Verwaltungsgericht Trier Urteil, 17. Apr. 2012 - 1 K 1600/11.TR

ECLI:ECLI:DE:VGTRIER:2012:0417.1K1600.11.TR.0A
bei uns veröffentlicht am17.04.2012

Tenor

1. Die Klage wird abgewiesen.

2. Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.

3. Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe der festzusetzenden Kosten abzuwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

Tatbestand

1

Der Kläger begehrt einen finanziellen Ausgleich für nicht in Anspruch genommenen Urlaub.

2

Der 1943 geborene Kläger war Gymnasiallehrer im Rang eines Oberstudienrates der Besoldungsgruppe A 14. Er war in der Zeit vom 17. November 1997 bis zum 28. Februar 1999 dienstunfähig erkrankt. Mit Wirkung vom 30. Juni 1999 wurde er wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt.

3

Mit Schreiben vom 8. April 2011 beantragte der Kläger die finanzielle Abgeltung seines Urlaubsanspruchs für den Zeitraum vom 17. November 1997 bis zum 1. Juli 1999. Zur Begründung berief er sich auf die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs im Fall Schultz-Hoff (Rechtssachen C-350/06 und C-520/06) vom 20. Januar 2009. Danach stehe allen Arbeitnehmern und Beamten, die vor Eintritt in den Ruhestand aufgrund von Krankheit an der Inanspruchnahme des ihnen zustehenden Urlaubs gehindert gewesen seien, ein Anspruch auf finanziellen Ausgleich zu.

4

Diesen Antrag lehnte der Beklagte mit Bescheid vom 5. August 2011 ab. Zur Begründung führte er aus, dass der vom Kläger geltend gemachte Anspruch nicht bestehe. Erholungsurlaub diene der Auffrischung und Erhaltung der Arbeitskraft der Arbeitnehmer und Beamten. Dieser Zweck könne bei einem Ruhestandsbeamten nicht mehr erreicht werden. Es sei auch hinsichtlich der behaupteten Ansprüche mit Ablauf des 31. Dezember 2002 Verjährung eingetreten.

5

Dem trat der Kläger mit Widerspruch vom 29. August 2011 entgegen und verwies erneut auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Die vom Beklagten genannte Verjährungsfrist treffe nicht zu.

6

Mit Widerspruchsbescheid vom 11. November 2011, dem Kläger zugegangen am 16. November 2011, wies der Beklagte den Widerspruch des Klägers zurück. Die dreijährige Verjährungsfrist der §§ 195, 199 BGB gelte wegen deren vermögensrechtlicher Natur und der mit zivilrechtlichen Ansprüchen vergleichbaren Interessenlage auch für besoldungs- und versorgungsrechtliche Ansprüche aus einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis und somit auch im Fall des Klägers.

7

Der Kläger hat am 15. Dezember 2011 Klage erhoben. Sein Anspruch resultiere aus der unmittelbaren Anwendung des Art. 7 der Richtlinie 2003/88/EG vom 4. November 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung (Arbeitszeitrichtlinie) bzw. des gleichlautenden Art. 7 der Vorgängerrichtlinie 93/104/EG vom 23. November 1993. Zu Art. 7 Abs. 2 der Arbeitszeitrichtlinie habe der Europäische Gerichtshof im Schultz-Hoff-Urteil entschieden, dass er nationalen Rechtsvorschriften entgegen stehe, nach denen für nicht genommenen Jahresurlaub am Ende eines Arbeitsverhältnisses keine finanzielle Vergütung gezahlt werde, wenn der Arbeitnehmer während des gesamten Bezugs- und bzw. oder Übertragungszeitraums oder eines Teils davon krankgeschrieben bzw. im Krankheitsurlaub gewesen sei und deshalb seinen Anspruch auf bezahlten Jahresurlaub nicht habe ausüben können. Der Arbeitnehmer habe in diesen Fällen einen Anspruch auf finanzielle Vergütung für nicht genommenen Mindestjahresurlaub. Die Arbeitszeitrichtlinie habe bis spätestens 23. November 1996 in nationales Recht umgesetzt werden müssen. Dies sei bezüglich vorgenannter Grundsätze mit Blick auf Beamte versäumt worden, so dass diese im deutschen Recht unmittelbare Anwendung fänden. Fragwürdig sei, ob der Beklagte die Verjährungseinrede gegen einen europarechtlich begründeten Anspruch erheben könne, zumal wenn er selbst die Richtlinie, die den Anspruch begründe, schuldhaft bis heute nicht umgesetzt habe.

8

Er beantragt,

9

den Beklagten unter Aufhebung des Bescheids vom 5. August 2011 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 11. November 2011 zu verpflichten, ihm eine finanzielle Entschädigung für ihm zustehende, jedoch nicht genommene Urlaubstage für den Zeitraum 1997 bis 30. Juni 1999 nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit dem 6. August 2011 zu bewilligen.

10

Der Beklagte beantragt,

11

die Klage abzuweisen.

12

Ergänzend zu seinem bisherigen Vorbringen führt der Beklagte aus, dass das vom Kläger angeführte Urteil des Europäischen Gerichtshofs auf Beamte nicht übertragbar sei. Dies sei bereits durch das OVG Rheinland-Pfalz (Urteil vom 30. März 2010 – 2 A 11321/09) und den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (Beschluss vom 23. November 2010 – 14 ZB 10.771) entschieden worden. Wesentlicher Grund hierfür sei, dass Beamte im Unterschied zu Arbeitnehmern alimentiert würden, ihre Bezüge also nicht als Gegenleistung für geleistete Arbeit erhielten. Daher könne der Urlaubsgewährung bei Beamten kein finanzieller Wert beigemessen werden. Beamte erlitten ferner durch eine längere krankheitsbedingte Dienstabwesenheit im Gegensatz zu Arbeitnehmern keine finanziellen Einbußen, da sie weiterhin in voller Höhe besoldet würden. Auch im Fall der krankheitsbedingten Versetzung eines Beamten in den Vorruhestand bleibe der Dienstherr zur Fortzahlung der Bezüge verpflichtet.

13

Der Kläger hat mit Schreiben vom 16. Februar 2012 angeregt, das Ruhen des Verfahrens anzuordnen, da entscheidungserhebliche Rechtsfragen derzeit auf Vorlagebeschluss des Verwaltungsgerichts Frankfurt vom 25. Juni 2010 dem Europäischen Gerichtshof zur Vorabentscheidung vorlägen.

14

Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zu den Gerichtsakten gereichten Schriftsätze der Beteiligten sowie die beigezogene Personalakte nebst Verwaltungs- und Widerspruchsvorgang des Beklagten (1 Heftung) verwiesen. Diese lagen dem Gericht vor und waren Gegenstand der Beratung.

Entscheidungsgründe

15

Die Klage, über die das Gericht mit Einverständnis der Beteiligten ohne mündliche Verhandlung entscheidet (§ 101 Abs. 2 VerwaltungsgerichtsordnungVwGO), bleibt ohne Erfolg.

16

Sie ist zwar als Verpflichtungsklage nach § 42 Abs. 1 2. Alt. VwGO zulässig. Insbesondere wäre ein Leistungsklage vorliegend nicht statthaft, da der vom Kläger geltend gemachte Urlaubsabgeltungsanspruch nebst Zinsforderung im Wege eines der Zahlung vorgeschalteten Bewilligungsbescheides durch den Beklagten zunächst hinsichtlich der Höhe und der Modalitäten konkretisiert werden müsste. Der Kläger hat im Verfahren nicht angegeben, auf wie viele Urlaubstage sich der von ihm geltend gemachte Abgeltungsanspruch beziehen soll und hat den Anspruch dementsprechend auch der Höhe nach nicht beziffert. Von einer weiteren Aufklärung im Wege der Amtsermittlung wurde wegen der fehlenden Erfolgsaussicht der Klage abgesehen.

17

Die Klage ist unbegründet. Ein Anspruch auf finanzielle Abgeltung von Urlaub steht dem Kläger weder aufgrund von Art. 7 Abs. 2 der Richtlinie 2003/88/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. November 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung - RL 2003/88 – (ABl. L 299/9) in unmittelbarer Anwendung oder als Staatshaftungsanspruch wegen dessen fehlerhafter Umsetzung in nationales Recht noch aus anderen rechtlichen Gesichtspunkten zu.

18

Artikel 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG bestimmt ebenso wie seine Entsprechung in der bis zum 23. November 1996 in nationales Recht umzusetzenden Vorgängernorm des Art. 7 RL 93/104/EG, dass bezahlter Mindestjahresurlaub außer bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht durch eine finanzielle Vergütung ersetzt werden darf. Der Europäische Gerichtshof entschied in Auslegung dieser Norm mit Urteil vom 20. Januar 2009 (Rs. C-350/06 und C-520/06, Schultz-Hoff -, Slg. 2009, I-179), dass sie einzelstaatlichen Rechtsvorschriften oder Gepflogenheiten entgegensteht, nach denen für nicht genommenen Jahresurlaub am Ende des Arbeitsverhältnisses keine finanzielle Vergütung gezahlt wird, wenn der Arbeitnehmer während des gesamten Bezugszeitraums und/oder Übertragungszeitraums oder eines Teils davon krankgeschrieben bzw. im Krankheitsurlaub war und deshalb seinen Anspruch auf bezahlten Jahresurlaub nicht ausüben konnte. Die Frage, ob diese Auslegung des Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG auch für Beamte gilt und sich daraus unmittelbar ein Anspruch in den Ruhestand getretener Beamter auf Abgeltung von Erholungs- bzw. Jahresurlaub ergibt, wenn sie aus Krankheitsgründen an der Inanspruchnahme des Urlaubs gehindert waren, liegt dem Europäischen Gerichtshof derzeit auf Ersuchen des VG Frankfurt zur Vorabentscheidung vor (Beschluss vom 25. Juni 2010 - 9 K 836/10.FZBR 2011, 66). Sollte ein Anspruch unmittelbar aus Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG wegen Fehlens der Voraussetzungen der sog. Direktwirkung von Richtlinien (siehe hierzu EuGH, Urteile vom 4. Dezember 1974 - Rs. 41/74, Van Duyn -, Slg. 1974, 1337; und vom 5. April 1979 - Rs. 148/78, Ratti -, Slg. 1979, 1629) ausscheiden, käme weiter ein Anspruch auf Schadensersatz wegen fehlender oder fehlerhafter Richtlinienumsetzung nach den vom Europäischen Gerichtshof im Fall Francovich (Urteil vom 19. November 1991 – Rs. C-6/90 und C-9/90 -, Slg. 1991, 5357) entwickelten Grundsätzen der Staatshaftung in Betracht.

19

Auf nationalrechtlicher Ebene sehen weder Bundes- noch Landesrecht für Beamte eine Regelung für eine Vergütung von Urlaubsansprüchen vor. Daher kommen hier als Rechtsgrundlage allenfalls eine analoge Anwendung des § 7 Abs. 4 Bundesurlaubsgesetz – BurlG –, dem zufolge der Urlaub eines Arbeitnehmers abzugelten ist, soweit er wegen Beendigung des Dienstverhältnisses nicht mehr gewährt werden kann, sowie Bereicherungs- oder Schadensersatzansprüche in Betracht.

20

Ungeachtet dessen, dass sämtliche Anspruchsgrundlagen aus verschiedenen Gründen, insbesondere wegen des für Ansprüche der Beamten auf Bezüge und Versorgung geltenden Gesetzesvorbehalts (§§ 92 Landesbeamtengesetz – LBG -, 2 Abs. 1 Bundesbesoldungsgesetz und §§ 94 LBG, 3 Abs. 1 Beamtenversorgungsgesetz) und der strukturellen Unterschiede zwischen Arbeitnehmer- und Beamtenverhältnis ausscheiden dürften (OVG RP, Urteil vom 30. März 2010 2 A 11321/09 -, DÖD 2010, 227; BayVGH, Beschluss vom 23. November 2010 – 14 ZB 10.771 -, juris), ist jedenfalls Verjährung eingetreten.

21

Die Verjährungsregeln des BGB sind vorliegend anwendbar.

22

Soweit im öffentlichen Recht spezielle Bestimmungen zur Verjährung fehlen, finden die Verjährungsregeln des Bürgerlichen Rechts Anwendung (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. August 1995 - 3 C 17.94 -, BVerwGE, 99, 109; Ellenberger, in: Palandt, BGB Kommentar, 69. Aufl. 2010, § 194 Rn. 2, § 95 Rn. 20). Dies gilt auch für Ansprüche, die unmittelbar im Europarecht wurzeln. Es entspricht ständiger Rechtsprechung (EuGH, Urteile vom 19. November 1991 – C-6/90 und C-9/90, Francovich – Slg.1991, 5357), dass die Vollziehung des Unionsrechts den Mitgliedstaaten obliegt und nach den formellen und materiellen Bestimmungen des nationalen Rechts zu erfolgen hat, soweit das Unionsrecht hierfür keine gemeinsamen Vorschriften enthält und die Verwirklichung des Unionsrechts hierdurch nicht praktisch unmöglich gemacht oder übermäßig erschwert wird (Effizienzgebot) sowie sich im Vergleich zum Vollzug nationalen Rechts nicht ungünstiger gestaltet (Äquivalenzgebot). Die Anwendung der dreijährigen Verjährungsfrist auf ggf. aus dem Unionsrecht ableitbare Urlaubsabgeltungsansprüche wird diesen Prämissen gerecht. Sie hindert weder die praktische Wirksamkeit des europäischen Rechts, noch macht sie die Rechtsverwirklichung für den Einzelnen schwerer, als sie auf Grundlage einer nationalrechtlichen Bestimmung wäre. Im Hinblick auf den mit der Verjährung verfolgten Zweck, Rechtssicherheit zu schaffen, ist eine dreijährige Verjährungsfrist auch angemessen (EuGH, Urteil vom 24. März 2009 – Rs. C-445/06, Danske Slagterier – Slg. 2009, I-2119; vgl. für § 7 Abs. 4 BUrlG LAG Düsseldorf, Urteil vom 25. Februar 2011 – 9 Sa 258/10 -, ZTR 2011, 506).

23

Dieses Ergebnis entspricht vorliegend auch den vom Europäischen Gerichtshof speziell zur Richtlinie 2003/88 aufgestellten Grundsätzen. Danach steht die Arbeitszeitrichtlinie grundsätzlich einer nationalen Regelung nicht entgegen, wonach für die Ausübung des Anspruchs auf bezahlten Jahresurlaub gewisse Modalitäten zu beachten sind. Hat der Arbeitnehmer tatsächlich die Möglichkeit gehabt, den ihm von der Richtlinie verliehenen Anspruch auszuüben, so darf die Nichtbeachtung solcher Modalitäten auch den Verlust des Anspruchs am Ende eines Bezugs- oder Übertragungszeitraums zur Folge haben (EuGH, Urteil vom 20. Januar 2009 – Rs. C-350/06 und 520/06, Schultz-Hoff –, Slg. 2009, I-179). Dasselbe muss sinngemäß für einen ggf. aus Art. 7 Abs. 2 der Arbeitszeitrichtlinie folgenden Anspruch auf finanzielle Vergütung nicht genommenen Urlaubs gelten. Auch dessen Geltendmachung kann nationalen Ausübungsregelungen, wie beispielsweise Verjährungsvorschriften, unterworfen werden.

24

Der Erhebung der Einrede der Verjährung durch den Beklagten stünde auch eine fehlerhafte Umsetzung der Arbeitszeitrichtlinie, wie sie der Kläger behauptet, nicht entgegen. Dem Effektivitätsgebot ist nämlich genüge getan, wenn der Verjährungsbeginn jedenfalls nicht vor dem Zeitpunkt ansetzt, in dem sich die ersten Schadensfolgen fehlerhafter Richtlinienumsetzung gezeigt haben, so dass ein Anspruch nicht in Unkenntnis des Geschädigten von seinem Schaden verjähren kann. Beginnt die Verjährung jedoch, wie hier, mit der Kenntniserlangung des Verletzten vom Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen, wird die Rechtsausübung des Betroffenen nicht über Gebühr eingeschränkt (EuGH, Urteil vom 24. März 2009 – Rs. C-445/06, Danske Slagterier – Slg. 2009, I-2119).

25

Der Lauf der Verjährungsfrist war für den Kläger auch vorhersehbar. Zwar galt am 30. Juni 1999, als der Kläger in den Ruhestand versetzte wurde und der von ihm behauptete Urlaubsabgeltungsanspruch entstanden wäre (vgl. für den arbeitsrechtlichen Abgeltungsanspruch LAG RP, Urteil vom 15. November 2011 - 3 Sa 271/11 -, juris), noch die dreißigjährige Verjährungsfrist nach § 195 a. F., die mit der Entstehung des Anspruchs zu laufen begann. Erst durch das Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts vom 26. November 2001 (BGBl. I S. 3138) wurde die Regelverjährung in §§ 195, 199 Abs. 1 BGB auf drei Jahre verkürzt. Ihr Lauf beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den anspruchsbegründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen musste. Nach der Übergangsbestimmung des Art. 229 § 6 Abs. 4 EGBGB findet die neue Regelverjährungsfrist auf Altfälle Anwendung mit der Maßgabe, dass sie vom 1. Januar 2002 an zu berechnen ist, wenn die Verjährungsfrist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch in der seit dem 1. Januar 2002 geltenden Fassung kürzer als nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch in der bis zu diesem Tag geltenden Fassung ist. Dies ist hier der Fall.

26

Die dreijährige Regelverjährungsfrist der §§ 195, 199 Abs. 1 BGB begann somit vorliegend am 1. Januar 2002 zu laufen und endete mit Ablauf des 31. Dezember 2004.

27

Auf mangelnde Kenntnis der anspruchsbegründenden Umstände kann der Kläger sich nicht berufen. Er kannte zu diesem Zeitpunkt sämtliche Tatsachen, auf die er seinen vermeintlichen Anspruch stützt, ebenso wie den potentiellen Anspruchsgegner.

28

Allein bei besonders unübersichtlicher und verwickelter Rechtslage können ausnahmsweise erhebliche rechtliche Zweifel den Verjährungsbeginn bis zur Klärung ausschließen (Ellenberger, in: Palandt, BGB Kommentar, 69. Aufl. 2010, § 199 Rn. 26). Bezüglich der vom Kläger aufgeworfenen Problematik der finanziellen Abgeltung beamtenrechtlicher Urlaubsansprüche bestand lange Zeit in Rechtsprechung und Schrifttum Einigkeit darüber, dass im öffentlichen Dienstrecht an die Stelle nicht genommenen oder nicht gewährten Urlaubs keine Geldabfindung tritt, dieser vielmehr mangels Zweckerreichung ersatzlos verfällt, wenn er im Urlaubszeitraum - aus welchen Gründen auch immer - nicht genommen worden ist (vgl. nur OVG RP, Urteil vom 26. Mai 1982 – 2 A 126/81 -, NVwZ1984, 52; BVerwG, Beschluss vom 31. Juli 1997 – 2 B 138/96 -, juris). Gleichwohl wurden über diese Frage bereits vor Ergehen des Urteils des Europäischen Gerichtshofs in der Rechtssache Schultz-Hoff eine Vielzahl verwaltungsgerichtlicher Rechtsstreitigkeiten geführt, insbesondere unter dem Aspekt einer Analogie zu dem im privaten Arbeitsrecht geltenden § 7 Abs. 4 BUrlG (siehe beispielsweise VG Ansbach, VG Ansbach, Urteil vom 15. Februar 2006 - AN 11 K 05.03817 -, juris; BayVGH, Beschluss vom 4. Oktober 2005 - 15 ZB 04.3386 -, juris; VG München, Urteil vom 21. Oktober 2004 - M 12 K 03.4028 -, juris).

29

Der Kläger hat seine Abgeltungsforderung erstmals am 8. April 2011 und somit zeitlich nach Ergehen der Schultz-Hoff Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs am 20. Januar 2009 geltend gemacht. Er mag daher dem früheren Verjährungsbeginn entgegen halten wollen, zu dieser Zeit sei die Auslegung der Richtlinie durch die Rechtsprechung noch nicht absehbar gewesen. Dieser Einwand verfängt jedoch nicht. Die Unvorhersehbarkeit einer Rechtsprechungsänderung hemmt die Verjährung nicht (LAG Düsseldorf, Urteil vom 18. August 2010 – 12 Sa 650/10 – m. w. N., ZMV 2011, 56). Der Berechtigte hat vielmehr angesichts einer ihm bekannten Sachlage seine möglichen Ansprüche auch gegen eine ständige höchstrichterliche Rechtsprechung und herrschende Rechtsmeinung zu verfolgen, um den Lauf der Verjährung zu hemmen (LAG Düsseldorf, a. a. O.). Dies gilt vorliegend umso mehr, als besagte Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs die Debatte um einen Anspruch auf Urlaubsabgeltung im öffentlichen Dienstrecht nicht erst in Gang setzte, sondern ihr nur einen neuen Aspekt hinzufügte.

30

Eine rechtzeitige Rechtsverfolgung hat der Kläger jedoch vorliegend unterlassen. Die Verjährung hemmende oder neu in Gang setzende Umstände im Sinne der §§ 203 ff. BGB sind daher nicht gegeben.

31

Darüber hinaus hat der Kläger eventuelle Ansprüche auch verwirkt. Zwar genügt für die Annahme der Verwirkung nicht der reine Zeitablauf. Sie kann vielmehr nur dann angenommen werden, wenn seit der Möglichkeit der Geltendmachung eines Rechts längere Zeit verstrichen ist und besondere Umstände hinzutreten, welche die verspätete Geltendmachung als Verstoß gegen Treu und Glauben erscheinen lassen. Das ist insbesondere der Fall, wenn der Verpflichtete infolge eines bestimmten Verhaltens des Berechtigten darauf vertrauen durfte, dass dieser das Recht nach so langer Zeit nicht mehr geltend machen würde (Vertrauensgrundlage), der Verpflichtete ferner tatsächlich darauf vertraut hat, dass das Recht nicht mehr ausgeübt würde (Vertrauenstatbestand) und sich infolgedessen in seinen Vorkehrungen und Maßnahmen so eingerichtet hat, dass ihm durch die verspätete Durchsetzung des Rechts ein unzumutbarer Nachteil entstehen würde (BVerwG, Urteil vom 27. Juli 2005 – 8 C 15/04 -, NVwZ 2005, 1334).

32

Im hier zu entscheidenden Fall liegt neben dem Verstreichenlassen eines sehr langen Zeitraums bis zur Geltendmachung behaupteter Rechtspositionen auch ein treuwidriges Verhalten des Klägers vor. Dieses gründet auf den besonderen Treuepflichten, die aus dem Beamtenverhältnis resultieren und die für Landesbeamte wie den Kläger in § 5 LBG normiert sind. Danach steht der Beamte zu seinem Dienstherrn in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis. Hieraus folgt einerseits die Verpflichtung des Dienstherrn zur amtsangemessenen Alimentation des Beamten und andererseits die Pflicht des Beamten, auf die Belastbarkeit des Dienstherrn und dessen Gemeinwohlverantwortung Rücksicht zu nehmen (OVG RP, Urteil vom 12. Februar 2008 – 10 A 10925/07, DÖD 2008, 186). Aufgrund dessen ist der Beamte verpflichtet, Besoldungsansprüche, soweit die Leistungen nicht durch das Besoldungsrecht gewährt werden, grundsätzlich zeitnah, das heißt noch während des laufenden Haushaltsjahres, geltend zu machen (vgl. BVerfG, Beschlüsse vom 24. November 1998 – 2 BvL 26/91 u. a. -, BVerfGE 99, 300, und vom 22. März 1990 – 2 BvL 1/86 -, BVerfGE 81, 363). Diese Grundsätze gelten im Ansatz auch für den vom Kläger behaupteten Anspruch. Dabei kann dahinstehen, ob er diesen innerhalb eines Haushaltsjahres nach seiner Versetzung in den Ruhestand hätte geltend machen müssen. Dies mag im Einzelfall unverhältnismäßig sein. Sind jedoch, wie hier, seit der vermeintlichen Anspruchsentstehung annähernd zwölf Jahre vergangen, durfte der Beklagte sich jedenfalls im Rahmen des auch im Ruhestand fortbestehenden Treueverhältnisses zum Kläger darauf verlassen, dass eine Berufung auf Ansprüche, die nicht zeitnah geltend gemacht wurden, nicht mehr stattfindet. Dementsprechend musste er für solche Ansprüche auch keine Haushaltsmittel bereithalten.

33

Vor diesem Hintergrund kam es auf die dem Europäischen Gerichtshof vom Verwaltungsgericht Frankfurt a. M. zur Vorabentscheidung vorgelegten Fragen, insbesondere ob Art. 7 RL 2003/88 auch für Beamtenverhältnisse gilt und ob ein in den Ruhestand getretener Beamter einen Anspruch auf Abgeltung von Erholungs- bzw. Jahresurlaub unmittelbar auf Art. 7 Abs. 2 RL 2003/88/EG stützen kann, wenn er aus Krankheitsgründen an der regulären Inanspruchnahme seines Urlaubs gehindert war, vorliegend nicht entscheidungserheblich an. Daher war eine Aussetzung des Verfahrens wegen Vorgreiflichkeit nach § 94 VwGO nicht angezeigt.

34

Bleibt die Klage nach alldem ohne Erfolg, trägt der Kläger die Kosten des Verfahrens gemäß § 154 Abs. 1 VwGO. Der Ausspruch über die vorläufige Vollstreckbarkeit des Urteils beruht auf §§ 167 Abs. 1 und 2 VwGO, 708 Nr. 11, 711, 709 Satz 2 ZPO.

35

Gründe, die Berufung zuzulassen, sind vorliegend nicht gegeben (§§ 124, 124a VwGO).

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(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Gesetz über den Lastenausgleich


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(1) Soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt, gilt für die Vollstreckung das Achte Buch der Zivilprozeßordnung entsprechend. Vollstreckungsgericht ist das Gericht des ersten Rechtszugs. (2) Urteile auf Anfechtungs- und Verpflichtungskl

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Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 124a


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Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 199 Beginn der regelmäßigen Verjährungsfrist und Verjährungshöchstfristen


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Bürgerliches Gesetzbuch - BGB | § 195 Regelmäßige Verjährungsfrist


Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre.

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(1) Bei der zeitlichen Festlegung des Urlaubs sind die Urlaubswünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen, es sei denn, daß ihrer Berücksichtigung dringende betriebliche Belange oder Urlaubswünsche anderer Arbeitnehmer, die unter sozialen Gesichtspu

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Das Gericht kann, wenn die Entscheidung des Rechtsstreits ganz oder zum Teil von dem Bestehen oder Nichtbestehen eines Rechtsverhältnisses abhängt, das den Gegenstand eines anderen anhängigen Rechtsstreits bildet oder von einer Verwaltungsbehörde fes

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Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz Urteil, 15. Nov. 2011 - 3 Sa 271/11

bei uns veröffentlicht am 15.11.2011

Tenor Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Arbeitsgerichts Mainz vom 15.04.2011 - 8 Ca 2556/10 - abgeändert und die Klage abgewiesen. Die Kosten des Rechtsstreits (1. und 2. Instanz) trägt die Klägerin. Die Revision wird n

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Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre.

(1) Die regelmäßige Verjährungsfrist beginnt, soweit nicht ein anderer Verjährungsbeginn bestimmt ist, mit dem Schluss des Jahres, in dem

1.
der Anspruch entstanden ist und
2.
der Gläubiger von den den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen müsste.

(2) Schadensersatzansprüche, die auf der Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit oder der Freiheit beruhen, verjähren ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.

(3) Sonstige Schadensersatzansprüche verjähren

1.
ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in zehn Jahren von ihrer Entstehung an und
2.
ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.
Maßgeblich ist die früher endende Frist.

(3a) Ansprüche, die auf einem Erbfall beruhen oder deren Geltendmachung die Kenntnis einer Verfügung von Todes wegen voraussetzt, verjähren ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Entstehung des Anspruchs an.

(4) Andere Ansprüche als die nach den Absätzen 2 bis 3a verjähren ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in zehn Jahren von ihrer Entstehung an.

(5) Geht der Anspruch auf ein Unterlassen, so tritt an die Stelle der Entstehung die Zuwiderhandlung.

(1) Das Gericht entscheidet, soweit nichts anderes bestimmt ist, auf Grund mündlicher Verhandlung. Die mündliche Verhandlung soll so früh wie möglich stattfinden.

(2) Mit Einverständnis der Beteiligten kann das Gericht ohne mündliche Verhandlung entscheiden.

(3) Entscheidungen des Gerichts, die nicht Urteile sind, können ohne mündliche Verhandlung ergehen, soweit nichts anderes bestimmt ist.

(1) Bei der zeitlichen Festlegung des Urlaubs sind die Urlaubswünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen, es sei denn, daß ihrer Berücksichtigung dringende betriebliche Belange oder Urlaubswünsche anderer Arbeitnehmer, die unter sozialen Gesichtspunkten den Vorrang verdienen, entgegenstehen. Der Urlaub ist zu gewähren, wenn der Arbeitnehmer dies im Anschluß an eine Maßnahme der medizinischen Vorsorge oder Rehabilitation verlangt.

(2) Der Urlaub ist zusammenhängend zu gewähren, es sei denn, daß dringende betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe eine Teilung des Urlaubs erforderlich machen. Kann der Urlaub aus diesen Gründen nicht zusammenhängend gewährt werden, und hat der Arbeitnehmer Anspruch auf Urlaub von mehr als zwölf Werktagen, so muß einer der Urlaubsteile mindestens zwölf aufeinanderfolgende Werktage umfassen.

(3) Der Urlaub muß im laufenden Kalenderjahr gewährt und genommen werden. Eine Übertragung des Urlaubs auf das nächste Kalenderjahr ist nur statthaft, wenn dringende betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe dies rechtfertigen. Im Fall der Übertragung muß der Urlaub in den ersten drei Monaten des folgenden Kalenderjahrs gewährt und genommen werden. Auf Verlangen des Arbeitnehmers ist ein nach § 5 Abs. 1 Buchstabe a entstehender Teilurlaub jedoch auf das nächste Kalenderjahr zu übertragen.

(4) Kann der Urlaub wegen Beendigung des Arbeitsverhältnisses ganz oder teilweise nicht mehr gewährt werden, so ist er abzugelten.

Tenor

Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Arbeitsgerichts Mainz vom 15.04.2011 - 8 Ca 2556/10 - abgeändert und die Klage abgewiesen.

Die Kosten des Rechtsstreits (1. und 2. Instanz) trägt die Klägerin.

Die Revision wird nicht zugelassen.

Tatbestand

1

Die Parteien streiten über einen Anspruch der Klägerin auf Abgeltung von gesetzlichen Urlaubsansprüchen für den Zeitraum vom 01. Januar 2006 bis 31. Mai 2010.

2

Die am ... Dezember 1966 geborene Klägerin war bei der Beklagten bzw. ihren Rechtsvorgängerinnen seit 1984 als Kauffrau im Eisenbahn- und Straßenverkehr gegen ein Bruttomonatsentgelt in Höhe von zuletzt 2.132,32 EUR beschäftigt. Auf das Arbeitsverhältnis finden sowohl aufgrund des § 2 des zwischen der Klägerin und der DB V. GmbH unter dem 26. Juni 2002 geschlossenen Arbeitsvertrages als auch aufgrund beiderseitiger Tarifbindung die Bestimmungen des Basistarifvertrages zu den funktionsgruppenspezifischen Tarifverträgen und funktionsspezifischen Tarifverträgen verschiedener Unternehmen des DB Konzerns (BasisTV), zu denen ausweislich der Anlage 1 die Beklagte gehört, Anwendung.

3

Die Klägerin war seit dem 27. März 2006 nicht mehr arbeitsfähig. Mit Schreiben vom 07. Oktober 2009 kündigte die Beklagte das mit der Klägerin bestehende Arbeitsverhältnis krankheitsbedingt zum 31. Mai 2010. Hiergegen hatte die Klägerin vor dem Arbeitsgericht Mainz mit Schriftsatz vom 26. Oktober 2009, der am gleichen Tag beim Arbeitsgericht eingegangen und der Beklagten am 30. Oktober 2009 zugestellt worden war, Kündigungsschutzklage erhoben (Az.: 1 Ca 2366/09). Im vorletzten Absatz der Klageschrift vom 26. Oktober 2009 heißt es:

4

"Wir machen die klägerischen Entgeltansprüche hiermit für den Fall des Annahmeverzuges geltend. Dies bezieht sich auf das entgangene Entgelt sowie sämtliche sonstige Leistungen wie Urlaub, Urlaubsentgelt, Urlaubsabgeltung, Urlaubsgeld und vermögenswirksame Leistungen. Für den Fall, dass das Verfahren über das Jahresende hinaus fortdauert, wird bereits jetzt die Übertragung der Urlaubstage auf das Folgejahr begehrt."

5

Dieses vorangegangene Kündigungsschutzverfahren der Parteien war gemäß dem Beschluss des Arbeitsgerichts Mainz vom 14. Juli 2010 (Az.: 1 Ca 2366/09) gemäß § 278 Abs. 6 ZPO durch folgenden Vergleich beendet worden:

6

Die Parteien sind sich darüber einig, dass das zwischen ihnen bestehende Arbeitsverhältnis aufgrund krankheitsbedingter arbeitgeberseitiger Kündigung vom 07. Oktober 2009 mit Ablauf der einzuhaltenden Kündigungsfristen zum 31. Mai 2010 sein Ende gefunden hat.

7

Die Beklagte zahlt an die Klägerin rechtsähnlich den §§ 9, 10 KSchG eine Abfindung in Höhe von 20.000,-- EUR (brutto).

8

Die Beklagte erteilt der Klägerin ein wohlwollendes, qualifiziertes Arbeitszeugnis, das als Endformulierung die übliche Dankes- und Bedauernsformel enthält.

9

Mit der vorliegenden Klage vom 23. Dezember 2010, die am gleichen Tag beim Arbeitsgericht Mainz eingegangen und der Beklagten am 30. Dezember 2010 zugestellt worden ist, verlangt die Klägerin die Abgeltung ihrer gesetzlichen Urlaubsansprüche für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis 31. Mai 2010. Nach ihrer mit Schriftsatz vom 4. März 2011 korrigierten Berechnung beansprucht sie eine Urlaubabgeltung in Höhe von insgesamt 8.628,40 EUR brutto für jeweils 20 Tage aus den Jahren 2006 bis 2009 und (anteilig) acht Tage aus dem Jahr 2010 (98,05 EUR brutto pro Urlaubstag x 88 Urlaubstage).

10

Die Klägerin hat vorgetragen, die Klageforderung sei nicht aufgrund der tarifvertraglichen Ausschlussfrist verfallen. Sie habe ihre Urlaubsabgeltungsansprüche bereits in der Klageschrift im vorangegangenen Kündigungsschutzverfahren der Parteien vor dem Arbeitsgericht Mainz (Az.: 1 Ca 2366/09) geltend gemacht. Im Übrigen komme es ihrer Ansicht nach für die Berechnung einer tarifvertraglichen Ausschlussfrist auf den Zeitpunkt des Abschlusses des Vergleiches vom 14. Juli 2010 im vorgenannten Kündigungsschutzverfahren an. Erst im Juli 2010 habe aufgrund des geschlossenen Vergleiches festgestanden, dass ihr Arbeitsverhältnis endgültig beendet gewesen sei. Im Falle eines positiven Ausgang des Kündigungsrechtsstreits wäre ein Urlaubsabgeltungsanspruch weder entstanden noch fällig gewesen.

11

Die Klägerin hat erstinstanzlich zuletzt beantragt,

12

die Beklagte zu verurteilen, an sie 8.628,40 EUR brutto zuzüglich Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 30. Dezember 2010 zu zahlen.

13

Die Beklagte hat beantragt,

14

die Klage abzuweisen.

15

Sie hat erwidert, der von der Klägerin geltend gemachte Urlaubsabgeltungsanspruch sei mit Ablauf des 30. November 2010 gemäß § 28 BasisTV verfallen. Ansprüche auf Urlaubsabgeltung entstünden mit Beendigung des Arbeitsverhältnisses und seien sofort fällig. Auf den Zeitpunkt des vor dem Arbeitsgericht Mainz geschlossenen Vergleichs komme es nicht an, weil in diesem ausdrücklich nur die übereinstimmende Rechtsauffassung der Parteien festgelegt worden sei, dass die ausgesprochene Arbeitgeberkündigung das Arbeitsverhältnis beendet habe. Die floskelhafte Formulierung in der Klageschrift vom 26. Oktober 2009 im Kündigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht Mainz (Az.: 1 Ca 2366/09) werde den Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geltendmachung nicht gerecht. Unabhängig davon seien die Ansprüche nur bedingt für den Fall des Annahmeverzuges geltend gemacht worden. Eine solche Bedingung sei nicht eingetreten, weil sie zu keinem Zeitpunkt in Annahmeverzug gewesen sei. Im Übrigen sei der Anspruch auf Urlaubsabgeltung im Zeitpunkt einer etwaigen Geltendmachung mit der Klageschrift vom 26. Oktober 2009 weder entstanden noch fällig gewesen. Nach der in § 28 BasisTV geregelten Ausschlussfrist könne nur ein bereits bestehender Anspruch dem Regelungsbereich der Norm unterfallen, während eine Geltendmachung von Ansprüchen bereits vor deren Entstehung nicht möglich sei.

16

Mit Urteil vom 15. April 2011 (Az.: 8 Ca 2556/10) hat das Arbeitsgericht Mainz der Klage stattgegeben. Zur Begründung hat es ausgeführt, dass der entstandene Anspruch der Klägerin auf Abgeltung ihrer gesetzlichen Urlaubsansprüche aus den Jahren 2006 bis 2009 sowie anteilig aus dem Jahr 2010 nicht aufgrund der Ausschlussfrist des § 28 BasisTV verfallen sei. Die Klägerin habe die tarifliche Ausschlussfrist, die auch den Anspruch auf Urlaubsabgeltung erfasse, bereits durch die Geltendmachung in ihrer Klageschrift im Kündigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht Mainz (Az.: 1 Ca 2366/09) gewahrt. Zwar habe die Klägerin im Eingangssatz des vorletzten Absatzes der Kündigungsschutzklage die bezeichneten Ansprüche "für den Fall des Annahmeverzuges" geltend gemacht. Der Urlaubsabgeltungsanspruch entstehe aber nicht im Fall des Annahmeverzuges, sondern im Falle des Unterliegens im Kündigungsschutzprozess. Die ausdrückliche Nennung der Urlaubsabgeltung im zweiten Satz des vorletzten Absatzes der Kündigungsschutzklage mache nur dann Sinn, wenn sie für den Fall des Verlustes des Kündigungsschutzprozesses und damit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses erfolge. Die pauschale Geltendmachung von "Urlaubsabgeltung" sei auch ausreichend bestimmt. Zwar müsse jede Forderung grundsätzlich nach Grund und Höhe sowie dem Zeitraum, für den sie verfolgt werde, geltend gemacht werden. Dies gelte aber dann nicht, wenn nur der Anspruchsgrund strittig sei. Zwischen den Parteien habe die Frage der Beendigung des Arbeitsverhältnisses und nicht der Urlaubsabgeltungsanspruch der Klägerin im Vordergrund gestanden. Aus den ihr vorliegenden Unterlagen habe die Beklagte leicht ersehen können, in welchen Zeiträumen die Klägerin bei ihr Urlaub genommen habe, insbesondere dass ihr wegen ihrer Erkrankung ab dem 27. März 2006 kein Urlaub mehr gewährt worden sei. Daraus habe sich für die Beklagte ergeben, dass der Klägerin für diesen Zeitraum mindestens der gesetzliche Urlaubsanspruch in Höhe von 20 Arbeitstagen zugestanden habe. Die Höhe des Urlaubsabgeltungsanspruches habe sie durch eine Multiplikation mit dem der Klägerin zustehenden Stundensatz leicht errechnen können. Ihr sei damit der Grund und der Umfang der streitigen Forderung erkennbar gewesen, so dass eine Konkretisierung nicht erforderlich gewesen sei. Die Klägerin habe ihren Urlaubsabgeltungsanspruch in der Kündigungsschutzklage auch bereits wirksam geltend machen können, obwohl sie diesen Anspruch zu diesem Zeitpunkt noch nicht habe einklagen können. § 28 Abs. 1 BasisTV sei dahingehend auszulegen, dass auch eine Geltendmachung vor Fälligkeit möglich sein solle und die Angabe des Zeitraums von sechs Monaten nach Fälligkeit lediglich dazu diene, das Ende der Ausschlussfrist sicher zu bestimmen. Die tariflichen Ausschlussfristen hätten den Sinn, möglichst zeitnah das Bestehen oder Nichtbestehen von Ansprüchen beider Parteien festzustellen, um Beweisschwierigkeiten zu verhindern und Klarheit zu schaffen. Diesem Zweck genüge auch die Geltendmachung schon vor Fälligkeit des Urlaubsabgeltungsanspruchs. Durch die ausdrückliche Geltendmachung in der Kündigungsschutzklage habe der Beklagten deutlich werden müssen, dass die Klägerin für den Fall der streitigen Beendigung des Arbeitsverhältnisses ihren Urlaubsabgeltungsanspruch verfolge. Die Klägerin habe daher ihren Anspruch rechtzeitig geltend gemacht, so dass es nicht mehr darauf ankomme, ob die Verfallfrist mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses am 31. Mai 2010 oder aber erst mit Abschluss des Vergleiches am 14. Juli 2010 begonnen habe.

17

Gegen das ihr am 28. April 2011 zugestellte Urteil des Arbeitsgerichts hat die Beklagte mit Schriftsatz vom 06. Mai 2011, beim Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz am 09. Mai 2011 eingegangen, Berufung eingelegt und diese mit Schriftsatz vom 27. Juni 2011, beim Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz am gleichen Tag eingegangen, begründet.

18

Die Beklagte trägt vor, die Klägerin habe den Urlaubsabgeltungsanspruch nicht rechtzeitig innerhalb der tarifvertraglichen Ausschlussfrist geltend gemacht. Die Geltendmachung in der Klageschrift des Vorverfahrens vom 26. Oktober 2009 genüge nicht den Anforderungen des § 28 BasisTV. Vielmehr sei damit lediglich floskelhaft und ohne Bezug auf konkrete Ansprüche alles geltend gemacht worden, was irgendwie möglich erschienen sei. Die bedingte Geltendmachung für den Fall des Annahmeverzuges widerspreche einer klaren und unbedingten Geltendmachung. Es könne nicht erwartet werden, dass sie sich den Sinn des Urlaubsabgeltungsanspruchs selbst erschließen müsse. Auch könne nicht darauf abgestellt werden, dass ein unklarer, unbestimmter und zudem noch eindeutig bedingter Anspruch so verstanden werden müsse, wie er aus Sicht der Klägerin bzw. des Arbeitsgerichts nur Sinn ergeben könne. Der Anspruch sei keineswegs ausreichend bestimmt und weder hinsichtlich des Grundes noch der Höhe nach unstreitig. Bezüglich des Anspruchsgrundes sei bereits der vorliegende Rechtsstreit Indiz genug. Auch die ursprünglich geforderte Höhe des Urlaubsabgeltungsanspruchs sei von ihr in Abrede gestellt worden, was tatsächlich zu einer Korrektur der Klageforderung geführt habe. Entgegen der vom Arbeitsgericht vorgenommenen Auslegung des § 28 BasisTV ergebe sich aus dem Zusatz "nach Fälligkeit", dass damit eine Geltendmachung vor Fälligkeit ausgeschlossen sei. Auch im Hinblick auf die von einer tarifvertraglichen Ausschlussfrist bezweckte Rechtsklarheit mache es keinen Sinn, irgendwelche möglicherweise zukünftig entstehenden Ansprüche geltend zu machen, selbst wenn sie noch nicht einmal entstanden seien. Anderenfalls könnte man ohne bzw. bereits bei geringfügigem Anlass im Hinblick auf mögliche spätere Ansprüche pauschal alle vertraglichen Leistungen geltend machen, um damit der Anwendbarkeit einer Ausschlussfrist zuvor zu kommen. Mithin sei die Formulierung in der Klageschrift vom 26. Oktober 2009 nicht als ausreichende Geltendmachung anzusehen. Auf den Zeitpunkt des Vergleichsabschlusses im Kündigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht Mainz komme es nicht an. Die Rechtsfolge der Beendigung des Arbeitsverhältnisses sei nicht durch den Vergleich, sondern gemäß dessen eindeutigen Wortlaut durch die Kündigung vom 07. Oktober 2009 herbeigeführt worden. Im Übrigen seien mögliche Urlaubsabgeltungsansprüche durch den im Kündigungsschutzverfahren abgeschlossenen Vergleich ausgeschlossen, weil damit dem beidseitigen Verständnis folgend die gegenseitigen Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis abgegolten seien. Sie berufe sich zudem auch auf eine Verjährung der geltend gemachten Ansprüche. Danach wäre zumindest die Abgeltung des verjährten Urlaubs für 2006 nicht geschuldet.

19

Die Beklagte beantragt,

20

das Urteil des Arbeitsgerichts Mainz vom 15. April 2011 - 8 Ca 2556/10 - abzuändern und die Klage abzuweisen.

21

Die Klägerin beantragt,

22

die Berufung zurückzuweisen.

23

Sie erwidert, ihr Klageanspruch sei entgegen der Auffassung der Beklagten nicht verfallen. Das Arbeitsgericht habe zu Recht angenommen, dass sie mit der Erhebung ihrer Kündigungsschutzklage vom 26. Oktober 2009 und der darin enthaltenen Geltendmachung der Urlaubsabgeltung die Ausschlussfrist gewahrt habe. Eine konkrete Bezifferung des Urlaubsabgeltungsanspruchs sei nicht erforderlich gewesen. Vielmehr genüge es, dass die geltend gemachte Forderung aus Sicht des Arbeitgebers konkret bestimmbar sei. Der Beklagten sei nach ihrer Erkrankung die Anzahl der ihr zustehenden Urlaubstage bekannt gewesen. Ebenso sei die Beklagte ohne Weiteres in der Lage gewesen, ihren Zahlungsanspruch pro Urlaubstag zu berechnen. Soweit die Beklagte auf die im erstinstanzlichen Verfahren vorgenommene Korrektur abstelle, sei dies lediglich auf ein Rechenversehen bei der Klage zurückzuführen. Ihre Urlaubsabgeltungsansprüche seien auch nicht durch den im Kündigungsschutzverfahren abgeschlossenen Vergleich mit erledigt worden, weil darin keine Abgeltungsklausel enthalten sei. Hinsichtlich der Ansprüche aus dem Jahre 2006 könne sich die Beklagte nicht auf die Einrede der Verjährung berufen.

24

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Schriftsätze der Parteien nebst Anlagen Bezug genommen.

Entscheidungsgründe

25

Die gemäß § 64 Abs. 1 und 2 Buchst. b ArbGG statthafte Berufung der Beklagten ist form- und fristgerecht eingelegt sowie begründet worden (§§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG i. V. m. 519, 520 ZPO).

26

Die hiernach zulässige Berufung der Beklagten hat auch in der Sache Erfolg.

27

Die zulässige Klage ist unbegründet.

28

Der streitgegenständliche Anspruch auf Abgeltung der gesetzlichen Urlaubsansprüche für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis 31. Mai 2010 in Höhe von 8.628,40 EUR brutto ist nach § 28 Abs. 1 BasisTV verfallen.

I.

29

Auf das Arbeitsverhältnis der Parteien finden sowohl kraft arbeitsvertraglicher Vereinbarung als auch aufgrund beiderseitiger Tarifgebundenheit die Bestimmungen des Basistarifvertrages zu den funktionsgruppenspezifischen Tarifverträgen und funktionsspezifischen Tarifverträgen verschiedener Unternehmen des DB Konzerns (BasisTV), zu denen ausweislich der Anlage 1 die Beklagte gehört, Anwendung. Nach § 28 Abs. 1 BasisTV verfallen Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis, wenn sie nicht innerhalb einer Ausschlussfrist von sechs Monaten nach Fälligkeit schriftlich geltend gemacht werden.

30

Der Anspruch auf Abgeltung des bestehenden Urlaubs entsteht auch bei über das Arbeitsverhältnis hinaus andauernder Arbeitsunfähigkeit gemäß § 7 Abs. 4 BUrlG mit Beendigung des Arbeitsverhältnisses und wird sofort fällig. Er ist nicht Surrogat des Urlaubsanspruchs, sondern reine Geldforderung und unterliegt damit wie andere Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis einzel- und tarifvertraglichen Ausschlussfristen. Das gilt auch für die Abgeltung des nach § 13 Abs. 1 S. 1 i.V.m. § 3 Abs. 1 BUrlG unabdingbaren gesetzlichen Mindesturlaubs (BAG 09. August 2011 - 9 AZR 352/10 - [juris]).

31

Danach hätte die Klägerin den mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses zum 31. Mai 2010 entstandenen und sofort fällig gewordenen Anspruch auf Abgeltung ihrer gesetzlichen Urlaubsansprüche innerhalb der sechsmonatigen Ausschlussfrist des § 28 Abs. 1 BasisTV bis zum 30. November 2010 schriftlich geltend machen müssen. Daran fehlt es. Die Fälligkeit des Urlaubsabgeltungsanspruchs ist durch die von der Klägerin vor dem Arbeitsgericht Mainz erhobene Kündigungsschutzklage (Az.: 1 Ca 2366/09) nicht bis zum Abschluss des Vergleichs vom 14. Juli 2010 hinausgeschoben worden. Die Kündigungsschutzklage beinhaltet auch keine Geltendmachung des Anspruchs auf Abgeltung von Urlaubsansprüchen aus der Zeit bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses der Parteien zum 31. Mai 2010. Mit der vorliegenden Klage vom 23. Dezember 2010 hat die Klägerin den Anspruch nicht rechtzeitig geltend gemacht. Der Klageanspruch ist damit verfallen.

32

1. Entgegen der Ansicht der Klägerin ist der Anspruch nicht erst mit Abschluss des Vergleichs vom 14. Juli 2010 im vorangegangenen Kündigungsschutzverfahren, sondern bereits mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses der Parteien zum 31. Mai 2010 fällig geworden.

33

§ 28 Abs. 1 BasisTV stellt allein auf die Fälligkeit des Anspruchs ab. Der Umstand, dass die Klägerin mit der von ihr erhobenen Kündigungsschutzklage die von der Beklagten zum 31. Mai 2010 ausgesprochene Kündigung angegriffen hat und über deren Wirksamkeit Streit zwischen den Parteien bestand, hat die Fälligkeit des Anspruchs nicht hinausgeschoben. Die Fälligkeit eines Anspruchs tritt unabhängig davon ein, ob der Gläubiger den Anspruch oder die anspruchsbegründenden Voraussetzungen kennt. Sinn und Zweck einer tariflichen Ausschlussklausel ist es, dem Anspruchschuldner innerhalb der tariflichen Ausschlussfristen vor Augen zu führen, welche Ansprüche gegen ihn noch erhoben werden sollen. Sind solche Ansprüche nicht innerhalb der Ausschlussfrist geltend gemacht worden, soll er darauf vertrauen können, dass er mit weiteren Ansprüchen nicht zu rechnen braucht. Der damit bezweckte Rechtsfriede könnte nicht erreicht werden, wenn für den Beginn der Ausschlussfrist auf die Kenntnis des Gläubigers vom Bestehen des Anspruchs abgestellt würde (BAG 03. August 1982 - 1 AZR 45/81 - [juris], zu 2 der Gründe). Nach § 28 Abs. 3 BasisTV gilt etwas anderes nur dann, wenn Ansprüche für den Beanstandenden nachweisbar erst zu einem späteren Zeitpunkt erkennbar wurden.

34

Im Streitfall kann nicht angenommen werden, die Klägerin wäre angesichts der Ungewissheit über das Ende des Arbeitsverhältnisses nicht in der Lage gewesen, ihren Anspruch auf Abgeltung von Urlaubsansprüchen für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis 31. Mai 2010 rechtzeitig geltend zu machen. Vielmehr ist die Klägerin - im Gegenteil - sogar der Ansicht, sie habe diesen Anspruch bereits mit ihrer Kündigungsschutzklage vom 26. Oktober 2009 geltend gemacht. Auch wenn die Klägerin mit ihrer Kündigungsschutzklage in erster Linie die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses begehrte, entband sie das nicht von der Notwendigkeit, ihren Urlaubsabgeltungsanspruch für den Fall geltend zu machen, dass ihre Kündigungsschutzklage abgewiesen wurde, zumal diese Möglichkeit in Anbetracht ihrer bereits seit dem 27. März 2006 ununterbrochen bestehenden Arbeitsunfähigkeit zumindest nahelag (vgl. BAG 03. August 1982 - 1 AZR 45/81 - [juris], zu 2 der Gründe). Dem steht auch nicht entgegen, dass eine an die Beendigung des Arbeitsverhältnisses anknüpfende kürzere Ausschlussfrist nicht zu laufen beginnt, solange wegen des Schwebens eines Kündigungsschutzprozesses die Beendigung des Arbeitsverhältnisses nicht feststeht (BAG 3. Dezember 1970 - 5 AZR 68/70 - BAGE 23, 110; 11. Februar 2009 - 5 AZR 168/08 - NZA 2009, 687), weil dies einen anderen Sachverhalt betrifft. Soweit eine tarifliche Ausschlussklausel selbst an die Beendigung des Arbeitsverhältnisses anknüpft, beginnt diese Ausschlussfrist erst dann zu laufen, wenn die Beendigung des Arbeitsverhältnisses zwischen den Vertragsparteien feststeht. Auf eine Ausschlussklausel, die nicht auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses, sondern - wie hier - auf die Fälligkeit des Anspruchs abstellt, kann dieser Rechtssatz nicht übertragen werden (BAG 03. August 1982 - 1 AZR 45/81 - [juris], zu 2 der Gründe).

35

Nach dem geschlossenen Vergleich vom 14. Juli 2010 sind sich die Parteien darüber einig, dass ihr Arbeitsverhältnis aufgrund der Kündigung vom 7. Oktober 2009 zum 31. Mai 2010 sein Ende gefunden hat. Die Klageforderung ist demgemäß mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses zum 31. Mai 2010 aufgrund der von der Beklagten ausgesprochenen Kündigung fällig geworden.

36

2. Die Klägerin hat den streitgegenständlichen Anspruch auf Abgeltung der gesetzlichen Urlaubsansprüche aus der Zeit vom 01. Januar 2006 bis zum 31. Mai 2010 nicht bereits mit ihrer vor dem Arbeitsgericht Mainz erhobenen Kündigungsschutzklage vor Entstehung und Fälligkeit des Anspruchs geltend gemacht. Auf die Frage, ob eine die tarifliche Ausschlussfrist wahrende Geltendmachung bereits vor dem Entstehen des Urlaubsabgeltungsanspruchs überhaupt möglich ist, kommt es daher nicht an.

37

a) Ausschlussfristen dienen der Rechtssicherheit und bezwecken, dass sich der Anspruchsgegner auf die aus Sicht des Anspruchstellers noch offenen Forderungen rechtzeitig einstellt, Beweise sichert oder vorsorglich Rücklagen bilden kann. Die Geltendmachung setzt voraus, dass der Anspruch seinem Grunde nach hinreichend deutlich bezeichnet und die Höhe des Anspruchs, sowie der Zeitraum, für den er verfolgt wird, mit der für den Schuldner notwendigen Deutlichkeit ersichtlich geltend gemacht wird. Deshalb müssen die Art des Anspruchs sowie die Tatsachen, auf die der Anspruch gestützt wird, erkennbar sein, während eine rechtliche Begründung nicht erforderlich ist (BAG 22. April 2004 - 8 AZR 652/02 - AP BAT-O §§ 22, 23 Nr. 28, zu II 1 a der Gründe).

38

b) Ausgehend von diesen Grundsätzen beinhaltet die Klageschrift vom 26. Oktober 2009 im vorangegangenen Kündigungsschutzverfahren der Parteien keine ausreichende Geltendmachung des mit der vorliegenden Klage verfolgten Anspruchs.

39

Im vorletzten Absatz der Kündigungsschutzklage vom 26. Oktober 2009 hat die Klägerin lediglich Ansprüche "für den Fall des Annahmeverzuges" geltend gemacht, d.h. die auf der Kündigungsschutzklage aufbauenden Ansprüche, die sich aufgrund der geltend gemachten Unwirksamkeit der Kündigung aus dem Fortbestehen des Arbeitsverhältnisses über den Ablauf der Kündigungsfrist hinaus ergeben würden. Bei den im Satz 2 des vorletzten Absatzes der Kündigungsschutzklage aufgeführten "Leistungen" - u.a. auch "Urlaubsabgeltung" - handelt es sich gemäß der ausdrücklichen Bezugnahme auf den vorangegangenen Satz 1 ("Dies bezieht sich auf…") um eine Bezeichnung der Art der für den Fall des Annahmeverzuges geltend gemachten Ansprüche. Damit hat die Klägerin allenfalls Urlaubsansprüche für den Annahmeverzugszeitraum nach Ablauf der Kündigungsfrist geltend gemacht. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass eine Abgeltung von Urlaubsansprüchen nur für den Fall der Beendigung des Arbeitsverhältnisses beansprucht werden kann. Insbesondere führt die pauschale Geltendmachung eines Anspruchs auf Urlaubsabgeltung "für den Fall des Annahmeverzuges" nicht etwa dazu, dass der Arbeitgeber selbst zu ergründen hat, ob und ggf. welche Urlaubsansprüche aus welchen Urlaubsjahren im Falle einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses abzugelten sein könnten. Die pauschale Geltendmachung sämtlicher Ansprüche "für den Fall des Annahmeverzuges" umfasst jedenfalls nicht den streitgegenständlichen Zeitraum vom 01. Januar 2006 bis 31. Mai 2010, für den die Klägerin im vorliegenden Verfahren die Abgeltung ihrer gesetzlichen Urlaubsansprüche verlangt. Der vorletzte Absatz der Kündigungsschutzklage vom 26. Oktober 2009 lässt nicht einmal ansatzweise erkennen, ob und ggf. für welchen Zeitraum bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses zum 31. Mai 2010 die Abgeltung welcher Urlaubsansprüche geltend gemacht werden soll.

40

Mithin ist der mit der vorliegenden Klage verfolgte Anspruch auf Abgeltung der für die Zeit vom 01. Januar 2006 bis 31. Mai 2010 entstandenen gesetzlichen Urlaubsansprüche mangels ausreichender Geltendmachung innerhalb der tariflichen Ausschlussfrist verfallen.

II.

41

Die Kostenentscheidung folgt aus § 91 Abs. 1 ZPO.

42

Die Revision konnte nicht zugelassen werden, weil hierfür die gesetzlichen Voraussetzungen (§ 72 Abs. 2 ArbGG) nicht vorliegen.

Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre.

(1) Die regelmäßige Verjährungsfrist beginnt, soweit nicht ein anderer Verjährungsbeginn bestimmt ist, mit dem Schluss des Jahres, in dem

1.
der Anspruch entstanden ist und
2.
der Gläubiger von den den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen müsste.

(2) Schadensersatzansprüche, die auf der Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit oder der Freiheit beruhen, verjähren ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.

(3) Sonstige Schadensersatzansprüche verjähren

1.
ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in zehn Jahren von ihrer Entstehung an und
2.
ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.
Maßgeblich ist die früher endende Frist.

(3a) Ansprüche, die auf einem Erbfall beruhen oder deren Geltendmachung die Kenntnis einer Verfügung von Todes wegen voraussetzt, verjähren ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Entstehung des Anspruchs an.

(4) Andere Ansprüche als die nach den Absätzen 2 bis 3a verjähren ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in zehn Jahren von ihrer Entstehung an.

(5) Geht der Anspruch auf ein Unterlassen, so tritt an die Stelle der Entstehung die Zuwiderhandlung.

Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre.

(1) Die regelmäßige Verjährungsfrist beginnt, soweit nicht ein anderer Verjährungsbeginn bestimmt ist, mit dem Schluss des Jahres, in dem

1.
der Anspruch entstanden ist und
2.
der Gläubiger von den den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen müsste.

(2) Schadensersatzansprüche, die auf der Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit oder der Freiheit beruhen, verjähren ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.

(3) Sonstige Schadensersatzansprüche verjähren

1.
ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in zehn Jahren von ihrer Entstehung an und
2.
ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.
Maßgeblich ist die früher endende Frist.

(3a) Ansprüche, die auf einem Erbfall beruhen oder deren Geltendmachung die Kenntnis einer Verfügung von Todes wegen voraussetzt, verjähren ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Entstehung des Anspruchs an.

(4) Andere Ansprüche als die nach den Absätzen 2 bis 3a verjähren ohne Rücksicht auf die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in zehn Jahren von ihrer Entstehung an.

(5) Geht der Anspruch auf ein Unterlassen, so tritt an die Stelle der Entstehung die Zuwiderhandlung.

(1) Bei der zeitlichen Festlegung des Urlaubs sind die Urlaubswünsche des Arbeitnehmers zu berücksichtigen, es sei denn, daß ihrer Berücksichtigung dringende betriebliche Belange oder Urlaubswünsche anderer Arbeitnehmer, die unter sozialen Gesichtspunkten den Vorrang verdienen, entgegenstehen. Der Urlaub ist zu gewähren, wenn der Arbeitnehmer dies im Anschluß an eine Maßnahme der medizinischen Vorsorge oder Rehabilitation verlangt.

(2) Der Urlaub ist zusammenhängend zu gewähren, es sei denn, daß dringende betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe eine Teilung des Urlaubs erforderlich machen. Kann der Urlaub aus diesen Gründen nicht zusammenhängend gewährt werden, und hat der Arbeitnehmer Anspruch auf Urlaub von mehr als zwölf Werktagen, so muß einer der Urlaubsteile mindestens zwölf aufeinanderfolgende Werktage umfassen.

(3) Der Urlaub muß im laufenden Kalenderjahr gewährt und genommen werden. Eine Übertragung des Urlaubs auf das nächste Kalenderjahr ist nur statthaft, wenn dringende betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe dies rechtfertigen. Im Fall der Übertragung muß der Urlaub in den ersten drei Monaten des folgenden Kalenderjahrs gewährt und genommen werden. Auf Verlangen des Arbeitnehmers ist ein nach § 5 Abs. 1 Buchstabe a entstehender Teilurlaub jedoch auf das nächste Kalenderjahr zu übertragen.

(4) Kann der Urlaub wegen Beendigung des Arbeitsverhältnisses ganz oder teilweise nicht mehr gewährt werden, so ist er abzugelten.

(1) Stehen Verkehrs-, Telekommunikations- oder Versorgungseinrichtungen und -anlagen sowie Einrichtungen und Anlagen der Abwasserwirtschaft infolge der Landbeschaffung nicht mehr zur Verfügung und ist ihr Ersatz oder ihre Verlegung erforderlich, so hat der Erwerber dem Träger der Aufgabe die Kosten des Ersatzes oder der Verlegung zu erstatten. Vorteile und Nachteile, die dem Träger der Aufgabe im Zusammenhang mit dem Ersatz oder der Verlegung entstehen, sind angemessen auszugleichen. Die zuständige Behörde (§ 8) setzt die Höhe der Kosten fest.

(2) Unbeschadet der Verpflichtungen des Erwerbers nach Landesrecht oder kommunalen Satzungen kann sich der Bund an sonstigen Aufwendungen, die durch Vorkehrungen im öffentlichen Interesse entstehen, beteiligen.

Das Gericht kann, wenn die Entscheidung des Rechtsstreits ganz oder zum Teil von dem Bestehen oder Nichtbestehen eines Rechtsverhältnisses abhängt, das den Gegenstand eines anderen anhängigen Rechtsstreits bildet oder von einer Verwaltungsbehörde festzustellen ist, anordnen, daß die Verhandlung bis zur Erledigung des anderen Rechtsstreits oder bis zur Entscheidung der Verwaltungsbehörde auszusetzen sei.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

(1) Soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt, gilt für die Vollstreckung das Achte Buch der Zivilprozeßordnung entsprechend. Vollstreckungsgericht ist das Gericht des ersten Rechtszugs.

(2) Urteile auf Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen können nur wegen der Kosten für vorläufig vollstreckbar erklärt werden.

(1) Gegen Endurteile einschließlich der Teilurteile nach § 110 und gegen Zwischenurteile nach den §§ 109 und 111 steht den Beteiligten die Berufung zu, wenn sie von dem Verwaltungsgericht oder dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird.

(2) Die Berufung ist nur zuzulassen,

1.
wenn ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,
2.
wenn die Rechtssache besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,
3.
wenn die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,
4.
wenn das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
5.
wenn ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.

(1) Das Verwaltungsgericht lässt die Berufung in dem Urteil zu, wenn die Gründe des § 124 Abs. 2 Nr. 3 oder Nr. 4 vorliegen. Das Oberverwaltungsgericht ist an die Zulassung gebunden. Zu einer Nichtzulassung der Berufung ist das Verwaltungsgericht nicht befugt.

(2) Die Berufung ist, wenn sie von dem Verwaltungsgericht zugelassen worden ist, innerhalb eines Monats nach Zustellung des vollständigen Urteils bei dem Verwaltungsgericht einzulegen. Die Berufung muss das angefochtene Urteil bezeichnen.

(3) Die Berufung ist in den Fällen des Absatzes 2 innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollständigen Urteils zu begründen. Die Begründung ist, sofern sie nicht zugleich mit der Einlegung der Berufung erfolgt, bei dem Oberverwaltungsgericht einzureichen. Die Begründungsfrist kann auf einen vor ihrem Ablauf gestellten Antrag von dem Vorsitzenden des Senats verlängert werden. Die Begründung muss einen bestimmten Antrag enthalten sowie die im Einzelnen anzuführenden Gründe der Anfechtung (Berufungsgründe). Mangelt es an einem dieser Erfordernisse, so ist die Berufung unzulässig.

(4) Wird die Berufung nicht in dem Urteil des Verwaltungsgerichts zugelassen, so ist die Zulassung innerhalb eines Monats nach Zustellung des vollständigen Urteils zu beantragen. Der Antrag ist bei dem Verwaltungsgericht zu stellen. Er muss das angefochtene Urteil bezeichnen. Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollständigen Urteils sind die Gründe darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist. Die Begründung ist, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht einzureichen. Die Stellung des Antrags hemmt die Rechtskraft des Urteils.

(5) Über den Antrag entscheidet das Oberverwaltungsgericht durch Beschluss. Die Berufung ist zuzulassen, wenn einer der Gründe des § 124 Abs. 2 dargelegt ist und vorliegt. Der Beschluss soll kurz begründet werden. Mit der Ablehnung des Antrags wird das Urteil rechtskräftig. Lässt das Oberverwaltungsgericht die Berufung zu, wird das Antragsverfahren als Berufungsverfahren fortgesetzt; der Einlegung einer Berufung bedarf es nicht.

(6) Die Berufung ist in den Fällen des Absatzes 5 innerhalb eines Monats nach Zustellung des Beschlusses über die Zulassung der Berufung zu begründen. Die Begründung ist bei dem Oberverwaltungsgericht einzureichen. Absatz 3 Satz 3 bis 5 gilt entsprechend.