 6 und 7 fehlt es bereits an der bestimmten Bezeichnung der Urkunden. Zwar kann sich der Antrag auch auf eine Urkundengesamtheit beziehen, sie muss aber so konkret bezeichnet sein, dass sie eindeutig identifizierbar ist (vgl. Zöller/Greger, ZPO 30. Aufl. 2014, Rn. 6) Dies gilt bereits nicht für die beantragte Vorlage von „Dokumenten, welche dem Verwaltungsrat oder dem Vorstand der Klägerin“ in einem bestimmten Zeitraum vor bzw. nach Anteilserwerb vorgelegen haben, da sich dies nicht aus der Urkunde selbst ergibt. Eine wertende Eingrenzung enthält darüber hinaus die Umschreibung: „und die sich mit der Eigenmittelsituation der Beklagten befassen“, so dass auch insoweit eine eindeutige Identifizierung nicht möglich ist Die Vorlage war daher bereits - aus diesem Grund nicht anzuordnen.

Das Gericht hat dennoch hilfsweise eine Ermessensentscheidung vorgenommen und unter Abwägung der Interessen beider Parteien und unter Würdigung des gesamten Vortrages von einer Vorlageanordnung hinsichtlich der Anträge Nr. 3, 6 und 7 abgesehen. Hinsichtlich der Anträge 6 und 7 wurde berücksichtigt, dass es zwar an konkreten Tatsachenbehauptungen zum Inhalt der Urkunden fehlt, sich die Auswertung dieser Unterlagen aber in bis Argumentation der Beklagten zum Beweisthema einfügen kann. In die Ermessensentscheidung waren aber auch die Interessen der Klägerin einzustellen. Diese überwiegen angesichts des Umstandes, dass sich der Antrag auf rein interne, nicht zum Gebrauch im Rechtsverkehr bestimmte Unterlagen der Klägerin richtet. Der in der Anordnung liegende Eingriff in die Rechte der Klägerin wäre auch angesichts der weit gefassten Anträge Nr. 6 und 7 auf Herausgabe „sämtlicher Unterlagen“ für den gesamten Zeitraum der ersten Befassung bis zur Not Verstaatlichung Ende 2009 unverhältnismäßig.

Die Vorlage war auch nicht für das im Auftrag der Klägerin erstellte Gutachten der Kanzlei O. & R. (Antrag Nr. 3) anzuordnen. Zwar hat die Beklagte insoweit eine bestimmte Urkunde, die sich im Besitz der Klägerin befindet, bezeichnet und hierzu auch unter Bezugnahme auf das [P 11]-Gutachten (Anlage B 324) konkrete Behauptungen zum Inhalt aufgestellt Die Abwägung mit den Interessen der Klägerin unter Würdigung des gesamten Partei Vortrages steht jedoch auch hier einer Anordnung entgegen. Dabei war zu würdigen, dass die Klägerin das Gutachten im Rahmen eines Mandats Verhältnisses mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat erstellen lassen. Zwar sind die Geheimnisschutzvorschriften, auf welche sich die Klägerin beruft, in diesem Zusammenhang nicht direkt anwendbar, im Rahmen der Ermessensabwägung kann jedoch Berücksichtigung finden, dass das Dokument das Produkt aus einem geschützten Mandats Verhältnis ist. Das Interesse der Beklagten an der Vorlage war auch insoweit geringer zu bewerten, als der Inhalt des Gutachtens, soweit die Beklagte daraus konkret vorträgt, bereits durch Vorlage des JP 11]-Gutachtens (Anlage B 324, S . 69 f) in das Verfahren eingeführt wurde und bei der Auswertung des [P 11 |-Gutachtens für das Beweisthema auch Berücksichtigung fand.

Über den Antrag auf Herausgabe von Urkunden Ziffer 1, 2, 4, 5 Schriftsatz vom 27.06.2014, B. 1621 d. A., war nicht zu entscheiden. Der Antrag hat sich durch die freiwillige Herausgabe durch die Klägerin erledigt. Soweit die Beklagte im Termin vom 08.05 2015 (Sitzungsniederschrift Bl. 4022 d. A.) an ihre Vorlageanträge Ziffer 3, 5 und 6 erinnert hat, handelt es sich offensichtlich um eine versehentliche Falschbezeichnung. Noch zu entscheiden war über die Antrage Ziffer 3, 6 und 7.

Auf den Antrag der Klägerin im Schriftsatz vom 28.10.2014 ff:, Bl. 2416 ff. d. A., war die Vorlage des Gutachtens „der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft [WP 4] aus dem Jahr 2010, welches nachträglich das Kreditportfolio der HGAA aufarbeitet“ nicht anzuordnen Die Beklagte macht geltend, sie habe sich nicht auf ein Gutachten berufen, sondern nur allgemein auf eine Prüfung durch [WP 4] (vgl. Schriftsatz der Beklagten vom 27.06.2014, S. 60, Bl. 1520 d. A.) Außerdem sei nicht nachvollziehbar, auf welches Gutachten sich die Klägerin konkret beziehe (Schriftsatz der Beklagten vom 05.12.2014, Bl. 2888/2890 d. A.). Im Übrigen betreffe der Inhalt der Urkunden einen Sachverhalt, „der schon sehr weit vom Beweisthema entfernt sei (Sitzungsniederschrift vom 25.11 2014. S. 8, Bl. 2736 d, A). Zwar überrascht das Argument der Beklagten, der Inhalt der Urkunden betreffe einen Sachverhalt „der schon sehr weit vom Beweisthema entfernt sei vor dem Hintergrund, dass die Beklagte auf Risiken im Kreditportfolio einen wesentlichen Teil ihrer Argumentation stützt. Da die Beklagte den ihr obliegenden Beweis jedoch nicht geführt hat (zum Tatbestand der Überschuldung siehe unter IV), war ein etwaiges [WP 4]-Gutachten zum Kreditportfolio aber nicht entscheidungserheblich. Die Abwägung im Rahmen der Ermessensentscheidung ergab daher, dass die Vorlage nicht anzuordnen war.

dd. Der von der Beklagten beantragte Sachverständigenbeweis zur Feststellung der behaupteten Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittel war nicht zu erholen Zum einen bestand dazu auf der Grundlage der ermittelten Auslegung zum österreichischen EKEG und der dazu durchgeführten Beweisaufnahme kein Anlass. Zum anderen hat die Beklagte die Anknüpfungstatsachen, die Grundlage des Sachverständigenbeweises sind, nicht beigebracht.

Zwar hat die Beklagte unter Berufung auf die AKKT-Gutachten I und II umfangreich zu ihrer Behauptung, es seien im relevanten Zeitraum zusätzliche Wertberichtigungen erforderlich gewesen, vorgetragen. Sämtliche Angaben zu Einzelkrediten und Schuldnern sind jedoch für die Klagepartei nur anonymisiert vorgelegt worden Die Beklagte hat unter Berufung auf das Bankgeheimnis lediglich einer Einsicht der Klägervertreter in die nicht anonymisierten Gutachten und sonstigen Anlagen zugestimmt, die Einsicht durch die Klägerin bzw. ihre Mitarbeiter aber untersagt. Sie hat sich zwar bereit erklärt, einem gerichtlich beauftragtem Sachverständigen die Einsicht zu gestatten, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Beklagte zu diesem zusätzlich zu der Beauftragung durch das Gericht ein eigenes Auftragsverhältnis begründen kann. Bereits diese Bedingung kann nicht erfüllt werden. Der gerichtlich beauftragte Sachverständige unterliegt gemäß § 404 a ZPO den Weisungen des Gerichts, Daneben lässt sich eine durch Auftrag begründete Weisungsgebundenheit gegenüber einer der Parteien nicht rechtfertigen. Dies verstieße gegen der Grundsatz der Neutralität und Unparteilichkeit eines Sachverständigen.

Grundsätzlich darf ein Sachverständiger nur Anschlusstatsachen berücksichtigen, die durch das Gericht festgestellt wurden. § 402, 355 ZPO. Allerdings kann ein berechtigtes Interesse an der Geheimhaltung von Anschlusstatsachen zu berücksichtigen sein, wenn sonst nur die Alternative bliebe, dass die zur Geheimhaltung verpflichtete Partei beweisfällig bleibt (vgl. Zöller/Greger, ZPO. 30. Aufl. 2015, §402 Rn. 5 b m w. H.). Eine Möglichkeil kann darin liegen, dass die andere Partei einen eigenen, auch ihr gegenüber zur Verschwiegenheit verpflichteten Sachverständigen beauftragt, der Einblick in die Anlagen zum Gutachten erhalt. Dass die Beklagte einem von der Klägerin beauftragten Sachverständigen die dem Bankgeheimnis unterliegenden Daten offenlegen würde, erscheint angesichts ihrer Einlassung und der Beschränkungen schon für den gerichtlich beauftragten Sachverständigen fraglich. Jedenfalls wäre ein solches Vorgehen hier unter Abwägung der Interessen der Klagepartei sowie der zivilprozessualen Grundsätze der Beweisfeststellung und -Würdigung durch das erkennende Gericht nicht möglich. Dies folgt aus der Natur der Tatsachenbehauptungen, mit denen der Wertberichtigungsbedarf begründet wird. Es werden sehr konkrete und einzelfallbezogene Tatsache dafür zugrunde gelegt. So wird für den Kreditfall 1 des AKKT-Gutachtens I (Anlage B 20) ausgeführt, das finanzierte Projekt sei nie ernsthaft verfolgt worden, die angestrebte Baukapazität sei nie erreicht worden, die Sicherheitenverwertung sei mangels vertraglicher Vereinbarung nicht möglich. Zu mehreren Kreditfällen wird vorgetragen, es lägen keine ausreichenden Unterlagen zu den Sicherheiten vor (u. a, Kreditfall 7, 9. 10, 19) oder die Bewertung der Sicherheiten sei fraglich (u. a. Kreditfall 3, 6. 11, 12, 14, 15, 17, 18, 21) oder die rechtliche Absicherung der Sicherheiten nicht ausreichend (Kreditfall 1, 3, 5, 22). Im Kreditfall 9 wird vorgetragen, die Kreditmittel seien zweckentfremdet worden. Die Beispiele könnten fortgesetzt werden. Diese Tatsachenbehauptungen, die die entscheidende Grundlage für die Bemessung eines möglichen Wertberichtigungsbedarfs bilden, unterliegen nicht primär dem Sachverständigen beweis, sondern sind durch Urkunden, gegebenenfalls Zeugenbeweis zu klaren. Der Klagepartei sind substantiierte Einwände gegen den Vortrag nur möglich, wenn sie Einblick in die Kreditakten nehmen kann. Daher ergibt die Abwägung hier, dass die Beklagte beweisfällig bleibt, wenn es ihr nicht möglich ist, eine Überprüfung der Anknüpfungstatsachen durch die Partei und gegebenenfalls eine Beweisaufnahme hierzu vor dem Gericht zuzulassen.

Dies gilt entsprechend für die Anknüpfungstatsachen des AKKT Ii Gutachtens (Anlage B 442).

Das Gericht hat mit Verfügung vom 01.07.2014, Bl. 1667 d. A., hierauf hingewiesen und weitere Lösungsansätze aufgezeigt, die die Beklagte nicht aufgegriffen hat.

IV.

Die Beklagte kann sich auch nicht auf eine Einrede gemäß § 14 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 Abs. 1 Nr. 2 österr. EKEG wegen Überschuldung der Beklagten im Zeitpunkt der Kreditgewährung berufen. Es liegt kein Krisentatbestand gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 2 (österr,) EKEG i V, m. § 67 (österr.) Insolvenzordnung (IO), vormals § 67 (österr.) Konkursordnung (KO), vor.

Die hierfür darlegungs- und beweis Pflichtige Beklagte hat den Nachweis einer Insolvenz rechtlichen Überschuldung der Beklagten im Zeitpunkt der jeweiligen Kreditgewährung nicht geführt. Auch für die frage der Überschuldung als Tatbestand des § 2 Abs. 1 Nr. 2 österr. EKEG hat das Gericht das österreichische Recht unter Ausschöpfung aller zur Verfügung stehenden Erkenntnisquellen ermittelt, § 293 ZPO Neben dem von Amts wegen erholten Gutachten des Sachverständigen [SV 2\ vom 09.02.2015 (Bl. 2994/3014 d. A.) - im folgenden Gutachten [SV 2). der Anhörung des Gutachters im Termin vom 08.05.2015 wurden die Stellungnahmen der Parteien, die Parteigutachten und allgemein zugänglichen Rechtsquellen, insbesondere Gesetzestexte und Entscheidungen des österr. OGH gewürdigt. Dabei ist das österreichische Recht so anzuwenden, wie dies ein Österreichisches Gericht tun wurde.

1. Nach dem zweistufigen rechtlichen Überschuldungstatbestand des österreichischen Insolvenzrechts setzt Überschuldung voraus, dass der Schuldner sowohl eine negative Fortbestehensprognose ais auch einen negativen Überschuldungsstatus aufweist. Beide Tatbestandsmerkmaie sind gleichwertig, das heißt, liegt eines der beiden Merkmale nicht vor, entfallt der Tatbestand der Überschuldung [Gutachten [SV 2], Seite 4, Bl. 2998 d. A, m. w. N. insbesondere auch Grundsatzentscheidung des österr. Obersten Gerichtshofs - in Folgenden OGH -vom 03.12.1986, 1 Ob 655/86-RIS, Anlage K 90, Karollus, Die Fortbestehensprognose im Rahmen der Überschuldungsprüfung, 2. Aufl. 2006, S. 51 ff),

2. Die Beweislast für die Überschuldung trägt nach allgemeinen Regeln - auf der Grundlage des österreichischen Rechts - die Beklagte, da sie sich auf die ihr günstige Rechtsfolge beruft. Dies gilt für beide Tatbestandsmerkmale der insolvenzrechtlichen Überschuldung, d. h. für den Überschuldungsstatus ebenso wie für die negative Fortbestehensprognose. Zwar ist dies in der österreichischen Literatur umstritten (vgl. zum Meinungsstand Gutachten [SV 2], S. 13 Bl. 3007 d. A., Gutachten [P 2), Anlage B 574, S. 19, Buchegger/Karoltas, Insolvenzrecht 2010, § 2 EKEG Rn. 40, jeweils m w. N.), Die Gegenauffassung beruht auf der Annahme, die positive Fortbestehensprognose sei ein Ausnahmetatbestand zur Widerlegung der rechnerischen Überschuldung, Ein solches Verständnis lasst sich jedoch der Leitentscheidung des österr. OGH vom 03.12.1986,1 Ob 555/86 - RIS, nicht entnehmen, vielmehr ergibt sich daraus die Gleichwertigkeit der Tatbestandsmerkmale. Der österr. OGH führt aus, dass ein negativer Überschuldungsstatus für den Insolvenztatbestand der Überschuldung nicht ausreicht, sondern dass dieser durch eine negative Fortbestehensprognose zu ergänzen ist. Der österr. OGH stellt fest, dass „die rechnerische Überschuldung zwar eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für die Einleitung des Insolvenzverfahrens ist“. Hieraus lässt sich weder ein Regel-Ausnahme Verhältnis noch die Annahme eines negativen Tatbestandsmerkmals ableiten. In nachfolgenden Entscheidungen differenziert der österr. OGH daher auch nicht, sondern bezieht sich für beide Elemente auf die allgemeinen Behauptungs- und Beweislastregeln und nimmt eine einheitliche Beweislast an (OGH vom 27.02.2002, 7 Ob 246/01 d - RIS) Folgerichtig wird daher auch eine bestimmte Prüfungsreihenfolge der beiden Tatbestandsmerkmale nicht gefordert (vgl. Karollus a. a. O., S 61 ff. m. w. N.).

Auch aus der Struktur des EKEG ergibt sich für die Beweislast Verteilung nichts anderes. Vielmehr gilt auch hier die allgemeine Regel, dass derjenige die Beweislast trägt, der aus der Anwendung der Norm eine für ihn günstige Rechtsfolge ableiten will Da in § 2 Abs. 1 Nr. 2 EKEG die Krise, als für die Beklagte günstige Tatbestandsvoraussetzung, unter Bezugnahme auf den insolvenzrechtlichen Überschuldungstatbestand definiert wird, handelt es sich hier um eine Tatbestandsvoraussetzung, für die die Beklagte die Darlegungs- und Beweis fast trägt. Maßgeblich zur Auslegung des Überschuldungstatbestands ist dabei ausschließlich das Insolvenzrecht, aus der Struktur des EKEG ergeben sich diesbezüglich keine Besonderheiten, Aus der Formulierung des § 2 Abs.1 Nr. 3 EKEG wird vielmehr deutlich, dass der Gesetzgeber für den Sonderfall des fehlenden Reorganisationsbedarf bei nicht dem URG unterfallenden Gesellschaften die Beweisest dem Gesellschafter auferlegt. Der Krisentatbestand der Überschuldung in § 2 Abs. 1 Nr. 2 EKEG formuliert ein solches Regel-Ausnahme Verhältnis demgegenüber gerade nicht.

Der österreichischen Rechtsprechung lässt sich keine allgemeine Regel dazu entnehmen, dass die spätere Insolvenz einen - als materiell rechtliche Frage der Beweis fast Verteilung der lex causae unterliegenden (vgl. Zöller/Greg er, ZPO, 30. Aufl. 2014, Vor § 284, Rn. 29 a) - An sehe Ins beweis für die frühere Überschuldung begründet. Ein An sehe ins beweis erlaubt den Nachweis einer Tatsache, wenn für einen Sachverhalt, aus dem aufgrund von Erfahrungssätzen auf einen typischen Geschehensablauf geschlossen werden kann, der volle Beweis erbracht ist (vgl. Zöller/Greger, ZPO. 30. Auf», 2014, Vor § 284 Rn. 29) Allenfalls für einen sehr engen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem haftungsbegründenden Ereignis und der eingetretenen Insolvenz - im vom österr OGH entschiedenen Fall waren dies sechs Wochen - konnte eine solche Regel der Entscheidung des österr. OGH vom 19.11.2003. Az. 3 Ob 173/08z- Rfs entnommen werden (vgl. Gutachten [SV 2] S. 16, Bl 3010 d. A). Ein solcher enger zeitlicher Zusammenhang ist hier nicht gegeben, da die Beklagte noch bis zum Inkrafttreten und der Umsetzung des österr, Gesetzes zur Schaffung einer Abbaueinheit (GSA) im Jahr 2014 die Fortführung des Bankgeschäftes betrieb. Ob sich der österreichischen Rechtsprechung daher tatsächlich ein solcher Anscheinsbeweis als allgemeine Regel entnehmen lässt (zur Gegenauffassung vgl. Gutachten Prof. [P 0j, Anlage K 94. S 14 f.), kann hier folglich offen bleiben.

Von der nach österreichischem Recht zu beurteilenden Beweislastverteilung einschließlich des Anscheinsbeweises zu unterscheiden ist die Frage, ob sich aus einem negativen Überschuldungsstatus, gegebenenfalls im Zusammenwirken mit anderen Umständen, wie der tatsächlich eingetretenen Zahlungsunfähigkeit, eine Indizwirkung für die Feststellung der negativen Prognose ergeben kann. Hierbei handelt es sich um eine Frage der Beweiswürdigung, die der lex fori unterliegt. § 286 ZPO.

3. Auf den Vortrag der Beklagten kann die Annahme einer rechnerischen Überschuldung nicht gestützt werden. Ob rechnerische Überschuldung vorliegt, ergibt sich aus einer Vermögensaufstellung, in der die einzelnen aktiven und passiven Vermögenswerte einander gegenüber gesteift werden (Überschuldungsbilanz oder Überschuldungsstatus). Mit dem Überschuldungsstatus soll das Schuldendeckungspotential des Schuldners im Fall der Auflösung der Gesellschaft zu einem bestimmten Stichtag ermittelt werden. In den Überschuldungsstatus ist sämtliches, zum Stichtag vorhandenes, verwertbares Vermögen der Gesellschaft sämtlichen Schulden der Gesellschaft gegenüber zu stellen Ziel dieser Bewertung ist die Feststellung, ob im Fall der Auflösung der Gesellschaft die Verbindlichkeiten durch Gesellschaftsvermögen gedeckt sind. Daher sind die im Überschuldungsstatus zu berücksichtigenden Werte nach Liquidationswerten anzusetzen, wobei auf eine realistische, auch zeitlich gestreckte Verwertung und nicht auf eine Konkurssituation abzustellen ist (Gutachten [SV 2], S. 16/17, Bl. 3010/3011 d. A. m. w, N a, a. O., S. 66 ff., insbesondere österr. OGH vom 03 12.1986, 1 Ob 655/86)

Eine solche Überschuldungsbilanz hat die Beklagte nicht vorgelegt. Mit den Gutachten K&K (Anlage B 441), AKKT I und Ii (B 20 und B 442), [WP 4] (Anlage B 440) und AKKT - stille Reserven (Anlage B 499) verfolgt die Beklagte vielmehr einen anderen Ansatz. So hat sie unter Verweis auf die Gutachten AKKT I und (I sowie K&K die Behauptung aufgestellt, dass auf Kreditforderungen der Beklagten gegenüber Kunden sowie gegenüber ihren ...-... sowie auf den Buchwert von Beteiligungen erhebliche Wertberichtigungen vorzunehmen seien. Die Stellungnahme [WP 4] (Anlage B 440) enthalt auf der Grundlage dieser Gutachten eine rechnerische Darstellung zu den Auswirkungen der dort ermittelten Ergebnisse auf die Eigenmittelsituation. Schließlich hat die Beklagte unter Berufung auf das Gutachten AKKT - stille Reserven (Anlage B 499) vorgetragen, dass dieses Ergebnis nicht durch mögliche stille Reserven beeinflusst wird.

Dieser Vortrag zur Eigenmittel Situation macht die Vorlage eines Überschuldungsstatus nicht entbehrlich. So ist die Bezugnahme auf die Eigenmittel, die in den §§ 22 ff. österr. BWG a. F, regulatorischen Anforderungen unterliegen, nicht geeignet, eine rechnerische Überschuldung zu begründen, da es sich um Ordnungsvorschriften mit einer anderen Zielrichtung handelt (vgl. Gutachten [SV 2], Seite 19, BL 3013 d. A.). Darüber, ob und inwieweit die Gläubiger aus dem Gesellschaftsvermögen im Liquidationsfall Befriedigung erhalten, gibt die Eigenmittelsituation keine Auskunft. Die in die Überschuldungsbilanz einzustellenden Liquidationswerte sind auch nicht gleich bedeutend mit der Frage nach stillen Reserven Ausgehend von der wahrscheinlichsten Abwicklungsvariante, die auch eine zeitliche Streckung beinhalten kann, ist im Rahmen der Überschuldungsbilanz vielmehr darauf abzustellen, welche Werte bei einer Veräußerung von Vermögensbestand teilen erzielt werden können. Dabei kommen sowohl Einzelverwertungen als auch Gesamtverwertungen von Sachmehrheiten in Betracht Angesichts der umfangreichen und komplexen Konzernstruktur der Beklagten mit zahlreichen Töchtern und Enkeltöchtern (vgl. Anlagen B 487 bis B 492) kann ein möglicher Verwertungserlös für diese Unternehmensbestandteile nicht, wie es die Beklagte tut, gänzlich ignoriert werden. Solche Überschuldungsbilanzen hat die Beklagte für die jeweiligen relevanten Zeitpunkte des Darlehensabschlusses indessen nicht vorgelegt.

Das Gericht war nicht gehalten, hierzu weitere Hinweise zu erteilen. Insoweit ist ausreichend, dass die Klagepartei bereits mit Schriftsatz vom 13.11.2014, Seite 39 (Blatt 2586 d A.) unter Bezugnahme auf die einschlägige Rechtsprechung des Österreichischen Obergerichtshofes auf das Fehlen einer solchen Überschuldungsbilanz hingewiesen hat. Auch angesichts der umfassenden Unterstützung der Beklagten durch externe Berater und Gutachter mit Kenntnissen der österreichischen Rechtslage, die sich im Verfahren gezeigt hat, kann nicht unterstellt werden, dass die Beklagte diesen Gesichtspunkt übersehen hat. Vielmehr zeigt sich auch im Schriftsatz vom 20,03.2015, S, 3 ff. (Bl. 3557 ff. d. A,), dass die Beklagte erkannt hat, dass die Zahlen des Jahresabschlusses nicht maßgeblich sind, dass vielmehr eigens ein Überschuldungsstatus zu erstellen ist. Die Fürsorgepflicht des Gerichts im Anwaltsprozess vor dem Landgericht geht nicht so weit, dass der Beklagten über die bereits erteilten zahlreichen und ausführlichen Hinweise hinaus auch zu diesem Punkt ein erneuter und ausdrücklicher Hinweis hätte erteilt werden müssen. Ausgehend vom Grundsatz der Parteiherrschaft findet das Hinweisgebot als Ausfluss des Anspruchs auf rechtliches Gehör seine Grenze im Neutralitätsgebot (Zolle r/Greg er, ZPO, 30. Aufl. 2014, § 13S Rn. 2 m. w. N). Die erforderliche Abwägung ergibt hier, dass weitere Hinweise nicht zu erteilen, erneute Schriftsatzfristen nicht zu gewähren waren.

Auch in diesem Zusammenhang hat die Beklagte zwar Sachverständigen beweis angeboten, sich aber hinsichtlich der Anknüpfungstatsachen auf das Bankgeheimnis berufen. Auch insoweit ist sie daher beweisfällig geblieben. Auf die Ausführungen unter B:III.4.e dd wird Bezug genommen.

4. Die weitere Tatbestands Voraussetzung einer negativen Fortbestehensprognose im Zeitpunkt der jeweiligen Kreditgewährung ist ebenfalls nicht gegeben. Jedenfalls hat die darlegungs- und beweispflichtige Beklagte den Beweis hierfür nicht geführt.

a. Nach der Rechtsprechung des österr. OGH (03.12.1986, 1 Ob 655/86 RIS) liegt eine insolvenzrechtlich bedeutsame Überschuldung nur vor. wenn die Fortbestehungsprognose ungünstig, das heißt die Liquidation oder Zahlungsunfähigkeit wahrscheinlich und das nach Liquidationswerten zu bewertende Vermögen zur Befriedigung der Gläubiger im Liquidationsfall unzureichend ist. Bei der Fortbestehensprognose geht es in erster Linie um eine Zahlungsfähigkeitsprüfung (vgl. Gutachten [SV2], Seite 4, Bl. 2998 d. A. m. w. N). Von einer positiven Fortbestehensprognose ist auszugehen, wenn über den gesamten Planungszeitraum die Zahlungsfähigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erhalten bleibt Diese Feststellungen sind anhand eines Finanzplanes zu treffen (vgl. Gutachten [SV 2], Seite 5, Bl. 2999 d. A). Nach den Feststellungen des gerichtlichen Gutachters [SV 2) in Übereinstimmung mit den Ausführungen des Gutachters der Beklagten (AKKT - Fortbestehensprognose, Anlage B 501), gibt die österreichische Rechtsprechung keine festen Zeitangaben für den Prognosezeitraum vor. Die herrschende Meinung geht vom laufenden und folgenden Geschäftsjahr aus (vgl. Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose, Anlage B 501, Seite 323).

Die Prognose zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit im Beobachtungszeitraum -auch Primärprognose genannt - war für die Beklagte im gesamten zu beurteilenden Zeitraum positiv. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Gutachter der Beklagten für den Zeitraum Beginn des Jahres 2008 bis 13.11.2009 sowie nach der Notverstaatlichung am 29.12.2009 (Anlage 3 501, Seite 326 bis 350). Das Gutachten kommt zu diesem Ergebnis auf der Grundlage eingesehener Unterlagen, insbesondere der Eigenkapitalentwicklungsplanungen laut HBInt Asset Liability Committee, Eigenkapitalentwicklungsplanung laut HGAA Viability Report vom 23.04 2009, Liquiditätsberichten, Prognoseberichten laut Jahresabschluss HBlnt, monatliche Controlling Reports der HBlnt und dem Positionspapier des Vorstands der Hypo Alpe Adna Bank International AG vom 09.12.2009. Der Gutachter führt aus, dass es sich dabei zwar nicht um eine umfassende Finanzplanung handele, er aus den Unterlagen aber auf die Finanzplandaten schließen könne. Unter Berücksichtigung der Planzahlen und der Ergebnisentwicklung stellt der Gutachter dar, dass im Beobachtungszeitraum kurzfristig erwartete Verluste der positiven Fortbestehensprognose nicht entgegen standen, dass der Finanzbedarf jedenfalls durch die Klägerin mit überwiegender Wahrscheinlichkeit jederzeit abgedeckt werden konnte. Dabei analysiert der Gutachter im Einzelnen die Planungen zur vorhandenen Liquidität die Wirksamkeit getroffener Liquiditätsmaßnahmen, die Funktion der Klägerin als „lender of last resort“, die geplanten und durchgeführten Kapitalerhöhungen sowie die Emission von Partizipaitonskapital. Eine Einschränkung macht der Gutachter lediglich für den Zeitraum ab Schreiben der Bankprüfer [WP 2] Wirtschaftsprüfung GmbH vom 13.11.2009 in Ausübung ihrer Redepflicht bis zur Not Verstaatlichung mit Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009: Ab diesem Zeitpunkt sei die Primärprognose wiederum positiv, da mit der Republik Österreich erneut ein zahlungsfähiger und zahlungsbereiter Gesellschafter zur Verfügung stand. Tatsächlich ist die Republik Österreich dieser Funktion auch nachgekommen und hat die Beklagte in der Folgezeit mit ausreichender Liquidität versorgt.

Aufgrund der plausiblen Analyse des Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose und auf der Grundlage des eigenen Vortrags der Beklagten ist folglich die Liquiditätsprognose im hier relevanten Zeitraum positiv. Die Frage, ob entsprechend dem Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose eine Einschränkung hinsichtlich des Zeitraumes 13.11.2009 bis 29,12.2009 vorzunehmen ist, ist nicht relevant, da in diesem Zeitraum keines der streitgegenständlichen Darlehen gewährt wurde; die Frage kann daher offen bleiben.

Auch die Darlehen Nr. 6 b und Nr. 7 b und 18 b wurden nicht in diesem möglicherweise kritischen Zeitraum gewährt. Der Vertragsschluss und die Valutierung erfolgten mit Vertrag vom 30.12.2009 (Anlagen K 10 a, K 11 a, 16 a), siehe hierzu auch die Darlegungen unter lll.4.d. Da die Klägerin im Aktienkaufvertrag mit der Republik Österreich zugunsten der Beklagten Liquiditäts- und Kapitalmaßnahmen in Milliardenhöhe vereinbart hat und mit der Übernahme der Aktien durch die Republik Österreich erneut ein Gesellschafter vorhanden war, der bereit war, die Liquidität des als System relevant eingestuften Kreditinstituts zu sichern, ist zu diesem Zeitpunkt die Zahlungsfähigkeit für den Prognosezeitraum zweifelsfrei gesichert gewesen.

b. Neben der Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit für den Prognosezeitraum ist nach der österreichischen Rechtsprechung für eine positive Fortbestehensprognose die „Lebensfähigkeit des Schuldners'1 bzw. eine „künftige positive Unternehmensentwicklung“ erforderlich (vgl. Gutachten [SV 2], Seite 10 m. w. N., Bl. 3004 d. A., insbesondere österr. OGH vom 26.Ö2.20Q2. 1 Ob 144/01 k -RIS). Diese auch als Sekundärprognose bezeichnete Prognose ist darauf ausgerichtet, die Lebensfähigkeit des Schuldners zu ermitteln. Nach der Rechtsprechung ist nicht verlangt, dass am Ende des Prognosezeitraums eine bestimmte Eigenkapitalquote hergestellt ist oder erreichbar erscheint, dass die rechnerische Überschuldung am Ende der Planungsperiode beseitigt werden kann oder dass sich bestimmte Ertragserwartungen verwirklichen. In der österreichischen Literatur sind die genauen Voraussetzungen hinsichtlich Zeitraum und Anforderung umstritten, genaue Aussagen in der Rechtsprechung finden sich hierzu kaum (vgl. Gutachten [SV2], Seite 11 m. w. N., Bl. 3005 d. A., Karollus a. a, O., S. 86 ff., Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose, S. 318 f, Anlage B 501).

In zeitlicher Hinsicht geht der Prognosehorizont über den Zeitraum der Primärprognose hinaus, wobei sich ein klar abgrenzbarer Zeitraum der Rechtsprechung nicht entnehmen lässt (vgl. Gutachten [SV 2], Seite 12, Bl. 3006 d. A.), Jedenfalls ist die Sekundärprognose aufgrund der mit einem solchen längeren Planungshorizont verbundenen Unsicherheiten nicht im Rahmen eines rechnerischen Zahlenwerkes zu ermitteln, sondern aus einer verbalen Auseinandersetzung mit den erkennbaren und realistisch ermittelten Risikofaktoren (vgl. Gutachten JSV 2], Seite 12, Bl. 3006 d. A.; Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose, Anlage B 501, Seite .322, jeweils mit Nachweisen). Die Fortbestehensprognose ist aus einer ex ante-Sicht - ausgehend von dem zum Zeitpunkt der Prognoseerstellung sorgfältig ermittelten Wissen - zu erstellen. Auch bei der ex post-Betrachtung können daher nur jene Umstände zur Beurteilung herangezogen werden, die zum damaligen Zeitpunkt erkennbar waren (Karollus a. a. O., S, 98),

Nach diesen Grundsätzen ist eine negative Sekundärprognose für den hier relevanten Zeitraum Anfang 2008 bis 13.11.2009 und nach dem 29.12.2009 nicht gegeben.

Die Bereitschaft der Klägerin, die Beklagte in allen Belangen zu unterstützen und als finanzkräftiger Partner zu begleiten, die Existenz von Landesgarantien und die Bereitschaft der Republik Österreich den Fortbestand der Beklagten zu sichern, sind dabei maßgebliche Faktoren für die Beurteilung der Lebensfähigkeit der Beklagten. Diese Bereitschaft beruhte auf der aus ex ante-Sicht plausiblen Bewertung der Zukunftsaussichten der Beklagten auf Grundlage der vorhandenen Zahlenwerke und Berichte. Der von der Beklagten im Rechtsstreit behauptete versteckte Wertberichtigungsbedarf im streitgegenständlichen Zeitraum ist folglich für die Beurteilung der Lebensfähigkeit solange unerheblich, wie die Entscheidungsträger aufgrund ihres - sorgfältig ermittelten Kenntnis stand es - das Geschäftsmodell der Beklagten positiv bewerteten und die Bereitschaft zur Unterstützung fortbestand.

Die vorsichtig formulierte Einschätzung des Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose (Anlage B 501) auf Seite 351 ff., insbesondere Seite 399, dass die Sekundärprognose im Rahmen der Fortbestehensprognose negativ ausgefallen wäre, da „auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Unterlagen eine Trendumkehr hin zu positiven Ergebnissen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit aus dem Blickwinkel der Jahre 2005 und 2009 für einen Prognosezettraum von 2 bis 3 Jahren unseres Erachtens mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht absehbar war“, überzeugt nicht Bei Berücksichtigung sämtlicher vorgelegter Anlagen zur wirtschaftlichen Situation einschließlich der Aufsichtsratsprotokolle zuzüglich Beilagen, weiterer Sitzungsprotokolle, E-Mails sowie der Beweisaufnahme vor der Kammer ergibt sich vielmehr ein anderes Bild.

aa. Zeitraum 2007 bis September 2008

Eine positive Lebensfähigkeitsprognose war für diesen Zeitraum ohne Zweifel gegeben Hiervon gingen sowohl die Verantwortlichen der Klägerin als auch der Beklagten aufgrund plausibler Annahmen auf der Grundlage überprüfter Zahlenwerke aus. Auch die österreichische Bankaufsicht sah zu keinem Zeitpunkt einen Anlass, die Lebensfähigkeit der Beklagten in Frage zu steilen Die unter anderem in der Beteiligung an der Kapitalerhöhung sowie der Erhöhung der Refinanzierungslinie zum Ausdruck gekommene Bereitschaft der Klägerin zur Sicherung der Liquidität und Stärkung der Kapitalbasis der Beklagten bestand uneingeschränkt.

Im Einzelnen.

[Auf Seite 237 bis Seite 241 der Originalfassung folgt eine umfassende Beweiswürdigung unter Berücksichtigung der Zeugenaussagen, der Protokolle verschiedener Gremiensitzungen und Besprechungen sowie von Jahresfinanzberichten. Der Text wäre bei Schwärzung der Passagen, die sich auf vertrauliche Dokumente beziehen oder den Persönlichkeitsschutz betreffen nicht mehr verständlich, so dass er insgesamt zu kürzen war.]

Die Einschätzung der Verantwortlichen bei der Klägerin und Beklagten sowie der externen Berater, wie sie in den zitierten Anlagen und Vernehmungen zum Ausdruck kommt und aus der sich eine positive Lebensfähigkeitsprognose ableiten lässt, ist angesichts des gesamtwirtschaftlichen Kontextes, des Wachstumskurses der Beklagten sowie der geplanten und veranlassten Verbesserungsmaßnahmen auch aus einer objektiven ex ante Sicht plausibel. Bis September 200S sind folglich Zweifel an einer positiven Fortbestehens Prognose nicht veranlasst.

Gründe für eine negative Fortbestehensprognose werden schließlich in dem Gutachten AKKT - Fortbestehensprognose (Anlage B 501) für diesen Zeitraum nicht konkret aufgezeigt. Das Gutachten verzichtet vielmehr für die Sekundärprognose auf eine Differenzierung nach Zeiträumen, wie sie für Zwecke der Primarprognose vorgenommen wurde

In diesen Zeitraum fallen die Darlehen bzw. Schuldverschreibungen Nr. 2, 4, 6 a, 7 a, 13 a, 15,16,17,18 a, 21, 22,23 und 25.

bb. Zeitraum September 2008 bis November 2009

In diesem Zeitraum verdichteten sich Krisenanzeichen, welche den Vorstand der Beklagten - teilweise in Abstimmung mit der Klägerin - zu weiteren Untersuchungen sowie zur Einleitung von Sanierungsmaßnahmen veranlassten. Der Beweis für eine negative Lebensfähigkeitsprognose hinsichtlich der Beklagten ist auch unter Berücksichtigung dieser negativen Parameter sowie der PIanabweichungen jedoch nicht geführt.

[Auf Seite 242 bis Seite 243 der Originalfassung folgt eine Beweiswürdigung unter Berücksichtigung der Zeugenaussagen, der Protokolle verschiedener Gremiensitzungen und Interner Besprechungen und Unterlagen. Der Text wäre bei Schwärzung der Passagen, die sich auf vertrauliche Dokumente beziehen oder den Persönlichkeitsschutz betreffen nicht mehr verständlich, so dass er insgesamt zu kürzen war.]

Zum Jahresende 2006 erfolgte neben der Kapitalerhöhung in Höhe von EUR 700 Mio. auch die Bereitstellung von Partizipationskapital durch die Republik Österreich in Höhe von EUR 900 Mio. Grundlage hierfür war unter anderem die HGAA Dokumentation gemäß BMF- Positionspapier zur Zeichnung von Partizipationskapital und der Brief |WP 2] Wirtschaftsprüfung GmbH hierzu vom 15,12.2008 (Anlagen K 37, K38, K 39). Nachdem der Vorstand der Beklagten im September 2003 hinsichtlich der Liquidität einen schweren Belastungsfall festgestellt hatte, wurden liquidationsschonende und -sichernde Maßnahmen in Gang gesetzt (vgl. hierzu BMF-Dokumentation vom 15.12.2008 Anlage K 38. S. 31). Das Positionspapier enthält Aussagen zur mittel- und langfristigen Liquiditätsplanung auf der Grundlage einer der Marktentwicklung angepassten Unternehmensplanung, insbesondere einer reduzierten Wachstumsplanung sowie einer Diversifizierung der Liquiditätsbeschaffung. Zu den Quartalsergebnissen 2008 wurde erläutert, dass die Entwicklung im operativen Kerngeschäft positiv sei, das negative Ergebnis beruhe auf Sondereffekten, bedingt durch die Entwicklung der Finanzmärkte und zusätzliche Risikovorsorgen im Kreditgeschäft (Anlage K 38 S. 51). Schließlich sehen die Planungsunterlagen den Aufbau einer Liquiditätsreserve in Höhe von EUR 1,2 Mrd. im Jahr 2009 und Beibehaltung über die gesamte Planungsperiode vor (Anlage K38, S. 85). Im Brief vom 15.12.2006 (Anlage K 39) bestätigte [WP 2] die Plausibilität dieser Planung.

Ein Rentabilitätsbericht, sog. Viability Report gemäß der Grundsatzvereinbarung der Beklagten mit der Republik Österreich zur Zeichnung von Partizipationskapital (Anlage B 774) werden Umstrukturierungsmaßnahmen im Rahmen des Projekts Hypo Fit 2013 dargestellt. Ziel ist die Kapitalmarktfähigkeit der HGAA im Jahr 2013 bei einer Reduzierung, des Geschäfts auf das Kerngeschäft durch Reduktion des nichtstrategischen Beteiligungsportfolios. Zugleich sieht das Konzept eine konsequente Risikosteuerung und eine Reduzierung der Kosten vor. Auf Basis dieses Geschäftsmodells enthält der Report einen Businessplan, der für die Jahre 2009 bis 2013 zu einer deutlichen Ergebnissteigerung mit deutlich positiven Profitabilitätskennzahlen kommt. Bis Ende 2018 wird die Rückführung des Partizipationskapitals in Aussicht genommen (Anlagenkonvolut B 774,vgl. Angaben zum Programm Hypo Fit 2013 im Jahresfinanzbericht für das Geschäftsjahr 2009. Anlage K 35, S, 5 f“ Protokoll 86. Sitzung des Aufsichtsrats der Beklagten vom 11.12.2008 Anlage B 217, Protokoll 89. Sitzung des Aufsichtsrats der Beklagten vom 10.09.2009, Anlage B 218, S. 10 ff., Bericht [WP 1] zur Sonderaufsichtsratssitzung der Beklagten vom 16,1t,2009, Anlage B 219, S. 6 ff. sowie im AKKT- Gutachten Fortbestehensprognose Anlage B 501, S. 383 ff). Auch der Gutachter AKKT-Fortbestehensprognose (Anlage B 501) bewertet das Programm Hypo Fit 2013 grundsätzlich positiv (Anlage B 501, S. 389), auch wenn das Fehlen einer „konkreten Identifikation, Quantifizierung und Auseinandersetzung mit den eigentlichen Krisenursachen“ bemangelt wird. Dass das Programm aus der exante Sicht ungeeignet gewesen wäre, die Lebensfähigkeit der Beklagten zu sichern, ergibt sich aus dieser Kritik nicht. Die teilweise im Rahmen der Lebensfähigkeitsprognose geforderte Verbindlichkeit von Sanierungsmaßnahmen ist jedenfalls durch die Grunds atz Vereinbarung gegeben.

Die EU-Kommission stellte die Plausibilität des von der Republik Osterreich am 29,04.2009 übermittelten Rentabilitätsplans für die HGAA im Eröffnungsbeschluss zum Beihilfe verfahren C 16/09 (ABL C 134 vom 13.06.2009 Erwägungsgrund 92, EUR-Lex Dokument 52009X00613(05)) und im Rettungsbeschluss zum Beihilfe verfahren (ABI. C 85/21 vom 31.03.2010, Erwägungsgrund 66, EUR-Lex Dokument 52010XC0331(04)) sowie im Beschluss vom 03.09.2013 im Verfahren SA.32443 (2009/C) Erwägungsgrund 53 (Anlage B 56), in Frage. Wahrend die Kommission für ihre Einschätzung im Eröffnungsbeschluss zunächst auf eine mangelnde Datenbasis des vorgelegten Planes abstellte, begründete sie diese Bewertung im Beschluss vom 03.09.2013 schließlich damit, das Geschäftsmodell der Beklagten, welches aus einer auf günstigen staatlichen Finanzierungen basierenden aggressiven Wachstumsstrategie bestehe, sei gescheitert, (a. a. O,. Erwägungsgrund 46 ff). Diese Einschätzung zu den Rentabilitätserwartungen ist jedoch im Rahmen der Sekundärprognose zur Fortbestehensprognose, deren Zweck sich auf die in solvenzrecht liehe Fragestellung beschrankt irrelevant, da sich diese vorrangig auf die Lebensfähigkeit unter Liquiditätsgesichtspunkten bezieht. Jedenfalls aus dem Eröffnungsbeschluss vom 13.06.2009 ergeben sich auch im Übrigen keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür, dass die Beklagte ihre Geschäfte nicht werde fortführen können. Folgerichtig führt die Beklagte diesen Gesichtspunkt in ihren Darlegungen zur Fortbestehensprognose auch gar nicht an (vgl. AKKT - Fortbestehensprognose Anlage B 501).

Tatsächlich unterstützte die Klägerin die Beklagte in diesem Zeitraum auch weiter ohne erkennbare Einschränkung mit Liquidität. So gewährte sie die streitgegenständlichen Darlehen Nr. 1, 3, 5 a, 6 a, 7 a, 12 a und erwarb die streitgegenständlichen Schuldverschreibungen Nr. 10 a und 11 a, 31, 32, 33. Demgegenüber ist die zur Begründung einer negativen Sekundärprognose herangezogenen Erwägung im AKKT-Gutachten Fortbestehensprognose (Anlage B 501, S. 397 ff.), die Beklagte habe vermutlich am Kapitalmarkt keine Refinanzierung mehr erlangen können und daher auf die Klägerin als „lender of last resort“ zurückgreifen müssen, zum einen nicht belegt und lässt geschäftspolitische Erwägungen für die Art der Finanzierung etwa hinsichtlich der Refinanzierungskosten außer Acht, zum anderen wäre dies unerheblich, da die Liquidität der Beklagten jedenfalls gesichert war. Gleiches gilt für das Argument, die Zurverfügungstellung von Liquidität sei kein nachhaltiger Sanierungsbeitrag. Einen Beleg dafür, dass die Finanzierungen der Klägerin an die Beklagte überhaupt im Zusammenhang mit Sanierungsmaßnahmen oder -bedarf standen, führt das Gutachten nicht an und berücksichtigt auch nicht ausreichend, dass die Klägerin zugleich mit der Beteiligung an Kapitalerhöhungen nachhaltig auf erkannten Kapitalbedarf reagierte,

cc. Zeitraum ab November 2009

Es kann offenbleiben, ob aus den Ergebnissen des [WP 1]-Berichts sowie dem Brief von [WP 2] vom 13 11 2009 (Anlage B 322, 220. 774) Schlüsse hinsichtlich der Lebensfähigkeitsprognose zu ziehen sind, da ab diesem Zeitpunkt bis zum 29.12.2009 keines der Streitgegenstand liehen Darlehen gewährt wurde oder Schuldverschreibungen gezeichnet wurden.

Für den Zeitpunkt der Streitgegenstand liehen Darlehen Nr. 6 b, 7 b und 18 b vom 30 12 2009 ergibt sich eine neue Situation. Im Aktienkaufvertrag vom 29.12.2009 (Anlage K 4) haben sich die Klägerin und die Republik Österreich zu Kapital- und Liquiditätsmaßnahmen zugunsten der Beklagten in Milliardenhöhe verpflichtet. Diese Verpflichtungen wurden von beiden Seiten erfüllt Die unter anderem im [WP 1]-Bericht (Anlage B 322) aufgezeigten Risiken wurden mit diesen Maßnahmen vollständig abgedeckt Zugleich wurde mit der Übernahme der Beklagten durch die Republik Österreich ein umfangreiches Sanierungskonzept erarbeitet und umgesetzt (vgl. Bericht; zusätzliche Maßnahmen des Risikomanagements auf Basis des BCG Reviews, des [WP 11 Asset Reviews und der Anmerkungen aus der OeNB-Püfung vom 10 12.2009, Anlagenkonvolut B 774), Der Jahresfinanzbericht für das Geschäftsjahr 2010 (Anlage K 41) stellt auf der einen Seite die zusätzlichen Risikovorsorgen und negativen Entwicklungen dar. die zu einem negativen Ergebnis führten, zeigt aber auf der anderen Seite eine positive Zukunftsprognose (Anlage K 41, S. 18 ff.) unter Verweis auf die umfassende Aufarbeitung der Risiken aus der Vergangenheit und die Einleitung von Sanierungs- und Umstrukturierungsprogrammen (CSJ Hypo) auf. In einer adhoc Mitteilung vom 09.07 2010 teilte der Vorstandsvorsitzende der Beklagten mit, nach detaillierter Überprüfung und Neueinschätzung des Kreditportfolios liege das diagnostizierte Kreditrisiko im erwarteten Bereich (Anlage K49). Der Jahresfinanzbericht für das Geschäftsjahr 2011 (AnlageK42, insbesondere 5. 94 ff.) verweist auf eine weitere Überprüfung des Kreditportfolios durch [WP 1], deren Ergebnisse bei der Risikovorsorgeallokation berücksichtigt worden seien. Es wird dargelegt, dass „der Turnaround geschafft“ sei und nach Jahren wieder ein positives Konzernergebnis habe ausgewiesen werden Können. Der Bericht schließt mit der Aussicht; „Ziel der Gruppe ist es, für das Jahr 2012 die im Vorjahr auch zahlenmäßig unter Beweis gestellte Profitabilität nachhaltig strukturell abzusichern und mit dem Jahresergebnis 2012 ein . aus den strategischen Kernteilen der Bank getriebenes, positives Konzernergebnis im Sinne der Steuerzahler sowie der Kunden und Mitarbeiter der Hypo Alpe Adria zu erzielen.“ (Anlage K42 = B68, S 191). Der allgemeine konjunkturelle Hintergrund im Bankensektor wurde dabei von der österreichischen Nationalbank - bei gleichzeitigem Hinweis auf gestiegene Risiken - grundsätzlich als positiv bewertet, vor allem hinsichtlich der südosteuropäischen Volkswirtschaften (vgl. Finanzmarktstabilitätsbericht 21 vom Juni 2011, Anlage B 69). Begleitend zu den Sanierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen bestand die in den tatsächlich durchgeführten Maßnahmen zum Ausdruck kommende Bereitschaft der Republik Österreich, die Beklagte mit Liquidität zu unterstützen. Die Abkehr von dieser Politik und die Entscheidung zur Abwicklung erfolgten später und zumindest in zeitlicher Kongruenz zum EU-Beihilfeverfahren, das mit Bescheid der Kommission vom 03.09 2013 (Anlage B 56) die Abwicklung zur Auflage machte.

ee. Auch die von der Beklagten für den Zeitraum 2007 bis 2009 behaupteten Wertberichtigungen, die zu einem Absinken der Eigenmittel unter die regulatorischen Anforderungen führen würden, vermögen eine negative Sekundarprognose nicht zu begründen. Wie im Gutachten des Sachverständigen (SV Z] aufgezeigt, hat die Höhe der Eigenmittel keine unmittelbare Bedeutung für die hinsichtlich der Fortbestehens Prognose relevante Liquiditätsprognose (Gutachten [SV 2] S. 19 f., Bl. 3013 d. A. f.). Soweit eine Unterschreitung der Eigenmittelkennzahlen ein Einschreiten der Aufsicht mit Maßnahmen bis hin zu einem Entzug der Bankerlaubnis zur Folge haben kann und damit mittelbar den Fortbestand des Geschäftsbetriebs in Frage stellen könnte, gibt es hier keine Anhaltspunkte für ein solches hypothetisches Szenario. Unstreitig wurden die regulatorischen Anforderungen in allen geprüften jährlichen und unterjährigen Berichten eingehalten. Die Bankaufsicht sah keinen Anlass zum Einschreiten, so dass eine entsprechende Gefährdung des Geschäftsbetriebs in der Vergangenheit nicht bestand. Eine solche kann auch nicht aus einer nachträglichen Neuberechnung der Eigenmittel konstruiert werden, zumal den Beteiligten darauf verschiedene Reaktionsmöglichkeiten, wie etwa die Zuführung von Kapital, wie sie 2007, 2008 und 2009 ja tatsächlich erfolgte, gegebenenfalls ergänzt durch weitere Maßnahmen zur Sanierung und Zurverfügungstellung von Kapital durch die Republik Österreich oder aber alternativ verschiedene Formen der Abwicklung zur Verfügung gestanden hätten. Das von der Beklagten angebotene Sachverständigengutachten zu den behaupteten Wertberichtigungen und zu den Auswirkungen auf die Eigenmittel war vor diesem Hintergrund nicht zu erholen.

V.

Der Feststellungsantrag Ziffer 4.37 der Klage ist begründet.

Die Klägerin hat ein Interesse im Sinne von § 256 Abs. 1 ZPO an der Feststellung, nicht zur Rückzahlung der auf die Darlehenszusage Nr. 10 b vom 16./17.11.2010 und Nr. 11 b vom 19J20.01.2011 am 02.08.2012geleistete Bereitstellungsprovision in Höhe von EUR 6.600.000,00 verpflichtet zu sein. Zwar wurden die Schuldscheindarlehen Nr. 10 b und 11 b zu einem Zeitpunkt vereinbart als die Klägerin nicht mehr Gesellschafterin der Beklagten war. Die Beklagte hat auch bisher die Rückzahlung nicht im Wege der Widerklage verlangt und mit der 5. Widerklage angekündigt, dass dies voraussichtlich die fetzte Erweiterung der Widerklage ist. Die Darlehenszusagen stehen aber im Zusammenhang mit der vorzeitigen Rückzahlung der Schuldverschreibungen Nr. 10 a und Nr. 11 a, die ihrerseits von der Klägerin während der Zeit ihrer Beteiligung an der Beklagten gewährt wurden. Da die Beklagte sukzessive immer weitere Zahlungen Im Verhältnis zur Klägerin in ihre Ruckforderungen nach § 14 (Österr) EKEG einbezogen hat ist ein Feststellungsinteresse gegeben. Die Einbeziehung in das Verfahren, in welchem die Voraussetzungen der §§ 1 ff, (österr,) EKEG umfassend geprüft wurden, ist auch prozessökonomisch.

Der Anspruch ist begründet, da die Beklagte keinen Anspruch auf Rückzahlung der Bereitstellungsprovision in Höhe von EUR 6.600.000,00 hat Dies folgt, wie dargelegt, bereits daraus, dass die Darlehenszusagen nicht in der Zeit der Beteiligung der Klägerin gewährt wurden. Jedenfalls liegen die Voraussetzungen eigenkapitalersetzender Kredite im Sinne von § 1 ff. (österr.) EKEG nicht vor Auf die Ausführungen unter 0:llL und IV. wird Bezug genommen.

VI.

Der Feststellungsantrag Ziffer 4 der Klage ist begründet. Die ursprünglichen KlageanträgeZiffer4.10 bis 4,14, 4.21 bis 4.36 sind durch die Erhebung der Widerklage erledigt Sie waren ursprünglich zulässig (siehe A:) und begründet.

Die Beklagte hat keinen Anspruch auf Rückzahlung der auf die Finanzierungsvertrage Nr. 10 a (Klageantrag Ziffer 4.10), Nr. 11 a (Klageantrag Ziffer 4.11), Nr. 12 a (Klageantrag Ziffer 4.12), Nr. 13 a (Klageantrag Ziffer4.13), Nr. 5 a (Klageantrag Ziffer 4.14), Nr. 21 (Klageantrag Ziffer 4.21), Nr. 22 (Klageantrag Ziffer 4.22), Nr. 23 (Klageantrag Ziffer 4.23), Nr. 24 (Klageantrag Ziffer 4.24), Nr. 25 (Klageantrag Ziffer 4,25), Nr. 2 (Klageantrag Ziffer 4.26), Nr. 16 (Klageantrag Ziffer 4,27), Nr. 4 (Klageantrag Ziffer 4.28), Nr. 3 (Klageantrag Nr. 4.29), Nr. 7 a (Klageantrag Ziffer 4.30), Nr. 6 a (Klageantrag Ziffer4,31), Nr. 1 (Klageantrag Ziffer 4.32), Nr. 17 (Klageantrag Ziffer 4.33), Nr. 18 a (Klageantrag Ziffer 4.34), Nr. 8 a, 0 b, 9 (Klageantrag Ziffer 4.35), Nr. 15 (Klageantrag Ziffer 4 36) geleisteten Zahlungen.

Ein Anspruch aus § 14 Abs. 1 (österr.) EKEG ist nicht gegeben, da es sich nicht um eigenkapitalersetzende Kredite gemäß § 2 EKEG handelt. Die Kredite wurden nicht in der Krise im Sinne von § 2 Abs. 1 (österr.) EKEG gewahrt. Es sind weder die Voraussetzungen des § 2 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 3 (österr. EKEG) in Bezug auf eine Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittel noch des § 2 Abs, 1 Nr. 2 (österr.) EKEG aufgrund einer Überschuldung gegeben. Auf die Ausführungen unter B:JII. und IV. wird vollständig Bezug genommen. Für die Voraussetzungen des Anspruches, dessen sich die Beklagte berühmt, bleibt es bei der allgemeinen Beweislastverteilung, wonach die Beklagte als Anspruchsteller in die Beweislast trägt (vgl. Zöller/Greger, ZPO, 30. Aufl. 2014, § 256 Rn. 18). An dem Ergebnis ändert sich folglich durch die umgekehrte Parteistellung nichts.

Die Klägerin hatte bei Rechtshängigkeit der Feststellungsanträge ein Feststellungsinteresse gemäß §256 Abs. 1 ZPO. Die Beklagte hat mit Schreiben vom 13.12 2012 (Anlage K 20) und 07.01.2013 (Anlage K 22) die Ruckforderung geleisteter Zahlungen unter Berufung auf das österr, Eigenkapitalersatzgesetz angekündigt. Aus dem Sich-Berühmen eines Anspruchs folgt ein Interesse des Schuldners an der Klärung des Rechtsverhältnisses,

Dieses Feststellungsinteresse ist durch die Erhebung der auf Leistung gerichteten Widerklage nach Stellung der Antrage entfallen (vgl. BGH Urt. vom 22.01.1987, BGHZ 99, 340, 342 f.). Da die Widerklageanträge sämtliche Zahlungen, die Gegenstand der Feststellungsanträge sind, umfassen, ist insgesamt ein erledigendes Ereignis eingetreten.

Da sich die Beklagte der Erledigterklärung der Klägerin nicht angeschlossen hat, war über den Antrag auf Feststellung der Erledigung zu entscheiden.

C:

Im Übrigen ist die Klage unbegründet.

I.

Der Klageantrag Ziffer S ist abzuweisen.

II.

Der Antrag ist auf Feststellung eines Schadensersatzanspruches wegen der „angekündigten Rückforderungen“ gerichtet. Er ist unbegründet. Eine Anspruchsgrundlage hierfür ist nicht gegeben. Es kommen weder vertragliche noch deliktische Anspruchsgrund lagen in Betracht, Durch die gerichtliche Geltendmachung der Ansprüche werden keine Neben pflichten aus den jeweiligen Finanzierungsvertragen verletzt. Auch eine Verletzung gesellschaftsrechtlicher Treuepflichten kommt nicht in Betracht, zumal eine gesellschaftsrechtliche Verbundenheit zwischen den Parteien nicht mehr besteht.

Die auf Feststellung der Erledigung gerichteten Klageanträge Ziffer 1.10,1.11,1.12 b, 1.13 b, 114 b, 1.19,1.20 sind unbegründet. Die Klägerin hat die Klageantrage Ziffer 1.10, 1.11, 1.12 b, 1.13 b, 1.14 b, mit welchen sie sich gegen die mögliche Inanspruchnahme aus Darlehenszusagen wehrt, aufgrund des Zeitablaufs für erledigt erklärt. Nachdem die Beklagte die Darlehen nicht innerhalb der Laufzeit der Zusagen in Anspruch genommen hat, ist das Feststellungsinteresse entfallen Die Klageanträge Ziffer 1.19 und 1.20 wurden für erledigt erklärt, nachdem die Beklagte auf die Schuldverschreibungen Zinsen geleistet und die Klägerin die Schuldverschreibungen veräußert hat.

Zwar sind jeweils erledigende Ereignisse eingetreten. Die Klagen waren jedoch nicht anfänglich zulässig. Auf die Ausführungen unter A:ll für die Klageanträge Ziffer 1.19 und 1.20 und A:lIl für die Anträge Ziffer 1.10,1.11, 1.12,1.13 b, 1.14 b wird Bezug genommen.

D:

Die Widerklage ist unbegründet.

Die Beklagte und Widerklägerin hat keinen Anspruch gegen die Klägerin und Widerbeklagte aus§ 14 Abs. 1 (österr) EKEG, da es sich nicht um eigenkapitalersetzende Kredite im Sinne von §§ 1, 2 EKEG handelt.

Zum Gegenstand der Widerklage wird auf die Übersicht im Tatbestand Bezug genommen. Bei keiner dieser Finanzierungsverträge im Zeitraum 2008 und 2009 handelt es sich um in der Krise gewährte Kredite, Weder der Tatbestand des § 2 Abs. 1 Nr. 2, noch des § 2 Abs. 1 Nr. 3 EKEG ist erfüllt. Auf die Ausführungen zur Klage unter B: wird vollständig Bezug genommen. Sämtliche Finanzierungen erfolgten vor dem [WP 1]-Bericht vom 13.11.2009 (Anlage B 325) und dem Schreiben [WP2j vom 13.11.2009 (Anlage B 220), also in einem Zeitraum, für den die Kenntnis der Klägerin von der behaupteten Unterschreitung der regulatorischen Eigenmittel nicht bewiesen ist.

Mit der Widerklage macht die Beklagte zum einen die Rückzahlung von Zins- und Tilgungsleistungen aus den Darlehen, Darlehenszusagen und Schuldverschreibungen geltend, die Gegenstand der Klageantrage Ziffer 1,1 bis 1,18 sind einschließlich von Leistungen auf Vorgängervertrage. Darüber hinaus erstreckt sich die Widerklage auf Zahlungen, die weitere Finanzierungsvertrage betreffen. Dabei beziehen sich die Widerklageanträgen Ziffer 1, 2, 5, 6,17 auf Zins- und Tilgungsleistungen hinsichtlich weiterer Darlehen (Nr. 21, 22, 23, 24, 25) aus dem Jahr 2008 auf der Grundlage des Rahmenvertrages MLA (Anlage K 1). die vertragsgemäß bedient und vollständig getilgt wurden, Insoweit ergeben sich keine Besonderheiten.

Die Widerklageanträge Ziffer 13,14,15, 25 betreffen sogenannte Kurzfristfinanzierungen (Nr. 26, 27, 28, 30) in unterschiedlichen Währungen, die teilweise mehrfach prolongiert oder nach Tilgung neu ausgereicht wurden. Insoweit kann offen bleiben, ob es sich um Kredite mit einer Laufzeit unter 60 Tagen handelt, für welche gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 1 (österr.) EKEG kein Kredit im Sinne des § 1 EKEG vorliegt (dazu [SV 1J-Gutachten Ii. S. 5 ff),

Mit dem Widerklageantrag Ziffer 16 (Finanzierung Nr. 29) macht die Beklagte Ansprüche aus § 14 Abs. 2 (österr.) EKEG mit der Behauptung geltend, es handele sich um den Saldo aus einer Kontokorrentabrede, Die Beklagte hat für die bestrittene Behauptung einer Kontokorrentabrede keinen Beweis geführt. Die Salden übersieht Anlagen B 103, B 104, ist hierfür nicht ausreichend, da sich hieraus die Vereinbarung eines Kontokorrents nicht ergibt.

Mit den Widerklageanträgen Ziffer 27, 28, 29 wird die Rückzahlung von Zins und Tilgung auf weitere Schuldverschreibungen (Nr. 31, 32, 33) beansprucht. Die Beklagte hat nicht dazu vorgetragen, an wen sie die Zins- und Tilgungsleistungen erbracht hat, Sie lasst dies mit der Begründung offen, falls an einen Dritten Erwerber der Schuldverschreibungen bezahlt worden sei, bestehe der Anspruch gegen die Klägerin jedenfalls aus Bereicherungsrecht. Die Anspruchsgrundlage kann jedoch nicht offen gelassen werden, da sowohl Tatbestandsvoraussetzungen als auch Rechtsfolgen aus einem Bereicherungsanspruch nicht deckungsgleich mit denen eines Anspruchs aus § 14 Abs. 1 EKEG sind. Hinsichtlich des Verhältnisses von Bereicherungsansprüchen zu § 14 EKEG wird auf das [SV 1]-Gutachten I, 5. 58 Bezug genommen. Die Beklagte hat folglich bereits nicht substantiiert zu den Tatbestandsvoraussetzungen vorgetragen.

E:

1. Die mündliche Verhandlung war auf den Antrag der Beklagten im Termin vom 08.05.2015 hin nicht zu vertagen. Ein Grund zur Vertagung ist nicht ersichtlich. Das Gericht hat dem Sachverständigen zur Vorbereitung auf die Anhörung im Termin vom 08.05.2015 die Einwendungen der Parteien zu seinem schriftlichen Gutachten zugeleitet Auf Aufforderung des Gerichts hat der Sachverständige seine mündliche Anhörung mit einer vorbereiteten Stellungnahme auf die Einwände und Argumente der Beklagten begonnen. Einleitend hat er dabei jeweils wörtlich aus dem Schriftsatz der Beklagten, insbesondere aus dem Schriftsatz vom 20.03.2015 (Bl. 3555/3567 d. A.), zitiert. Neue Gesichtspunkte oder Fragestellungen haben sich aus den Ausführungen des Sachverständigen nicht ergeben. Zur Erleichterung der Protokollierung hat der Sachverständige eine schriftliche Fassung seines mündlichen Vortrags für das Gericht übergeben, die als Anlage zu Protokoll genommen wurde. Nach der einleitenden Stellungnahme hatte die Beklagte ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen. Hinzuweisen ist darauf, dass die Beklagte nicht nur mit acht Prozessvertretern und drei österreichischen Korrespondenzanwälten, sondern auch mit ihrem Privatsachverständigen für das österreichische Insolvenz- und Eigenkapitalersatzrecht, Prof. [P 2], im Termin vertreten war. Soweit die Beklagte den Vortragsstil beanstandet hat und geltend machte, der Sachverständige [SV 2] habe „abgelesen“, hätte sie bei Verständnisschwierigkeiten ohne weiteres um Wiederholung oder Erläuterung bitten können. Auch wenn sich der Sachverständige beim Vortrag eng an seine Aufzeichnungen gehalten hat, wird hierdurch die mündliche Anhörung nicht zu einem schriftlichen Ergänzungsgutachten. wie die Beklagte meint. Die Weigerung. Fragen zu stellen, entbehrt daher jeder sachlichen Grundlage und rechtfertigt keine Vertagung.

2. Die von der Beklagten im Termin vom 08.05.2015 beantragten Schriftsatzfristen waren nicht zu gewähren.

Weder aufgrund des konkreten Verlaufs der Anhörung der Sachverständigen [SV 1] und [SV 2], noch unter allgemeinen Gesichtspunkten, etwa wegen der Schwierigkeit der Sachfragen, war die bereits zu Beginn der mündlichen Verhandlung vom 08.05.2015 (Sitzungsniederschrift S 4. Bl 4022 d. A.) beantragte Schriftsatzfrist zum Ergebnis der Anhörung zu gewähren. Sämtliche Rechtsfragen sind im Rechtsstreit bereits umfassend behandelt worden. Die Beklagte war im Termin mit acht deutschen, drei österreichischen Rechtsanwälten und einem Privatsachverständigen zum österreichischen Recht vertreten Es bestand ausreichend Zeit und Gelegenheit, im Termin Stellung zu nehmen. Konkret begründet hat die Beklagte ihren Schriftsatzantrag nicht.

Schriftsatzfristen zu den Schriftsätzen der Klagepartei vom 07.04.2015, 17.04 2015, 29.04.2015 und 05.05.2015 waren nicht zu gewahren. Der Schriftsatz der Klagepartei vom 07.04.2015 (Bl. 3689/3348) ist zwar mit 158 Seiten etwas länger, er enthält jedoch im Wesentlichen eine Zusammenfassung der Argumentation der Klägerin auf der Grundlage des aktuellen Sach- und Streitstandes. Der Schriftsatz vom 17.04.2015 (Bl. 3858/3838 d. A.) beschäftigt sich ausschließlich mit Rechtsfragen zum Mandatsbescheid der FMA vom 01.03.2015. Hierzu hatte die Beklagte bereits vorgetragen. Zu beiden Schriftsätzen hat die Beklagte ausführlich im Schriftsatz vom 29.04.20.15 (Bl. 3930/3987 d A.) Stellung genommen. Der Schriftsatz der Klagepartei vom 30.04 2015 (Bl. 3988/3989 d. A.) hat lediglich zwei Seiten, nimmt allerdings auf ein weiteres Privatgutachten zum Mandatsbescheid Bezug (Anlage K 101) und enthält ein Zeugenbeweisangebot: Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um einen Nachtrag zum Beweisangebot im Schriftsatz vom 07.Ü4.2015. S 148 (B). 3836 ü. A). Hinsichtlich dieser Schriftsätze gilt, dass die Fristen für prozessvorbereitenden Sachvortrag gemäß § 132 ZPO eingehalten waren. Grundsätzlich neuer Sachvortrag oder neue, komplizierte rechtliche Argumente, auf die die Beklagte nicht innerhalb der Fristen des § 132 ZPO hatte reagieren kennen, enthalten die Schriftsätze nicht. Die Beklagte hat solche Gründe auch nicht geltend gemacht und ihren Schriftsatzantrag nicht weiter begründet.

Der Schriftsatz vom 05.05.2015 (BL 3990/4019 d A.), der eine Gegenerklärung zu den Schriftsätzen der Beklagten vom 07.04.2015 und vom 29.04.2015 (81. 3930/3987 d A) enthält, wurde den Beklagten Vertretern allerdings außerhalb der Schriftsatztrist des § 132 Abs. 2 ZPO, die gemäß § 222 ZPO, § 187 Abs. 1 BGB am 04.05.2015 endete, am 05.05.2015 zugestellt. Zwar kann eine solche Verspätung durch die Gewährung einer nachgelassenen Schriftsatzfrist gemäß § 283 ZPO ausgeglichen werden Die Beklagte hat sich allerdings nicht darauf berufen, dass ihr eine Erwiderung im Termin nicht möglich gewesen wäre. In der mündlichen Verhandlung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Gelegenheit zur Stellungnahme zu den im Schriftsatz vom 05.05.2015 angesprochenen Rechtsfragen besteht Die Beklagte hat hierzu nichts vorgetragen und auch nicht geltend gemacht, dass sie zur Vorbereitung mehr Zeit benötige. Da der Schriftsatz neben einem einfachen Bestreiten einer nicht entscheidungserheblichen Behauptung der Beklagten im Wesentlichen nur rechtliche Argumente enthält, die bereits vorgetragen oder zuvor vom Gericht selbst erarbeitet worden waren und der Rechtsstreit im Übrigen entscheidungsreif ist, hat das Gericht den verspäteten Schriftsatz seiner Entscheidung nicht zugrunde gelegt. Eine Schriftsatzfrist war nicht zu gewähren.

3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 92 Abs. 1 und auf § 269 Abs. 3 Satz 3, Abs. 4 ZPO.

Die Klägerin trägt die Kosten soweit sie teilweise unterlegen ist sowie hinsichtlich der zurück genommenen Anträge Ziffer 1.8 und 1,9. Es kann offen bleiben, ob der Anlass zur Klage vor Zustellung entfallen ist. Über die Kosten ist gemäß § 269 Abs. 3 Satz 3 ZPO nach billigem Ermessen unter Berücksichtigung des Sach- und Streitstandes im Zeitpunkt der Rücknahme zu entscheiden. Da die Klage hinsichtlich der Anträge Ziffer 1.3 und 1.9 nicht zulässig war (zur Begründung siehe unter A:llI.3) und außerdem Bedenken hinsichtlich der Anträge bestanden, worauf mit Verfügung vom 04.07.2013 (Bl 282/291 d. A) hingewiesen wurde, hat die Klägerin die Kosten hierfür zu tragen.

Das Maß des Unterliegens der Parteien bemisst sich auf der Grundlage eines Streitwertes in Höhe von EUR 0.390.175.927,67 unter Einbeziehung der zurückgenommenen Anträge Ziffer 1.8 und 1.9. Die Klägerin unterliegt mit ihren Klageanträgen in Höhe von EUR 379.902.126,91 und damit in Höhe von ca. 6%.

Der Streitwert berechnet sich aus der Summe folgender Teilbeträge:

Die Höhe des Streitwerts der Klageanträge Ziffer 1.1. bis 1,7 und Ziffer 1,15 bis 1.18 richtet sich nach der Hauptforderung und beträgt EUR 1.031.406.879.93 und CHF 1.587.218.000,00 (Umrechnung auf Basis des Währungsrechners des Bankenverband (https://bankenverband.de/service/waehrungsrechner) zum Tageskurs von 1 CHF = 0,963 EUR).

Der Streitwert hinsichtlich der Klageanträge Ziffer 1.12 a, 1.13 a, 1.14 a richtet sich nach der Höhe der geltend gemachten Bereitstellungsprovisionen. Der Streitwert ist für diese Anträge demnach auf EUR 706.844,39 festzusetzen.

Für die Klageanträge Ziffer 1.8. und 1.9 wird der Streitwert auf 10% aus EUR 400.000.000,00 und aus EUR 100.000.000,00 festgesetzt, d. h. auf zusammen EUR 50.000.000,00. Bei der Bemessung des Feststellungsinteresses als Anteil bezogen auf den Wert des festzustellenden Rechtsverhältnisses war zu berücksichtigen, dass die Laufzeit der Darlehenszusagen nur noch wenige Tage betrug, so dass das Interesse mit 10% angemessen bewertet ist.

Die (erledigten) Klageanträge Ziffer 1.10 und 1.11, 1.12 b, 1,13 b, 1,14 b, 1,19 und 1.20 erhöhen den Streitwert nicht. Bei der streitigen Feststellung der Erledigung deckt sich das Feststellungsinteresse mit dem Kosteninteresse (vgl. Herget in Zoller, ZPO, 30. Auflage 2014, § 3 Rn. 16: Erledigung der Hauptsache, m. w. N,), Das Kosteninteresse hat hier keinen eigenen Wert, da durch den erledigt erklärten Teil der Hauptsache wegen der Kostenbegrenzung keine höheren Kosten angefallen sind.

Der Streitwert wird hinsichtlich dieses Klageantrages Ziffer 2 auf 1% des Streitwerts der Klageanträge Ziffer 1.1 bis 1 7 und Ziffer 1.10 bis 1.18 bemessen, Mithin beträgt der Streitwert für den Klageantrag Ziffer 2 EUR 25 609.360,46, Das Feststellungsinteresse bzgl. des Klageantrages Ziffer 3 wird auf EUR 100.000.00 festgesetzt.

Die einseitig für erledigt erklärten Klageanträge Ziffer 4.10 bis 4.14 und 4.21 bis 4,36 betreffen im Sinne von § 45 Abs. 1 Satz 3 GKG den Gegenstand der Widerklage, so dass deren höherer Wert allein maßgeblich ist.

Der Streitwert hinsichtlich des Feststellungsantrages Ziffer 4.37 richtet nach der Höhe der Bereitstellungsprovisionen und betragt demnach EUR 3.3Q0.000,00. Wegen der Ungewissheit der Rückforderung durch die Beklagte war ein Abschlag für den Feststellungsantrag von 50% vorzunehmen.

Der Streifwert für den Feststellungsantrag Ziffer 5 wird auf 1% des Streitwerts der Widerklage, mithin auf EUR 37.235.534,08 festgesetzt.

Der Streitwert der Widerklage richtet sich nach dem Wert der Hauptsache (Umrechnung auf Basis des Währungsrechners des Bankenverband (https://bankenverband.de/service/waehrungsrechner) zum Tageskurs von 1 CHF = 0,963 EUR, 1 USD = 0.888 EUR. 1 HUF = 0,003 EUR). Der geltend gemachte Nutzungsersatz stellt eine Nebenforderung dar, die gemäß § 4 Abs. 1 Halbsatz 2 ZPO den Streitwert nicht erhöht. Der Streitwert der Widerklage beträgt demnach EUR 3.723.558.408,04.

4. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus § 709 ZPO.

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Gesetz über den Lastenausgleich


Lastenausgleichsgesetz - LAG

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 242 Leistung nach Treu und Glauben


Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 280 Schadensersatz wegen Pflichtverletzung


(1) Verletzt der Schuldner eine Pflicht aus dem Schuldverhältnis, so kann der Gläubiger Ersatz des hierdurch entstehenden Schadens verlangen. Dies gilt nicht, wenn der Schuldner die Pflichtverletzung nicht zu vertreten hat. (2) Schadensersatz weg

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 823 Schadensersatzpflicht


(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. (2) Di

Zivilprozessordnung - ZPO | § 709 Vorläufige Vollstreckbarkeit gegen Sicherheitsleistung


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Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 288 Verzugszinsen und sonstiger Verzugsschaden


#BJNR001950896BJNE028103377 (1) Eine Geldschuld ist während des Verzugs zu verzinsen. Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz. (2) Bei Rechtsgeschäften, an denen ein Verbraucher nicht beteiligt ist, betr

Zivilprozessordnung - ZPO | § 256 Feststellungsklage


(1) Auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses, auf Anerkennung einer Urkunde oder auf Feststellung ihrer Unechtheit kann Klage erhoben werden, wenn der Kläger ein rechtliches Interesse daran hat, dass das Rechtsverh

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 286 Verzug des Schuldners


#BJNR001950896BJNE027902377 (1) Leistet der Schuldner auf eine Mahnung des Gläubigers nicht, die nach dem Eintritt der Fälligkeit erfolgt, so kommt er durch die Mahnung in Verzug. Der Mahnung stehen die Erhebung der Klage auf die Leistung sowie die Z

Zivilprozessordnung - ZPO | § 286 Freie Beweiswürdigung


(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei.

Zivilprozessordnung - ZPO | § 253 Klageschrift


(1) Die Erhebung der Klage erfolgt durch Zustellung eines Schriftsatzes (Klageschrift). (2) Die Klageschrift muss enthalten:1.die Bezeichnung der Parteien und des Gerichts;2.die bestimmte Angabe des Gegenstandes und des Grundes des erhobenen Ansp

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 291 Prozesszinsen


Eine Geldschuld hat der Schuldner von dem Eintritt der Rechtshängigkeit an zu verzinsen, auch wenn er nicht im Verzug ist; wird die Schuld erst später fällig, so ist sie von der Fälligkeit an zu verzinsen. Die Vorschriften des § 288 Abs. 1 Satz 2, Ab

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 138 Sittenwidriges Rechtsgeschäft; Wucher


(1) Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, ist nichtig. (2) Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das jemand unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen W

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 134 Gesetzliches Verbot


Ein Rechtsgeschäft, das gegen ein gesetzliches Verbot verstößt, ist nichtig, wenn sich nicht aus dem Gesetz ein anderes ergibt.

Gesetz über das Kreditwesen


Kreditwesengesetz - KWG

Zivilprozessordnung - ZPO | § 269 Klagerücknahme


(1) Die Klage kann ohne Einwilligung des Beklagten nur bis zum Beginn der mündlichen Verhandlung des Beklagten zur Hauptsache zurückgenommen werden. (2) Die Zurücknahme der Klage und, soweit sie zur Wirksamkeit der Zurücknahme erforderlich ist, a

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 187 Fristbeginn


(1) Ist für den Anfang einer Frist ein Ereignis oder ein in den Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das Ereignis oder der Zeitpunkt fällt. (2) Ist der Beginn

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 276 Verantwortlichkeit des Schuldners


(1) Der Schuldner hat Vorsatz und Fahrlässigkeit zu vertreten, wenn eine strengere oder mildere Haftung weder bestimmt noch aus dem sonstigen Inhalt des Schuldverhältnisses, insbesondere aus der Übernahme einer Garantie oder eines Beschaffungsrisikos

Zivilprozessordnung - ZPO | § 222 Fristberechnung


(1) Für die Berechnung der Fristen gelten die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs. (2) Fällt das Ende einer Frist auf einen Sonntag, einen allgemeinen Feiertag oder einen Sonnabend, so endet die Frist mit Ablauf des nächsten Werktages.

Gerichtskostengesetz - GKG 2004 | § 45 Klage und Widerklage, Hilfsanspruch, wechselseitige Rechtsmittel, Aufrechnung


(1) In einer Klage und in einer Widerklage geltend gemachte Ansprüche, die nicht in getrennten Prozessen verhandelt werden, werden zusammengerechnet. Ein hilfsweise geltend gemachter Anspruch wird mit dem Hauptanspruch zusammengerechnet, soweit eine

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 488 Vertragstypische Pflichten beim Darlehensvertrag


(1) Durch den Darlehensvertrag wird der Darlehensgeber verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen Geldbetrag in der vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer ist verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen und bei Fälligkeit da

Zivilprozessordnung - ZPO | § 383 Zeugnisverweigerung aus persönlichen Gründen


(1) Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt:1.der Verlobte einer Partei;2.der Ehegatte einer Partei, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht;2a.der Lebenspartner einer Partei, auch wenn die Lebenspartnerschaft nicht mehr besteht;3.diejenigen, di

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 312 Anwendungsbereich


(1) Die Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels sind auf Verbraucherverträge anzuwenden, bei denen sich der Verbraucher zu der Zahlung eines Preises verpflichtet. (1a) Die Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels sind auch

Zivilprozessordnung - ZPO | § 29 Besonderer Gerichtsstand des Erfüllungsorts


(1) Für Streitigkeiten aus einem Vertragsverhältnis und über dessen Bestehen ist das Gericht des Ortes zuständig, an dem die streitige Verpflichtung zu erfüllen ist. (2) Eine Vereinbarung über den Erfüllungsort begründet die Zuständigkeit nur, we

Strafgesetzbuch - StGB | § 203 Verletzung von Privatgeheimnissen


(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als 1. Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen eines anderen Heilbe

Zivilprozessordnung - ZPO | § 17 Allgemeiner Gerichtsstand juristischer Personen


(1) Der allgemeine Gerichtsstand der Gemeinden, der Korporationen sowie derjenigen Gesellschaften, Genossenschaften oder anderen Vereine und derjenigen Stiftungen, Anstalten und Vermögensmassen, die als solche verklagt werden können, wird durch ihren

Zivilprozessordnung - ZPO | § 283 Schriftsatzfrist für Erklärungen zum Vorbringen des Gegners


Kann sich eine Partei in der mündlichen Verhandlung auf ein Vorbringen des Gegners nicht erklären, weil es ihr nicht rechtzeitig vor dem Termin mitgeteilt worden ist, so kann auf ihren Antrag das Gericht eine Frist bestimmen, in der sie die Erklärung

Zivilprozessordnung - ZPO | § 142 Anordnung der Urkundenvorlegung


(1) Das Gericht kann anordnen, dass eine Partei oder ein Dritter die in ihrem oder seinem Besitz befindlichen Urkunden und sonstigen Unterlagen, auf die sich eine Partei bezogen hat, vorlegt. Das Gericht kann hierfür eine Frist setzen sowie anordnen,

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 269 Leistungsort


(1) Ist ein Ort für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen, insbesondere aus der Natur des Schuldverhältnisses, zu entnehmen, so hat die Leistung an dem Ort zu erfolgen, an welchem der Schuldner zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältni

Zivilprozessordnung - ZPO | § 402 Anwendbarkeit der Vorschriften für Zeugen


Für den Beweis durch Sachverständige gelten die Vorschriften über den Beweis durch Zeugen entsprechend, insoweit nicht in den nachfolgenden Paragraphen abweichende Vorschriften enthalten sind.

Zivilprozessordnung - ZPO | § 293 Fremdes Recht; Gewohnheitsrecht; Statuten


Das in einem anderen Staat geltende Recht, die Gewohnheitsrechte und Statuten bedürfen des Beweises nur insofern, als sie dem Gericht unbekannt sind. Bei Ermittlung dieser Rechtsnormen ist das Gericht auf die von den Parteien beigebrachten Nachweise

Zivilprozessordnung - ZPO | § 260 Anspruchshäufung


Mehrere Ansprüche des Klägers gegen denselben Beklagten können, auch wenn sie auf verschiedenen Gründen beruhen, in einer Klage verbunden werden, wenn für sämtliche Ansprüche das Prozessgericht zuständig und dieselbe Prozessart zulässig ist.

Zivilprozessordnung - ZPO | § 33 Besonderer Gerichtsstand der Widerklage


(1) Bei dem Gericht der Klage kann eine Widerklage erhoben werden, wenn der Gegenanspruch mit dem in der Klage geltend gemachten Anspruch oder mit den gegen ihn vorgebrachten Verteidigungsmitteln in Zusammenhang steht. (2) Dies gilt nicht, wenn f

Zivilprozessordnung - ZPO | § 38 Zugelassene Gerichtsstandsvereinbarung


(1) Ein an sich unzuständiges Gericht des ersten Rechtszuges wird durch ausdrückliche oder stillschweigende Vereinbarung der Parteien zuständig, wenn die Vertragsparteien Kaufleute, juristische Personen des öffentlichen Rechts oder öffentlich-rechtli

Zivilprozessordnung - ZPO | § 270 Zustellung; formlose Mitteilung


Mit Ausnahme der Klageschrift und solcher Schriftsätze, die Sachanträge enthalten, sind Schriftsätze und sonstige Erklärungen der Parteien, sofern nicht das Gericht die Zustellung anordnet, ohne besondere Form mitzuteilen. Bei Übersendung durch die P

Zivilprozessordnung - ZPO | § 299 Akteneinsicht; Abschriften


(1) Die Parteien können die Prozessakten einsehen und sich aus ihnen durch die Geschäftsstelle Ausfertigungen, Auszüge und Abschriften erteilen lassen. (2) Dritten Personen kann der Vorstand des Gerichts ohne Einwilligung der Parteien die Einsich

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 499 Kündigungsrecht des Darlehensgebers; Leistungsverweigerung


(1) In einem Allgemein-Verbraucherdarlehensvertrag ist eine Vereinbarung über ein Kündigungsrecht des Darlehensgebers unwirksam, wenn eine bestimmte Vertragslaufzeit vereinbart wurde oder die Kündigungsfrist zwei Monate unterschreitet. (2) Der Da

Zivilprozessordnung - ZPO | § 355 Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme


(1) Die Beweisaufnahme erfolgt vor dem Prozessgericht. Sie ist nur in den durch dieses Gesetz bestimmten Fällen einem Mitglied des Prozessgerichts oder einem anderen Gericht zu übertragen. (2) Eine Anfechtung des Beschlusses, durch den die eine o

Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 268 Ablösungsrecht des Dritten


(1) Betreibt der Gläubiger die Zwangsvollstreckung in einen dem Schuldner gehörenden Gegenstand, so ist jeder, der Gefahr läuft, durch die Zwangsvollstreckung ein Recht an dem Gegenstand zu verlieren, berechtigt, den Gläubiger zu befriedigen. Das gle

Handelsgesetzbuch - HGB | § 352


(1) Die Höhe der gesetzlichen Zinsen, mit Ausnahme der Verzugszinsen, ist bei beiderseitigen Handelsgeschäften fünf vom Hundert für das Jahr. Das gleiche gilt, wenn für eine Schuld aus einem solchen Handelsgeschäfte Zinsen ohne Bestimmung des Zinsfuß

Zivilprozessordnung - ZPO | § 132 Fristen für Schriftsätze


(1) Der vorbereitende Schriftsatz, der neue Tatsachen oder ein anderes neues Vorbringen enthält, ist so rechtzeitig einzureichen, dass er mindestens eine Woche vor der mündlichen Verhandlung zugestellt werden kann. Das Gleiche gilt für einen Schrifts

Gerichtsverfassungsgesetz - GVG | § 172


Das Gericht kann für die Verhandlung oder für einen Teil davon die Öffentlichkeit ausschließen, wenn 1. eine Gefährdung der Staatssicherheit, der öffentlichen Ordnung oder der Sittlichkeit zu besorgen ist,1a. eine Gefährdung des Lebens, des Leibes od

Handelsgesetzbuch - HGB | § 353


Kaufleute untereinander sind berechtigt, für ihre Forderungen aus beiderseitigen Handelsgeschäften vom Tage der Fälligkeit an Zinsen zu fordern. Zinsen von Zinsen können auf Grund dieser Vorschrift nicht gefordert werden.

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Oberlandesgericht München Endurteil, 25. Juni 2018 - 17 U 2168/15

bei uns veröffentlicht am 25.06.2018

Tenor 1. Auf die Berufung der Beklagten wird das Endurteil des Landgerichts München I vom 08.05.2015 (32 O 26502/12) aufgehoben und der Rechtsstreit einschließlich der Entscheidung über die Kosten dieses Berufungsverfahren für den Fal

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(1) Die Parteien können die Prozessakten einsehen und sich aus ihnen durch die Geschäftsstelle Ausfertigungen, Auszüge und Abschriften erteilen lassen.

(2) Dritten Personen kann der Vorstand des Gerichts ohne Einwilligung der Parteien die Einsicht der Akten nur gestatten, wenn ein rechtliches Interesse glaubhaft gemacht wird.

(3) Werden die Prozessakten elektronisch geführt, gewährt die Geschäftsstelle Akteneinsicht durch Bereitstellung des Inhalts der Akten zum Abruf oder durch Übermittlung des Inhalts der Akten auf einem sicheren Übermittlungsweg. Auf besonderen Antrag wird Akteneinsicht durch Einsichtnahme in die Akten in Diensträumen gewährt. Ein Aktenausdruck oder ein Datenträger mit dem Inhalt der Akte wird auf besonders zu begründenden Antrag nur übermittelt, wenn der Antragsteller hieran ein berechtigtes Interesse darlegt. Stehen der Akteneinsicht in der nach Satz 1 vorgesehenen Form wichtige Gründe entgegen, kann die Akteneinsicht in der nach den Sätzen 2 und 3 vorgesehenen Form auch ohne Antrag gewährt werden. Eine Entscheidung über einen Antrag nach Satz 3 ist nicht anfechtbar.

(4) Die Entwürfe zu Urteilen, Beschlüssen und Verfügungen, die zu ihrer Vorbereitung gelieferten Arbeiten sowie die Dokumente, die Abstimmungen betreffen, werden weder vorgelegt noch abschriftlich mitgeteilt.

Das Gericht kann für die Verhandlung oder für einen Teil davon die Öffentlichkeit ausschließen, wenn

1.
eine Gefährdung der Staatssicherheit, der öffentlichen Ordnung oder der Sittlichkeit zu besorgen ist,
1a.
eine Gefährdung des Lebens, des Leibes oder der Freiheit eines Zeugen oder einer anderen Person zu besorgen ist,
2.
ein wichtiges Geschäfts-, Betriebs-, Erfindungs- oder Steuergeheimnis zur Sprache kommt, durch dessen öffentliche Erörterung überwiegende schutzwürdige Interessen verletzt würden,
3.
ein privates Geheimnis erörtert wird, dessen unbefugte Offenbarung mit Strafe bedroht ist,
4.
eine Person unter 18 Jahren vernommen wird.

(1) Die Klage kann ohne Einwilligung des Beklagten nur bis zum Beginn der mündlichen Verhandlung des Beklagten zur Hauptsache zurückgenommen werden.

(2) Die Zurücknahme der Klage und, soweit sie zur Wirksamkeit der Zurücknahme erforderlich ist, auch die Einwilligung des Beklagten sind dem Gericht gegenüber zu erklären. Die Zurücknahme der Klage erfolgt, wenn sie nicht bei der mündlichen Verhandlung erklärt wird, durch Einreichung eines Schriftsatzes. Der Schriftsatz ist dem Beklagten zuzustellen, wenn seine Einwilligung zur Wirksamkeit der Zurücknahme der Klage erforderlich ist. Widerspricht der Beklagte der Zurücknahme der Klage nicht innerhalb einer Notfrist von zwei Wochen seit der Zustellung des Schriftsatzes, so gilt seine Einwilligung als erteilt, wenn der Beklagte zuvor auf diese Folge hingewiesen worden ist.

(3) Wird die Klage zurückgenommen, so ist der Rechtsstreit als nicht anhängig geworden anzusehen; ein bereits ergangenes, noch nicht rechtskräftiges Urteil wird wirkungslos, ohne dass es seiner ausdrücklichen Aufhebung bedarf. Der Kläger ist verpflichtet, die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, soweit nicht bereits rechtskräftig über sie erkannt ist oder sie dem Beklagten aus einem anderen Grund aufzuerlegen sind. Ist der Anlass zur Einreichung der Klage vor Rechtshängigkeit weggefallen und wird die Klage daraufhin zurückgenommen, so bestimmt sich die Kostentragungspflicht unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes nach billigem Ermessen; dies gilt auch, wenn die Klage nicht zugestellt wurde.

(4) Das Gericht entscheidet auf Antrag über die nach Absatz 3 eintretenden Wirkungen durch Beschluss. Ist einem Beklagten Prozesskostenhilfe bewilligt worden, hat das Gericht über die Kosten von Amts wegen zu entscheiden.

(5) Gegen den Beschluss findet die sofortige Beschwerde statt, wenn der Streitwert der Hauptsache den in § 511 genannten Betrag übersteigt. Die Beschwerde ist unzulässig, wenn gegen die Entscheidung über den Festsetzungsantrag (§ 104) ein Rechtsmittel nicht mehr zulässig ist.

(6) Wird die Klage von neuem angestellt, so kann der Beklagte die Einlassung verweigern, bis die Kosten erstattet sind.

Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.

(1) Verletzt der Schuldner eine Pflicht aus dem Schuldverhältnis, so kann der Gläubiger Ersatz des hierdurch entstehenden Schadens verlangen. Dies gilt nicht, wenn der Schuldner die Pflichtverletzung nicht zu vertreten hat.

(2) Schadensersatz wegen Verzögerung der Leistung kann der Gläubiger nur unter der zusätzlichen Voraussetzung des § 286 verlangen.

(3) Schadensersatz statt der Leistung kann der Gläubiger nur unter den zusätzlichen Voraussetzungen des § 281, des § 282 oder des § 283 verlangen.

(1) Der Schuldner hat Vorsatz und Fahrlässigkeit zu vertreten, wenn eine strengere oder mildere Haftung weder bestimmt noch aus dem sonstigen Inhalt des Schuldverhältnisses, insbesondere aus der Übernahme einer Garantie oder eines Beschaffungsrisikos, zu entnehmen ist. Die Vorschriften der §§ 827 und 828 finden entsprechende Anwendung.

(2) Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt.

(3) Die Haftung wegen Vorsatzes kann dem Schuldner nicht im Voraus erlassen werden.

(1) Verletzt der Schuldner eine Pflicht aus dem Schuldverhältnis, so kann der Gläubiger Ersatz des hierdurch entstehenden Schadens verlangen. Dies gilt nicht, wenn der Schuldner die Pflichtverletzung nicht zu vertreten hat.

(2) Schadensersatz wegen Verzögerung der Leistung kann der Gläubiger nur unter der zusätzlichen Voraussetzung des § 286 verlangen.

(3) Schadensersatz statt der Leistung kann der Gläubiger nur unter den zusätzlichen Voraussetzungen des § 281, des § 282 oder des § 283 verlangen.

(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.

(2) Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen ein den Schutz eines anderen bezweckendes Gesetz verstößt. Ist nach dem Inhalt des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht nur im Falle des Verschuldens ein.

(1) Das Gericht kann anordnen, dass eine Partei oder ein Dritter die in ihrem oder seinem Besitz befindlichen Urkunden und sonstigen Unterlagen, auf die sich eine Partei bezogen hat, vorlegt. Das Gericht kann hierfür eine Frist setzen sowie anordnen, dass die vorgelegten Unterlagen während einer von ihm zu bestimmenden Zeit auf der Geschäftsstelle verbleiben.

(2) Dritte sind zur Vorlegung nicht verpflichtet, soweit ihnen diese nicht zumutbar ist oder sie zur Zeugnisverweigerung gemäß den §§ 383 bis 385 berechtigt sind. Die §§ 386 bis 390 gelten entsprechend.

(3) Das Gericht kann anordnen, dass von in fremder Sprache abgefassten Urkunden eine Übersetzung beigebracht wird, die ein Übersetzer angefertigt hat, der für Sprachübertragungen der betreffenden Art in einem Land nach den landesrechtlichen Vorschriften ermächtigt oder öffentlich bestellt wurde oder einem solchen Übersetzer jeweils gleichgestellt ist. Eine solche Übersetzung gilt als richtig und vollständig, wenn dies von dem Übersetzer bescheinigt wird. Die Bescheinigung soll auf die Übersetzung gesetzt werden, Ort und Tag der Übersetzung sowie die Stellung des Übersetzers angeben und von ihm unterschrieben werden. Der Beweis der Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit der Übersetzung ist zulässig. Die Anordnung nach Satz 1 kann nicht gegenüber dem Dritten ergehen.

(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als

1.
Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen eines anderen Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert,
2.
Berufspsychologen mit staatlich anerkannter wissenschaftlicher Abschlußprüfung,
3.
Rechtsanwalt, Kammerrechtsbeistand, Patentanwalt, Notar, Verteidiger in einem gesetzlich geordneten Verfahren, Wirtschaftsprüfer, vereidigtem Buchprüfer, Steuerberater, Steuerbevollmächtigten,
3a.
Organ oder Mitglied eines Organs einer Wirtschaftsprüfungs-, Buchprüfungs- oder einer Berufsausübungsgesellschaft von Steuerberatern und Steuerbevollmächtigten, einer Berufsausübungsgesellschaft von Rechtsanwälten oder europäischen niedergelassenen Rechtsanwälten oder einer Berufsausübungsgesellschaft von Patentanwälten oder niedergelassenen europäischen Patentanwälten im Zusammenhang mit der Beratung und Vertretung der Wirtschaftsprüfungs-, Buchprüfungs- oder Berufsausübungsgesellschaft im Bereich der Wirtschaftsprüfung, Buchprüfung oder Hilfeleistung in Steuersachen oder ihrer rechtsanwaltlichen oder patentanwaltlichen Tätigkeit,
4.
Ehe-, Familien-, Erziehungs- oder Jugendberater sowie Berater für Suchtfragen in einer Beratungsstelle, die von einer Behörde oder Körperschaft, Anstalt oder Stiftung des öffentlichen Rechts anerkannt ist,
5.
Mitglied oder Beauftragten einer anerkannten Beratungsstelle nach den §§ 3 und 8 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes,
6.
staatlich anerkanntem Sozialarbeiter oder staatlich anerkanntem Sozialpädagogen oder
7.
Angehörigen eines Unternehmens der privaten Kranken-, Unfall- oder Lebensversicherung oder einer privatärztlichen, steuerberaterlichen oder anwaltlichen Verrechnungsstelle
anvertraut worden oder sonst bekanntgeworden ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als

1.
Amtsträger oder Europäischer Amtsträger,
2.
für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteten,
3.
Person, die Aufgaben oder Befugnisse nach dem Personalvertretungsrecht wahrnimmt,
4.
Mitglied eines für ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes tätigen Untersuchungsausschusses, sonstigen Ausschusses oder Rates, das nicht selbst Mitglied des Gesetzgebungsorgans ist, oder als Hilfskraft eines solchen Ausschusses oder Rates,
5.
öffentlich bestelltem Sachverständigen, der auf die gewissenhafte Erfüllung seiner Obliegenheiten auf Grund eines Gesetzes förmlich verpflichtet worden ist, oder
6.
Person, die auf die gewissenhafte Erfüllung ihrer Geheimhaltungspflicht bei der Durchführung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben auf Grund eines Gesetzes förmlich verpflichtet worden ist,
anvertraut worden oder sonst bekanntgeworden ist. Einem Geheimnis im Sinne des Satzes 1 stehen Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse eines anderen gleich, die für Aufgaben der öffentlichen Verwaltung erfaßt worden sind; Satz 1 ist jedoch nicht anzuwenden, soweit solche Einzelangaben anderen Behörden oder sonstigen Stellen für Aufgaben der öffentlichen Verwaltung bekanntgegeben werden und das Gesetz dies nicht untersagt.

(2a) (weggefallen)

(3) Kein Offenbaren im Sinne dieser Vorschrift liegt vor, wenn die in den Absätzen 1 und 2 genannten Personen Geheimnisse den bei ihnen berufsmäßig tätigen Gehilfen oder den bei ihnen zur Vorbereitung auf den Beruf tätigen Personen zugänglich machen. Die in den Absätzen 1 und 2 Genannten dürfen fremde Geheimnisse gegenüber sonstigen Personen offenbaren, die an ihrer beruflichen oder dienstlichen Tätigkeit mitwirken, soweit dies für die Inanspruchnahme der Tätigkeit der sonstigen mitwirkenden Personen erforderlich ist; das Gleiche gilt für sonstige mitwirkende Personen, wenn diese sich weiterer Personen bedienen, die an der beruflichen oder dienstlichen Tätigkeit der in den Absätzen 1 und 2 Genannten mitwirken.

(4) Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt ein fremdes Geheimnis offenbart, das ihm bei der Ausübung oder bei Gelegenheit seiner Tätigkeit als mitwirkende Person oder als bei den in den Absätzen 1 und 2 genannten Personen tätiger Datenschutzbeauftragter bekannt geworden ist. Ebenso wird bestraft, wer

1.
als in den Absätzen 1 und 2 genannte Person nicht dafür Sorge getragen hat, dass eine sonstige mitwirkende Person, die unbefugt ein fremdes, ihr bei der Ausübung oder bei Gelegenheit ihrer Tätigkeit bekannt gewordenes Geheimnis offenbart, zur Geheimhaltung verpflichtet wurde; dies gilt nicht für sonstige mitwirkende Personen, die selbst eine in den Absätzen 1 oder 2 genannte Person sind,
2.
als im Absatz 3 genannte mitwirkende Person sich einer weiteren mitwirkenden Person, die unbefugt ein fremdes, ihr bei der Ausübung oder bei Gelegenheit ihrer Tätigkeit bekannt gewordenes Geheimnis offenbart, bedient und nicht dafür Sorge getragen hat, dass diese zur Geheimhaltung verpflichtet wurde; dies gilt nicht für sonstige mitwirkende Personen, die selbst eine in den Absätzen 1 oder 2 genannte Person sind, oder
3.
nach dem Tod der nach Satz 1 oder nach den Absätzen 1 oder 2 verpflichteten Person ein fremdes Geheimnis unbefugt offenbart, das er von dem Verstorbenen erfahren oder aus dessen Nachlass erlangt hat.

(5) Die Absätze 1 bis 4 sind auch anzuwenden, wenn der Täter das fremde Geheimnis nach dem Tod des Betroffenen unbefugt offenbart.

(6) Handelt der Täter gegen Entgelt oder in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichern oder einen anderen zu schädigen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe.

(1) Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt:

1.
der Verlobte einer Partei;
2.
der Ehegatte einer Partei, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht;
2a.
der Lebenspartner einer Partei, auch wenn die Lebenspartnerschaft nicht mehr besteht;
3.
diejenigen, die mit einer Partei in gerader Linie verwandt oder verschwägert, in der Seitenlinie bis zum dritten Grad verwandt oder bis zum zweiten Grad verschwägert sind oder waren;
4.
Geistliche in Ansehung desjenigen, was ihnen bei der Ausübung der Seelsorge anvertraut ist;
5.
Personen, die bei der Vorbereitung, Herstellung oder Verbreitung von periodischen Druckwerken oder Rundfunksendungen berufsmäßig mitwirken oder mitgewirkt haben, über die Person des Verfassers, Einsenders oder Gewährsmanns von Beiträgen und Unterlagen sowie über die ihnen im Hinblick auf ihre Tätigkeit gemachten Mitteilungen, soweit es sich um Beiträge, Unterlagen und Mitteilungen für den redaktionellen Teil handelt;
6.
Personen, denen kraft ihres Amtes, Standes oder Gewerbes Tatsachen anvertraut sind, deren Geheimhaltung durch ihre Natur oder durch gesetzliche Vorschrift geboten ist, in Betreff der Tatsachen, auf welche die Verpflichtung zur Verschwiegenheit sich bezieht.

(2) Die unter Nummern 1 bis 3 bezeichneten Personen sind vor der Vernehmung über ihr Recht zur Verweigerung des Zeugnisses zu belehren.

(3) Die Vernehmung der unter Nummern 4 bis 6 bezeichneten Personen ist, auch wenn das Zeugnis nicht verweigert wird, auf Tatsachen nicht zu richten, in Ansehung welcher erhellt, dass ohne Verletzung der Verpflichtung zur Verschwiegenheit ein Zeugnis nicht abgelegt werden kann.

(1) Ein an sich unzuständiges Gericht des ersten Rechtszuges wird durch ausdrückliche oder stillschweigende Vereinbarung der Parteien zuständig, wenn die Vertragsparteien Kaufleute, juristische Personen des öffentlichen Rechts oder öffentlich-rechtliche Sondervermögen sind.

(2) Die Zuständigkeit eines Gerichts des ersten Rechtszuges kann ferner vereinbart werden, wenn mindestens eine der Vertragsparteien keinen allgemeinen Gerichtsstand im Inland hat. Die Vereinbarung muss schriftlich abgeschlossen oder, falls sie mündlich getroffen wird, schriftlich bestätigt werden. Hat eine der Parteien einen inländischen allgemeinen Gerichtsstand, so kann für das Inland nur ein Gericht gewählt werden, bei dem diese Partei ihren allgemeinen Gerichtsstand hat oder ein besonderer Gerichtsstand begründet ist.

(3) Im Übrigen ist eine Gerichtsstandsvereinbarung nur zulässig, wenn sie ausdrücklich und schriftlich

1.
nach dem Entstehen der Streitigkeit oder
2.
für den Fall geschlossen wird, dass die im Klageweg in Anspruch zu nehmende Partei nach Vertragsschluss ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort aus dem Geltungsbereich dieses Gesetzes verlegt oder ihr Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt im Zeitpunkt der Klageerhebung nicht bekannt ist.

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
XI ZR 9/11 Verkündet am:
28. Februar 2012
Weber,
Justizamtsinspektorin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
Brüssel I - VO Art. 5 Nr. 1 Buchst. b), Art. 15 Abs. 1 Buchst. c)

a) Die Vergabe von Bankkrediten ist eine Dienstleistung im Sinne des Art. 5 Nr. 1
Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO.

b) Zum Verbrauchergerichtsstand nach Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO.
BGH, Urteil vom 28. Februar 2012 - XI ZR 9/11 - OLG München
LG München I
Der XI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes hat auf die mündliche Verhandlung
vom 28. Februar 2012 durch den Vorsitzenden Richter Wiechers, den Richter
Dr. Joeres, die Richterin Mayen und die Richter Dr. Ellenberger und
Dr. Matthias

für Recht erkannt:
Die Revision des Beklagten gegen das Urteil des 19. Zivilsenats des Oberlandesgerichts München vom 25. Oktober 2010 wird, soweit sie nicht durch Beschluss vom 13. Dezember 2011 verworfen worden ist, zurückgewiesen. Der Beklagte trägt die Kosten des Revisionsverfahrens.
Von Rechts wegen

Tatbestand:

1
Die Klägerin, eine Bank mit Sitz in Deutschland, nimmt den beklagten Rechtsanwalt mit Wohnsitz in Frankreich auf Rückzahlung eines Darlehens in Anspruch.
2
Die Klägerin gewährte dem Beklagten mit Vertrag vom 18. Februar/ 30. April 2002 ein Darlehen in Höhe von 51.988 €. Als Verwendungszweck wurde in dem Vertragsformular angegeben: "Das Darlehen dient als Gesellschaftereinlage in die H. GbR". Am 12. Januar 2005 unterzeichneten die Parteien einen weiteren Darlehensvertrag über 394.410,56 €, in dem als Verwendungszweck angegeben wurde: "Das Darlehen dient privaten Verwendungszwecken. Gesellschaftereinlage in die H. GbR". Mit gleichlautendem Verwendungszweck schlossen die Parteien am 27./28. Juni 2005 einen dritten Darlehensvertrag über 80.784,12 €.
3
Die Verträge wurden am Sitz der Klägerin in M. ausgefertigt und nach Übermittlung per Telefax vom Beklagten in P. , Frankreich, und von der Klägerin in M. unterzeichnet. Die Klägerin zahlte die Darlehen auf ein bei ihr unterhaltenes Konto der Rechtsanwaltssozietät H. GbR, deren internationaler Partner der Beklagte war, aus. Nach dem Ausbleiben von Tilgungs- und Zinszahlungen, die nach den vertraglichen Vereinbarungen teilweise von demselben Konto und teilweise von einem ebenfalls bei der Klägerin geführten Konto des Beklagten erfolgen sollten, kündigte die Klägerin die Darlehensverträge.
4
Die Klage auf Rückzahlung der Darlehen in Höhe von insgesamt 527.182,68 € nebst Zinsen hatte in den Vorinstanzen Erfolg. Der Beklagte verfolgt mit der Revision und hinsichtlich der Ansprüche aus den Darlehensverträgen vom 12. Januar 2005 und vom 27./28. Juni 2005 vorsorglich auch mit der Nichtzulassungsbeschwerde seinen Klageabweisungsantrag weiter. Der Senat hat durch Beschluss vom 13. Dezember 2011 die Revision, soweit sie die Ansprüche aus den Darlehensverträgen vom 12. Januar 2005 und vom 27./28. Juni 2005 betrifft, als unzulässig verworfen und die Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen.

Entscheidungsgründe:

5
Die Revision ist, soweit sie nicht durch Beschluss vom 13. Dezember 2011 als unzulässig verworfen worden ist, unbegründet.

I.

6
Das Berufungsgericht hat zur Begründung seiner Entscheidung, soweit für das Revisionsverfahren noch von Bedeutung, im Wesentlichen ausgeführt:
7
Die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte ergebe sich für den Anspruch aus dem Darlehensvertrag vom 18. Februar/30. April 2002 anders als bei den Ansprüchen aus den im Jahre 2005 geschlossenen Darlehensverträgen nicht aus einer Gerichtsstandsvereinbarung im Sinne des Art. 23 EuGVVO, sondern aus Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) EuGVVO. Die Klägerin als Darlehensgeberin habe eine Dienstleistung im Sinne des autonom und im Einklang mit dem übrigen Europarecht auszulegenden Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) EuGVVO erbracht. Der unabhängig von dem für den Vertragsanspruch geltenden Recht zu bestimmende Erfüllungsort im Sinne dieser Vorschrift befinde sich in M. , weil dort das Darlehen ausgezahlt und das Kreditkonto sowie die mit den Tilgungs- und Zinszahlungen zu belastenden Konten geführt worden seien.
8
Die Anwendung des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) EuGVVO sei nicht durch Art. 16 Abs. 2 EuGVVO ausgeschlossen, weil keine Verbrauchersache im Sinne des Art. 15 Abs. 1 EuGVVO Gegenstand des Rechtsstreits sei. Die Darlehensverträge seien der beruflichen Tätigkeit des Beklagten als Rechtsanwalt in P. zuzurechnen. Die Darlehen hätten als Gesellschaftereinlage in eine Rechtsanwaltsgesellschaft verwendet werden sollen, deren internationaler Partner der Beklagte gewesen sei. Der Verbraucherbegriff des Art. 15 Abs. 1 EuGVVO sei vertragsautonom und eng auszulegen. Er erfasse nur Verträge, die (fast) ausschließlich der privaten Sphäre einer Person zuzurechnen seien. § 13 BGB sei nicht maßgeblich. Der Beklagte habe die Voraussetzungen des Art. 16 Abs. 2 EuGVVO, für die er die Darlegungs- und Beweislast trage, nicht schlüssig vorgetragen.
9
Darüber hinaus seien auch die Voraussetzungen einer Verbrauchersache im Sinne des Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO nicht erfüllt, da dem Vortrag des Beklagten nicht zu entnehmen sei, dass der Abschluss der Darlehensverträge auf eine im Wohnsitzstaat des Beklagten ausgeübte oder auf ihn ausgerichtete Tätigkeit der Klägerin zurückzuführen sei. Die Übermittlung der Vertragsunterlagen genüge dafür nicht. Die Zweigniederlassung der Klägerin in P. sei an der Darlehensgewährung nicht beteiligt gewesen.
10
Der Beklagte könne sich nicht auf die Unwirksamkeit der Darlehensverträge nach den Vorschriften des französischen Verbraucherschutzrechts berufen. Gemäß Art. 27 ff. EGBGB aF gelte das deutsche materielle Darlehensrecht.

II.

11
Diese Ausführungen halten revisionsrechtlicher Überprüfung stand, so dass die Revision zurückzuweisen ist.
12
1. Entgegen der Auffassung der Revision hat das Berufungsgericht rechtsfehlerfrei die auch im Revisionsverfahren von Amts wegen zu prüfende (Senatsurteile vom 1. März 2011 - XI ZR 48/10, BGHZ 188, 373 Rn. 9 und vom 29. November 2011 - XI ZR 172/11, WM 2012, 36 Rn. 8, jeweils mwN) internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte bejaht.
13
a) Das Berufungsgericht ist zutreffend davon ausgegangen, dass sich die internationale Zuständigkeit hier nach der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (ABl. 2001 Nr. L 12, S. 1, im Folgenden: EuGVVO) richtet, da die Klage nach deren Inkrafttreten am 1. März 2002 erhoben worden (Art. 76, 66 EuGVVO) und der sachliche und räumliche Geltungsbereich der Verordnung (Art. 1 Abs. 1 und 3 EuGVVO) im Verhältnis der Bundesrepublik Deutschland zu Frankreich als Mitgliedstaaten eröffnet ist.
14
b) Rechtsfehlerfrei ist das Berufungsgericht auch zu dem Ergebnis gelangt , das Landgericht M. sei nach der für die Erbringung von Dienstleistungen geltenden Regelung des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO das international und örtlich zuständige Gericht.
15
aa) Nach Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO kann eine Person , die ihren Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaates hat, wenn Ansprüche aus einem Vertrag den Gegenstand des Verfahrens bilden, in einem anderen Mitgliedstaat vor dem Gericht des Ortes verklagt werden, an dem die Verpflichtung erfüllt worden ist oder zu erfüllen wäre; im Sinne dieser Vorschrift ist, soweit nichts anderes vereinbart worden ist, der Erfüllungsort der Verpflichtung für die Erbringung von Dienstleistungen der Ort in einem Mitgliedstaat, an dem sie nach dem Vertrag erbracht worden sind oder hätten erbracht werden müssen.
16
Die Darlehensgewährung der klagenden Bank an den Beklagten ist eine Dienstleistung im Sinne des gemeinschaftsrechtlich autonom auszulegenden (vgl. BGH, Urteil vom 2. März 2006 - IX ZR 15/05, WM 2006, 980 Rn. 12) Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO.
17
(1) Die Einordnung von Bankkreditverträgen als Dienstleistungen im Sinne des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO war in der Vergangenheit nicht unumstritten, wird in der Instanzrechtsprechung und der Literatur aber, anders als zur früheren Regelung des Art. 13 Abs. 1 Nr. 3 EuGVÜ, inzwischen nahezu einhellig bejaht (OLG Naumburg, NJOZ 2003, 2672, 2679; Saenger/Dörner, ZPO, 4. Aufl., EuGVVO Art. 5 Rn. 20; Zöller/Geimer, ZPO, 29. Aufl., Anh. I Art. 5 EuGVVO Rn. 3; derselbe in Geimer/Schütze, Europäisches Zivilverfahrensrecht, 3. Aufl., Art. 5 EuGVVO Rn. 90; MünchKommZPO/ Gottwald, 3. Aufl., EuGVO Art. 5 Rn. 24; Baumbach/Lauterbach/Albers/ Hartmann, ZPO, 69. Aufl., EuGVVO Art. 5 Rn. 9; Hüßtege in Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl., EuGVVO Art. 5 Rn. 8; Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht , 9. Aufl., EuGVO Art. 5 Rn. 44; Rauscher/Leible, Europäisches Zivilprozess- und Kollisionsrecht, Bearb. 2011, Art. 5 Brüssel I-VO Rn. 50a; Looschelders, IPRax 2006, 14, 15; Mankowski, RIW 2006, 321, 323; Micklitz/Rott, EuZW 2001, 325, 328; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht, 3. Aufl., EuGVVO Art. 5 Rn. 10b; Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 5 Rn. 9; aA zuletzt noch Hau, IPRax 2000, 354, 359 sowie ohne nähere Begründung Nagel/Gottwald, Internationales Zivilprozessrecht, 6. Aufl., § 3 Rn. 50).
18
Dies wird zu Recht insbesondere aus der Regelung des Art. 63 Abs. 3 EuGVVO gefolgert, die mit Blick auf die sogenannte Luxemburg-Klausel in Art. 63 Abs. 1 EuGVVO eine Ausnahme von der Unanwendbarkeit des Art. 5 Nr. 1 EuGVVO für Dienstleistungen statuiert. Art. 63 Abs. 1 EuGVVO bestimmt, dass eine Person, die ihren Wohnsitz im Hoheitsgebiet Luxemburgs hat und vor dem Gericht eines anderen Mitgliedstaats aufgrund des Art. 5 Nr. 1 EuGVVO verklagt wird, die Unzuständigkeit des angerufenen Gerichts geltend machen kann, wenn sich der Bestimmungsort der Dienstleistung in Luxemburg befindet. Art. 63 Abs. 3 EuGVVO nimmt hiervon Verträge über Finanzdienstleistungen, wie sie mit der Gewährung von Bankkrediten vorliegend in Rede stehen, ausdrücklich aus. Daran wird deutlich, dass es sich bei solchen Verträgen nach der Verordnungssystematik an sich um Schuldverhältnisse über die Erbringung von Dienstleistungen im Sinne des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO handelt, da die Ausnahmeregelung andernfalls ohne sinnvollen Regelungsgehalt wäre.
19
(2) Für diese Auffassung spricht ferner, dass für die Bestimmung des verordnungsrechtlichen Begriffs der Dienstleistung die entsprechenden Begrifflichkeiten aus den Kollisionsnormen der Art. 4 Abs. 1 Buchst. b) und Art. 6 Abs. 4 Buchst. a) Rom I-VO ergänzend herangezogen werden können. Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) sind zwar die besonderen Zuständigkeitsvorschriften im Anwendungsbereich des Art. 5 Nr. 1 EuGVVO, die Ausnahmen vom allgemeinen Grundsatz der Zuständigkeit der Gerichte des Wohnsitzes des Beklagten vorsehen (Art. 2 Abs. 1 EuGVVO), nicht ausufernd und insbesondere nicht unter Rückgriff auf den - im Interesse der Herstellung eines europäischen Binnenmarktes - sehr weit zu verstehenden Dienstleistungsbegriff des Art. 57 AEUV auszulegen (EuGH, Slg. 2009, I-03327 Rn. 33 ff. zu ex-Art. 50 EGV). Demgegenüber kann aber auf die kollisionsrechtlichen Regelungen der Rom I-VO für die Bestimmung des Anwendungsbereichs der in der EuGVVO geregelten Gerichtszuständigkeiten zurückgegriffen werden, denn nach Erwägungsgrund 7 der Rom I-VO sollen deren Bestimmungen mit der EuGVVO allgemein in Einklang stehen. Gemäß Erwägungsgrund 17 soll insbesondere der Begriff "Erbringung von Dienstleistungen" wie bei Anwendung von Art. 5 Nr. 1 EuGVVO ausgelegt werden (vgl. Einsele, WM 2009, 289, 291; Leible/Müller, EuZW 2009, 27, 28 und NJW 2011, 495, 497; Mankowski, JZ 2009, 958, 959 f.; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht, 3. Aufl., EuGVVO Art. 15 Rn. 8; Spickhoff in Bamberger/Roth, Beck´scher Onlinekommentar , BGB, VO (EG) 593/2008 Art. 6 Rn. 13 (Stand: 1. März 2011); siehe bereits Senatsurteil vom 26. Oktober 1993 - XI ZR 42/93, BGHZ 123, 380, 384 f. zum Verhältnis von Art. 13 Abs. 1 Nr. 3 EuGVÜ und Art. 29 Abs. 1 EGBGB aF).
20
Der kollisionsrechtliche Dienstleistungsbegriff in Art. 4 Abs. 1 Buchst. b) und Art. 6 Abs. 4 Buchst. a) Rom I-VO ist grundsätzlich nicht eng zu verstehen (vgl. BGH, Urteile vom 26. Oktober 1993 - XI ZR 42/93, BGHZ 123, 380, 385 und vom 19. März 1997 - VIII ZR 316/96, WM 1997, 980, 982 zu Art. 29 EGBGB aF) und schließt daher nach richtigem Verständnis jedenfalls Finanzdienstleistungen wie die Vergabe von Bankkrediten ein (vgl. Einsele, WM 2009, 189, 291; MünchKommBGB/Martiny, 5. Aufl., VO (EG) 593/2008 Art. 4 Rn. 17, 27; Palandt/Thorn, BGB, 71. Aufl., Rom I-VO 4 Rn. 8, 13; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht , 3. Aufl., EuGVVO Art. 5 Rn. 10b; Spickhoff in Bamberger/Roth, Beck´scher Onlinekommentar, BGB, VO (EG) 593/2008 Art. 6 Rn. 13 (Stand: 1. März 2011); im Ergebnis ebenso Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht , 9. Aufl., EuGVO Art. 5 Rn. 43 f.; Rauscher/Leible, Europäisches Zivilprozess - und Kollisionsrecht, Bearb. 2011, Art. 5 Brüssel I-VO Rn. 49 ff.). Im Einklang damit definiert auch die Richtlinie 2002/65/EG über den Fernabsatz von Finanzdienstleistungen (ABl. EG 2002 L 271, S. 16) in Art. 2 Buchst. b) den Begriff der Finanzdienstleistung nunmehr als "jede Bankdienstleistung sowie jede Dienstleistung im Zusammenhang mit einer Kreditgewährung …" (vgl. § 312b Abs. 1 Satz 1 BGB: "Fernabsatzverträge sind Verträge über die Erbrin- gung von Dienstleistungen, einschließlich Finanzdienstleistungen, …"). Dies spricht im Interesse einer insoweit einheitlichen Rechtsanwendung ebenfalls dafür, die Vergabe von Bankkrediten als Erbringung einer Dienstleistung im Sinne des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO aufzufassen und darunter nicht etwa nur - wie die Revision meint - die im deutschen Recht als "Dienstverträge" bezeichneten Schuldverhältnisse (§§ 611 ff. BGB) zu subsumieren (vgl. Saenger/Dörner, ZPO, 4. Aufl., EuGVVO Art. 5 Rn. 20; Einsele, WM 2009, 289, 291; MünchKommZPO/Gottwald, 3. Aufl., EuGVO Art. 5 Rn. 24; Hoffmann/Primaczenko, WM 2007, 189, 192; Rauscher/Leible, Europäisches Zivilprozess- und Kollisionsrecht, Bearb. 2011, Art. 5 Brüssel I-VO Rn. 50a; Mankowski, RIW 2006, 321, 323 f.; MünchKommBGB/Martiny, 5. Aufl., VO (EG) 593/2008 Art. 4 Rn. 27; Micklitz/Rott, EuZW 2001, 325, 328; Spickhoff in Bamberger /Roth, Beck´scher Onlinekommentar, BGB, VO (EG) 593/2008 Art. 6 Rn. 13 (Stand: 1. März 2011); Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 5 Rn. 9).
21
(3) Soweit der Senat in Übereinstimmung mit der früher herrschenden Meinung zu Art. 13 Abs. 1 Nr. 3 EuGVÜ den kollisionsrechtlichen Dienstleistungsbegriff des Art. 29 Abs. 1 EGBGB aF (vgl. jetzt Art. 6 Rom I-VO) nicht auf (Verbraucher-)Kreditverträge angewendet hat (Urteil vom 13. Dezember 2005 - XI ZR 82/05, BGHZ 165, 248, 253 f.; zur Gegenansicht siehe Mankowski, RIW 2006, 321 ff.; Reich, ZIP 1999, 1210, 1211; PWW/Remien, BGB, 5. Aufl., ex Art. 29 EGBGB Rn. 12), kommt diese Sichtweise aus den dargelegten Gründen - entgegen der Auffassung der Revision - für den neugeregelten Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO nicht in Betracht.
22
bb) Anders als die Revision annehmen will, bestimmt Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO nicht nur den internationalen Gerichtsstand für Klagen auf Geltendmachung der vom Dienstleister zu erbringenden Leistung , hier also der Darlehensgewährung. Vielmehr gilt der für die Dienstleistung zu ermittelnde Erfüllungsort gleichermaßen für die in der Regel auf Geld gerichtete - und von der Klägerin hier geltend gemachte - Leistung des Vertragspartners.
23
(1) Art. 5 Nr. 1 EuGVVO knüpft in Buchst. b), anders als in Buchst. a), nicht an den materiell-rechtlichen Erfüllungsort der jeweils streitigen Verpflich- tung an, sondern insgesamt an den nach faktischen Kriterien zu bestimmenden Erfüllungsort der vertragscharakteristischen Leistung. Das ergibt sich, wie der Bundesgerichtshof bereits entschieden hat, aus der Entstehungsgeschichte und dem Zweck der Vorschrift, einen einheitlichen Gerichtsstand für sämtliche Klagen aus dem Dienstleistungsvertrag zu schaffen (BGH, Urteile vom 2. März 2006 - IX ZR 15/05, WM 2006, 980 Rn. 14 f. und vom 22. April 2009 - VIII ZR 156/07, NJW 2009, 2606 Rn. 17; ebenso MünchKommZPO/Gottwald, 3. Aufl., EuGVO Art. 5 Rn. 13 und 15; Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 5 Rn. 10; Staudinger/Hausmann, BGB, Bearb. 2002, Anh. II zu Art. 27-37 EGBGB Rn. 68).
24
(2) Der Ort der vertragscharakteristischen Leistung im Sinne des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO liegt für den streitgegenständlichen Darlehensvertrag in M. , denn nach den unangegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts hat die Klägerin als die zur Dienstleistung verpflichtete Partei die charakteristische Leistung der Kredithingabe (vgl. OLG Naumburg, NJOZ 2003, 2672, 2679; MünchKommZPO/Gottwald, 3. Aufl., EuGVO Art. 5 Rn. 14; Looschelders, IPRax 2006, 14; Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 5 Rn. 12; ferner BGH, Urteil vom 26. September 2007 - XII ZR 90/05, NJW 2007, 3564 Rn. 11 zu Art. 28 Abs. 2 Satz 1 EGBGB aF) ausschließlich dort erbracht.
25
cc) Die Auslegung des Begriffs der "Dienstleistung" in Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) 2. Spiegelstrich EuGVVO erfordert keine Vorlage an den EuGH zur Vorabentscheidung. Dies folgt bereits daraus, dass die richtige Auslegung des Dienstleistungsbegriffs im Sinne der EuGVVO aus den genannten Gründen hier derart offenkundig ist, dass für vernünftige Zweifel kein Raum bleibt (vgl. EuGH, Slg. 1982, 3415 Rn. 16 und 21; BVerfG, NJW 1988, 1456; BGH, Urteile vom 28. November 2002 - III ZR 102/02, BGHZ 153, 82, 92 und vom 1. März 2011 - XI ZR 48/10, BGHZ 188, 373 Rn. 30).
26
c) Die Anwendbarkeit des Art. 5 Nr. 1 Buchst. b) EuGVVO ist entgegen der Auffassung der Revision nicht wegen des Vorliegens einer Verbrauchersache im Sinne des Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO - und eines dadurch begründeten ausschließlichen Gerichtsstands am Wohnsitz des Beklagten (Art. 2 Abs. 1, Art. 16 Abs. 2 EuGVVO) - ausgeschlossen. Das Berufungsgericht hat sowohl die Verbrauchereigenschaft des Beklagten als auch die Voraussetzungen einer Verbrauchersache im Sinne des Art. 15 Abs. 1 EuGVVO rechtsfehlerfrei verneint.
27
aa) Das Berufungsgericht hat den Vortrag des Beklagten zum privaten Verwendungszweck des Darlehens - in Abwägung zu den objektiv erkennbaren Umständen der Darlehensgewährung - als unschlüssig angesehen. Die dagegen gerichtete Rüge der Revision, das Berufungsgericht habe entscheidungserheblichen Sachvortrag des Beklagten entweder unberücksichtigt gelassen oder aber in rechtsfehlerhafter Weise gewürdigt, hat keinen Erfolg.
28
(1) Der Verbraucherbegriff des Art. 15 Abs. 1 EuGVVO ist nach der Rechtsprechung des EuGH unter Beachtung der Systematik und der mit dem Übereinkommen verfolgten Ziele verordnungsautonom auszulegen (EuGH, Slg. 1993, I-00139 Rn. 13 und Slg. 2005, I-00439 Rn. 31). Die Vorschrift erfasst danach alle Verträge, die eine Einzelperson zur Deckung ihres Eigenbedarfs beim privaten Verbrauch schließt und die nicht in Bezug zu einer gegenwärtigen oder zukünftigen beruflichen oder gewerblichen Tätigkeit stehen. Wegen der in Art. 15 bis 17 EuGVVO statuierten Ausnahmen vom Grundsatz des "actor sequitur forum rei" (vgl. Art. 2 Abs. 1 EuGVVO) ist der Begriff des Verbrauchers restriktiv, insbesondere nach der objektiven Stellung dieser Person innerhalb des konkreten Vertrages in Verbindung mit dessen Natur und Zielsetzung, auszulegen und nicht nach dem inneren Willen dieser Person zu bestimmen, so dass ein und dieselbe Person im Rahmen bestimmter Geschäfte als Verbraucher und im Rahmen anderer als Unternehmer angesehen werden kann (EuGH, Slg. 2005, I-00439 Rn. 36; vgl. Saenger/Dörner, ZPO, 4. Aufl., EuGVVO Art. 15 Rn. 8; MünchKommZPO/Gottwald, 3. Aufl., EuGVO Art. 15 Rn. 1; Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht, 9. Aufl., EuGVO Art. 15 Rn. 6; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht, 3. Aufl., EuGVVO Art. 15 Rn. 3; Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 15 Rn. 1).
29
Aus dem auf Verbraucherschutz beschränkten Anwendungsbereich der Art. 15 bis 17 EuGVVO folgt zudem, dass sich eine Person, die einen Vertrag zu einem Zweck abschließt, der sich teilweise auf ihre berufliche oder gewerbliche Tätigkeit bezieht und nur zu einem Teil nicht dieser Tätigkeit zugerechnet werden kann, grundsätzlich nicht auf diese Vorschriften berufen kann. Etwas anderes gilt nur dann, wenn die Verbindung zwischen diesem Vertrag und der beruflichen oder gewerblichen Tätigkeit des Betroffenen so schwach ist, dass sie nebensächlich wird und insgesamt betrachtet nur eine ganz untergeordnete Rolle spielt (EuGH, Slg. 2005, I-00439 Rn. 39 ff.; vgl. Zöller/Geimer, ZPO, 29. Aufl., Anh. I Art. 17 EuGVVO Rn. 2; Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht , 9. Aufl., EuGVO Art. 15 Rn. 10; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht , 3. Aufl., EuGVVO Art. 15 Rn. 3 mwN). Diese bereits zu Art. 13 Abs. 1 EuGVÜ entwickelten Grundsätze sind auch für die Auslegung des Verbraucherbegriffs der EuGVVO maßgebend, denn durch Art. 15 Abs. 1 EuGVVO haben sich insoweit keine Änderungen ergeben (BGH, Urteil vom 30. März 2006 - VII ZR 249/04, BGHZ 167, 83 Rn. 18 f. mwN).
30
Ob mit einem Vertrag objektiv in nicht ganz untergeordnetem Maße Bedürfnisse gedeckt werden sollen, die der beruflichen oder gewerblichen Tätig- keit des Betroffenen zuzurechnen sind, oder ob im Gegenteil der berufliche oder gewerbliche Zweck nur ganz untergeordnete Bedeutung hat, ist nach der Rechtsprechung des EuGH vom angerufenen nationalen Gericht anhand der ihm hierzu vorgelegten Beweismittel zu entscheiden (EuGH, Slg. 2005, I-00439 Rn. 47). Es handelt sich um eine Frage der Würdigung des konkreten Einzelfalls , die dem Tatrichter obliegt und die in der Revisionsinstanz nur beschränkt überprüft werden kann. Zu prüfen ist nur, ob die tatrichterliche Würdigung vertretbar ist, nicht gegen die Denkgesetze verstößt und nicht auf verfahrenswidriger Tatsachenfeststellung beruht (vgl. Senatsurteil vom 29. November 2011 - XI ZR 172/11, WM 2012, 36 Rn. 14).
31
(2) Das Berufungsgericht ist unter Zugrundelegung dieser Maßstäbe rechtsfehlerfrei zu dem Ergebnis gelangt, der streitgegenständliche Darlehensvertrag sei, auch unter Berücksichtigung des Beklagtenvortrags, nicht dessen privater Sphäre, sondern dessen beruflicher Tätigkeit als Rechtsanwalt in P. zuzurechnen.
32
(a) Zutreffend und von der Revision unbeanstandet ist das Berufungsgericht davon ausgegangen, dass die Darlegungs- und Beweislast für die Verbrauchereigenschaft im Rahmen von Art. 15 EuGVVO beim Beklagten als demjenigen liegt, der sich darauf beruft (vgl. EuGH, Slg. 2005, I-00439 Rn. 46 zu Art. 13 ff. EuGVÜ; Leible/Müller, EuZW 2009, 27, 28; Zöller/Geimer, ZPO, 29. Aufl., Anh. I Art. 17 EuGVVO Rn. 3; Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 15 Rn. 1 mwN).
33
(b) Dass das Berufungsgericht den diesbezüglichen Vortrag des Beklagten in tatrichterlicher Würdigung als unzureichend angesehen hat, ist aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden. Nach den Ausführungen des Berufungsgerichts spricht für einen berufsbezogenen Zweck des Darlehens, dass der Be- klagte zur Zeit des Vertragsschlusses internationaler Partner der Rechtsanwaltsgesellschaft H. GbR war und das Darlehen nach dem in dem Vertragsformular festgehaltenen Verwendungszweck ausdrücklich der Zahlung seiner Gesellschaftereinlage diente. Dementsprechend ist das Darlehen nicht an ihn selbst, sondern vollständig auf ein Konto der H. GbR ausgezahlt worden. Damit ist ein Zusammenhang des Darlehens mit der beruflichen Tätigkeit des Beklagten objektiv gegeben.
34
Soweit die Revision dagegen einwendet, das Berufungsurteil habeden unwiderlegten Vortrag des Beklagten nicht hinreichend beachtet, das streitgegenständliche Darlehen habe nicht seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt, sondern der Finanzierung der geschäftlichen Expansion der Rechtsanwaltssozietät und damit einer privaten Vermögensanlage gedient, setzt sie lediglich ihre eigene Sachverhaltswürdigung an die Stelle derjenigen des Berufungsgerichts. Damit vermag sie die objektive Berufsbezogenheit der Kreditaufnahme nicht zu entkräften. Selbst wenn mit der Dienstleistung ein gemischter Zweck verfolgt wird, ist es nach der Rechtsprechung des EuGH - wie ausgeführt - nicht erforderlich, dass diese ganz oder auch nur überwiegend zu beruflich-gewerblichen Zwecken in Anspruch genommen wird, um die Anwendung der Art. 15 ff. EuGVVO auszuschließen; vielmehr können die Art. 15 ff. EuGVVO selbst dann unanwendbar sein, wenn der private Zweck überwiegt (vgl. EuGH, Slg. 2005, I-00439 Rn. 41 f.; Zöller/Geimer, ZPO, 29. Aufl., Anh. I Art. 17 EuGVVO Rn. 2; Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht, 9. Aufl., EuGVO Art. 15 Rn. 10). Dass der mit der Kreditaufnahme verfolgte Zweck (fast) ausschließlich der privaten Sphäre des Beklagten zuzurechnen ist, hat das Berufungsgericht in rechtsfehlerfreier tatrichterlicher Würdigung verneint.
35
(c) Fehl geht auch der Hinweis der Revision auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH, Urteil vom 30. September 2009 - VIII ZR 7/09, NJW 2009, 3780 Rn. 10; Senatsurteile vom 8. November 2005 - XI ZR 34/05, BGHZ 165, 43, 47 ff. und vom 24. Juli 2007 - XI ZR 208/06, WM 2007, 1833 Rn. 16 ff.) zum Verbraucherbegriff gem. § 13 BGB. Hierauf kommt es wegen der autonomen Auslegung des verordnungsrechtlichen Verbraucherbegriffs nicht an; dieser ist insoweit enger zu verstehen als der Verbraucherbegriff des § 13 BGB (Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht, 9. Aufl., EuGVO Art. 15 Rn. 10; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht, 3. Aufl., EuGVVO Art. 15 Rn. 3).
36
bb) Rechtsfehlerfrei hat das Berufungsgericht auch die kumulativ erforderlichen (vgl. nur Musielak/Stadler, ZPO, 8. Aufl., VO (EG) 44/2001 Art. 15 Rn. 7 ff.) situativen Voraussetzungen einer Verbrauchersache im Sinne des Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO verneint. Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO setzt voraus, dass der Vertragspartner des Verbrauchers in dem Mitgliedstaat, in dessen Hoheitsgebiet der Verbraucher seinen Wohnsitz hat, eine berufliche oder gewerbliche Tätigkeit ausübt oder eine solche auf irgend einem Wege auf diesen Mitgliedstaat oder auf mehrere Staaten, einschließlich dieses Mitgliedstaats , ausrichtet und der Vertrag in den Bereich dieser Tätigkeit fällt. Daran fehlt es hier.
37
(1) Die Zweigniederlassung der Klägerin in P. wurde nach den unangegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts im Zusammenhang mit den Darlehensverträgen zwischen den Parteien nicht tätig und scheidet damit als Anknüpfung für eine berufliche oder gewerbliche Tätigkeit der Klägerin im Wohnsitzstaat des Beklagten, der der Vertragsschluss im Sinne des Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) Fall 1 EuGVVO zugerechnet werden könnte (vgl. dazu OLG Dresden, WM 2006, 806, 807), von vornherein aus.
38
(2) Eine auf Frankreich im Sinne des Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) Fall 2 EuGVVO ausgerichtete Tätigkeit der in Deutschland ansässigen Klägerin hat der Beklagte - entgegen der Auffassung der Revision - ebenfalls nicht dargelegt. Die auf den Wohnsitzstaat des Verbrauchers ausgerichtete Tätigkeit des Unternehmers muss nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs den späteren Vertragsschluss durch eine auf den Gewinn von Kunden gerichtete Handlung zumindest motiviert haben (vgl. BGH, Urteil vom 30. März 2006 - VII ZR 249/04, BGHZ 167, 83 Rn. 27 und Beschluss vom 17. September 2008 - III ZR 71/08, NJW 2009, 298; vgl. auch OLG Karlsruhe, NJW 2008, 85, 86; Zöller/Geimer, ZPO, 29. Aufl., Anh. I Art. 17 EuGVVO Rn. 20; ders. in Geimer/ Schütze, Europäisches Zivilverfahrensrecht, 3. Aufl., Art. 15 EuGVVO Rn. 38; Kropholler/von Hein, Europäisches Zivilprozessrecht, 9. Aufl., EuGVO Art. 15 Rn. 26; Hüßtege in Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl., Art. 15 EuGVVO Rn. 8; Leible/Müller, EuZW 2009, 27, 28 und NJW 2011, 495, 497; Schlosser, EUZivilprozessrecht , 3. Aufl., EuGVVO Art. 15 Rn. 8). Dies ist den Feststellungen des Berufungsgerichts und dem Sachvortrag der Parteien, insbesondere des darlegungs- und beweisbelasteten Beklagten nicht zu entnehmen.
39
Der autonom auszulegende Begriff des Ausrichtens im Sinne des Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO ist zwar weiter gefasst als der der Vorgängernorm des Art. 13 Abs. 1 Nr. 3 Buchst. a) EuGVÜ (EuGH, NJW 2011, 505 Rn. 59). Während dort nur auf die Varianten des ausdrücklichen Angebots und der Werbung abgestellt wurde, erfasst Art. 15 Abs. 1 Buchst. c) EuGVVO wegen der Formulierung "auf irgend einem Wege" nunmehr ein insgesamt breiteres Spektrum an Tätigkeiten (aaO, Rn. 61). Tatbestandsvoraussetzung ist aber weiterhin, dass der Gewerbetreibende bereits vor dem Vertragsschluss seinen Willen zum Ausdruck gebracht hat, Geschäftsbeziehungen zu Verbrauchern (auch) im Wohnsitzmitgliedstaat des Verbrauchers herzustellen, also zum Vertragsschluss mit diesen bereit zu sein (aaO, Rn. 75 f.; vgl. auch BGH, Urteile vom 30. März 2006 - VII ZR 249/04, BGHZ 167, 83 Rn. 25 und 27 und vom 29. November 2011 - XI ZR 172/11, WM 2012, 36 Rn. 21). Auch dies ist den Feststellungen des Berufungsgerichts und dem Sachvortrag der Parteien nicht zu entnehmen. Es fehlt jeder Anhaltspunkt dafür, dass der Beklagte vorvertraglich durch ein Handeln der Klägerin in seinem Wohnsitzstaat zur geschäftlichen Kontaktaufnahme veranlasst worden ist. Allein die jeweils per Telefax veranlasste Übermittlung der Vertragsformulare vom Sitz der Klägerin an den Wohnsitz des Beklagten reicht dafür, wie das Berufungsgericht zu Recht angenommen hat, nicht aus, da die Vertragstexte zu dieser Zeit bereits ausformuliert vorlagen und es einen früheren, den Vertragsschluss vorbereitenden Kontakt gegeben haben muss. Dass es dazu aufgrund eines vertragsanbahnenden, insbesondere werbenden Verhaltens der Klägerin in Frankreich gekommen ist, hat der Beklagte nicht behauptet.
40
2. Rechtsfehlerfrei und von der Revision unangegriffen hat das Berufungsgericht die Klage auch in der Sache als begründet angesehen.
Wiechers Joeres Mayen Ellenberger Matthias

Vorinstanzen:
LG München I, Entscheidung vom 22.12.2009 - 28 O 17600/08 -
OLG München, Entscheidung vom 25.10.2010 - 19 U 2004/10 -

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
KZR 8/10 Verkündet am:
29. Januar 2013
Bürk
Justizhauptsekretärin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 29. Januar 2013 durch den Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Bornkamm,
den Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Meier-Beck und die Richter Dr. Kirchhoff,
Dr. Bacher und Dr. Deichfuß

für Recht erkannt:
Auf die Revision der Klägerinnen wird das Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg, 3. Zivilsenat, vom 14. Januar 2010 aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten der Revision, an das Berufungsgericht zurückverwiesen. Von Rechts wegen

Tatbestand:


1
Die in der Schweiz ansässige Klägerin zu 1 befasst sich mit der Entwicklung , Herstellung und dem Verkauf beschichteter Papierwaren und Folien. Sie vertreibt unter anderem in Deutschland Trägermaterial für Kartenformulare in Endlosform. Die Klägerin zu 2, die ihren Geschäftssitz ebenfalls in der Schweiz hat und zur Unternehmensgruppe der Klägerin zu 1 gehört, ist Inhaberin von Patenten, die bestimmte Formulare zur Übermittlung eines Anschreibens zusammen mit einem Mitgliedsausweis oder dergleichen sowie das Trägermaterial für diese Kartenformulare unter Schutz stellen. Die in Italien ansässige Beklagte entwickelt, produziert und vertreibt Laminate und veredelte Folien verschiedener Art.
2
Mit anwaltlichem Schreiben vom 20. März 2007 beanstandete die Beklagte das Vertriebsverhalten der Klägerin zu 1 und deren Weigerung, Patentlizenzen zu erteilen, als kartellrechtswidrig. Daraufhin erhoben die Klägerinnen die vorliegende negative Feststellungsklage, mit der sie im Berufungsrechtszug zuletzt beantragt haben, 1. festzustellen, dass die Klägerin zu 1 nicht verpflichtet ist, ihre gegenwärtige Verkaufspraxis hinsichtlich der Rabattierung und Ausgestaltung der Vertriebsverträge zu unterlassen,
a) soweit die Klägerin zu 1 ihren Kunden durch proportional zu den gekauften Mengen steigende Skonti Anreize für den Bezug der Materialien FOFIPLAST, FISCOLL und/oder FISTOP TM bietet, und/oder
b) soweit die Klägerin zu 1 ihren Kunden im Rahmen der Vertriebsverträge patentgeschütztes selbstklebendes Material zur Verarbeitung von Formularen anbietet, ohne diesen Kunden eine Lizenz einzuräumen, welche zum Bezug dieses Materials von anderen Anbietern berechtigen würde, wenn es sich bei den Formularen um solche handelt, die unter den Schutzbereich des europäischen Patents 0 690 794 fallen, und wenn das selbstklebende Material unter den Schutzbereich des europäischen Patents 0 836 953 fällt; hilfsweise zu 1 a): festzustellen, dass die Klägerin zu 1 nicht verpflichtet ist, ihre gegenwärtige Verkaufspraxis hinsichtlich der Rabattierung und Ausgestaltung der Vertriebsverträge zu unterlassen,
a) soweit die Klägerin zu 1 ihren Kunden durch proportional zu den gekauften Mengen steigende Skonti-Anreize für den Bezug der Materialien FOFIPLAST, FISCOLL und/oder FISTOP TM bietet, indem sie erklärt : "Wie im vergangenen Jahr gewähren wir Ihnen auch im Jahr 2007 folgenden Bonus: Umsatz auf FOFIPLAST, FISCOLL und FISTOP TMProdukte : Ab CHF 250.000 -2%, ab CHF 500.000 -3,5%" 2. festzustellen, dass der Beklagten im Hinblick auf die zu 1 a) und b) beschriebenen Verhaltensweisen weder ein Beseitigungsanspruch für früheres Verhalten noch ein Schadensersatzanspruch zusteht; 3. festzustellen, dass die Klägerin zu 2 nicht verpflichtet ist, der Beklagten eine Lizenz bezüglich der europäischen Patente 0 690 794 und 0 836 953 zur Herstellung und/oder Vermarktung von Formularen mit heraustrennbarer Karte mit Ethylenvinylazetat (EVA)-Schicht oder silikonmodifizierter Polyethylen (PE)-Schicht sowie von Trägermaterialien, die eine transparente PP-Deckschichtfolie sowie eine Permanent-Haftkleberschicht besitzen, zu gewähren.
3
Nach Erhebung der negativen Feststellungsklage haben die Beklagte und die Ritrama AG, eine in der Schweiz ansässige Tochtergesellschaft, über die die Beklagte ihre Produkte nach eigener Darstellung unter anderem in Deutschland vertreibt, vor dem Tribunale di Milano eine Leistungsklage eingereicht , mit der sie geltend machen, die Klägerinnen verhielten sich kartell- rechtswidrig, indem sie ihren Kunden proportional zu den Kaufmengen steigende Skonti gewährten. Die Beklagte und die Ritrama AG machen Schadensersatzansprüche in Höhe von 1,6 Mio. € geltend und beantragen ferner, die Klägerin zu 2 zur Erteilung von Lizenzen an den in Rede stehenden Patenten zu verurteilen. Über die Leistungsklage ist noch nicht entschieden.
4
Das Landgericht hat die Klage als unzulässig abgewiesen. Die dagegen gerichtete Berufung ist ohne Erfolg geblieben. Dagegen wenden sich die Klägerinnen mit ihrer vom Berufungsgericht zugelassenen Revision.
5
Mit Beschluss vom 1. Februar 2011 hat der Senat dem Gerichtshof der Europäischen Union folgende Frage zur Vorabentscheidung vorgelegt (BGH, WuW/E DE-R 3233 - Trägermaterial für Kartenformulare): Ist Art. 5 Nr. 3 der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen [Brüssel-I-VO] dahingehend auszulegen, dass der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung auch für eine negative Feststellungsklage eröffnet ist, mit der vom potenziellen Schädiger geltend gemacht wird, dass dem potenziellen Geschädigten aus einem bestimmten Lebenssachverhalt keine Ansprüche aus unerlaubter Handlung (hier: Verstoß gegen kartellrechtliche Vorschriften) zustehen?
6
Der Gerichtshof der Europäischen Union hat diese Frage wie folgt beantwortet (EuGH, Urteil vom 25. Oktober 2012 - C-133/11, GRUR 2013, 98 - Folien Fischer AG, Fofitec AG/Ritrama SpA): Art. 5 Nr. 3 der Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen ist dahin auszulegen, dass eine negative Feststellungsklage mit dem Antrag, festzustellen, dass keine Haftung aus einer unerlaubten Handlung oder einer Handlung, die einer unerlaubten Handlung gleichgestellt ist, besteht, unter diese Bestimmung fällt.
7
Mit ihrer vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgen die Klägerinnen ihre in der Berufungsinstanz gestellten Anträge weiter. Die Beklagte beantragt, das Rechtsmittel zurückzuweisen.

Entscheidungsgründe:


8
I. Das Berufungsgericht hat die internationale Zuständigkeit deutscher Gerichte verneint und zur Begründung seiner Entscheidung ausgeführt, der allein in Betracht kommende Deliktsgerichtsstand nach Art. 5 Nr. 3 Brüssel-I-VO sei für eine negative Feststellungsklage, wie sie hier erhoben sei, nicht gegeben , da mit dieser geltend gemacht werde, dass im Inland gerade keine unerlaubte Handlung begangen worden sei.
9
II. Die gegen diese Beurteilung gerichtete Revision hat Erfolg. Sie führt zur Aufhebung des Berufungsurteils und zur Zurückverweisung der Sache an das Berufungsgericht.
10
1. Die internationale Zuständigkeit deutscher Gerichte bestimmt sich vorliegend nach der Brüssel-I-Verordnung, weil die Beklagte ihren Geschäftssitz in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union hat (Art. 2 Abs. 1, Art. 60 Abs. 1 Brüssel-I-VO). Dass die Klägerinnen nicht in einem Mitgliedstaat, sondern in der Schweiz ansässig sind, ändert hieran nichts (EuGH, Urteil vom 1. März 2005 - C-281/02, Slg. 2005, I-1383 = RIW 2005, 292 Rn. 23 ff. - Andrew Owusu; Urteil vom 13. Juli 2000 - C-412/98, Slg. 2000, I-5925 = NJW 2000, 3121 Rn. 33 ff. - Group Josi).
11
Eine andere Beurteilung ergibt sich auch nicht aus dem mit der negativen Feststellungsklage verbundenen Tausch der Parteirollen. Wer im Sinne von Art. 2 Brüssel-I-VO Beklagter ist, richtet sich nicht nach der materiellen Schuldnerposition , sondern nach der formalen Parteistellung (zu Art. 2 des insoweit inhaltsgleichen Übereinkommens über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27. September 1968 [nachfolgend: EuGVÜ] BGH, Urteil vom 11. Dezember 1996 - VIII ZR 154/95, BGHZ 134, 201, 205 mwN; Mankowski in Rauscher, Eu- ropäisches Zivilprozessrecht, 2. Aufl., Art. 2 Brüssel-I-VO Rn. 6; Kropholler, Europäisches Zivilprozessrecht, 8. Aufl., Art. 2 EuGVVO Rn. 1).
12
2. Gemäß Art. 5 Nr. 3 Brüssel-I-VO kann eine Person, die ihren Sitzim Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats hat, vor dem Gericht desjenigen Ortes verklagt werden, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist oder einzutreten droht, wenn eine unerlaubte Handlung oder eine Handlung, die einer unerlaubten Handlung gleichgestellt ist, oder wenn Ansprüche aus einer solchen Handlung den Gegenstand des Verfahrens bilden. Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union (nachfolgend: Gerichtshof) ist der Begriff der unerlaubten Handlung autonom auszulegen. In diesem Gerichtsstand sind alle Klagen zulässig, mit denen eine Schadenshaftung geltend gemacht wird, die nicht an einen Vertrag im Sinne des Art. 5 Nr. 1 Brüssel-I-VO anknüpft (vgl. zu Art. 5 Nr. 3 EuGVÜ EuGH, Urteil vom 1. Oktober 2002 - C-167/00, NJW 2002, 3617 Rn. 35 f. - Henkel, mwN). Der Begriff des Vertrags wiederum bezieht sich auf freiwillig gegenüber einer anderen Person eingegangene Verpflichtungen (EuGH, Urteil vom 20. Januar 2005 - C-27/02, Slg. 2005, I-499 = NJW 2005, 811 Rn. 50 f. - Engler, mwN). Unter den Begriff der unerlaubten Handlung fallen somit auch Kartelldelikte (Rehbinder in Immenga/Mestmäcker, GWB, 4. Aufl., § 130 Rn. 340; Fezer/Koos in Staudinger, BGB, Internationales Kartellprivatrecht [2010] Rn. 374; Kropholler aaO Art. 5 EuGVVO Rn. 74). Erfasst werden neben Ansprüchen auf Geldersatz auch Beseitigungs- und Unterlassungsansprüche (EuGH, NJW 2002, 3617 Rn. 44 ff. - Henkel; BGH, Urteil vom 13. Oktober 2004 - I ZR 163/02, NJW 2005, 1435 - Hotel Maritim; Urteil vom 24. Oktober 2005 - II ZR 329/03, NJW 2006, 689; Urteil vom 8. Mai 2012 - VI ZR 217/08, NJW 2012, 2197 Rn. 13; Gottwald in MünchKomm.ZPO, 3. Aufl., Art. 5 EuGVVO Rn. 56; Leible in Rauscher, Europäisches Zivilprozessrecht , 2. Aufl., Art. 5 Brüssel-I-VO Rn. 80; Kropholler aaO Rn. 74).
13
3. Wie der Gerichtshof auf den Vorlagebeschluss des Senats hin entschieden hat, fällt unter Art. 5 Nr. 3 Brüssel-I-VO auch eine Klage mit dem An- trag festzustellen, dass keine Haftung aus einer unerlaubten Handlung oder einer Handlung, die einer unerlaubten Handlung gleichgestellt ist, besteht. Danach hat das Berufungsgericht seine internationale Zuständigkeit zu Unrecht verneint.
14
a) Auch bei der negativen Feststellungsklage wird der Streitgegenstand durch die Anträge der klagenden Partei und den zur Begründung vorgetragenen Lebenssachverhalt festgelegt. Diese bestimmen das Rechtsverhältnis, dessen Nichtbestehen Gegenstand der gerichtlichen Feststellung sein soll. Dagegen ist der Umfang der vorgerichtlichen Berühmung des Beklagten lediglich für die Frage von Bedeutung, ob das erforderliche Feststellungsinteresse vorliegt (BGH, Urteil vom 16. September 2008 - VI ZR 244/07, NJW 2009, 751 = GRUR 2009, 83 Rn. 12 ff.). Maßgeblich ist mithin, wo das schädigende Ereignis, dessen Beurteilung die klagende Partei erstrebt, eingetreten ist oder einzutreten droht. Der Begriff "Ort, an dem das schädigende Ereignis eingetreten ist" in Art. 5 Nr. 3 Brüssel-I-VO erfasst nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs sowohl den Ort, an dem der Schaden eingetreten ist (Erfolgsort), als auch den Ort des ursächlichen Geschehens (Handlungsort; st. Rspr.; vgl. nur EuGH, Urteil vom 25. Oktober 2011 - C-509/09 u.a., WRP 2011, 1571 Rn. 41 - eDate Advertising, mwN).
15
b) Im Streitfall liegt der Erfolgsort des streitgegenständlichen Verhaltens (auch) in Deutschland. Die Klage ist mit den Anträgen zu 1 und 2 darauf gerichtet festzustellen, dass der Beklagten gegen die Klägerin zu 1 weder Unterlassungsansprüche noch Schadensersatz- oder Beseitigungsansprüche wegen bestimmter, näher beschriebener Verkaufspraktiken der Klägerin zu 1 zustehen. Zur Begründung dieses Begehrens haben die Klägerinnen vorgetragen, dass die Beklagte diese Praktiken als kartellrechtswidrig beanstandet hat. Da die Parteien auch in Deutschland im Wettbewerb stünden und vor allem der deutsche Vertrieb betroffen sein könne, strebe sie eine Klärung durch die deutsche Gerichtsbarkeit an. Der Antrag zu 3 ist auf die Feststellung gerichtet, dass die Klägerin zu 2 nicht verpflichtet ist, der Beklagten eine Lizenz an bestimmten Patenten einzuräumen. Hierzu haben die Klägerinnen ausgeführt, die Voraussetzungen für einen solchen, aus dem Kartellrecht abgeleiteten Anspruch gegen die Klägerin zu 2 lägen nicht vor.
16
Die von den Klägerinnen gestellten Anträge beziehen sich demnach jedenfalls auch auf den deutschen Markt. Damit liegt der Erfolgsort des Verhaltens der Klägerinnen, dessen rechtliche Beurteilung den Gegenstand der Klage bildet, auch in Deutschland, weil die Parteien nach dem insoweit maßgeblichen Vorbringen der Klägerinnen auf dem deutschen Markt im Wettbewerb stehen und sich etwaige - von ihnen in Abrede gestellte - wettbewerbsbeschränkende Verhaltensweisen der Klägerinnen unmittelbar auf dem deutschen Markt auswirken. Dies gilt sowohl für das von der Klägerin zu 1 praktizierte Rabattsystem als auch für die Weigerung der konzernangehörigen Klägerin zu 2, der Beklagten eine Lizenz an den im Antrag in Bezug genommenen Patenten einzuräumen. Nach dem insbesondere bei Kartelldelikten - im Gleichklang mit der Kollisionsregelung in Art. 6 Abs. 3 Buchst. a der Rom-II-Verordnung - für die Bestimmung des Erfolgsorts maßgeblichen Auswirkungsprinzip (vgl. BGH, Urteil vom 23. Oktober 1979 - KZR 21/78, NJW 1980, 1224, 1225 - BMW-Importe; Rehbinder in Immenga/Mestmäcker, GWB, 4. Aufl., § 130 Rn. 334; Fezer/Koos in Staudinger, BGB, Internationales Kartellprivatrecht [2010] Rn. 369 ff.; OLG Hamburg, GRUR-RR 2008, 31) begründet dies einen Erfolgsort in Deutschland. Der Vortrag der Beklagten, tatsächlich stünden die Parteien auf dem deutschen Markt nicht im Wettbewerb, ist für die Frage der internationalen Zuständigkeit nach Art. 5 Nr. 3 Brüssel-I-VO nicht maßgeblich.
17
4. Die Entscheidung des Berufungsgerichts stellt sich auch nicht aus anderen Gründen als richtig dar (§ 561 ZPO). Entgegen der Auffassung der Beklagten , auf die sich die Revisionserwiderung stützt, fehlt es nicht am erforderlichen Feststellungsinteresse, das auch in der Revisionsinstanz von Amts wegen zu prüfen ist (BGH, Urteil vom 8. Juli 1955 - I ZR 201/53, BGHZ 18, 98, 106; Urteil vom 13. Juni 2012 - I ZR 228/10, GRUR 2012, 1273 Rn. 12 - Stadtwerke Wolfsburg).
18
Das rechtliche Interesse für die Erhebung einer negativen Feststellungsklage ist gegeben, wenn sie zur Abwehr einer Abmahnung oder sonstigen Rechtsberühmung, die die wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen des Abgemahnten berührt, erhoben ist und an der Ernsthaftigkeit des Verlangens des Abmahnenden keine Zweifel bestehen können (BGH, Urteil vom 13. Juni 2012 - I ZR 228/10, GRUR 2012, 1273 Rn. 12 - Stadtwerke Wolfsburg; Urteil vom 12. Juli 2011 - X ZR 56/09, GRUR 2011, 995 Rn. 15 - Besonderer Mechanismus ; Urteil vom 12. Juli 1995 - I ZR 85/93, GRUR 1995, 697, 699 - Funny Paper ). Diese Voraussetzungen liegen hier vor.
19
Die Beklagte hat in dem vorgerichtlichen Schreiben vom 20. März 2007 der Klägerin zu 1 vorgeworfen, sie behindere sie durch ihre Verkaufspraktiken sowie dadurch, dass sie die Vergabe von Lizenzen ohne vernünftigen Grund verweigere. Das Verhalten der Klägerin zu 1 führe bei ihr - der Beklagten - und ihren Tochterunternehmen zu erheblichen Beeinträchtigungen, weswegen sie förmlich aufgefordert werde, solches Verhalten unverzüglich einzustellen. Der Bemerkung, die Beklagte wünsche die Meinungsverschiedenheiten gütlich beizulegen , schloss sich der Hinweis an, sie habe den Auftrag zu gerichtlichem Vorgehen erteilt, wenn nicht binnen 20 Tagen eine positive Antwort eintreffe.
20
Der Umstand, dass sich aus dem Schreiben möglicherweise nicht eindeutig ergibt, ob sich die erhobenen kartellrechtlichen Vorwürfe auch auf Vorgänge auf dem deutschen Markt beziehen, ändert nichts daran, dass dieses Schreiben auch für Deutschland eine Ungewissheit über die kartellrechtliche Zulässigkeit der beanstandeten Verhaltensweisen hervorgerufen hat, die ein Interesse an der gerichtlichen Klärung begründete. Das gilt nicht nur für mögliche Unterlassungsansprüche, sondern auch für Beseitigungs- und Schadensersatzansprüche. Ob die Beklagte selbst auf dem deutschen Markt auftritt, ist nicht ausschlaggebend, weil sie in dem Schreiben ausdrücklich auch auf Nach- teile verweist, die ihren europäischen Tochterunternehmen aus dem beanstandeten Verhalten entstünden. All dies gilt nicht nur für die Klägerin zu 1 als Adressatin des Schreibens, sondern auch für die Klägerin zu 2, die Inhaberin der in dem Schreiben angesprochenen Schutzrechte ist.
21
Der Einwand der Beklagten, die von den Klägerinnen im Berufungsrechtszug gestellten Anträge seien gegenüber dem ursprünglichen Klagebegehren erheblich enger gefasst und hätten mit dem Schreiben vom 20. März 2007 nichts mehr zu tun, greift nicht durch. Die Beklagte hat in diesem Schreiben das beanstandete Verhalten nur in recht allgemeiner Form umschrieben. Sie hat auch im Rahmen des vorliegenden Verfahrens nicht etwa klargestellt, dass die in jenem Schreiben erhobenen Vorwürfe die Verhaltensweisen nicht umfassen, die Gegenstand der zuletzt gestellten Anträge der Klägerinnen sind. Vielmehr haben die Beklagte und ihre auf dem deutschen Markt tätige Tochtergesellschaft nach Erhebung der negativen Feststellungsklage vor dem Tribunale di Milano eine Leistungsklage gegen die hiesigen Klägerinnen eingereicht, in der sie diesen vorwerfen, sie handelten kartellrechtswidrig, indem sie ihren Kunden proportional zu den Kaufmengen steigende Skonti gewährten und ihre Produkte nicht "verkauften", sondern Zwischenunternehmen eine Lizenz für den Gebrauch der Verarbeitungsmethode erteilten. Sie haben dort ferner die Ansicht vertreten, sie hätten einen kartellrechtlich begründeten Anspruch auf Einräumung einer Lizenz an den betreffenden Schutzrechten. Der Klageschrift lässt sich nicht entnehmen, dass diese Vorwürfe nicht auch für den deutschen Markt erhoben werden. Damit ist die durch das Schreiben vom 20. März 2007 begründete Ungewissheit auch nicht nachträglich entfallen.
22
Der weitere Einwand der Beklagten, es fehle an einem Feststellungsinteresse der Klägerin zu 1 hinsichtlich des Klageantrags zu 3 und an einem Feststellungsinteresse der Klägerin zu 2 hinsichtlich der Klageanträge zu 1 und 2 ist ebenfalls unbegründet. Die Anträge sind ersichtlich dahin zu verstehen, dass die Feststellung, die Gegenstand der Anträge zu 1 und 2 ist, nur von der Klägerin zu 1, und die Feststellung, die Gegenstand des Antrags zu 3 ist, nur von der Klägerin zu 2 begehrt wird.
23
5. Da Feststellungen zur Begründetheit der negativen Feststellungsklage nicht getroffen sind, kann der Senat nicht selbst entscheiden. Die Sache ist an das Berufungsgericht zurückzuverweisen, damit die erforderlichen Feststellungen nachgeholt werden können.
24
III. Für das weitere Verfahren wird auf Folgendes hingewiesen:
25
Den in der Berufungsinstanz gestellten Anträgen lässt sich nicht mit der erforderlichen Klarheit entnehmen, ob damit das Nichtbestehen von Unterlassungs -, Beseitigungs- und Schadensersatzansprüchen und von Ansprüchen auf Lizenzerteilung nur für Deutschland oder auch für andere europäischen Staaten - und gegebenenfalls für welche - geltend gemacht werden soll. Den Klägerinnen wird - auch im Hinblick auf die erforderliche Bestimmtheit der Anträge - Gelegenheit zu geben sein, dies klarzustellen.
26
Sollte sich ergeben, dass die negative Feststellungsklage sich auch auf andere Staaten als die Bundesrepublik Deutschland beziehen soll, wird das Berufungsgericht die Reichweite seiner Kognitionsbefugnis zu prüfen haben (vgl. dazu Leible in Rauscher, Europäisches Zivilprozessrecht, 2. Aufl., Art. 5 Brüssel-I-VO Rn. 92; Schlosser, EU-Zivilprozessrecht, 3. Aufl., Art. 5 EuGVVO Rn. 20; Ohly in Piper/Ohly/Sosnitza, UWG, 5. Aufl., Einl. B Rn. 8a; Glöckner in: Harte/Henning, UWG, 2. Aufl., Einl. Rn. D 25; Kropholler, Europäisches Zivilprozessrecht , 8. Aufl., Art. 5 EuGVVO Rn. 85; Mankowski, RIW 2008, 177, 191 mwN auch zur Gegenauffassung).
Bornkamm Meier-Beck Kirchhoff
Bacher Deichfuß
Vorinstanzen:
LG Hamburg, Entscheidung vom 09.05.2008 - 315 O 410/07 -
OLG Hamburg, Entscheidung vom 14.01.2010 - 3 U 133/08 -
Abschrift

BUNDESGERICHTSHOF

BESCHLUSS
II ZR 195/05
vom
10. Juli 2006
in dem Rechtsstreit
Richter Prof. Dr. Goette und die Richter Kraemer, Prof. Dr. Gehrlein, Caliebe und
Dr. Reichart

beschlossen:
Die Beschwerde der Beklagten gegen die Nichtzulassung der Revision in dem Urteil des 12. Zivilsenats in Darmstadt des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main vom 2. Juni 2005 wird zurückgewiesen, weil keiner der im Gesetz (§ 543 Abs. 2 ZPO) vorgesehenen Gründe vorliegt, nach denen der Senat die Revision zulassen darf. Der Rechtsstreit der Parteien hat weder grundsätzliche Bedeutung, noch erfordert er eine Entscheidung des Revisionsgerichts zur Fortbildung des Rechts oder zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung. Die Beklagte haftet aus Eigenkapitalersatz, weil das Stammkapital der Schuldnerin z.Zt. der Zahlungen nicht nachhaltig wiederhergestellt war (vgl. Sen.Urt. v. 19. September 2005 - II ZR 229/03, DStR 2005, 1999). Der Anspruch des Klägers ist ein vertraglicher i.S. des § 5 Nr. 1 EuGVÜ (vgl. Nichtannahmebeschluss vom 14. Juni 1999 - II ZR 269/98 zu OLG Jena ZIP 1998, 1496). Der Senat hat die Verfahrensrügen geprüft und für nicht durchgreifend erachtet. Von einer weiteren Begründung wird gemäß § 544 Abs. 4 Satz 2, 2. Halbsatz ZPO abgesehen. Die Beklagte trägt die Kosten des Beschwerdeverfahrens (§ 97 ZPO). Streitwert: 51.129,18 € Goette Kraemer Gehrlein Caliebe Reichart
Vorinstanzen:
LG Darmstadt, Entscheidung vom 06.05.2003 - 12 O 451/01 -

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
IX ZR 185/10
Verkündet am:
21. Juli 2011
Preuß
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: ja
BGHR: ja
EuInsVO Art. 3, 4; InsO § 39 Abs. 1 Nr. 5 a.F., § 135 a.F.; GmbHG § 32a a.F.
Die Regelungen über die Nachrangigkeit kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen
nach § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. finden auf Kapitalgesellschaften
, über deren Vermögen in Deutschland das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet
worden ist, auch dann Anwendung, wenn diese in einem anderen Mitgliedstaat der
Europäischen Union gegründet worden sind.
BGH, Urteil vom 21. Juli 2011 - IX ZR 185/10 - OLG Köln
LG Köln
Der IX. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 21. Juli 2011 durch den Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Kayser, den Richter
Vill, die Richterin Lohmann, die Richter Dr. Fischer und Dr. Pape

für Recht erkannt:
Die Revision gegen das Urteil des 18. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Köln vom 28. September 2010 wird auf Kosten der Klägerin zurückgewiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:

1
Die Klägerin begehrt im Insolvenzverfahren über das Vermögen der P. AG (im Folgenden: Schuldnerin) die Feststellung der von ihr zur Insolvenztabelle angemeldeten Darlehens- und daraus abgeleiteten Zinsforderungen in Höhe von insgesamt 81.449.048,97 €.
2
Der Beklagte ist Verwalter in dem auf Eigenantrag vom 25. Januar 2008 am 3. März 2008 vom Amtsgericht Köln eröffneten Insolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin. Er bestritt sämtliche Darlehens- und Zinsforderungen der Klägerin, weil er sie als nachrangige Forderungen auf Rückgewähr eigenkapitalersetzender Darlehen im Sinne des § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. ansieht.
3
Die Klägerin ist Gründungsgesellschafterin der Schuldnerin, einer im Jahre 2005 in der Rechtsform der société anonyme mit satzungsmäßigem Sitz in Luxemburg gegründeten Holdinggesellschaft. Seit dem 21. Juli 2007 hält die Klägerin mit 63,7 v.H. die Mehrheit der Geschäftsanteile der Schuldnerin, deren Gesellschaftskapital 28.657.082,50 € beträgt.
4
Die Schuldnerin ist an einer Vielzahl von Gesellschaften in Deutschland beteiligt, die Post- und Logistikdienstleistungen erbringen. Im November 2007 beschloss die Bundesregierung, im Briefzustellbereich einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. Ein von der Schuldnerin daraufhin Anfang Dezember 2007 bei einer Unternehmensberatungsgesellschaft in Auftrag gegebenes Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass eine erfolgversprechende Fortführung des Unternehmens weitere Investitionen von 320 Mio. € erfordere. Die Klägerin war nicht bereit, diese Mittel aufzubringen, was den damaligen delegierten Verwaltungsrat der Schuldnerin zum Rücktritt veranlasste. Die Gesellschafter der Schuldnerin bestellten daraufhin zwei neue delegierte Verwaltungsräte und übertrugen diesen die Geschäftsführung, welche sodann von Köln aus ausgeübt wurde.
5
Die Klägerin gewährte der Schuldnerin zwischen März 2007 und Dezember 2007 Darlehen in Höhe von insgesamt 79.020.000 €. Das erste Darlehen über 15 Mio. € war unbefristet, alle weiteren Darlehen waren bis zum 31. Dezember 2007 befristet. Am 28. Dezember 2007/9. Januar 2008 vereinbarten die Klägerin und die Schuldnerin die Stundung der Rückzahlung bis zum 15. Januar 2008 mit der Abrede, dass die Stundung ende, falls die Schuldnerin vor dem 15. Januar 2008 Insolvenzantrag stelle. Mit Vereinbarung vom 15. Januar 2008 wurde die Stundung mit einem entsprechenden Vorbehalt bis zum 31. Januar 2008 verlängert.

6
Die Klägerin ist der Auffassung, dass ihre Darlehensrückzahlungsansprüche nicht nachrangig seien, weil auf die Schuldnerin als Gesellschaft luxemburgischen Rechts die deutschen Regelungen über das Kapitalersatzrecht keine Anwendung fänden. Die Darlehen hätten auch keinen eigenkapitalersetzenden Charakter gehabt, weil die Schuldnerin zu keinem Zeitpunkt kreditunwürdig gewesen sei.
7
Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Die hiergegen gerichtete Berufung der Klägerin ist ohne Erfolg geblieben. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt die Klägerin den von ihr geltend gemachten Tabellenfeststellungsanspruch in vollem Umfang weiter.

Entscheidungsgründe:


8
Die Revision bleibt ohne Erfolg. Die Vordergerichte haben richtig entschieden.

I.


9
Das Berufungsgericht (ZIP 2010, 2016) meint, die Klage sei unbegründet , weil die Darlehensforderungen der Schuldnerin nachrangig seien. Die Nachrangigkeit ergebe sich aus § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F., § 32a GmbHG a.F.
10
Das für die Schuldnerin maßgebliche Insolvenzstatut sei gemäß Art. 4 EuInsVO das deutsche Recht, weil über das Vermögen der Schuldnerin das Insolvenzverfahren vor einem deutschen Gericht eröffnet worden sei. Die Novellenregelungen über die Nachrangigkeit kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen nach §§ 32a, 32b GmbHG seien schon vor Inkrafttreten des hier noch nicht anwendbaren Gesetzes zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen vom 23. Oktober 2008 (BGBl I S. 2026; fortan MoMiG) dem Insolvenzrecht zuzurechnen gewesen. Diese Regelungen seien rechtsformunabhängig anwendbar und verstießen nicht gegen die Niederlassungsfreiheit (Art. 49 AEUV).
11
Die der Schuldnerin von der Klägerin zur Verfügung gestellten Darlehen erfüllten jedenfalls ab 1. Januar 2008 die Voraussetzungen der § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. Zu diesem Zeitpunkt seien alle Darlehen fällig gewesen oder hätten durch Kündigung fällig gestellt werden können. Die Schuldnerin sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage gewesen, die Darlehen zurückzuführen. Über eigenes liquides Vermögen dieser Größenordnung habe sie nicht mehr verfügt. Es könne als ausgeschlossen angesehen werden, dass die Schuldnerin in der Lage gewesen sei, sich das zur Rückzahlung der Darlehen erforderliche Kapital zu marktüblichen Konditionen auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen.
12
Entgegen der Auffassung der Klägerin könne auch nicht davon ausgegangen werden, dass die Eigenkapitalersatzregeln deshalb keine Anwendung fänden, weil es sich bei dem Stehenlassen der Darlehen Anfang 2008 lediglich um eine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung gehandelt habe. Eine derartige Zurverfügungstellung des Kapitals für nicht länger als drei Wochen, bei der objektiv mit einer Rückzahlung gerechnet werden könne, habe nicht vorgelegen.

II.


13
Die Ausführungen des Berufungsgerichts halten rechtlicher Prüfung stand. Die von der Klägerin zur Tabelle angemeldeten Darlehens- und die daraus abgeleiteten Zinsforderungen sind nachrangige Insolvenzforderungen, die nicht gemäß § 179 Abs. 1, § 183 Abs. 1 InsO zur Tabelle festgestellt werden können, weil eine gesonderte Aufforderung zur Anmeldung nachrangiger Insolvenzforderungen nach § 174 Abs. 3 InsO nicht ergangen ist.
14
1. Auf die von der Klägerin angemeldeten Forderungen ist gemäß Art. 4 EuInsVO das deutsche Insolvenzrecht anwendbar, weil das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin in Deutschland eröffnet worden ist.
15
a) Das Hauptinsolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin ist vom Amtsgericht Köln am 3. März 2008 eröffnet worden. Auf die von der Revision im Einzelnen erörterte Frage, an welchem Ort die Schuldnerin zur Zeit der Verfahrenseröffnung gemäß Art. 3 Abs. 1 EuInsVO den Mittelpunkt ihres hauptsächlichen Interesses hatte und ob die Voraussetzungen der Verfahrenseröffnung in Deutschland vorlagen, kommt es nicht mehr an. Nach der Eröffnung ist gemäß Art. 4 Abs. 1 EuInsVO für das Insolvenzverfahren und seine Wirkungen das Insolvenzrecht des Eröffnungsstaates maßgeblich.
16
b) Die Frage, welche Regelungen des nationalen Rechts des Eröffnungsstaates als anwendbares Insolvenzrecht zu qualifizieren sind, richtet sich in erster Linie nach dem autonom auszulegenden Gemeinschaftsrecht. Wegen der unmittelbaren Geltung der EuInsVO (Art. 288 Abs. 2 AEUV; zuvor Art. 249 Abs. 2 EGV) und des Anwendungsvorrangs des Gemeinschaftsrechts sind Regelungen , die von Art. 4 EuInsVO als anwendbares Insolvenzrecht qualifiziert werden, nicht deshalb unanwendbar, weil sie nach nationalem Recht einem anderen Rechtsgebiet zuzuordnen sind (Walterscheid, DZWiR 2006, 95, 98; Behrens, IPrax 2010, 230, 231; Mankowski in Kölner Schrift zur Insolvenzordnung , 3. Aufl. Kap. 47 Rn. 87; ders. NZI 2010, 1004; Ulmer, NJW 2004, 1201, 1207; Riedemann/Lesmann, EWiR 2011, 19, 20). Insoweit liegt allenfalls eine Konkurrenz zwischen nationalem internationalem Privatrecht und Europarecht vor, innerhalb derer das Europarecht Vorrang hat (vgl. Bittmann/Gruber, GmbHR 2008, 867, 869).
17
Nach dem Erwägungsgrund 23 zur EuInsVO sollten die Regelungen der Verordnung einheitliche Kollisionsnormen schaffen, welche die Vorschriften des internationalen Privatrechts der einzelnen Staaten ersetzen. Soweit nicht in der Verordnung selbst etwas anderes bestimmt ist, soll das Recht des Staats der Verfahrenseröffnung (lex concursus) Anwendung finden. Abweichende Regelungen finden sich etwa in Art. 5 bis 15, 39 bis 42 EuInsVO (vgl. dazu Mankowski in Kölner Schrift, aaO Rn. 72), nicht aber zum Rang von Insolvenzforderungen.
18
c) In welcher Weise der Begriff des Insolvenzrechts in Art. 4 Abs. 1 EuInsVO europarechtlich auszulegen ist, wird in Art. 4 Abs. 2 EuInsVO für bestimmte Bereiche näher konkretisiert. Danach sind jedenfalls die dort angeführten nationalen Regelungen des Eröffnungsstaats europarechtlich als anwendbares Insolvenzrecht qualifiziert, also insbesondere die Bestimmungen, die regeln, welche Forderungen als Insolvenzforderungen anzumelden sind (Buchst. g) und welchen Rang diese Forderungen haben (Buchst. i; vgl. EuGH, ZIP 2010, 187 Rn. 25 - Probud). Davon abweichende europarechtliche Regelungen , die eine Qualifizierung der Eigenkapitalersatzregeln des deutschen Rechts als Gesellschaftsrecht vornehmen, sind nicht vorhanden. Insbesondere bestehen keine Richtlinien, die derartige Regelungen europarechtlich verbindlich vorschreiben und dem Gesellschaftsrecht zuordnen.
19
Danach steht europarechtlich fest, dass die nationalen Regelungen des deutschen Rechts, die den Rang der Forderungen im Insolvenzverfahren bestimmen , in einem in Deutschland nach Art. 3 EuInsVO eröffneten Insolvenzverfahren anwendbar sind. Die nach deutschem internationalem Privatrecht vorzunehmende Einordnung ist demgegenüber unerheblich.
20
d) Der Rang der von der Klägerin angemeldeten Forderungen ergibt sich aus § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F., § 32a GmbHG a.F. Beide Vorschriften sind hier gemäß Art. 103d Satz 1 EGInsO noch anzuwenden, weil das Insolvenzverfahren vor dem 1. November 2008, nämlich dem 3. März 2008 eröffnet worden ist (vgl. BGH, Urteil vom 26. Januar 2009 - II ZR 260/07, BGHZ 179, 249 Rn. 15 ff).
21
2. § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO und § 32a GmbHG in der bis zum 31. Oktober 2008 geltenden Fassung sind überdies auch dann anwendbar, wenn man für die Einordnung dieser Vorschriften das deutsche internationale Privatrecht zugrunde legte.
22
a) Das Gesellschaftsstatut der Schuldnerin richtet sich, wie das Berufungsgericht zutreffend festgestellt hat, nach dem Gründungsstatut, also nach luxemburgischen Recht. Nach den Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs in den Sachen Centros (ZIP 1999, 438), Überseering (ZIP 2002, 2037) und Inspire Art (ZIP 2003, 1885) ist es allgemeine Auffassung geworden, dass sich das Gesellschaftsstatut solcher Gesellschaften, die in einem Mitgliedstaat der europäischen Gemeinschaft gegründet worden sind, nicht nach dem Verwaltungssitz, sondern nach dem Gründungsort richten, weil nur so die europarechtlich verbürgte Niederlassungsfreiheit gewährt werden kann (BGH, Urteil vom 13. März 2003 - VII ZR 370/98, BGHZ 154, 185, 188 ff; vom 14. März 2005 - II ZR 5/03, ZIP 2005, 805 f; vom 19. September 2005 - II ZR 372/03, BGHZ 164, 148, 151; Hueck/Fastrich in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl., Einleitung Rn. 60; Michalski/Leible, GmbHG, 2. Aufl., Systematische Darstellung, Teil 2 Rn. 36 ff; Palandt/Thorn, BGB, 70. Aufl., Anh. zu Art. 12 EGBGB Rn. 6 ff). Das steht auch zwischen den Parteien nicht in Streit.
23
b) Die Frage, wie § 32a GmbHG, § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO in der bis 31. Oktober 2008 geltenden Fassung nach deutschem internationalen Privatrecht zu qualifizieren sind, ist umstritten.
24
aa) Nach einer Auffassung, der sich die Revision anschließt, handele es sich beim Kapitalerhaltungsrecht insgesamt um Gesellschaftsrecht, weil Grundlage die sich aus der Gesellschafterstellung ergebene Finanzierungs (folgen)verantwortung sei. Eine Differenzierung zwischen den Rechtsprechungsregeln und dem Novellenrecht wird nicht vorgenommen (vgl. z.B. Behrens in Ulmer/Habersack/Winter, GmbHG, Einleitung B Rn. B 86 f; MünchKomm -InsO/Reinhart, 2. Aufl. Art. 4 EuInsVO Rn. 6; Scholz/Karsten Schmidt, GmbHG, 10. Aufl. §§ 32a, 32b Rn. 8; Nerlich in Nerlich/Römermann, InsO, Bearb. März 2009, Art. 4 EuInsVO, Rn. 45; Haß/Herwig in Haß/Huber/Gruber/ Heiderhoff, EuInsVO, Art. 4 Rn. 41; FK-InsO/Wenner/Schuster, 6. Aufl., Art. 4 EuInsVO Rn. 21; Geyrhalter/Gänßler, NZG 2003, 409, 411 f; Wachter, GmbHR 2004, 88, 92; Holzer, ZVI 2005, 457, 468; Kallmeyer, DB 2004, 636, 639; Paefgen, ZIP 2004, 2253, 2261; Riedemann, GmbHR 2004, 345, 349; Behrens, IPrax 2010, 230, 231; Müller, NZG 2003, 414, 417; Zimmer, NJW 2003, 3585,

3589).



25
bb) Nach anderer Auffassung wird eine Differenzierung ebenfalls abgelehnt , aber mit der Folge, dass das gesamte Eigenkapitalersatzrecht, auch die Rechtsprechungsregeln, als materielles Insolvenzrecht angesehen werden (vgl. z.B. Haas, NZI 2002, 457, 466).
26
cc) Nach einer dritten Auffassung muss zwischen den Rechtsprechungsregeln und den Novellenregeln differenziert werden. Bei den Regeln über die Nachrangigkeit kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen in der Insolvenz handelt es sich danach um Insolvenzrecht, das auch auf Auslandsgesellschaften anwendbar ist, weil die Novellenregeln erst und ausschließlich in der Insolvenz Bedeutung erlangen (Pannen/Riedemann, Europäische Insolvenzverordnung, Art. 4 Rn. 91 ff, 93; Huber in Lutter, Europäische Auslandsgesellschaften in Deutschland, S. 131, 140 ff; Mankowski, NZI 2010, 1004; Dahl/Jan Schmitz, GWR 2010, 532; Ulmer, NJW 2004, 1201, 1207; M. Fischer, ZIP 2004, 1477, 1480; Ulmer, KTS 2004, 291, 299; Schilling, Insolvenz einer englischen Limited mit Verwaltungssitz in Deutschland, 2006 S. 194 ff; wohl auch Röhricht, ZIP 2005, 505, 512).
27
dd) Die zuletzt genannte Auffassung ist zutreffend.
28
(1) Kapitalersetzende Gesellschafterdarlehen unterstellte die Rechtsprechung seit dem Jahre 1960 den Kapitalschutzregeln der §§ 30, 31 GmbHG a.F. Dadurch wurde das Gesellschafterdarlehen in der Krise der Gesellschaft wie haftendes Eigenkapital und nicht als rückzahlbares Darlehen behandelt. Daraus folgte für die Dauer der Gesellschaftskrise das Verbot, die Darlehen an die Gesellschafter zurückzuzahlen (§ 30 GmbH a.F.). Gleichwohl erfolgte Darlehenstilgungen hatte der Gesellschafter zu erstatten (§ 31 GmbHG a.F.).

29
Im Jahre 1980 wurden mit den §§ 32a, 32b GmbHG, § 32a KO (der später weitgehend inhaltsgleich in § 135 InsO übernommen wurde) die sogenannten Novellenregeln eingeführt. Diese Regelungen waren ausschließlich auf den Fall des eröffneten Insolvenzverfahrens zugeschnitten. Sie sollten einen auch die Rechtsprechungsregeln umfassenden Gläubigerschutz entfalten, blieben aber hinter diesen zurück, weshalb der Bundesgerichtshof zur Vermeidung von Schutzlücken die Rechtsprechungsgrundsätze für weiter anwendbar erklärte (zur Entstehungsgeschichte vgl. Gehrlein, BB 2011, 3 ff).
30
(2) Durch das MoMiG wurden die §§ 32a, 32b GmbHG gestrichen und die vormaligen Rechtsprechungsregeln durch eine klarstellende Regelung in § 30 Abs. 1 Satz 3 GmbHG aufgehoben. Die Neuregelung erfolgte ausschließlich im Insolvenzrecht, nämlich in § 39 Abs. 1 Nr. 5, Abs. 4, 5, § 135 InsO. Das bedeutet zum einen der Sache nach die Rückkehr zu den Novellenregeln (vgl. die Gesetzesbegründung der Bundesregierung zum MoMiG, BT-Drucks. 16/6140 S. 26, 42; Uhlenbruck/Hirte, InsO, 13. Aufl., § 135 Rn. 4; Gehrlein, aaO S. 5). Zum anderen ist die Neuregelung ein Instrumentarium rein insolvenzrechtlicher Natur (Michalski/Dahl, GmbHG, 2. Aufl., Anh. II zu § 32a, 32b Rn. 9 f; Dahl/Schmitz, GWR 2010, 532; Ulmer in Ulmer/Habersack/Winter, GmbHG, Ergänzungsband MoMiG, Einleitung A II 1 Rn. 24 § 30 Rn. 29 ff; Gehrlein, aaO S. 5, 7). Der Gesetzgeber hat die Aufhebung der §§ 32a, 32b GmbHG damit begründet, dass die Regelungen zu den Gesellschafterdarlehen in das Insolvenzrecht verlagert würden, wo sie systematisch hingehörten (BTDrucks. 16/6140 S. 42 zu Nr. 22). Nach der amtlichen Begründung des MoMiG sind diese neuen Regelungen nach Art. 3 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 4 Abs. 1 EuInsVO auch auf Auslandsgesellschaften anwendbar (BT-Drucks. 16/6140 S. 57).

31
(3) Nichts anderes gilt für das entsprechende Eigenkapitalersatzrecht vor Inkrafttreten des MoMiG. Der Bundesgerichtshof mag die Rechtsprechungsregeln dem Gesellschaftsrecht zugeordnet haben, wie die Revision annimmt (BGH, Urteil vom 25. Juni 2001 - II ZR 38/99, BGHZ 148, 167, 168). Das bedarf hier keiner näheren Untersuchung. Für die Novellenregeln in §§ 32a, 32b GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. ergibt sich daraus jedenfalls nichts (vgl. Goette, ZIP 2006, 541, 546). Jedenfalls diese sind dem Insolvenzrecht zuzuordnen , weil sie nach ihrem materiellen Gehalt insolvenzrechtliche Regelungen darstellen.
32
Die Novellenregeln sind zwar auf das Gesellschaftsrecht bezogen, weil durch sie eigenkapitalersatzrechtliche Bindungen von Gesellschafterdarlehen anerkannt werden. Die Rechtsfolgen sind jedoch insolvenzrechtlicher Natur. Der Anspruch auf Rückgewähr der Darlehen konnte im Konkursverfahren nicht (§ 32a GmbHG in der Fassung vom 4. Juli 1980) und kann im Insolvenzverfahren nur als nachrangige Insolvenzforderung gemäß § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. geltend gemacht werden. Ein bereits zurückgezahltes Gesellschafterdarlehen war nach § 32a Satz 2 KO, § 135 Nr. 2 InsO a.F. nach insolvenzrechtlichem Anfechtungsrecht zurückzugewähren. Die Regelung mag damit zwar in ihrem Ausgangspunkt gesellschaftsrechtlich anknüpfen, regelt Rechtsfolgen aber ausschließlich für das eröffnete Insolvenzverfahren. Deshalb war nach diesen Vorschriften auch die Rückgewähr eines Gesellschafterdarlehens trotz Eintritts der Insolvenzreife zulässig, solange noch kein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gesellschaft eröffnet worden war (Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 16. Aufl., §§ 32a, b Rn. 13; M. Fischer, ZIP 2004, 1477, 1480; Gehrlein, aaO S. 4).
33
Der Rangrücktritt nach § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. blieb also außerhalb des Insolvenzverfahrens ohne jede Auswirkung. Auch die Möglichkeit der Insolvenzanfechtung nach § 32a KO, § 135 InsO a.F. bei bereits zurückbezahlten Darlehen zeigt den insolvenzrechtlichen Charakter der Regelung, weil eine solche Anfechtung nur im eröffneten Insolvenzverfahren möglich ist. Insolvenzrechtliche Anfechtungsklagen gehen unmittelbar aus dem Insolvenzverfahren hervor und stehen mit diesem in unlösbarem Zusammenhang. Deshalb hat der Europäische Gerichtshof für derartige Klagen gemäß Art. 3 Abs. 1 EuInsVO die Zuständigkeit der Gerichte des Eröffnungsstaates auch gegen Anfechtungsgegner bejaht, die ihren satzungsmäßigen Sitz in einem anderen Mitgliedsstaat haben (EuGH, ZIP 2009, 427 Rn. 21, 28 - Deko Marty Belgium).
34
Dass die Regelung in §§ 32a, 32b GmbHG in das Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung eingestellt war, ist demgegenüber unbeachtlich; es zählt allein die materielle Zuordnung, nicht der zufällig gewählte Standort der Bestimmung. Das hat schon das Berufungsgericht zutreffend dargelegt. Im Übrigen bestand der Schwerpunkt der Novellenregelung in der seit dem Inkrafttreten der Insolvenzordnung geltenden Fassung ohnehin in den Vorschriften der § 39 Abs. 1 Nr. 5, § 135 InsO a.F., die auch ihrem formalen Standort nach Insolvenzrecht darstellten. §§ 32a, 32b GmbHG hatten lediglich noch ergänzenden Charakter (vgl. Schilling, aaO S. 193).
35
Die Novellenregelungen können schließlich nicht als mittelbare Folge der gesellschaftsrechtlichen Finanzierungsverantwortung der Gesellschafter verstanden werden. Solange das Insolvenzverfahren nicht eröffnet worden ist, hindern sie eine Rückzahlung der Darlehen nicht und eröffnen auch nicht die Möglichkeit der insolvenzrechtlichen Rückforderung (vgl. aber § 3b AnfG a.F.). Sie sollen unabhängig von der Finanzierungsverantwortung der Gesellschafter und der Erhaltung des Garantiekapitals die Fortführung eines sanierungsreifen Unternehmens verhindern. Eine Nachschusspflicht wird durch sie nicht angeordnet. Die Rechtsfolgen treten unabhängig von dem zur Wiederherstellung der Stammkapitalziffer erforderlichen Betrag ein und gehen über den zur Abdeckung der Unterbilanz und der Überschuldung erforderlichen Betrag hinaus (Mankowski, NZI 2010, 1004; Schilling, aaO S. 193 f; Gehrlein, aaO S. 3 f).
36
Der "kapitalersetzende" Charakter eines Darlehens im Sinne des § 39 Abs. 1 Nr. 5, § 135 InsO a.F. bezog sich also keineswegs auf das Stammkapital der GmbH, sondern bildete als Fremdkapital den Gegensatz zum Eigenkapital der Gesellschaft (Huber in Lutter, aaO S. 131, 176 f; Schilling, aaO S. 193 f; Mankowski, NZI 2010, 1004). Die Novellenregeln setzen bei der Diskrepanz zwischen Kapitalbedarf und der Möglichkeit der Kapitalbeschaffung auf dem Kapitalmarkt an, wie sich vor allem aus der Anknüpfung an den Begriff der Krise ergibt, die eine Vorstufe zur späteren Insolvenz darstellt. Auch dies zeigt den insolvenzrechtlichen Charakter der Novellenregelung.
37
3. Die Anwendung des § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO verstößt nicht gegen die Niederlassungsfreiheit nach Art. 49, 54 AEUV (zuvor: Art. 43, 48 EGV).
38
a) Nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs ist anerkannt , dass zwingende Gründe des Gemeinwohls, wie der Schutz des Interesses der Gläubiger, unter bestimmten Umständen und unter Beachtung bestimmter Voraussetzungen Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit durch das nationale Recht rechtfertigen können (EuGH, ZIP 2002, 2037 Rn. 92 - Überseering; ZIP 2003, 1885 Rn. 132 f - Inspire Art). Dazu sind vier Voraus- setzungen zu erfüllen: Die Beschränkungen müssen in nicht diskriminierender Weise angewandt werden, aus zwingenden Gründen des Allgemeininteresses gerechtfertigt sein, zur Erreichung der verfolgten Ziele geeignet sein und dürfen nicht über das hinausgehen, was zur Erreichung des Ziels erforderlich ist (EuGH, ZIP 2003, 1885 Rn. 133 - Inspire Art; BGH, Urteil vom 14. März2005 - II ZR 5/03, ZIP 2005, 805, 806).
39
b) Ob diese Voraussetzungen bei § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO, § 32a GmbHG a.F. vorliegen, kann dahinstehen. Die Anwendbarkeit der genannten Vorschriften beruht auf ihrer Qualifizierung als Insolvenzrecht durch Art. 4 Abs. 2 EuInsVO. Dass diese Vorschrift des sekundären Gemeinschaftsrechts, die Besonderheiten des eröffneten Insolvenzverfahrens regelt, gegen das primäre Gemeinschaftsrecht in der Form der Niederlassungsfreiheit für Kapitalgesellschaften verstößt, ist nicht erkennbar und wird - soweit ersichtlich - nirgends vertreten (vgl. Ulmer, KTS 2004, 291, 295 f; Bittmann/Gruber, GmbHR 2008, 867, 870). Auch von der Revision wird dies nicht geltend gemacht.
40
Im Übrigen läge es auch dann, wenn die Anwendbarkeit der Novellenregeln nicht auf Europarecht, sondern auf deutschem internationalem Privatrecht beruhte, fern, einen Verstoß gegen die Niederlassungsfreiheit anzunehmen (vgl. Huber in Lutter, aaO S. 186 ff). Das bedarf hier jedoch keiner abschließenden Entscheidung.
41
c) Eine primärrechtskonforme Auslegung von Art. 4 EuInsO zwingt entgegen der Auffassung der Revisionsklägerin in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat nicht dazu, die Novellenregeln für nicht anwendbar anzusehen.
42
Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union legt Art. 4 Abs. 1 EuInsVO das anwendbare Recht sowohl für das Hauptinsolvenzverfahren wie für das Sekundärinsolvenzverfahren fest, nämlich jeweils das Recht des Staates der Verfahrenseröffnung. Art. 4 Abs. 2 EuInsVO enthält dazu eine nicht erschöpfende Aufzählung der verschiedenen Punkte des Verfahrens, die nach dem Recht des Eröffnungsstaates geregelt werden (EuGH, ZIP 2010, 187 Rn. 25 - Probud). Dazu gehört nach Buchst. i der Rang der Forderungen.
43
Entgegen der Auffassung der Revision ist der Verfahrensbegriff des Art. 4 EuInsVO nicht eng auszulegen. Wie die Aufzählung in Art. 4 Abs. 2 EuInsVO zeigt, haben die dort genannten Regelungen Auswirkungen auf das materielle Recht, etwa hinsichtlich der Frage, welche Vermögensgegenstände zur Masse gehören (Buchst. b), welches die Voraussetzungen für die Wirksamkeit einer Aufrechnung sind (Buchst. d), wie die Auswirkungen des Insolvenzverfahrens auf laufende Verträge sind (Buchst. e) und wie sich die Rechte der Gläubiger gestalten, die nach Eröffnung des Verfahrens aufgrund dinglichen Rechts oder infolge Aufrechnung teilweise befriedigt wurden (Buchst. i).
44
Buchst. i regelt in diesem verfahrensrechtlichen Sinne, dass sich der Rang einer Forderung nach dem Recht des Eröffnungsstaates richtet. Dies wird durch das jeweilige nationale Recht, das den Rang von Forderungen regelt, näher ausgefüllt. Zu den nationalen Rangregelungen, auch solchen mit gesellschaftsrechtlichem Bezug, macht Art. 4 Abs. 2 EuInsVO dagegen keine inhaltlichen Vorgaben. Dass die Anwendung des nationalen Insolvenzrechts, hier der Novellenregeln, auf deutsche Gesellschaften europarechtlich bedenklich sei, wird nicht geltend gemacht. Die Anwendung auch auf Gesellschaften aus anderen Mitgliedsstaaten, über deren Vermögen in Deutschland das Insolvenzver- fahren eröffnet wurde, ordnet Art. 4 EuInsVO aus insolvenzrechtlichen Gründen an.
45
Die Niederlassungsfreiheit der Gesellschaften wird durch die insolvenzspezifische , europarechtliche Anordnung des Art. 4 EuInsVO nicht tangiert. Hier werden lediglich Besonderheiten des Insolvenzverfahrens geregelt. Die Vorschrift zieht lediglich insolvenzrechtlich die Konsequenz daraus, dass das Insolvenzverfahren über die Gesellschaft gemäß Art. 3 EuInsVO in einem Mitgliedsstaat eröffnet worden ist, in den die Gesellschaft den Mittelpunkt ihrer hauptsächlichen Interessen verlagert und sich damit mittelbar im Umfang des Art. 4 EuInsVO dem dortigen Insolvenzrecht unterstellt hat.
46
d) Ein Vorabentscheidungsersuchen an den Gerichtshof der Europäischen Union nach Art. 267 Abs. 3 AEUV ist nicht geboten, weil sich im Streitfall keine entscheidungserheblichen Rechtsfragen des Unionsrechts stellen, die eine Vorlage erfordern. Hinsichtlich der Auslegung des insolvenzrechtlichen Begriffs des Rangs in Art. 4 Abs. 2 Buchst. i EuInsVO bestehen keine vernünftigen Zweifel (st. Rspr.; vgl. EuGH, Urteil vom 6. Oktober 1982 - 283/81, Slg. 1982, 3415 = NJW 1983, 1257 Rn. 16 - C.I.L.F.I.T.; vom 15. September 2005 C - 495/03, Slg. 2005 I 8151 Rn. 33 - Intermodal Transports).
47
4. Der Klägerin bleibt unbenommen, die von ihr geltend gemachten Ansprüche in dem in Luxemburg eröffneten Sekundärinsolvenzverfahren gemäß Art. 32 Abs. 1 EuInsVO in vollem Umfang in dem dort gemäß Art. 28 EuInsVO nach luxemburgischen Recht vorgesehenen Rang anzumelden.
48
5. Die Vorschriften der § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO sind auf die Schuldnerin anzuwenden, obwohl diese keine Gesellschaft mit be- schränkter Haftung deutschen Rechts, sondern eine société anonyme luxemburgischen Rechts ist. Die Novellenregeln gelten, soweit deutsches Recht anwendbar ist, rechtsformunabhängig.
49
a) Die Neuregelung nach dem MoMiG gilt rechtsformunabhängig, was sich dort unmittelbar aus dem Wortlaut des § 39 Abs. 1 Nr. 5, § 39 Abs. 4 InsO ergibt (vgl. dazu auch die Begründung der Bundesregierung zum Entwurf des MoMiG, BT-Drucks. 16/6140 S. 56 zu Nr. 5 Buchst. b - Anfügung von § 39 Abs. 4 InsO). Für das hier anzuwendende frühere Recht gilt nichts anderes. Auch § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. stellte nicht auf eine bestimmte Gesellschaftsform ab. Die Regelungen in §§ 32a, 32b GmbHG a.F. waren gemäß den mit der Novellenregelung eingeführten § 129a HGB a.F. und § 172a HGB a.F. auch auf offene Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften entsprechend anzuwenden , bei denen kein Gesellschafter eine natürliche Person oder eine OHG oder KG war, bei der ein persönlich haftender Gesellschafter eine natürliche Person war.
50
Der Bundesgerichtshof hat diese Regeln auch auf Finanzierungshilfen eines Aktionärs erstreckt, wenn dieser mehr als 25 v.H. der Aktien der Gesellschaft hält oder - bei geringerer, aber nicht unbeträchtlicher Beteiligung - verbunden mit weiteren Umständen über gesellschaftsrechtlich fundierte Einflussmöglichkeiten in der Gesellschaft verfügt (BGH, Urteil vom 26. März 1984 - II ZR 171/83, BGHZ 90, 381, 387 ff; vom 9. Mai 2005 - II ZR 66/03, ZIP 2005, 1316, 1317; Beschluss vom 26. April 2010 - II ZR 60/09, ZIP 2010, 1443 Rn. 5 ff). Sie gelten außerdem für die GmbH & Co. KG (v. Gerkan in v. Gerkan/ Hommelhoff, Handbuch des Kapitalersatzrechts, 2. Aufl. Rn. 10.8; MünchKomm -InsO/Ehricke, 2. Aufl. § 39 Rn. 42; Huber in Lutter, aaO S. 173 ff, 178).
51
b) Anwendbar ist § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. deshalb jedenfalls auf Kapitalgesellschaften und solche Personengesellschaften, die keine natürliche Person als persönlich haftenden Gesellschafter haben (BGH, Urteil vom 26. Januar 2009 - II ZR 213/07, BGHZ 179, 279 Rn. 8 ff). Hierunter fällt die Schuldnerin. Dass § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO Auslandsgesellschaften nicht besonders erwähnt, hat vor allem historische Gründe, weil nach dem damaligen Stand des deutschen internationalen Gesellschaftsrechts nicht in nennenswertem Umfang mit Inlandskonkursen von Auslandsgesellschaften zu rechnen war (vgl. Huber in Lutter, aaO S. 178 f).
52
6. Die Voraussetzungen des Rangrücktritts nach § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. sind vom Berufungsgericht mit Recht bejaht worden.
53
a) Die Klägerin war seit 21. Juli 2007 mit 63,7 v.H. der Geschäftsanteile an der Schuldnerin beteiligt; sie verfügte damit über gesellschaftsrechtlich fundierte Einflussmöglichkeiten bei der Schuldnerin, wie sie der Bundesgerichtshof für die Anwendbarkeit des Eigenkapitalersatzrechts bei Aktiengesellschaften voraussetzt (BGH, Urteil vom 9. Mai 2005 - II ZR 66/03, ZIP 2005, 1316; vgl. auch BGH, Beschluss vom 26. April 2010, aaO Rn. 5 ff).
54
b) Das Berufungsgericht konnte dahingestellt sein lassen, ob die Darlehen der Schuldnerin bereits in einer Krisensituation zur Verfügung gestellt worden sind. Die Darlehen waren zum Ende des Jahres 2007 fällig geworden oder hätten durch Kündigung fällig gestellt werden können. Das Stehenlassen von früher gewährten Gesellschafterdarlehen nach Eintritt der Gesellschaftskrise ist nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ausreichend, ohne dass es einer rechtsgeschäftlichen Vereinbarung für die Umqualifizierung bedarf , weil auch solche Mittel das erforderliche Eigenkapital ersetzen, wenn durch sie die sonst gebotene Liquidation der Gesellschaft vermieden wird (BGH, Urteil vom 19. September 1988 - II ZR 255/87, BGHZ 105, 168, 185 f; vom 28. November 1994 - II ZR 77/93, ZIP 1995, 23; Karsten Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl., § 32a, § 32b Rn. 47 mwN).
55
c) Kredite, die stehengelassen werden, sind kapitalersetzend, wenn die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt kreditunwürdig ist. Kredite, die nach Eintritt der materiellen Insolvenz (Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit) stehengelassen werden, sind in jedem Fall eigenkapitalersetzend (Karsten Schmid, aaO Rn. 39 mwN). Eigenkapitalersetzend sind sie aber auch, wenn sie der Gesellschaft im Zustand der Kreditunwürdigkeit gegeben oder belassen werden, also zu einem Zeitpunkt, in dem die Gesellschaft von dritter Seite keinen Kredit zu marktüblichen Bedingungen mehr hätte erhalten können und ohne die Zuführung von Eigenkapital oder von Gesellschafterdarlehen hätte liquidiert werden müssen (Karsten Schmidt in Scholz, aaO §§ 32a, 32b Rn. 38, 41 mwN).
56
Die Kreditunwürdigkeit ist nach objektiven Maßstäben festzustellen (BGH, Urteil vom 2. Dezember 1996 - II ZR 243/95, NJW-RR 1997, 606 mwN). Sie liegt vor, wenn kein vernünftig handelnder Dritter den Kredit ohne Inanspruchnahme einer Gesellschaftssicherheit gewähren würde (vgl. BGH, Urteil vom 2. Juni 1997 - II ZR 211/95, ZIP 1997, 1648, 1650 mwN; Karsten Schmidt in Scholz, aaO Rn. 41). Bei der Prüfung der Insolvenzreife der Gesellschaft hat die bilanzielle Überschuldung nur eine indizielle Bedeutung und ist lediglich Ausgangspunkt für die weitere Ermittlung der wahren Werte des Gesellschaftsvermögens , weil durch stille Reserven die Überschuldung neutralisiert werden kann (BGH, Urteil vom 2. April 2001 - II ZR 261/99, ZIP 2001, 839 mwN).
57
d) Das Berufungsgericht hat die Kreditunwürdigkeit der Schuldnerin zum 1. Januar 2008 mit der Überschuldung der Gesellschaft und damit begründet, dass diese nicht mehr in der Lage gewesen sei, das zur Rückzahlung der Darlehen erforderliche Kapital zu marktüblichen Konditionen auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen. Die hiergegen erhobenen Revisionsrügen greifen nicht durch.
58
aa) Das Berufungsgericht hat aus dem Bericht des Insolvenzverwalters für die Gläubigerversammlung vom 23. Mai 2008 (Anlage K 26) zum Stichtag 3. März 2008 einen Fortführungswert des Unternehmens in Höhe von 81 Mio. € bei Verbindlichkeiten gegen Dritte in Höhe von 84 Mio. € und gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von über 113 Mio. € entnommen und keinen Anhaltspunkt dafür gesehen, dass die wirtschaftliche Situation etwa drei Monate vorher wesentlich anders gewesen wäre. Es hat Überschuldung angenommen. Der Einwand der Revision, die Feststellung der Überschuldung sei nicht stichtagsbezogen zum 1. Januar 2008 erfolgt, ist unzutreffend. Das Berufungsgericht hat auf das Ende des Jahres 2007 abgestellt und den Bericht als ausreichende zeitnahe Grundlage gewertet. Die Revision zeigt nicht auf, dass die Klägerin dargelegt hätte, zum 1. Januar 2008, also gut zwei Monate vor dem Stichtag, wäre die Situation wesentlich anders gewesen. Die Würdigung des Berufungsgericht hält sich im Rahmen einer zulässigen Beweiswürdigung.
59
Für die Frage der Überschuldung kommt es im Rahmen des anwendbaren deutschen Eigenkapitalersatzrechts auf die Auslegung dieses Begriffs im deutschen Recht an, also entgegen der Auffassung der Revision nicht auf das luxemburgische Recht. Dass die Klägerin vorgetragen hätte, der Insolvenzverwalter habe in seinem Bericht Unternehmenswerte, etwa stille Reserven, zu Unrecht außer Acht gelassen, zeigt die Revision nicht auf. Der Bericht des In- solvenzverwalters legt nicht die handelsrechtlichen Buchwerte, sondern gutachterliche Wertfeststellungen zugrunde.
60
bb) Jedenfalls war die Schuldnerin am 1. Januar 2008 kreditunwürdig. Die diesbezüglichen Feststellungen entbehren nicht der erforderlichen tatsächlichen Grundlage; sie lassen auch nicht das Vorbringen der Klägerin außer Acht. Die Revision wendet sich vor allem in unzulässiger Weise gegen die Beweiswürdigung.
61
(1) Es bedurfte keines Sachverständigengutachtens um festzustellen, dass die Schuldnerin erheblichen Kapitalbedarf hatte, der auf dem Kapitalmarkt allenfalls gegen - bei der Schuldnerin nicht vorhandene - Sicherheiten zu beschaffen gewesen wäre. Das Unternehmen der Schuldnerin befand sich noch im Aufbau, der durch die von der Bundesregierung beschlossene Einführung der Mindestlöhne im Briefzustellbereich erheblichen weiteren Risiken ausgesetzt wurde. Die von der Schuldnerin aus Anlass der Festsetzung der Mindestlöhne beauftragte Unternehmensberatungsgesellschaft kam im Dezember 2007 zu dem Ergebnis, dass eine erfolgversprechende Fortführung des Unternehmens weitere Investitionen von etwa 320 Mio. Euro erforderte. Unter Einbeziehung der streitgegenständlichen Darlehen bestand damit ein Kreditbedarfvon rund 400 Mio. Euro, für den die Schuldnerin nach den unangegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts keine Sicherheit leisten konnte. Die Klägerin war nicht bereit, diesen Kapitalbedarf zu decken. Die Schuldnerin hatte bislang nur hohe Verluste erwirtschaftet. Bei dieser Sachlage konnte das Berufungsgericht davon ausgehen, dass die Schuldnerin im dargelegten Sinne kreditunwürdig war.
62
(2) Der Umstand, dass die der Schuldnerin gewährten Bankdarlehen ungekündigt geblieben waren, ist für die Beurteilung der Kreditunwürdigkeit der Schuldnerin letztlich ohne entscheidende Bedeutung. Das Berufungsgericht hat maßgeblich auf die Finanzierung des zusätzlichen Kreditbedarfs abgestellt. Zu einer weiteren Finanzierung waren die Banken nach dem Sachvortrag, auf den sich die Revision beruft, allenfalls bei einer Mitfinanzierung durch die Gesellschafter bereit, die dies jedoch ablehnten. Das Berufungsgericht hat ausdrücklich festgestellt, dass die Gesellschaft eine Finanzierung des erforderlichen weiteren Kapitals von 320 Mio. Euro nur durch Darlehen der Klägerin erwogen hat. Gegenteiligen einer Beweisaufnahme zugänglichen Vortrag zeigt die Revision nicht auf.
63
(3) Das Berufungsgericht durfte schließlich den Austausch der Geschäftsführung im Dezember 2007 und die Einsetzung von ausgewiesenen Sanierungs - und Insolvenzrechtsexperten in die neue Geschäftsführung als Indiz berücksichtigen; die Wertung dieser Vorgänge als krisenhafte Zuspitzung der Situation ist unter Berücksichtigung aller Umstände im Rahmen der vorgenommenen Beweiswürdigung nicht zu beanstanden. Das gilt zumal auch deshalb, weil die Klägerin und die Schuldnerin von der Möglichkeit ausgingen, dass kurzfristig Insolvenzantrag für die Schuldnerin gestellt werden musste, was aus den Stundungsvereinbarungen hervor geht, die im Januar 2008 geschlossen wurden. Zudem waren schon in den Sitzungen des Verwaltungsrats der Schuldnerin am 6. und 10. Dezember 2007 das Insolvenzrisiko von verlustbringenden Tochtergesellschaften, die daraus folgenden Konsequenzen für die Schuldnerin und die bestehenden Liquidationsprobleme erörtert worden.
64
Aus den festgestellten Indizien konnte das Berufungsgericht rechtsfehlerfrei den Schluss auf die Kreditunwürdigkeit der Schuldnerin ab Jahresbeginn 2008 ziehen. Entgegen der Ansicht der Revision hat es keine Beweislastentscheidung getroffen.
65
e) Die im Falle des Stehenlassens erforderliche Kenntnis des Gesellschafters von der Krisensituation oder zumindest die Möglichkeit, diese zu erkennen , die vermutet wird, (vgl. BGH, Urteil vom 7. November 1994 - II ZR 270/93, BGHZ 127, 336, 346 f) ist hier angesichts der festgestellten Umstände ohne weiteres anzunehmen.
66
f) Schließlich ist die Annahme des Berufungsgerichts nicht zu beanstanden , dass es sich beim Stehenlassen des Darlehens Anfang 2008 um keine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung handelte.
67
Von einer den Eigenkapitalersatzeinwand ausschließenden kurzfristigen Finanzierungshilfe kann nur ausgegangen werden, wenn im Zeitpunkt der Einräumung des Kredits aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens objektiv damit gerechnet werden kann, dass die Gesellschaft den Kredit in dem vorgesehenen kurzen Zeitraum werde ablösen können (BGH, Urteil vom 2. Juni 1997 - II ZR 211/95, NJW 1997, 3171, 3172 mwN). Dies scheidet hier aus. Derartige kurzfristige Finanzierungshilfen sind nur in besonders gelagerten Ausnahmefällen anzunehmen, in denen die Gesellschaft zwar für kurze Zeit dringend auf die Zufuhr von Geldmitteln angewiesen ist, aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage aber mit der fristgerechten Rückzahlung objektiv gerechnet werden kann. Die zeitliche Grenze wird durch die in § 15a InsO enthaltene Frist gesetzt und beträgt längstens drei Wochen (BGH, Beschluss vom 26. April 2010 - II ZR 60/09, ZIP 2010, 1443 Rn. 17 mwN).
68
Schon die zeitliche Grenze wurde nicht eingehalten, weil die Stundung drei Wochen überschritt. Zudem konnte zu keinem Zeitpunkt von einer fristgerechten Rückzahlung ausgegangen werden.
69
Mit der Behauptung, eine Kündigung der Darlehen hätte erstmals am 2. Januar 2008 mit Wirkung vom 16. Januar 2008 ausgesprochen werden können , setzt sich die Revision in Widerspruch zu ihrem eigenen Sachvortrag, wonach die Darlehen zum 31. Dezember 2007 kündbar waren. Nach dem vom Berufungsgericht festgestellten unstreitigen Sachverhalt waren mit Ausnahme des ersten Darlehens über 15 Mio. Euro ohnehin alle weiteren Darlehen bis zum 31. Dezember 2007 befristet. Das erste Darlehen über 15 Mio. Euro hätte nach § 5 des Darlehensvertrages (Anlage K 6) jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen und damit zum Jahresende 2007 gekündigt werden können.
Kayser Vill Lohmann Fischer Pape
Vorinstanzen:
LG Köln, Entscheidung vom 04.12.2009 - 87 O 209/08 -
OLG Köln, Entscheidung vom 28.09.2010 - 18 U 3/10 -

Das in einem anderen Staat geltende Recht, die Gewohnheitsrechte und Statuten bedürfen des Beweises nur insofern, als sie dem Gericht unbekannt sind. Bei Ermittlung dieser Rechtsnormen ist das Gericht auf die von den Parteien beigebrachten Nachweise nicht beschränkt; es ist befugt, auch andere Erkenntnisquellen zu benutzen und zum Zwecke einer solchen Benutzung das Erforderliche anzuordnen.

(1) Bei dem Gericht der Klage kann eine Widerklage erhoben werden, wenn der Gegenanspruch mit dem in der Klage geltend gemachten Anspruch oder mit den gegen ihn vorgebrachten Verteidigungsmitteln in Zusammenhang steht.

(2) Dies gilt nicht, wenn für eine Klage wegen des Gegenanspruchs die Vereinbarung der Zuständigkeit des Gerichts nach § 40 Abs. 2 unzulässig ist.

(1) Ist ein Ort für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen, insbesondere aus der Natur des Schuldverhältnisses, zu entnehmen, so hat die Leistung an dem Ort zu erfolgen, an welchem der Schuldner zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hatte.

(2) Ist die Verbindlichkeit im Gewerbebetrieb des Schuldners entstanden, so tritt, wenn der Schuldner seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hatte, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes.

(3) Aus dem Umstand allein, dass der Schuldner die Kosten der Versendung übernommen hat, ist nicht zu entnehmen, dass der Ort, nach welchem die Versendung zu erfolgen hat, der Leistungsort sein soll.

Mit Ausnahme der Klageschrift und solcher Schriftsätze, die Sachanträge enthalten, sind Schriftsätze und sonstige Erklärungen der Parteien, sofern nicht das Gericht die Zustellung anordnet, ohne besondere Form mitzuteilen. Bei Übersendung durch die Post gilt die Mitteilung, wenn die Wohnung der Partei im Bereich des Ortsbestellverkehrs liegt, an dem folgenden, im Übrigen an dem zweiten Werktag nach der Aufgabe zur Post als bewirkt, sofern nicht die Partei glaubhaft macht, dass ihr die Mitteilung nicht oder erst in einem späteren Zeitpunkt zugegangen ist.

Mehrere Ansprüche des Klägers gegen denselben Beklagten können, auch wenn sie auf verschiedenen Gründen beruhen, in einer Klage verbunden werden, wenn für sämtliche Ansprüche das Prozessgericht zuständig und dieselbe Prozessart zulässig ist.

(1) Für Streitigkeiten aus einem Vertragsverhältnis und über dessen Bestehen ist das Gericht des Ortes zuständig, an dem die streitige Verpflichtung zu erfüllen ist.

(2) Eine Vereinbarung über den Erfüllungsort begründet die Zuständigkeit nur, wenn die Vertragsparteien Kaufleute, juristische Personen des öffentlichen Rechts oder öffentlich-rechtliche Sondervermögen sind.

(1) Der allgemeine Gerichtsstand der Gemeinden, der Korporationen sowie derjenigen Gesellschaften, Genossenschaften oder anderen Vereine und derjenigen Stiftungen, Anstalten und Vermögensmassen, die als solche verklagt werden können, wird durch ihren Sitz bestimmt. Als Sitz gilt, wenn sich nichts anderes ergibt, der Ort, wo die Verwaltung geführt wird.

(2) Gewerkschaften haben den allgemeinen Gerichtsstand bei dem Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, Behörden, wenn sie als solche verklagt werden können, bei dem Gericht ihres Amtssitzes.

(3) Neben dem durch die Vorschriften dieses Paragraphen bestimmten Gerichtsstand ist ein durch Statut oder in anderer Weise besonders geregelter Gerichtsstand zulässig.

(1) Auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses, auf Anerkennung einer Urkunde oder auf Feststellung ihrer Unechtheit kann Klage erhoben werden, wenn der Kläger ein rechtliches Interesse daran hat, dass das Rechtsverhältnis oder die Echtheit oder Unechtheit der Urkunde durch richterliche Entscheidung alsbald festgestellt werde.

(2) Bis zum Schluss derjenigen mündlichen Verhandlung, auf die das Urteil ergeht, kann der Kläger durch Erweiterung des Klageantrags, der Beklagte durch Erhebung einer Widerklage beantragen, dass ein im Laufe des Prozesses streitig gewordenes Rechtsverhältnis, von dessen Bestehen oder Nichtbestehen die Entscheidung des Rechtsstreits ganz oder zum Teil abhängt, durch richterliche Entscheidung festgestellt werde.

(1) Die Erhebung der Klage erfolgt durch Zustellung eines Schriftsatzes (Klageschrift).

(2) Die Klageschrift muss enthalten:

1.
die Bezeichnung der Parteien und des Gerichts;
2.
die bestimmte Angabe des Gegenstandes und des Grundes des erhobenen Anspruchs, sowie einen bestimmten Antrag.

(3) Die Klageschrift soll ferner enthalten:

1.
die Angabe, ob der Klageerhebung der Versuch einer Mediation oder eines anderen Verfahrens der außergerichtlichen Konfliktbeilegung vorausgegangen ist, sowie eine Äußerung dazu, ob einem solchen Verfahren Gründe entgegenstehen;
2.
die Angabe des Wertes des Streitgegenstandes, wenn hiervon die Zuständigkeit des Gerichts abhängt und der Streitgegenstand nicht in einer bestimmten Geldsumme besteht;
3.
eine Äußerung dazu, ob einer Entscheidung der Sache durch den Einzelrichter Gründe entgegenstehen.

(4) Außerdem sind die allgemeinen Vorschriften über die vorbereitenden Schriftsätze auch auf die Klageschrift anzuwenden.

(5) Die Klageschrift sowie sonstige Anträge und Erklärungen einer Partei, die zugestellt werden sollen, sind bei dem Gericht schriftlich unter Beifügung der für ihre Zustellung oder Mitteilung erforderlichen Zahl von Abschriften einzureichen. Einer Beifügung von Abschriften bedarf es nicht, soweit die Klageschrift elektronisch eingereicht wird.

(1) Durch den Darlehensvertrag wird der Darlehensgeber verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen Geldbetrag in der vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer ist verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen und bei Fälligkeit das zur Verfügung gestellte Darlehen zurückzuzahlen.

(2) Die vereinbarten Zinsen sind, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, nach dem Ablauf je eines Jahres und, wenn das Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzuzahlen ist, bei der Rückzahlung zu entrichten.

(3) Ist für die Rückzahlung des Darlehens eine Zeit nicht bestimmt, so hängt die Fälligkeit davon ab, dass der Darlehensgeber oder der Darlehensnehmer kündigt. Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Sind Zinsen nicht geschuldet, so ist der Darlehensnehmer auch ohne Kündigung zur Rückzahlung berechtigt.

(1) In einem Allgemein-Verbraucherdarlehensvertrag ist eine Vereinbarung über ein Kündigungsrecht des Darlehensgebers unwirksam, wenn eine bestimmte Vertragslaufzeit vereinbart wurde oder die Kündigungsfrist zwei Monate unterschreitet.

(2) Der Darlehensgeber ist bei entsprechender Vereinbarung berechtigt, die Auszahlung eines Allgemein-Verbraucherdarlehens, bei dem eine Zeit für die Rückzahlung nicht bestimmt ist, aus einem sachlichen Grund zu verweigern. Beabsichtigt der Darlehensgeber dieses Recht auszuüben, hat er dies dem Darlehensnehmer unverzüglich mitzuteilen und ihn über die Gründe möglichst vor, spätestens jedoch unverzüglich nach der Rechtsausübung zu unterrichten. Die Unterrichtung über die Gründe unterbleibt, soweit hierdurch die öffentliche Sicherheit oder Ordnung gefährdet würde.

(3) Der Darlehensgeber kann einen Verbraucherdarlehensvertrag nicht allein deshalb kündigen, auf andere Weise beenden oder seine Änderung verlangen, weil die vom Darlehensnehmer vor Vertragsschluss gemachten Angaben unvollständig waren oder weil die Kreditwürdigkeitsprüfung des Darlehensnehmers nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde. Satz 1 findet keine Anwendung, soweit der Mangel der Kreditwürdigkeitsprüfung darauf beruht, dass der Darlehensnehmer dem Darlehensgeber für die Kreditwürdigkeitsprüfung relevante Informationen wissentlich vorenthalten oder diese gefälscht hat.

(1) Ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, ist nichtig.

(2) Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das jemand unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen Willensschwäche eines anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt, die in einem auffälligen Missverhältnis zu der Leistung stehen.

(1) Die Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels sind auf Verbraucherverträge anzuwenden, bei denen sich der Verbraucher zu der Zahlung eines Preises verpflichtet.

(1a) Die Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels sind auch auf Verbraucherverträge anzuwenden, bei denen der Verbraucher dem Unternehmer personenbezogene Daten bereitstellt oder sich hierzu verpflichtet. Dies gilt nicht, wenn der Unternehmer die vom Verbraucher bereitgestellten personenbezogenen Daten ausschließlich verarbeitet, um seine Leistungspflicht oder an ihn gestellte rechtliche Anforderungen zu erfüllen, und sie zu keinem anderen Zweck verarbeitet.

(2) Von den Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels ist nur § 312a Absatz 1, 3, 4 und 6 auf folgende Verträge anzuwenden:

1.
notariell beurkundete Verträge
a)
über Finanzdienstleistungen, die außerhalb von Geschäftsräumen geschlossen werden,
b)
die keine Verträge über Finanzdienstleistungen sind; für Verträge, für die das Gesetz die notarielle Beurkundung des Vertrags oder einer Vertragserklärung nicht vorschreibt, gilt dies nur, wenn der Notar darüber belehrt, dass die Informationspflichten nach § 312d Absatz 1 und das Widerrufsrecht nach § 312g Absatz 1 entfallen,
2.
Verträge über die Begründung, den Erwerb oder die Übertragung von Eigentum oder anderen Rechten an Grundstücken,
3.
Verbraucherbauverträge nach § 650i Absatz 1,
4.
(weggefallen)
5.
(weggefallen)
6.
Verträge über Teilzeit-Wohnrechte, langfristige Urlaubsprodukte, Vermittlungen und Tauschsysteme nach den §§ 481 bis 481b,
7.
Behandlungsverträge nach § 630a,
8.
Verträge über die Lieferung von Lebensmitteln, Getränken oder sonstigen Haushaltsgegenständen des täglichen Bedarfs, die am Wohnsitz, am Aufenthaltsort oder am Arbeitsplatz eines Verbrauchers von einem Unternehmer im Rahmen häufiger und regelmäßiger Fahrten geliefert werden,
9.
Verträge, die unter Verwendung von Warenautomaten und automatisierten Geschäftsräumen geschlossen werden,
10.
Verträge, die mit Betreibern von Telekommunikationsmitteln mit Hilfe öffentlicher Münz- und Kartentelefone zu deren Nutzung geschlossen werden,
11.
Verträge zur Nutzung einer einzelnen von einem Verbraucher hergestellten Telefon-, Internet- oder Telefaxverbindung,
12.
außerhalb von Geschäftsräumen geschlossene Verträge, bei denen die Leistung bei Abschluss der Verhandlungen sofort erbracht und bezahlt wird und das vom Verbraucher zu zahlende Entgelt 40 Euro nicht überschreitet, und
13.
Verträge über den Verkauf beweglicher Sachen auf Grund von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen oder anderen gerichtlichen Maßnahmen.

(3) Auf Verträge über soziale Dienstleistungen, wie Kinderbetreuung oder Unterstützung von dauerhaft oder vorübergehend hilfsbedürftigen Familien oder Personen, einschließlich Langzeitpflege, sind von den Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels nur folgende anzuwenden:

1.
die Definitionen der außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträge und der Fernabsatzverträge nach den §§ 312b und 312c,
2.
§ 312a Absatz 1 über die Pflicht zur Offenlegung bei Telefonanrufen,
3.
§ 312a Absatz 3 über die Wirksamkeit der Vereinbarung, die auf eine über das vereinbarte Entgelt für die Hauptleistung hinausgehende Zahlung gerichtet ist,
4.
§ 312a Absatz 4 über die Wirksamkeit der Vereinbarung eines Entgelts für die Nutzung von Zahlungsmitteln,
5.
§ 312a Absatz 6,
6.
§ 312d Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 246a § 1 Absatz 2 und 3 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche über die Pflicht zur Information über das Widerrufsrecht und
7.
§ 312g über das Widerrufsrecht.

(4) Auf Verträge über die Vermietung von Wohnraum sind von den Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels nur die in Absatz 3 Nummer 1 bis 7 genannten Bestimmungen anzuwenden. Die in Absatz 3 Nummer 1, 6 und 7 genannten Bestimmungen sind jedoch nicht auf die Begründung eines Mietverhältnisses über Wohnraum anzuwenden, wenn der Mieter die Wohnung zuvor besichtigt hat.

(5) Bei Vertragsverhältnissen über Bankdienstleistungen sowie Dienstleistungen im Zusammenhang mit einer Kreditgewährung, Versicherung, Altersversorgung von Einzelpersonen, Geldanlage oder Zahlung (Finanzdienstleistungen), die eine erstmalige Vereinbarung mit daran anschließenden aufeinanderfolgenden Vorgängen oder eine daran anschließende Reihe getrennter, in einem zeitlichen Zusammenhang stehender Vorgänge gleicher Art umfassen, sind die Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels nur auf die erste Vereinbarung anzuwenden. § 312a Absatz 1, 3, 4 und 6 ist daneben auf jeden Vorgang anzuwenden. Wenn die in Satz 1 genannten Vorgänge ohne eine solche Vereinbarung aufeinanderfolgen, gelten die Vorschriften über Informationspflichten des Unternehmers nur für den ersten Vorgang. Findet jedoch länger als ein Jahr kein Vorgang der gleichen Art mehr statt, so gilt der nächste Vorgang als der erste Vorgang einer neuen Reihe im Sinne von Satz 3.

(6) Von den Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels ist auf Verträge über Versicherungen sowie auf Verträge über deren Vermittlung nur § 312a Absatz 3, 4 und 6 anzuwenden.

(7) Auf Pauschalreiseverträge nach den §§ 651a und 651c sind von den Vorschriften dieses Untertitels nur § 312a Absatz 3 bis 6, die §§ 312i, 312j Absatz 2 bis 5 und § 312m anzuwenden; diese Vorschriften finden auch Anwendung, wenn der Reisende kein Verbraucher ist. Ist der Reisende ein Verbraucher, ist auf Pauschalreiseverträge nach § 651a, die außerhalb von Geschäftsräumen geschlossen worden sind, auch § 312g Absatz 1 anzuwenden, es sei denn, die mündlichen Verhandlungen, auf denen der Vertragsschluss beruht, sind auf vorhergehende Bestellung des Verbrauchers geführt worden.

(8) Auf Verträge über die Beförderung von Personen ist von den Vorschriften der Kapitel 1 und 2 dieses Untertitels nur § 312a Absatz 1 und 3 bis 6 anzuwenden.

(1) Ist ein Ort für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen, insbesondere aus der Natur des Schuldverhältnisses, zu entnehmen, so hat die Leistung an dem Ort zu erfolgen, an welchem der Schuldner zur Zeit der Entstehung des Schuldverhältnisses seinen Wohnsitz hatte.

(2) Ist die Verbindlichkeit im Gewerbebetrieb des Schuldners entstanden, so tritt, wenn der Schuldner seine gewerbliche Niederlassung an einem anderen Ort hatte, der Ort der Niederlassung an die Stelle des Wohnsitzes.

(3) Aus dem Umstand allein, dass der Schuldner die Kosten der Versendung übernommen hat, ist nicht zu entnehmen, dass der Ort, nach welchem die Versendung zu erfolgen hat, der Leistungsort sein soll.

Ein Rechtsgeschäft, das gegen ein gesetzliches Verbot verstößt, ist nichtig, wenn sich nicht aus dem Gesetz ein anderes ergibt.

(1) Durch den Darlehensvertrag wird der Darlehensgeber verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen Geldbetrag in der vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer ist verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen und bei Fälligkeit das zur Verfügung gestellte Darlehen zurückzuzahlen.

(2) Die vereinbarten Zinsen sind, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, nach dem Ablauf je eines Jahres und, wenn das Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzuzahlen ist, bei der Rückzahlung zu entrichten.

(3) Ist für die Rückzahlung des Darlehens eine Zeit nicht bestimmt, so hängt die Fälligkeit davon ab, dass der Darlehensgeber oder der Darlehensnehmer kündigt. Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Sind Zinsen nicht geschuldet, so ist der Darlehensnehmer auch ohne Kündigung zur Rückzahlung berechtigt.

Eine Geldschuld hat der Schuldner von dem Eintritt der Rechtshängigkeit an zu verzinsen, auch wenn er nicht im Verzug ist; wird die Schuld erst später fällig, so ist sie von der Fälligkeit an zu verzinsen. Die Vorschriften des § 288 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2, Abs. 3 und des § 289 Satz 1 finden entsprechende Anwendung.

*

(1) Eine Geldschuld ist während des Verzugs zu verzinsen. Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

(2) Bei Rechtsgeschäften, an denen ein Verbraucher nicht beteiligt ist, beträgt der Zinssatz für Entgeltforderungen neun Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

(3) Der Gläubiger kann aus einem anderen Rechtsgrund höhere Zinsen verlangen.

(4) Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen.

(5) Der Gläubiger einer Entgeltforderung hat bei Verzug des Schuldners, wenn dieser kein Verbraucher ist, außerdem einen Anspruch auf Zahlung einer Pauschale in Höhe von 40 Euro. Dies gilt auch, wenn es sich bei der Entgeltforderung um eine Abschlagszahlung oder sonstige Ratenzahlung handelt. Die Pauschale nach Satz 1 ist auf einen geschuldeten Schadensersatz anzurechnen, soweit der Schaden in Kosten der Rechtsverfolgung begründet ist.

(6) Eine im Voraus getroffene Vereinbarung, die den Anspruch des Gläubigers einer Entgeltforderung auf Verzugszinsen ausschließt, ist unwirksam. Gleiches gilt für eine Vereinbarung, die diesen Anspruch beschränkt oder den Anspruch des Gläubigers einer Entgeltforderung auf die Pauschale nach Absatz 5 oder auf Ersatz des Schadens, der in Kosten der Rechtsverfolgung begründet ist, ausschließt oder beschränkt, wenn sie im Hinblick auf die Belange des Gläubigers grob unbillig ist. Eine Vereinbarung über den Ausschluss der Pauschale nach Absatz 5 oder des Ersatzes des Schadens, der in Kosten der Rechtsverfolgung begründet ist, ist im Zweifel als grob unbillig anzusehen. Die Sätze 1 bis 3 sind nicht anzuwenden, wenn sich der Anspruch gegen einen Verbraucher richtet.

(1) Die Höhe der gesetzlichen Zinsen, mit Ausnahme der Verzugszinsen, ist bei beiderseitigen Handelsgeschäften fünf vom Hundert für das Jahr. Das gleiche gilt, wenn für eine Schuld aus einem solchen Handelsgeschäfte Zinsen ohne Bestimmung des Zinsfußes versprochen sind.

(2) Ist in diesem Gesetzbuche die Verpflichtung zur Zahlung von Zinsen ohne Bestimmung der Höhe ausgesprochen, so sind darunter Zinsen zu fünf vom Hundert für das Jahr zu verstehen.

Kaufleute untereinander sind berechtigt, für ihre Forderungen aus beiderseitigen Handelsgeschäften vom Tage der Fälligkeit an Zinsen zu fordern. Zinsen von Zinsen können auf Grund dieser Vorschrift nicht gefordert werden.

Eine Geldschuld hat der Schuldner von dem Eintritt der Rechtshängigkeit an zu verzinsen, auch wenn er nicht im Verzug ist; wird die Schuld erst später fällig, so ist sie von der Fälligkeit an zu verzinsen. Die Vorschriften des § 288 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2, Abs. 3 und des § 289 Satz 1 finden entsprechende Anwendung.

*

(1) Eine Geldschuld ist während des Verzugs zu verzinsen. Der Verzugszinssatz beträgt für das Jahr fünf Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

(2) Bei Rechtsgeschäften, an denen ein Verbraucher nicht beteiligt ist, beträgt der Zinssatz für Entgeltforderungen neun Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.

(3) Der Gläubiger kann aus einem anderen Rechtsgrund höhere Zinsen verlangen.

(4) Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen.

(5) Der Gläubiger einer Entgeltforderung hat bei Verzug des Schuldners, wenn dieser kein Verbraucher ist, außerdem einen Anspruch auf Zahlung einer Pauschale in Höhe von 40 Euro. Dies gilt auch, wenn es sich bei der Entgeltforderung um eine Abschlagszahlung oder sonstige Ratenzahlung handelt. Die Pauschale nach Satz 1 ist auf einen geschuldeten Schadensersatz anzurechnen, soweit der Schaden in Kosten der Rechtsverfolgung begründet ist.

(6) Eine im Voraus getroffene Vereinbarung, die den Anspruch des Gläubigers einer Entgeltforderung auf Verzugszinsen ausschließt, ist unwirksam. Gleiches gilt für eine Vereinbarung, die diesen Anspruch beschränkt oder den Anspruch des Gläubigers einer Entgeltforderung auf die Pauschale nach Absatz 5 oder auf Ersatz des Schadens, der in Kosten der Rechtsverfolgung begründet ist, ausschließt oder beschränkt, wenn sie im Hinblick auf die Belange des Gläubigers grob unbillig ist. Eine Vereinbarung über den Ausschluss der Pauschale nach Absatz 5 oder des Ersatzes des Schadens, der in Kosten der Rechtsverfolgung begründet ist, ist im Zweifel als grob unbillig anzusehen. Die Sätze 1 bis 3 sind nicht anzuwenden, wenn sich der Anspruch gegen einen Verbraucher richtet.

(1) Ist für den Anfang einer Frist ein Ereignis oder ein in den Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das Ereignis oder der Zeitpunkt fällt.

(2) Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang einer Frist maßgebende Zeitpunkt, so wird dieser Tag bei der Berechnung der Frist mitgerechnet. Das Gleiche gilt von dem Tage der Geburt bei der Berechnung des Lebensalters.

(1) Betreibt der Gläubiger die Zwangsvollstreckung in einen dem Schuldner gehörenden Gegenstand, so ist jeder, der Gefahr läuft, durch die Zwangsvollstreckung ein Recht an dem Gegenstand zu verlieren, berechtigt, den Gläubiger zu befriedigen. Das gleiche Recht steht dem Besitzer einer Sache zu, wenn er Gefahr läuft, durch die Zwangsvollstreckung den Besitz zu verlieren.

(2) Die Befriedigung kann auch durch Hinterlegung oder durch Aufrechnung erfolgen.

(3) Soweit der Dritte den Gläubiger befriedigt, geht die Forderung auf ihn über. Der Übergang kann nicht zum Nachteil des Gläubigers geltend gemacht werden.

*

(1) Leistet der Schuldner auf eine Mahnung des Gläubigers nicht, die nach dem Eintritt der Fälligkeit erfolgt, so kommt er durch die Mahnung in Verzug. Der Mahnung stehen die Erhebung der Klage auf die Leistung sowie die Zustellung eines Mahnbescheids im Mahnverfahren gleich.

(2) Der Mahnung bedarf es nicht, wenn

1.
für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt ist,
2.
der Leistung ein Ereignis vorauszugehen hat und eine angemessene Zeit für die Leistung in der Weise bestimmt ist, dass sie sich von dem Ereignis an nach dem Kalender berechnen lässt,
3.
der Schuldner die Leistung ernsthaft und endgültig verweigert,
4.
aus besonderen Gründen unter Abwägung der beiderseitigen Interessen der sofortige Eintritt des Verzugs gerechtfertigt ist.

(3) Der Schuldner einer Entgeltforderung kommt spätestens in Verzug, wenn er nicht innerhalb von 30 Tagen nach Fälligkeit und Zugang einer Rechnung oder gleichwertigen Zahlungsaufstellung leistet; dies gilt gegenüber einem Schuldner, der Verbraucher ist, nur, wenn auf diese Folgen in der Rechnung oder Zahlungsaufstellung besonders hingewiesen worden ist. Wenn der Zeitpunkt des Zugangs der Rechnung oder Zahlungsaufstellung unsicher ist, kommt der Schuldner, der nicht Verbraucher ist, spätestens 30 Tage nach Fälligkeit und Empfang der Gegenleistung in Verzug.

(4) Der Schuldner kommt nicht in Verzug, solange die Leistung infolge eines Umstands unterbleibt, den er nicht zu vertreten hat.

(5) Für eine von den Absätzen 1 bis 3 abweichende Vereinbarung über den Eintritt des Verzugs gilt § 271a Absatz 1 bis 5 entsprechend.

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
IX ZR 185/10
Verkündet am:
21. Juli 2011
Preuß
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: ja
BGHR: ja
EuInsVO Art. 3, 4; InsO § 39 Abs. 1 Nr. 5 a.F., § 135 a.F.; GmbHG § 32a a.F.
Die Regelungen über die Nachrangigkeit kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen
nach § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. finden auf Kapitalgesellschaften
, über deren Vermögen in Deutschland das Hauptinsolvenzverfahren eröffnet
worden ist, auch dann Anwendung, wenn diese in einem anderen Mitgliedstaat der
Europäischen Union gegründet worden sind.
BGH, Urteil vom 21. Juli 2011 - IX ZR 185/10 - OLG Köln
LG Köln
Der IX. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 21. Juli 2011 durch den Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Kayser, den Richter
Vill, die Richterin Lohmann, die Richter Dr. Fischer und Dr. Pape

für Recht erkannt:
Die Revision gegen das Urteil des 18. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Köln vom 28. September 2010 wird auf Kosten der Klägerin zurückgewiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:

1
Die Klägerin begehrt im Insolvenzverfahren über das Vermögen der P. AG (im Folgenden: Schuldnerin) die Feststellung der von ihr zur Insolvenztabelle angemeldeten Darlehens- und daraus abgeleiteten Zinsforderungen in Höhe von insgesamt 81.449.048,97 €.
2
Der Beklagte ist Verwalter in dem auf Eigenantrag vom 25. Januar 2008 am 3. März 2008 vom Amtsgericht Köln eröffneten Insolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin. Er bestritt sämtliche Darlehens- und Zinsforderungen der Klägerin, weil er sie als nachrangige Forderungen auf Rückgewähr eigenkapitalersetzender Darlehen im Sinne des § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. ansieht.
3
Die Klägerin ist Gründungsgesellschafterin der Schuldnerin, einer im Jahre 2005 in der Rechtsform der société anonyme mit satzungsmäßigem Sitz in Luxemburg gegründeten Holdinggesellschaft. Seit dem 21. Juli 2007 hält die Klägerin mit 63,7 v.H. die Mehrheit der Geschäftsanteile der Schuldnerin, deren Gesellschaftskapital 28.657.082,50 € beträgt.
4
Die Schuldnerin ist an einer Vielzahl von Gesellschaften in Deutschland beteiligt, die Post- und Logistikdienstleistungen erbringen. Im November 2007 beschloss die Bundesregierung, im Briefzustellbereich einen gesetzlichen Mindestlohn einzuführen. Ein von der Schuldnerin daraufhin Anfang Dezember 2007 bei einer Unternehmensberatungsgesellschaft in Auftrag gegebenes Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass eine erfolgversprechende Fortführung des Unternehmens weitere Investitionen von 320 Mio. € erfordere. Die Klägerin war nicht bereit, diese Mittel aufzubringen, was den damaligen delegierten Verwaltungsrat der Schuldnerin zum Rücktritt veranlasste. Die Gesellschafter der Schuldnerin bestellten daraufhin zwei neue delegierte Verwaltungsräte und übertrugen diesen die Geschäftsführung, welche sodann von Köln aus ausgeübt wurde.
5
Die Klägerin gewährte der Schuldnerin zwischen März 2007 und Dezember 2007 Darlehen in Höhe von insgesamt 79.020.000 €. Das erste Darlehen über 15 Mio. € war unbefristet, alle weiteren Darlehen waren bis zum 31. Dezember 2007 befristet. Am 28. Dezember 2007/9. Januar 2008 vereinbarten die Klägerin und die Schuldnerin die Stundung der Rückzahlung bis zum 15. Januar 2008 mit der Abrede, dass die Stundung ende, falls die Schuldnerin vor dem 15. Januar 2008 Insolvenzantrag stelle. Mit Vereinbarung vom 15. Januar 2008 wurde die Stundung mit einem entsprechenden Vorbehalt bis zum 31. Januar 2008 verlängert.

6
Die Klägerin ist der Auffassung, dass ihre Darlehensrückzahlungsansprüche nicht nachrangig seien, weil auf die Schuldnerin als Gesellschaft luxemburgischen Rechts die deutschen Regelungen über das Kapitalersatzrecht keine Anwendung fänden. Die Darlehen hätten auch keinen eigenkapitalersetzenden Charakter gehabt, weil die Schuldnerin zu keinem Zeitpunkt kreditunwürdig gewesen sei.
7
Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Die hiergegen gerichtete Berufung der Klägerin ist ohne Erfolg geblieben. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt die Klägerin den von ihr geltend gemachten Tabellenfeststellungsanspruch in vollem Umfang weiter.

Entscheidungsgründe:


8
Die Revision bleibt ohne Erfolg. Die Vordergerichte haben richtig entschieden.

I.


9
Das Berufungsgericht (ZIP 2010, 2016) meint, die Klage sei unbegründet , weil die Darlehensforderungen der Schuldnerin nachrangig seien. Die Nachrangigkeit ergebe sich aus § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F., § 32a GmbHG a.F.
10
Das für die Schuldnerin maßgebliche Insolvenzstatut sei gemäß Art. 4 EuInsVO das deutsche Recht, weil über das Vermögen der Schuldnerin das Insolvenzverfahren vor einem deutschen Gericht eröffnet worden sei. Die Novellenregelungen über die Nachrangigkeit kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen nach §§ 32a, 32b GmbHG seien schon vor Inkrafttreten des hier noch nicht anwendbaren Gesetzes zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen vom 23. Oktober 2008 (BGBl I S. 2026; fortan MoMiG) dem Insolvenzrecht zuzurechnen gewesen. Diese Regelungen seien rechtsformunabhängig anwendbar und verstießen nicht gegen die Niederlassungsfreiheit (Art. 49 AEUV).
11
Die der Schuldnerin von der Klägerin zur Verfügung gestellten Darlehen erfüllten jedenfalls ab 1. Januar 2008 die Voraussetzungen der § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. Zu diesem Zeitpunkt seien alle Darlehen fällig gewesen oder hätten durch Kündigung fällig gestellt werden können. Die Schuldnerin sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage gewesen, die Darlehen zurückzuführen. Über eigenes liquides Vermögen dieser Größenordnung habe sie nicht mehr verfügt. Es könne als ausgeschlossen angesehen werden, dass die Schuldnerin in der Lage gewesen sei, sich das zur Rückzahlung der Darlehen erforderliche Kapital zu marktüblichen Konditionen auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen.
12
Entgegen der Auffassung der Klägerin könne auch nicht davon ausgegangen werden, dass die Eigenkapitalersatzregeln deshalb keine Anwendung fänden, weil es sich bei dem Stehenlassen der Darlehen Anfang 2008 lediglich um eine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung gehandelt habe. Eine derartige Zurverfügungstellung des Kapitals für nicht länger als drei Wochen, bei der objektiv mit einer Rückzahlung gerechnet werden könne, habe nicht vorgelegen.

II.


13
Die Ausführungen des Berufungsgerichts halten rechtlicher Prüfung stand. Die von der Klägerin zur Tabelle angemeldeten Darlehens- und die daraus abgeleiteten Zinsforderungen sind nachrangige Insolvenzforderungen, die nicht gemäß § 179 Abs. 1, § 183 Abs. 1 InsO zur Tabelle festgestellt werden können, weil eine gesonderte Aufforderung zur Anmeldung nachrangiger Insolvenzforderungen nach § 174 Abs. 3 InsO nicht ergangen ist.
14
1. Auf die von der Klägerin angemeldeten Forderungen ist gemäß Art. 4 EuInsVO das deutsche Insolvenzrecht anwendbar, weil das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin in Deutschland eröffnet worden ist.
15
a) Das Hauptinsolvenzverfahren über das Vermögen der Schuldnerin ist vom Amtsgericht Köln am 3. März 2008 eröffnet worden. Auf die von der Revision im Einzelnen erörterte Frage, an welchem Ort die Schuldnerin zur Zeit der Verfahrenseröffnung gemäß Art. 3 Abs. 1 EuInsVO den Mittelpunkt ihres hauptsächlichen Interesses hatte und ob die Voraussetzungen der Verfahrenseröffnung in Deutschland vorlagen, kommt es nicht mehr an. Nach der Eröffnung ist gemäß Art. 4 Abs. 1 EuInsVO für das Insolvenzverfahren und seine Wirkungen das Insolvenzrecht des Eröffnungsstaates maßgeblich.
16
b) Die Frage, welche Regelungen des nationalen Rechts des Eröffnungsstaates als anwendbares Insolvenzrecht zu qualifizieren sind, richtet sich in erster Linie nach dem autonom auszulegenden Gemeinschaftsrecht. Wegen der unmittelbaren Geltung der EuInsVO (Art. 288 Abs. 2 AEUV; zuvor Art. 249 Abs. 2 EGV) und des Anwendungsvorrangs des Gemeinschaftsrechts sind Regelungen , die von Art. 4 EuInsVO als anwendbares Insolvenzrecht qualifiziert werden, nicht deshalb unanwendbar, weil sie nach nationalem Recht einem anderen Rechtsgebiet zuzuordnen sind (Walterscheid, DZWiR 2006, 95, 98; Behrens, IPrax 2010, 230, 231; Mankowski in Kölner Schrift zur Insolvenzordnung , 3. Aufl. Kap. 47 Rn. 87; ders. NZI 2010, 1004; Ulmer, NJW 2004, 1201, 1207; Riedemann/Lesmann, EWiR 2011, 19, 20). Insoweit liegt allenfalls eine Konkurrenz zwischen nationalem internationalem Privatrecht und Europarecht vor, innerhalb derer das Europarecht Vorrang hat (vgl. Bittmann/Gruber, GmbHR 2008, 867, 869).
17
Nach dem Erwägungsgrund 23 zur EuInsVO sollten die Regelungen der Verordnung einheitliche Kollisionsnormen schaffen, welche die Vorschriften des internationalen Privatrechts der einzelnen Staaten ersetzen. Soweit nicht in der Verordnung selbst etwas anderes bestimmt ist, soll das Recht des Staats der Verfahrenseröffnung (lex concursus) Anwendung finden. Abweichende Regelungen finden sich etwa in Art. 5 bis 15, 39 bis 42 EuInsVO (vgl. dazu Mankowski in Kölner Schrift, aaO Rn. 72), nicht aber zum Rang von Insolvenzforderungen.
18
c) In welcher Weise der Begriff des Insolvenzrechts in Art. 4 Abs. 1 EuInsVO europarechtlich auszulegen ist, wird in Art. 4 Abs. 2 EuInsVO für bestimmte Bereiche näher konkretisiert. Danach sind jedenfalls die dort angeführten nationalen Regelungen des Eröffnungsstaats europarechtlich als anwendbares Insolvenzrecht qualifiziert, also insbesondere die Bestimmungen, die regeln, welche Forderungen als Insolvenzforderungen anzumelden sind (Buchst. g) und welchen Rang diese Forderungen haben (Buchst. i; vgl. EuGH, ZIP 2010, 187 Rn. 25 - Probud). Davon abweichende europarechtliche Regelungen , die eine Qualifizierung der Eigenkapitalersatzregeln des deutschen Rechts als Gesellschaftsrecht vornehmen, sind nicht vorhanden. Insbesondere bestehen keine Richtlinien, die derartige Regelungen europarechtlich verbindlich vorschreiben und dem Gesellschaftsrecht zuordnen.
19
Danach steht europarechtlich fest, dass die nationalen Regelungen des deutschen Rechts, die den Rang der Forderungen im Insolvenzverfahren bestimmen , in einem in Deutschland nach Art. 3 EuInsVO eröffneten Insolvenzverfahren anwendbar sind. Die nach deutschem internationalem Privatrecht vorzunehmende Einordnung ist demgegenüber unerheblich.
20
d) Der Rang der von der Klägerin angemeldeten Forderungen ergibt sich aus § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F., § 32a GmbHG a.F. Beide Vorschriften sind hier gemäß Art. 103d Satz 1 EGInsO noch anzuwenden, weil das Insolvenzverfahren vor dem 1. November 2008, nämlich dem 3. März 2008 eröffnet worden ist (vgl. BGH, Urteil vom 26. Januar 2009 - II ZR 260/07, BGHZ 179, 249 Rn. 15 ff).
21
2. § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO und § 32a GmbHG in der bis zum 31. Oktober 2008 geltenden Fassung sind überdies auch dann anwendbar, wenn man für die Einordnung dieser Vorschriften das deutsche internationale Privatrecht zugrunde legte.
22
a) Das Gesellschaftsstatut der Schuldnerin richtet sich, wie das Berufungsgericht zutreffend festgestellt hat, nach dem Gründungsstatut, also nach luxemburgischen Recht. Nach den Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs in den Sachen Centros (ZIP 1999, 438), Überseering (ZIP 2002, 2037) und Inspire Art (ZIP 2003, 1885) ist es allgemeine Auffassung geworden, dass sich das Gesellschaftsstatut solcher Gesellschaften, die in einem Mitgliedstaat der europäischen Gemeinschaft gegründet worden sind, nicht nach dem Verwaltungssitz, sondern nach dem Gründungsort richten, weil nur so die europarechtlich verbürgte Niederlassungsfreiheit gewährt werden kann (BGH, Urteil vom 13. März 2003 - VII ZR 370/98, BGHZ 154, 185, 188 ff; vom 14. März 2005 - II ZR 5/03, ZIP 2005, 805 f; vom 19. September 2005 - II ZR 372/03, BGHZ 164, 148, 151; Hueck/Fastrich in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl., Einleitung Rn. 60; Michalski/Leible, GmbHG, 2. Aufl., Systematische Darstellung, Teil 2 Rn. 36 ff; Palandt/Thorn, BGB, 70. Aufl., Anh. zu Art. 12 EGBGB Rn. 6 ff). Das steht auch zwischen den Parteien nicht in Streit.
23
b) Die Frage, wie § 32a GmbHG, § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO in der bis 31. Oktober 2008 geltenden Fassung nach deutschem internationalen Privatrecht zu qualifizieren sind, ist umstritten.
24
aa) Nach einer Auffassung, der sich die Revision anschließt, handele es sich beim Kapitalerhaltungsrecht insgesamt um Gesellschaftsrecht, weil Grundlage die sich aus der Gesellschafterstellung ergebene Finanzierungs (folgen)verantwortung sei. Eine Differenzierung zwischen den Rechtsprechungsregeln und dem Novellenrecht wird nicht vorgenommen (vgl. z.B. Behrens in Ulmer/Habersack/Winter, GmbHG, Einleitung B Rn. B 86 f; MünchKomm -InsO/Reinhart, 2. Aufl. Art. 4 EuInsVO Rn. 6; Scholz/Karsten Schmidt, GmbHG, 10. Aufl. §§ 32a, 32b Rn. 8; Nerlich in Nerlich/Römermann, InsO, Bearb. März 2009, Art. 4 EuInsVO, Rn. 45; Haß/Herwig in Haß/Huber/Gruber/ Heiderhoff, EuInsVO, Art. 4 Rn. 41; FK-InsO/Wenner/Schuster, 6. Aufl., Art. 4 EuInsVO Rn. 21; Geyrhalter/Gänßler, NZG 2003, 409, 411 f; Wachter, GmbHR 2004, 88, 92; Holzer, ZVI 2005, 457, 468; Kallmeyer, DB 2004, 636, 639; Paefgen, ZIP 2004, 2253, 2261; Riedemann, GmbHR 2004, 345, 349; Behrens, IPrax 2010, 230, 231; Müller, NZG 2003, 414, 417; Zimmer, NJW 2003, 3585,

3589).



25
bb) Nach anderer Auffassung wird eine Differenzierung ebenfalls abgelehnt , aber mit der Folge, dass das gesamte Eigenkapitalersatzrecht, auch die Rechtsprechungsregeln, als materielles Insolvenzrecht angesehen werden (vgl. z.B. Haas, NZI 2002, 457, 466).
26
cc) Nach einer dritten Auffassung muss zwischen den Rechtsprechungsregeln und den Novellenregeln differenziert werden. Bei den Regeln über die Nachrangigkeit kapitalersetzender Gesellschafterdarlehen in der Insolvenz handelt es sich danach um Insolvenzrecht, das auch auf Auslandsgesellschaften anwendbar ist, weil die Novellenregeln erst und ausschließlich in der Insolvenz Bedeutung erlangen (Pannen/Riedemann, Europäische Insolvenzverordnung, Art. 4 Rn. 91 ff, 93; Huber in Lutter, Europäische Auslandsgesellschaften in Deutschland, S. 131, 140 ff; Mankowski, NZI 2010, 1004; Dahl/Jan Schmitz, GWR 2010, 532; Ulmer, NJW 2004, 1201, 1207; M. Fischer, ZIP 2004, 1477, 1480; Ulmer, KTS 2004, 291, 299; Schilling, Insolvenz einer englischen Limited mit Verwaltungssitz in Deutschland, 2006 S. 194 ff; wohl auch Röhricht, ZIP 2005, 505, 512).
27
dd) Die zuletzt genannte Auffassung ist zutreffend.
28
(1) Kapitalersetzende Gesellschafterdarlehen unterstellte die Rechtsprechung seit dem Jahre 1960 den Kapitalschutzregeln der §§ 30, 31 GmbHG a.F. Dadurch wurde das Gesellschafterdarlehen in der Krise der Gesellschaft wie haftendes Eigenkapital und nicht als rückzahlbares Darlehen behandelt. Daraus folgte für die Dauer der Gesellschaftskrise das Verbot, die Darlehen an die Gesellschafter zurückzuzahlen (§ 30 GmbH a.F.). Gleichwohl erfolgte Darlehenstilgungen hatte der Gesellschafter zu erstatten (§ 31 GmbHG a.F.).

29
Im Jahre 1980 wurden mit den §§ 32a, 32b GmbHG, § 32a KO (der später weitgehend inhaltsgleich in § 135 InsO übernommen wurde) die sogenannten Novellenregeln eingeführt. Diese Regelungen waren ausschließlich auf den Fall des eröffneten Insolvenzverfahrens zugeschnitten. Sie sollten einen auch die Rechtsprechungsregeln umfassenden Gläubigerschutz entfalten, blieben aber hinter diesen zurück, weshalb der Bundesgerichtshof zur Vermeidung von Schutzlücken die Rechtsprechungsgrundsätze für weiter anwendbar erklärte (zur Entstehungsgeschichte vgl. Gehrlein, BB 2011, 3 ff).
30
(2) Durch das MoMiG wurden die §§ 32a, 32b GmbHG gestrichen und die vormaligen Rechtsprechungsregeln durch eine klarstellende Regelung in § 30 Abs. 1 Satz 3 GmbHG aufgehoben. Die Neuregelung erfolgte ausschließlich im Insolvenzrecht, nämlich in § 39 Abs. 1 Nr. 5, Abs. 4, 5, § 135 InsO. Das bedeutet zum einen der Sache nach die Rückkehr zu den Novellenregeln (vgl. die Gesetzesbegründung der Bundesregierung zum MoMiG, BT-Drucks. 16/6140 S. 26, 42; Uhlenbruck/Hirte, InsO, 13. Aufl., § 135 Rn. 4; Gehrlein, aaO S. 5). Zum anderen ist die Neuregelung ein Instrumentarium rein insolvenzrechtlicher Natur (Michalski/Dahl, GmbHG, 2. Aufl., Anh. II zu § 32a, 32b Rn. 9 f; Dahl/Schmitz, GWR 2010, 532; Ulmer in Ulmer/Habersack/Winter, GmbHG, Ergänzungsband MoMiG, Einleitung A II 1 Rn. 24 § 30 Rn. 29 ff; Gehrlein, aaO S. 5, 7). Der Gesetzgeber hat die Aufhebung der §§ 32a, 32b GmbHG damit begründet, dass die Regelungen zu den Gesellschafterdarlehen in das Insolvenzrecht verlagert würden, wo sie systematisch hingehörten (BTDrucks. 16/6140 S. 42 zu Nr. 22). Nach der amtlichen Begründung des MoMiG sind diese neuen Regelungen nach Art. 3 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 4 Abs. 1 EuInsVO auch auf Auslandsgesellschaften anwendbar (BT-Drucks. 16/6140 S. 57).

31
(3) Nichts anderes gilt für das entsprechende Eigenkapitalersatzrecht vor Inkrafttreten des MoMiG. Der Bundesgerichtshof mag die Rechtsprechungsregeln dem Gesellschaftsrecht zugeordnet haben, wie die Revision annimmt (BGH, Urteil vom 25. Juni 2001 - II ZR 38/99, BGHZ 148, 167, 168). Das bedarf hier keiner näheren Untersuchung. Für die Novellenregeln in §§ 32a, 32b GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. ergibt sich daraus jedenfalls nichts (vgl. Goette, ZIP 2006, 541, 546). Jedenfalls diese sind dem Insolvenzrecht zuzuordnen , weil sie nach ihrem materiellen Gehalt insolvenzrechtliche Regelungen darstellen.
32
Die Novellenregeln sind zwar auf das Gesellschaftsrecht bezogen, weil durch sie eigenkapitalersatzrechtliche Bindungen von Gesellschafterdarlehen anerkannt werden. Die Rechtsfolgen sind jedoch insolvenzrechtlicher Natur. Der Anspruch auf Rückgewähr der Darlehen konnte im Konkursverfahren nicht (§ 32a GmbHG in der Fassung vom 4. Juli 1980) und kann im Insolvenzverfahren nur als nachrangige Insolvenzforderung gemäß § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. geltend gemacht werden. Ein bereits zurückgezahltes Gesellschafterdarlehen war nach § 32a Satz 2 KO, § 135 Nr. 2 InsO a.F. nach insolvenzrechtlichem Anfechtungsrecht zurückzugewähren. Die Regelung mag damit zwar in ihrem Ausgangspunkt gesellschaftsrechtlich anknüpfen, regelt Rechtsfolgen aber ausschließlich für das eröffnete Insolvenzverfahren. Deshalb war nach diesen Vorschriften auch die Rückgewähr eines Gesellschafterdarlehens trotz Eintritts der Insolvenzreife zulässig, solange noch kein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gesellschaft eröffnet worden war (Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 16. Aufl., §§ 32a, b Rn. 13; M. Fischer, ZIP 2004, 1477, 1480; Gehrlein, aaO S. 4).
33
Der Rangrücktritt nach § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. blieb also außerhalb des Insolvenzverfahrens ohne jede Auswirkung. Auch die Möglichkeit der Insolvenzanfechtung nach § 32a KO, § 135 InsO a.F. bei bereits zurückbezahlten Darlehen zeigt den insolvenzrechtlichen Charakter der Regelung, weil eine solche Anfechtung nur im eröffneten Insolvenzverfahren möglich ist. Insolvenzrechtliche Anfechtungsklagen gehen unmittelbar aus dem Insolvenzverfahren hervor und stehen mit diesem in unlösbarem Zusammenhang. Deshalb hat der Europäische Gerichtshof für derartige Klagen gemäß Art. 3 Abs. 1 EuInsVO die Zuständigkeit der Gerichte des Eröffnungsstaates auch gegen Anfechtungsgegner bejaht, die ihren satzungsmäßigen Sitz in einem anderen Mitgliedsstaat haben (EuGH, ZIP 2009, 427 Rn. 21, 28 - Deko Marty Belgium).
34
Dass die Regelung in §§ 32a, 32b GmbHG in das Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung eingestellt war, ist demgegenüber unbeachtlich; es zählt allein die materielle Zuordnung, nicht der zufällig gewählte Standort der Bestimmung. Das hat schon das Berufungsgericht zutreffend dargelegt. Im Übrigen bestand der Schwerpunkt der Novellenregelung in der seit dem Inkrafttreten der Insolvenzordnung geltenden Fassung ohnehin in den Vorschriften der § 39 Abs. 1 Nr. 5, § 135 InsO a.F., die auch ihrem formalen Standort nach Insolvenzrecht darstellten. §§ 32a, 32b GmbHG hatten lediglich noch ergänzenden Charakter (vgl. Schilling, aaO S. 193).
35
Die Novellenregelungen können schließlich nicht als mittelbare Folge der gesellschaftsrechtlichen Finanzierungsverantwortung der Gesellschafter verstanden werden. Solange das Insolvenzverfahren nicht eröffnet worden ist, hindern sie eine Rückzahlung der Darlehen nicht und eröffnen auch nicht die Möglichkeit der insolvenzrechtlichen Rückforderung (vgl. aber § 3b AnfG a.F.). Sie sollen unabhängig von der Finanzierungsverantwortung der Gesellschafter und der Erhaltung des Garantiekapitals die Fortführung eines sanierungsreifen Unternehmens verhindern. Eine Nachschusspflicht wird durch sie nicht angeordnet. Die Rechtsfolgen treten unabhängig von dem zur Wiederherstellung der Stammkapitalziffer erforderlichen Betrag ein und gehen über den zur Abdeckung der Unterbilanz und der Überschuldung erforderlichen Betrag hinaus (Mankowski, NZI 2010, 1004; Schilling, aaO S. 193 f; Gehrlein, aaO S. 3 f).
36
Der "kapitalersetzende" Charakter eines Darlehens im Sinne des § 39 Abs. 1 Nr. 5, § 135 InsO a.F. bezog sich also keineswegs auf das Stammkapital der GmbH, sondern bildete als Fremdkapital den Gegensatz zum Eigenkapital der Gesellschaft (Huber in Lutter, aaO S. 131, 176 f; Schilling, aaO S. 193 f; Mankowski, NZI 2010, 1004). Die Novellenregeln setzen bei der Diskrepanz zwischen Kapitalbedarf und der Möglichkeit der Kapitalbeschaffung auf dem Kapitalmarkt an, wie sich vor allem aus der Anknüpfung an den Begriff der Krise ergibt, die eine Vorstufe zur späteren Insolvenz darstellt. Auch dies zeigt den insolvenzrechtlichen Charakter der Novellenregelung.
37
3. Die Anwendung des § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO verstößt nicht gegen die Niederlassungsfreiheit nach Art. 49, 54 AEUV (zuvor: Art. 43, 48 EGV).
38
a) Nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs ist anerkannt , dass zwingende Gründe des Gemeinwohls, wie der Schutz des Interesses der Gläubiger, unter bestimmten Umständen und unter Beachtung bestimmter Voraussetzungen Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit durch das nationale Recht rechtfertigen können (EuGH, ZIP 2002, 2037 Rn. 92 - Überseering; ZIP 2003, 1885 Rn. 132 f - Inspire Art). Dazu sind vier Voraus- setzungen zu erfüllen: Die Beschränkungen müssen in nicht diskriminierender Weise angewandt werden, aus zwingenden Gründen des Allgemeininteresses gerechtfertigt sein, zur Erreichung der verfolgten Ziele geeignet sein und dürfen nicht über das hinausgehen, was zur Erreichung des Ziels erforderlich ist (EuGH, ZIP 2003, 1885 Rn. 133 - Inspire Art; BGH, Urteil vom 14. März2005 - II ZR 5/03, ZIP 2005, 805, 806).
39
b) Ob diese Voraussetzungen bei § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO, § 32a GmbHG a.F. vorliegen, kann dahinstehen. Die Anwendbarkeit der genannten Vorschriften beruht auf ihrer Qualifizierung als Insolvenzrecht durch Art. 4 Abs. 2 EuInsVO. Dass diese Vorschrift des sekundären Gemeinschaftsrechts, die Besonderheiten des eröffneten Insolvenzverfahrens regelt, gegen das primäre Gemeinschaftsrecht in der Form der Niederlassungsfreiheit für Kapitalgesellschaften verstößt, ist nicht erkennbar und wird - soweit ersichtlich - nirgends vertreten (vgl. Ulmer, KTS 2004, 291, 295 f; Bittmann/Gruber, GmbHR 2008, 867, 870). Auch von der Revision wird dies nicht geltend gemacht.
40
Im Übrigen läge es auch dann, wenn die Anwendbarkeit der Novellenregeln nicht auf Europarecht, sondern auf deutschem internationalem Privatrecht beruhte, fern, einen Verstoß gegen die Niederlassungsfreiheit anzunehmen (vgl. Huber in Lutter, aaO S. 186 ff). Das bedarf hier jedoch keiner abschließenden Entscheidung.
41
c) Eine primärrechtskonforme Auslegung von Art. 4 EuInsO zwingt entgegen der Auffassung der Revisionsklägerin in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat nicht dazu, die Novellenregeln für nicht anwendbar anzusehen.
42
Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union legt Art. 4 Abs. 1 EuInsVO das anwendbare Recht sowohl für das Hauptinsolvenzverfahren wie für das Sekundärinsolvenzverfahren fest, nämlich jeweils das Recht des Staates der Verfahrenseröffnung. Art. 4 Abs. 2 EuInsVO enthält dazu eine nicht erschöpfende Aufzählung der verschiedenen Punkte des Verfahrens, die nach dem Recht des Eröffnungsstaates geregelt werden (EuGH, ZIP 2010, 187 Rn. 25 - Probud). Dazu gehört nach Buchst. i der Rang der Forderungen.
43
Entgegen der Auffassung der Revision ist der Verfahrensbegriff des Art. 4 EuInsVO nicht eng auszulegen. Wie die Aufzählung in Art. 4 Abs. 2 EuInsVO zeigt, haben die dort genannten Regelungen Auswirkungen auf das materielle Recht, etwa hinsichtlich der Frage, welche Vermögensgegenstände zur Masse gehören (Buchst. b), welches die Voraussetzungen für die Wirksamkeit einer Aufrechnung sind (Buchst. d), wie die Auswirkungen des Insolvenzverfahrens auf laufende Verträge sind (Buchst. e) und wie sich die Rechte der Gläubiger gestalten, die nach Eröffnung des Verfahrens aufgrund dinglichen Rechts oder infolge Aufrechnung teilweise befriedigt wurden (Buchst. i).
44
Buchst. i regelt in diesem verfahrensrechtlichen Sinne, dass sich der Rang einer Forderung nach dem Recht des Eröffnungsstaates richtet. Dies wird durch das jeweilige nationale Recht, das den Rang von Forderungen regelt, näher ausgefüllt. Zu den nationalen Rangregelungen, auch solchen mit gesellschaftsrechtlichem Bezug, macht Art. 4 Abs. 2 EuInsVO dagegen keine inhaltlichen Vorgaben. Dass die Anwendung des nationalen Insolvenzrechts, hier der Novellenregeln, auf deutsche Gesellschaften europarechtlich bedenklich sei, wird nicht geltend gemacht. Die Anwendung auch auf Gesellschaften aus anderen Mitgliedsstaaten, über deren Vermögen in Deutschland das Insolvenzver- fahren eröffnet wurde, ordnet Art. 4 EuInsVO aus insolvenzrechtlichen Gründen an.
45
Die Niederlassungsfreiheit der Gesellschaften wird durch die insolvenzspezifische , europarechtliche Anordnung des Art. 4 EuInsVO nicht tangiert. Hier werden lediglich Besonderheiten des Insolvenzverfahrens geregelt. Die Vorschrift zieht lediglich insolvenzrechtlich die Konsequenz daraus, dass das Insolvenzverfahren über die Gesellschaft gemäß Art. 3 EuInsVO in einem Mitgliedsstaat eröffnet worden ist, in den die Gesellschaft den Mittelpunkt ihrer hauptsächlichen Interessen verlagert und sich damit mittelbar im Umfang des Art. 4 EuInsVO dem dortigen Insolvenzrecht unterstellt hat.
46
d) Ein Vorabentscheidungsersuchen an den Gerichtshof der Europäischen Union nach Art. 267 Abs. 3 AEUV ist nicht geboten, weil sich im Streitfall keine entscheidungserheblichen Rechtsfragen des Unionsrechts stellen, die eine Vorlage erfordern. Hinsichtlich der Auslegung des insolvenzrechtlichen Begriffs des Rangs in Art. 4 Abs. 2 Buchst. i EuInsVO bestehen keine vernünftigen Zweifel (st. Rspr.; vgl. EuGH, Urteil vom 6. Oktober 1982 - 283/81, Slg. 1982, 3415 = NJW 1983, 1257 Rn. 16 - C.I.L.F.I.T.; vom 15. September 2005 C - 495/03, Slg. 2005 I 8151 Rn. 33 - Intermodal Transports).
47
4. Der Klägerin bleibt unbenommen, die von ihr geltend gemachten Ansprüche in dem in Luxemburg eröffneten Sekundärinsolvenzverfahren gemäß Art. 32 Abs. 1 EuInsVO in vollem Umfang in dem dort gemäß Art. 28 EuInsVO nach luxemburgischen Recht vorgesehenen Rang anzumelden.
48
5. Die Vorschriften der § 32a GmbHG a.F., § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO sind auf die Schuldnerin anzuwenden, obwohl diese keine Gesellschaft mit be- schränkter Haftung deutschen Rechts, sondern eine société anonyme luxemburgischen Rechts ist. Die Novellenregeln gelten, soweit deutsches Recht anwendbar ist, rechtsformunabhängig.
49
a) Die Neuregelung nach dem MoMiG gilt rechtsformunabhängig, was sich dort unmittelbar aus dem Wortlaut des § 39 Abs. 1 Nr. 5, § 39 Abs. 4 InsO ergibt (vgl. dazu auch die Begründung der Bundesregierung zum Entwurf des MoMiG, BT-Drucks. 16/6140 S. 56 zu Nr. 5 Buchst. b - Anfügung von § 39 Abs. 4 InsO). Für das hier anzuwendende frühere Recht gilt nichts anderes. Auch § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. stellte nicht auf eine bestimmte Gesellschaftsform ab. Die Regelungen in §§ 32a, 32b GmbHG a.F. waren gemäß den mit der Novellenregelung eingeführten § 129a HGB a.F. und § 172a HGB a.F. auch auf offene Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschaften entsprechend anzuwenden , bei denen kein Gesellschafter eine natürliche Person oder eine OHG oder KG war, bei der ein persönlich haftender Gesellschafter eine natürliche Person war.
50
Der Bundesgerichtshof hat diese Regeln auch auf Finanzierungshilfen eines Aktionärs erstreckt, wenn dieser mehr als 25 v.H. der Aktien der Gesellschaft hält oder - bei geringerer, aber nicht unbeträchtlicher Beteiligung - verbunden mit weiteren Umständen über gesellschaftsrechtlich fundierte Einflussmöglichkeiten in der Gesellschaft verfügt (BGH, Urteil vom 26. März 1984 - II ZR 171/83, BGHZ 90, 381, 387 ff; vom 9. Mai 2005 - II ZR 66/03, ZIP 2005, 1316, 1317; Beschluss vom 26. April 2010 - II ZR 60/09, ZIP 2010, 1443 Rn. 5 ff). Sie gelten außerdem für die GmbH & Co. KG (v. Gerkan in v. Gerkan/ Hommelhoff, Handbuch des Kapitalersatzrechts, 2. Aufl. Rn. 10.8; MünchKomm -InsO/Ehricke, 2. Aufl. § 39 Rn. 42; Huber in Lutter, aaO S. 173 ff, 178).
51
b) Anwendbar ist § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. deshalb jedenfalls auf Kapitalgesellschaften und solche Personengesellschaften, die keine natürliche Person als persönlich haftenden Gesellschafter haben (BGH, Urteil vom 26. Januar 2009 - II ZR 213/07, BGHZ 179, 279 Rn. 8 ff). Hierunter fällt die Schuldnerin. Dass § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO Auslandsgesellschaften nicht besonders erwähnt, hat vor allem historische Gründe, weil nach dem damaligen Stand des deutschen internationalen Gesellschaftsrechts nicht in nennenswertem Umfang mit Inlandskonkursen von Auslandsgesellschaften zu rechnen war (vgl. Huber in Lutter, aaO S. 178 f).
52
6. Die Voraussetzungen des Rangrücktritts nach § 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO a.F. sind vom Berufungsgericht mit Recht bejaht worden.
53
a) Die Klägerin war seit 21. Juli 2007 mit 63,7 v.H. der Geschäftsanteile an der Schuldnerin beteiligt; sie verfügte damit über gesellschaftsrechtlich fundierte Einflussmöglichkeiten bei der Schuldnerin, wie sie der Bundesgerichtshof für die Anwendbarkeit des Eigenkapitalersatzrechts bei Aktiengesellschaften voraussetzt (BGH, Urteil vom 9. Mai 2005 - II ZR 66/03, ZIP 2005, 1316; vgl. auch BGH, Beschluss vom 26. April 2010, aaO Rn. 5 ff).
54
b) Das Berufungsgericht konnte dahingestellt sein lassen, ob die Darlehen der Schuldnerin bereits in einer Krisensituation zur Verfügung gestellt worden sind. Die Darlehen waren zum Ende des Jahres 2007 fällig geworden oder hätten durch Kündigung fällig gestellt werden können. Das Stehenlassen von früher gewährten Gesellschafterdarlehen nach Eintritt der Gesellschaftskrise ist nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ausreichend, ohne dass es einer rechtsgeschäftlichen Vereinbarung für die Umqualifizierung bedarf , weil auch solche Mittel das erforderliche Eigenkapital ersetzen, wenn durch sie die sonst gebotene Liquidation der Gesellschaft vermieden wird (BGH, Urteil vom 19. September 1988 - II ZR 255/87, BGHZ 105, 168, 185 f; vom 28. November 1994 - II ZR 77/93, ZIP 1995, 23; Karsten Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl., § 32a, § 32b Rn. 47 mwN).
55
c) Kredite, die stehengelassen werden, sind kapitalersetzend, wenn die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt kreditunwürdig ist. Kredite, die nach Eintritt der materiellen Insolvenz (Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit) stehengelassen werden, sind in jedem Fall eigenkapitalersetzend (Karsten Schmid, aaO Rn. 39 mwN). Eigenkapitalersetzend sind sie aber auch, wenn sie der Gesellschaft im Zustand der Kreditunwürdigkeit gegeben oder belassen werden, also zu einem Zeitpunkt, in dem die Gesellschaft von dritter Seite keinen Kredit zu marktüblichen Bedingungen mehr hätte erhalten können und ohne die Zuführung von Eigenkapital oder von Gesellschafterdarlehen hätte liquidiert werden müssen (Karsten Schmidt in Scholz, aaO §§ 32a, 32b Rn. 38, 41 mwN).
56
Die Kreditunwürdigkeit ist nach objektiven Maßstäben festzustellen (BGH, Urteil vom 2. Dezember 1996 - II ZR 243/95, NJW-RR 1997, 606 mwN). Sie liegt vor, wenn kein vernünftig handelnder Dritter den Kredit ohne Inanspruchnahme einer Gesellschaftssicherheit gewähren würde (vgl. BGH, Urteil vom 2. Juni 1997 - II ZR 211/95, ZIP 1997, 1648, 1650 mwN; Karsten Schmidt in Scholz, aaO Rn. 41). Bei der Prüfung der Insolvenzreife der Gesellschaft hat die bilanzielle Überschuldung nur eine indizielle Bedeutung und ist lediglich Ausgangspunkt für die weitere Ermittlung der wahren Werte des Gesellschaftsvermögens , weil durch stille Reserven die Überschuldung neutralisiert werden kann (BGH, Urteil vom 2. April 2001 - II ZR 261/99, ZIP 2001, 839 mwN).
57
d) Das Berufungsgericht hat die Kreditunwürdigkeit der Schuldnerin zum 1. Januar 2008 mit der Überschuldung der Gesellschaft und damit begründet, dass diese nicht mehr in der Lage gewesen sei, das zur Rückzahlung der Darlehen erforderliche Kapital zu marktüblichen Konditionen auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen. Die hiergegen erhobenen Revisionsrügen greifen nicht durch.
58
aa) Das Berufungsgericht hat aus dem Bericht des Insolvenzverwalters für die Gläubigerversammlung vom 23. Mai 2008 (Anlage K 26) zum Stichtag 3. März 2008 einen Fortführungswert des Unternehmens in Höhe von 81 Mio. € bei Verbindlichkeiten gegen Dritte in Höhe von 84 Mio. € und gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von über 113 Mio. € entnommen und keinen Anhaltspunkt dafür gesehen, dass die wirtschaftliche Situation etwa drei Monate vorher wesentlich anders gewesen wäre. Es hat Überschuldung angenommen. Der Einwand der Revision, die Feststellung der Überschuldung sei nicht stichtagsbezogen zum 1. Januar 2008 erfolgt, ist unzutreffend. Das Berufungsgericht hat auf das Ende des Jahres 2007 abgestellt und den Bericht als ausreichende zeitnahe Grundlage gewertet. Die Revision zeigt nicht auf, dass die Klägerin dargelegt hätte, zum 1. Januar 2008, also gut zwei Monate vor dem Stichtag, wäre die Situation wesentlich anders gewesen. Die Würdigung des Berufungsgericht hält sich im Rahmen einer zulässigen Beweiswürdigung.
59
Für die Frage der Überschuldung kommt es im Rahmen des anwendbaren deutschen Eigenkapitalersatzrechts auf die Auslegung dieses Begriffs im deutschen Recht an, also entgegen der Auffassung der Revision nicht auf das luxemburgische Recht. Dass die Klägerin vorgetragen hätte, der Insolvenzverwalter habe in seinem Bericht Unternehmenswerte, etwa stille Reserven, zu Unrecht außer Acht gelassen, zeigt die Revision nicht auf. Der Bericht des In- solvenzverwalters legt nicht die handelsrechtlichen Buchwerte, sondern gutachterliche Wertfeststellungen zugrunde.
60
bb) Jedenfalls war die Schuldnerin am 1. Januar 2008 kreditunwürdig. Die diesbezüglichen Feststellungen entbehren nicht der erforderlichen tatsächlichen Grundlage; sie lassen auch nicht das Vorbringen der Klägerin außer Acht. Die Revision wendet sich vor allem in unzulässiger Weise gegen die Beweiswürdigung.
61
(1) Es bedurfte keines Sachverständigengutachtens um festzustellen, dass die Schuldnerin erheblichen Kapitalbedarf hatte, der auf dem Kapitalmarkt allenfalls gegen - bei der Schuldnerin nicht vorhandene - Sicherheiten zu beschaffen gewesen wäre. Das Unternehmen der Schuldnerin befand sich noch im Aufbau, der durch die von der Bundesregierung beschlossene Einführung der Mindestlöhne im Briefzustellbereich erheblichen weiteren Risiken ausgesetzt wurde. Die von der Schuldnerin aus Anlass der Festsetzung der Mindestlöhne beauftragte Unternehmensberatungsgesellschaft kam im Dezember 2007 zu dem Ergebnis, dass eine erfolgversprechende Fortführung des Unternehmens weitere Investitionen von etwa 320 Mio. Euro erforderte. Unter Einbeziehung der streitgegenständlichen Darlehen bestand damit ein Kreditbedarfvon rund 400 Mio. Euro, für den die Schuldnerin nach den unangegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts keine Sicherheit leisten konnte. Die Klägerin war nicht bereit, diesen Kapitalbedarf zu decken. Die Schuldnerin hatte bislang nur hohe Verluste erwirtschaftet. Bei dieser Sachlage konnte das Berufungsgericht davon ausgehen, dass die Schuldnerin im dargelegten Sinne kreditunwürdig war.
62
(2) Der Umstand, dass die der Schuldnerin gewährten Bankdarlehen ungekündigt geblieben waren, ist für die Beurteilung der Kreditunwürdigkeit der Schuldnerin letztlich ohne entscheidende Bedeutung. Das Berufungsgericht hat maßgeblich auf die Finanzierung des zusätzlichen Kreditbedarfs abgestellt. Zu einer weiteren Finanzierung waren die Banken nach dem Sachvortrag, auf den sich die Revision beruft, allenfalls bei einer Mitfinanzierung durch die Gesellschafter bereit, die dies jedoch ablehnten. Das Berufungsgericht hat ausdrücklich festgestellt, dass die Gesellschaft eine Finanzierung des erforderlichen weiteren Kapitals von 320 Mio. Euro nur durch Darlehen der Klägerin erwogen hat. Gegenteiligen einer Beweisaufnahme zugänglichen Vortrag zeigt die Revision nicht auf.
63
(3) Das Berufungsgericht durfte schließlich den Austausch der Geschäftsführung im Dezember 2007 und die Einsetzung von ausgewiesenen Sanierungs - und Insolvenzrechtsexperten in die neue Geschäftsführung als Indiz berücksichtigen; die Wertung dieser Vorgänge als krisenhafte Zuspitzung der Situation ist unter Berücksichtigung aller Umstände im Rahmen der vorgenommenen Beweiswürdigung nicht zu beanstanden. Das gilt zumal auch deshalb, weil die Klägerin und die Schuldnerin von der Möglichkeit ausgingen, dass kurzfristig Insolvenzantrag für die Schuldnerin gestellt werden musste, was aus den Stundungsvereinbarungen hervor geht, die im Januar 2008 geschlossen wurden. Zudem waren schon in den Sitzungen des Verwaltungsrats der Schuldnerin am 6. und 10. Dezember 2007 das Insolvenzrisiko von verlustbringenden Tochtergesellschaften, die daraus folgenden Konsequenzen für die Schuldnerin und die bestehenden Liquidationsprobleme erörtert worden.
64
Aus den festgestellten Indizien konnte das Berufungsgericht rechtsfehlerfrei den Schluss auf die Kreditunwürdigkeit der Schuldnerin ab Jahresbeginn 2008 ziehen. Entgegen der Ansicht der Revision hat es keine Beweislastentscheidung getroffen.
65
e) Die im Falle des Stehenlassens erforderliche Kenntnis des Gesellschafters von der Krisensituation oder zumindest die Möglichkeit, diese zu erkennen , die vermutet wird, (vgl. BGH, Urteil vom 7. November 1994 - II ZR 270/93, BGHZ 127, 336, 346 f) ist hier angesichts der festgestellten Umstände ohne weiteres anzunehmen.
66
f) Schließlich ist die Annahme des Berufungsgerichts nicht zu beanstanden , dass es sich beim Stehenlassen des Darlehens Anfang 2008 um keine kurzfristige Überbrückungsfinanzierung handelte.
67
Von einer den Eigenkapitalersatzeinwand ausschließenden kurzfristigen Finanzierungshilfe kann nur ausgegangen werden, wenn im Zeitpunkt der Einräumung des Kredits aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens objektiv damit gerechnet werden kann, dass die Gesellschaft den Kredit in dem vorgesehenen kurzen Zeitraum werde ablösen können (BGH, Urteil vom 2. Juni 1997 - II ZR 211/95, NJW 1997, 3171, 3172 mwN). Dies scheidet hier aus. Derartige kurzfristige Finanzierungshilfen sind nur in besonders gelagerten Ausnahmefällen anzunehmen, in denen die Gesellschaft zwar für kurze Zeit dringend auf die Zufuhr von Geldmitteln angewiesen ist, aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage aber mit der fristgerechten Rückzahlung objektiv gerechnet werden kann. Die zeitliche Grenze wird durch die in § 15a InsO enthaltene Frist gesetzt und beträgt längstens drei Wochen (BGH, Beschluss vom 26. April 2010 - II ZR 60/09, ZIP 2010, 1443 Rn. 17 mwN).
68
Schon die zeitliche Grenze wurde nicht eingehalten, weil die Stundung drei Wochen überschritt. Zudem konnte zu keinem Zeitpunkt von einer fristgerechten Rückzahlung ausgegangen werden.
69
Mit der Behauptung, eine Kündigung der Darlehen hätte erstmals am 2. Januar 2008 mit Wirkung vom 16. Januar 2008 ausgesprochen werden können , setzt sich die Revision in Widerspruch zu ihrem eigenen Sachvortrag, wonach die Darlehen zum 31. Dezember 2007 kündbar waren. Nach dem vom Berufungsgericht festgestellten unstreitigen Sachverhalt waren mit Ausnahme des ersten Darlehens über 15 Mio. Euro ohnehin alle weiteren Darlehen bis zum 31. Dezember 2007 befristet. Das erste Darlehen über 15 Mio. Euro hätte nach § 5 des Darlehensvertrages (Anlage K 6) jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen und damit zum Jahresende 2007 gekündigt werden können.
Kayser Vill Lohmann Fischer Pape
Vorinstanzen:
LG Köln, Entscheidung vom 04.12.2009 - 87 O 209/08 -
OLG Köln, Entscheidung vom 28.09.2010 - 18 U 3/10 -

Das in einem anderen Staat geltende Recht, die Gewohnheitsrechte und Statuten bedürfen des Beweises nur insofern, als sie dem Gericht unbekannt sind. Bei Ermittlung dieser Rechtsnormen ist das Gericht auf die von den Parteien beigebrachten Nachweise nicht beschränkt; es ist befugt, auch andere Erkenntnisquellen zu benutzen und zum Zwecke einer solchen Benutzung das Erforderliche anzuordnen.

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
II ZR 192/13 Verkündet am:
14. Januar 2014
Stoll
Justizhauptsekretärin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
Art. 4 Abs. 2 Satz 2 Buchst. k, Art. 26
Der Tatrichter darf sich bei der Ermittlung ausländischen Rechts nicht auf die Heranziehung
der Rechtsquellen beschränken, sondern muss auch die konkrete Ausgestaltung
des Rechts in der ausländischen Rechtspraxis, insbesondere die ausländische
Rechtsprechung, berücksichtigen.
BGH, Urteil vom 14. Januar 2014 - II ZR 192/13 - LG Dresden
AG Dresden
Der II. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 14. Januar 2014 durch den Vorsitzenden Richter Prof. Dr. Bergmann, den
Richter Prof. Dr. Strohn, die Richterinnen Caliebe und Dr. Reichart sowie den
Richter Sunder

für Recht erkannt:
Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Dresden vom 29. April 2013 aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsgericht zurückverwiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:

1
Der Beklagte war von Juni bis August 2008 Geschäftsführer der R. GmbH. In diesem Zeitraum führte er Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung in Höhe von 789,98 € nicht an die für den Einzug zuständige Klägerin ab. Mit ihrer am 2. September 2010 zugestellten Klage verlangt die Klägerin vom Beklagten Zahlung von 789,98 € und die Feststellung, dass die Forderung auf einer vorsätzlich begangenen unerlaubten Handlung beruhe.
2
Über das Vermögen des Beklagten war in England am 22. Februar 2010 das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Klägerin meldete ihre Forderung als „claim in tort“ an. Am 22. Februar 2011 erlangte der Beklagte eine Rest- schuldbefreiung.
3
Die Klägerin ist der Auffassung, nach sec. 281 (3) des englischen Insolvency Act 1986 (im Folgenden: IA 1986) werde der von ihr geltend gemachte Schadensersatzanspruch nach § 823 Abs. 2 BGB, § 266a Abs. 1, § 14 Abs. 1 Nr. 1 StGB von der Restschuldbefreiung nicht erfasst.
4
Sec. 281 (3) IA 1986 lautet (zitiert nach www.legislation.gov.uk): „Discharge does not release the bankrupt from any bankruptcy debt which he incurred in respect of, or forbearance in respect of which was secured by means of, any fraud or fraudulent breach of trust to which he was a party.“
5
Das Amtsgericht hat die Klage als unzulässig abgewiesen. Das Berufungsgericht hat beim Max-Planck-Institut für ausländisches Recht die Kosten eines Gutachtens zum englischen Recht erfragt (ca. 3.500 - 4.000 €), sich dann aber darauf beschränkt, nach dem Europäischen Übereinkommen vom 7. Juni 1968 betreffend Auskünfte über ausländisches Recht (BGBl 1974 II S. 937 ff., sog. Londoner Übereinkommen) eine Auskunft des Foreign & Commonwealth Office, handelnd durch das Department for Business Innovation & Skills, London, einzuholen. Sodann hat es die Berufung der Klägerin mit der Maßgabe zurückgewiesen, dass die Zahlungsklage nicht als unzulässig, sondern als unbegründet abgewiesen werde. Mit ihrer vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt die Klägerin ihre Klageanträge weiter.

Entscheidungsgründe:

6
Die Revision hat Erfolg und führt unter Aufhebung des angefochtenen Urteils zur Zurückverweisung der Sache an das Berufungsgericht.
7
I. Das Berufungsgericht hat seine Entscheidung im Wesentlichen wie folgt begründet:
8
Die Zahlungsklage sei zwar zulässig. Der geltend gemachte Ersatzanspruch wegen Vorenthaltens von Arbeitnehmeranteilen zur Sozialversicherung falle jedoch nicht unter sec. 281 (3) IA 1986, eine Vorschrift, die nach Art. 4 Abs. 2 Satz 2 Buchst. k EuInsVO hier anzuwenden sei. Derartige Forderungen erfüllten nicht ausnahmslos die Voraussetzungen der sec. 281 (3) IA 1986. Es müsse vielmehr eine betrügerische Absicht oder eine untreueähnliche Handlung hinzukommen. Diese Voraussetzungen seien hier nicht gegeben. Der Anspruch der Klägerin werde daher von der Restschuldbefreiung erfasst.
9
Die Feststellungsklage sei unzulässig. Für die begehrte Feststellung stehe zwar das normale Klageverfahren zur Verfügung. Es fehle aber angesichts der Restschuldbefreiung am Rechtsschutzbedürfnis.
10
II. Diese Ausführungen sind nicht frei von Rechtsfehlern.
11
1. Zu Recht hat das Berufungsgericht allerdings angenommen, dass die Klage zulässig ist. Das englische Insolvenzverfahren ist nach der Feststellung des Berufungsgerichts mittlerweile beendet. Damit war der Beklagte zum maßgeblichen Zeitpunkt des Schlusses der letzten mündlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz (vgl. BGH, Urteil vom 11. August 2010 - XII ZR 181/08, BGHZ 187, 10 Rn. 7) prozessführungsbefugt.
12
2. Ohne Rechtsfehler ist das Berufungsgericht weiter davon ausgegangen , dass sich aus dem Vortrag der Klägerin ein Anspruch der Klägerin gegen den Beklagten aus § 823 Abs. 2 BGB, § 266a Abs. 1, § 14 Abs. 1 Nr. 1 StGB auf Schadensersatz wegen Vorenthaltens von Arbeitnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung ergeben kann, dass dieser Anspruch aber nicht durchsetzbar ist, wenn die Klageforderung von der zugunsten des Beklagten in England eingetretenen Restschuldbefreiung erfasst wird. Diese Frage ist, wie das Berufungsgericht ebenfalls zutreffend gesehen hat, von den deutschen Gerichten nach Art. 4 Abs. 2 Satz 2 Buchst. k EuInsVO unter Anwendung des englischen Rechts zu beantworten (vgl. Mehring, ZInsO 2012, 1247, 1252 f.; Priebe, ZInsO 2012, 2074, 2081; Uhlenbruck/Lüer, InsO, 13. Aufl., Art. 4 EuInsVO Rn. 59).
13
3. Das Berufungsgericht hat aber bei der Feststellung des englischen Rechts die dafür einschlägige Rechtsnorm des § 293 ZPO verletzt. Danach ist das Gericht bei der Ermittlung ausländischen Rechts befugt, aber auch verpflichtet , geeignete Erkenntnisquellen unabhängig von den Beweisantritten der Parteien zu nutzen und zu diesem Zweck das Erforderliche anzuordnen. Diesem Gebot ist das Berufungsgericht nicht in ausreichendem Maß nachgekommen , was die Revision zu Recht rügt.
14
a) Ausländisches Recht ist zwar auch nach der Neufassung des § 545 Abs. 1 ZPO durch das FGG-Reformgesetz vom 17. Dezember 2008 (BGBl I S. 2585) nicht revisibel (BGH, Beschluss vom 4. Juli 2013 - V ZB 197/12, ZIP 2013, 2173 Rn. 15 ff.; offen gelassen noch von BGH, Beschluss vom 3. Februar 2011 - V ZB 54/10, BGHZ 188, 177 Rn. 14; Urteil vom 12. November 2009 - Xa ZR 76/07, NJW 2010, 1070 Rn. 21; anders BAG, Urteil vom 10. April 1975, WM 1976, 194, juris Rn. 38 f. für § 73 Satz 1 ArbGG). Im vorliegenden Zusammenhang geht es aber nicht in erster Linie darum, ob die Auslegung von sec. 281 (3) IA 1986 durch das Berufungsgericht zutreffend ist. Das Verfahren des Berufungsgerichts leidet vielmehr an dem Mangel, dass sich das Berufungsgericht keine ausreichenden Informationen über das englische Recht verschafft hat, um dieses Recht auslegen und anwenden zu können.
15
b) Nach § 293 ZPO hat der Tatrichter ausländisches Recht von Amts wegen zu ermitteln. Wie er sich diese Kenntnis verschafft, liegt in seinem pflichtgemäßen Ermessen. Jedoch darf sich die Ermittlung des fremden Rechts nicht auf die Heranziehung der Rechtsquellen beschränken, sondern muss auch die konkrete Ausgestaltung des Rechts in der ausländischen Rechtspraxis , insbesondere die ausländische Rechtsprechung, berücksichtigen. Der Tatrichter ist gehalten, das Recht als Ganzes zu ermitteln, wie es sich in Lehre und Rechtsprechung entwickelt hat. Er muss dabei die ihm zugänglichen Erkenntnisquellen ausschöpfen (BGH, Urteil vom 23. Juni 2003 - II ZR 305/01, NJW 2003, 2685, 2686 mwN). Vom Revisionsgericht wird insoweit lediglich überprüft, ob der Tatrichter sein Ermessen rechtsfehlerfrei ausgeübt, insbesondere sich anbietende Erkenntnisquellen unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls hinreichend ausgeschöpft hat (BGH, Beschluss vom 30. April 2013 - VII ZB 22/12, WM 2013, 1225 Rn. 39).
16
Danach durfte sich das Berufungsgericht nicht mit der Auskunft des Foreign & Commonwealth Office vom 9. August 2012 zufriedengeben. Denn diese Auskunft beantwortet die gestellte Frage nicht erschöpfend, und es ist nicht auszuschließen, dass eine umfassendere Auskunft aufgrund einer Nachfrage bei der englischen Behörde oder auf anderem Wege hätte herbeigeführt werden können.
17
Auf die Frage, ob Forderungen wegen vorsätzlicher Vorenthaltung von Sozialversicherungsbeiträgen der Vorschrift in sec. 281 (3) IA 1986 unterfallen, hat das Foreign & Commonwealth Office folgende Antwort gegeben: „Ifthe debtor has committed fraud in relation to social insurance contributions then this may fall under section 281 (3) IA 1986. A fraudulently intention not to pay social insurance may fall within section 281 (3) but this would depend on the circumstances. The fraudulent element would need to (be) proved.”
18
Die vom Berufungsgericht veranlasste Übersetzung lautet wie folgt: „Hat der Konkursschuldner Sozialversicherungsbeiträge unter- schlagen, so kann das unter sec. 281 (3) IA fallen. In betrügerischer Absicht nicht gezahlte Sozialversicherung kann unter sec. 281 (3) IA fallen, das hängt jedoch von den Umständen ab. Die betrügerische Absicht muss nachgewiesen werden.“
19
Damit soll sich der Anwendungsbereich von sec. 281 (3) IA 1986 danach richten, ob der Insolvenzschuldner mit der Nichtabführung von Sozialversicherungsbeiträgen einen "fraud" begangen hat oder ob er dabei eine "fraudulently intention" hatte. Diese Begriffe sind aber ihrerseits auslegungsbedürftig. Weiter kann für die Anwendbarkeit der Norm auch der Begriff "fraudulent breach of trust" in sec. 281 (3) IA 1986 von Bedeutung sein. Angesichts dessen wäre die erteilte Auskunft nur dann ausreichend, wenn auch der Sinn dieser Begriffe nach dem englischen Rechtsverständnis erklärt und insbesondere erläutert worden wäre, von welchen Umständen ("circumstances") die Anwendbarkeit von sec. 281 (3) IA 1986 darüber hinaus abhängt.
20
c) Das Berufungsgericht konnte von einer ausreichenden Ermittlung des ausländischen Rechts auch nicht deshalb ausgehen, weil die Klägerin selbst angeregt hatte, ein Vorgehen nach dem Londoner Übereinkommen zu prüfen, und weil sie nach Vorlage der Auskunft nicht eine Ergänzung oder ein Sachverständigengutachten beantragt hat, wie die Revisionserwiderung unter Bezugnahme auf § 295 ZPO geltend macht. Nicht das Vorgehen nach dem Londoner Übereinkommen war fehlerhaft, sondern allein der Umstand, dass sich das Berufungsgericht mit der erteilten Auskunft zufriedengegeben hat. Dieser Verfahrensfehler ergab sich aber erst aus dem Urteil.
21
III. Damit ist das angefochtene Urteil aufzuheben und die Sache an das Berufungsgericht zurückzuverweisen, damit die noch erforderlichen Feststellungen getroffen werden können.
22
Für das weitere Verfahren weist der Senat auf Folgendes hin:
23
1. Das Berufungsgericht wird bei der Feststellung und Anwendung des englischen Rechts zu berücksichtigen haben, dass nach § 266a Abs. 1 StGB das Vorenthalten von Arbeitnehmeranteilen zur Sozialversicherung - anders als die Einbehaltung sonstiger Teile des Arbeitsentgelts unter den Voraussetzungen des § 266a Abs. 2 StGB - kein untreueähnliches Verhalten des Arbeitgebers voraussetzt, sondern die Strafbarkeit allein der finanziellen Sicherung der Sozialversicherung dient, und dass in diesem Zusammenhang die Vorenthaltung von Arbeitnehmeranteilen besonders verwerflich ist, weil der Arbeitgeber insoweit die Möglichkeit zum Lohnabzug gegenüber dem Arbeitnehmer hat, der Arbeitgeber also wirtschaftlich letztlich nicht belastet wird (BGH, Urteil vom 16. Mai 2000 - VI ZR 90/99, BGHZ 144, 311, 317 ff.).
24
2. Das Berufungsgericht kann wegen der Unklarheit der Auskunft beim Foreign & Commonwealth Office nachfragen. Wenn die Nachfrage nicht erschöpfend beantwortet werden sollte, kommt die Einholung eines Sachverständigengutachtens in Betracht. Dass ein Gutachten ein Vielfaches des Streitwerts kosten wird, ist allein noch kein Grund, davon Abstand zu nehmen.
25
3. Gegebenenfalls wird sich das Berufungsgericht erneut mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob eine Befreiung des Insolvenzschuldners von etwaigen Ansprüchen wegen Vorenthaltens von Arbeitnehmeranteilen zur Sozialversicherung nach sec. 281 (3) IA 1986 wegen Verstoßes gegen den deutschen Ordre public nach Art. 26 EuInsVO unwirksam ist. Dabei wird es zu beachten haben, dass insoweit Zurückhaltung geboten ist. Die deutsche öffentliche Ordnung ist nur verletzt, wenn das Ergebnis der Anwendung ausländischen Rechts zu den Grundgedanken der deutschen Regelungen und den in ihnen enthaltenen Gerechtigkeitsvorstellungen in so starkem Widerspruch steht, dass dies nach inländischen Vorstellungen untragbar erscheint (BGH, Beschluss vom 18. September 2001 - IX ZB 51/00, ZIP 2002, 365, 367; EuGH, ZIP 2006, 907 Rn. 63 f. - Eurofood). Dieser Grundsatz erstreckt sich auch auf die Fälle der erleichterten Restschuldbefreiung im Ausland (MünchKommInsO/Reinhart, 4. Aufl., Art. 26 EuInsVO Rn. 1, 16; Renger, Wege zur Restschuldbefreiung nach dem Insolvency Act 1986, 2012, S. 210 ff.; Koch, in: Festschrift Jayme, 2004, S. 437, 443; Mehring, ZInsO 2012, 1247, 1251).
Bergmann Strohn Caliebe Reichart Sunder
Vorinstanzen:
AG Dresden, Entscheidung vom 24.02.2011 - 104 C 5623/10 -
LG Dresden, Entscheidung vom 29.04.2013 - 2 S 191/11 -

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
II ZR 305/01 Verkündet am:
23. Juni 2003
Boppel
Justizamtsinspektor
als Urkundsbeamter
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Nachschlagewerk: ja
BGHZ: nein
BGHR: ja
Bei der Ermittlung ausländischen Rechts darf sich der Tatrichter nicht auf die
Heranziehung der Rechtsquellen beschränken, sondern muß unter Ausschöpfung
der ihm zugänglichen Erkenntnismöglichkeiten auch die konkrete Ausgestaltung
des Rechts in der ausländischen Rechtspraxis, insbesondere die ausländische
Rechtsprechung, berücksichtigen.
BGH, Urteil vom 23. Juni 2003 - II ZR 305/01 - OLG Koblenz
LG Koblenz
Der II. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes hat auf die mündliche Ver-
handlung vom 23. Juni 2003 durch den Vorsitzenden Richter Dr. h.c. Röhricht
und die Richter Prof. Dr. Goette, Dr. Kurzwelly, Münke und Graf

für Recht erkannt:
Auf die Revision der Kläger wird das Teilurteil des 8. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Koblenz vom 19. Oktober 2001 aufgehoben.
Die Sache wird zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsgericht zurückverwiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:


Die Kläger nehmen den Beklagten auf Schadensersatz wegen eines Unfalls in Anspruch, bei dem ihre damals 25-jährige Tochter am 2. Februar 1990 in P., Thailand, getötet wurde. Der Beklagte und die Tochter der Kläger waren mit gemieteten Jet-Ski auf dem Meer vor P. zusammengestoßen. Der Beklagte ist der Auffassung, daß nicht ein Fahrfehler seinerseits, sondern die Fahrweise der Tochter der Kläger den Unfall verursacht habe, etwaige Ansprüche der Kläger im übrigen aber verjährt seien.

Die Kläger verlangen, soweit es für das Revisionsverfahren noch von Bedeutung ist, Ersatz aufgewendeter Bestattungskosten (5.044,00 DM) sowie eine monatliche Unterhaltsrente von 970,00 DM für die Zeit vom 1. März 1990 bis einschließlich Juli 1995 (63.050,00 DM). Das Landgericht hat die Klage nach Einholung von Gutachten zum thailändischen Recht hinsichtlich beider Forderungen wegen Verjährung abgewiesen. Die Berufung der Kläger blieb ohne Erfolg. Mit ihrer Revision verfolgen die Kläger ihr Begehren auf Erstattung der Beerdigungskosten und Zahlung der Unterhaltsrente weiter.

Entscheidungsgründe:


Die Revision ist begründet und führt zur Zurückverweisung der Sache an das Berufungsgericht.
I. Das Berufungsgericht geht auf der Grundlage der schriftlichen Gutachten des Sachverständigen Dr. W. vom 10. März 1997 und 13. August 1999 davon aus, daß sich der Ersatzanspruch der Kläger hinsichtlich der Bestattungskosten und der Unterhaltsrente nach thailändischem Recht beurteile und nach diesem Recht verjährt sei. Für die Verjährungsfrist sei die Vorschrift des Art. 308 thail. SchiffahrtsG maßgebend, wonach Ansprüche aus einem Zusammenstoß von Wasserfahrzeugen, zu denen Jet-Ski zu rechnen seien, in sechs Monaten ab Kenntnis von dem Zusammenstoß verjährten. Es handele sich bei Art. 308 thail. SchiffahrtsG um eine Spezialvorschrift, die andere Verjährungsregelungen verdränge. Die Verjährung sei nicht unterbrochen worden. Zur Unterbrechung habe es des Anhängigmachens eines Strafverfahrens bedurft, was neben der von den Klägern behaupteten Einreichung einer Anklageschrift gegen den Beklagten bei Gericht am 19. März 1990 die Annah-
me dieser Anklage durch das Gericht vorausgesetzt hätte. Die Kläger hätten die Annahme der Anklageschrift jedoch nicht dargelegt.
Das hält revisionsrechtlicher Prüfung nur teilweise stand.
II. 1. Zutreffend geht das Berufungsgericht davon aus, daß sich die Forderungen der Kläger auf Unterhalt und Ersatz der Beerdigungskosten nach thailändischem Recht beurteilen. Für Ansprüche aus unerlaubter Handlung, wie sie die Kläger gegen den Beklagten geltend machen, ist nach dem zur Tatzeit gewohnheitsrechtlich geltenden, nunmehr in Art. 40 Abs. 1 Satz 1 EGBGB kodifizierten Tatortgrundsatz das Recht des Staates maßgebend, in dem der Ersatzpflichtige gehandelt hat. Der nach der Behauptung der Kläger vom Beklagten verschuldete Unfall ihrer Tochter hat sich in Thailand ereignet. Dort trat als Folge des Unfalls der Tod der Tochter ein.
2. Das Berufungsgericht ist der ihm nach § 293 ZPO obliegenden Pflicht zur Ermittlung des anzuwendenden thailändischen Rechts jedoch nur unzureichend nachgekommen, wie die Revision mit Recht rügt.

a) Die Frage, ob das Berufungsgericht das thailändische Recht zutreffend angewandt und ausgelegt hat, ist revisionsrechtlicher Nachprüfung entzogen , da ausländisches Recht nach §§ 549 Abs. 1, 562 ZPO a.F. nicht revisibel ist. Einer Überprüfung zugänglich ist jedoch das Verfahren des Berufungsgerichts , das als deutsches Gericht deutsches Verfahrensrecht anzuwenden hatte.
Nach § 293 ZPO hat der Tatrichter das ausländische Recht von Amts wegen zu ermitteln (st.Rspr., vgl. Sen.Urt. v. 29. Juni 1987 - II ZR 6/87, NJW 1988, 647 m.w.N.). Wie er sich diese Kenntnis verschafft, liegt in seinem
pflichtgemäßen Ermessen, jedoch darf sich die Ermittlung des fremden Rechts nicht auf die Heranziehung der Rechtsquellen beschränken, sondern muß auch die konkrete Ausgestaltung des Rechts in der ausländischen Rechtspraxis, insbesondere die ausländische Rechtsprechung, berücksichtigen (BGH, Urt. v. 24. März 1987 - VI ZR 112/86, NJW 1988, 648): der Tatrichter ist gehalten, das Recht als Ganzes zu ermitteln, wie es sich in Lehre und Rechtsprechung entwickelt hat, er muß dabei die ihm zugänglichen Erkenntnisquellen ausschöpfen (vgl. Sen.Urt. v. 21. Januar 1991 - II ZR 49/90, NJW-RR 1991, 1211, 1212).

b) Mit der Beschränkung auf die Gutachten des Sachverständigen Dr. W. vom 10. März 1997 und 13. August 1999 ist das Oberlandesgericht seinen Pflichten aus § 293 ZPO nicht gerecht geworden.
Beide Gutachten stützen sich hinsichtlich der Verjährungsfrage sowohl, was die maßgebliche Frist angeht, als auch hinsichtlich der Voraussetzungen ihrer Unterbrechung allein auf die gesetzlichen Vorschriften; sie beziehen weder Rechtslehre noch Rechtsprechung Thailands ein. Der Sachverständige hat in seinem Gutachten vom 13. August 1999, das sich vertieft mit der Verjährungsproblematik auseinandersetzt, sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, daß er von Deutschland aus keine Aussagen zur praktischen Handhabung des Verhältnisses der Verjährungsvorschrift des Art. 308 thail. SchiffahrtsG (sechs Monate ) zu den entsprechenden Bestimmungen des Art. 448 thail. ZHGB (ein Jahr ab Kenntnis von Handlung und Ersatzpflicht oder 10 Jahre von der Begehung der unerlaubten Handlung an, im Falle fahrlässiger Tötung sogar 15 Jahre) in der thailändischen Rechtsprechung und Rechtsliteratur machen könne. Unter diesen Umständen hätten die Ausführungen Dr. W. das Berufungsgericht veranlassen müssen, von Amts wegen weitere Ermittlungen in bezug
auf die tatsächliche Handhabung der von dem Sachverständigen geschilderten Verjährungsvorschriften anzustellen.
Weitere Ermittlungen waren außerdem auch deshalb geboten, weil die Kläger, worauf die Revision mit Recht hinweist, unter Beweisantritt vorgetragen hatten, daß die von dem Sachverständigen Dr. W. aus den einschlägigen Gesetzen abgeleitete Rechtsauffassung zur Verjährungsproblematik unrichtig sei: Art. 308 thail. SchiffahrtsG sei gegenüber Art. 448 thail. ZHGB nicht lex specialis; die Einreichung einer Anklageschrift durch den Staatsanwalt führe nach thailändischem Recht automatisch zur Eröffnung des Strafverfahrens, einer Annahme der Anklage durch das Gericht bedürfe es entgegen der Ansicht des Sachverständigen nicht.
Bei sachgerechter Ausübung des ihm eingeräumten Ermessens hätte das Berufungsgericht daher das Gutachten eines anderen Sachverständigen, der Zugang zur thailändischen Rechtslehre und Rechtspraxis hat, einholen
müssen. Da nicht auszuschließen ist, daß es dann zu einer den Klägern günstigen Entscheidung gelangt wäre, kann das Berufungsurteil keinen Bestand haben.
Röhricht Goette Kurzwelly
Münke Graf

Das in einem anderen Staat geltende Recht, die Gewohnheitsrechte und Statuten bedürfen des Beweises nur insofern, als sie dem Gericht unbekannt sind. Bei Ermittlung dieser Rechtsnormen ist das Gericht auf die von den Parteien beigebrachten Nachweise nicht beschränkt; es ist befugt, auch andere Erkenntnisquellen zu benutzen und zum Zwecke einer solchen Benutzung das Erforderliche anzuordnen.

(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei. In dem Urteil sind die Gründe anzugeben, die für die richterliche Überzeugung leitend gewesen sind.

(2) An gesetzliche Beweisregeln ist das Gericht nur in den durch dieses Gesetz bezeichneten Fällen gebunden.

(1) Das Gericht kann anordnen, dass eine Partei oder ein Dritter die in ihrem oder seinem Besitz befindlichen Urkunden und sonstigen Unterlagen, auf die sich eine Partei bezogen hat, vorlegt. Das Gericht kann hierfür eine Frist setzen sowie anordnen, dass die vorgelegten Unterlagen während einer von ihm zu bestimmenden Zeit auf der Geschäftsstelle verbleiben.

(2) Dritte sind zur Vorlegung nicht verpflichtet, soweit ihnen diese nicht zumutbar ist oder sie zur Zeugnisverweigerung gemäß den §§ 383 bis 385 berechtigt sind. Die §§ 386 bis 390 gelten entsprechend.

(3) Das Gericht kann anordnen, dass von in fremder Sprache abgefassten Urkunden eine Übersetzung beigebracht wird, die ein Übersetzer angefertigt hat, der für Sprachübertragungen der betreffenden Art in einem Land nach den landesrechtlichen Vorschriften ermächtigt oder öffentlich bestellt wurde oder einem solchen Übersetzer jeweils gleichgestellt ist. Eine solche Übersetzung gilt als richtig und vollständig, wenn dies von dem Übersetzer bescheinigt wird. Die Bescheinigung soll auf die Übersetzung gesetzt werden, Ort und Tag der Übersetzung sowie die Stellung des Übersetzers angeben und von ihm unterschrieben werden. Der Beweis der Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit der Übersetzung ist zulässig. Die Anordnung nach Satz 1 kann nicht gegenüber dem Dritten ergehen.

Für den Beweis durch Sachverständige gelten die Vorschriften über den Beweis durch Zeugen entsprechend, insoweit nicht in den nachfolgenden Paragraphen abweichende Vorschriften enthalten sind.

(1) Die Beweisaufnahme erfolgt vor dem Prozessgericht. Sie ist nur in den durch dieses Gesetz bestimmten Fällen einem Mitglied des Prozessgerichts oder einem anderen Gericht zu übertragen.

(2) Eine Anfechtung des Beschlusses, durch den die eine oder die andere Art der Beweisaufnahme angeordnet wird, findet nicht statt.

Das in einem anderen Staat geltende Recht, die Gewohnheitsrechte und Statuten bedürfen des Beweises nur insofern, als sie dem Gericht unbekannt sind. Bei Ermittlung dieser Rechtsnormen ist das Gericht auf die von den Parteien beigebrachten Nachweise nicht beschränkt; es ist befugt, auch andere Erkenntnisquellen zu benutzen und zum Zwecke einer solchen Benutzung das Erforderliche anzuordnen.

(1) Das Gericht hat unter Berücksichtigung des gesamten Inhalts der Verhandlungen und des Ergebnisses einer etwaigen Beweisaufnahme nach freier Überzeugung zu entscheiden, ob eine tatsächliche Behauptung für wahr oder für nicht wahr zu erachten sei. In dem Urteil sind die Gründe anzugeben, die für die richterliche Überzeugung leitend gewesen sind.

(2) An gesetzliche Beweisregeln ist das Gericht nur in den durch dieses Gesetz bezeichneten Fällen gebunden.

(1) Auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses, auf Anerkennung einer Urkunde oder auf Feststellung ihrer Unechtheit kann Klage erhoben werden, wenn der Kläger ein rechtliches Interesse daran hat, dass das Rechtsverhältnis oder die Echtheit oder Unechtheit der Urkunde durch richterliche Entscheidung alsbald festgestellt werde.

(2) Bis zum Schluss derjenigen mündlichen Verhandlung, auf die das Urteil ergeht, kann der Kläger durch Erweiterung des Klageantrags, der Beklagte durch Erhebung einer Widerklage beantragen, dass ein im Laufe des Prozesses streitig gewordenes Rechtsverhältnis, von dessen Bestehen oder Nichtbestehen die Entscheidung des Rechtsstreits ganz oder zum Teil abhängt, durch richterliche Entscheidung festgestellt werde.

(1) Der vorbereitende Schriftsatz, der neue Tatsachen oder ein anderes neues Vorbringen enthält, ist so rechtzeitig einzureichen, dass er mindestens eine Woche vor der mündlichen Verhandlung zugestellt werden kann. Das Gleiche gilt für einen Schriftsatz, der einen Zwischenstreit betrifft.

(2) Der vorbereitende Schriftsatz, der eine Gegenerklärung auf neues Vorbringen enthält, ist so rechtzeitig einzureichen, dass er mindestens drei Tage vor der mündlichen Verhandlung zugestellt werden kann. Dies gilt nicht, wenn es sich um eine schriftliche Gegenerklärung in einem Zwischenstreit handelt.

(1) Für die Berechnung der Fristen gelten die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs.

(2) Fällt das Ende einer Frist auf einen Sonntag, einen allgemeinen Feiertag oder einen Sonnabend, so endet die Frist mit Ablauf des nächsten Werktages.

(3) Bei der Berechnung einer Frist, die nach Stunden bestimmt ist, werden Sonntage, allgemeine Feiertage und Sonnabende nicht mitgerechnet.

(1) Ist für den Anfang einer Frist ein Ereignis oder ein in den Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, so wird bei der Berechnung der Frist der Tag nicht mitgerechnet, in welchen das Ereignis oder der Zeitpunkt fällt.

(2) Ist der Beginn eines Tages der für den Anfang einer Frist maßgebende Zeitpunkt, so wird dieser Tag bei der Berechnung der Frist mitgerechnet. Das Gleiche gilt von dem Tage der Geburt bei der Berechnung des Lebensalters.

Kann sich eine Partei in der mündlichen Verhandlung auf ein Vorbringen des Gegners nicht erklären, weil es ihr nicht rechtzeitig vor dem Termin mitgeteilt worden ist, so kann auf ihren Antrag das Gericht eine Frist bestimmen, in der sie die Erklärung in einem Schriftsatz nachbringen kann; gleichzeitig wird ein Termin zur Verkündung einer Entscheidung anberaumt. Eine fristgemäß eingereichte Erklärung muss, eine verspätet eingereichte Erklärung kann das Gericht bei der Entscheidung berücksichtigen.

(1) Die Klage kann ohne Einwilligung des Beklagten nur bis zum Beginn der mündlichen Verhandlung des Beklagten zur Hauptsache zurückgenommen werden.

(2) Die Zurücknahme der Klage und, soweit sie zur Wirksamkeit der Zurücknahme erforderlich ist, auch die Einwilligung des Beklagten sind dem Gericht gegenüber zu erklären. Die Zurücknahme der Klage erfolgt, wenn sie nicht bei der mündlichen Verhandlung erklärt wird, durch Einreichung eines Schriftsatzes. Der Schriftsatz ist dem Beklagten zuzustellen, wenn seine Einwilligung zur Wirksamkeit der Zurücknahme der Klage erforderlich ist. Widerspricht der Beklagte der Zurücknahme der Klage nicht innerhalb einer Notfrist von zwei Wochen seit der Zustellung des Schriftsatzes, so gilt seine Einwilligung als erteilt, wenn der Beklagte zuvor auf diese Folge hingewiesen worden ist.

(3) Wird die Klage zurückgenommen, so ist der Rechtsstreit als nicht anhängig geworden anzusehen; ein bereits ergangenes, noch nicht rechtskräftiges Urteil wird wirkungslos, ohne dass es seiner ausdrücklichen Aufhebung bedarf. Der Kläger ist verpflichtet, die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, soweit nicht bereits rechtskräftig über sie erkannt ist oder sie dem Beklagten aus einem anderen Grund aufzuerlegen sind. Ist der Anlass zur Einreichung der Klage vor Rechtshängigkeit weggefallen und wird die Klage daraufhin zurückgenommen, so bestimmt sich die Kostentragungspflicht unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes nach billigem Ermessen; dies gilt auch, wenn die Klage nicht zugestellt wurde.

(4) Das Gericht entscheidet auf Antrag über die nach Absatz 3 eintretenden Wirkungen durch Beschluss. Ist einem Beklagten Prozesskostenhilfe bewilligt worden, hat das Gericht über die Kosten von Amts wegen zu entscheiden.

(5) Gegen den Beschluss findet die sofortige Beschwerde statt, wenn der Streitwert der Hauptsache den in § 511 genannten Betrag übersteigt. Die Beschwerde ist unzulässig, wenn gegen die Entscheidung über den Festsetzungsantrag (§ 104) ein Rechtsmittel nicht mehr zulässig ist.

(6) Wird die Klage von neuem angestellt, so kann der Beklagte die Einlassung verweigern, bis die Kosten erstattet sind.

(1) In einer Klage und in einer Widerklage geltend gemachte Ansprüche, die nicht in getrennten Prozessen verhandelt werden, werden zusammengerechnet. Ein hilfsweise geltend gemachter Anspruch wird mit dem Hauptanspruch zusammengerechnet, soweit eine Entscheidung über ihn ergeht. Betreffen die Ansprüche im Fall des Satzes 1 oder 2 denselben Gegenstand, ist nur der Wert des höheren Anspruchs maßgebend.

(2) Für wechselseitig eingelegte Rechtsmittel, die nicht in getrennten Prozessen verhandelt werden, ist Absatz 1 Satz 1 und 3 entsprechend anzuwenden.

(3) Macht der Beklagte hilfsweise die Aufrechnung mit einer bestrittenen Gegenforderung geltend, erhöht sich der Streitwert um den Wert der Gegenforderung, soweit eine der Rechtskraft fähige Entscheidung über sie ergeht.

(4) Bei einer Erledigung des Rechtsstreits durch Vergleich sind die Absätze 1 bis 3 entsprechend anzuwenden.

Andere Urteile sind gegen eine der Höhe nach zu bestimmende Sicherheit für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Soweit wegen einer Geldforderung zu vollstrecken ist, genügt es, wenn die Höhe der Sicherheitsleistung in einem bestimmten Verhältnis zur Höhe des jeweils zu vollstreckenden Betrages angegeben wird. Handelt es sich um ein Urteil, das ein Versäumnisurteil aufrechterhält, so ist auszusprechen, dass die Vollstreckung aus dem Versäumnisurteil nur gegen Leistung der Sicherheit fortgesetzt werden darf.