Verwaltungsgericht München Beschluss, 12. Okt. 2015 - M 10 S 15.3528, M 10 K 15.3527

12.10.2015

Gericht

Verwaltungsgericht München

Tenor

I.

Der Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes wird abgelehnt.

II.

Die Kosten des Verfahrens hat der Antragsteller zu tragen.

III.

Der Streitwert wird auf 2.500,00 EUR festgesetzt.

IV.

Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe wird für dieses und das Klageverfahren (Az. M 10 K 15.3527) abgelehnt.

Gründe

I.

Der Antragsteller begehrt die Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage gegen die Ablehnung seines Antrags auf Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung durch die Antragsgegnerin.

Der 1969 geborene Antragsteller ist serbischer Staatsangehöriger. Er ist im Besitz einer italienischen Daueraufenthaltserlaubnis (Permesso di Soggiorno, ausgestellt am ...6.2013) mit dem Vermerk „Soggiornante di Lungo Periodo-CE“.

Nach eigenen Angaben sprach der Antragsteller nach seiner Einreise nach Deutschland im Januar 2015 bei der Bundesagentur für Arbeit in ... vor, wo man ihm zur Verbesserung seiner Chancen auf dem Arbeitsmarkt die Teilnahme an einem Deutschkurs empfahl. Mit Bescheid vom ... Januar 2015 wurden ihm Leistungen für die Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme bei der Computer-Bildungszentrum ... GmbH im Zeitraum vom 19. Januar 2015 bis 15. Juni 2015 i. H. v. 2.236,80 Euro zzgl. Fahrtkosten bewilligt. Am 9. Februar 2015 meldete sich der Antragsteller nach Aktenlage registerrechtlich an.

In der Zeit vom 9. Februar 2015 bis 6. März 2015 arbeitete der Antragsteller in Teilzeit als Fahrzeugpfleger bei der Firma ... in ... als Fahrzeugpfleger. Gegen die Firma ... führt der Antragsteller ein arbeitsgerichtliches Verfahren wegen Arbeitslohnforderungen (Az.: 21 Ca 3156/15).

Nach Beendigung der Beschäftigung beantragte der Antragsteller beim Jobcenter ... Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Mit Bescheid vom ... April 2015 bewilligte das Jobcenter dem Antragsteller für die Zeit März 2015 bis August 2015 vorläufige Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts in Höhe von 399,-- € monatlich. Im Rahmen seines Antrags auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen vom 22. Mai 2015 teilte ihm das Jobcenter unter dem 26. Mai 2015 mit, dass er hierzu einen gültigen Aufenthaltstitel vorzulegen habe. Nachdem der Antragsteller einen entsprechenden Aufenthaltstitel nicht vorlegen konnte, hob das Jobcenter mit Bescheid vom ... Mai 2015 die Leistungsbewilligung ab dem 1. Juni 2015 auf. Gegen diese Entscheidung suchte der Antragsteller Eilrechtsschutz beim Sozialgericht München (Az.: S 46 AS 1306/15 ER). In dieser Sache schlossen der Antragsteller und das Jobcenter am 24. Juli 2015 einen gerichtlichen Vergleich, wonach der Antragsteller zunächst die Sozialleistungen für die Monate Juni und Juli weiter erhalten sollte und das Jobcenter über seinen Antrag auf Weiterbewilligung für den Zeitraum ab August 2015 alsbald entscheiden solle.

Am 2. Juni 2015 sprach der Antragsteller nach Aktenlage erstmals bei der Antragsgegnerin vor, um einen Aufenthaltstitel zur Arbeitsaufnahme zu beantragen. Dort wurde er zu einer evtl. Ausweisung und Abschiebung angehört. Es wurden ihm eine Grenzübertrittsbescheinigung sowie ein Schreiben ausgehändigt, wonach er verpflichtet sei, das Bundesgebiet bzw. das Vertragsgebiet der Schengen Staaten bis spätestens 31. Juli 2015 zu verlassen; Erwerbstätigkeit wurde nicht gestattet.

Am 10. Juni 2015 beantragte der Antragsteller daraufhin beim Verwaltungsgericht München, die Antragsgegnerin im Wege einer einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihm einen Aufenthaltstitel für Deutschland auszustellen und die gesetzte Ausreisefrist zurückzunehmen (Az. M 10 E 15.2399). Mit Beschluss vom 1. Juli 2015 stellte das Verwaltungsgericht fest, dass der Aufenthalt des Antragstellers bis zur Entscheidung über seinen (mündlich) am 2. Juni 2015 gestellten Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis als geduldet gelte; im Übrigen wurde der Antrag abgelehnt. Auf die Ausführungen im Beschluss vom 1. Juli 2015 wird verwiesen.

Infolge des gerichtlichen Beschlusses gewährte die Antragsgegnerin dem Antragsteller eine Frist zur Arbeitsplatzsuche bis zum Ablauf der Grenzübertrittsbescheinigung am 31. Juli 2015.

Am 16. Juli 2015 sprach der Antragsteller bei der Antragsgegnerin vor und legte eine Bestätigung der Firma ... vom 13./14. Juli 2015 vor, wonach der Antragsteller dort ab sofort als Paketzusteller in Teilzeit beschäftigt werden solle (Bruttolohn 11,25 €/Std.).

Die Antragsgegnerin bat die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) bei der Bundesagentur für Arbeit daraufhin um die Erteilung der Zustimmung zur vom Antragsteller geplanten Beschäftigung. Mit Schreiben vom 22. Juli 2015 teilte die Bundesagentur/Agentur für Arbeit ... der Antragsgegnerin mit, dass die Zustimmung zu dieser Beschäftigung nicht erteilt werde, da bevorrechtigte Bewerber zur Verfügung ständen und außerdem die Entlohnung nicht dem ortsüblichen/tariflichen Mindestlohn von 11,74 €/Std. entspreche. Über das Ergebnis des Zustimmungsverfahrens wurde der Antragsteller mit Schreiben vom 28. Juli 2015 von der Antragsgegnerin unterrichtet.

Mit Bescheid vom ... August 2015 lehnte die Antragsgegnerin den Antrag des Antragstellers auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis ab (Ziffer 1 des Bescheids). Er sei somit zur Ausreise aus dem Bundesgebiet verpflichtet, wozu ihm eine Frist bis zum 18. August 2015 gesetzt werde (Ziffer 2 des Bescheids). Für den Fall der nicht fristgerechten Ausreise wurde ihm die Abschiebung nach Italien oder in einen anderen zur Übernahme bereiten oder verpflichteten Staat angedroht (Ziffer 3 des Bescheids).

Zur Begründung führt der Bescheid aus, der Antragsteller habe keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis gemäß § 38a AufenthG. Diese Vorschrift diene der Umsetzung der Art. 14, 15 der sogenannten Daueraufenthaltsrichtlinie (RL 2003/109/EG), welche daher bei der Auslegung heranzuziehen sei. Zwar sei der Antragsteller im Besitz eines unbefristeten italienischen Aufenthaltstitels (Daueraufenthalt - EG) i. S. v. Art. 2 Buchst. b i. V. m. Art. 4 ff. RL 2003/109/EG). Als langfristig Aufenthaltsberechtigter könne er sich zur Ausübung einer unselbstständigen Beschäftigung in einem zweiten Mitgliedsstaat der EU aufhalten (Art. 14 Abs. 2 Buchstabe a RL 2003/109/EG). Die Mitgliedsstaaten könnten aber dennoch eine Arbeitsmarktprüfung durchführen und hinsichtlich der Anforderungen für die Besetzung einer freien Stelle bzw. hinsichtlich der Ausübung einer solchen Tätigkeit ihre nationalen Verfahren anwenden (Art. 14 Abs. 3 RL 2003/109/EG i. V. m. § 38a Abs. 3 Satz 1, § 18 Abs. 2 AufenthG). Die Anfrage zur Beschäftigung des Antragstellers als Paketzusteller sei von der Zentralen Arbeitsvermittlung versagt worden.

Aber selbst im Falle einer Zusage lägen die allgemeinen Erteilungsvoraussetzungen aus § 5 AufenthG, die hier ebenfalls Anwendung fänden, nicht vor, insbesondere sei der Lebensunterhalt nicht gesichert (§ 5 Abs. 1 Nr. 1, § 2 Abs. 3 Satz 1 AufenthG). Diese Vorgaben seien bezogen auf § 38a Abs. 1 AufenthG gemeinschaftsrechtskonform. Danach sei der Lebensunterhalt eines Ausländers gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten könne. Hierüber könnten die Mitgliedsstaaten gemäß Art. 15 Abs. 2 Buchst. a Richtlinie 2003/109/EG Nachweise verlangen. Der Lebensunterhalt sei bereits dann nicht als gesichert anzusehen, wenn der Ausländer zwar einen Anspruch auf öffentliche, nicht auf eigenen Beiträgen beruhenden Leistungen habe und zwar unabhängig davon, ob er diese tatsächlich in Anspruch nehme.

Der Antragsteller verfüge nicht über einen gesicherten Lebensunterhalt. Bereits kurz nach seiner Einreise sei er unerlaubt einer Beschäftigung als Fahrzeugpfleger nachgegangen, unmittelbar nach deren Verlust nach vier Wochen habe er Sozialleistungen beim Jobcenter beantragt, die ihm auch vorübergehend bewilligt worden seien. Zwar habe der Antragsteller nunmehr die Bestätigung einer Beschäftigung bei der Firma ... vorgelegt, zu der jedoch die Bundesagentur ihre Zustimmung verweigert habe. Einen neuen/weiteren Arbeitsvertrag habe er nicht vorgelegt. Er wohne weiterhin in der Männerpension in der ... Straße 9 in ... (Obdachlosenunterkunft) und könne seinen Lebensunterhalt nicht sichern; er verfüge auch nicht über eigene ausreichende Mittel bzw. über ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Auch verfüge er in der Obdachlosenunterkunft nicht über ausreichenden Wohnraum (Art. 15 Abs. 4 Unterabs. 1 RL 2003/109/EG).

Bis der Drittstaatsangehörige die Rechtstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten erlangt habe, könne der zweite Mitgliedsstaat die Erteilung bzw. Verlängerung des Aufenthaltstitels versagen und den Betroffenen zur Ausreise aus dem Hoheitsgebiet auffordern, wenn die Voraussetzungen der Art. 14, 15 und 16 nicht mehr vorlägen, Art. 22 Abs. 1 Buchst. b Richtlinie 2003/109/EG. Der Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis sei daher abzulehnen. Eine andere Erteilungsgrundlage sei nicht ersichtlich.

Neben dem öffentlichen Interesse seien auch die persönlichen Interessen des Antragstellers bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen gewesen, insbesondere grundrechtliche Positionen. Eine übermäßige Härte sei hier aber aufgrund seiner persönlichen Situation mit der Beendigung seines Aufenthalts in der Bundesrepublik nicht verbunden. Folgen, die außer Verhältnis zum angestrebten Zweck ständen, träten nicht ein. Der Antragsteller lebe noch nicht lange in Deutschland. Vielmehr habe er aufgrund seines Daueraufenthaltsrechts bereits einige Jahre in Italien gelebt und könne sich folglich dort auch wieder problemlos integrieren. Zwar sei die Versagung der Aufenthaltserlaubnis eine einschneidende Maßnahme, ihr stünden jedoch keine Rechtspositionen entgegen, auf deren Bestand der Antragsteller hätte vertrauen dürfen. Die Versagung sei auch nicht unverhältnismäßig, insbesondere die Möglichkeit, unter Beachtung der Einreisebestimmungen als Tourist in die Bundesrepublik Deutschland einzureisen, werde durch die Versagung nicht ausgeschlossen. Insgesamt müsse das persönliche Interesse des Antragstellers an einem Verbleib in Deutschland daher gegenüber dem öffentlichen Interesse an einer Beendigung seines Aufenthalts zurücktreten.

Die Ausreisepflicht ergebe sich aus § 50 Abs. 1 AufenthG, die Ausreisefrist aus § 50 Abs. 2 Satz 1 AufenthG. Diese Frist sei unter Berücksichtigung der bisherigen Aufenthaltsdauer angemessen und ermögliche es, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen. Die Abschiebungsandrohung beruhe auf §§ 58 Abs. 1, 59 Abs. 1 AufenthG.

Der Bescheid wurde dem Antragsteller ausweislich Postzustellungsurkunde am 7. August 2015 zugestellt.

Am 17. August 2015 hat der Antragsteller daraufhin Klage zur Niederschrift beim Verwaltungsgericht München erhoben mit dem Antrag, den Bescheid der Antragsgegnerin vom ... August 2015 aufzuheben und die Antragsgegnerin zu verpflichten, ihm die beantragte Aufenthaltserlaubnis zu erteilen.

Gleichzeitig hat er den Antrag gestellt,

die aufschiebende Wirkung seiner Klage gemäß § 80 Abs. 5 VwGO anzuordnen.

Am 18. August 2015 hat er zudem beantragt,

ihm zur Führung der Verfahren Az. M 10 K 15.3527 und M 10 S 15.3528 Prozesskostenhilfe zu bewilligen.

Zur Klagebegründung verweist er zunächst auf sein Vorbringen im Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Az. M 10 E 15.2399. Ferner macht er geltend, er habe den ihm von der Bundesagentur für Arbeit bewilligten Deutschkurs regelmäßig besucht und auch privat viel gelernt, seine Deutschkenntnisse seien mittlerweile sehr gut. Er habe beim Jobcenter die mündliche Auskunft bekommen, dass er ohne geleistete Arbeit keinen Anspruch auf unterstützende Leistungen hätte. Daher habe er neben dem Unterricht die Stelle bei ... als Fahrzeugpfleger angenommen. Nach Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses habe er beim Jobcenter Leistungen beantragt, im Rahmen des sozialgerichtlichen Verfahrens sei es im Rahmen eines Vergleichs zur Leistungsgewährung bis einschließlich Juli 2015 gekommen, bezüglich der Weiterbewilligung der Leistungen ab August 2015 solle über den Antrag noch entschieden werden. Die Antragsgegnerin habe seinen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis u. a. mit der Begründung abgelehnt, dass er seinen Lebensunterhalt nicht eigenständig sichern und ausreichenden Wohnraum nachweisen könne. Dem sei entgegenzuhalten, dass er seit seiner Einreise in Deutschland alles versucht habe, um schnellstmöglich seinen Lebensunterhalt durch Aufnahme von Arbeitstätigkeit eigenständig bestreiten zu können, er habe in kürzester Zeit auch durch viel Eigenleistung und Eigeninitiative Deutsch gelernt, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Durch das Verhalten des Jobcenters und der Bundesagentur für Arbeit sowie der Antragsgegnerin sei es ihm in den letzten Monaten erschwert worden, sich um eine Arbeitstätigkeit zu kümmern bzw. eine solche aufzunehmen. So habe er im Juli 2015 von der Firma ... ein Angebot als Paketzusteller erhalten, die Tätigkeit aber nicht aufnehmen dürfen, da die Zustimmung seitens der Bundesagentur für Arbeit verweigert worden sei. Diese Arbeit wäre für ihn ein Einstieg gewesen, von Arbeitgeberseite sei von 16 bis 25 Wochenarbeitsstunden die Rede gewesen. Ihm sei bewusst, dass er damit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten könne, er hätte sich aber auf jeden Fall eine Zweitjob gesucht bzw. nach einem besser bezahlten Arbeitsplatz Ausschau gehalten. Ohne Zustimmung zur Arbeitsaufnahme könne er nichts verdienen und schon allein aus diesem Grund keine andere Unterkunft beschaffen. Abschließend weise er darauf hin, dass die Behauptung der Antragsgegnerin im angefochtenen Bescheid vom ... August 2015, dass über seinen Antrag auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen bereits abschließend negativ entschieden worden sei, nicht zutreffe, eine derartige Entscheidung gebe es nicht.

Mit Schreiben vom 1. September 2015 hat die Antragsgegnerin beantragt,

den Antrag abzulehnen.

Zur Begründung verwies sie auf die Ausländerakte sowie den angefochtenen Bescheid. Der Vortrag des Antragstellers in den gerichtlichen Verfahren könne zu keiner anderen Entscheidung beitragen.

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten in den Verfahren Az. M 10 E 15.2399, M 10 S 15.3528 und M 10 K 15.3527 sowie auf die vorgelegten Behördenakten verwiesen.

II.

1. Der Antrag auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes bleibt in der Sache ohne Erfolg.

1.1. Zwar ist der Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Klage zulässig. Denn es ist davon auszugehen, dass mit Stellung des Antrags auf Erteilung der Aufenthaltserlaubnis zunächst zumindest eine Fiktionswirkung nach § 81 Abs. 3 Satz 2 AufenthG eingetreten ist (vgl. dazu die Ausführungen im Beschluss der Kammer vom 1.7.2015 - M 10 E 15.2399). Mit der ablehnenden Entscheidung über den Antrag im angegriffenen Bescheid der Antragsgegnerin vom ... August 2015 ist diese Fiktionswirkung jedoch entfallen. Eine hiergegen gerichtete Klage hat gemäß § 84 Abs. 1 Nr. 1 AufenthG keine aufschiebende Wirkung; dasselbe gilt für die Klage gegen die Abschiebungsandrohung gemäß Art. 21a BayVwZVG. Wird durch die Versagung einer Aufenthaltserlaubnis die Fiktionswirkung beendet, so kann der Betroffene die Wirkungen dieser Beendigung durch einen Antrag nach § 80 Abs. 5 VwGO überprüfen lassen.

2.2. Der Antrag ist aber unbegründet, weil die Voraussetzungen für die Anordnung der aufschiebenden Wirkung der Klage nicht gegeben sind.

Das Gericht trifft im Rahmen des § 80 Abs. 5 VwGO eine eigene, originäre Entscheidung über die Aussetzung bzw. die Aufhebung der Vollziehung aufgrund der sich ihm im Zeitpunkt seiner Entscheidung darbietenden Sach- und Rechtslage. Lässt sich bei der im gerichtlichen Eilverfahren gebotenen summarischen Überprüfung die Rechtswidrigkeit der angefochtenen Verfügung ohne Weiteres feststellen, ist sie also offensichtlich rechtswidrig, so ist die aufschiebende Wirkung des Rechtsbehelfs anzuordnen bzw. wiederherzustellen, weil aus Gründen des effektiven Rechtsschutzes nach Art. 19 Abs. 4 GG an der sofortigen Vollziehung eines offensichtlich rechtswidrigen Bescheides kein öffentliches Interesse bestehen kann. Erweist sich dagegen die angefochtene Verfügung als offensichtlich rechtmäßig, so kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass das öffentliche Interesse an der Vollziehung das private Aufschubinteresse überwiegt.

Nach der im Rahmen des § 80 Abs. 5 VwGO angezeigten summarischen Prüfung ist die Klage zulässig, aber unbegründet, weil der Antragsteller keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis hat (§ 113 Abs. 1, 5 VwGO). Er hat insbesondere keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 38a Abs. 1 Satz 1 AufenthG.

2.2.1. Nach § 38a Abs. 1 Satz 1 AufenthG wird einem Ausländer, der in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten innehat, eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, wenn er sich länger als drei Monate im Bundesgebiet aufhalten will.

Der Antragsteller ist Inhaber einer italienischen Aufenthaltserlaubnis (Permesso di Soggiorno) mit dem Vermerk „Soggiornante di Lungo Periodo-CE“ und ist damit in Italien langfristig aufenthaltsberechtigt, so dass die Voraussetzungen des § 38a Abs. 1 AufenthG vorliegen.

Eine Aufenthaltserlaubnis war dem Antragsteller dennoch nicht zu erteilen, weil die allgemeinen Erteilungsvoraussetzungen des § 5 AufenthG nicht erfüllt sind. Es ist derzeit insbesondere nicht davon auszugehen, dass der Lebensunterhalt des Antragstellers gesichert ist, vgl. § 5 Abs. 1 Nr. 1 AufenthG.

Der Lebensunterhalt eines Ausländers ist gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten kann (§ 2 Abs. 3 Satz 1 AufenthG). Dies ist beim Antragsteller nach dem Stand der Akten nicht der Fall. Das Gericht geht aufgrund der Aktenlage im Rahmen seiner summarischen Prüfung davon aus, dass er seinen Lebensunterhalt nicht dauerhaft ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel sichern kann.

Der Antragsteller geht derzeit keiner Beschäftigung nach. Seit seiner Einreise in das Bundesgebiet war er zwar vier Wochen in Teilzeit bei der Firma ... beschäftigt, nahm aber seit spätestens 1. März 2015 Sozialleistungen in Anspruch (vgl. Bewilligungsbescheid des Jobcenters ... vom ...4.2015).

Am 16. Juli 2015 legte der Antragsteller der Antragsgegnerin zwar eine Bestätigung der Firma ... vom 13./14. Juli 2015 vor, wonach er dort ab sofort mit einem Bruttolohn i. H. v. 11,25 €/Std als Paketzusteller in Teilzeit beschäftigt werden solle. Die Bundesagentur für Arbeit stimmte mit Schreiben vom 22. Juli 2015 der Beschäftigung nicht zu.

Anhaltspunkte dafür, dass die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit hier ausnahmsweise nicht erforderlich gewesen wäre bzw. sie ihre Zustimmung zu Unrecht verweigert hat, weil ihre Einschätzung über die Verfügbarkeit bevorrechtigter Arbeitnehmer falsch sein könnte, bestehen nicht (vgl. §§ 38a Abs. 3 Satz 1, 39 Abs. 2, 18 Abs. 2, 3 AufenthG i. V. m. der Beschäftigungsverordnung - BeschV), auch zumal es sich bei dem vom Antragsteller vorgetragenen Arbeitsplatzangebot der Firma ... (Tätigkeit als Paketzusteller) um eine Tätigkeit handelt, die keine „qualifizierte Berufsausbildung“ voraussetzt; zwischenstaatliche Vereinbarungen mit der Republik Serbien i. S. d. Beschäftigungsverordnung sind ebenfalls nicht ersichtlich.

Die Beteiligung der Bundesagentur für Arbeit und die von dieser durchgeführte Vorrangprüfung verstößt auch nicht gegen europäisches Recht und ist insbesondere mit der Richtlinie 2003/109/EG betreffend die Rechtsstellung der langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsangehörigen (Daueraufenthaltsrichtlinie - RL 2003/109/EG) vereinbar. Nach Art. 14 Abs. 3 RL 2003/109/EG dürfen die Mitgliedstaaten in Fällen der Ausübung einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit eine Arbeitsmarktprüfung durchführen. Es ist daher zulässig, für die Sicherung des Lebensunterhalts durch eine Erwerbstätigkeit auf eine entsprechende Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit zu bestehen (vgl. BayVGH, B. v. 7.1.2013 - 10 C 12.2399 - juris Rn. 16 m. w. N.). Der Antragsteller hat als Inhaber eines Daueraufenthaltstitels eines anderen Mitgliedstaates der Europäischen Union keinen Anspruch auf vorrangigen Zugang zum Arbeitsmarkt.

Weil er damit nach dem derzeitigen Stand der Akten seinen Lebensunterhalt zukünftig nicht durch die Ausübung einer rechtmäßigen Tätigkeit sicherstellen kann, wird die Klage des Antragstellers Klage voraussichtlich erfolglos bleiben, soweit er die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 38a AufenthG begehrt.

2.2.2. Auch im Übrigen hat der Antragsteller keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach anderen Abschnitten des Aufenthaltsgesetzes. Die Tatbestände für einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen sind nicht erfüllt.

2.2.3. Die Ausreiseverpflichtung ergibt sich aus § 50 Abs. 1 AufenthG; die Androhung der Abschiebung beruht auf § 59 Abs. 1, 2 AufenthG.

2.3. Auch unter Berücksichtigung der Gesamtumstände ist dem öffentlichen Interesse an dem sofortigen Vollzug des angegriffenen Bescheids der Vorrang vor dem privaten Interesse des Antragstellers am Verbleib im Bundesgebiet bis zur Entscheidung in der Hauptsache einzuräumen. Es liegen keine Umstände vor, die ein Absehen vom gesetzlich angeordneten Sofortvollzug erforderlich machen würden. Ein besonders schutzwürdiges Interesse des Antragstellers an einem weiteren Verbleib im Bundesgebiet ist nicht zu erkennen. Insbesondere stellt die Rückkehr nach Italien keine unzumutbare Härte dar, schließlich hat der Antragsteller insoweit einen dauerhaften Aufenthaltstitel und hielt sich in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum dort auf, so dass er mit dem dortigen Leben vertraut ist.

3. Der Antrag war daher mit der Kostenfolge aus § 154 Abs. 1 VwGO abzulehnen.

4. Die Streitwertfestsetzung beruht auf § 53 Abs. 2 Nr. 2, § 52 Abs. 1 GKG i. V. m. Nrn. 1.5 und 8.1 des Streitwertkatalogs.

5. Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe war für das Eilverfahren Az. M 10 S 15.3528 sowie für das Klageverfahren Az. M 10 K 15.3527 unabhängig von der Frage der Bedürftigkeit abzulehnen, weil die Rechtsverfolgung unter Bezugnahme auf vorstehende Erwägungen insoweit jeweils keine hinreichenden Erfolgsaussichten im Sinne von § 166 VwGO i. V. m. §§ 114 ff. ZPO hat.

Die Entscheidung über die Prozesskostenhilfe ergeht kostenfrei; Auslagen werden nicht erstattet.

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Gesetz


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Verwaltungsgericht München Urteil, 12. Nov. 2015 - M 10 K 15.3527

bei uns veröffentlicht am 12.11.2015

Tenor I. Die Klage wird abgewiesen. II. Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens zu tragen. III. Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar. Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistun

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Tenor

I.

Die Klage wird abgewiesen.

II.

Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.

III.

Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar.

Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagte vorher Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

Tatbestand

Die Klage richtet sich auf die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung.

Der 1969 geborene Kläger ist serbischer Staatsangehöriger. Er ist im Besitz einer italienischen Daueraufenthaltserlaubnis (Permesso di Soggiorno, ausgestellt am ...6.2013) mit dem Vermerk „Soggiornante di Lungo Periodo-CE“.

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In der Zeit vom 9. Februar 2015 bis 6. März 2015 arbeitete der Kläger in Teilzeit als Fahrzeugpfleger bei der Firma ... in ... als Fahrzeugpfleger. Gegen die Firma ... führt der Kläger ein arbeitsgerichtliches Verfahren wegen Arbeitslohnforderungen (Az.: 21 Ca 3156/15).

Nach Beendigung der Beschäftigung beantragte der Kläger beim Jobcenter ... Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Mit Bescheid vom ... April 2015 bewilligte das Jobcenter dem Kläger für die Zeit März 2015 bis August 2015 vorläufige Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts in Höhe von 399,- € monatlich. Im Rahmen seines Antrags auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen vom 22. Mai 2015 teilte ihm das Jobcenter unter dem 26. Mai 2015 mit, dass er hierzu einen gültigen Aufenthaltstitel vorzulegen habe. Nachdem der Kläger einen entsprechenden Aufenthaltstitel nicht vorlegen konnte, hob das Jobcenter mit Bescheid vom ... Mai 2015 die Leistungsbewilligung ab dem 1. Juni 2015 auf. Gegen diese Entscheidung suchte der Kläger Eilrechtsschutz beim Sozialgericht München (Az.: S 46 AS 1306/15 ER). In dieser Sache schlossen der Kläger und das Jobcenter am 24. Juli 2015 einen gerichtlichen Vergleich, wonach der Kläger zunächst die Sozialleistungen für die Monate Juni und Juli weiter erhalten sollte und das Jobcenter über seinen Antrag auf Weiterbewilligung für den Zeitraum ab August 2015 alsbald entscheiden solle.

Am 2. Juni 2015 sprach der Kläger nach Aktenlage erstmals bei der Beklagten vor, um einen Aufenthaltstitel zur Arbeitsaufnahme zu beantragen. Dort wurde er zu einer evtl. Ausweisung und Abschiebung angehört. Es wurden ihm eine Grenzübertrittsbescheinigung sowie ein Schreiben ausgehändigt, wonach er verpflichtet sei, das Bundesgebiet bzw. das Vertragsgebiet der Schengen Staaten bis spätestens 31. Juli 2015 zu verlassen; Erwerbstätigkeit wurde nicht gestattet.

Am 10. Juni 2015 beantragte der Kläger daraufhin beim Verwaltungsgericht München, die Beklagte im Wege einer einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihm einen Aufenthaltstitel für Deutschland auszustellen und die gesetzte Ausreisefrist zurückzunehmen (Az. M 10 E 15.2399). Mit Beschluss vom 1. Juli 2015 stellte das Verwaltungsgericht fest, dass der Aufenthalt des Klägers bis zur Entscheidung über seinen (mündlich) am 2. Juni 2015 gestellten Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis als geduldet gelte; im Übrigen wurde der Antrag abgelehnt. Auf die Ausführungen im Beschluss vom 1. Juli 2015 wird verwiesen.

Infolge des gerichtlichen Beschlusses gewährte die Beklagte dem Kläger eine Frist zur Arbeitsplatzsuche bis zum Ablauf der Grenzübertrittsbescheinigung am 31. Juli 2015.

Am 16. Juli 2015 sprach der Kläger bei der Beklagten vor und legte eine Bestätigung der Firma ... vom 13./14. Juli 2015 vor, wonach der Kläger dort ab sofort als Paketzusteller in Teilzeit beschäftigt werden solle (Bruttolohn 11,25 €/Std.).

Die Beklagte bat die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) bei der Bundesagentur für Arbeit daraufhin um die Erteilung der Zustimmung zur vom Kläger geplanten Beschäftigung. Mit Schreiben vom 22. Juli 2015 teilte die Bundesagentur/Agentur für Arbeit ... der Beklagten mit, dass die Zustimmung zu dieser Beschäftigung nicht erteilt werde, da bevorrechtigte Bewerber zur Verfügung ständen und außerdem die Entlohnung nicht dem ortsüblichen/tariflichen Mindestlohn von 11,74 €/Std. entspreche. Über das Ergebnis des Zustimmungsverfahrens wurde der Kläger mit Schreiben vom 28. Juli 2015 von der Beklagten unterrichtet.

Mit Bescheid vom ... August 2015 lehnte die Beklagte den Antrag des Klägers auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis ab (Ziffer 1 des Bescheids). Er sei somit zur Ausreise aus dem Bundesgebiet verpflichtet, wozu ihm eine Frist bis zum 18. August 2015 gesetzt werde (Ziffer 2 des Bescheids). Für den Fall der nicht fristgerechten Ausreise wurde ihm die Abschiebung nach Italien oder in einen anderen zur Übernahme bereiten oder verpflichteten Staat angedroht (Ziffer 3 des Bescheids).

Zur Begründung führt der Bescheid aus, der Kläger habe keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis gemäß § 38a AufenthG. Diese Vorschrift diene der Umsetzung der Art. 14, 15 der sogenannten Daueraufenthaltsrichtlinie (RL 2003/109/EG), welche daher bei der Auslegung heranzuziehen sei. Zwar sei der Kläger im Besitz eines unbefristeten italienischen Aufenthaltstitels (Daueraufenthalt - EG) i. S. v. Art. 2 Buchst. b i. V. m. Art. 4 ff. RL 2003/109/EG. Als langfristig Aufenthaltsberechtigter könne er sich zur Ausübung einer unselbstständigen Beschäftigung in einem zweiten Mitgliedsstaat der EU aufhalten (Art. 14 Abs. 2 Buchstabe a RL 2003/109/EG). Die Mitgliedsstaaten könnten aber dennoch eine Arbeitsmarktprüfung durchführen und hinsichtlich der Anforderungen für die Besetzung einer freien Stelle bzw. hinsichtlich der Ausübung einer solchen Tätigkeit ihre nationalen Verfahren anwenden (Art. 14 Abs. 3 RL 2003/109/EG i. V. m. § 38a Abs. 3 Satz 1, § 18 Abs. 2 AufenthG). Die Anfrage zur Beschäftigung des Klägers als Paketzusteller sei von der Zentralen Arbeitsvermittlung versagt worden.

Aber selbst im Falle einer Zusage lägen die allgemeinen Erteilungsvoraussetzungen aus § 5 AufenthG, die hier ebenfalls Anwendung fänden, nicht vor, insbesondere sei der Lebensunterhalt nicht gesichert (§ 5 Abs. 1 Nr. 1, § 2 Abs. 3 Satz 1 AufenthG). Diese Vorgaben seien bezogen auf § 38a Abs. 1 AufenthG gemeinschaftsrechtskonform. Danach sei der Lebensunterhalt eines Ausländers gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten könne. Hierüber könnten die Mitgliedsstaaten gemäß Art. 15 Abs. 2 Buchst. a Richtlinie 2003/109/EG Nachweise verlangen. Der Lebensunterhalt sei bereits dann nicht als gesichert anzusehen, wenn der Ausländer zwar einen Anspruch auf öffentliche, nicht auf eigenen Beiträgen beruhenden Leistungen habe und zwar unabhängig davon, ob er diese tatsächlich in Anspruch nehme.

Der Kläger verfüge nicht über einen gesicherten Lebensunterhalt. Bereits kurz nach seiner Einreise sei er unerlaubt einer Beschäftigung als Fahrzeugpfleger nachgegangen, unmittelbar nach deren Verlust nach vier Wochen habe er Sozialleistungen beim Jobcenter beantragt, die ihm auch vorübergehend bewilligt worden seien. Zwar habe der Kläger nunmehr die Bestätigung einer Beschäftigung bei der Firma ... vorgelegt, zu der jedoch die Bundesagentur ihre Zustimmung verweigert habe. Einen neuen/weiteren Arbeitsvertrag habe er nicht vorgelegt. Er wohne weiterhin in der Männerpension in der ... Straße 9 in ... (Obdachlosenunterkunft) und könne seinen Lebensunterhalt nicht sichern; er verfüge auch nicht über eigene ausreichende Mittel bzw. über ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Auch verfüge er in der Obdachlosenunterkunft nicht über ausreichenden Wohnraum (Art. 15 Abs. 4 Unterabs. 1 RL 2003/109/EG).

Bis der Drittstaatsangehörige die Rechtstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten erlangt habe, könne der zweite Mitgliedsstaat die Erteilung bzw. Verlängerung des Aufenthaltstitels versagen und den Betroffenen zur Ausreise aus dem Hoheitsgebiet auffordern, wenn die Voraussetzungen der Art. 14, 15 und 16 nicht mehr vorlägen, Art. 22 Abs. 1 Buchst. b Richtlinie 2003/109/EG. Der Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis sei daher abzulehnen. Eine andere Erteilungsgrundlage sei nicht ersichtlich.

Neben dem öffentlichen Interesse seien auch die persönlichen Interessen des Klägers bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen gewesen, insbesondere grundrechtliche Positionen. Eine übermäßige Härte sei hier aber aufgrund seiner persönlichen Situation mit der Beendigung seines Aufenthalts in der Bundesrepublik nicht verbunden. Folgen, die außer Verhältnis zum angestrebten Zweck ständen, träten nicht ein. Der Kläger lebe noch nicht lange in Deutschland. Vielmehr habe er aufgrund seines Daueraufenthaltsrechts bereits einige Jahre in Italien gelebt und könne sich folglich dort auch wieder problemlos integrieren. Zwar sei die Versagung der Aufenthaltserlaubnis eine einschneidende Maßnahme, ihr stünden jedoch keine Rechtspositionen entgegen, auf deren Bestand der Kläger hätte vertrauen dürfen. Die Versagung sei auch nicht unverhältnismäßig, insbesondere die Möglichkeit, unter Beachtung der Einreisebestimmungen als Tourist in die Bundesrepublik Deutschland einzureisen, werde durch die Versagung nicht ausgeschlossen. Insgesamt müsse das persönliche Interesse des Klägers an einem Verbleib in Deutschland daher gegenüber dem öffentlichen Interesse an einer Beendigung seines Aufenthalts zurücktreten.

Die Ausreisepflicht ergebe sich aus § 50 Abs. 1 AufenthG, die Ausreisefrist aus § 50 Abs. 2 Satz 1 AufenthG. Diese Frist sei unter Berücksichtigung der bisherigen Aufenthaltsdauer angemessen und ermögliche es, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen. Die Abschiebungsandrohung beruhe auf §§ 58 Abs. 1, 59 Abs. 1 AufenthG.

Der Bescheid wurde dem Kläger ausweislich Postzustellungsurkunde am 7. August 2015 zugestellt.

Am 4. August 2015 stellte der Kläger sinngemäß den Antrag zum Sozialgericht München, die Bundesagentur für Arbeit vorläufig zu verpflichten, ihre Zustimmung zur Ausübung einer Beschäftigung des Klägers bei der Firma ... zu erteilen (Az. S 5 AL 605/15 ER). Im Rahmen dieses Verfahrens teilte die Bundesagentur auf Nachfrage des Sozialgerichts mit, dass es etwa 200 bevorrechtigte Bewerber für die vom Kläger gewünschte Stelle gebe. Mit Beschluss vom 13. August 2015 lehnte das Sozialgericht den Eilantrag des Klägers im Verfahren Az. S 5 AL 605/15 ER zurück; eine Beschwerde des Klägers gegen diese Entscheidung wies das Bayerische Landessozialgericht mit Beschluss vom 2. September zurück (Az. L 9 AL 210/15 B ER).

Am 17. August 2015 hat der Kläger Klage zur Niederschrift beim Verwaltungsgericht München erhoben mit dem Antrag,

den Bescheid der Beklagten vom ... August 2015 aufzuheben und die Beklagte zu verpflichten, ihm die beantragte Aufenthaltserlaubnis zu erteilen.

Gleichzeitig hat er beantragt, die aufschiebende Wirkung seiner Klage gemäß § 80 Abs. 5 VwGO anzuordnen. Des Weiteren hat er am 18. August 2015 für die Verfahren Az. M 10 K 15.3527 und Az. M 10 S 15.3528 die Bewilligung von Prozesskostenhilfe beantragt.

Zur Klagebegründung verweist er zunächst auf sein Vorbringen im Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Az. M 10 E 15.2399. Ferner macht er geltend, er habe den ihm von der Bundesagentur für Arbeit bewilligten Deutschkurs regelmäßig besucht und auch privat viel gelernt, seine Deutschkenntnisse seien mittlerweile sehr gut. Er habe beim Jobcenter die mündliche Auskunft bekommen, dass er ohne geleistete Arbeit keinen Anspruch auf unterstützende Leistungen hätte. Daher habe er neben dem Unterricht die Stelle bei ... als Fahrzeugpfleger angenommen. Nach Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses habe er beim Jobcenter Leistungen beantragt, im Rahmen des sozialgerichtlichen Verfahrens sei es im Rahmen eines Vergleichs zur Leistungsgewährung bis einschließlich Juli 2015 gekommen, bezüglich der Weiterbewilligung der Leistungen ab August 2015 solle über den Antrag noch entschieden werden. Die Beklagte habe seinen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis u. a. mit der Begründung abgelehnt, dass er seinen Lebensunterhalt nicht eigenständig sichern und ausreichenden Wohnraum nachweisen könne. Dem sei entgegenzuhalten, dass er seit seiner Einreise in Deutschland alles versucht habe, um schnellstmöglich seinen Lebensunterhalt durch Aufnahme von Arbeitstätigkeit eigenständig bestreiten zu können, er habe in kürzester Zeit auch durch viel Eigenleistung und Eigeninitiative Deutsch gelernt, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Durch das Verhalten des Jobcenters und der Bundesagentur für Arbeit sowie der Beklagten sei es ihm in den letzten Monaten erschwert worden, sich um eine Arbeitstätigkeit zu kümmern bzw. eine solche aufzunehmen. So habe er im Juli 2015 von der Firma ... ein Angebot als Paketzusteller erhalten, die Tätigkeit aber nicht aufnehmen dürfen, da die Zustimmung seitens der Bundesagentur für Arbeit verweigert worden sei. Diese Arbeit wäre für ihn ein Einstieg gewesen, von Arbeitgeberseite sei von 16 bis 25 Wochenarbeitsstunden die Rede gewesen. Ihm sei bewusst, dass er damit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten könne, er hätte sich aber auf jeden Fall eine Zweitjob gesucht bzw. nach einem besser bezahlten Arbeitsplatz Ausschau gehalten. Ohne Zustimmung zur Arbeitsaufnahme könne er nichts verdienen und schon allein aus diesem Grund keine andere Unterkunft beschaffen. Abschließend weise er darauf hin, dass die Behauptung der Beklagten im angefochtenen Bescheid vom ... August 2015, dass über seinen Antrag auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen bereits abschließend negativ entschieden worden sei, nicht zutreffe, eine derartige Entscheidung gebe es nicht.

Mit Schreiben vom 1. September 2015 hat die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Zur Begründung verwies sie auf die Ausländerakte sowie den angefochtenen Bescheid. Der Vortrag des Klägers in den gerichtlichen Verfahren könne zu keiner anderen Entscheidung beitragen.

Mit Beschluss vom 12. Oktober 2015 lehnte das Verwaltungsgericht den Eilantrag des Klägers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage (Az. M 10 S 15.3528) sowie seine Anträge auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für Klage- und Eilverfahren ab; auf die Begründung des Beschlusses wird Bezug genommen.

Im Übrigen wird wegen der Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten auf den Inhalt der Gerichtsakten in den Verfahren Az. M 10 E 15.2399, M 10 S 15.3528 und M 10 K 15.3527- hier insbesondere auf die Niederschrift über die mündliche Verhandlung der Streitsache vor der Kammer am 12. November 2015 - sowie auf die vorgelegten Behördenakten verwiesen.

Gründe

1. Die zulässige Klage ist unbegründet. Der Kläger hat keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis (§ 113 Abs. 1, 5 VwGO).

Er hat insbesondere keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 38a Abs. 1 Satz 1 AufenthG. Insoweit wird auf die Ausführungen im Beschluss vom 12. Oktober 2015 verwiesen, mit dem das Verwaltungsgericht den Antrag des Klägers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage (Az. M 10 S 15.3528) sowie seine Anträge auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für Klage- und Eilverfahren abgelehnt hat.

Es haben sich im Laufe des Klageverfahrens und insbesondere aus dem Vorbringen des Klägers in der mündlichen Verhandlung keine Gesichtspunkte ergeben, die nunmehr eine abweichende Beurteilung rechtfertigen könnten.

Auch im Übrigen hat der Kläger keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach anderen Abschnitten des Aufenthaltsgesetzes; die Tatbestände für einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen sind nicht erfüllt.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Ausreiseverpflichtung des Klägers (Ziffer 2 des angegriffenen Bescheids) aus § 50 Abs. 1 AufenthG; die Androhung der Abschiebung (Ziffer 3 des Bescheids) beruht auf § 59 Abs. 1, 2 AufenthG.

2. Die Klage war daher insgesamt mit der Kostenfolge aus § 154 Abs. 1 VwGO abzuweisen.

3. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung ergibt sich aus § 167 VwGO i. V. m. § 708 Nr. 11, § 711 ZPO.

Rechtsmittelbelehrung:

Nach §§ 124, 124 a Abs. 4 VwGO können die Beteiligten die Zulassung der Berufung gegen dieses Urteil innerhalb eines Monats nach Zustellung beim Bayerischen Verwaltungsgericht München,

Hausanschrift: Bayerstraße 30, 80335 München, oder

Postanschrift: Postfach 20 05 43, 80005 München

schriftlich beantragen. In dem Antrag ist das angefochtene Urteil zu bezeichnen. Dem Antrag sollen vier Abschriften beigefügt werden.

Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung dieses Urteils sind die Gründe darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist. Die Begründung ist bei dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof,

Hausanschrift in München: Ludwigstraße 23, 80539 München, oder

Postanschrift in München: Postfach 34 01 48, 80098 München

Hausanschrift in Ansbach: Montgelasplatz 1, 91522 Ansbach

einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.

Über die Zulassung der Berufung entscheidet der Bayerische Verwaltungsgerichtshof.

Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof müssen sich die Beteiligten, außer im Prozesskostenhilfeverfahren, durch Prozessbevollmächtigte vertreten lassen. Dies gilt auch für Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingeleitet wird. Als Prozessbevollmächtigte zugelassen sind neben Rechtsanwälten und den in § 67 Abs. 2 Satz 1 VwGO genannten Rechtslehrern mit Befähigung zum Richteramt die in § 67 Abs. 4 Sätze 4 und 7 VwGO sowie in §§ 3, 5 RDGEG bezeichneten Personen und Organisationen.

Beschluss:

Der Streitwert wird auf 5.000,- EUR festgesetzt (vgl. § 52 Abs. 2 Gerichtskostengesetz -GKG- i. V. m. Nr. 8.1 des Streitwertkatalogs).

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Beschluss steht den Beteiligten die Beschwerde an den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zu, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes EUR 200,- übersteigt oder die Beschwerde zugelassen wurde. Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, beim Bayerischen Verwaltungsgericht München,

Hausanschrift: Bayerstraße 30, 80335 München, oder

Postanschrift: Postfach 20 05 43, 80005 München

schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle einzulegen.

Ist der Streitwert später als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, kann die Beschwerde auch noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.

Der Beschwerdeschrift eines Beteiligten sollen Abschriften für die übrigen Beteiligten beigefügt werden.

(1) Einem Ausländer, der in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten innehat, wird eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, wenn er sich länger als 90 Tage im Bundesgebiet aufhalten will. § 8 Abs. 2 ist nicht anzuwenden.

(2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden auf Ausländer, die

1.
von einem Dienstleistungserbringer im Rahmen einer grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung entsandt werden,
2.
sonst grenzüberschreitende Dienstleistungen erbringen wollen oder
3.
sich zur Ausübung einer Beschäftigung als Saisonarbeitnehmer im Bundesgebiet aufhalten oder im Bundesgebiet eine Tätigkeit als Grenzarbeitnehmer aufnehmen wollen.

(3) Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer Beschäftigung, wenn die Bundesagentur für Arbeit der Ausübung der Beschäftigung nach § 39 Absatz 3 zugestimmt hat; die Zustimmung wird mit Vorrangprüfung erteilt. Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer selbständigen Tätigkeit, wenn die in § 21 genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wird der Aufenthaltstitel nach Absatz 1 für ein Studium oder für sonstige Ausbildungszwecke erteilt, sind die §§ 16a und 16b entsprechend anzuwenden. In den Fällen des § 16a wird der Aufenthaltstitel ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erteilt.

(4) Eine nach Absatz 1 erteilte Aufenthaltserlaubnis darf nur für höchstens zwölf Monate mit einer Nebenbestimmung nach § 34 der Beschäftigungsverordnung versehen werden. Der in Satz 1 genannte Zeitraum beginnt mit der erstmaligen Erlaubnis einer Beschäftigung bei der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach Absatz 1. Nach Ablauf dieses Zeitraums berechtigt die Aufenthaltserlaubnis zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

(1) Die Zulassung ausländischer Beschäftigter orientiert sich an den Erfordernissen des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Deutschland unter Berücksichtigung der Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt. Die besonderen Möglichkeiten für ausländische Fachkräfte dienen der Sicherung der Fachkräftebasis und der Stärkung der sozialen Sicherungssysteme. Sie sind ausgerichtet auf die nachhaltige Integration von Fachkräften in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft unter Beachtung der Interessen der öffentlichen Sicherheit.

(2) Die Erteilung eines Aufenthaltstitels zur Ausübung einer Beschäftigung nach diesem Abschnitt setzt voraus, dass

1.
ein konkretes Arbeitsplatzangebot vorliegt,
2.
die Bundesagentur für Arbeit nach § 39 zugestimmt hat; dies gilt nicht, wenn durch Gesetz, zwischenstaatliche Vereinbarung oder durch die Beschäftigungsverordnung bestimmt ist, dass die Ausübung der Beschäftigung ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit zulässig ist; in diesem Fall kann die Erteilung des Aufenthaltstitels auch versagt werden, wenn einer der Tatbestände des § 40 Absatz 2 oder 3 vorliegt,
3.
eine Berufsausübungserlaubnis erteilt wurde oder zugesagt ist, soweit diese erforderlich ist,
4.
die Gleichwertigkeit der Qualifikation festgestellt wurde oder ein anerkannter ausländischer oder ein einem deutschen Hochschulabschluss vergleichbarer ausländischer Hochschulabschluss vorliegt, soweit dies eine Voraussetzung für die Erteilung des Aufenthaltstitels ist, und
5.
in den Fällen der erstmaligen Erteilung eines Aufenthaltstitels nach § 18a oder § 18b Absatz 1 nach Vollendung des 45. Lebensjahres des Ausländers die Höhe des Gehalts mindestens 55 Prozent der jährlichen Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung entspricht, es sei denn, der Ausländer kann den Nachweis über eine angemessene Altersversorgung erbringen. Von den Voraussetzungen nach Satz 1 kann nur in begründeten Ausnahmefällen, in denen ein öffentliches, insbesondere ein regionales, wirtschaftliches oder arbeitsmarktpolitisches Interesse an der Beschäftigung des Ausländers besteht, abgesehen werden. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gibt das Mindestgehalt für jedes Kalenderjahr jeweils bis zum 31. Dezember des Vorjahres im Bundesanzeiger bekannt.

(3) Fachkraft im Sinne dieses Gesetzes ist ein Ausländer, der

1.
eine inländische qualifizierte Berufsausbildung oder eine mit einer inländischen qualifizierten Berufsausbildung gleichwertige ausländische Berufsqualifikation besitzt (Fachkraft mit Berufsausbildung) oder
2.
einen deutschen, einen anerkannten ausländischen oder einen einem deutschen Hochschulabschluss vergleichbaren ausländischen Hochschulabschluss besitzt (Fachkraft mit akademischer Ausbildung).

(4) Aufenthaltstitel für Fachkräfte gemäß den §§ 18a und 18b werden für die Dauer von vier Jahren oder, wenn das Arbeitsverhältnis oder die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit auf einen kürzeren Zeitraum befristet sind, für diesen kürzeren Zeitraum erteilt. Die Blaue Karte EU wird für die Dauer des Arbeitsvertrages zuzüglich dreier Monate ausgestellt oder verlängert, wenn die Dauer des Arbeitsvertrages weniger als vier Jahre beträgt.

(1) Die Erteilung eines Aufenthaltstitels setzt in der Regel voraus, dass

1.
der Lebensunterhalt gesichert ist,
1a.
die Identität und, falls er nicht zur Rückkehr in einen anderen Staat berechtigt ist, die Staatsangehörigkeit des Ausländers geklärt ist,
2.
kein Ausweisungsinteresse besteht,
3.
soweit kein Anspruch auf Erteilung eines Aufenthaltstitels besteht, der Aufenthalt des Ausländers nicht aus einem sonstigen Grund Interessen der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigt oder gefährdet und
4.
die Passpflicht nach § 3 erfüllt wird.

(2) Des Weiteren setzt die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis, einer Blauen Karte EU, einer ICT-Karte, einer Niederlassungserlaubnis oder einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt – EU voraus, dass der Ausländer

1.
mit dem erforderlichen Visum eingereist ist und
2.
die für die Erteilung maßgeblichen Angaben bereits im Visumantrag gemacht hat.
Hiervon kann abgesehen werden, wenn die Voraussetzungen eines Anspruchs auf Erteilung erfüllt sind oder es auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls nicht zumutbar ist, das Visumverfahren nachzuholen. Satz 2 gilt nicht für die Erteilung einer ICT-Karte.

(3) In den Fällen der Erteilung eines Aufenthaltstitels nach § 24 oder § 25 Absatz 1 bis 3 ist von der Anwendung der Absätze 1 und 2, in den Fällen des § 25 Absatz 4a und 4b von der Anwendung des Absatzes 1 Nr. 1 bis 2 und 4 sowie des Absatzes 2 abzusehen. In den übrigen Fällen der Erteilung eines Aufenthaltstitels nach Kapitel 2 Abschnitt 5 kann von der Anwendung der Absätze 1 und 2 abgesehen werden. Wird von der Anwendung des Absatzes 1 Nr. 2 abgesehen, kann die Ausländerbehörde darauf hinweisen, dass eine Ausweisung wegen einzeln zu bezeichnender Ausweisungsinteressen, die Gegenstand eines noch nicht abgeschlossenen Straf- oder anderen Verfahrens sind, möglich ist. In den Fällen der Erteilung eines Aufenthaltstitels nach § 26 Absatz 3 ist von der Anwendung des Absatzes 2 abzusehen.

(4) Die Erteilung eines Aufenthaltstitels ist zu versagen, wenn ein Ausweisungsinteresse im Sinne von § 54 Absatz 1 Nummer 2 oder 4 besteht oder eine Abschiebungsanordnung nach § 58a erlassen wurde.

(1) Ausländer ist jeder, der nicht Deutscher im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes ist.

(2) Erwerbstätigkeit ist die selbständige Tätigkeit, die Beschäftigung im Sinne von § 7 des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und die Tätigkeit als Beamter.

(3) Der Lebensunterhalt eines Ausländers ist gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten kann. Nicht als Inanspruchnahme öffentlicher Mittel gilt der Bezug von:

1.
Kindergeld,
2.
Kinderzuschlag,
3.
Erziehungsgeld,
4.
Elterngeld,
5.
Leistungen der Ausbildungsförderung nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch, dem Bundesausbildungsförderungsgesetz und dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz,
6.
öffentlichen Mitteln, die auf Beitragsleistungen beruhen oder die gewährt werden, um den Aufenthalt im Bundesgebiet zu ermöglichen und
7.
Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz.
Ist der Ausländer in einer gesetzlichen Krankenversicherung krankenversichert, hat er ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Bei der Erteilung oder Verlängerung einer Aufenthaltserlaubnis zum Familiennachzug werden Beiträge der Familienangehörigen zum Haushaltseinkommen berücksichtigt. Der Lebensunterhalt gilt für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach den §§ 16a bis 16c, 16e sowie 16f mit Ausnahme der Teilnehmer an Sprachkursen, die nicht der Studienvorbereitung dienen, als gesichert, wenn der Ausländer über monatliche Mittel in Höhe des monatlichen Bedarfs, der nach den §§ 13 und 13a Abs. 1 des Bundesausbildungsförderungsgesetzes bestimmt wird, verfügt. Der Lebensunterhalt gilt für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach den §§ 16d, 16f Absatz 1 für Teilnehmer an Sprachkursen, die nicht der Studienvorbereitung dienen, sowie § 17 als gesichert, wenn Mittel entsprechend Satz 5 zuzüglich eines Aufschlages um 10 Prozent zur Verfügung stehen. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gibt die Mindestbeträge nach Satz 5 für jedes Kalenderjahr jeweils bis zum 31. August des Vorjahres im Bundesanzeiger bekannt.

(4) Als ausreichender Wohnraum wird nicht mehr gefordert, als für die Unterbringung eines Wohnungssuchenden in einer öffentlich geförderten Sozialmietwohnung genügt. Der Wohnraum ist nicht ausreichend, wenn er den auch für Deutsche geltenden Rechtsvorschriften hinsichtlich Beschaffenheit und Belegung nicht genügt. Kinder bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres werden bei der Berechnung des für die Familienunterbringung ausreichenden Wohnraumes nicht mitgezählt.

(5) Schengen-Staaten sind die Staaten, in denen folgende Rechtsakte in vollem Umfang Anwendung finden:

1.
Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen vom 14. Juni 1985 zwischen den Regierungen der Staaten der Benelux-Wirtschaftsunion, der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik betreffend den schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen (ABl. L 239 vom 22.9.2000, S. 19),
2.
die Verordnung (EU) 2016/399 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. März 2016 über einen Gemeinschaftskodex für das Überschreiten der Grenzen durch Personen (Schengener Grenzkodex) (ABl. L 77 vom 23.3.2016, S. 1) und
3.
die Verordnung (EG) Nr. 810/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juli 2009 über einen Visakodex der Gemeinschaft (ABl. L 243 vom 15.9.2009, S. 1).

(6) Vorübergehender Schutz im Sinne dieses Gesetzes ist die Aufenthaltsgewährung in Anwendung der Richtlinie 2001/55/EG des Rates vom 20. Juli 2001 über Mindestnormen für die Gewährung vorübergehenden Schutzes im Falle eines Massenzustroms von Vertriebenen und Maßnahmen zur Förderung einer ausgewogenen Verteilung der Belastungen, die mit der Aufnahme dieser Personen und den Folgen dieser Aufnahme verbunden sind, auf die Mitgliedstaaten (ABl. EG Nr. L 212 S. 12).

(7) Langfristig Aufenthaltsberechtigter ist ein Ausländer, dem in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung nach Artikel 2 Buchstabe b der Richtlinie 2003/109/EG des Rates vom 25. November 2003 betreffend die Rechtsstellung der langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsangehörigen (ABl. EU 2004 Nr. L 16 S. 44), die zuletzt durch die Richtlinie 2011/51/EU (ABl. L 132 vom 19.5.2011, S. 1) geändert worden ist, verliehen und nicht entzogen wurde.

(8) Langfristige Aufenthaltsberechtigung – EU ist der einem langfristig Aufenthaltsberechtigten durch einen anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union ausgestellte Aufenthaltstitel nach Artikel 8 der Richtlinie 2003/109/EG.

(9) Einfache deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau A 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (Empfehlungen des Ministerkomitees des Europarates an die Mitgliedstaaten Nr. R (98) 6 vom 17. März 1998 zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen – GER).

(10) Hinreichende deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau A 2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

(11) Ausreichende deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau B 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

(11a) Gute deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

(12) Die deutsche Sprache beherrscht ein Ausländer, wenn seine Sprachkenntnisse dem Niveau C 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen entsprechen.

(12a) Eine qualifizierte Berufsausbildung im Sinne dieses Gesetzes liegt vor, wenn es sich um eine Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten oder vergleichbar geregelten Ausbildungsberuf handelt, für den nach bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften eine Ausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren festgelegt ist.

(12b) Eine qualifizierte Beschäftigung im Sinne dieses Gesetzes liegt vor, wenn zu ihrer Ausübung Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erforderlich sind, die in einem Studium oder einer qualifizierten Berufsausbildung erworben werden.

(12c) Bildungseinrichtungen im Sinne dieses Gesetzes sind

1.
Ausbildungsbetriebe bei einer betrieblichen Berufsaus- oder Weiterbildung,
2.
Schulen, Hochschulen sowie Einrichtungen der Berufsbildung oder der sonstigen Aus- und Weiterbildung.

(13) International Schutzberechtigter ist ein Ausländer, der internationalen Schutz genießt im Sinne der

1.
Richtlinie 2004/83/EG des Rates vom 29. April 2004 über Mindestnormen für die Anerkennung und den Status von Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen als Flüchtlinge oder als Personen, die anderweitig internationalen Schutz benötigen, und über den Inhalt des zu gewährenden Schutzes (ABl. L 304 vom 30.9.2004, S. 12) oder
2.
Richtlinie 2011/95/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 2011 über Normen für die Anerkennung von Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, für einen einheitlichen Status für Flüchtlinge oder für Personen mit Anrecht auf subsidiären Schutz und für den Inhalt des zu gewährenden Schutzes (ABl. L 337 vom 20.12.2011, S. 9).

(14) Soweit Artikel 28 der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der für die Prüfung eines von einem Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zuständig ist (ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31), der die Inhaftnahme zum Zwecke der Überstellung betrifft, maßgeblich ist, gelten § 62 Absatz 3a für die widerlegliche Vermutung einer Fluchtgefahr im Sinne von Artikel 2 Buchstabe n der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 und § 62 Absatz 3b Nummer 1 bis 5 als objektive Anhaltspunkte für die Annahme einer Fluchtgefahr im Sinne von Artikel 2 Buchstabe n der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 entsprechend; im Anwendungsbereich der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 bleibt Artikel 28 Absatz 2 im Übrigen maßgeblich. Ferner kann ein Anhaltspunkt für Fluchtgefahr vorliegen, wenn

1.
der Ausländer einen Mitgliedstaat vor Abschluss eines dort laufenden Verfahrens zur Zuständigkeitsbestimmung oder zur Prüfung eines Antrags auf internationalen Schutz verlassen hat und die Umstände der Feststellung im Bundesgebiet konkret darauf hindeuten, dass er den zuständigen Mitgliedstaat in absehbarer Zeit nicht aufsuchen will,
2.
der Ausländer zuvor mehrfach einen Asylantrag in anderen Mitgliedstaaten als der Bundesrepublik Deutschland im Geltungsbereich der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 gestellt und den jeweiligen anderen Mitgliedstaat der Asylantragstellung wieder verlassen hat, ohne den Ausgang des dort laufenden Verfahrens zur Zuständigkeitsbestimmung oder zur Prüfung eines Antrags auf internationalen Schutz abzuwarten.
Die für den Antrag auf Inhaftnahme zum Zwecke der Überstellung zuständige Behörde kann einen Ausländer ohne vorherige richterliche Anordnung festhalten und vorläufig in Gewahrsam nehmen, wenn
a)
der dringende Verdacht für das Vorliegen der Voraussetzungen nach Satz 1 oder 2 besteht,
b)
die richterliche Entscheidung über die Anordnung der Überstellungshaft nicht vorher eingeholt werden kann und
c)
der begründete Verdacht vorliegt, dass sich der Ausländer der Anordnung der Überstellungshaft entziehen will.
Der Ausländer ist unverzüglich dem Richter zur Entscheidung über die Anordnung der Überstellungshaft vorzuführen. Auf das Verfahren auf Anordnung von Haft zur Überstellung nach der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 finden die Vorschriften des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit entsprechend Anwendung, soweit das Verfahren in der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 nicht abweichend geregelt ist.

(1) Einem Ausländer, der in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten innehat, wird eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, wenn er sich länger als 90 Tage im Bundesgebiet aufhalten will. § 8 Abs. 2 ist nicht anzuwenden.

(2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden auf Ausländer, die

1.
von einem Dienstleistungserbringer im Rahmen einer grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung entsandt werden,
2.
sonst grenzüberschreitende Dienstleistungen erbringen wollen oder
3.
sich zur Ausübung einer Beschäftigung als Saisonarbeitnehmer im Bundesgebiet aufhalten oder im Bundesgebiet eine Tätigkeit als Grenzarbeitnehmer aufnehmen wollen.

(3) Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer Beschäftigung, wenn die Bundesagentur für Arbeit der Ausübung der Beschäftigung nach § 39 Absatz 3 zugestimmt hat; die Zustimmung wird mit Vorrangprüfung erteilt. Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer selbständigen Tätigkeit, wenn die in § 21 genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wird der Aufenthaltstitel nach Absatz 1 für ein Studium oder für sonstige Ausbildungszwecke erteilt, sind die §§ 16a und 16b entsprechend anzuwenden. In den Fällen des § 16a wird der Aufenthaltstitel ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erteilt.

(4) Eine nach Absatz 1 erteilte Aufenthaltserlaubnis darf nur für höchstens zwölf Monate mit einer Nebenbestimmung nach § 34 der Beschäftigungsverordnung versehen werden. Der in Satz 1 genannte Zeitraum beginnt mit der erstmaligen Erlaubnis einer Beschäftigung bei der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach Absatz 1. Nach Ablauf dieses Zeitraums berechtigt die Aufenthaltserlaubnis zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

(1) Ein Ausländer ist zur Ausreise verpflichtet, wenn er einen erforderlichen Aufenthaltstitel nicht oder nicht mehr besitzt und ein Aufenthaltsrecht nach dem Assoziationsabkommen EWG/Türkei nicht oder nicht mehr besteht.

(2) Der Ausländer hat das Bundesgebiet unverzüglich oder, wenn ihm eine Ausreisefrist gesetzt ist, bis zum Ablauf der Frist zu verlassen.

(2a) (weggefallen)

(3) Durch die Einreise in einen anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einen anderen Schengen-Staat genügt der Ausländer seiner Ausreisepflicht nur, wenn ihm Einreise und Aufenthalt dort erlaubt sind. Liegen diese Voraussetzungen vor, ist der ausreisepflichtige Ausländer aufzufordern, sich unverzüglich in das Hoheitsgebiet dieses Staates zu begeben.

(4) Ein ausreisepflichtiger Ausländer, der seine Wohnung wechseln oder den Bezirk der Ausländerbehörde für mehr als drei Tage verlassen will, hat dies der Ausländerbehörde vorher anzuzeigen.

(5) Der Pass oder Passersatz eines ausreisepflichtigen Ausländers soll bis zu dessen Ausreise in Verwahrung genommen werden.

(6) Ein Ausländer kann zum Zweck der Aufenthaltsbeendigung in den Fahndungshilfsmitteln der Polizei zur Aufenthaltsermittlung und Festnahme ausgeschrieben werden, wenn sein Aufenthalt unbekannt ist. Ein Ausländer, gegen den ein Einreise- und Aufenthaltsverbot nach § 11 besteht, kann zum Zweck der Einreiseverweigerung zur Zurückweisung und für den Fall des Antreffens im Bundesgebiet zur Festnahme ausgeschrieben werden. Für Ausländer, die gemäß § 15a verteilt worden sind, gilt § 66 des Asylgesetzes entsprechend.

(1) Der Ausländer ist abzuschieben, wenn die Ausreisepflicht vollziehbar ist, eine Ausreisefrist nicht gewährt wurde oder diese abgelaufen ist, und die freiwillige Erfüllung der Ausreisepflicht nicht gesichert ist oder aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung eine Überwachung der Ausreise erforderlich erscheint. Bei Eintritt einer der in § 59 Absatz 1 Satz 2 genannten Voraussetzungen innerhalb der Ausreisefrist soll der Ausländer vor deren Ablauf abgeschoben werden.

(1a) Vor der Abschiebung eines unbegleiteten minderjährigen Ausländers hat sich die Behörde zu vergewissern, dass dieser im Rückkehrstaat einem Mitglied seiner Familie, einer zur Personensorge berechtigten Person oder einer geeigneten Aufnahmeeinrichtung übergeben wird.

(1b) Ein Ausländer, der eine Erlaubnis zum Daueraufenthalt – EU besitzt oder eine entsprechende Rechtsstellung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union innehat und in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union international Schutzberechtigter ist, darf außer in den Fällen des § 60 Absatz 8 Satz 1 nur in den schutzgewährenden Mitgliedstaat abgeschoben werden. § 60 Absatz 2, 3, 5 und 7 bleibt unberührt.

(2) Die Ausreisepflicht ist vollziehbar, wenn der Ausländer

1.
unerlaubt eingereist ist,
2.
noch nicht die erstmalige Erteilung des erforderlichen Aufenthaltstitels oder noch nicht die Verlängerung beantragt hat oder trotz erfolgter Antragstellung der Aufenthalt nicht nach § 81 Abs. 3 als erlaubt oder der Aufenthaltstitel nach § 81 Abs. 4 nicht als fortbestehend gilt oder
3.
auf Grund einer Rückführungsentscheidung eines anderen Mitgliedstaates der Europäischen Union gemäß Artikel 3 der Richtlinie 2001/40/EG des Rates vom 28. Mai 2001 über die gegenseitige Anerkennung von Entscheidungen über die Rückführung von Drittstaatsangehörigen (ABl. EG Nr. L 149 S. 34) ausreisepflichtig wird, sofern diese von der zuständigen Behörde anerkannt wird.
Im Übrigen ist die Ausreisepflicht erst vollziehbar, wenn die Versagung des Aufenthaltstitels oder der sonstige Verwaltungsakt, durch den der Ausländer nach § 50 Abs. 1 ausreisepflichtig wird, vollziehbar ist.

(3) Die Überwachung der Ausreise ist insbesondere erforderlich, wenn der Ausländer

1.
sich auf richterliche Anordnung in Haft oder in sonstigem öffentlichen Gewahrsam befindet,
2.
innerhalb der ihm gesetzten Ausreisefrist nicht ausgereist ist,
3.
auf Grund eines besonders schwerwiegenden Ausweisungsinteresses nach § 54 Absatz 1 in Verbindung mit § 53 ausgewiesen worden ist,
4.
mittellos ist,
5.
keinen Pass oder Passersatz besitzt,
6.
gegenüber der Ausländerbehörde zum Zweck der Täuschung unrichtige Angaben gemacht oder die Angaben verweigert hat oder
7.
zu erkennen gegeben hat, dass er seiner Ausreisepflicht nicht nachkommen wird.

(4) Die die Abschiebung durchführende Behörde ist befugt, zum Zweck der Abschiebung den Ausländer zum Flughafen oder Grenzübergang zu verbringen und ihn zu diesem Zweck kurzzeitig festzuhalten. Das Festhalten ist auf das zur Durchführung der Abschiebung unvermeidliche Maß zu beschränken.

(5) Soweit der Zweck der Durchführung der Abschiebung es erfordert, kann die die Abschiebung durchführende Behörde die Wohnung des abzuschiebenden Ausländers zu dem Zweck seiner Ergreifung betreten, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen zu schließen ist, dass sich der Ausländer dort befindet. Die Wohnung umfasst die Wohn- und Nebenräume, Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräume sowie anderes befriedetes Besitztum.

(6) Soweit der Zweck der Durchführung der Abschiebung es erfordert, kann die die Abschiebung durchführende Behörde eine Durchsuchung der Wohnung des abzuschiebenden Ausländers zu dem Zweck seiner Ergreifung vornehmen. Bei anderen Personen sind Durchsuchungen nur zur Ergreifung des abzuschiebenden Ausländers zulässig, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen zu schließen ist, dass der Ausländer sich in den zu durchsuchenden Räumen befindet. Absatz 5 Satz 2 gilt entsprechend.

(7) Zur Nachtzeit darf die Wohnung nur betreten oder durchsucht werden, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen zu schließen ist, dass die Ergreifung des Ausländers zum Zweck seiner Abschiebung andernfalls vereitelt wird. Die Organisation der Abschiebung ist keine Tatsache im Sinne von Satz 1.

(8) Durchsuchungen nach Absatz 6 dürfen nur durch den Richter, bei Gefahr im Verzug auch durch die die Abschiebung durchführende Behörde angeordnet werden. Die Annahme von Gefahr im Verzug kann nach Betreten der Wohnung nach Absatz 5 nicht darauf gestützt werden, dass der Ausländer nicht angetroffen wurde.

(9) Der Inhaber der zu durchsuchenden Räume darf der Durchsuchung beiwohnen. Ist er abwesend, so ist, wenn möglich, sein Vertreter oder ein erwachsener Angehöriger, Hausgenosse oder Nachbar hinzuzuziehen. Dem Inhaber oder der in dessen Abwesenheit hinzugezogenen Person ist in den Fällen des Absatzes 6 Satz 2 der Zweck der Durchsuchung vor deren Beginn bekannt zu machen. Über die Durchsuchung ist eine Niederschrift zu fertigen. Sie muss die verantwortliche Dienststelle, Grund, Zeit und Ort der Durchsuchung und, falls keine gerichtliche Anordnung ergangen ist, auch Tatsachen, welche die Annahme einer Gefahr im Verzug begründet haben, enthalten. Dem Wohnungsinhaber oder seinem Vertreter ist auf Verlangen eine Abschrift der Niederschrift auszuhändigen. Ist die Anfertigung der Niederschrift oder die Aushändigung einer Abschrift nach den besonderen Umständen des Falles nicht möglich oder würde sie den Zweck der Durchsuchung gefährden, so sind dem Wohnungsinhaber oder der hinzugezogenen Person lediglich die Durchsuchung unter Angabe der verantwortlichen Dienststelle sowie Zeit und Ort der Durchsuchung schriftlich zu bestätigen.

(10) Weitergehende Regelungen der Länder, die den Regelungsgehalt der Absätze 5 bis 9 betreffen, bleiben unberührt.

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

Tenor

I.

Die Klage wird abgewiesen.

II.

Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.

III.

Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar.

Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagte vorher Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

Tatbestand

Die Klage richtet sich auf die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung.

Der 1969 geborene Kläger ist serbischer Staatsangehöriger. Er ist im Besitz einer italienischen Daueraufenthaltserlaubnis (Permesso di Soggiorno, ausgestellt am ...6.2013) mit dem Vermerk „Soggiornante di Lungo Periodo-CE“.

Nach eigenen Angaben sprach der Kläger nach seiner Einreise nach Deutschland im Januar 2015 bei der Bundesagentur für Arbeit in ... vor, wo man ihm zur Verbesserung seiner Chancen auf dem Arbeitsmarkt die Teilnahme an einem Deutschkurs empfahl. Mit Bescheid vom ... Januar 2015 wurden ihm Leistungen für die Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme bei der Computer-Bildungszentrum ... GmbH im Zeitraum vom 19. Januar 2015 bis 15. Juni 2015 i. H. v. 2.236,80 Euro zzgl. Fahrtkosten bewilligt. Am 9. Februar 2015 meldete sich der Kläger nach Aktenlage registerrechtlich an.

In der Zeit vom 9. Februar 2015 bis 6. März 2015 arbeitete der Kläger in Teilzeit als Fahrzeugpfleger bei der Firma ... in ... als Fahrzeugpfleger. Gegen die Firma ... führt der Kläger ein arbeitsgerichtliches Verfahren wegen Arbeitslohnforderungen (Az.: 21 Ca 3156/15).

Nach Beendigung der Beschäftigung beantragte der Kläger beim Jobcenter ... Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Mit Bescheid vom ... April 2015 bewilligte das Jobcenter dem Kläger für die Zeit März 2015 bis August 2015 vorläufige Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts in Höhe von 399,- € monatlich. Im Rahmen seines Antrags auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen vom 22. Mai 2015 teilte ihm das Jobcenter unter dem 26. Mai 2015 mit, dass er hierzu einen gültigen Aufenthaltstitel vorzulegen habe. Nachdem der Kläger einen entsprechenden Aufenthaltstitel nicht vorlegen konnte, hob das Jobcenter mit Bescheid vom ... Mai 2015 die Leistungsbewilligung ab dem 1. Juni 2015 auf. Gegen diese Entscheidung suchte der Kläger Eilrechtsschutz beim Sozialgericht München (Az.: S 46 AS 1306/15 ER). In dieser Sache schlossen der Kläger und das Jobcenter am 24. Juli 2015 einen gerichtlichen Vergleich, wonach der Kläger zunächst die Sozialleistungen für die Monate Juni und Juli weiter erhalten sollte und das Jobcenter über seinen Antrag auf Weiterbewilligung für den Zeitraum ab August 2015 alsbald entscheiden solle.

Am 2. Juni 2015 sprach der Kläger nach Aktenlage erstmals bei der Beklagten vor, um einen Aufenthaltstitel zur Arbeitsaufnahme zu beantragen. Dort wurde er zu einer evtl. Ausweisung und Abschiebung angehört. Es wurden ihm eine Grenzübertrittsbescheinigung sowie ein Schreiben ausgehändigt, wonach er verpflichtet sei, das Bundesgebiet bzw. das Vertragsgebiet der Schengen Staaten bis spätestens 31. Juli 2015 zu verlassen; Erwerbstätigkeit wurde nicht gestattet.

Am 10. Juni 2015 beantragte der Kläger daraufhin beim Verwaltungsgericht München, die Beklagte im Wege einer einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihm einen Aufenthaltstitel für Deutschland auszustellen und die gesetzte Ausreisefrist zurückzunehmen (Az. M 10 E 15.2399). Mit Beschluss vom 1. Juli 2015 stellte das Verwaltungsgericht fest, dass der Aufenthalt des Klägers bis zur Entscheidung über seinen (mündlich) am 2. Juni 2015 gestellten Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis als geduldet gelte; im Übrigen wurde der Antrag abgelehnt. Auf die Ausführungen im Beschluss vom 1. Juli 2015 wird verwiesen.

Infolge des gerichtlichen Beschlusses gewährte die Beklagte dem Kläger eine Frist zur Arbeitsplatzsuche bis zum Ablauf der Grenzübertrittsbescheinigung am 31. Juli 2015.

Am 16. Juli 2015 sprach der Kläger bei der Beklagten vor und legte eine Bestätigung der Firma ... vom 13./14. Juli 2015 vor, wonach der Kläger dort ab sofort als Paketzusteller in Teilzeit beschäftigt werden solle (Bruttolohn 11,25 €/Std.).

Die Beklagte bat die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) bei der Bundesagentur für Arbeit daraufhin um die Erteilung der Zustimmung zur vom Kläger geplanten Beschäftigung. Mit Schreiben vom 22. Juli 2015 teilte die Bundesagentur/Agentur für Arbeit ... der Beklagten mit, dass die Zustimmung zu dieser Beschäftigung nicht erteilt werde, da bevorrechtigte Bewerber zur Verfügung ständen und außerdem die Entlohnung nicht dem ortsüblichen/tariflichen Mindestlohn von 11,74 €/Std. entspreche. Über das Ergebnis des Zustimmungsverfahrens wurde der Kläger mit Schreiben vom 28. Juli 2015 von der Beklagten unterrichtet.

Mit Bescheid vom ... August 2015 lehnte die Beklagte den Antrag des Klägers auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis ab (Ziffer 1 des Bescheids). Er sei somit zur Ausreise aus dem Bundesgebiet verpflichtet, wozu ihm eine Frist bis zum 18. August 2015 gesetzt werde (Ziffer 2 des Bescheids). Für den Fall der nicht fristgerechten Ausreise wurde ihm die Abschiebung nach Italien oder in einen anderen zur Übernahme bereiten oder verpflichteten Staat angedroht (Ziffer 3 des Bescheids).

Zur Begründung führt der Bescheid aus, der Kläger habe keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis gemäß § 38a AufenthG. Diese Vorschrift diene der Umsetzung der Art. 14, 15 der sogenannten Daueraufenthaltsrichtlinie (RL 2003/109/EG), welche daher bei der Auslegung heranzuziehen sei. Zwar sei der Kläger im Besitz eines unbefristeten italienischen Aufenthaltstitels (Daueraufenthalt - EG) i. S. v. Art. 2 Buchst. b i. V. m. Art. 4 ff. RL 2003/109/EG. Als langfristig Aufenthaltsberechtigter könne er sich zur Ausübung einer unselbstständigen Beschäftigung in einem zweiten Mitgliedsstaat der EU aufhalten (Art. 14 Abs. 2 Buchstabe a RL 2003/109/EG). Die Mitgliedsstaaten könnten aber dennoch eine Arbeitsmarktprüfung durchführen und hinsichtlich der Anforderungen für die Besetzung einer freien Stelle bzw. hinsichtlich der Ausübung einer solchen Tätigkeit ihre nationalen Verfahren anwenden (Art. 14 Abs. 3 RL 2003/109/EG i. V. m. § 38a Abs. 3 Satz 1, § 18 Abs. 2 AufenthG). Die Anfrage zur Beschäftigung des Klägers als Paketzusteller sei von der Zentralen Arbeitsvermittlung versagt worden.

Aber selbst im Falle einer Zusage lägen die allgemeinen Erteilungsvoraussetzungen aus § 5 AufenthG, die hier ebenfalls Anwendung fänden, nicht vor, insbesondere sei der Lebensunterhalt nicht gesichert (§ 5 Abs. 1 Nr. 1, § 2 Abs. 3 Satz 1 AufenthG). Diese Vorgaben seien bezogen auf § 38a Abs. 1 AufenthG gemeinschaftsrechtskonform. Danach sei der Lebensunterhalt eines Ausländers gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten könne. Hierüber könnten die Mitgliedsstaaten gemäß Art. 15 Abs. 2 Buchst. a Richtlinie 2003/109/EG Nachweise verlangen. Der Lebensunterhalt sei bereits dann nicht als gesichert anzusehen, wenn der Ausländer zwar einen Anspruch auf öffentliche, nicht auf eigenen Beiträgen beruhenden Leistungen habe und zwar unabhängig davon, ob er diese tatsächlich in Anspruch nehme.

Der Kläger verfüge nicht über einen gesicherten Lebensunterhalt. Bereits kurz nach seiner Einreise sei er unerlaubt einer Beschäftigung als Fahrzeugpfleger nachgegangen, unmittelbar nach deren Verlust nach vier Wochen habe er Sozialleistungen beim Jobcenter beantragt, die ihm auch vorübergehend bewilligt worden seien. Zwar habe der Kläger nunmehr die Bestätigung einer Beschäftigung bei der Firma ... vorgelegt, zu der jedoch die Bundesagentur ihre Zustimmung verweigert habe. Einen neuen/weiteren Arbeitsvertrag habe er nicht vorgelegt. Er wohne weiterhin in der Männerpension in der ... Straße 9 in ... (Obdachlosenunterkunft) und könne seinen Lebensunterhalt nicht sichern; er verfüge auch nicht über eigene ausreichende Mittel bzw. über ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Auch verfüge er in der Obdachlosenunterkunft nicht über ausreichenden Wohnraum (Art. 15 Abs. 4 Unterabs. 1 RL 2003/109/EG).

Bis der Drittstaatsangehörige die Rechtstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten erlangt habe, könne der zweite Mitgliedsstaat die Erteilung bzw. Verlängerung des Aufenthaltstitels versagen und den Betroffenen zur Ausreise aus dem Hoheitsgebiet auffordern, wenn die Voraussetzungen der Art. 14, 15 und 16 nicht mehr vorlägen, Art. 22 Abs. 1 Buchst. b Richtlinie 2003/109/EG. Der Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis sei daher abzulehnen. Eine andere Erteilungsgrundlage sei nicht ersichtlich.

Neben dem öffentlichen Interesse seien auch die persönlichen Interessen des Klägers bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen gewesen, insbesondere grundrechtliche Positionen. Eine übermäßige Härte sei hier aber aufgrund seiner persönlichen Situation mit der Beendigung seines Aufenthalts in der Bundesrepublik nicht verbunden. Folgen, die außer Verhältnis zum angestrebten Zweck ständen, träten nicht ein. Der Kläger lebe noch nicht lange in Deutschland. Vielmehr habe er aufgrund seines Daueraufenthaltsrechts bereits einige Jahre in Italien gelebt und könne sich folglich dort auch wieder problemlos integrieren. Zwar sei die Versagung der Aufenthaltserlaubnis eine einschneidende Maßnahme, ihr stünden jedoch keine Rechtspositionen entgegen, auf deren Bestand der Kläger hätte vertrauen dürfen. Die Versagung sei auch nicht unverhältnismäßig, insbesondere die Möglichkeit, unter Beachtung der Einreisebestimmungen als Tourist in die Bundesrepublik Deutschland einzureisen, werde durch die Versagung nicht ausgeschlossen. Insgesamt müsse das persönliche Interesse des Klägers an einem Verbleib in Deutschland daher gegenüber dem öffentlichen Interesse an einer Beendigung seines Aufenthalts zurücktreten.

Die Ausreisepflicht ergebe sich aus § 50 Abs. 1 AufenthG, die Ausreisefrist aus § 50 Abs. 2 Satz 1 AufenthG. Diese Frist sei unter Berücksichtigung der bisherigen Aufenthaltsdauer angemessen und ermögliche es, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen. Die Abschiebungsandrohung beruhe auf §§ 58 Abs. 1, 59 Abs. 1 AufenthG.

Der Bescheid wurde dem Kläger ausweislich Postzustellungsurkunde am 7. August 2015 zugestellt.

Am 4. August 2015 stellte der Kläger sinngemäß den Antrag zum Sozialgericht München, die Bundesagentur für Arbeit vorläufig zu verpflichten, ihre Zustimmung zur Ausübung einer Beschäftigung des Klägers bei der Firma ... zu erteilen (Az. S 5 AL 605/15 ER). Im Rahmen dieses Verfahrens teilte die Bundesagentur auf Nachfrage des Sozialgerichts mit, dass es etwa 200 bevorrechtigte Bewerber für die vom Kläger gewünschte Stelle gebe. Mit Beschluss vom 13. August 2015 lehnte das Sozialgericht den Eilantrag des Klägers im Verfahren Az. S 5 AL 605/15 ER zurück; eine Beschwerde des Klägers gegen diese Entscheidung wies das Bayerische Landessozialgericht mit Beschluss vom 2. September zurück (Az. L 9 AL 210/15 B ER).

Am 17. August 2015 hat der Kläger Klage zur Niederschrift beim Verwaltungsgericht München erhoben mit dem Antrag,

den Bescheid der Beklagten vom ... August 2015 aufzuheben und die Beklagte zu verpflichten, ihm die beantragte Aufenthaltserlaubnis zu erteilen.

Gleichzeitig hat er beantragt, die aufschiebende Wirkung seiner Klage gemäß § 80 Abs. 5 VwGO anzuordnen. Des Weiteren hat er am 18. August 2015 für die Verfahren Az. M 10 K 15.3527 und Az. M 10 S 15.3528 die Bewilligung von Prozesskostenhilfe beantragt.

Zur Klagebegründung verweist er zunächst auf sein Vorbringen im Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Az. M 10 E 15.2399. Ferner macht er geltend, er habe den ihm von der Bundesagentur für Arbeit bewilligten Deutschkurs regelmäßig besucht und auch privat viel gelernt, seine Deutschkenntnisse seien mittlerweile sehr gut. Er habe beim Jobcenter die mündliche Auskunft bekommen, dass er ohne geleistete Arbeit keinen Anspruch auf unterstützende Leistungen hätte. Daher habe er neben dem Unterricht die Stelle bei ... als Fahrzeugpfleger angenommen. Nach Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses habe er beim Jobcenter Leistungen beantragt, im Rahmen des sozialgerichtlichen Verfahrens sei es im Rahmen eines Vergleichs zur Leistungsgewährung bis einschließlich Juli 2015 gekommen, bezüglich der Weiterbewilligung der Leistungen ab August 2015 solle über den Antrag noch entschieden werden. Die Beklagte habe seinen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis u. a. mit der Begründung abgelehnt, dass er seinen Lebensunterhalt nicht eigenständig sichern und ausreichenden Wohnraum nachweisen könne. Dem sei entgegenzuhalten, dass er seit seiner Einreise in Deutschland alles versucht habe, um schnellstmöglich seinen Lebensunterhalt durch Aufnahme von Arbeitstätigkeit eigenständig bestreiten zu können, er habe in kürzester Zeit auch durch viel Eigenleistung und Eigeninitiative Deutsch gelernt, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Durch das Verhalten des Jobcenters und der Bundesagentur für Arbeit sowie der Beklagten sei es ihm in den letzten Monaten erschwert worden, sich um eine Arbeitstätigkeit zu kümmern bzw. eine solche aufzunehmen. So habe er im Juli 2015 von der Firma ... ein Angebot als Paketzusteller erhalten, die Tätigkeit aber nicht aufnehmen dürfen, da die Zustimmung seitens der Bundesagentur für Arbeit verweigert worden sei. Diese Arbeit wäre für ihn ein Einstieg gewesen, von Arbeitgeberseite sei von 16 bis 25 Wochenarbeitsstunden die Rede gewesen. Ihm sei bewusst, dass er damit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten könne, er hätte sich aber auf jeden Fall eine Zweitjob gesucht bzw. nach einem besser bezahlten Arbeitsplatz Ausschau gehalten. Ohne Zustimmung zur Arbeitsaufnahme könne er nichts verdienen und schon allein aus diesem Grund keine andere Unterkunft beschaffen. Abschließend weise er darauf hin, dass die Behauptung der Beklagten im angefochtenen Bescheid vom ... August 2015, dass über seinen Antrag auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen bereits abschließend negativ entschieden worden sei, nicht zutreffe, eine derartige Entscheidung gebe es nicht.

Mit Schreiben vom 1. September 2015 hat die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Zur Begründung verwies sie auf die Ausländerakte sowie den angefochtenen Bescheid. Der Vortrag des Klägers in den gerichtlichen Verfahren könne zu keiner anderen Entscheidung beitragen.

Mit Beschluss vom 12. Oktober 2015 lehnte das Verwaltungsgericht den Eilantrag des Klägers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage (Az. M 10 S 15.3528) sowie seine Anträge auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für Klage- und Eilverfahren ab; auf die Begründung des Beschlusses wird Bezug genommen.

Im Übrigen wird wegen der Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten auf den Inhalt der Gerichtsakten in den Verfahren Az. M 10 E 15.2399, M 10 S 15.3528 und M 10 K 15.3527- hier insbesondere auf die Niederschrift über die mündliche Verhandlung der Streitsache vor der Kammer am 12. November 2015 - sowie auf die vorgelegten Behördenakten verwiesen.

Gründe

1. Die zulässige Klage ist unbegründet. Der Kläger hat keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis (§ 113 Abs. 1, 5 VwGO).

Er hat insbesondere keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 38a Abs. 1 Satz 1 AufenthG. Insoweit wird auf die Ausführungen im Beschluss vom 12. Oktober 2015 verwiesen, mit dem das Verwaltungsgericht den Antrag des Klägers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage (Az. M 10 S 15.3528) sowie seine Anträge auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für Klage- und Eilverfahren abgelehnt hat.

Es haben sich im Laufe des Klageverfahrens und insbesondere aus dem Vorbringen des Klägers in der mündlichen Verhandlung keine Gesichtspunkte ergeben, die nunmehr eine abweichende Beurteilung rechtfertigen könnten.

Auch im Übrigen hat der Kläger keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach anderen Abschnitten des Aufenthaltsgesetzes; die Tatbestände für einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen sind nicht erfüllt.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Ausreiseverpflichtung des Klägers (Ziffer 2 des angegriffenen Bescheids) aus § 50 Abs. 1 AufenthG; die Androhung der Abschiebung (Ziffer 3 des Bescheids) beruht auf § 59 Abs. 1, 2 AufenthG.

2. Die Klage war daher insgesamt mit der Kostenfolge aus § 154 Abs. 1 VwGO abzuweisen.

3. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung ergibt sich aus § 167 VwGO i. V. m. § 708 Nr. 11, § 711 ZPO.

Rechtsmittelbelehrung:

Nach §§ 124, 124 a Abs. 4 VwGO können die Beteiligten die Zulassung der Berufung gegen dieses Urteil innerhalb eines Monats nach Zustellung beim Bayerischen Verwaltungsgericht München,

Hausanschrift: Bayerstraße 30, 80335 München, oder

Postanschrift: Postfach 20 05 43, 80005 München

schriftlich beantragen. In dem Antrag ist das angefochtene Urteil zu bezeichnen. Dem Antrag sollen vier Abschriften beigefügt werden.

Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung dieses Urteils sind die Gründe darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist. Die Begründung ist bei dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof,

Hausanschrift in München: Ludwigstraße 23, 80539 München, oder

Postanschrift in München: Postfach 34 01 48, 80098 München

Hausanschrift in Ansbach: Montgelasplatz 1, 91522 Ansbach

einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.

Über die Zulassung der Berufung entscheidet der Bayerische Verwaltungsgerichtshof.

Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof müssen sich die Beteiligten, außer im Prozesskostenhilfeverfahren, durch Prozessbevollmächtigte vertreten lassen. Dies gilt auch für Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingeleitet wird. Als Prozessbevollmächtigte zugelassen sind neben Rechtsanwälten und den in § 67 Abs. 2 Satz 1 VwGO genannten Rechtslehrern mit Befähigung zum Richteramt die in § 67 Abs. 4 Sätze 4 und 7 VwGO sowie in §§ 3, 5 RDGEG bezeichneten Personen und Organisationen.

Beschluss:

Der Streitwert wird auf 5.000,- EUR festgesetzt (vgl. § 52 Abs. 2 Gerichtskostengesetz -GKG- i. V. m. Nr. 8.1 des Streitwertkatalogs).

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Beschluss steht den Beteiligten die Beschwerde an den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zu, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes EUR 200,- übersteigt oder die Beschwerde zugelassen wurde. Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, beim Bayerischen Verwaltungsgericht München,

Hausanschrift: Bayerstraße 30, 80335 München, oder

Postanschrift: Postfach 20 05 43, 80005 München

schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle einzulegen.

Ist der Streitwert später als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, kann die Beschwerde auch noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.

Der Beschwerdeschrift eines Beteiligten sollen Abschriften für die übrigen Beteiligten beigefügt werden.

(1) Ein Aufenthaltstitel wird einem Ausländer nur auf seinen Antrag erteilt, soweit nichts anderes bestimmt ist.

(2) Ein Aufenthaltstitel, der nach Maßgabe der Rechtsverordnung nach § 99 Abs. 1 Nr. 2 nach der Einreise eingeholt werden kann, ist unverzüglich nach der Einreise oder innerhalb der in der Rechtsverordnung bestimmten Frist zu beantragen. Für ein im Bundesgebiet geborenes Kind, dem nicht von Amts wegen ein Aufenthaltstitel zu erteilen ist, ist der Antrag innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt zu stellen.

(3) Beantragt ein Ausländer, der sich rechtmäßig im Bundesgebiet aufhält, ohne einen Aufenthaltstitel zu besitzen, die Erteilung eines Aufenthaltstitels, gilt sein Aufenthalt bis zur Entscheidung der Ausländerbehörde als erlaubt. Wird der Antrag verspätet gestellt, gilt ab dem Zeitpunkt der Antragstellung bis zur Entscheidung der Ausländerbehörde die Abschiebung als ausgesetzt.

(4) Beantragt ein Ausländer vor Ablauf seines Aufenthaltstitels dessen Verlängerung oder die Erteilung eines anderen Aufenthaltstitels, gilt der bisherige Aufenthaltstitel vom Zeitpunkt seines Ablaufs bis zur Entscheidung der Ausländerbehörde als fortbestehend. Dies gilt nicht für ein Visum nach § 6 Absatz 1. Wurde der Antrag auf Erteilung oder Verlängerung eines Aufenthaltstitels verspätet gestellt, kann die Ausländerbehörde zur Vermeidung einer unbilligen Härte die Fortgeltungswirkung anordnen.

(5) Dem Ausländer ist eine Bescheinigung über die Wirkung seiner Antragstellung (Fiktionsbescheinigung) auszustellen.

(5a) In den Fällen der Absätze 3 und 4 gilt die in dem künftigen Aufenthaltstitel für einen Aufenthalt nach Kapitel 2 Abschnitt 3 und 4 beschriebene Erwerbstätigkeit ab Veranlassung der Ausstellung bis zur Ausgabe des Dokuments nach § 78 Absatz 1 Satz 1 als erlaubt. Die Erlaubnis zur Erwerbstätigkeit nach Satz 1 ist in die Bescheinigung nach Absatz 5 aufzunehmen.

(6) Wenn der Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis zum Familiennachzug zu einem Inhaber einer ICT-Karte oder einer Mobiler-ICT-Karte gleichzeitig mit dem Antrag auf Erteilung einer ICT-Karte oder einer Mobiler-ICT-Karte gestellt wird, so wird über den Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis zum Zweck des Familiennachzugs gleichzeitig mit dem Antrag auf Erteilung einer ICT-Karte oder einer Mobiler-ICT-Karte entschieden.

(7) Ist die Identität durch erkennungsdienstliche Behandlung gemäß § 49 dieses Gesetzes oder § 16 des Asylgesetzes zu sichern, so darf eine Fiktionsbescheinigung nach Absatz 5 nur ausgestellt oder ein Aufenthaltstitel nur erteilt werden, wenn die erkennungsdienstliche Behandlung durchgeführt worden ist und eine Speicherung der hierdurch gewonnenen Daten im Ausländerzentralregister erfolgt ist.

(1) Widerspruch und Klage gegen

1.
die Ablehnung eines Antrages auf Erteilung oder Verlängerung des Aufenthaltstitels,
1a.
Maßnahmen nach § 49,
2.
die Auflage nach § 61 Absatz 1e, in einer Ausreiseeinrichtung Wohnung zu nehmen,
2a.
Auflagen zur Sicherung und Durchsetzung der vollziehbaren Ausreisepflicht nach § 61 Absatz 1e,
3.
die Änderung oder Aufhebung einer Nebenbestimmung, die die Ausübung einer Erwerbstätigkeit betrifft,
4.
den Widerruf des Aufenthaltstitels des Ausländers nach § 52 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 in den Fällen des § 75 Absatz 2 Satz 1 des Asylgesetzes,
5.
den Widerruf oder die Rücknahme der Anerkennung von Forschungseinrichtungen für den Abschluss von Aufnahmevereinbarungen nach § 18d,
6.
die Ausreiseuntersagung nach § 46 Absatz 2 Satz 1,
7.
die Befristung eines Einreise- und Aufenthaltsverbots nach § 11,
8.
die Anordnung eines Einreise- und Aufenthaltsverbots nach § 11 Absatz 6 sowie
9.
die Feststellung nach § 85a Absatz 1 Satz 2
haben keine aufschiebende Wirkung.

Die Klage gegen die Anordnung eines Einreise- und Aufenthaltsverbots nach § 11 Absatz 7 hat keine aufschiebende Wirkung.

(2) Widerspruch und Klage lassen unbeschadet ihrer aufschiebenden Wirkung die Wirksamkeit der Ausweisung und eines sonstigen Verwaltungsaktes, der die Rechtmäßigkeit des Aufenthalts beendet, unberührt. Für Zwecke der Aufnahme oder Ausübung einer Erwerbstätigkeit gilt der Aufenthaltstitel als fortbestehend, solange die Frist zur Erhebung des Widerspruchs oder der Klage noch nicht abgelaufen ist, während eines gerichtlichen Verfahrens über einen zulässigen Antrag auf Anordnung oder Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung oder solange der eingelegte Rechtsbehelf aufschiebende Wirkung hat. Eine Unterbrechung der Rechtmäßigkeit des Aufenthalts tritt nicht ein, wenn der Verwaltungsakt durch eine behördliche oder unanfechtbare gerichtliche Entscheidung aufgehoben wird.

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Soweit nach diesem Grundgesetz ein Grundrecht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden kann, muß das Gesetz allgemein und nicht nur für den Einzelfall gelten. Außerdem muß das Gesetz das Grundrecht unter Angabe des Artikels nennen.

(2) In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.

(3) Die Grundrechte gelten auch für inländische juristische Personen, soweit sie ihrem Wesen nach auf diese anwendbar sind.

(4) Wird jemand durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt, so steht ihm der Rechtsweg offen. Soweit eine andere Zuständigkeit nicht begründet ist, ist der ordentliche Rechtsweg gegeben. Artikel 10 Abs. 2 Satz 2 bleibt unberührt.

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, daß und wie die Verwaltungsbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, daß der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.

(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, daß die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekanntzugeben.

(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und den Widerspruchsbescheid aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlaß des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, daß Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluß kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.

(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.

(5) Soweit die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, spricht das Gericht die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde aus, die beantragte Amtshandlung vorzunehmen, wenn die Sache spruchreif ist. Andernfalls spricht es die Verpflichtung aus, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.

(1) Einem Ausländer, der in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten innehat, wird eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, wenn er sich länger als 90 Tage im Bundesgebiet aufhalten will. § 8 Abs. 2 ist nicht anzuwenden.

(2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden auf Ausländer, die

1.
von einem Dienstleistungserbringer im Rahmen einer grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung entsandt werden,
2.
sonst grenzüberschreitende Dienstleistungen erbringen wollen oder
3.
sich zur Ausübung einer Beschäftigung als Saisonarbeitnehmer im Bundesgebiet aufhalten oder im Bundesgebiet eine Tätigkeit als Grenzarbeitnehmer aufnehmen wollen.

(3) Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer Beschäftigung, wenn die Bundesagentur für Arbeit der Ausübung der Beschäftigung nach § 39 Absatz 3 zugestimmt hat; die Zustimmung wird mit Vorrangprüfung erteilt. Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer selbständigen Tätigkeit, wenn die in § 21 genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wird der Aufenthaltstitel nach Absatz 1 für ein Studium oder für sonstige Ausbildungszwecke erteilt, sind die §§ 16a und 16b entsprechend anzuwenden. In den Fällen des § 16a wird der Aufenthaltstitel ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erteilt.

(4) Eine nach Absatz 1 erteilte Aufenthaltserlaubnis darf nur für höchstens zwölf Monate mit einer Nebenbestimmung nach § 34 der Beschäftigungsverordnung versehen werden. Der in Satz 1 genannte Zeitraum beginnt mit der erstmaligen Erlaubnis einer Beschäftigung bei der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach Absatz 1. Nach Ablauf dieses Zeitraums berechtigt die Aufenthaltserlaubnis zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

(1) Die Erteilung eines Aufenthaltstitels setzt in der Regel voraus, dass

1.
der Lebensunterhalt gesichert ist,
1a.
die Identität und, falls er nicht zur Rückkehr in einen anderen Staat berechtigt ist, die Staatsangehörigkeit des Ausländers geklärt ist,
2.
kein Ausweisungsinteresse besteht,
3.
soweit kein Anspruch auf Erteilung eines Aufenthaltstitels besteht, der Aufenthalt des Ausländers nicht aus einem sonstigen Grund Interessen der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigt oder gefährdet und
4.
die Passpflicht nach § 3 erfüllt wird.

(2) Des Weiteren setzt die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis, einer Blauen Karte EU, einer ICT-Karte, einer Niederlassungserlaubnis oder einer Erlaubnis zum Daueraufenthalt – EU voraus, dass der Ausländer

1.
mit dem erforderlichen Visum eingereist ist und
2.
die für die Erteilung maßgeblichen Angaben bereits im Visumantrag gemacht hat.
Hiervon kann abgesehen werden, wenn die Voraussetzungen eines Anspruchs auf Erteilung erfüllt sind oder es auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls nicht zumutbar ist, das Visumverfahren nachzuholen. Satz 2 gilt nicht für die Erteilung einer ICT-Karte.

(3) In den Fällen der Erteilung eines Aufenthaltstitels nach § 24 oder § 25 Absatz 1 bis 3 ist von der Anwendung der Absätze 1 und 2, in den Fällen des § 25 Absatz 4a und 4b von der Anwendung des Absatzes 1 Nr. 1 bis 2 und 4 sowie des Absatzes 2 abzusehen. In den übrigen Fällen der Erteilung eines Aufenthaltstitels nach Kapitel 2 Abschnitt 5 kann von der Anwendung der Absätze 1 und 2 abgesehen werden. Wird von der Anwendung des Absatzes 1 Nr. 2 abgesehen, kann die Ausländerbehörde darauf hinweisen, dass eine Ausweisung wegen einzeln zu bezeichnender Ausweisungsinteressen, die Gegenstand eines noch nicht abgeschlossenen Straf- oder anderen Verfahrens sind, möglich ist. In den Fällen der Erteilung eines Aufenthaltstitels nach § 26 Absatz 3 ist von der Anwendung des Absatzes 2 abzusehen.

(4) Die Erteilung eines Aufenthaltstitels ist zu versagen, wenn ein Ausweisungsinteresse im Sinne von § 54 Absatz 1 Nummer 2 oder 4 besteht oder eine Abschiebungsanordnung nach § 58a erlassen wurde.

(1) Ausländer ist jeder, der nicht Deutscher im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes ist.

(2) Erwerbstätigkeit ist die selbständige Tätigkeit, die Beschäftigung im Sinne von § 7 des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und die Tätigkeit als Beamter.

(3) Der Lebensunterhalt eines Ausländers ist gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten kann. Nicht als Inanspruchnahme öffentlicher Mittel gilt der Bezug von:

1.
Kindergeld,
2.
Kinderzuschlag,
3.
Erziehungsgeld,
4.
Elterngeld,
5.
Leistungen der Ausbildungsförderung nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch, dem Bundesausbildungsförderungsgesetz und dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz,
6.
öffentlichen Mitteln, die auf Beitragsleistungen beruhen oder die gewährt werden, um den Aufenthalt im Bundesgebiet zu ermöglichen und
7.
Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz.
Ist der Ausländer in einer gesetzlichen Krankenversicherung krankenversichert, hat er ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Bei der Erteilung oder Verlängerung einer Aufenthaltserlaubnis zum Familiennachzug werden Beiträge der Familienangehörigen zum Haushaltseinkommen berücksichtigt. Der Lebensunterhalt gilt für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach den §§ 16a bis 16c, 16e sowie 16f mit Ausnahme der Teilnehmer an Sprachkursen, die nicht der Studienvorbereitung dienen, als gesichert, wenn der Ausländer über monatliche Mittel in Höhe des monatlichen Bedarfs, der nach den §§ 13 und 13a Abs. 1 des Bundesausbildungsförderungsgesetzes bestimmt wird, verfügt. Der Lebensunterhalt gilt für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach den §§ 16d, 16f Absatz 1 für Teilnehmer an Sprachkursen, die nicht der Studienvorbereitung dienen, sowie § 17 als gesichert, wenn Mittel entsprechend Satz 5 zuzüglich eines Aufschlages um 10 Prozent zur Verfügung stehen. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gibt die Mindestbeträge nach Satz 5 für jedes Kalenderjahr jeweils bis zum 31. August des Vorjahres im Bundesanzeiger bekannt.

(4) Als ausreichender Wohnraum wird nicht mehr gefordert, als für die Unterbringung eines Wohnungssuchenden in einer öffentlich geförderten Sozialmietwohnung genügt. Der Wohnraum ist nicht ausreichend, wenn er den auch für Deutsche geltenden Rechtsvorschriften hinsichtlich Beschaffenheit und Belegung nicht genügt. Kinder bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres werden bei der Berechnung des für die Familienunterbringung ausreichenden Wohnraumes nicht mitgezählt.

(5) Schengen-Staaten sind die Staaten, in denen folgende Rechtsakte in vollem Umfang Anwendung finden:

1.
Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen vom 14. Juni 1985 zwischen den Regierungen der Staaten der Benelux-Wirtschaftsunion, der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik betreffend den schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen (ABl. L 239 vom 22.9.2000, S. 19),
2.
die Verordnung (EU) 2016/399 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. März 2016 über einen Gemeinschaftskodex für das Überschreiten der Grenzen durch Personen (Schengener Grenzkodex) (ABl. L 77 vom 23.3.2016, S. 1) und
3.
die Verordnung (EG) Nr. 810/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juli 2009 über einen Visakodex der Gemeinschaft (ABl. L 243 vom 15.9.2009, S. 1).

(6) Vorübergehender Schutz im Sinne dieses Gesetzes ist die Aufenthaltsgewährung in Anwendung der Richtlinie 2001/55/EG des Rates vom 20. Juli 2001 über Mindestnormen für die Gewährung vorübergehenden Schutzes im Falle eines Massenzustroms von Vertriebenen und Maßnahmen zur Förderung einer ausgewogenen Verteilung der Belastungen, die mit der Aufnahme dieser Personen und den Folgen dieser Aufnahme verbunden sind, auf die Mitgliedstaaten (ABl. EG Nr. L 212 S. 12).

(7) Langfristig Aufenthaltsberechtigter ist ein Ausländer, dem in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung nach Artikel 2 Buchstabe b der Richtlinie 2003/109/EG des Rates vom 25. November 2003 betreffend die Rechtsstellung der langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsangehörigen (ABl. EU 2004 Nr. L 16 S. 44), die zuletzt durch die Richtlinie 2011/51/EU (ABl. L 132 vom 19.5.2011, S. 1) geändert worden ist, verliehen und nicht entzogen wurde.

(8) Langfristige Aufenthaltsberechtigung – EU ist der einem langfristig Aufenthaltsberechtigten durch einen anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union ausgestellte Aufenthaltstitel nach Artikel 8 der Richtlinie 2003/109/EG.

(9) Einfache deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau A 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (Empfehlungen des Ministerkomitees des Europarates an die Mitgliedstaaten Nr. R (98) 6 vom 17. März 1998 zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen – GER).

(10) Hinreichende deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau A 2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

(11) Ausreichende deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau B 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

(11a) Gute deutsche Sprachkenntnisse entsprechen dem Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen.

(12) Die deutsche Sprache beherrscht ein Ausländer, wenn seine Sprachkenntnisse dem Niveau C 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen entsprechen.

(12a) Eine qualifizierte Berufsausbildung im Sinne dieses Gesetzes liegt vor, wenn es sich um eine Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten oder vergleichbar geregelten Ausbildungsberuf handelt, für den nach bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften eine Ausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren festgelegt ist.

(12b) Eine qualifizierte Beschäftigung im Sinne dieses Gesetzes liegt vor, wenn zu ihrer Ausübung Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erforderlich sind, die in einem Studium oder einer qualifizierten Berufsausbildung erworben werden.

(12c) Bildungseinrichtungen im Sinne dieses Gesetzes sind

1.
Ausbildungsbetriebe bei einer betrieblichen Berufsaus- oder Weiterbildung,
2.
Schulen, Hochschulen sowie Einrichtungen der Berufsbildung oder der sonstigen Aus- und Weiterbildung.

(13) International Schutzberechtigter ist ein Ausländer, der internationalen Schutz genießt im Sinne der

1.
Richtlinie 2004/83/EG des Rates vom 29. April 2004 über Mindestnormen für die Anerkennung und den Status von Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen als Flüchtlinge oder als Personen, die anderweitig internationalen Schutz benötigen, und über den Inhalt des zu gewährenden Schutzes (ABl. L 304 vom 30.9.2004, S. 12) oder
2.
Richtlinie 2011/95/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 2011 über Normen für die Anerkennung von Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, für einen einheitlichen Status für Flüchtlinge oder für Personen mit Anrecht auf subsidiären Schutz und für den Inhalt des zu gewährenden Schutzes (ABl. L 337 vom 20.12.2011, S. 9).

(14) Soweit Artikel 28 der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der für die Prüfung eines von einem Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zuständig ist (ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31), der die Inhaftnahme zum Zwecke der Überstellung betrifft, maßgeblich ist, gelten § 62 Absatz 3a für die widerlegliche Vermutung einer Fluchtgefahr im Sinne von Artikel 2 Buchstabe n der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 und § 62 Absatz 3b Nummer 1 bis 5 als objektive Anhaltspunkte für die Annahme einer Fluchtgefahr im Sinne von Artikel 2 Buchstabe n der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 entsprechend; im Anwendungsbereich der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 bleibt Artikel 28 Absatz 2 im Übrigen maßgeblich. Ferner kann ein Anhaltspunkt für Fluchtgefahr vorliegen, wenn

1.
der Ausländer einen Mitgliedstaat vor Abschluss eines dort laufenden Verfahrens zur Zuständigkeitsbestimmung oder zur Prüfung eines Antrags auf internationalen Schutz verlassen hat und die Umstände der Feststellung im Bundesgebiet konkret darauf hindeuten, dass er den zuständigen Mitgliedstaat in absehbarer Zeit nicht aufsuchen will,
2.
der Ausländer zuvor mehrfach einen Asylantrag in anderen Mitgliedstaaten als der Bundesrepublik Deutschland im Geltungsbereich der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 gestellt und den jeweiligen anderen Mitgliedstaat der Asylantragstellung wieder verlassen hat, ohne den Ausgang des dort laufenden Verfahrens zur Zuständigkeitsbestimmung oder zur Prüfung eines Antrags auf internationalen Schutz abzuwarten.
Die für den Antrag auf Inhaftnahme zum Zwecke der Überstellung zuständige Behörde kann einen Ausländer ohne vorherige richterliche Anordnung festhalten und vorläufig in Gewahrsam nehmen, wenn
a)
der dringende Verdacht für das Vorliegen der Voraussetzungen nach Satz 1 oder 2 besteht,
b)
die richterliche Entscheidung über die Anordnung der Überstellungshaft nicht vorher eingeholt werden kann und
c)
der begründete Verdacht vorliegt, dass sich der Ausländer der Anordnung der Überstellungshaft entziehen will.
Der Ausländer ist unverzüglich dem Richter zur Entscheidung über die Anordnung der Überstellungshaft vorzuführen. Auf das Verfahren auf Anordnung von Haft zur Überstellung nach der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 finden die Vorschriften des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit entsprechend Anwendung, soweit das Verfahren in der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 nicht abweichend geregelt ist.

(1) Einem Ausländer, der in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten innehat, wird eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, wenn er sich länger als 90 Tage im Bundesgebiet aufhalten will. § 8 Abs. 2 ist nicht anzuwenden.

(2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden auf Ausländer, die

1.
von einem Dienstleistungserbringer im Rahmen einer grenzüberschreitenden Dienstleistungserbringung entsandt werden,
2.
sonst grenzüberschreitende Dienstleistungen erbringen wollen oder
3.
sich zur Ausübung einer Beschäftigung als Saisonarbeitnehmer im Bundesgebiet aufhalten oder im Bundesgebiet eine Tätigkeit als Grenzarbeitnehmer aufnehmen wollen.

(3) Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer Beschäftigung, wenn die Bundesagentur für Arbeit der Ausübung der Beschäftigung nach § 39 Absatz 3 zugestimmt hat; die Zustimmung wird mit Vorrangprüfung erteilt. Die Aufenthaltserlaubnis berechtigt zur Ausübung einer selbständigen Tätigkeit, wenn die in § 21 genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Wird der Aufenthaltstitel nach Absatz 1 für ein Studium oder für sonstige Ausbildungszwecke erteilt, sind die §§ 16a und 16b entsprechend anzuwenden. In den Fällen des § 16a wird der Aufenthaltstitel ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit erteilt.

(4) Eine nach Absatz 1 erteilte Aufenthaltserlaubnis darf nur für höchstens zwölf Monate mit einer Nebenbestimmung nach § 34 der Beschäftigungsverordnung versehen werden. Der in Satz 1 genannte Zeitraum beginnt mit der erstmaligen Erlaubnis einer Beschäftigung bei der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach Absatz 1. Nach Ablauf dieses Zeitraums berechtigt die Aufenthaltserlaubnis zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit.

(1) Ein Ausländer ist zur Ausreise verpflichtet, wenn er einen erforderlichen Aufenthaltstitel nicht oder nicht mehr besitzt und ein Aufenthaltsrecht nach dem Assoziationsabkommen EWG/Türkei nicht oder nicht mehr besteht.

(2) Der Ausländer hat das Bundesgebiet unverzüglich oder, wenn ihm eine Ausreisefrist gesetzt ist, bis zum Ablauf der Frist zu verlassen.

(2a) (weggefallen)

(3) Durch die Einreise in einen anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einen anderen Schengen-Staat genügt der Ausländer seiner Ausreisepflicht nur, wenn ihm Einreise und Aufenthalt dort erlaubt sind. Liegen diese Voraussetzungen vor, ist der ausreisepflichtige Ausländer aufzufordern, sich unverzüglich in das Hoheitsgebiet dieses Staates zu begeben.

(4) Ein ausreisepflichtiger Ausländer, der seine Wohnung wechseln oder den Bezirk der Ausländerbehörde für mehr als drei Tage verlassen will, hat dies der Ausländerbehörde vorher anzuzeigen.

(5) Der Pass oder Passersatz eines ausreisepflichtigen Ausländers soll bis zu dessen Ausreise in Verwahrung genommen werden.

(6) Ein Ausländer kann zum Zweck der Aufenthaltsbeendigung in den Fahndungshilfsmitteln der Polizei zur Aufenthaltsermittlung und Festnahme ausgeschrieben werden, wenn sein Aufenthalt unbekannt ist. Ein Ausländer, gegen den ein Einreise- und Aufenthaltsverbot nach § 11 besteht, kann zum Zweck der Einreiseverweigerung zur Zurückweisung und für den Fall des Antreffens im Bundesgebiet zur Festnahme ausgeschrieben werden. Für Ausländer, die gemäß § 15a verteilt worden sind, gilt § 66 des Asylgesetzes entsprechend.

(1) Die Abschiebung ist unter Bestimmung einer angemessenen Frist zwischen sieben und 30 Tagen für die freiwillige Ausreise anzudrohen. Ausnahmsweise kann eine kürzere Frist gesetzt oder von einer Fristsetzung abgesehen werden, wenn dies im Einzelfall zur Wahrung überwiegender öffentlicher Belange zwingend erforderlich ist, insbesondere wenn

1.
der begründete Verdacht besteht, dass der Ausländer sich der Abschiebung entziehen will, oder
2.
von dem Ausländer eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgeht.
Unter den in Satz 2 genannten Voraussetzungen kann darüber hinaus auch von einer Abschiebungsandrohung abgesehen werden, wenn
1.
der Aufenthaltstitel nach § 51 Absatz 1 Nummer 3 bis 5 erloschen ist oder
2.
der Ausländer bereits unter Wahrung der Erfordernisse des § 77 auf das Bestehen seiner Ausreisepflicht hingewiesen worden ist.
Die Ausreisefrist kann unter Berücksichtigung der besonderen Umstände des Einzelfalls angemessen verlängert oder für einen längeren Zeitraum festgesetzt werden. § 60a Absatz 2 bleibt unberührt. Wenn die Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht oder der Abschiebungsandrohung entfällt, wird die Ausreisefrist unterbrochen und beginnt nach Wiedereintritt der Vollziehbarkeit erneut zu laufen. Einer erneuten Fristsetzung bedarf es nicht. Nach Ablauf der Frist zur freiwilligen Ausreise darf der Termin der Abschiebung dem Ausländer nicht angekündigt werden.

(2) In der Androhung soll der Staat bezeichnet werden, in den der Ausländer abgeschoben werden soll, und der Ausländer darauf hingewiesen werden, dass er auch in einen anderen Staat abgeschoben werden kann, in den er einreisen darf oder der zu seiner Übernahme verpflichtet ist. Gebietskörperschaften im Sinne der Anhänge I und II der Verordnung (EU) 2018/1806 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. November 2018 zur Aufstellung der Liste der Drittländer, deren Staatsangehörige beim Überschreiten der Außengrenzen im Besitz eines Visums sein müssen, sowie der Liste der Drittländer, deren Staatsangehörige von dieser Visumpflicht befreit sind (ABl. L 303 vom 28.11.2018, S. 39), sind Staaten gleichgestellt.

(3) Dem Erlass der Androhung steht das Vorliegen von Abschiebungsverboten und Gründen für die vorübergehende Aussetzung der Abschiebung nicht entgegen. In der Androhung ist der Staat zu bezeichnen, in den der Ausländer nicht abgeschoben werden darf. Stellt das Verwaltungsgericht das Vorliegen eines Abschiebungsverbots fest, so bleibt die Rechtmäßigkeit der Androhung im Übrigen unberührt.

(4) Nach dem Eintritt der Unanfechtbarkeit der Abschiebungsandrohung bleiben für weitere Entscheidungen der Ausländerbehörde über die Abschiebung oder die Aussetzung der Abschiebung Umstände unberücksichtigt, die einer Abschiebung in den in der Abschiebungsandrohung bezeichneten Staat entgegenstehen und die vor dem Eintritt der Unanfechtbarkeit der Abschiebungsandrohung eingetreten sind; sonstige von dem Ausländer geltend gemachte Umstände, die der Abschiebung oder der Abschiebung in diesen Staat entgegenstehen, können unberücksichtigt bleiben. Die Vorschriften, nach denen der Ausländer die im Satz 1 bezeichneten Umstände gerichtlich im Wege der Klage oder im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes nach der Verwaltungsgerichtsordnung geltend machen kann, bleiben unberührt.

(5) In den Fällen des § 58 Abs. 3 Nr. 1 bedarf es keiner Fristsetzung; der Ausländer wird aus der Haft oder dem öffentlichen Gewahrsam abgeschoben. Die Abschiebung soll mindestens eine Woche vorher angekündigt werden.

(6) Über die Fristgewährung nach Absatz 1 wird dem Ausländer eine Bescheinigung ausgestellt.

(7) Liegen der Ausländerbehörde konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass der Ausländer Opfer einer in § 25 Absatz 4a Satz 1 oder in § 25 Absatz 4b Satz 1 genannten Straftat wurde, setzt sie abweichend von Absatz 1 Satz 1 eine Ausreisefrist, die so zu bemessen ist, dass er eine Entscheidung über seine Aussagebereitschaft nach § 25 Absatz 4a Satz 2 Nummer 3 oder nach § 25 Absatz 4b Satz 2 Nummer 2 treffen kann. Die Ausreisefrist beträgt mindestens drei Monate. Die Ausländerbehörde kann von der Festsetzung einer Ausreisefrist nach Satz 1 absehen, diese aufheben oder verkürzen, wenn

1.
der Aufenthalt des Ausländers die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigt oder
2.
der Ausländer freiwillig nach der Unterrichtung nach Satz 4 wieder Verbindung zu den Personen nach § 25 Absatz 4a Satz 2 Nummer 2 aufgenommen hat.
Die Ausländerbehörde oder eine durch sie beauftragte Stelle unterrichtet den Ausländer über die geltenden Regelungen, Programme und Maßnahmen für Opfer von in § 25 Absatz 4a Satz 1 genannten Straftaten.

(8) Ausländer, die ohne die nach § 4a Absatz 5 erforderliche Berechtigung zur Erwerbstätigkeit beschäftigt waren, sind vor der Abschiebung über die Rechte nach Artikel 6 Absatz 2 und Artikel 13 der Richtlinie 2009/52/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2009 über Mindeststandards für Sanktionen und Maßnahmen gegen Arbeitgeber, die Drittstaatsangehörige ohne rechtmäßigen Aufenthalt beschäftigen (ABl. L 168 vom 30.6.2009, S. 24), zu unterrichten.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

(1) In folgenden Verfahren bestimmt sich der Wert nach § 3 der Zivilprozessordnung:

1.
über die Anordnung eines Arrests, zur Erwirkung eines Europäischen Beschlusses zur vorläufigen Kontenpfändung, wenn keine Festgebühren bestimmt sind, und auf Erlass einer einstweiligen Verfügung sowie im Verfahren über die Aufhebung, den Widerruf oder die Abänderung der genannten Entscheidungen,
2.
über den Antrag auf Zulassung der Vollziehung einer vorläufigen oder sichernden Maßnahme des Schiedsgerichts,
3.
auf Aufhebung oder Abänderung einer Entscheidung auf Zulassung der Vollziehung (§ 1041 der Zivilprozessordnung),
4.
nach § 47 Absatz 5 des Energiewirtschaftsgesetzes über gerügte Rechtsverletzungen, der Wert beträgt höchstens 100 000 Euro, und
5.
nach § 148 Absatz 1 und 2 des Aktiengesetzes; er darf jedoch ein Zehntel des Grundkapitals oder Stammkapitals des übertragenden oder formwechselnden Rechtsträgers oder, falls der übertragende oder formwechselnde Rechtsträger ein Grundkapital oder Stammkapital nicht hat, ein Zehntel des Vermögens dieses Rechtsträgers, höchstens jedoch 500 000 Euro, nur insoweit übersteigen, als die Bedeutung der Sache für die Parteien höher zu bewerten ist.

(2) In folgenden Verfahren bestimmt sich der Wert nach § 52 Absatz 1 und 2:

1.
über einen Antrag auf Erlass, Abänderung oder Aufhebung einer einstweiligen Anordnung nach § 123 der Verwaltungsgerichtsordnung oder § 114 der Finanzgerichtsordnung,
2.
nach § 47 Absatz 6, § 80 Absatz 5 bis 8, § 80a Absatz 3 oder § 80b Absatz 2 und 3 der Verwaltungsgerichtsordnung,
3.
nach § 69 Absatz 3, 5 der Finanzgerichtsordnung,
4.
nach § 86b des Sozialgerichtsgesetzes und
5.
nach § 50 Absatz 3 bis 5 des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes.

(1) In Verfahren vor den Gerichten der Verwaltungs-, Finanz- und Sozialgerichtsbarkeit ist, soweit nichts anderes bestimmt ist, der Streitwert nach der sich aus dem Antrag des Klägers für ihn ergebenden Bedeutung der Sache nach Ermessen zu bestimmen.

(2) Bietet der Sach- und Streitstand für die Bestimmung des Streitwerts keine genügenden Anhaltspunkte, ist ein Streitwert von 5 000 Euro anzunehmen.

(3) Betrifft der Antrag des Klägers eine bezifferte Geldleistung oder einen hierauf bezogenen Verwaltungsakt, ist deren Höhe maßgebend. Hat der Antrag des Klägers offensichtlich absehbare Auswirkungen auf künftige Geldleistungen oder auf noch zu erlassende, auf derartige Geldleistungen bezogene Verwaltungsakte, ist die Höhe des sich aus Satz 1 ergebenden Streitwerts um den Betrag der offensichtlich absehbaren zukünftigen Auswirkungen für den Kläger anzuheben, wobei die Summe das Dreifache des Werts nach Satz 1 nicht übersteigen darf. In Verfahren in Kindergeldangelegenheiten vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit ist § 42 Absatz 1 Satz 1 und Absatz 3 entsprechend anzuwenden; an die Stelle des dreifachen Jahresbetrags tritt der einfache Jahresbetrag.

(4) In Verfahren

1.
vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit, mit Ausnahme der Verfahren nach § 155 Satz 2 der Finanzgerichtsordnung und der Verfahren in Kindergeldangelegenheiten, darf der Streitwert nicht unter 1 500 Euro,
2.
vor den Gerichten der Sozialgerichtsbarkeit und bei Rechtsstreitigkeiten nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz nicht über 2 500 000 Euro,
3.
vor den Gerichten der Verwaltungsgerichtsbarkeit über Ansprüche nach dem Vermögensgesetz nicht über 500 000 Euro und
4.
bei Rechtsstreitigkeiten nach § 36 Absatz 6 Satz 1 des Pflegeberufegesetzes nicht über 1 500 000 Euro
angenommen werden.

(5) Solange in Verfahren vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit der Wert nicht festgesetzt ist und sich der nach den Absätzen 3 und 4 Nummer 1 maßgebende Wert auch nicht unmittelbar aus den gerichtlichen Verfahrensakten ergibt, sind die Gebühren vorläufig nach dem in Absatz 4 Nummer 1 bestimmten Mindestwert zu bemessen.

(6) In Verfahren, die die Begründung, die Umwandlung, das Bestehen, das Nichtbestehen oder die Beendigung eines besoldeten öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhältnisses betreffen, ist Streitwert

1.
die Summe der für ein Kalenderjahr zu zahlenden Bezüge mit Ausnahme nicht ruhegehaltsfähiger Zulagen, wenn Gegenstand des Verfahrens ein Dienst- oder Amtsverhältnis auf Lebenszeit ist,
2.
im Übrigen die Hälfte der für ein Kalenderjahr zu zahlenden Bezüge mit Ausnahme nicht ruhegehaltsfähiger Zulagen.
Maßgebend für die Berechnung ist das laufende Kalenderjahr. Bezügebestandteile, die vom Familienstand oder von Unterhaltsverpflichtungen abhängig sind, bleiben außer Betracht. Betrifft das Verfahren die Verleihung eines anderen Amts oder den Zeitpunkt einer Versetzung in den Ruhestand, ist Streitwert die Hälfte des sich nach den Sätzen 1 bis 3 ergebenden Betrags.

(7) Ist mit einem in Verfahren nach Absatz 6 verfolgten Klagebegehren ein aus ihm hergeleiteter vermögensrechtlicher Anspruch verbunden, ist nur ein Klagebegehren, und zwar das wertmäßig höhere, maßgebend.

(8) Dem Kläger steht gleich, wer sonst das Verfahren des ersten Rechtszugs beantragt hat.

Tenor

I.

Die Klage wird abgewiesen.

II.

Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.

III.

Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar.

Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagte vorher Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

Tatbestand

Die Klage richtet sich auf die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung.

Der 1969 geborene Kläger ist serbischer Staatsangehöriger. Er ist im Besitz einer italienischen Daueraufenthaltserlaubnis (Permesso di Soggiorno, ausgestellt am ...6.2013) mit dem Vermerk „Soggiornante di Lungo Periodo-CE“.

Nach eigenen Angaben sprach der Kläger nach seiner Einreise nach Deutschland im Januar 2015 bei der Bundesagentur für Arbeit in ... vor, wo man ihm zur Verbesserung seiner Chancen auf dem Arbeitsmarkt die Teilnahme an einem Deutschkurs empfahl. Mit Bescheid vom ... Januar 2015 wurden ihm Leistungen für die Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme bei der Computer-Bildungszentrum ... GmbH im Zeitraum vom 19. Januar 2015 bis 15. Juni 2015 i. H. v. 2.236,80 Euro zzgl. Fahrtkosten bewilligt. Am 9. Februar 2015 meldete sich der Kläger nach Aktenlage registerrechtlich an.

In der Zeit vom 9. Februar 2015 bis 6. März 2015 arbeitete der Kläger in Teilzeit als Fahrzeugpfleger bei der Firma ... in ... als Fahrzeugpfleger. Gegen die Firma ... führt der Kläger ein arbeitsgerichtliches Verfahren wegen Arbeitslohnforderungen (Az.: 21 Ca 3156/15).

Nach Beendigung der Beschäftigung beantragte der Kläger beim Jobcenter ... Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II). Mit Bescheid vom ... April 2015 bewilligte das Jobcenter dem Kläger für die Zeit März 2015 bis August 2015 vorläufige Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts in Höhe von 399,- € monatlich. Im Rahmen seines Antrags auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen vom 22. Mai 2015 teilte ihm das Jobcenter unter dem 26. Mai 2015 mit, dass er hierzu einen gültigen Aufenthaltstitel vorzulegen habe. Nachdem der Kläger einen entsprechenden Aufenthaltstitel nicht vorlegen konnte, hob das Jobcenter mit Bescheid vom ... Mai 2015 die Leistungsbewilligung ab dem 1. Juni 2015 auf. Gegen diese Entscheidung suchte der Kläger Eilrechtsschutz beim Sozialgericht München (Az.: S 46 AS 1306/15 ER). In dieser Sache schlossen der Kläger und das Jobcenter am 24. Juli 2015 einen gerichtlichen Vergleich, wonach der Kläger zunächst die Sozialleistungen für die Monate Juni und Juli weiter erhalten sollte und das Jobcenter über seinen Antrag auf Weiterbewilligung für den Zeitraum ab August 2015 alsbald entscheiden solle.

Am 2. Juni 2015 sprach der Kläger nach Aktenlage erstmals bei der Beklagten vor, um einen Aufenthaltstitel zur Arbeitsaufnahme zu beantragen. Dort wurde er zu einer evtl. Ausweisung und Abschiebung angehört. Es wurden ihm eine Grenzübertrittsbescheinigung sowie ein Schreiben ausgehändigt, wonach er verpflichtet sei, das Bundesgebiet bzw. das Vertragsgebiet der Schengen Staaten bis spätestens 31. Juli 2015 zu verlassen; Erwerbstätigkeit wurde nicht gestattet.

Am 10. Juni 2015 beantragte der Kläger daraufhin beim Verwaltungsgericht München, die Beklagte im Wege einer einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihm einen Aufenthaltstitel für Deutschland auszustellen und die gesetzte Ausreisefrist zurückzunehmen (Az. M 10 E 15.2399). Mit Beschluss vom 1. Juli 2015 stellte das Verwaltungsgericht fest, dass der Aufenthalt des Klägers bis zur Entscheidung über seinen (mündlich) am 2. Juni 2015 gestellten Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis als geduldet gelte; im Übrigen wurde der Antrag abgelehnt. Auf die Ausführungen im Beschluss vom 1. Juli 2015 wird verwiesen.

Infolge des gerichtlichen Beschlusses gewährte die Beklagte dem Kläger eine Frist zur Arbeitsplatzsuche bis zum Ablauf der Grenzübertrittsbescheinigung am 31. Juli 2015.

Am 16. Juli 2015 sprach der Kläger bei der Beklagten vor und legte eine Bestätigung der Firma ... vom 13./14. Juli 2015 vor, wonach der Kläger dort ab sofort als Paketzusteller in Teilzeit beschäftigt werden solle (Bruttolohn 11,25 €/Std.).

Die Beklagte bat die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) bei der Bundesagentur für Arbeit daraufhin um die Erteilung der Zustimmung zur vom Kläger geplanten Beschäftigung. Mit Schreiben vom 22. Juli 2015 teilte die Bundesagentur/Agentur für Arbeit ... der Beklagten mit, dass die Zustimmung zu dieser Beschäftigung nicht erteilt werde, da bevorrechtigte Bewerber zur Verfügung ständen und außerdem die Entlohnung nicht dem ortsüblichen/tariflichen Mindestlohn von 11,74 €/Std. entspreche. Über das Ergebnis des Zustimmungsverfahrens wurde der Kläger mit Schreiben vom 28. Juli 2015 von der Beklagten unterrichtet.

Mit Bescheid vom ... August 2015 lehnte die Beklagte den Antrag des Klägers auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis ab (Ziffer 1 des Bescheids). Er sei somit zur Ausreise aus dem Bundesgebiet verpflichtet, wozu ihm eine Frist bis zum 18. August 2015 gesetzt werde (Ziffer 2 des Bescheids). Für den Fall der nicht fristgerechten Ausreise wurde ihm die Abschiebung nach Italien oder in einen anderen zur Übernahme bereiten oder verpflichteten Staat angedroht (Ziffer 3 des Bescheids).

Zur Begründung führt der Bescheid aus, der Kläger habe keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis gemäß § 38a AufenthG. Diese Vorschrift diene der Umsetzung der Art. 14, 15 der sogenannten Daueraufenthaltsrichtlinie (RL 2003/109/EG), welche daher bei der Auslegung heranzuziehen sei. Zwar sei der Kläger im Besitz eines unbefristeten italienischen Aufenthaltstitels (Daueraufenthalt - EG) i. S. v. Art. 2 Buchst. b i. V. m. Art. 4 ff. RL 2003/109/EG. Als langfristig Aufenthaltsberechtigter könne er sich zur Ausübung einer unselbstständigen Beschäftigung in einem zweiten Mitgliedsstaat der EU aufhalten (Art. 14 Abs. 2 Buchstabe a RL 2003/109/EG). Die Mitgliedsstaaten könnten aber dennoch eine Arbeitsmarktprüfung durchführen und hinsichtlich der Anforderungen für die Besetzung einer freien Stelle bzw. hinsichtlich der Ausübung einer solchen Tätigkeit ihre nationalen Verfahren anwenden (Art. 14 Abs. 3 RL 2003/109/EG i. V. m. § 38a Abs. 3 Satz 1, § 18 Abs. 2 AufenthG). Die Anfrage zur Beschäftigung des Klägers als Paketzusteller sei von der Zentralen Arbeitsvermittlung versagt worden.

Aber selbst im Falle einer Zusage lägen die allgemeinen Erteilungsvoraussetzungen aus § 5 AufenthG, die hier ebenfalls Anwendung fänden, nicht vor, insbesondere sei der Lebensunterhalt nicht gesichert (§ 5 Abs. 1 Nr. 1, § 2 Abs. 3 Satz 1 AufenthG). Diese Vorgaben seien bezogen auf § 38a Abs. 1 AufenthG gemeinschaftsrechtskonform. Danach sei der Lebensunterhalt eines Ausländers gesichert, wenn er ihn einschließlich ausreichenden Krankenversicherungsschutzes ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel bestreiten könne. Hierüber könnten die Mitgliedsstaaten gemäß Art. 15 Abs. 2 Buchst. a Richtlinie 2003/109/EG Nachweise verlangen. Der Lebensunterhalt sei bereits dann nicht als gesichert anzusehen, wenn der Ausländer zwar einen Anspruch auf öffentliche, nicht auf eigenen Beiträgen beruhenden Leistungen habe und zwar unabhängig davon, ob er diese tatsächlich in Anspruch nehme.

Der Kläger verfüge nicht über einen gesicherten Lebensunterhalt. Bereits kurz nach seiner Einreise sei er unerlaubt einer Beschäftigung als Fahrzeugpfleger nachgegangen, unmittelbar nach deren Verlust nach vier Wochen habe er Sozialleistungen beim Jobcenter beantragt, die ihm auch vorübergehend bewilligt worden seien. Zwar habe der Kläger nunmehr die Bestätigung einer Beschäftigung bei der Firma ... vorgelegt, zu der jedoch die Bundesagentur ihre Zustimmung verweigert habe. Einen neuen/weiteren Arbeitsvertrag habe er nicht vorgelegt. Er wohne weiterhin in der Männerpension in der ... Straße 9 in ... (Obdachlosenunterkunft) und könne seinen Lebensunterhalt nicht sichern; er verfüge auch nicht über eigene ausreichende Mittel bzw. über ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Auch verfüge er in der Obdachlosenunterkunft nicht über ausreichenden Wohnraum (Art. 15 Abs. 4 Unterabs. 1 RL 2003/109/EG).

Bis der Drittstaatsangehörige die Rechtstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten erlangt habe, könne der zweite Mitgliedsstaat die Erteilung bzw. Verlängerung des Aufenthaltstitels versagen und den Betroffenen zur Ausreise aus dem Hoheitsgebiet auffordern, wenn die Voraussetzungen der Art. 14, 15 und 16 nicht mehr vorlägen, Art. 22 Abs. 1 Buchst. b Richtlinie 2003/109/EG. Der Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis sei daher abzulehnen. Eine andere Erteilungsgrundlage sei nicht ersichtlich.

Neben dem öffentlichen Interesse seien auch die persönlichen Interessen des Klägers bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen gewesen, insbesondere grundrechtliche Positionen. Eine übermäßige Härte sei hier aber aufgrund seiner persönlichen Situation mit der Beendigung seines Aufenthalts in der Bundesrepublik nicht verbunden. Folgen, die außer Verhältnis zum angestrebten Zweck ständen, träten nicht ein. Der Kläger lebe noch nicht lange in Deutschland. Vielmehr habe er aufgrund seines Daueraufenthaltsrechts bereits einige Jahre in Italien gelebt und könne sich folglich dort auch wieder problemlos integrieren. Zwar sei die Versagung der Aufenthaltserlaubnis eine einschneidende Maßnahme, ihr stünden jedoch keine Rechtspositionen entgegen, auf deren Bestand der Kläger hätte vertrauen dürfen. Die Versagung sei auch nicht unverhältnismäßig, insbesondere die Möglichkeit, unter Beachtung der Einreisebestimmungen als Tourist in die Bundesrepublik Deutschland einzureisen, werde durch die Versagung nicht ausgeschlossen. Insgesamt müsse das persönliche Interesse des Klägers an einem Verbleib in Deutschland daher gegenüber dem öffentlichen Interesse an einer Beendigung seines Aufenthalts zurücktreten.

Die Ausreisepflicht ergebe sich aus § 50 Abs. 1 AufenthG, die Ausreisefrist aus § 50 Abs. 2 Satz 1 AufenthG. Diese Frist sei unter Berücksichtigung der bisherigen Aufenthaltsdauer angemessen und ermögliche es, die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen. Die Abschiebungsandrohung beruhe auf §§ 58 Abs. 1, 59 Abs. 1 AufenthG.

Der Bescheid wurde dem Kläger ausweislich Postzustellungsurkunde am 7. August 2015 zugestellt.

Am 4. August 2015 stellte der Kläger sinngemäß den Antrag zum Sozialgericht München, die Bundesagentur für Arbeit vorläufig zu verpflichten, ihre Zustimmung zur Ausübung einer Beschäftigung des Klägers bei der Firma ... zu erteilen (Az. S 5 AL 605/15 ER). Im Rahmen dieses Verfahrens teilte die Bundesagentur auf Nachfrage des Sozialgerichts mit, dass es etwa 200 bevorrechtigte Bewerber für die vom Kläger gewünschte Stelle gebe. Mit Beschluss vom 13. August 2015 lehnte das Sozialgericht den Eilantrag des Klägers im Verfahren Az. S 5 AL 605/15 ER zurück; eine Beschwerde des Klägers gegen diese Entscheidung wies das Bayerische Landessozialgericht mit Beschluss vom 2. September zurück (Az. L 9 AL 210/15 B ER).

Am 17. August 2015 hat der Kläger Klage zur Niederschrift beim Verwaltungsgericht München erhoben mit dem Antrag,

den Bescheid der Beklagten vom ... August 2015 aufzuheben und die Beklagte zu verpflichten, ihm die beantragte Aufenthaltserlaubnis zu erteilen.

Gleichzeitig hat er beantragt, die aufschiebende Wirkung seiner Klage gemäß § 80 Abs. 5 VwGO anzuordnen. Des Weiteren hat er am 18. August 2015 für die Verfahren Az. M 10 K 15.3527 und Az. M 10 S 15.3528 die Bewilligung von Prozesskostenhilfe beantragt.

Zur Klagebegründung verweist er zunächst auf sein Vorbringen im Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Az. M 10 E 15.2399. Ferner macht er geltend, er habe den ihm von der Bundesagentur für Arbeit bewilligten Deutschkurs regelmäßig besucht und auch privat viel gelernt, seine Deutschkenntnisse seien mittlerweile sehr gut. Er habe beim Jobcenter die mündliche Auskunft bekommen, dass er ohne geleistete Arbeit keinen Anspruch auf unterstützende Leistungen hätte. Daher habe er neben dem Unterricht die Stelle bei ... als Fahrzeugpfleger angenommen. Nach Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses habe er beim Jobcenter Leistungen beantragt, im Rahmen des sozialgerichtlichen Verfahrens sei es im Rahmen eines Vergleichs zur Leistungsgewährung bis einschließlich Juli 2015 gekommen, bezüglich der Weiterbewilligung der Leistungen ab August 2015 solle über den Antrag noch entschieden werden. Die Beklagte habe seinen Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis u. a. mit der Begründung abgelehnt, dass er seinen Lebensunterhalt nicht eigenständig sichern und ausreichenden Wohnraum nachweisen könne. Dem sei entgegenzuhalten, dass er seit seiner Einreise in Deutschland alles versucht habe, um schnellstmöglich seinen Lebensunterhalt durch Aufnahme von Arbeitstätigkeit eigenständig bestreiten zu können, er habe in kürzester Zeit auch durch viel Eigenleistung und Eigeninitiative Deutsch gelernt, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Durch das Verhalten des Jobcenters und der Bundesagentur für Arbeit sowie der Beklagten sei es ihm in den letzten Monaten erschwert worden, sich um eine Arbeitstätigkeit zu kümmern bzw. eine solche aufzunehmen. So habe er im Juli 2015 von der Firma ... ein Angebot als Paketzusteller erhalten, die Tätigkeit aber nicht aufnehmen dürfen, da die Zustimmung seitens der Bundesagentur für Arbeit verweigert worden sei. Diese Arbeit wäre für ihn ein Einstieg gewesen, von Arbeitgeberseite sei von 16 bis 25 Wochenarbeitsstunden die Rede gewesen. Ihm sei bewusst, dass er damit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten könne, er hätte sich aber auf jeden Fall eine Zweitjob gesucht bzw. nach einem besser bezahlten Arbeitsplatz Ausschau gehalten. Ohne Zustimmung zur Arbeitsaufnahme könne er nichts verdienen und schon allein aus diesem Grund keine andere Unterkunft beschaffen. Abschließend weise er darauf hin, dass die Behauptung der Beklagten im angefochtenen Bescheid vom ... August 2015, dass über seinen Antrag auf Weiterbewilligung von Sozialleistungen bereits abschließend negativ entschieden worden sei, nicht zutreffe, eine derartige Entscheidung gebe es nicht.

Mit Schreiben vom 1. September 2015 hat die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Zur Begründung verwies sie auf die Ausländerakte sowie den angefochtenen Bescheid. Der Vortrag des Klägers in den gerichtlichen Verfahren könne zu keiner anderen Entscheidung beitragen.

Mit Beschluss vom 12. Oktober 2015 lehnte das Verwaltungsgericht den Eilantrag des Klägers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage (Az. M 10 S 15.3528) sowie seine Anträge auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für Klage- und Eilverfahren ab; auf die Begründung des Beschlusses wird Bezug genommen.

Im Übrigen wird wegen der Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten auf den Inhalt der Gerichtsakten in den Verfahren Az. M 10 E 15.2399, M 10 S 15.3528 und M 10 K 15.3527- hier insbesondere auf die Niederschrift über die mündliche Verhandlung der Streitsache vor der Kammer am 12. November 2015 - sowie auf die vorgelegten Behördenakten verwiesen.

Gründe

1. Die zulässige Klage ist unbegründet. Der Kläger hat keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis (§ 113 Abs. 1, 5 VwGO).

Er hat insbesondere keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 38a Abs. 1 Satz 1 AufenthG. Insoweit wird auf die Ausführungen im Beschluss vom 12. Oktober 2015 verwiesen, mit dem das Verwaltungsgericht den Antrag des Klägers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage (Az. M 10 S 15.3528) sowie seine Anträge auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für Klage- und Eilverfahren abgelehnt hat.

Es haben sich im Laufe des Klageverfahrens und insbesondere aus dem Vorbringen des Klägers in der mündlichen Verhandlung keine Gesichtspunkte ergeben, die nunmehr eine abweichende Beurteilung rechtfertigen könnten.

Auch im Übrigen hat der Kläger keinen Anspruch auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach anderen Abschnitten des Aufenthaltsgesetzes; die Tatbestände für einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen sind nicht erfüllt.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Ausreiseverpflichtung des Klägers (Ziffer 2 des angegriffenen Bescheids) aus § 50 Abs. 1 AufenthG; die Androhung der Abschiebung (Ziffer 3 des Bescheids) beruht auf § 59 Abs. 1, 2 AufenthG.

2. Die Klage war daher insgesamt mit der Kostenfolge aus § 154 Abs. 1 VwGO abzuweisen.

3. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung ergibt sich aus § 167 VwGO i. V. m. § 708 Nr. 11, § 711 ZPO.

Rechtsmittelbelehrung:

Nach §§ 124, 124 a Abs. 4 VwGO können die Beteiligten die Zulassung der Berufung gegen dieses Urteil innerhalb eines Monats nach Zustellung beim Bayerischen Verwaltungsgericht München,

Hausanschrift: Bayerstraße 30, 80335 München, oder

Postanschrift: Postfach 20 05 43, 80005 München

schriftlich beantragen. In dem Antrag ist das angefochtene Urteil zu bezeichnen. Dem Antrag sollen vier Abschriften beigefügt werden.

Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung dieses Urteils sind die Gründe darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist. Die Begründung ist bei dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof,

Hausanschrift in München: Ludwigstraße 23, 80539 München, oder

Postanschrift in München: Postfach 34 01 48, 80098 München

Hausanschrift in Ansbach: Montgelasplatz 1, 91522 Ansbach

einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.

Über die Zulassung der Berufung entscheidet der Bayerische Verwaltungsgerichtshof.

Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof müssen sich die Beteiligten, außer im Prozesskostenhilfeverfahren, durch Prozessbevollmächtigte vertreten lassen. Dies gilt auch für Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingeleitet wird. Als Prozessbevollmächtigte zugelassen sind neben Rechtsanwälten und den in § 67 Abs. 2 Satz 1 VwGO genannten Rechtslehrern mit Befähigung zum Richteramt die in § 67 Abs. 4 Sätze 4 und 7 VwGO sowie in §§ 3, 5 RDGEG bezeichneten Personen und Organisationen.

Beschluss:

Der Streitwert wird auf 5.000,- EUR festgesetzt (vgl. § 52 Abs. 2 Gerichtskostengesetz -GKG- i. V. m. Nr. 8.1 des Streitwertkatalogs).

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Beschluss steht den Beteiligten die Beschwerde an den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zu, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes EUR 200,- übersteigt oder die Beschwerde zugelassen wurde. Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, beim Bayerischen Verwaltungsgericht München,

Hausanschrift: Bayerstraße 30, 80335 München, oder

Postanschrift: Postfach 20 05 43, 80005 München

schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle einzulegen.

Ist der Streitwert später als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, kann die Beschwerde auch noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.

Der Beschwerdeschrift eines Beteiligten sollen Abschriften für die übrigen Beteiligten beigefügt werden.

(1) Die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Prozesskostenhilfe sowie § 569 Abs. 3 Nr. 2 der Zivilprozessordnung gelten entsprechend. Einem Beteiligten, dem Prozesskostenhilfe bewilligt worden ist, kann auch ein Steuerberater, Steuerbevollmächtigter, Wirtschaftsprüfer oder vereidigter Buchprüfer beigeordnet werden. Die Vergütung richtet sich nach den für den beigeordneten Rechtsanwalt geltenden Vorschriften des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes.

(2) Die Prüfung der persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse nach den §§ 114 bis 116 der Zivilprozessordnung einschließlich der in § 118 Absatz 2 der Zivilprozessordnung bezeichneten Maßnahmen, der Beurkundung von Vergleichen nach § 118 Absatz 1 Satz 3 der Zivilprozessordnung und der Entscheidungen nach § 118 Absatz 2 Satz 4 der Zivilprozessordnung obliegt dem Urkundsbeamten der Geschäftsstelle des jeweiligen Rechtszugs, wenn der Vorsitzende ihm das Verfahren insoweit überträgt. Liegen die Voraussetzungen für die Bewilligung der Prozesskostenhilfe hiernach nicht vor, erlässt der Urkundsbeamte die den Antrag ablehnende Entscheidung; anderenfalls vermerkt der Urkundsbeamte in den Prozessakten, dass dem Antragsteller nach seinen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen Prozesskostenhilfe gewährt werden kann und in welcher Höhe gegebenenfalls Monatsraten oder Beträge aus dem Vermögen zu zahlen sind.

(3) Dem Urkundsbeamten obliegen im Verfahren über die Prozesskostenhilfe ferner die Bestimmung des Zeitpunkts für die Einstellung und eine Wiederaufnahme der Zahlungen nach § 120 Absatz 3 der Zivilprozessordnung sowie die Änderung und die Aufhebung der Bewilligung der Prozesskostenhilfe nach den §§ 120a und 124 Absatz 1 Nummer 2 bis 5 der Zivilprozessordnung.

(4) Der Vorsitzende kann Aufgaben nach den Absätzen 2 und 3 zu jedem Zeitpunkt an sich ziehen. § 5 Absatz 1 Nummer 1, die §§ 6, 7, 8 Absatz 1 bis 4 und § 9 des Rechtspflegergesetzes gelten entsprechend mit der Maßgabe, dass an die Stelle des Rechtspflegers der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle tritt.

(5) § 87a Absatz 3 gilt entsprechend.

(6) Gegen Entscheidungen des Urkundsbeamten nach den Absätzen 2 und 3 kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe die Entscheidung des Gerichts beantragt werden.

(7) Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, dass die Absätze 2 bis 6 für die Gerichte des jeweiligen Landes nicht anzuwenden sind.