Oberlandesgericht Koblenz Beschluss, 17. Aug. 2016 - 2 Ws 308/16

ECLI:ECLI:DE:OLGKOBL:2016:0817.2WS308.16.0A
bei uns veröffentlicht am17.08.2016

Tenor

Die Beschwerde des sachverständigen Zeugen K. gegen den Beschluss des Einzelrichters der 1. großen Strafkammer des Landgerichts Koblenz vom 3. Juni 2016 wird als unbegründet verworfen.

Die Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei; außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet (4 Abs. 8 JVEG).

Gründe

1

Die gemäß § 4 Abs. 3 JVEG statthafte Beschwerde ist auch sonst zulässig, bleibt in der Sache jedoch ohne Erfolg. Der Beschwerdeführer ist zutreffend als sachverständiger Zeuge nach § 19 ff. JVEG entschädigt worden; ein Anspruch auf Vergütung als Sachverständiger (§ 8 ff. JVEG) steht ihm nicht zu.

2

Für die Abgrenzung zwischen Sachverständigen und sachverständigen Zeugen und damit für die Frage, ob ein Berechtigter nach § 8 JVEG zu vergüten oder nach § 19 JVEG zu entschädigen ist, ist nicht die Bezeichnung in der Ladung, sondern die Art der tatsächlichen Heranziehung in der Verhandlung maßgeblich (vgl. OLG Koblenz, 1 Ws 757/13 v. 08.01.2014; OLG Rostock, 1 U 32/08 v. 08.04.2008 - juris; OLG Stuttgart, 10 W 23/07 v. 11.09.2007 - MDR 2007, 1456 ). Insoweit kommt es zunächst auf den Inhalt der Aussage an. Ein sachverständiger Zeuge bekundet Tatsachen, die er auf Grund besonderer Sachkunde wahrgenommen hat. Der Sachverständige dagegen zieht aus wahrgenommenen Tatsachen auf Grund seiner Fachkenntnisse Schlussfolgerungen. Er vermittelt Fachwissen und könnte - anders als ein sachverständiger Zeuge - durch einen gleichermaßen sachverständigen Dritten ersetzt werden (vgl. Binz in Binz/Dörndorfer/Petzold/Zimmermann, GKG, 2. Aufl. § 8 JVEG Rn. 2 mwN.). Bei seiner Vernehmung in der Hauptverhandlung vom 15. Oktober 2015 hat der Antragsteller über Tatsachen bekundet, die er anlässlich des Aufenthalts des Verurteilten in der Fachklinik Nette-Gut wahrgenommen hat; insoweit handelt es sich bei der Aussage um Bekundungen eines sachverständigen Zeugen, die Anknüpfungstatsachen für das Gutachten der vom Gericht bestellten Sachverständigen Dr. L. zu der Frage liefern sollten, ob die Voraussetzungen der §§ 20, 21, 63 StGB aus psychiatrischer Sicht erfüllt sind.

3

Soweit der Beschwerdeführer darüber hinaus in einem gewissen Umfang auch gutachterlich Stellung genommen hat - etwa zur Frage der Diagnose der psychischen Störung und zur Erforderlichkeit der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus - rechtfertigt dies nicht eine Vergütung nach § 8 JVEG. Eine solche setzt nämlich weiter voraus, dass die vernommene Person vom Gericht als Sachverständiger zu Beweiszwecken herangezogen worden ist (vgl. OLG Koblenz aaO.; OLG Hamm, 23 W 2/72 v. 26.04.1972 - NJW 1972, 2003 <2004>; Binz aaO.). Der Beschwerdeführer wurde als sachverständiger Zeuge geladen und hat insoweit auch bekundet. Dass er sich auf Fragen von Verfahrensbeteiligten auch zu Sachverständigenfragen geäußert hat, begründet ebenso wenig die Stellung als Sachverständiger wie der Umstand, dass er besonderer Sachkunde bedurfte, um die von ihm wahrgenommenen Feststellungen zum Verhalten des Verurteilten treffen zu können. Erforderlich wäre, dass das Gericht die gutachterlichen Äußerungen nachträglich als notwendig anerkannt oder bei seiner Entscheidung verwertet hat, was einem vorher erteilten Auftrag gleichgesetzt werden könnte (vgl. OLG Koblenz, aaO.). Das ist aber beides hier nicht der Fall. Das Landgericht hat seine Überzeugung von der eingeschränkten Schuldfähigkeit des Angeklagten und der Erforderlichkeit der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus ausweislich des Urteils vom 15. Oktober 2015 ausschließlich auf die Ausführungen der in der Hauptverhandlung gehörten und von der Strafkammer zu diesem Zweck bestellten Sachverständigen Dr. L. gestützt.

4

Aus der vom Beschwerdeführer in Bezug genommenen Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf (Az. 111-3 Ws 394/10) vom 11. November 2010 folgt nichts anderes. Im dort entschiedenen Fall ging es um prognostische und damit gutachterliche Äußerungen eines sachverständigen Zeugen, die - anders als im hier zu entscheidenden Verfahren - von der Strafkammer für die Urteilsfindung verwertet wurden (vgl. S. 3, 3. Abs., letzter Satz).

5

Die an den sachverständigen Zeugen zu leistende Entschädigung bemisst sich demnach wie folgt:

6

Entschädigung für Zeitversäumnis:

        

5 1/2 Stunden x 3,50 Euro (§ 20 JVEG)

19,25

Fahrtkosten:

        

171 Km x 2 x 0,25 Euro (§ 5 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 JVEG)

85,50

Auslagen für Parkgebühren:

     1,50

        

106,25

7

Diese Entscheidung ist unanfechtbar (§ 4 Abs. 5 S. 1 JVEG).

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Tenor Dem sachverständigen Zeugen Dr. med. R. W. sind die ihm mit der Ladung zum Termin vor dem Senat am 28.11.2007 entstandenen Gebührenansprüche nach den Grundsätzen der Vergütung für einen Sachverständigen in Höhe von insgesamt

Oberlandesgericht Stuttgart Beschluss, 11. Sept. 2007 - 10 W 23/07

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Tenor 1. Die Entschädigung des Sachverständigen für seine Vernehmung durch den Senat am 21.5.2007 im Rahmen des Beschwerdeverfahrens über das Ablehnungsgesuch der Antragsgegner gegen den Sachverständigen wird auf 176,50 EUR festgesetzt.

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(1) Die Festsetzung der Vergütung, der Entschädigung oder des Vorschusses erfolgt durch gerichtlichen Beschluss, wenn der Berechtigte oder die Staatskasse die gerichtliche Festsetzung beantragt oder das Gericht sie für angemessen hält. Eine Festsetzung der Vergütung ist in der Regel insbesondere dann als angemessen anzusehen, wenn ein Wegfall oder eine Beschränkung des Vergütungsanspruchs nach § 8a Absatz 1 oder 2 Satz 1 in Betracht kommt. Zuständig ist

1.
das Gericht, von dem der Berechtigte herangezogen worden ist, bei dem er als ehrenamtlicher Richter mitgewirkt hat oder bei dem der Ausschuss im Sinne des § 1 Abs. 4 gebildet ist;
2.
das Gericht, bei dem die Staatsanwaltschaft besteht, wenn die Heranziehung durch die Staatsanwaltschaft oder in deren Auftrag oder mit deren vorheriger Billigung durch die Polizei oder eine andere Strafverfolgungsbehörde erfolgt ist, nach Erhebung der öffentlichen Klage jedoch das für die Durchführung des Verfahrens zuständige Gericht;
3.
das Landgericht, bei dem die Staatsanwaltschaft besteht, die für das Ermittlungsverfahren zuständig wäre, wenn die Heranziehung in den Fällen des § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 durch die Finanzbehörde oder in deren Auftrag oder mit deren vorheriger Billigung durch die Polizei oder eine andere Strafverfolgungsbehörde erfolgt ist, nach Erhebung der öffentlichen Klage jedoch das für die Durchführung des Verfahrens zuständige Gericht;
4.
das Amtsgericht, in dessen Bezirk der Gerichtsvollzieher seinen Amtssitz hat, wenn die Heranziehung durch den Gerichtsvollzieher erfolgt ist, abweichend davon im Verfahren der Zwangsvollstreckung das Vollstreckungsgericht.

(2) Ist die Heranziehung durch die Verwaltungsbehörde im Bußgeldverfahren erfolgt, werden die zu gewährende Vergütung oder Entschädigung und der Vorschuss durch gerichtlichen Beschluss festgesetzt, wenn der Berechtigte gerichtliche Entscheidung gegen die Festsetzung durch die Verwaltungsbehörde beantragt. Für das Verfahren gilt § 62 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten.

(3) Gegen den Beschluss nach Absatz 1 können der Berechtige und die Staatskasse Beschwerde einlegen, wenn der Wert des Beschwerdegegenstands 200 Euro übersteigt oder wenn sie das Gericht, das die angefochtene Entscheidung erlassen hat, wegen der grundsätzlichen Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Frage in dem Beschluss zulässt.

(4) Soweit das Gericht die Beschwerde für zulässig und begründet hält, hat es ihr abzuhelfen; im Übrigen ist die Beschwerde unverzüglich dem Beschwerdegericht vorzulegen. Beschwerdegericht ist das nächsthöhere Gericht. Eine Beschwerde an einen obersten Gerichtshof des Bundes findet nicht statt. Das Beschwerdegericht ist an die Zulassung der Beschwerde gebunden; die Nichtzulassung ist unanfechtbar.

(5) Die weitere Beschwerde ist nur zulässig, wenn das Landgericht als Beschwerdegericht entschieden und sie wegen der grundsätzlichen Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Frage in dem Beschluss zugelassen hat. Sie kann nur darauf gestützt werden, dass die Entscheidung auf einer Verletzung des Rechts beruht; die §§ 546 und 547 der Zivilprozessordnung gelten entsprechend. Über die weitere Beschwerde entscheidet das Oberlandesgericht. Absatz 4 Satz 1 und 4 gilt entsprechend.

(6) Anträge und Erklärungen können ohne Mitwirkung eines Bevollmächtigten schriftlich eingereicht oder zu Protokoll der Geschäftsstelle abgegeben werden; § 129a der Zivilprozessordnung gilt entsprechend. Für die Bevollmächtigung gelten die Regelungen der für das zugrunde liegende Verfahren geltenden Verfahrensordnung entsprechend. Die Beschwerde ist bei dem Gericht einzulegen, dessen Entscheidung angefochten wird.

(7) Das Gericht entscheidet über den Antrag durch eines seiner Mitglieder als Einzelrichter; dies gilt auch für die Beschwerde, wenn die angefochtene Entscheidung von einem Einzelrichter oder einem Rechtspfleger erlassen wurde. Der Einzelrichter überträgt das Verfahren der Kammer oder dem Senat, wenn die Sache besondere Schwierigkeiten tatsächlicher oder rechtlicher Art aufweist oder die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat. Das Gericht entscheidet jedoch immer ohne Mitwirkung ehrenamtlicher Richter. Auf eine erfolgte oder unterlassene Übertragung kann ein Rechtsmittel nicht gestützt werden.

(8) Die Verfahren sind gebührenfrei. Kosten werden nicht erstattet.

(9) Die Beschlüsse nach den Absätzen 1, 2, 4 und 5 wirken nicht zu Lasten des Kostenschuldners.

(1) Sachverständige, Dolmetscher und Übersetzer erhalten als Vergütung

1.
ein Honorar für ihre Leistungen (§§ 9 bis 11),
2.
Fahrtkostenersatz (§ 5),
3.
Entschädigung für Aufwand (§ 6) sowie
4.
Ersatz für sonstige und für besondere Aufwendungen (§§ 7 und 12).

(2) Soweit das Honorar nach Stundensätzen zu bemessen ist, wird es für jede Stunde der erforderlichen Zeit einschließlich notwendiger Reise- und Wartezeiten gewährt. Die letzte bereits begonnene Stunde wird voll gerechnet, wenn sie zu mehr als 30 Minuten für die Erbringung der Leistung erforderlich war; anderenfalls beträgt das Honorar die Hälfte des sich für eine volle Stunde ergebenden Betrags.

(3) Soweit vergütungspflichtige Leistungen oder Aufwendungen auf die gleichzeitige Erledigung mehrerer Angelegenheiten entfallen, ist die Vergütung nach der Anzahl der Angelegenheiten aufzuteilen.

(4) Den Sachverständigen, Dolmetschern und Übersetzern, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben, kann unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Verhältnisse, insbesondere ihres regelmäßigen Erwerbseinkommens, nach billigem Ermessen eine höhere als die in Absatz 1 bestimmte Vergütung gewährt werden.

(1) Zeugen erhalten als Entschädigung

1.
Fahrtkostenersatz (§ 5),
2.
Entschädigung für Aufwand (§ 6),
3.
Ersatz für sonstige Aufwendungen (§ 7),
4.
Entschädigung für Zeitversäumnis (§ 20),
5.
Entschädigung für Nachteile bei der Haushaltsführung (§ 21) sowie
6.
Entschädigung für Verdienstausfall (§ 22).
Dies gilt auch bei schriftlicher Beantwortung der Beweisfrage.

(2) Sofern die Entschädigung nach Stunden bemessen ist, wird sie für die gesamte Dauer der Heranziehung gewährt. Dazu zählen auch notwendige Reise- und Wartezeiten sowie die Zeit, während der der Zeuge infolge der Heranziehung seiner beruflichen Tätigkeit nicht nachgehen konnte. Die Entschädigung wird für nicht mehr als zehn Stunden je Tag gewährt. Die letzte bereits begonnene Stunde wird voll gerechnet, wenn insgesamt mehr als 30 Minuten auf die Heranziehung entfallen; andernfalls beträgt die Entschädigung die Hälfte des sich für die volle Stunde ergebenden Betrages.

(3) Soweit die Entschädigung durch die gleichzeitige Heranziehung in verschiedenen Angelegenheiten veranlasst ist, ist sie auf diese Angelegenheiten nach dem Verhältnis der Entschädigungen zu verteilen, die bei gesonderter Heranziehung begründet wären.

(4) Den Zeugen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben, kann unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Verhältnisse, insbesondere ihres regelmäßigen Erwerbseinkommens, nach billigem Ermessen eine höhere als die in Absatz 1 Satz 1 bestimmte Entschädigung gewährt werden.

Tenor

Dem sachverständigen Zeugen Dr. med. R. W. sind die ihm mit der Ladung zum Termin vor dem Senat am 28.11.2007 entstandenen Gebührenansprüche nach den Grundsätzen der Vergütung für einen Sachverständigen in Höhe von insgesamt 469,50 € aus der Staatskasse zu ersetzen.

Eine Beschwerde - der Staatskasse - wird nicht zugelassen.

Die Entscheidung ergeht frei von Gebühren; Kosten werden nicht erstattet.

Gründe

I.

1

1. Die Voraussetzungen einer gerichtlichen Festsetzung der dem sachverständigen Zeugen - Dr. med. R. W. - zustehenden Ansprüche nach dem Justizvergütungs- und Entschädigungsgesetz (JVEG) gem. § 4 Abs. 1 JVEG liegen vor. Der sachverständige Zeuge hat eine Vergütung (für Verdienstausfall [4:30 h x 31,81 €], für Fahrkosten [150km für Hin- und Rückfahrt], für Parkgebühren [4,50 €] und für gutachterliche Tätigkeit [als Sachverständiger = 6,15 h + 1 h Vorbereitungszeit]) beantragt; das Gericht hält die gerichtliche Festsetzung überdies für angemessen (§ 4 Abs. 1 Satz 1 JVEG). Denn über die Festsetzung der Vergütungs- oder Entschädigungsansprüche - einerseits für die (entsprechende) Vergütung eines Sachverständigen nach §§ 1 Abs. 1 Nr. 1, 8 JVEG (i.V.m. den dort genannten anderweitigen Normen), oder andererseits für die (entsprechende) Entschädigung eines Zeugen (§ 1 Abs. 1 Nr. 3 JVEG), liegt Uneinigkeit vor.

2

Während die Bezirksrevisorin des Oberlandesgerichts - in einem allerdings mehr informellen Vermerk - die Auffassung vertreten hat, der sachverständige Zeuge sei bei der ihm zustehenden Vergütung/Entschädigung als Zeuge zu behandeln, hat hiergegen die Kostenbeamtin des Senats im konkreten Fall Bedenken geäußert, ob dies der Einvernahme des sachverständigen Zeugen Dr. med. W. in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat gerecht würde.

3

2. Der Senat entscheidet über die aus der Staatskasse zu ersetzenden Kosten durch den stellvertretenden Vorsitzenden als Einzelrichter (vgl. § 4 Abs. 7 Satz 1 JVEG), denn dieser ist derjenige, der einerseits die Ladung des sachverständigen Zeugen Dr. med. W. zum Termin der Durchführung der Beweisaufnahme am 28.11.2007 als (fungierender) Vorsitzender des Senats, als dem für die Festsetzung im Sinne von § 4 Abs. 1 Nr. 1 JVEG zuständigem Gericht, veranlasst, und der andererseits in eben dieser Funktion auch die Vernehmung des sachverständigen Zeugen in dem genannten Termin geleitet hat.

4

3. Dem sachverständigen Zeugen Dr. med. W. stehen zur rechtlichen Überzeugung des Senats Vergütungsansprüche entsprechend der Vergütung eines Sachverständigen zu, da er im vorliegenden Fall wie ein Sachverständiger zu behandeln ist.

5

a) Im Grundsatz trifft zwar zu - worauf offensichtlich die Bezirksrevisorin abzustellen geneigt ist -, dass der sachverständige Zeuge ein "echter Zeuge" ist, der lediglich die zu bekundenden Wahrnehmungen aufgrund einer besonderen Sachkunde - wie hier als Arzt - gemacht hat; er ist von einer Partei - wie ebenfalls vorliegend geschehen - zu benennen (§ 373 ZPO), als Zeuge zu beeidigen (§ 392 ZPO) - worauf in diesem Fall (im Einverständnis mit den Parteien) verzichtet wurde - und zu entschädigen (§ 401 ZPO) (vgl. Zöller/Greger, ZPO, 26. Aufl., § 414 Rn. 1).

6

aa) Im Einzelfall ergeben sich hierzu Abgrenzungsschwierigkeiten (im Näheren vgl. Zöller/Greger, a.a.O., § 414 Rn. 2 m.w.N.). Ob eine Auskunftsperson sachverständiger Zeuge oder Sachverständiger ist, richtet sich zunächst nach dem ihr vom Gericht erteilten Auftrag, im übrigen nach dem Inhalt ihrer Bekundung (vgl. BGH, MDR 1974, 382; OLG Hamm, NJW 1972, 2003; OLG Düsseldorf, VersR 1983, 544; LG Osnabrück, JurBüro 1998, 483; Zöller/Greger, a.a.O.; Hartmann, Kostengesetze, 38. Aufl., § 1 JVEG Rn. 22). Der sachverständige Zeuge soll über vergangene Tatsachen aussagen, zu deren Wahrnehmung eine besondere Sachkunde erforderlich war; er ist daher nicht ohne weiteres ersetzbar, wie das in der Regel für einen Sachverständigen zutrifft, der dem Richter allgemeine Erfahrungssätze ohne besondere Kenntnisse des jeweiligen Tatsachengeschehens zu vermitteln bzw. aufgrund von Erfahrungssätzen oder besonderen Fachkenntnissen Schlussfolgerungen aus einem feststehenden Sachverhalt zu ziehen hat (vgl. Zöller/Greger, a.a.O.; BGH, MDR 1974, 382).

7

bb) Für die Entschädigung des sachverständigen Zeugen (§ 401 ZPO) als solchen oder als Sachverständigen ist darauf abzustellen, ob er nach dem Inhalt der Ladung (§ 377 Abs. 2 Satz 2 ZPO) und dem Gegenstand seiner Befragung durch das Gericht im Ergebnis als Zeuge, also über seine (selbst sachkundig wahrgenommenen) Tatsachenkenntnisse einvernommen wurde oder als Sachverständiger Fragen des Gerichts über auf seiner Sachkunde beruhende subjektive Wertungen, Schlussfolgerungen oder Hypothesen zu beantworten hatte (vgl. OLG Düsseldorf, VersR 1983, 544; OLG München, JurBüro 1981, 1699 m. Anm. Mümmler; Zöller/Greger, a.a.O., § 414 Rn. 3). D.h., als Sachverständiger ist (in seiner prozessualen Stellung und gebührenrechtlich) - im Endeffekt - auch derjenige herangezogen, der zuvor als sachverständiger Zeuge geladen worden war, aber als Sachverständiger vernommen worden ist (vgl. OLG Köln, MDR 1993, 391), wenn auch erst im Verlaufe der Vernehmung (so Hartmann, a.a.O.).

8

b) Ebenso liegt es auch im vorliegenden Fall.

9

aa) Ausweislich der Akten und des Beweisbeschlusses des Senats vom 28.11.2007 ist Herr Dr. med. W. zum Termin der Beweisaufnahme - auf Antrag des Klägers - als (sachverständiger) Zeuge geladen worden. Dies allein bestimmt indes - wie ausgeführt - nicht seine prozessuale Rolle.

10

bb) In der durchgeführten Beweisaufnahme vor dem Senat wurde Herr Dr. med. W. einerseits zu Fragen befragt, die ihm in seiner Eigenschaft als (sachverständiger) Zeuge, in seiner (damaligen) Wahrnehmung als behandelnder Arzt und Chirurg des Beklagten bei dessen medizinischer Versorgung im Kreiskrankenhaus D. nach einem vom Beklagten erlittenen Motorradunfall zu stellen waren.

11

cc) Neben der Beantwortung dieser - rein zeugenschaftlichen - Fragen ist Herr Dr. med. W. im weiteren zu Bewertungsfragen einvernommen worden, zu denen er nur in der Lage zu antworten war ob seiner besonderen Stellung als ein Sachverständiger (Arzt). Zu diesen Fragen rechneten u.a. die:

12

- nach dem Verständnis zu einem erheblichen Körperschaden,

13

- zu einer ex-ante Beurteilung über die Aussichten einer kompletten Ausheilung der eingetretenen unfallbedingten körperlichen Schädigungen,

14

- nach seiner (sachverständigen) Einschätzung über die gutachtlichen Äußerungen des (vom Kläger benannten) Dr. med. S.,

15

- über die aus seiner Sicht zu treffende Beurteilung zum Grade der (körperlichen) Funktionsbeeinträchtigung des Klägers nach Abschluss der medizinischen Behandlung,

16

- konkret zum Grad der (von Dr. med. S. benannten) Funktionsbeeinträchtigung aus seiner Sachkunde heraus (sowie ergänzend die Frage dazu, ob denkbarer Weise ein Mediziner einer anderen Fachrichtung [als er sie als Chirurg vertritt] spezifischere [verlässlichere] Angaben würde machen können),

17

- ob das Gutachten des Dr. med. S. eine ausreichende Grundlage zu einer Begutachtung in einer Versicherungssache darzustellen vermöge.

18

In der Abfolge zeigt(e) sich mithin, dass der Senat Herrn Dr. med. W. in der angestellten Vernehmung sowohl als (sachverständigen) Zeugen wie als Sachverständigen in seiner Rolle als Auskunftsperson "benutzt" und "gebraucht" hat, wobei ganz überwiegend im Verlaufe seiner Anhörung die sachverständige Kompetenz abgefragt und gesucht wurde. Schon dies allein rechtfertigt seine Behandlung als Sachverständigen.

19

dd) Darüberhinaus spiegelt sich in dem weiteren Ergebnis der Beratungen nach Durchführung der mit Herrn Dr. med. W. durchgeführten Beweisaufnahme die "Verwendung" des (sachverständigen) Zeugen als Sachverständigen wider.

20

Denn der Senat hat in der Erörterung des Ergebnisses der Beweisaufnahme (§ 285 ZPO) zu erkennen gegeben, dass fraglich - und zu entscheiden - sein würde, ob die Vernehmung von Herrn Dr. med. W. gereichen könnte, von einer - alternativ sich stellenden - Einholung eines Sachverständigengutachtens abzusehen, oder ob solches nach seiner Einvernahme gefordert bliebe und (weiter) anzustellen wäre.

21

D.h. nichts Anderes, als dass der Senat - auch aus Kostengründen (und damit im wohlverstandenen [wechselseitigen] Parteiinteresse) - von der Erhebung eines förmlichen Sachverständigenbeweises bis zu der Befragung des Herrn Dr. med. W. abgesehen hat, um zu klären, ob nicht durch seine Vernehmung - und seine Sachkunde - von der Einholung eines Sachverständigengutachtens Abstand genommen werden könnte. In der Sache hat also der Senat den - im Ergebnis erfolglosen - Versuch unternommen, einen in Betracht zu ziehenden Beweis in der Form der Erforderung eines Sachverständigengutachtens durch die (vorrangige) Vernehmung des (sachverständigen) Zeugen Dr. med. W. zu ersetzen. Das aber heißt: der Senat hat - in der Vernehmung - den als (sachverständigen) Zeugen geladenen Dr. med. W. (ganz überwiegend) als einen Sachverständigen vernommen.

22

Dessen Sachkunde war allerdings - wie sich ergeben hat - im vorliegenden Fall (nachvollziehbarerweise) von solcher (unzureichenden) Natur (ob seines Fachgebietes der Chirurgie), dass der Senat im Anschluss an die Vernehmung zu der Auffassung gelangt ist, dass weiterer Sachverständigenbeweis durch Einholung eines Sachverständigengutachtens zu erheben bleibt. Dies allerdings kann den Gebührenerstattungsanspruch des Herrn Dr. med. W. nach den Vorschriften über die Vergütung eines Sachverständigen nicht hindern.

23

4. Zu den ihm damit zuzubilligenden Erstattungsansprüchen als Sachverständiger (§§ 1 Abs. 1 Nr. 1, 8 JVEG) rechnen im Einzelnen:

24

a) Ein Honorar für seine Leistungen als Sachverständiger (§ 8 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. §§ 9-11 JVEG).

25

aa) Soweit das Honorar nach Stundensätzen zu messen ist, wird es für jede Stunde der erforderlichen Zeit einschließlich notwendiger Reise- und Wartezeiten gewährt (§ 8 Abs. 2 Satz 1 JVEG). Die letzte begonnene Stunde wird voll gerechnet, wenn sie zu mehr als 30 Minuten für die Erbringung der Leistung erforderlich war; anderenfalls beträgt das Honorar die Hälfte des sich für eine volle Stunde ergebenden Betrages (§ 8 Abs. 2 Satz 2 JVEG).

26

aaa) Der Sachverständige erhält eine Vergütung für seine Leistung, nicht also eine bloße Entschädigung für einen Verdienstausfall, wie beim Zeugen (vgl. OLG Nürnberg, Rpfleger 1979, 37; Hartmann, a.a.O., § 8 JVEG Rn. 5). Daher hat der sonstige Verdienst des Sachverständigen im Rahmen von § 9 JVEG, der das Honorar für die Vergütung des Sachverständigen festlegt, keine besondere Bedeutung mehr (Hartmann, a.a.O.). Die Höhe des Honorars bemisst sich beim Sachverständigen für eine schriftliche wie für eine mündliche Tätigkeit grundsätzlich nach § 9 JVEG; besondere Leistungen erhalten eine Vergütung nach § 10 JVEG. Sie bestimmt sich also nach einer bestimmten Stundenzahl. Diese errechnet sich nicht mehr - nach der Neuregelung im Gesetz über die Vergütung von Sachverständigen ... (i.d.F. Art. 2 KostRMoG v 05.05.2004, BGBl. 718) - stets nach weiteren Merkmalen außer denjenigen der Anlage 1 zu § 9 Abs. 1 JVEG.

27

bbb) Zur Bemessung des Stundensatzes (§ 8 Abs. 2 JVEG) ist für die gesamte erforderliche Zeit ein einheitlicher Stundensatz gefordert (vgl. Hartmann, a.a.O., § 8 JVEG Rn. 18 m.w.N.). Der so gefundene Stundensatz gilt dann grundsätzlich für die gesamte Tätigkeit des Sachverständigen einheitlich (so schon zum alten Recht OLG Düsseldorf, MDR 1997, 1163, OLG Koblenz, JurBüro 2000, 210; OLG Stuttgart, Rpfleger 1994, 184; Hartmann, a.a.O., § 8 JVEG Rn. 19 m.w.N.). Daher ist - etwa - bei einem Stundensatz von 60,00 € dieser Satz dann - stetig - anzuwenden, auch wenn der Sachverständige nur für kurze Zeit die Merkmale der Honorargruppe 3 nach § 9 Abs. 1 JVEG erfüllt hat (Hartmann, a.a.O.). Soweit im Einzelfall - ob des Grads der Fachkenntnisse - ein geringerer Zeitaufwand als "erforderlich" anzusetzen angemessen erscheint, ist im Zweifelsfall eine "Großzügigkeit" angezeigt (vgl. näher Hartmann, a.a.O., § 8 Rn. 21-23 m.w.N.). Eine sorgfältige Abwägung aller (einzubeziehenden) Gesichtspunkte ist schon bei der Klärung geboten, welcher Zeitaufwand erforderlich ist. Das Gericht darf und muss dabei ohne jede Schematisierung auf den Einzelfall abstellen (so Hartmann, a.a.O., § 8 JVEG Rn. 30 u. 31 m.w.N.).

28

ccc) Zu dem erforderlichen Zeitaufwand - für die Leistung des Sachverständigen - sind (wie ausgeführt) ausweislich von § 8 Abs. 2 Satz 1, 2. Halbs. JVEG die notwendigen Reise- und Wartezeiten mit anzusetzen. Diese Zeiten ergeben sich aus § 5 JVEG - den Ansprüchen auf Fahrtkostenersatz - mittelbar (vgl. Hartmann, a.a.O., § 8 JVEG Rn. 32).

29

ddd) Für die Bemessung des erforderlichen Zeitaufwandes des Sachverständigen im Einzelnen (§ 8 Abs. 2 Satz 1, 1. Halbs. JVEG) ist grundsätzlich der Zeitaufwand maßgeblich, den ein Sachverständiger mit einer durchschnittlichen Befähigung und mit durchschnittlichen Kenntnissen braucht, um gerade die an ihn gestellte Beweisfrage vollständig und sachgemäß zu beantworten (vgl. BGH-RR 1982, 1471; OLG Hamm, JurBüro 2000, 663; Hartmann, a.a.O., § 8 JVEG Rn. 35 m.w.N.). Das Gericht muss also nachprüfen, ob der vom Sachverständigen genannte Zeitaufwand auch wirklich erforderlich war (BGH, a.a.O., Hartmann, a.a.O.). Hierbei ist ein objektiver Maßstab anzulegen, wobei i.d.R. von der Richtigkeit der Angaben des Sachverständigen ausgegangen werden darf (vgl. Hartmann, a.a.O., m.w.N.); eine Abweichung ist sorgfältig zu begründen und ggfs. wird - vorab - eine Stellungnahme des Sachverständigen zu erfordern sein (so zu Recht, Hartmann, a.a.O., m.w.N.).

30

bb) Geltend gemacht hat der als Sachverständiger zu behandelnde sachverständige Zeuge Dr. med. W. - in diesem Zusammenhang - eine gutachterliche Tätigkeit von 6:15 h. plus 1 h Vorbereitungszeit sowie - zusätzlich - einen Verdienstausfall von 4:30 h x 31,81 €, wobei er darauf hingewiesen hat, zu dem Termin am 28.11.2007, zu dem er auf 13:30 h geladen war, von seinem Wohnort um 11:30 Uhr aufgebrochen zu sein, dass er aus der mündlichen Verhandlung um 15:50 h entlassen wurde, und dass er mit seiner voraussichtlichen Ankunft - nach Rückkehr - am Wohnort gegen 17:45 h gerechnet habe.

31

aaa) Insgesamt errechnet sich daraus eine Stundenzeit für die Inanspruchnahme der sachverständigen Leistungen des Herrn Dr. med. W. - so wie von ihm benannt - von 6 Std. und 15 Min.. Dieses Zeitmaß wirkt nachvollziehbar und begründet, da zusätzlich zu der Zeit der Vernehmung - einheitlich - die Anfahrts- Abfahrts- und Wartezeiten in die Gesamtzeitberechnung einzurechnen sind. Plausibel und - jedenfalls - vertretbar erscheint ebenso, wenn der Sachverständige zusätzlich zu der ihm zustehenden Honorarvergütung eine Vorbereitungszeit (auf den Termin) von 1 h angeführt hat, da dies dem Quellenstudium in den Krankenunterlagen (des Klägers) geschuldet sein konnte und/oder musste.

32

bbb) Danach ist bei der Berechnung des Honoraranspruch nach § 8 Abs. 1 Nr. 1 JVEG von einer anzusetzenden erforderlichen Stundenzahl von 7:15 h, abgerundet (vgl. § 8 Abs. 2 Satz 2 JVEG) in diesem Fall auf 7:00 h, auszugehen. Die Höhe der Vergütung gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 und 2 JVEG i.V.m. der Anlage 1 zu § 9 JVEG ist nach Ansicht des Senats in diesem Fall entsprechend der Honorargruppe "M 2" (= Gegenstand medizinischer und psychologischer Gutachten - zur Minderung der Erwerbsfähigkeit und der Invalidität) einzustufen, so dass dem Sachverständigen gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 JVEG ein Honorar in Höhe von 60 € pro Std. zusteht. Bezogen auf die angefallenen 7:00 h ergibt sich mithin ein Vergütungsanspruch von 420,00 €. MWSt.-Erstattungsansprüche hierauf hat der Sachverständige nicht geltend gemacht.

33

ccc) Neben diesem Honorarleistungsanspruch ist Herrn Dr. med. W. ein - darüberhinausgehender - Anspruch auf (weitere) Vergütung eines "Verdienstausfalls" - wie ausgeführt - nicht gegeben.

34

b) Allerdings steht ihm - wie ebenso bereits dargestellt - im Grundsatz ein Anspruch auf Fahrtkostenersatz (§ 8 Abs. 1 Nr. 2 i.V.m. § 5 JVEG) zu.

35

aa) Bei der Benutzung eines eigenen oder unentgeltlich zur Nutzung überlassenen Kraftfahrzeuges (§ 5 Abs. 2 Satz 1 JVEG) - wie vorliegend beantragt - werden dem als Sachverständigen zu behandelnden Zeugen - Dr. med. W. - gem. § 5 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 i.V.m. § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 JVEG zur Abgeltung der Anschaffungs- Unterhaltungs- und Betriebskosten sowie zur Abgeltung der Abnutzung des Kraftfahrzeuges 0,30 € für jeden gefahrenen Kilometer ersetzt, zuzüglich der durch die Benutzung des Kraftfahrzeugs aus Anlass der Reise regelmäßig anfallenden Auslagen, insbesondere der Parkentgelte.

36

bb) Beansprucht werden von dem - so zu behandelnden - Sachverständigen Dr. med. W. ein Fahrtkostenersatzanspruch für eine Fahrtstrecke 150 km (für Hin- und Rückfahrt) sowie Parkgebühren i.H.v. 4,50 €.

37

Eine Berechtigung auf diesen Ersetzungsanspruch ist augenfällig und begründet.

38

aaa) Die ihm entstandenen Parkgebühren hat Herr Dr. med. W. - hinreichend glaubhaft - nachgewiesen.

39

bbb) Glaubhaft ist gleichermaßen - weil allgemein- und gerichtsbekannt - die von ihm genannte Fahrtstrecke (von 150 km) zwischen seinem Dienstort und dem Ort des Gerichtstermins für die Hin- und Rückfahrt. Daraus begründet sich mithin rechnerisch ein Ersetzungsanspruch von (150 km x 0,30 €) von 45,00 €.

40

ccc) Eingedenk der Parkgebühren ist im Ergebnis zu den Fahrtkosten ein Gesamtanspruch von 49,50 € in Ansatz zu bringen.

41

5. Alle Vergütungsansprüche von Herrn Dr. med. W. zusammengerechnet (420,00 € Honorar [§ 8 Abs. 1 JVEG] zuzüglich Fahrtkostenersatz [49,50 €, § 8 Abs. 2 JVEG] - zu denen ein (weiterer) Aufwandsentschädigungsanspruch [§ 8 Abs. 3 JVEG] weder geltend gemacht wurde noch sonst ersichtlich ist) - ergeben einen Anspruch i.H.v. 469,50 €.

42

6. Die (allein denkbare, denn allein sie ist beschwert) Beschwerde der Staatskasse (der sachverständige Zeuge Dr. med. W. hat demgegenüber einen konkret bezifferten Vergütungsanspruch nicht gestellt, so dass er durch die Entscheidung auch nicht - jedenfalls nicht bei der angestellten Berechnung - belastet sein kann) war nicht zuzulassen, weil die vorliegend zu treffende Entscheidung keine grundsätzliche Bedeutung hat (§ 4 Abs. 3 2. Alt. JVEG).

II.

43

Die Kostenentscheidung folgt aus § 4 Abs. 8 JVEG.

Tenor

1. Die Entschädigung des Sachverständigen für seine Vernehmung durch den Senat am 21.5.2007 im Rahmen des Beschwerdeverfahrens über das Ablehnungsgesuch der Antragsgegner gegen den Sachverständigen wird auf

176,50 EUR

festgesetzt.

2. Das Festsetzungsverfahren ist gerichtsgebührenfrei; außergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.

Gründe

 
I.
In dem selbständigen Beweisverfahren des Landgerichts Ulm, AZ: 4 OH 7/06 war Dipl.-Ingenieur (FH) F. mit Beschluss vom 4.9.2006 zum Sachverständigen bestellt worden. Nach Vorlage seines schriftlichen Gutachtens wurde von den Antragsgegnern gegen den Sachverständigen ein Ablehnungsgesuch eingereicht, das mit Beschluss des Landgerichts Ulm vom 7.3.2007 für unbegründet erklärt wurde. Auf die dagegen eingelegte sofortige Beschwerde der Antragsgegner hat der Senat Termin anberaumt und neben dem Zeugen U. gemäß § 273 ZPO den Sachverständigen zu folgendem Thema geladen: „Anhörung zum Befangenheitsantrag: Inhalt des Telefongesprächs mit Dipl. Ing. U.“. Nach Anhörung des Zeugen U. und des Sachverständigen zum Inhalt der Telefongespräche zwischen dem Zeugen und dem Sachverständigen hat der Sachverständige mit Schreiben vom 23.5.2007 eine Vergütung in Höhe von insgesamt 1.049,42 EUR, darunter 3,75 Stunden Aktenstudium und 6,5 Stunden Gerichtstermin zu je 75,-- EUR sowie Fahrt- und Reisekosten in Höhe von 79,50 EUR, geltend gemacht.
Der Senat hat darauf hingewiesen, dass eine Entschädigung des Sachverständigen entsprechend der Entschädigungsvorschriften für Zeugen in Betracht komme. Der Sachverständige und die Bezirksrevisorin haben hierzu Stellung genommen.
II.
Der Senat hält die gerichtliche Festsetzung der Ansprüche des Sachverständigen aufgrund seiner Anhörung im Beschwerdeverfahren über das gegen den Sachverständigen gerichtete Ablehnungsgesuch gemäß § 4 Abs. 1 Satz 1 letzte Variante JVEG für angemessen. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Sache hat der Einzelrichter mit Beschluss vom heutigen Tag das Verfahren gemäß § 4 Abs. 7 Satz 2 JVEG dem Senat zur Entscheidung übertragen.
Der Senat teilt die mehrheitlich vertretene Auffassung, dass der Sachverständige für die gerichtlich erbetene Stellungnahme zu einem gegen ihn gerichteten Ablehnungsgesuch einer Partei grundsätzlich keine Entschädigung erhält, da die zu entschädigende Leistung des Sachverständigen in der schriftlichen oder mündlichen Erstattung des Gutachtens besteht (OLG Düsseldorf MDR 1994, 1050, OLG Köln, VersR 1995, 1508; OLG München MDR 1994, 1050).
Nach dieser auf den Gegenstand der Tätigkeit des Sachverständigen abstellenden, sich am Wortlaut des JVEG orientierenden überzeugenden Auffassung scheidet grundsätzlich auch eine Vergütung des Sachverständigen für seine Anhörung im Rahmen des Ablehnungsverfahrens aus, weil es sich dabei nicht um eine die Gutachtenerstellung unterstützende Tätigkeit gehandelt hat. Eine Ausnahme hiervon hält der Senat dann für gerechtfertigt, wenn die Anhörung des Sachverständigen für eine sachgerechte Entscheidung über die Ablehnungsbeschwerde zwingend erforderlich ist und der Sachverständige wie ein Zeuge zu eigenen Wahrnehmungen angehört wird.
a) Zwar wurde der Sachverständige vom Senat nicht als Zeuge geladen und ihm als Sachverständigen stand es frei, ob er sich zu dem gegen ihn gerichteten Ablehnungsgesuch äußert (Zöller-Greger, ZPO 26. Aufl., § 406 RN 12a). Vorliegend bedurfte es der Anhörung des Sachverständigen, weil dies für die sachliche Prüfung der Beschwerde gegen die Ablehnung des Befangenheitsgesuchs der Antragsgegner zwingend erforderlich war. Nur so war dem Senat eine umfassende Würdigung zur Behauptung der Antragsgegner, der Sachverständige habe Angaben Dritter unrichtig in seinem schriftlichen Gutachten wiedergegeben, möglich. Dementsprechend wurde vom Senat mit Verfügung vom 20.4.2007 die Ladung des Sachverständigen unter Hinweis auf die Anhörung zum Befangenheitsantrag angeordnet, ohne dem Sachverständigen jedoch das Erscheinen ausdrücklich freizustellen.
b) Die Anhörung des Sachverständigen im Rahmen des Beschwerdeverfahrens durch den Senat beschränkte sich allein auf bestimmte Wahrnehmungen des Sachverständigen, nämlich den Inhalt von Telefonaten mit Dritten. Gegenstand der Anhörung des Sachverständigen war daher die Bekundung von Wahrnehmungen, die typischerweise Gegenstand eines Zeugenbeweises sind, auch wenn diese Wahrnehmungen in der Folge Anknüpfungstatsachen für sachverständige Wertungen sein können, die aber für die Anhörung des Senats im Rahmen des Beschwerdeverfahrens ohne Belang waren. Der Gegenstand der Anhörung des Sachverständigen rechtfertigt es, auf dessen Anhörung die Vorschriften über die Entschädigung von Zeugen entsprechend anzuwenden und ihm gemäß § 19 JVEG eine Entschädigung zu gewähren. Der Sachverständige hat vergleichbar mit einem Zeugen seine persönliche Anhörung zu eigenen Wahrnehmungen auch während des Gutachtenauftrags nicht entschädigungslos hinzunehmen. Angesichts des Umfangs einer nach § 19 JVEG zu berechnenden Entschädigung kann bei der persönlichen Anhörung des Sachverständigen nicht mehr angenommen werden, dieser Aufwand werde von der Sachverständigenvergütung mit umfasst.
2. Dem Sachverständigen steht danach ein Entschädigungsanspruch in Höhe von 176,50 EUR zu.
Für das Aktenstudium mit dem Durchlesen von Gutachten / Unterlagen, die der Sachverständige mit 3,75 Stunden angesetzt hat, ist ihm eine Entschädigung nicht zu gewähren. Zwar ist einem Zeugen auch derjenige Zeitaufwand zu ersetzen, den er benötigt, um sich sachkundig zu machen (Hartmann, Kostengesetze 37. Aufl., § 22 JVEG RN 4 und 5). Es ist jedoch nicht ausreichend dargelegt oder ersichtlich, dass ein solcher Aufwand angesichts des beschränkten Beweisthemas, nämlich Inhalt der Telefongespräche mit dem Zeugen U., erforderlich war. Letztlich musste der Sachverständige insoweit nur sein Gedächtnis anstrengen und eventuelle Notizen zu den beiden Telefongesprächen durchsehen.
10 
Für die Wahrnehmung des Gerichtstermins steht dem Sachverständigen gemäß §§ 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6, 22 JVEG analog eine Entschädigung für Verdienstausfall zu. Angesichts der selbständigen Tätigkeit im Rahmen des Ingenieurbüros F.. und S., der der Sachverständige nachgeht, ist ihm für die geltend gemachten 6,5 Stunden eine Entschädigung von 17,-- EUR je Stunde gemäß § 22 Satz 1 JVEG zuzugestehen, so dass sich insoweit eine Entschädigung in Höhe von 102,-- EUR ergibt.
11 
Abweichend zur Entschädigungshöhe eines Sachverständigen kann er im Rahmen des Fahrtkostenersatzes nach §§ 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 5 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 JVEG entsprechend einem Zeugen nur 0,25 EUR pro Kilometer für die Abgeltung der Fahrtkosten mit einem privaten Kraftfahrzeug geltend machen, so dass an Fahrtkosten für den Pkw zwischen Aalen und Heidenheim 12,50 EUR anzusetzen sind. Mit Parkgebühren, Taxigebühren und Bahnticket betragen danach die zu entschädigenden Fahrtkosten 74,50 EUR, so dass mit der Entschädigung für Verdienstausfall sich der festgesetzte Betrag von 176,50 EUR ergibt.
12 
Bei einer Entschädigung entsprechend den Regelungen für Zeugen ist hierauf eine Umsatzsteuer nicht festzusetzen (Maier / Höfer / Bach, JVEG 23. Aufl., RN 12.28 unter d).
13 
3. Der Kostenentscheidung liegt § 4 Abs. 8 JVEG zugrunde.

Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen einer Intelligenzminderung oder einer schweren anderen seelischen Störung unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

Ist die Fähigkeit des Täters, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln, aus einem der in § 20 bezeichneten Gründe bei Begehung der Tat erheblich vermindert, so kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden.

Hat jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit (§ 20) oder der verminderten Schuldfähigkeit (§ 21) begangen, so ordnet das Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, wenn die Gesamtwürdigung des Täters und seiner Tat ergibt, daß von ihm infolge seines Zustandes erhebliche rechtswidrige Taten, durch welche die Opfer seelisch oder körperlich erheblich geschädigt oder erheblich gefährdet werden oder schwerer wirtschaftlicher Schaden angerichtet wird, zu erwarten sind und er deshalb für die Allgemeinheit gefährlich ist. Handelt es sich bei der begangenen rechtswidrigen Tat nicht um eine im Sinne von Satz 1 erhebliche Tat, so trifft das Gericht eine solche Anordnung nur, wenn besondere Umstände die Erwartung rechtfertigen, dass der Täter infolge seines Zustandes derartige erhebliche rechtswidrige Taten begehen wird.

(1) Sachverständige, Dolmetscher und Übersetzer erhalten als Vergütung

1.
ein Honorar für ihre Leistungen (§§ 9 bis 11),
2.
Fahrtkostenersatz (§ 5),
3.
Entschädigung für Aufwand (§ 6) sowie
4.
Ersatz für sonstige und für besondere Aufwendungen (§§ 7 und 12).

(2) Soweit das Honorar nach Stundensätzen zu bemessen ist, wird es für jede Stunde der erforderlichen Zeit einschließlich notwendiger Reise- und Wartezeiten gewährt. Die letzte bereits begonnene Stunde wird voll gerechnet, wenn sie zu mehr als 30 Minuten für die Erbringung der Leistung erforderlich war; anderenfalls beträgt das Honorar die Hälfte des sich für eine volle Stunde ergebenden Betrags.

(3) Soweit vergütungspflichtige Leistungen oder Aufwendungen auf die gleichzeitige Erledigung mehrerer Angelegenheiten entfallen, ist die Vergütung nach der Anzahl der Angelegenheiten aufzuteilen.

(4) Den Sachverständigen, Dolmetschern und Übersetzern, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland haben, kann unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Verhältnisse, insbesondere ihres regelmäßigen Erwerbseinkommens, nach billigem Ermessen eine höhere als die in Absatz 1 bestimmte Vergütung gewährt werden.

Die Entschädigung für Zeitversäumnis beträgt 4 Euro je Stunde, soweit weder für einen Verdienstausfall noch für Nachteile bei der Haushaltsführung eine Entschädigung zu gewähren ist, es sei denn, dem Zeugen ist durch seine Heranziehung ersichtlich kein Nachteil entstanden.

(1) Bei Benutzung von öffentlichen, regelmäßig verkehrenden Beförderungsmitteln werden die tatsächlich entstandenen Auslagen bis zur Höhe der entsprechenden Kosten für die Benutzung der ersten Wagenklasse der Bahn einschließlich der Auslagen für Platzreservierung und Beförderung des notwendigen Gepäcks ersetzt.

(2) Bei Benutzung eines eigenen oder unentgeltlich zur Nutzung überlassenen Kraftfahrzeugs werden

1.
dem Zeugen oder dem Dritten (§ 23) zur Abgeltung der Betriebskosten sowie zur Abgeltung der Abnutzung des Kraftfahrzeugs 0,35 Euro,
2.
den in § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und 2 genannten Anspruchsberechtigten zur Abgeltung der Anschaffungs-, Unterhaltungs- und Betriebskosten sowie zur Abgeltung der Abnutzung des Kraftfahrzeugs 0,42 Euro
für jeden gefahrenen Kilometer ersetzt zuzüglich der durch die Benutzung des Kraftfahrzeugs aus Anlass der Reise regelmäßig anfallenden baren Auslagen, insbesondere der Parkentgelte. Bei der Benutzung durch mehrere Personen kann die Pauschale nur einmal geltend gemacht werden. Bei der Benutzung eines Kraftfahrzeugs, das nicht zu den Fahrzeugen nach Absatz 1 oder Satz 1 zählt, werden die tatsächlich entstandenen Auslagen bis zur Höhe der in Satz 1 genannten Fahrtkosten ersetzt; zusätzlich werden die durch die Benutzung des Kraftfahrzeugs aus Anlass der Reise angefallenen regelmäßigen baren Auslagen, insbesondere die Parkentgelte, ersetzt, soweit sie der Berechtigte zu tragen hat.

(3) Höhere als die in Absatz 1 oder Absatz 2 bezeichneten Fahrtkosten werden ersetzt, soweit dadurch Mehrbeträge an Vergütung oder Entschädigung erspart werden oder höhere Fahrtkosten wegen besonderer Umstände notwendig sind.

(4) Für Reisen während der Terminsdauer werden die Fahrtkosten nur insoweit ersetzt, als dadurch Mehrbeträge an Vergütung oder Entschädigung erspart werden, die beim Verbleiben an der Terminsstelle gewährt werden müssten.

(5) Wird die Reise zum Ort des Termins von einem anderen als dem in der Ladung oder Terminsmitteilung bezeichneten oder der zuständigen Stelle unverzüglich angezeigten Ort angetreten oder wird zu einem anderen als zu diesem Ort zurückgefahren, werden Mehrkosten nach billigem Ermessen nur dann ersetzt, wenn der Berechtigte zu diesen Fahrten durch besondere Umstände genötigt war.

(1) Die Festsetzung der Vergütung, der Entschädigung oder des Vorschusses erfolgt durch gerichtlichen Beschluss, wenn der Berechtigte oder die Staatskasse die gerichtliche Festsetzung beantragt oder das Gericht sie für angemessen hält. Eine Festsetzung der Vergütung ist in der Regel insbesondere dann als angemessen anzusehen, wenn ein Wegfall oder eine Beschränkung des Vergütungsanspruchs nach § 8a Absatz 1 oder 2 Satz 1 in Betracht kommt. Zuständig ist

1.
das Gericht, von dem der Berechtigte herangezogen worden ist, bei dem er als ehrenamtlicher Richter mitgewirkt hat oder bei dem der Ausschuss im Sinne des § 1 Abs. 4 gebildet ist;
2.
das Gericht, bei dem die Staatsanwaltschaft besteht, wenn die Heranziehung durch die Staatsanwaltschaft oder in deren Auftrag oder mit deren vorheriger Billigung durch die Polizei oder eine andere Strafverfolgungsbehörde erfolgt ist, nach Erhebung der öffentlichen Klage jedoch das für die Durchführung des Verfahrens zuständige Gericht;
3.
das Landgericht, bei dem die Staatsanwaltschaft besteht, die für das Ermittlungsverfahren zuständig wäre, wenn die Heranziehung in den Fällen des § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 durch die Finanzbehörde oder in deren Auftrag oder mit deren vorheriger Billigung durch die Polizei oder eine andere Strafverfolgungsbehörde erfolgt ist, nach Erhebung der öffentlichen Klage jedoch das für die Durchführung des Verfahrens zuständige Gericht;
4.
das Amtsgericht, in dessen Bezirk der Gerichtsvollzieher seinen Amtssitz hat, wenn die Heranziehung durch den Gerichtsvollzieher erfolgt ist, abweichend davon im Verfahren der Zwangsvollstreckung das Vollstreckungsgericht.

(2) Ist die Heranziehung durch die Verwaltungsbehörde im Bußgeldverfahren erfolgt, werden die zu gewährende Vergütung oder Entschädigung und der Vorschuss durch gerichtlichen Beschluss festgesetzt, wenn der Berechtigte gerichtliche Entscheidung gegen die Festsetzung durch die Verwaltungsbehörde beantragt. Für das Verfahren gilt § 62 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten.

(3) Gegen den Beschluss nach Absatz 1 können der Berechtige und die Staatskasse Beschwerde einlegen, wenn der Wert des Beschwerdegegenstands 200 Euro übersteigt oder wenn sie das Gericht, das die angefochtene Entscheidung erlassen hat, wegen der grundsätzlichen Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Frage in dem Beschluss zulässt.

(4) Soweit das Gericht die Beschwerde für zulässig und begründet hält, hat es ihr abzuhelfen; im Übrigen ist die Beschwerde unverzüglich dem Beschwerdegericht vorzulegen. Beschwerdegericht ist das nächsthöhere Gericht. Eine Beschwerde an einen obersten Gerichtshof des Bundes findet nicht statt. Das Beschwerdegericht ist an die Zulassung der Beschwerde gebunden; die Nichtzulassung ist unanfechtbar.

(5) Die weitere Beschwerde ist nur zulässig, wenn das Landgericht als Beschwerdegericht entschieden und sie wegen der grundsätzlichen Bedeutung der zur Entscheidung stehenden Frage in dem Beschluss zugelassen hat. Sie kann nur darauf gestützt werden, dass die Entscheidung auf einer Verletzung des Rechts beruht; die §§ 546 und 547 der Zivilprozessordnung gelten entsprechend. Über die weitere Beschwerde entscheidet das Oberlandesgericht. Absatz 4 Satz 1 und 4 gilt entsprechend.

(6) Anträge und Erklärungen können ohne Mitwirkung eines Bevollmächtigten schriftlich eingereicht oder zu Protokoll der Geschäftsstelle abgegeben werden; § 129a der Zivilprozessordnung gilt entsprechend. Für die Bevollmächtigung gelten die Regelungen der für das zugrunde liegende Verfahren geltenden Verfahrensordnung entsprechend. Die Beschwerde ist bei dem Gericht einzulegen, dessen Entscheidung angefochten wird.

(7) Das Gericht entscheidet über den Antrag durch eines seiner Mitglieder als Einzelrichter; dies gilt auch für die Beschwerde, wenn die angefochtene Entscheidung von einem Einzelrichter oder einem Rechtspfleger erlassen wurde. Der Einzelrichter überträgt das Verfahren der Kammer oder dem Senat, wenn die Sache besondere Schwierigkeiten tatsächlicher oder rechtlicher Art aufweist oder die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat. Das Gericht entscheidet jedoch immer ohne Mitwirkung ehrenamtlicher Richter. Auf eine erfolgte oder unterlassene Übertragung kann ein Rechtsmittel nicht gestützt werden.

(8) Die Verfahren sind gebührenfrei. Kosten werden nicht erstattet.

(9) Die Beschlüsse nach den Absätzen 1, 2, 4 und 5 wirken nicht zu Lasten des Kostenschuldners.