Tenor

1. Auf die Berufung der Beklagten wird das am 16.12.2003 verkündete Urteil des Landgerichts Saarbrücken, Az. 14 O 80/03, abgeändert und die Klage abgewiesen.

2. Die Klägerin trägt die Kosten des Rechtsstreits.

3. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Klägerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 115 % des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte zuvor in gleicher Höhe Sicherheit leistet.

4. Der Streitwert des Berufungsverfahrens wird auf 70.000 Euro festgesetzt.

5. Die Revision wird nicht zugelassen.

Gründe

A.

Die Klägerin, die Ehefrau des am 4.11.2002 an einem Herzinfarkt verstorbenen T. S., nimmt die Beklagte auf Zahlung von 70.000 Euro aus einem Versicherungsvertrag in Anspruch.

Der verstorbene Ehemann der Klägerin (im Folgenden: Versicherungsnehmer) unterhielt bei der Beklagten mit Wirkung ab dem 1.5.2002 zu Gunsten der Klägerin als Bezugsberechtigter eine Lebensversicherung (Versicherungsschein- Nr.), die für den Todesfall des Versicherten eine Versicherungssumme in Höhe von 70.000 Euro vorsah (Bl. 14 d.A.). In dem formularmäßigen Versicherungsantrag vom 27.2.2002 (Bl. 13, 56 d.A.) beantwortete der verstorbene Versicherungsnehmer die Frage "Litten Sie in den letzten 10 Jahren oder leiden Sie zur Zeit an Krankheiten, Störungen oder Beschwerden (z.B. Herz oder Kreislauf, Atmungs-, Verdauungs-, Harn- oder Geschlechtsorgane, Wirbelsäule, Nerven, Psyche, Blut, Zucker, Fettstoffwechsel, Geschwülste oder sonstige Krankheiten)?" mit "Nein". Im Jahre 1999 (19.3.1999) hatte sich der Versicherungsnehmer, der technischer Beamter bei der … war, bei dem *Arzt* Dr. R. einer Routineuntersuchung unterzogen, bei der auch eine Laboruntersuchung veranlasst worden war. Das Ergebnis dieser Laboruntersuchung teilte der *Arzt* dem Versicherungsnehmer in einem Schreiben vom 26.3.1999 unter Beifügung der Laborergebnisse mit (Bl. 26, 27 d.A.); danach war bei dem Versicherungsnehmer eine Überhöhung des Cholesterinspiegels (Messwert 337 +) bei noch normalem Neutralfettspiegel (Triglyceride) sowie eine Überhöhung der Gamma GT (40 +) festgestellt worden, was "auf eine ausgeprägte Cholesterinsynthese in der Leber" bzw. eine "Fettleber" hindeute. Mit Schreiben vom 23.12.2002 (Bl. 17/18 d.A.) erklärte die Beklagte den Rücktritt vom Versicherungsvertrag wegen schuldhafter Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht unter Hinweis auf die dem Versicherungsnehmer mit Schreiben vom 26.3.1999 mitgeteilten Untersuchungsergebnisse sowie die Ergebnisse einer Untersuchung vom 21.12.2000, bei der erneut erhöhte Cholesterin-, Triglycerid- und Gamma-GT-Werte festgestellt worden seien.

Die Klägerin hat behauptet, dass der Versicherungsnehmer trotz der am 19.3.1999 festgestellten erhöhten Cholesterinwerte keine Beschwerden oder Beeinträchtigungen gehabt habe. Auch in den nachfolgenden Routineuntersuchungen vom 20.12.2000, 31.1.2001 und 21.6.2001 seien keine Krankheiten, Verletzungen oder Beschwerden festgestellt worden. Der bloße Befund, dass Cholesterinwerte überhöht seien, stelle keinen offenbarungspflichtigen Umstand dar. Weiterhin stehe nicht fest, und zwar auch nicht auf der Grundlage des Obduktionsberichtes vom 7.11.2002 (Bl. 88 ff d.A.), dass Ursache des Herzinfarktes erhöhte Cholesterinwerte gewesen seien; weiterhin stehe nicht fest, dass der Versicherungsnehmer zum Zeitpunkt des Todes bzw. in den Jahren davor überhaupt noch überhöhte Cholesterinwerte aufgewiesen habe. In diesem Zusammenhang sei zu berücksichtigen, dass sich der Versicherungsnehmer einige Monate vor seinem Ableben wegen Herzbeschwerden in ärztliche Untersuchung begeben habe, ohne dass einer der behandelnden Ärzte als Ursache für die Beschwerden etwaige erhöhte Cholesterinwerte auch nur vermutet habe (vgl. Bl. 35 ff d.A.).Von daher bestehe zwischen der Todesursache (Herzinfarkt) und den (angeblich) überhöhten Cholesterinwerten kein ursächlicher Zusammenhang. Weiterhin treffe den Versicherungsnehmer kein Verschulden. Ungeachtet des Umstandes, dass der Versicherungsnehmer keine Beschwerden oder Beeinträchtigungen des körperlichen Wohlbefindens gehabt habe, sei er mit Ausnahme des Schreibens vom 26.3.1999 nicht mehr mit erhöhten Cholesterinwerten konfrontiert worden. Soweit der Versicherungsnehmer im Frühjahr 1999 eine fettärmere Ernährung gewünscht habe, sei diesem Wunsch im Hinblick darauf, dass der Versicherungsnehmer immer wieder kleinere Gewichtsprobleme rein kosmetischer Natur gehabt habe, keine tiefergehende Bedeutung beigemessen worden. Selbst wenn die 1999 festgestellten erhöhten Cholesterinwerte überhaupt eine Ernst zu nehmende gesundheitliche Gefährdung dargestellt haben sollten, sei sich der Versicherungsnehmer vor diesem Hintergrund hierüber bei Antragstellung mit Sicherheit nicht mehr bewusst gewesen.

Die Klägerin hat beantragt,

die Beklagte zu verurteilen, an sie 70.000 Euro nebst Zinsen in Höhe von 5 % über dem jeweiligen Basiszinssatz der Deutschen Bundesbank seit dem 23.12.2002 zu zahlen.

Die Beklagte hat beantragt,

die Klage abzuweisen.

Die Beklagte hat die Auffassung vertreten, zum Rücktritt berechtigt gewesen zu sein, weil der Versicherungsnehmer die zum Zeitpunkt der Antragstellung vorliegende schwerwiegende Stoffwechselstörung nicht angegeben habe. So sei auch im Rahmen eines Tauglichkeitsgutachtens der AG eine Laboruntersuchung veranlasst und am 31.1.2001 durchgeführt worden, die bei dem Versicherungsnehmer einen Cholesterinwert in Höhe von 323 mg/dl und einen Triglyceridwert in Höhe von 433 mg/dl ergeben habe (Bl. 87 d.A.). Die Stoffwechselstörung bei dem Versicherungsnehmer sei im Hinblick darauf, dass bei der am 19.3.1999 veranlassten Laboruntersuchung ein Cholesterinwert von 377 mg/dl und ein grenzwertiger Triglyceridwert von 197 mg/dl gemessen worden seien, auch nicht nur vorübergehender Natur gewesen. Der Versicherungsnehmer habe zum Zeitpunkt der Antragstellung auch Kenntnis von der Stoffwechselerkrankung gehabt, was sich aus dem Schreiben des *Arztes* Dr. R. vom 26.3.1999 ergebe. Danach habe der Versicherungsnehmer nicht nur Kenntnis von den drastisch überhöhten Cholesterinwerten gehabt, sondern auch von der Notwendigkeit einer - notfalls medikamentösen - Behandlung derselben sowie den Anzeichen einer Fettleber. Die Kenntnis des Versicherungsnehmers sei auch belegt durch dessen Wunsch nach einer fettärmeren Ernährung. Bei der vorliegenden Stoffwechselstörung handele es sich auch um einen anzeigepflichtigen Umstand im Sinne von § 16 Abs. 1 S. 1 VVG. Ein erhöhter Cholesterinspiegel stelle sowohl für die koronare Herzkrankheit als auch den Herzinfarkt den größten Risikofaktor dar, wobei das Herzinfarktrisiko des Versicherungsnehmers im Hinblick auf die bei diesem festgestellten Blutfettwerte als viermal so hoch wie normal einzustufen sei. Die Anzeigepflicht von drastisch überhöhten Blutfettwerten liege damit auf der Hand. Für die Gefahrerheblichkeit der Hypercholesterinämie des Versicherungsnehmers streite außerdem eine tatsächliche Vermutung, weil die Beklagte in ihrem Antragsformular danach gefragt habe; im Übrigen sprächen für eine Gefahrerheblichkeit vorgenannter Umstände auch ihre Risikoprüfungsgrundsätze. Der Versicherungsnehmer habe die Anzeigepflichtverletzung zu vertreten, weil die Offenbarungspflicht der Stoffwechselstörung für diesen evident gewesen sei; die schriftlich dokumentierte erhebliche Überhöhung des Cholesterinspiegels, eine Überhöhung der Gamma-GT sowie der Hinweis auf eine Fettleber könne auch von einem Laien nicht als Bagatelle angesehen werden. Letztlich sei sie auch unter dem Gesichtspunkt des § 21 VVG von ihrer Leistungspflicht frei, weil die verschwiegene Stoffwechselerkrankung Einfluss auf den Eintritt des Versicherungsfalls gehabt habe, wie das Sektionsprotokoll vom 7.11.2002 belege.

Das Landgericht hat nach Einholung einer schriftlichen Aussage des *Arztes* Dr. R. (Bl. 108, 111 ff d.A.) der auf Zahlung der Versicherungssumme gerichteten Klage im Umfang des gestellten Antrages stattgegeben (Bl. 139 ff d.A., Bl. 152 d.A.). Es hat hierzu im Wesentlichen ausgeführt, dass die Voraussetzungen eines Rücktrittsrechts der Beklagten gemäß § 16 Abs. 2 VVG nicht vorlägen. Soweit das Rücktrittsrecht eine Verletzung der Anzeigeobliegenheit im Sinne von § 16 Abs. 1 VVG voraussetze, sei zwar davon auszugehen, dass der Versicherungsnehmer die Frage "Litten Sie in den letzten 10 Jahren oder leiden Sie zur Zeit an Krankheiten, Störungen oder Beschwerden (z.B. Herz oder Kreislauf, Atmungs-, Verdauungs-, Harn- oder Geschlechtsorgane, Wirbelsäule, Nerven, Psyche, Blut, Zucker, Fettstoffwechsel, Geschwülste oder sonstige Krankheiten)?" objektiv falsch beantwortet habe, weil tatsächlich - wie die vorgelegten Laborbefunde auswiesen- jedenfalls im März 1999 eine Störung des Fettstoffwechsels und damit ein gefahrerheblicher Umstand vorgelegen habe. Allerdings könne nicht davon ausgegangen werden, dass, was ebenfalls Voraussetzung für ein Rücktrittsrecht sei, der Versicherungsnehmer Kenntnis hiervon gehabt habe. Der Versicherungsnehmer habe - wovon auch auf Grund des Vorbringens der Beklagten auszugehen sei- nicht an körperlich wahrnehmbaren Beschwerden gelitten. Eine solche Kenntnis sei ihm auch nicht von den ihn zuvor behandelnden Ärzten vermittelt worden. Soweit in dem Schreiben des Dr. R. vom 26.3.1999 auf eine erhebliche Überhöhung des Cholesterinwertes hingewiesen worden sei, habe dem Versicherungsnehmer auf Grund des gesamten Inhalts des Schreibens nicht ohne weiteres klar sein müssen, dass es sich um eine Störung des Fettstoffwechsels handele. Auf eine Überhöhung des Triglyceridwertes komme es insoweit nicht an, weil Dr. R. dem Versicherungsnehmer in dem Schreiben vom 26.3.1999 darauf hingewiesen habe, der Neutralfettspiegel sei noch normal. Auch der Hinweis auf eine Überhöhung der Gamma GT bzw. der Hinweis auf eine Fettleber sei nicht geeignet, eine andere Beurteilung zu rechtfertigen, weil Hinweise eben nur Hinweise seien und selbst noch nichts bewiesen. Dass Dr. R. den Versicherungsnehmer über den Inhalt des Schreibens vom 26.3.1999 hinaus darauf hingewiesen habe, ein überhöhter Cholesterinspiegel stelle einen Risikofaktor für Erkrankungen des Herz- oder Kreislaufsystems oder für Stoffwechselerkrankungen dar, habe dieser in seiner schriftlichen Aussage nicht bestätigt. Nach dessen weiteren Angaben habe dieser auch bei der folgenden Tauglichkeitsuntersuchung am 31.1.2001 keine Veranlassung gesehen, eine erneute Bestimmung des Laborbefundes anzuordnen, was in dem Versicherungsnehmer den Eindruck habe erwecken müssen, er sei gesund. Soweit Dr. R. in dem Schreiben vom 26.3.1999 die Empfehlung ausgesprochen habe, auf tierische Fette und alkoholische Getränke zu verzichten und eine cholesterinarme Kost zu bevorzugen, sei dies nicht ausreichend gewesen, bei dem Versicherungsnehmer die Annahme zu begründen, es liege bei ihm eine Störung des Fettstoffwechsels vor. Dass dem Versicherungsnehmer der Laborbefund vom 21.12.2000 (Bl. 87 d.A.) zur Kenntnis gebracht worden sei, behaupte die Beklagte nicht. Im Übrigen könne ein Nichtmediziner aus einem Laborbefund für sich allein nichts herleiten. Insoweit behaupte die Beklagte auch nicht, dass der Versicherungsnehmer von seinem Hausarzt über eine Stoffwechselerkrankung informiert oder deswegen jemals behandelt worden sei. Bei dieser Sachlage fehle es an einer Kenntnis des Versicherungsnehmers von einer Störung des Fettstoffwechsels als einem gefahrerheblichen Umstand. Selbst wenn eine Kenntnis des Versicherungsnehmers anzunehmen sei, fehle es an einem Verschulden. Denn auf Grund der schriftlichen Aussage des Dr. R. sei davon auszugehen, dass der Versicherungsnehmer nicht habe davon ausgehen müssen, dass bei ihm im März 1999 eine vom Normalzustand abweichende behandlungsbedürftige Störung des Fettstoffwechsels vorgelegen habe, zumal dieser in der Folgezeit unstreitig zu keinem Zeitpunkt hierauf hingewiesen oder ärztlich behandelt worden sei. Von daher bestünden keine Zweifel, dass der Versicherungsnehmer die ihm am 26.3.1999 mitgeteilte Überhöhung des Cholesterinspiegels als unerheblich bzw. nur vorübergehender Natur und damit als nicht erwähnenswert gewertet habe, was ihm nach Lage der Dinge nicht vorzuwerfen sei.

Gegen dieses Urteil hat die Beklagte das Rechtsmittel der Berufung eingelegt.

Sie macht im Wesentlichen geltend, dass das Landgericht die Voraussetzungen für ein Rücktrittsrecht des Versicherers nach § 16 Abs. 2 VVG verkannt habe, da es den Begriff des gefahrerheblichen Umstandes unzutreffend interpretiert habe; weiterhin habe das Landgericht zu Unrecht angenommen, dass der Ehemann der Klägerin von dem gefahrerheblichen Umstand keine Kenntnis gehabt habe. Ausweislich der tragenden Gründe des angefochtenen Urteils stelle das Erstgericht als gefahrerheblichen und damit anzeigepflichtigen Umstand auf eine "Störung des Fettstoffwechsels" ab, also die (ärztliche) Feststellung eines bestimmten Krankheitsbildes, nicht dagegen auf die der medizinischen Feststellung zu Grunde liegenden Krankheitssymptome. Diese Auffassung werde dem Bedeutungsgehalt des Tatbestandsmerkmals des "erheblichen Umstandes" im Sinne von § 16 Abs. 1 VVG nicht gerecht. Denn gefahrerheblich und damit anzeigepflichtig seien bereits die mit einem Krankheitsbild einhergehenden Symptome, unabhängig davon, ob diese ärztlicherseits einem Krankheitsbild zugeordnet worden seien. Der Versicherungsnehmer müsse auch keine Kenntnis von der genauen ärztlichen Diagnose seiner Gesundheitsstörungen haben; Hinweise, die auf eine Störung oder Erkrankung hindeuteten, seien ebenso anzeigepflichtig wie die Störung oder Erkrankung selbst. Von daher könne es die Klägerin bzw. deren Ehemann nicht entlasten, dass der Zeuge Dr. R. lediglich von Hinweisen auf eine Fettleber in dem Schreiben vom 26.3.1999 gesprochen habe. Nach § 16 Abs. 1 VVG seien auch solche Umstände erheblich, die für die Übernahme der Gefahr erheblich seien, die also geeignet seien, auf den Entschluss des Versicherers, den Vertrag überhaupt oder zu anderen Bedingungen abzuschließen, Einfluss auszuüben. Maßgeblich hierfür seien die Grundsätze, von denen sich der Versicherer bei der Risikoprüfung leiten lasse. Keines Rückgriffs auf die Geschäftsgrundsätze des Versicherers bedürfe es, wenn die Gefahrerheblichkeit des Umstandes auf der Hand liege, wobei als gefahrerheblich im Zweifel ein solcher Umstand gelte, nach dem der Versicherer ausdrücklich gefragt habe. Danach sei nicht nur der Hinweis auf die Fettleber gefahrerheblich und anzeigepflichtig, sondern auch die –drastisch - überhöhten Cholesterinwerte; denn ein erhöhter Cholesterinspiegel stelle sowohl für die koronare Herzkrankheit als auch den Herzinfarkt den größten Risikofaktor dar, wobei das Herzinfarktrisiko des Versicherungsnehmers im Hinblick auf die bei diesem festgestellten Blutfettwerte als viermal so hoch wie normal einzustufen sei. Hiernach sei auch in dem Antragsformular (Krankheiten, Störungen, Beschwerden) gefragt worden. Jedenfalls sei das Landgericht, auch wenn es diese Auffassung nicht geteilt habe, insoweit gehalten gewesen, der Beklagten aufzugeben, ihre Risikoprüfungsgrundsätze darzulegen (Verstoß gegen § 139 ZPO).Wenn danach bereits die erheblich überhöhten Cholesterinwerte einen gefahrerheblichen Umstand darstellten, müsse sich die die Anzeigepflicht auslösende Kenntnis hierauf und nicht auf die weitergehende medizinische Bewertung dieser erhöhten Werte beziehen. Dass der Ehemann der Klägerin von diesen überhöhten Cholesterinwerten Kenntnis gehabt habe, sei unstreitig, da die Klägerin den Zugang des Schreibens des Dr. R. vom 26.3.1999 nicht bestritten habe. Nicht entscheidend sei in diesem Zusammenhang die subjektive Einschätzung der Gefahrerheblichkeit durch den Versicherungsnehmer bzw. dessen Einordnung des erheblich überhöhten Cholesterinwertes als eine "Störung des Fettstoffwechsels". Das Urteil beruhe auf diesem aufgezeigten Rechtsfehler. Der Versicherungsnehmer habe insoweit die Verletzung der vorvertraglichen Anzeigeobliegenheit auch zu vertreten. Das gemäß § 16 VVG vermutete Verschulden habe die Klägerin nicht entkräftet. Auf Grund der gesamten Umstände und insbesondere der Tatsache, dass Dr. R. den Versicherungsnehmer schriftlich über die Werte benachrichtigt habe, sei dieser in der Lage gewesen zu erkennen, dass mit den Cholesterinwerten ein besonderer und damit anzeigepflichtiger Risikotatbestand vorliege; von daher sei das Verhalten des Versicherungsnehmers als grob fahrlässig zu bewerten.

Die Beklagte beantragt,

unter Abänderung des Urteils des Landgerichts Saarbrücken vom 16.12.2003, Az. 14 O 80/03, die Klage abzuweisen.

Die Klägerin beantragt,

die Berufung der Beklagten zurückzuweisen.

Die Klägerin verteidigt unter Verweis auf ihren erstinstanzlichen Sachvortrag das erstinstanzliche Urteil.

Der Senat hat gemäß dem in der Sitzung vom 14.7.2004 verkündeten Beweisbeschluss Beweis erhoben. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom selben Tag Bezug genommen (Bl. 205 ff d.A.).

B.

1.

Die Berufung der Beklagten ist gemäß den §§ 511 Abs. 2 Nr. 1, 513, 517, 519, 520 ZPO zulässig. Das Rechtsmittel ist fristgerecht eingelegt und begründet worden, §§ 517, 519, 520 Abs. 2 ZPO. Die Begründung entspricht den gesetzlichen Anforderungen der §§ 513, 520 Abs. 3 ZPO. Danach kann das Rechtsmittel der Berufung nur darauf gestützt werden, dass die angefochtene Entscheidung auf einer Rechtsverletzung beruht (§ 546 ZPO) oder nach § 529 ZPO zugrunde zu legende Tatsachen eine andere Entscheidung rechtfertigen, wobei diese Umstände in der Berufungsbegründung dargelegt werden müssen (§ 520 Abs. 3 ZPO).

Die Beklagte stützt sich darauf, dass das Landgericht die Voraussetzungen für ein Rücktrittsrecht des Versicherers nach § 16 Abs. 2 VVG verkannt habe, da es den Begriff des gefahrerheblichen Umstandes unzutreffend interpretiert habe; von daher habe das Landgericht auch zu Unrecht angenommen, dass der Ehemann der Klägerin von dem gefahrerheblichen Umstand keine Kenntnis gehabt habe. Auch habe es das Landgericht auf der Grundlage der von ihm vertretenen Auffassung zu Unrecht unterlassen, ihr aufzugeben, ihre Risikoprüfungsgrundsätze darzulegen (Verstoß gegen § 139 ZPO). Mit diesem Vorbringen rügt die Beklagte die Verletzung formellen und materiellen Rechts im Sinne von § 546 ZPO (vgl. Baumbach-Lauterbach-Albers, ZPO, 60. Aufl., § 546, Rdnr. 2 ff, 7).

2.

Die Berufung der Beklagten ist auch begründet. Der Klägerin steht ein Zahlungsanspruch aus dem gemäß Antrag vom 27.2.2002 abgeschlossenen Versicherungsvertrag, Versicherungsschein -Nr., gegen die Beklagte nicht zu, weil die Beklagte wirksam von dem Versicherungsvertrag gemäß Versicherungsschein vom 12.3.2002 (Bl. 14/15 d.A.) zurückgetreten ist (A) und die Leistungspflicht auch nicht gemäß § 21 VVG fortbesteht (B). Dass die Beklagte insoweit die gemäß § 20 Abs. 1 VVG vorgesehene Monatsfrist für die Erklärung des Rücktritts gewahrt hat, wird von der Klägerin nicht in Zweifel gezogen.

(A)

Gemäß § 16 Abs. 2 VVG kann der Versicherer vom Vertrag zurücktreten, wenn der Versicherungsnehmer bei Vertragsschluss einen nach § 16 Abs. 1 VVG anzeigepflichtigen Umstand verschwiegen hat. Nach dieser Vorschrift hat der Versicherungsnehmer bei Schließung des Vertrages "alle ihm bekannten Umstände" anzuzeigen. Nach § 16 Abs. 1 Satz 2 VVG erstreckt sich die Anzeigepflicht auf alle Umstände, die geeignet sind, auf den Entschluss des Versicherers, den Vertrag überhaupt oder zu dem vereinbarten Inhalt abzuschließen, einen Einfluss auszuüben. Ein Umstand, nach welchem der Versicherer ausdrücklich oder schriftlich gefragt hat, gilt gemäß § 16 Abs. 1 S. 3 VVG im Zweifel als erheblich. (vgl. Berliner Kommentar zum VVG/Voit, 1998, § 16, Rdnr. 6 ff, m.w.N.; Römer/Langheid, VVG, 2. Aufl., §§ 16, 17, Rdnr. 10 ff, 58, m.w.N.; Prölss/Martin, VVG, 26. Aufl., §§ 16, 17, 2 ff, m.w.N.; BGH, Urteil vom 2.3.1994, IV ZR 99/93/VersR 1994, S. 711 ff; OLG Koblenz, OLGR Koblenz 2001, S. 376 ff).

Soweit § 16 Abs. 1 VVG die Mitteilungspflicht an die dem Antragsteller bekannten Umstände knüpft, setzt die Anzeigeobliegenheit eine positive Kenntnis des Versicherungsnehmers von solchen Umständen im Zeitpunkt ihrer Erfüllung (Antragstellung) voraus; Kennen müssen und grob fahrlässige Unkenntnis genügen nicht. (BGH, VersR 1994, S. 711 ff; BGH, NJW 1984, S. 884; OLG Bremen, RuS 1992, S. 31). Demgemäß ist für eine Verletzung der Anzeigeobliegenheit zunächst maßgeblich, ob der Antragsteller bei der Beantwortung von Antragsfragen von durch den Versicherer erfragten Umständen Kenntnis hatte. Solche Kenntnis kann sich bei für ihn erfragten Gesundheitsumständen sowohl unmittelbar aus eigener (körperlicher) Wahrnehmung ergeben als auch durch Angaben der ihn zuvor behandelnden Ärzte vermittelt worden sein. Ist letzteres der Fall, kommt es nicht darauf an, ob sich solche ärztlichen Angaben, auf die sich die Kenntnis des Antragstellers von gefahrerheblichen Umständen gründet, im nachhinein als objektiv zutreffend erweisen oder nicht. Denn § 16 Abs. 1 VVG knüpft die Obliegenheit zu deren Anzeige allein an die Kenntnis des Antragstellers bei Beantwortung der Antragsfragen. Hatte er zu diesem Zeitpunkt nach Maßgabe der ihm offenbarten ärztlichen Einschätzung oder Vermutung Kenntnis von gefahrerheblichen Umständen, obliegt es ihm, sie anzuzeigen, während die Prüfung und Bewertung Sache des Versicherers ist. Aber auch ohne Vorliegen einer ärztlichen Einschätzung oder Diagnose ist der Antragsteller gehalten, symptomatische Beschwerden zu offenbaren, und zwar auch dann, wenn er sich deswegen (noch) nicht in ärztliche Behandlung begeben hat bzw. den symptomatischen Beschwerden keinen Krankheitswert beimisst, weil auch insoweit die Bewertung und Beurteilung dem Versicherer überlassen sein muss (vgl. Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, § 16, Rdnr. 49,50; Römer/Langheid, aaO, §§ 16, 17, Rdnr. 11 ff, 19, 58, m.w.N.). Von daher hat der Antragsteller, der regelmäßig mangels eigener medizinischer Kenntnisse nicht in der Lage ist, die Gefahrerheblichkeit körperlicher Beschwerden zu beurteilen, die im Versicherungsantragsformular gestellten Fragen nach Krankheiten, Störungen oder Beschwerden erschöpfend zu beantworten. Er darf sich daher bei seiner Antwort weder auf Krankheiten oder Schäden von erheblichem Gewicht beschränken, noch sonst eine wertende Auswahl treffen und vermeintlich weniger gewichtige Gesundheitsbeeinträchtigungen verschweigen. Diese weit gefasste Pflicht zur Offenbarung findet ihre Grenze erst bei Gesundheitsbeeinträchtigungen, die offenkundig belanglos sind oder alsbald vergehen (vgl. Römer/Langheid, aaO, §§ 16, 17, Rdnr. 12, m.w.N.; Prölss/Martin, aaO, §§ 16, 17, Rdnr. 8, 20, m.w.N.; Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, Rdnr. 46; BGH, Urteil vom 19.3.2003, IV ZR 67/02/RuS 2003, S. 336, 337, m.w.N.; BGH, VersR 2000, S. 1486 ff, m.w.N.; BGH, VersR 1994, S. 1457 ff, m.w.N.; BGH, VersR 1994, S. 711 ff; Beschluss des erkennenden Senats vom 28.8.2003, Az. 5 W 86/03-22; OLG Frankfurt, RuS 1997, S. 172 ff; OLG Köln, RuS 1991, S. 354 ff).

Unter Berücksichtigung dessen ist für die Frage, ob der Versicherungsnehmer im Streitfall seine Anzeigeobliegenheit verletzt hat, entscheidend, welche Kenntnisse er bei der Beantwortung der Antragsfragen über durch die Beklagte erfragte Gesundheitsumstände hatte (1) und ob es sich bei den dem Versicherungsnehmer bekannten Umständen um gefahrerhebliche und damit anzeigepflichtige Umstände handelte (2).

(1)

In dem formularmäßigen Versicherungsantrag vom 27.2.2002 (Bl. 13, 56 d.A.) lautet die unter "Gesundheitserklärung der zu versichernden Person" unter 1. gestellte Frage: "Litten Sie in den letzten 10 Jahren oder leiden Sie zur Zeit an Krankheiten, Störungen oder Beschwerden (z.B. Herz oder Kreislauf, Atmungs-, Verdauungs-, Harn- oder Geschlechtsorgane, Wirbelsäule, Nerven, Psyche, Blut, Zucker, Fettstoffwechsel, Geschwülste oder sonstige Krankheiten)?" Die Antragsfrage ist damit sowohl nach allgemeinem Sprachgebrauch als auch der Verständnismöglichkeit und -fähigkeit eines durchschnittlichen Befragten weit gefasst. Die Umschreibung der Gesundheitsbeeinträchtigungen mit "Krankheiten, Störungen und Beschwerden" verdeutlicht, dass nicht nur Krankheiten oder Schäden von erheblichem Gewicht erfragt werden, sondern auch solche, die sich nicht bereits als Schaden oder Krankheit darstellen, sondern nur als Störungen oder Beschwerden zu bezeichnen sind. Denn schon nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch wird der Befragte unter Störungen und Beschwerden eine Gesundheitsbeeinträchtigung von (noch) geringerer Intensität verstehen, als dies beim Vorliegen einer Krankheit oder eines Schadens der Fall ist. Von daher sind alle Störungen und Beschwerden, insbesondere solche der im Klammerzusatz beispielhaft aufgeführten Bereiche, anzugeben, unabhängig von deren Schwere oder von dem Stadium, in dem sie sich befinden. Damit wird dem Befragten eine Wertung nicht abverlangt; die erfragte Gesundheitsstörung erfasst vielmehr jede Gesundheitsbeeinträchtigung, die nicht offenkundig belanglos ist oder alsbald vergeht (vgl. BGH, VersR 1994, S. 711 ff; Römer/Langheid, aaO, §§ 16, 17, Rdnr. 13, m.w.N.).

Soweit der Versicherungsnehmer in dem Antragsschreiben diese Frage ausnahmslos mit "Nein" beantwortet hat, liegt eine objektiv unrichtige Antwort vor. Denn zumindest im März 1999 lagen, wie das Schreiben des *Arztes* Dr. R. vom 26.3.1999 sowie die Laborwerte der von diesem veranlassten Laboruntersuchung vom 22.3.1999 belegen (Bl. 26, 27 d.A.), "eine erhebliche Überhöhung des Cholesterinspiegels" (337 +) bei noch normalem Neutralfettspiegel", was auf eine "zu stark ausgeprägte Cholesterinsynthese in der Leber [hindeute]", sowie eine "Überhöhung der Gamma-GT" (40 +), was auf eine "Fettleber [hinweise]", vor.

Im Zeitpunkt der Antragstellung hatte der Versicherungsnehmer auch Kenntnis von einer "Störung" im Sinne der von der Beklagten gestellten Gesundheitsfragen für den erfragten Zeitraum. Dem Versicherungsnehmer sind die vorgenannten Umstände, nämlich der überhöhte Cholesterinwert und der überhöhte Gamma-GT-Wert, mit Schreiben des *Arztes* Dr. R. vom 26.3.1999 nebst beigefügter Laborergebnisse gemäß der Laboruntersuchung vom 22.3.1999 mitgeteilt worden; dies ist zwischen den Parteien unstreitig und im Übrigen vom Landgericht im unstreitigen Tatbestand festgestellt worden (Bl. 141 d.A.), so dass der Senat an diese im Übrigen unangefochten gebliebenen Feststellung gebunden ist, § 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO. Des weiteren wurde in dem Schreiben darauf hingewiesen, dass, sofern sich der Cholesterinspiegel nicht mit cholesterinarmer Kost gemäß beiliegender Empfehlung senken lasse, eine medikamentöse Behandlung in Betracht zu ziehen sei, und dass im Hinblick auf die in Folge der Überhöhung der Gamma-GT vorliegenden Hinweise auf eine Fettleber auf tierische Fette und alkoholische Getränke verzichtet werden solle; hierüber werde sicherlich der Hausarzt weiterführend beraten. Damit war dem Versicherungsnehmer hinlänglich vor Augen geführt, dass gesundheitliche Störungen im Sinne der Gesundheitsfragen zum Zeitpunkt der Antragsstellung vorlagen. Auch wenn der Versicherungsnehmer nicht unter konkreten Beschwerden litt und die von dem *Arzt* Dr. R. festgestellten Werte bzw. Vermutungen auf weitergehende Störungen und Krankheiten (zu stark ausgeprägte Cholesterinsynthese in der Leber, Fettleber) aus dessen Sicht nur geringfügiger Natur waren, handelte es sich nicht um eine bloße Bagatelle. Denn Dr. R. hat den Versicherungsnehmer auch darauf hingewiesen, dass, sofern sich die Werte nicht durch eine Umstellung der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten senken lassen, eine medikamentöse Behandlung in Betracht komme; auch hat Dr. R. den Versicherungsnehmer wegen der von ihm erhobenen und in dem Schreiben mitgeteilten „Befunde" an den Hausarzt verwiesen. Dass dem Versicherungsnehmer insoweit eine Diagnose nicht eröffnet worden ist, ist ohne Belang. Auch ohne eine solche wusste der Versicherungsnehmer, dass ein vom Normalzustand abweichender Befund der Blutfettwerte (Cholesterinspiegel 337 +, Gamma-GT 40 +) vorlag, der den Verdacht auf weitergehende Störungen (zu stark ausgeprägte Cholesterinsynthese in der Leber, Fettleber) begründete. Dass er auch selbst diese Störungen als solche erkannt und nicht als Bagatelle aufgefasst hat, wird daran deutlich, dass er die Ergebnisse zum Anlass genommen hat, zumindest seine Ernährungsweise zu ändern, indem er, wie die Klägerin einräumt, fettarme Ernährung wünschte. Insoweit war ihm also offensichtlich bewusst, dass die von Dr. R. mitgeteilten „Befunde" Veranlassung gaben, den Gesundheitsstörungen durch geeignete Maßnahmen zu begegnen, um sie als Risikofaktor für eine weitere negative Entwicklung seines Gesundheitszustandes und damit seiner Lebenserwartung zu minimieren oder auszuschalten. Dass er diese Störungen möglicherweise zum Zeitpunkt der Antragstellung für überwunden gehalten hat, war kein Grund, sie der Beklagten nicht mitzuteilen. Der Umstand, dass dem Versicherungsnehmer im Anschluss an die am 20.12.2000, 31.1.2001 und 21.6.2001 von Dr. R. durchgeführten Routineuntersuchungen keine Laborwerte mehr mitgeteilt worden sind, was unstreitig ist, rechtfertigt keine abweichende Beurteilung. Wie sich aus der im ersten Rechtszug eingeholten schriftlichen Aussage des Dr. R. vom 12.9.2003 (Bl. 111, 112 d.A.) ergibt, ist „aufgrund des Wirtschaftlichkeitszwangs" am 31.1.2001 eine erneute Bestimmung der Laborbefunde nicht vorgenommen worden; dass eine erneute Bestimmung anlässlich der am 21.6.2001 durchgeführten Routineuntersuchung erfolgt ist, ist nicht feststellbar; hierfür liegen keine Anhaltspunkte vor, auch nicht auf der Grundlage der schriftlichen Aussage des Dr. R., dies wird auch von keiner Partei behauptet. Weiterhin kann nicht festgestellt werden, dass dem Versicherungsnehmer die Laborbefunde vom 21.12.2000 (Bl. 87 d.A.), deren Erhebung offensichtlich am 20.12.2000 anlässlich der an diesem Tag durchgeführten Tauglichkeitsuntersuchung veranlasst worden ist und die einen deutlich überhöhten Cholesterinwert (323 +), einen deutlich überhöhten Triglyceridwert (433 +) sowie einen erhöhten Gamma-GT (35+) aufwiesen, zur Kenntnis gebracht worden sind, wovon auch das Landgericht ausgegangen ist (Bl. 145 d.A.). Bei dieser Sachlage lagen für den Versicherungsnehmer keine begründeten bzw. hinreichenden Umstände vor, die den Schluss zuließen, die im Jahre 1999 ermittelten Laborwerte bzw. die auf Grund dieser Laborwerte von Dr. R. ausgesprochenen Hinweise auf eine stark ausgeprägte Cholesterinsynthese in der Leber bzw. auf eine Fettleber beanspruchten keine Geltung mehr. Mangels gegenteiliger Mitteilung bzw. weiterer Laboruntersuchungen musste der Versicherungsnehmer vielmehr davon ausgehen, dass die Befunde/Hinweise in dem Schreiben vom 26.3.1999 weiter Geltung hatten. Dies gilt umso mehr, als der Versicherungsnehmer sich, was unstreitig ist, auf das Schreiben des Dr. R. vom 26.3.1999 nie in hausärztliche Behandlung begeben bzw. eine Kontrolle der von Dr. R. erhobenen Laborwerte veranlasst hat.

Hatte der Versicherungsnehmer mithin Kenntnis von den vorbezeichneten gesundheitlichen Störungen, war er verpflichtet, diese der Beklagten bei Vertragsabschluss anzuzeigen.

(2)

Denn die vorbezeichneten Störungen stellen auch gefahrerhebliche und damit anzeigepflichtige Umstände dar.

Grundsätzlich sind gefahrerheblich solche Umstände, die geeignet sind, auf den Entschluss des Versicherers, den Vertrag überhaupt oder zu dem vereinbarten Inhalt abzuschließen, einen Einfluss auszuüben (s.o. sowie BGH, VersR 2000, S. 1486 ff, m.w.N.). Dazu zählen alle objektiven und subjektiven Umstände, die für die Risikobeurteilung von Bedeutung sein können, wobei eine Beurteilung aus der Sicht des Versicherers unter Berücksichtigung seiner jeweiligen Annahmepraxis vorzunehmen ist. Da die Bewertung der anzeigepflichtigen Umstände allein Sache des Versicherers ist, es also nicht auf die Beurteilung aus der Sicht selbst eines verständigen Versicherungsnehmers ankommt, sind ausdrücklich gestellte Fragen wahrheitsgemäß und vollständig zu beantworten (vgl. Römer/Langheid, aaO, § 16, Rdnr. 14, m.z.w.N.). Von daher hat der Antragsteller, der regelmäßig mangels eigener medizinischer Kenntnisse nicht in der Lage ist, die Gefahrerheblichkeit körperlicher Beschwerden zu beurteilen, die im Versicherungsantragsformular gestellten Fragen nach Krankheiten, Störungen oder Beschwerden erschöpfend zu beantworten. Er darf sich daher bei seiner Antwort weder auf Krankheiten oder Schäden von erheblichem Gewicht beschränken, noch sonst eine wertende Auswahl treffen und vermeintlich weniger gewichtige Gesundheitsbeeinträchtigungen verschweigen (s.o.). Dabei gilt ein Umstand, nach dem der Versicherer ausdrücklich oder schriftlich fragt, im Zweifel als gefahrerheblich (§ 16 Abs. 1 S. 3 VVG).

Diese in § 16 Abs. 1 S. 3 VVG statuierte Erheblichkeitsvermutung kommt auch der Beklagten zugute. Der Versicherungsnehmer war mit der weit gefassten Antragsfrage in Ziffer 1 der "Gesundheitserklärung der zu versichernden Person" nach Gesundheitsstörungen in den letzten 10 Jahren gefragt worden; zu solchen Störungen im Sinne der Frage rechnen auch die bei dem Versicherungsnehmer anlässlich der Untersuchung vom 19.3.1999 festgestellten Befunde und die auf diesen Befunden fußenden Hinweise des *Arztes* Dr. R. (s.o.). Dass dem Versicherungsnehmer insoweit keine Diagnose bzw. konkrete Krankheit mitgeteilt worden ist, ändert an der Gefahrerheblichkeit der Umstände nichts. Zum einen ist der Versicherungsnehmer auch ohne Vorliegen einer ärztlichen Einschätzung oder Diagnose gehalten, symptomatische Beschwerden zu offenbaren, und zwar auch dann, wenn er sich deswegen (noch) nicht in ärztliche Behandlung begeben hat bzw. den symptomatischen Beschwerden keinen Krankheitswert beimisst, weil auch insoweit die Bewertung und Beurteilung dem Versicherer überlassen sein muss. Zum anderen können auch die Grundlagen einer ärztlichen Vermutung gefahrerhebliche Umstände darstellen, die der Versicherungsnehmer, auch wenn er nicht unter konkreten Beschwerden leidet, anzuzeigen gehalten ist, insbesondere wenn der Versicherer - wie hier - eine entsprechende Frage nach Störungen der Gesundheit stellt (s.o. sowie Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, § 16, Rdnr. 50, m.w.N.).

Zu keiner anderen Beurteilung zwingen die Entscheidungen des OLG Köln vom 8.11.1990, Az. 5 U 55/90 (in: VersR 1991, S. 871, RuS 1991, S. 6,7) und des OLG Koblenz vom 16.3.2001, Az. 10 U 187/00 (in: OLGR Koblenz 2001, S. 376 ff). Wie sich aus den in VersR 1991, S. 871 abgedruckten Entscheidungsgründen des Urteils des OLG Köln entnehmen lässt, wurden die erhöhten Cholesterinwerte, deren Höhe sich weder aus ärztlichen Bescheinigungen noch aus dem Parteivorbringen ergab, nicht als offenkundig gefahrrelevanter Umstand gewertet, sondern als sog. "nicht offenkundig gefahrrelevanter Umstand", hinsichtlich dessen die Versicherung, sofern - wie in dem dort entschiedenen Fall - der Versicherungsnehmer die Unerheblichkeit des Umstandes einwendet und auch nicht von einem auf der Hand liegenden schwerwiegenden Umstand ausgegangen werden kann, ihre für die Risikoprüfung maßgeblichen Grundsätze offen legen muss, was die dortige Beklagte mangels substantiierten Vortrages, so das OLG Köln, nicht getan hat.

Hieraus kann jedoch nicht gefolgert werden, überhöhte Cholesterinwerten stellten grundsätzlich keinen gefahrerheblichen und damit keinen anzeigepflichtigen Umstand dar. Soweit das OLG Koblenz eine Mitteilungspflicht verneint hat, weil es sich in dem von ihm entschiedenen Fall lediglich um einen auf einer Erstdiagnose beruhenden Verdacht einer Fettleber auf Grund einer sonomorphologischen Untersuchung gehandelt hat, liegt dieser Entscheidung ein Sachverhalt zu Grunde, der nur bedingt mit dem vorliegenden zu vergleichen ist. Im Streitfall ist nämlich bei der gebotenen Gesamtschau zu berücksichtigen, dass dem Versicherungsnehmer nicht nur der Verdacht einer Fettleber mitgeteilt worden ist, sondern auch, dass eine deutliche Überhöhung des Cholesterinspiegels vorliegt, die Werte (deutlich überhöhter Cholesterinspiegel bei noch normalen Neutralfettspiegel) auf eine zu stark ausgeprägte Cholesterinsynthese in der Leber hindeuten und dass eine Überhöhung der Gamma-GT vorliegt, was auf eine Fettleber hinweist. Im Hinblick darauf, dass dem Versicherungsnehmer also nicht nur der Verdacht einer Fettleber bzw. einer zu stark ausgeprägten Cholesterinsynthese in der Leber, sondern diesen Verdacht erhärtende Laborbefunde mitgeteilt worden sind, dem Versicherungsnehmer auch weiterhin bestimmte Verhaltensmaßregeln (Umstellung der Ernährung auf cholesterinarme Kost, Verzicht auf tierische Fette und alkoholische Getränke) auferlegt worden sind und eine medikamentöse Behandlung in Aussicht gestellt worden ist, lagen mehrere, zum Teil erhebliche Abweichungen vom Normalzustand vor, die als Störungen im Sinne der gestellten Gesundheitsfragen anzusehen sind. Solche Störungen, die nicht als offenkundig belanglos qualifiziert werden können bzw. von denen auch nicht angenommen werden kann, dass sie alsbald vergehen, stellen zweifellos gefahrerhebliche Umstände dar (vgl. insoweit auch OLG Düsseldorf, RuS 1997, S. 126). Das Vorliegen solcher Umstände ist jedoch anzeigepflichtig (s.o.).

Allerdings kann der Versicherungsnehmer sich zur Widerlegung dieser Vermutung darauf berufen, dass der Umstand, nach dem der Versicherer gefragt hat, unerheblich ist, also im konkreten Fall nicht geeignet war, auf den Entschluss des Versicherers, den Vertrag überhaupt oder mit diesem Inhalt abzuschließen, Einfluss zu nehmen. Soweit anerkanntermaßen dem Versicherungsnehmer die Darlegungs- und Beweislast für die Unerheblichkeit der Umstände, nach denen der Versicherer ausdrücklich gefragt hat, obliegt, genügt dieser seiner Darlegungslast im Hinblick darauf, dass es ihm in aller Regel unmöglich ist, sich substantiiert über die von einem Versicherungsunternehmen beachteten Geschäftsgrundsätze zu erklären, wenn er global behauptet, der betreffende Umstand sei nicht gefahrerheblich. Diese pauschale Behauptung kann vom Versicherer nur dadurch widerlegt werden, dass er detailliert die Grundsätze der Risikoprüfung und -gegebenenfalls unter Beweisantritt- die Gefahrrelevanz im Einzelnen darlegt (vgl. Berliner-Kommentar zum VVG/Voit, aaO, § 16, Rdnr. 23, m.w.N.; Römer/Langheid, aaO, § 16, Rdnr. 22/23, m.w.N.; BGH, VersR 1984, S. 629).

Etwas anderes gilt nur dann, wenn bei den in Rede stehenden Umständen die Gefahrerheblichkeit "auf der Hand liegt"; in einem solchen Fall ist der Versicherer nicht gehalten, die Gefahrerheblichkeit durch Darlegung und Erläuterung seiner Risikoprüfungsgrundsätze zu belegen (vgl. BGH, VersR 1994, S. 711 ff; siehe auch BGH, VersR 2000, S. 1486 ff ; OLG Düsseldorf, NJW-RR 2003, S. 466 ff, m.w.N.; OLG Frankfurt, OLGR Frankfurt 2001, S. 202 ff; Beschluss des erkennenden Senats vom 28.8.2003, Az. 5 W 86/03-22).

Ob auch im Streitfall von einer auf der Hand liegenden Gefahrerheblichkeit der vorstehenden Störungen auszugehen ist, weil die nicht angegebenen Laborbefunde (deutlich überhöhter Cholesterinspiegel von 337 +, überhöhter Gamma-GT von 40 +) und weitergehenden Hinweise (Verdacht einer zu stark ausgeprägten Cholesterinsynthese in der Leber bzw. einer Fettleber) unter Umständen ohne weiteres auf eine erhöhte Gefahr von Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Fettstoffwechselerkrankungen hindeuten, kann unentschieden bleiben.

Denn die Beklagte hat durch Vorlage und Erläuterung ihrer maßgeblichen Risikoprüfungsgrundsätze hinreichend dargelegt und im Übrigen nachgewiesen, dass sie Veranlassung gehabt hätte, den Vertrag in Kenntnis der Umstände nicht oder nur zu anderen Bedingungen abzuschließen (Berliner-Kommentar zum VVG/Voit, aaO, Rdnr. 24, m.w.N.; BGH, RuS 1993, S. 393 ff). Nach den von der Beklagten mit Schriftsatz vom 18.6.2004 vorgelegten (Bl. 196 ff d.A.) und von dem Zeugen M., dem Abteilungsleiter Risikoprüfung Personenversicherung bei der Beklagten, in der mündlichen Verhandlung vom 14.7.2004 erläuterten Risikoprüfungsgrundsätzen, die nach den Bekundungen des Zeugen M. auch im Zeitpunkt des streitgegenständlichen Vertragsabschlusses (2002) Gültigkeit beanspruchten und von dem Rückversicherer GenRe vorgegeben waren, war im Hinblick auf die Laborwerte vom 22.3.1999 (Bl. 27 d.A.: Cholesterin 337 +, LDL 252 +, HDL 60 +) eine Rückfrage bei einem Rückversicherungsarzt angezeigt ("RA") und lag selbst unter Berücksichtigung der Laborwerte aus dem Jahre 2000 (Bl. 87 d.A.: Cholesterin 323 +, LDL 175 +, HDL 40 +) für die beantragte Lebensversicherung eine Übersterblichkeit von 75 % vor bzw. war angesichts des weiteren Risikofaktors Rauchen (Frage 6 der Gesundheitserklärung, Bl. 13 d.A.) ein Risikozuschlag in Höhe von 25 % vorzunehmen (Alter 35-55, Chol. mg% 321-400, LDL mg/% 181-190, HDL> 40, Leben 75, DD RA; mäßige Risikoverschlechterung Rauchen 25, vgl. Bl. 199 d.A.). Von daher wäre, so der Zeuge M., die Prämie doppelt so hoch gewesen. Wie der Zeuge weiter erläutert hat, gebe es bei diesen Werten keinen Ermessensspielraum. Ein solcher sei selbst einem Sachbearbeiter, der bereits über die Kompetenz verfüge, die Risikoprüfung selbst vorzunehmen, auch dann nicht eingeräumt, wenn lediglich die schlichte Angabe "Cholesterin erhöht" erfolge; in einem solchen Fall müsse der Sache nachgegangen werden indem weitere Informationen eingeholt und Laborwerte des Arztes mit begleitenden Angaben erbeten würden. Ohne weitere Informationen werde der Vertrag in keinem Fall abgeschlossen.

Von daher steht fest, dass die Beklagte im Hinblick auf ihre Risikoprüfungsgrundsätze Veranlassung gehabt hätte, den Vertrag in Kenntnis der Umstände nicht oder nur zu anderen Bedingungen abzuschließen.

Soweit die Klägerin darauf verweist, ihr Ehemann hätte den Vertrag zu anderen Bedingungen gemäß den Risikoprüfungsgrundsätzen der Beklagten abgeschlossen, ist dieser Einwand nicht geeignet, zu einer anderen Beurteilung zu führen. Denn nicht entscheidend ist, zu welchen Bedingungen der Versicherungsnehmer den Vertrag abgeschlossen hätte, sondern ob die Umstände - wie vorstehend aufgezeigt- geeignet sind, auf den Entschluss des Versicherers Einfluss zu nehmen.

Der Versicherungsnehmer hat auch schuldhaft gehandelt. Denn die Klägerin hat nicht nachgewiesen, dass die Nichtanzeige des erfragten Gesundheitszustandes ohne Verschulden des Versicherungsnehmers unterblieben ist (§ 16 Abs. 3 VVG). Insoweit hat sie nicht ausgeräumt, dass der Versicherungsnehmer zumindest fahrlässig gehandelt hat. Bei Beantwortung der Antragsfragen konnte der Versicherungsnehmer bei Anspannung der erforderlichen Sorgfalt nämlich nicht davon ausgehen, es habe sich nur um eine unerhebliche, nicht erwähnenswerte oder nur vorübergehende gesundheitliche Störung gehandelt. Denn auch als Laie im medizinischen wie im versicherungsrechtlichen Bereich konnte der Versicherungsnehmer nicht annehmen, dass die von Dr. R. getroffenen Feststellungen für die Beklagte im Rahmen des gewünschten Versicherungsschutzes von vorneherein bedeutungslos sind. Bei sorgfältiger Prüfung der Antragsfragen konnte der Versicherungsnehmer nicht verkennen, dass die bei ihm vorliegenden gesundheitlichen Störungen anzuzeigen waren (vgl. BGH, VersR 1994, S. 711 ff). Dessen ungeachtet ist die Anzeigepflichtverletzung stets dann verschuldet, wenn der Versicherungsnehmer unter Beachtung des objektiven Sorgfaltsmaßstabes klare Fragen unvollständig oder falsch beantwortet; deswegen muss er auch Gefahrumstände, die er selbst für unerheblich hält, nach denen er aber - wie hier - gefragt worden ist, angeben (vgl. OLG Düsseldorf, RuS 1997, S. 126; Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, Rdnr. 99, m.w.N.; Römer/Langheid, aaO, Rdnr. 63, m.w.N.). Auch von daher ist von einem Verschulden des Versicherungsnehmers auszugehen.

Der Umstand, dass der Versicherungsnehmer in dem Versicherungsantrag unter der Frage Ziffer 8 den *Arzt* Dr. R. benannt hat, vermag eine abweichende Beurteilung nicht zu rechtfertigen. Die Angabe von Namen und Anschrift des Arztes entbindet den Versicherungsnehmer nicht von der ihm obliegenden Pflicht, die gestellten Antragsfragen richtig und vollständig zu beantworten. Bei Beachtung der erforderlichen Sorgfalt musste der Versicherungsnehmer vielmehr erkennen, dass die Fragen unter Ziffer 1 der "Gesundheitserklärung der versicherten Person" richtig und vollständig zu beantworten und auch die von Dr. R. mitgeteilten Laborbefunde und weitergehenden Hinweise anzugeben waren (s.o.).Soweit eine andere Beurteilung unter Umständen dann angezeigt erscheint, wenn der Versicherungsnehmer zwar Gesundheitsfragen verneint, aber aus eigener Initiative seinen Hausarzt/sonstigen (behandelnden) Arzt mit einem Bericht beauftragt, liegt eine derartige Fallkonstellation im Streitfall unzweifelhaft nicht vor.

Dass dem Versicherungsnehmer möglicherweise der Untersuchungsbefund vom 26.3.1999 nicht mehr in Erinnerung war, wie die Klägerin geltend macht, vermag ebenfalls zu keiner abweichenden Beurteilung zu führen. Zwar erfordert eine Kenntnis bzw. ein Verschulden des Versicherungsnehmers auch ein Erinnern an Umstände, soweit dies bei angemessener Gedächtnisanstrengung möglich ist; den Versicherungsnehmer trifft dabei in gewissem Umfang auch eine Nachfrage- und Erkundigungspflicht. Im Streitfall liegen jedoch keine hinreichenden Umstände vor, die zu der Annahme berechtigten, der Versicherungsnehmer habe sich auch bei gehöriger Anspannung des Erinnerungsvermögens nicht mehr zu erinnern vermocht bzw. auch keine Gelegenheit gehabt, entsprechende Unterlagen einzusehen. Dass trotz verstärkten Nachdenkens oder Erkundigungen ein tatsächliches Vergessen bei dem Versicherungsnehmer vorgelegen hat, ist auf der Grundlage des Vorbringens der Klägerin nicht hinreichend plausibel (vgl. Römer/Langheid, aaO, Rdnr. 15, m.w.N.; Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, Rdnr. 52, m.w.N.).

Das Rücktrittsrecht der Beklagten ist auch nicht aus anderen Gründen gemäß § 16 Abs. 3 VVG ausgeschlossen. Denn es liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass der Versicherer den nicht angezeigten Umstand kannte bzw. die ihm obliegende Nachfrageobliegenheit verletzt hat. Es bedarf nämlich keiner ergänzenden Rückfrage des Versicherers, wenn klare Fragen ebenso klar (aber falsch) beantwortet werden, und auch im Übrigen keine Umstände vorliegen, die dem Versicherer zu einer Nachfrage Veranlassung geben könnten (vgl. Römer/Langheid, aaO, Rdnr. 51; Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, Rdnr. 90 ff). Im Hinblick darauf, dass der Versicherungsnehmer die Fragen unter Ziffer 1 der "Gesundheitserklärung der versicherten Person" eindeutig und klar beantwortet hat, bestand keine Pflicht der Beklagten zu weiteren Nachfragen. Dass der Versicherungsnehmer gemäß der Frage unter Ziffer 8 des Antragsformulars den Namen und die Anschrift des Arztes Dr. R. angegeben hat, vermag im Hinblick auf die Eindeutigkeit der Angaben des Versicherungsnehmers, die entsprechende Erkundigungen nicht nahe legten, ebenfalls eine Nachfrageobliegenheit der Beklagten nicht zu begründen, zumal für die Beklagte offensichtlich keine Umstände vorlagen, die den Schluss auf eine Unvollständigkeit oder Fehlerhaftigkeit der Angaben zuließen oder zumindest nahe legten (vgl. Römer/Langheid, aaO, Rdnr. 52).

Demzufolge ist die Beklagte wirksam von dem Versicherungsvertrag zurückgetreten.

(B)

Die Leistungspflicht der Beklagten besteht auch nicht trotz des erklärten Rücktritts vom Vertrag gemäß § 21 VVG fort.

Gemäß § 21 VVG bleibt die Verpflichtung des Versicherers zur Leistung, auch wenn er zurückgetreten ist, nachdem der Versicherungsfall eingetreten ist, bestehen, wenn der Umstand, in Ansehung dessen die Anzeigepflicht verletzt ist, auf den Eintritt des Versicherungsfalls und den Umfang der Leistung des Versicherers keinen Einfluss gehabt hat.

Die in § 21 VVG gemeinte kausale Verknüpfung muss zwischen dem verschwiegenen anzeigepflichtigen Umstand und dem Eintritt des Versicherungsfalls bzw. dem Leistungsumfang des Versicherers bestehen; es kommt nicht darauf an, ob der Versicherer den Vertrag nicht oder jedenfalls nicht zu den gleichen Bedingungen abgeschlossen hätte, wenn er den anzeigepflichtigen Umstand gekannt hätte, denn eine solche kausale Verknüpfung ist schon Voraussetzung für den Rücktritt und hat mit der trotz Rücktritts bestehen bleibenden Leistungspflicht des Versicherers nichts zu tun (vgl.Römer/Langheid, aaO, Rdnr. 5, m.w.N.). Soweit also für das Fortbestehen der Leistungspflicht des Versicherers der vor Vertragsabschluss verschwiegene Umstand auf den Eintritt des Versicherungsfalls keinen Einfluss gehabt haben darf, ist für diesen Umstand (Ausschluss des Kausalzusammenhangs) der Versicherungsnehmer darlegungs- und beweisbelastet. Notwendig ist der Ausschluss der möglichen Auswirkungen des verschwiegenen Umstandes auf den Eintritt des Versicherungsfalls; bereits eine Mitursächlichkeit schließt die Leistungspflicht aus (Römer/Langheid, aaO, § 21 Rdnr. 6, m.w.N.; Berliner Kommentar zum VVG/Voit, aaO, § 21, Rdnr. 4, 6, m.w.N.; OLG Köln, RuS 1994, S. 315 ff). Der Versicherungsnehmer muss demnach darlegen und nachweisen, dass der Versicherungsfall auf jeden Fall und aus einem anderen als dem verschwiegenen Umstand eingetreten ist. Die Behauptung, dass der Versicherungsfall auf anderen Ursachen beruhen kann, genügt nicht (vgl. Prölss/Martin, aaO, § 21, Rdnr. 8, m.w.N.). Soweit ein Ursachenzusammenhang zwischen indizierenden Umständen wie Krankheitssymptomen und dem Eintritt des Versicherungsfalles dann gegeben ist, wenn die Angabe von Symptomen zur Feststellung des für den Versicherungsfall ursächlichen Gefahrenumstandes geführt haben würde, muss der Versicherungsnehmer daher auch beweisen, dass das von ihm verschwiegene Symptom nicht auf die Erkrankung zurückzuführen ist, die ursächlich für den Eintritt des Versicherungsfalles gewesen ist (vgl. OLG Köln, RuS 1989, S. 205, 206; OLG Köln, RuS 1991, S. 354 ff; OLG Köln, RuS 1994, S. 315 ff).

Dieser Darlegungs- und Beweislast hat die Klägerin als Bezugsberechtigte nicht genügt. Denn die Klägerin hat nicht dargetan bzw. nachgewiesen, dass der Versicherungsfall auf jeden Fall und aus einem anderen als dem verschwiegenen Umstand eingetreten ist.

Dass die bei dem Versicherungsnehmer festgestellten Störungen (s.o.) zu einer Arteriosklerose bzw. einer Fettstoffwechselerkrankung und im Folgenden zu einem (tödlichen) Herzinfarkt führen können, liegt auf der Hand. Dafür, dass dies auch im Streitfall so gewesen ist, spricht das Sektionsprotokoll vom 7.11.2002, Seite 11, Abschnitt III ("Die Befunde sprechen für ein Herzversagen auf dem Boden massiver krankhafter Veränderungen insbesondere der linken Herzkammer. Verantwortlich hierfür waren hochgradige Lichtungseinengungen in beiden Herzkranzschlagadern, jetzt mit einem vollständigen Verschluss im absteigenden Ast links.", Bl. 98 d.A.).Von daher ist eine Kausalität zwischen dem verschwiegenen Umstand und dem Eintritt des Versicherungsfalles anzunehmen. Soweit die Klägerin in der Klageschrift (Seite 6 =Bl. 67 d.A.) lediglich darauf verweist, als Ursache für einen Herzinfarkt in der hier vorliegenden Form sei eine Vielzahl von Ursachen denkbar, ist dieser pauschale Sachvortrag nicht geeignet, den Kausalzusammenhang zwischen dem verschwiegenen Umstand und dem Versicherungsfall ausschließen und die Grundlage für eine Beweiserhebung zu bilden. Zu keiner anderen Beurteilung führt das Vorbringen der Klägerin im Berufungsrechtszug, dass "Cholesterin auf gar keinen Fall Einfluss auf die Entwicklung einer Arteriosklerose oder eines Herzinfarktes haben kann" (Bl. 188 d.A.). Zwar ist dieses neue Vorbringen gemäß § 531 Abs. 2 ZPO zuzulassen. Allerdings ist auch dieser Sachvortrag nicht geeignet, den Kausalzusammenhang in Frage zu stellen. Denn die Klägerin behauptet nicht, dass bei dem Versicherungsnehmer die erhöhten Cholesterinwerte auf keinen Fall Einfluss auf die Entwicklung einer Arteriosklerose bzw. des erlittenen Herzinfarktes gehabt haben können, sondern sie stellt lediglich pauschal unter Hinweis auf die - entgegen allen schulmedizinischen Erkenntnissen formulierte - These von der „Cholesterinlüge“ die Behauptung auf, dass die genannten Folgen nicht auf Cholesterin zurückzuführen sein können. Mit dieser pauschalen Behauptung hat die Klägerin jedoch der ihr obliegenden Darlegungslast nicht entsprochen, so dass auch eine Beweiserhebung durch Einholung eines medizinischen Sachverständigengutachtens nicht angezeigt war.

Demzufolge stehen der Klägerin aus dem in Rede stehenden Versicherungsvertrag keine Zahlungsansprüche gegen die Beklagte zu, so dass auf die Berufung der Beklagten das erstinstanzliche Urteil abzuändern und die Klage abzuweisen war.

Die Kostenentscheidung folgt aus § 91 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit aus §§ 708 Nr. 10, 711 ZPO.

Die Streitwertfestsetzung beruht auf § 3 ZPO.

Die Revision war mangels Vorliegens der gesetzlichen Voraussetzungen nicht zuzulassen.

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Gesetz über den Lastenausgleich


Lastenausgleichsgesetz - LAG

Zivilprozessordnung - ZPO | § 708 Vorläufige Vollstreckbarkeit ohne Sicherheitsleistung


Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:1.Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;2.Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;3.Urteile, dur

Zivilprozessordnung - ZPO | § 91 Grundsatz und Umfang der Kostenpflicht


(1) Die unterliegende Partei hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, insbesondere die dem Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. Die Kostenerstattung um

Zivilprozessordnung - ZPO | § 520 Berufungsbegründung


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Zivilprozessordnung - ZPO | § 3 Wertfestsetzung nach freiem Ermessen


Der Wert wird von dem Gericht nach freiem Ermessen festgesetzt; es kann eine beantragte Beweisaufnahme sowie von Amts wegen die Einnahme des Augenscheins und die Begutachtung durch Sachverständige anordnen.

Gesetz über den Versicherungsvertrag


Versicherungsvertragsgesetz - VVG

Zivilprozessordnung - ZPO | § 529 Prüfungsumfang des Berufungsgerichts


(1) Das Berufungsgericht hat seiner Verhandlung und Entscheidung zugrunde zu legen:1.die vom Gericht des ersten Rechtszuges festgestellten Tatsachen, soweit nicht konkrete Anhaltspunkte Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der entscheidung

Zivilprozessordnung - ZPO | § 519 Berufungsschrift


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Versicherungsvertragsgesetz - VVG 2008 | § 16 Insolvenz des Versicherers


(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam. (2) Die Vorschriften d

Versicherungsvertragsgesetz - VVG 2008 | § 21 Ausübung der Rechte des Versicherers


(1) Der Versicherer muss die ihm nach § 19 Abs. 2 bis 4 zustehenden Rechte innerhalb eines Monats schriftlich geltend machen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, zu dem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht, die das von ihm geltend g

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(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam.

(2) Die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über die Wirkungen der Insolvenzeröffnung bleiben unberührt.

(1) Der Versicherer muss die ihm nach § 19 Abs. 2 bis 4 zustehenden Rechte innerhalb eines Monats schriftlich geltend machen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, zu dem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht, die das von ihm geltend gemachte Recht begründet, Kenntnis erlangt. Der Versicherer hat bei der Ausübung seiner Rechte die Umstände anzugeben, auf die er seine Erklärung stützt; er darf nachträglich weitere Umstände zur Begründung seiner Erklärung angeben, wenn für diese die Frist nach Satz 1 nicht verstrichen ist.

(2) Im Fall eines Rücktrittes nach § 19 Abs. 2 nach Eintritt des Versicherungsfalles ist der Versicherer nicht zur Leistung verpflichtet, es sei denn, die Verletzung der Anzeigepflicht bezieht sich auf einen Umstand, der weder für den Eintritt oder die Feststellung des Versicherungsfalles noch für die Feststellung oder den Umfang der Leistungspflicht des Versicherers ursächlich ist. Hat der Versicherungsnehmer die Anzeigepflicht arglistig verletzt, ist der Versicherer nicht zur Leistung verpflichtet.

(3) Die Rechte des Versicherers nach § 19 Abs. 2 bis 4 erlöschen nach Ablauf von fünf Jahren nach Vertragsschluss; dies gilt nicht für Versicherungsfälle, die vor Ablauf dieser Frist eingetreten sind. Hat der Versicherungsnehmer die Anzeigepflicht vorsätzlich oder arglistig verletzt, beläuft sich die Frist auf zehn Jahre.

(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam.

(2) Die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über die Wirkungen der Insolvenzeröffnung bleiben unberührt.

(1) Das Gericht hat das Sach- und Streitverhältnis, soweit erforderlich, mit den Parteien nach der tatsächlichen und rechtlichen Seite zu erörtern und Fragen zu stellen. Es hat dahin zu wirken, dass die Parteien sich rechtzeitig und vollständig über alle erheblichen Tatsachen erklären, insbesondere ungenügende Angaben zu den geltend gemachten Tatsachen ergänzen, die Beweismittel bezeichnen und die sachdienlichen Anträge stellen. Das Gericht kann durch Maßnahmen der Prozessleitung das Verfahren strukturieren und den Streitstoff abschichten.

(2) Auf einen Gesichtspunkt, den eine Partei erkennbar übersehen oder für unerheblich gehalten hat, darf das Gericht, soweit nicht nur eine Nebenforderung betroffen ist, seine Entscheidung nur stützen, wenn es darauf hingewiesen und Gelegenheit zur Äußerung dazu gegeben hat. Dasselbe gilt für einen Gesichtspunkt, den das Gericht anders beurteilt als beide Parteien.

(3) Das Gericht hat auf die Bedenken aufmerksam zu machen, die hinsichtlich der von Amts wegen zu berücksichtigenden Punkte bestehen.

(4) Hinweise nach dieser Vorschrift sind so früh wie möglich zu erteilen und aktenkundig zu machen. Ihre Erteilung kann nur durch den Inhalt der Akten bewiesen werden. Gegen den Inhalt der Akten ist nur der Nachweis der Fälschung zulässig.

(5) Ist einer Partei eine sofortige Erklärung zu einem gerichtlichen Hinweis nicht möglich, so soll auf ihren Antrag das Gericht eine Frist bestimmen, in der sie die Erklärung in einem Schriftsatz nachbringen kann.

(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam.

(2) Die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über die Wirkungen der Insolvenzeröffnung bleiben unberührt.

(1) Die Berufung findet gegen die im ersten Rechtszug erlassenen Endurteile statt.

(2) Die Berufung ist nur zulässig, wenn

1.
der Wert des Beschwerdegegenstandes 600 Euro übersteigt oder
2.
das Gericht des ersten Rechtszuges die Berufung im Urteil zugelassen hat.

(3) Der Berufungskläger hat den Wert nach Absatz 2 Nr. 1 glaubhaft zu machen; zur Versicherung an Eides statt darf er nicht zugelassen werden.

(4) Das Gericht des ersten Rechtszuges lässt die Berufung zu, wenn

1.
die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat oder die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Berufungsgerichts erfordert und
2.
die Partei durch das Urteil mit nicht mehr als 600 Euro beschwert ist.
Das Berufungsgericht ist an die Zulassung gebunden.

Die Berufungsfrist beträgt einen Monat; sie ist eine Notfrist und beginnt mit der Zustellung des in vollständiger Form abgefassten Urteils, spätestens aber mit dem Ablauf von fünf Monaten nach der Verkündung.

(1) Die Berufung wird durch Einreichung der Berufungsschrift bei dem Berufungsgericht eingelegt.

(2) Die Berufungsschrift muss enthalten:

1.
die Bezeichnung des Urteils, gegen das die Berufung gerichtet wird;
2.
die Erklärung, dass gegen dieses Urteil Berufung eingelegt werde.

(3) Mit der Berufungsschrift soll eine Ausfertigung oder beglaubigte Abschrift des angefochtenen Urteils vorgelegt werden.

(4) Die allgemeinen Vorschriften über die vorbereitenden Schriftsätze sind auch auf die Berufungsschrift anzuwenden.

(1) Der Berufungskläger muss die Berufung begründen.

(2) Die Frist für die Berufungsbegründung beträgt zwei Monate und beginnt mit der Zustellung des in vollständiger Form abgefassten Urteils, spätestens aber mit Ablauf von fünf Monaten nach der Verkündung. Die Frist kann auf Antrag von dem Vorsitzenden verlängert werden, wenn der Gegner einwilligt. Ohne Einwilligung kann die Frist um bis zu einem Monat verlängert werden, wenn nach freier Überzeugung des Vorsitzenden der Rechtsstreit durch die Verlängerung nicht verzögert wird oder wenn der Berufungskläger erhebliche Gründe darlegt.

(3) Die Berufungsbegründung ist, sofern sie nicht bereits in der Berufungsschrift enthalten ist, in einem Schriftsatz bei dem Berufungsgericht einzureichen. Die Berufungsbegründung muss enthalten:

1.
die Erklärung, inwieweit das Urteil angefochten wird und welche Abänderungen des Urteils beantragt werden (Berufungsanträge);
2.
die Bezeichnung der Umstände, aus denen sich die Rechtsverletzung und deren Erheblichkeit für die angefochtene Entscheidung ergibt;
3.
die Bezeichnung konkreter Anhaltspunkte, die Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der Tatsachenfeststellungen im angefochtenen Urteil begründen und deshalb eine erneute Feststellung gebieten;
4.
die Bezeichnung der neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel sowie der Tatsachen, auf Grund derer die neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel nach § 531 Abs. 2 zuzulassen sind.

(4) Die Berufungsbegründung soll ferner enthalten:

1.
die Angabe des Wertes des nicht in einer bestimmten Geldsumme bestehenden Beschwerdegegenstandes, wenn von ihm die Zulässigkeit der Berufung abhängt;
2.
eine Äußerung dazu, ob einer Entscheidung der Sache durch den Einzelrichter Gründe entgegenstehen.

(5) Die allgemeinen Vorschriften über die vorbereitenden Schriftsätze sind auch auf die Berufungsbegründung anzuwenden.

(1) Die Berufung kann nur darauf gestützt werden, dass die Entscheidung auf einer Rechtsverletzung (§ 546) beruht oder nach § 529 zugrunde zu legende Tatsachen eine andere Entscheidung rechtfertigen.

(2) Die Berufung kann nicht darauf gestützt werden, dass das Gericht des ersten Rechtszuges seine Zuständigkeit zu Unrecht angenommen hat.

(1) Der Berufungskläger muss die Berufung begründen.

(2) Die Frist für die Berufungsbegründung beträgt zwei Monate und beginnt mit der Zustellung des in vollständiger Form abgefassten Urteils, spätestens aber mit Ablauf von fünf Monaten nach der Verkündung. Die Frist kann auf Antrag von dem Vorsitzenden verlängert werden, wenn der Gegner einwilligt. Ohne Einwilligung kann die Frist um bis zu einem Monat verlängert werden, wenn nach freier Überzeugung des Vorsitzenden der Rechtsstreit durch die Verlängerung nicht verzögert wird oder wenn der Berufungskläger erhebliche Gründe darlegt.

(3) Die Berufungsbegründung ist, sofern sie nicht bereits in der Berufungsschrift enthalten ist, in einem Schriftsatz bei dem Berufungsgericht einzureichen. Die Berufungsbegründung muss enthalten:

1.
die Erklärung, inwieweit das Urteil angefochten wird und welche Abänderungen des Urteils beantragt werden (Berufungsanträge);
2.
die Bezeichnung der Umstände, aus denen sich die Rechtsverletzung und deren Erheblichkeit für die angefochtene Entscheidung ergibt;
3.
die Bezeichnung konkreter Anhaltspunkte, die Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der Tatsachenfeststellungen im angefochtenen Urteil begründen und deshalb eine erneute Feststellung gebieten;
4.
die Bezeichnung der neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel sowie der Tatsachen, auf Grund derer die neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel nach § 531 Abs. 2 zuzulassen sind.

(4) Die Berufungsbegründung soll ferner enthalten:

1.
die Angabe des Wertes des nicht in einer bestimmten Geldsumme bestehenden Beschwerdegegenstandes, wenn von ihm die Zulässigkeit der Berufung abhängt;
2.
eine Äußerung dazu, ob einer Entscheidung der Sache durch den Einzelrichter Gründe entgegenstehen.

(5) Die allgemeinen Vorschriften über die vorbereitenden Schriftsätze sind auch auf die Berufungsbegründung anzuwenden.

Das Recht ist verletzt, wenn eine Rechtsnorm nicht oder nicht richtig angewendet worden ist.

(1) Das Berufungsgericht hat seiner Verhandlung und Entscheidung zugrunde zu legen:

1.
die vom Gericht des ersten Rechtszuges festgestellten Tatsachen, soweit nicht konkrete Anhaltspunkte Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der entscheidungserheblichen Feststellungen begründen und deshalb eine erneute Feststellung gebieten;
2.
neue Tatsachen, soweit deren Berücksichtigung zulässig ist.

(2) Auf einen Mangel des Verfahrens, der nicht von Amts wegen zu berücksichtigen ist, wird das angefochtene Urteil nur geprüft, wenn dieser nach § 520 Abs. 3 geltend gemacht worden ist. Im Übrigen ist das Berufungsgericht an die geltend gemachten Berufungsgründe nicht gebunden.

(1) Der Berufungskläger muss die Berufung begründen.

(2) Die Frist für die Berufungsbegründung beträgt zwei Monate und beginnt mit der Zustellung des in vollständiger Form abgefassten Urteils, spätestens aber mit Ablauf von fünf Monaten nach der Verkündung. Die Frist kann auf Antrag von dem Vorsitzenden verlängert werden, wenn der Gegner einwilligt. Ohne Einwilligung kann die Frist um bis zu einem Monat verlängert werden, wenn nach freier Überzeugung des Vorsitzenden der Rechtsstreit durch die Verlängerung nicht verzögert wird oder wenn der Berufungskläger erhebliche Gründe darlegt.

(3) Die Berufungsbegründung ist, sofern sie nicht bereits in der Berufungsschrift enthalten ist, in einem Schriftsatz bei dem Berufungsgericht einzureichen. Die Berufungsbegründung muss enthalten:

1.
die Erklärung, inwieweit das Urteil angefochten wird und welche Abänderungen des Urteils beantragt werden (Berufungsanträge);
2.
die Bezeichnung der Umstände, aus denen sich die Rechtsverletzung und deren Erheblichkeit für die angefochtene Entscheidung ergibt;
3.
die Bezeichnung konkreter Anhaltspunkte, die Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der Tatsachenfeststellungen im angefochtenen Urteil begründen und deshalb eine erneute Feststellung gebieten;
4.
die Bezeichnung der neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel sowie der Tatsachen, auf Grund derer die neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel nach § 531 Abs. 2 zuzulassen sind.

(4) Die Berufungsbegründung soll ferner enthalten:

1.
die Angabe des Wertes des nicht in einer bestimmten Geldsumme bestehenden Beschwerdegegenstandes, wenn von ihm die Zulässigkeit der Berufung abhängt;
2.
eine Äußerung dazu, ob einer Entscheidung der Sache durch den Einzelrichter Gründe entgegenstehen.

(5) Die allgemeinen Vorschriften über die vorbereitenden Schriftsätze sind auch auf die Berufungsbegründung anzuwenden.

(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam.

(2) Die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über die Wirkungen der Insolvenzeröffnung bleiben unberührt.

(1) Das Gericht hat das Sach- und Streitverhältnis, soweit erforderlich, mit den Parteien nach der tatsächlichen und rechtlichen Seite zu erörtern und Fragen zu stellen. Es hat dahin zu wirken, dass die Parteien sich rechtzeitig und vollständig über alle erheblichen Tatsachen erklären, insbesondere ungenügende Angaben zu den geltend gemachten Tatsachen ergänzen, die Beweismittel bezeichnen und die sachdienlichen Anträge stellen. Das Gericht kann durch Maßnahmen der Prozessleitung das Verfahren strukturieren und den Streitstoff abschichten.

(2) Auf einen Gesichtspunkt, den eine Partei erkennbar übersehen oder für unerheblich gehalten hat, darf das Gericht, soweit nicht nur eine Nebenforderung betroffen ist, seine Entscheidung nur stützen, wenn es darauf hingewiesen und Gelegenheit zur Äußerung dazu gegeben hat. Dasselbe gilt für einen Gesichtspunkt, den das Gericht anders beurteilt als beide Parteien.

(3) Das Gericht hat auf die Bedenken aufmerksam zu machen, die hinsichtlich der von Amts wegen zu berücksichtigenden Punkte bestehen.

(4) Hinweise nach dieser Vorschrift sind so früh wie möglich zu erteilen und aktenkundig zu machen. Ihre Erteilung kann nur durch den Inhalt der Akten bewiesen werden. Gegen den Inhalt der Akten ist nur der Nachweis der Fälschung zulässig.

(5) Ist einer Partei eine sofortige Erklärung zu einem gerichtlichen Hinweis nicht möglich, so soll auf ihren Antrag das Gericht eine Frist bestimmen, in der sie die Erklärung in einem Schriftsatz nachbringen kann.

Das Recht ist verletzt, wenn eine Rechtsnorm nicht oder nicht richtig angewendet worden ist.

(1) Der Versicherer muss die ihm nach § 19 Abs. 2 bis 4 zustehenden Rechte innerhalb eines Monats schriftlich geltend machen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, zu dem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht, die das von ihm geltend gemachte Recht begründet, Kenntnis erlangt. Der Versicherer hat bei der Ausübung seiner Rechte die Umstände anzugeben, auf die er seine Erklärung stützt; er darf nachträglich weitere Umstände zur Begründung seiner Erklärung angeben, wenn für diese die Frist nach Satz 1 nicht verstrichen ist.

(2) Im Fall eines Rücktrittes nach § 19 Abs. 2 nach Eintritt des Versicherungsfalles ist der Versicherer nicht zur Leistung verpflichtet, es sei denn, die Verletzung der Anzeigepflicht bezieht sich auf einen Umstand, der weder für den Eintritt oder die Feststellung des Versicherungsfalles noch für die Feststellung oder den Umfang der Leistungspflicht des Versicherers ursächlich ist. Hat der Versicherungsnehmer die Anzeigepflicht arglistig verletzt, ist der Versicherer nicht zur Leistung verpflichtet.

(3) Die Rechte des Versicherers nach § 19 Abs. 2 bis 4 erlöschen nach Ablauf von fünf Jahren nach Vertragsschluss; dies gilt nicht für Versicherungsfälle, die vor Ablauf dieser Frist eingetreten sind. Hat der Versicherungsnehmer die Anzeigepflicht vorsätzlich oder arglistig verletzt, beläuft sich die Frist auf zehn Jahre.

Wird der Vertrag von einem Vertreter des Versicherungsnehmers geschlossen, sind bei der Anwendung des § 19 Abs. 1 bis 4 und des § 21 Abs. 2 Satz 2 sowie Abs. 3 Satz 2 sowohl die Kenntnis und die Arglist des Vertreters als auch die Kenntnis und die Arglist des Versicherungsnehmers zu berücksichtigen. Der Versicherungsnehmer kann sich darauf, dass die Anzeigepflicht nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig verletzt worden ist, nur berufen, wenn weder dem Vertreter noch dem Versicherungsnehmer Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt.

(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam.

(2) Die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über die Wirkungen der Insolvenzeröffnung bleiben unberührt.

BUNDESGERICHTSHOF

IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
IV ZR 67/02 Verkündet am:
19. März 2003
Fritz,
Justizangestellte
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
Der IV. Zivilsenat des Bundesgerichtshofes hat durch den Vorsitzenden
Richter Terno, die Richter Seiffert und Wendt, die Richterin Dr.
Kessal-Wulf und den Richter Felsch auf die mündliche Verhandlung vom
19. März 2003

für Recht erkannt:
Auf die Revision des Klägers wird das Urteil des 5. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Köln vom 30. Januar 2002 aufgehoben.
Die Sache wird zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung , auch über die Kosten des Revisionsverfahrens , an den 9. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Köln zurückverwiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:

Wegen behaupteter Berufsunfähigkeit infolge eines Tinnitusleidens in der Zeit von Mai 1998 bis Oktober 1999 verlangt der Kläger vom beklagten Versicherungsunternehmen Versicherungsleistungen aus einem Versicherungspaket, welches sich aus einer fondsgebundenen Lebensversicherung , einer flexiblen Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung und einer weiteren Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung für die Beitragsbe-

freiung im Versicherungsfall zusammensetzt. Diesen Versicherungsver- trägen liegen Anträge des Klägers vom 30. Januar 1998 zugrunde.
Die Beklagte hält sich für leistungsfrei, nachdem sie im Mai 1999 den Rücktritt von den Versicherungsverträgen erklärt und diese hilfsweise wegen arglistiger Täuschung angefochten hat. Sie wirft dem Kläger vor, er habe bei Beantwortung der Gesundheitsfragen in den Versicherungsanträgen verschwiegen, daß er im Juli 1997 wegen eines komplexen Beschwerdebildes aus Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrgeräuschen und einer Magen-Darm-Störung ärztlich behandelt und - unter Verordnung zweitägiger Bettruhe, eines Tranquilizers und eines homöopathischen Medikaments - für zwei Tage krank geschrieben worden sei. Es habe sich insoweit um gefahrerhebliche, anzeigepflichtige Beschwerden gehandelt.
Der Kläger meint, die im Juli 1997 aufgetretenen Beschwerden seien die kurzzeitige Folge einer einmaligen beruflichen und persönlichen Belastungssituation gewesen. Im wesentlichen habe er Kopfschmerzen gehabt. Sie seien alsbald wieder abgeklungen und hätten auch nicht zu weiteren ärztlichen Behandlungen geführt. Sie seien deshalb nicht anzeigepflichtig gewesen.
Neben dem Zahlungsantrag auf Versicherungsleistungen aus der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung in Höhe von 51.540 DM nebst Zinsen , über den noch nicht entschieden ist, hat der Kläger gemäß § 256 Abs. 2 ZPO die Feststellung begehrt, daß die drei genannten Versicherungsverträge fortbestehen. Über diesen Feststellungsantrag haben die Vorinstanzen vorab entschieden. Das Landgericht hat ihm stattgegeben,

das Berufungsgericht hat ihn zurückgewiesen. Mit der Revision verfolgt der Kläger sein Feststellungsbegehren weiter.

Entscheidungsgründe :


Die Revision hat Erfolg. Sie führt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zurückverweisung.
I. Das Berufungsgericht hat offen gelassen, ob über den Feststellungsantrag ein Teilurteil ergehen durfte, weil es den Antrag jedenfalls in der Sache für unbegründet hält. Es nimmt an, die drei Versicherungsverträge seien jeweils durch wirksamen Rücktritt der Beklagten beendet worden. Denn der Kläger habe in den Versicherungsanträgen seine Beschwerden , die ärztliche Behandlung und die zweitägige Krankschreibung im Juli 1997 schuldhaft verschwiegen. Es habe sich dabei - wie der Kläger auch erkannt habe - um gefahrerhebliche Umstände gehandelt. Sie seien nicht mehr als nur leichte Störungen einzustufen, welche die Annahmefähigkeit der Versicherungsanträge nicht eingeschränkt hätten, sondern als mäßige Störungen, welche bei Kenntnis des Versicherers einen 100%igen Risikozuschlag zur Folge gehabt hätten.
Nach der schriftlichen Zeugenaussage des Hausarztes habe dieser beim Kläger im Juli 1997 eine depressive psychovegetative Erschöpfung infolge einer reaktiven Symptomatik nach einer persönlichen Konfliktsituation diagnostiziert. Welcher Art die Gesundheitsstörungen des Klägers seinerzeit auch im organischen Bereich gewesen seien, ergebe sich mit Deutlichkeit daraus, daß der Hausarzt in diesem Zusammenhang "psycho-

somatische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magen-Darm-Störungen, Schwindel, Ohrgeräusche" genannt habe. Die vorgeschlagene leichte antidepressive Medikation habe der Kläger gerne angenommen, was belege, daß der Hausarzt mit dem Kläger über dessen Neigung zu depressiven Zügen gesprochen habe. Der Arzt habe zunächst eine kurzfristige Gabe von Benzodiazepin, eines Tranquilizers, und sodann die mittelfristige Einnahme eines Johanniskraut-Präparats vorgeschlagen. Das Benzodiazepin -Präparat sei rezeptiert, das Johanniskraut-Präparat ausgehändigt worden.
Die Ausführungen des Hausarztes zeigten im übrigen, daß sich die geklagten Beschwerden des Klägers in das Gesamtbild seiner Persönlichkeit einfügten und er generell dazu neige, auf Überforderungen oder Krisensituationen mit psychosomatischen Beschwerden zu reagieren.
II. Das hält rechtlicher Überprüfung nicht stand.
1. Zwar hat nach der ständigen Rechtsprechung des Senats der künftige Versicherungsnehmer die in einem Versicherungsantragsformular gestellte Frage nach Krankheiten, Störungen oder Beschwerden grundsätzlich erschöpfend zu beantworten. Er darf sich daher bei seiner Antwort weder auf Krankheiten oder Schäden von erheblichem Gewicht beschränken , noch sonst eine wertende Auswahl treffen und vermeintlich weniger gewichtige Gesundheitsbeeinträchtigungen verschweigen. Doch findet diese weit gefaßte Pflicht zur Offenbarung ihre Grenze bei Gesundheitsbeeinträchtigungen , die offenkundig belanglos sind oder alsbald vergehen (Senatsurteile vom 26. Oktober 1994 - IV ZR 151/93 - VersR 1994,

1457 unter 3 b und vom 2. März 1994 - IV ZR 99/93 - VersR 1994, 711 unter 3 a).
Das Berufungsgericht hat seine Wertung, die Beschwerden des Klägers im Juli 1997 seien weder offenkundig belanglos noch kurzzeitig gewesen und der Kläger habe dies auch erkannt, vorwiegend auch darauf gestützt, daß sie von organischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magen -Darm-Störungen, Schwindel und Ohrgeräuschen begleitet gewesen seien.
Es beruft sich auf die Antworten, die der Hausarzt des Klägers unter dem 21. April 1999 auf einem von der Beklagten übersandten Fragebogen gegeben hat. Dort wird einleitend jedoch sowohl nach der Tinnitus -Erkrankung des Klägers aus dem Jahre 1998 als auch nach der Behandlung im Jahre 1997 gefragt, was es im weiteren erschwert, die einzelnen Antworten einem der beiden Ereignisse jeweils eindeutig zuzuordnen. Auch die hier maßgebliche Frage Nr. 6 nach begleitenden Beschwerden konnte man sowohl auf den Gesundheitszustand des Klägers nach dem Tinnitus 1998 als auch auf die ärztliche Untersuchung im Juli 1997 beziehen. Die Antwort des Arztes war deshalb mehrdeutig. Er hat aber im Rahmen seiner späteren schriftlichen Zeugenaussage vom 26. Oktober 2000 ausdrücklich klargestellt, daß der Kläger am 10. Juli 1997 nicht über Schwindel, Ohrgeräusche, Kopfschmerzen oder MagenDarm -Störungen geklagt habe, woraus folgt, daß diese Beschwerden erst im Zusammenhang mit der Tinnitus-Erkrankung im Jahre 1998 aufgetreten sind.

Darüber hat sich das Berufungsgericht rechtsfehlerhaft hinweggesetzt. Denn entweder hat es bei seiner Beweiswürdigung die schriftliche Zeugenaussage vom 26. Oktober 2000 schlicht übersehen (§ 286 ZPO) oder es hat - was eher fernliegt - der schriftlichen Aussage keinen Glauben schenken oder eine untergeordnete Bedeutung beimessen wollen. Dann wäre es jedoch geboten gewesen, den Zeugen zuvor in mündlicher Verhandlung zu hören (vgl. dazu BGH, Urteile vom 19. Juni 2000 - II ZR 319/98 - NJW 2000, 3718 unter B II 1 a und vom 29. Oktober 1996 - VI ZR 262/95 - NJW 1997, 466 unter III 1 b; Thomas/Putzo/Reichold, ZPO 24. Aufl. § 398 Rdn. 4 m.w.N.).
2. Auch die Annahme des Berufungsgerichts, es zeichne sich ein Gesamtbild der Persönlichkeit des Klägers ab, nach dem er generell dazu neige, auf Überlastung mit psychosomatischen Beschwerden zu reagieren , entbehrt einer tragfähigen Tatsachengrundlage. Den schriftlichen Angaben des Hausarztes, auf die allein sich das Berufungsgericht stützt, sind keinerlei Tatsachen zu entnehmen, die eine solche Wertung tragen.
3. Auf den aufgezeigten Rechtsfehlern beruht das angefochtene Urteil.
Der Senat kann nicht ausschließen, daß das Berufungsgericht bei vollständiger und rechtsfehlerfreier Würdigung des Akteninhalts und insbesondere der Zeugenaussage des Hausarztes die Risikoerheblichkeit der verschwiegenen Beschwerden des Klägers anders bewertet und eine Obliegenheit zur Anzeige - oder zumindest ihre schuldhafte Verletzung durch den Kläger - insoweit verneint hätte. Denn der bloße Umstand, daß dem Kläger Arbeitsunfähigkeit für nur zwei Tage attestiert und leichte

Medikamente verordnet worden sind, steht der Annahme einer Bagatellbehandlung jedenfalls nicht von vornherein entgegen.
III. Für die neue Verhandlung weist der Senat abschließend darauf hin, daß es für die Entscheidung auch darauf ankommen kann, was der Zeuge T., der möglicherweise Agent der Beklagten war, dem Kläger bei der Antragstellung erläutert hat.
Der Senat hat von der Möglichkeit des § 565 Abs. 1 Satz 2 ZPO a.F. Gebrauch gemacht.
Terno Seiffert Wendt Dr. Kessal-Wulf Felsch

(1) Das Berufungsgericht hat seiner Verhandlung und Entscheidung zugrunde zu legen:

1.
die vom Gericht des ersten Rechtszuges festgestellten Tatsachen, soweit nicht konkrete Anhaltspunkte Zweifel an der Richtigkeit oder Vollständigkeit der entscheidungserheblichen Feststellungen begründen und deshalb eine erneute Feststellung gebieten;
2.
neue Tatsachen, soweit deren Berücksichtigung zulässig ist.

(2) Auf einen Mangel des Verfahrens, der nicht von Amts wegen zu berücksichtigen ist, wird das angefochtene Urteil nur geprüft, wenn dieser nach § 520 Abs. 3 geltend gemacht worden ist. Im Übrigen ist das Berufungsgericht an die geltend gemachten Berufungsgründe nicht gebunden.

(1) Wird über das Vermögen des Versicherers das Insolvenzverfahren eröffnet, endet das Versicherungsverhältnis mit Ablauf eines Monats seit der Eröffnung; bis zu diesem Zeitpunkt bleibt es der Insolvenzmasse gegenüber wirksam.

(2) Die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über die Wirkungen der Insolvenzeröffnung bleiben unberührt.

(1) Der Versicherer muss die ihm nach § 19 Abs. 2 bis 4 zustehenden Rechte innerhalb eines Monats schriftlich geltend machen. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, zu dem der Versicherer von der Verletzung der Anzeigepflicht, die das von ihm geltend gemachte Recht begründet, Kenntnis erlangt. Der Versicherer hat bei der Ausübung seiner Rechte die Umstände anzugeben, auf die er seine Erklärung stützt; er darf nachträglich weitere Umstände zur Begründung seiner Erklärung angeben, wenn für diese die Frist nach Satz 1 nicht verstrichen ist.

(2) Im Fall eines Rücktrittes nach § 19 Abs. 2 nach Eintritt des Versicherungsfalles ist der Versicherer nicht zur Leistung verpflichtet, es sei denn, die Verletzung der Anzeigepflicht bezieht sich auf einen Umstand, der weder für den Eintritt oder die Feststellung des Versicherungsfalles noch für die Feststellung oder den Umfang der Leistungspflicht des Versicherers ursächlich ist. Hat der Versicherungsnehmer die Anzeigepflicht arglistig verletzt, ist der Versicherer nicht zur Leistung verpflichtet.

(3) Die Rechte des Versicherers nach § 19 Abs. 2 bis 4 erlöschen nach Ablauf von fünf Jahren nach Vertragsschluss; dies gilt nicht für Versicherungsfälle, die vor Ablauf dieser Frist eingetreten sind. Hat der Versicherungsnehmer die Anzeigepflicht vorsätzlich oder arglistig verletzt, beläuft sich die Frist auf zehn Jahre.

(1) Angriffs- und Verteidigungsmittel, die im ersten Rechtszuge zu Recht zurückgewiesen worden sind, bleiben ausgeschlossen.

(2) Neue Angriffs- und Verteidigungsmittel sind nur zuzulassen, wenn sie

1.
einen Gesichtspunkt betreffen, der vom Gericht des ersten Rechtszuges erkennbar übersehen oder für unerheblich gehalten worden ist,
2.
infolge eines Verfahrensmangels im ersten Rechtszug nicht geltend gemacht wurden oder
3.
im ersten Rechtszug nicht geltend gemacht worden sind, ohne dass dies auf einer Nachlässigkeit der Partei beruht.
Das Berufungsgericht kann die Glaubhaftmachung der Tatsachen verlangen, aus denen sich die Zulässigkeit der neuen Angriffs- und Verteidigungsmittel ergibt.

(1) Die unterliegende Partei hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, insbesondere die dem Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. Die Kostenerstattung umfasst auch die Entschädigung des Gegners für die durch notwendige Reisen oder durch die notwendige Wahrnehmung von Terminen entstandene Zeitversäumnis; die für die Entschädigung von Zeugen geltenden Vorschriften sind entsprechend anzuwenden.

(2) Die gesetzlichen Gebühren und Auslagen des Rechtsanwalts der obsiegenden Partei sind in allen Prozessen zu erstatten, Reisekosten eines Rechtsanwalts, der nicht in dem Bezirk des Prozessgerichts niedergelassen ist und am Ort des Prozessgerichts auch nicht wohnt, jedoch nur insoweit, als die Zuziehung zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig war. Die Kosten mehrerer Rechtsanwälte sind nur insoweit zu erstatten, als sie die Kosten eines Rechtsanwalts nicht übersteigen oder als in der Person des Rechtsanwalts ein Wechsel eintreten musste. In eigener Sache sind dem Rechtsanwalt die Gebühren und Auslagen zu erstatten, die er als Gebühren und Auslagen eines bevollmächtigten Rechtsanwalts erstattet verlangen könnte.

(3) Zu den Kosten des Rechtsstreits im Sinne der Absätze 1, 2 gehören auch die Gebühren, die durch ein Güteverfahren vor einer durch die Landesjustizverwaltung eingerichteten oder anerkannten Gütestelle entstanden sind; dies gilt nicht, wenn zwischen der Beendigung des Güteverfahrens und der Klageerhebung mehr als ein Jahr verstrichen ist.

(4) Zu den Kosten des Rechtsstreits im Sinne von Absatz 1 gehören auch Kosten, die die obsiegende Partei der unterlegenen Partei im Verlaufe des Rechtsstreits gezahlt hat.

(5) Wurde in einem Rechtsstreit über einen Anspruch nach Absatz 1 Satz 1 entschieden, so ist die Verjährung des Anspruchs gehemmt, bis die Entscheidung rechtskräftig geworden ist oder der Rechtsstreit auf andere Weise beendet wird.

Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:

1.
Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;
2.
Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;
3.
Urteile, durch die gemäß § 341 der Einspruch als unzulässig verworfen wird;
4.
Urteile, die im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen werden;
5.
Urteile, die ein Vorbehaltsurteil, das im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen wurde, für vorbehaltlos erklären;
6.
Urteile, durch die Arreste oder einstweilige Verfügungen abgelehnt oder aufgehoben werden;
7.
Urteile in Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter oder Untermieter von Wohnräumen oder anderen Räumen oder zwischen dem Mieter und dem Untermieter solcher Räume wegen Überlassung, Benutzung oder Räumung, wegen Fortsetzung des Mietverhältnisses über Wohnraum auf Grund der §§ 574 bis 574b des Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie wegen Zurückhaltung der von dem Mieter oder dem Untermieter in die Mieträume eingebrachten Sachen;
8.
Urteile, die die Verpflichtung aussprechen, Unterhalt, Renten wegen Entziehung einer Unterhaltsforderung oder Renten wegen einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit zu entrichten, soweit sich die Verpflichtung auf die Zeit nach der Klageerhebung und auf das ihr vorausgehende letzte Vierteljahr bezieht;
9.
Urteile nach §§ 861, 862 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Wiedereinräumung des Besitzes oder auf Beseitigung oder Unterlassung einer Besitzstörung;
10.
Berufungsurteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten. Wird die Berufung durch Urteil oder Beschluss gemäß § 522 Absatz 2 zurückgewiesen, ist auszusprechen, dass das angefochtene Urteil ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar ist;
11.
andere Urteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten, wenn der Gegenstand der Verurteilung in der Hauptsache 1.250 Euro nicht übersteigt oder wenn nur die Entscheidung über die Kosten vollstreckbar ist und eine Vollstreckung im Wert von nicht mehr als 1.500 Euro ermöglicht.

Der Wert wird von dem Gericht nach freiem Ermessen festgesetzt; es kann eine beantragte Beweisaufnahme sowie von Amts wegen die Einnahme des Augenscheins und die Begutachtung durch Sachverständige anordnen.