Verwaltungsgericht Berlin Urteil, 26. Juni 2017 - VG 16 K 19.17 A

bei uns veröffentlicht am03.04.2023

Eingereicht durch

Rechtsanwalt Dirk Streifler - Partner

EnglischDeutsch

Gericht

Verwaltungsgericht Berlin

Richter

VERWALTUNGSGERICHT  BERLIN

IM NAMEN DES VOLKES

 

In der Verwaltungsstreitsache

 

des Herrn A,

Klägers,

 

Verfahrensbevollmächtigte(r): BSP Rechtsanwälte,

Oranienburger Straße 69, 10117 Berlin,

 

gegen

 

die Bundesrepublik Deutschland,

Beklagte,

vertreten durch das Bundesministerium des Innern, dieses vertreten durch das Bundesamt für Migration und Flüchtling- Außenstelle Berlin - Badensche Straße 23, 10715 Berlin,

 

hat das Verwaltungsgericht  Berlin, 16. Kammer, aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 26. Juni 2017 durch den-Richter Kahrl als Einzelrichter

 

für Recht erkannt:

 

Soweit der Kläger die Klage zurückgenommen hat (wegen der Anerkennung als Asylberechtigter, der Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und der Gewährung subsidiären Schutzes), wird das Verfahren eingestellt.

Im Übrigen wird die Klage als offensichtlich unbegründet abgewiesen.

Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.

Der Kläger begehrt flüchtlingsrechtlichen  Schutz.

 

Tatbestand

Er ist 40 Jahre alt, Staatsangehörige der Republik Moldau, nach eigenen Angaben der Volksgruppe der Roma zugehörig, war zuletzt in Kabul wohnhaft und ist in März 2016 auf dem Landweg nach Deutschland eingereist. Zu seinem nach der Einreise gestellten Asylantrag erklärte der Kläger, die Probleme hätten damit angefangen, dass man ihm die Arbeit weggenommen habe. Er sei selbstständiger Schuhmacher gewesen. Die Behörden hätten ihm mitgeteilt, der von ihm angemietete Laden behindere die Einfahrt eines Hotelgeländes, und sodann den Laden beim Kran mitgenommen. Dann sei auf den Basar gegangen und habe dort Obst und Gemüse verkauft. Leider immer wieder von Polizisten drangsaliert worden, die ihn einmal unberechtigt festgenommen und sodann regelmäßig unentgeltlich Waren von ihm verlangt hätten. Irgendwann habe er den Marktstand aufgegeben und nur noch Holz gesammelt. Zwei Morde vor seiner Ausreise habe wieder begonnen, auf dem Markt zu arbeiten, sei aber wiederum von Polizisten nicht zu Ruhe gelassen worden. Diese hätten versucht, ihn zu einer Falschaussage zwingen. Sodann sei er mit seiner Frau und seinen Kindern, den Klägern im Verfahren VG 16 K 11.17 A, ausgereist. Für den Fall einer Rückkehr habe er Angst, dass reiche Zigeuner seine ältere Tochter entführen würden.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (im Folgenden: Bundesamt) lehnte mit Bescheid vom 20. April 2016, zugestellt am 2. Mai 2016, die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft  (Ziffer 1 des Bescheidtenors), die Anerkennung  als Asylberechtigten (Ziffer 2) und die Zuerkennung subsidiären Schutzes ab (Ziffer 3), stellte zugleich fest, dass Abschiebungsverbote  nach § 60 Absatz 5 und 7 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes nicht vorliegen (Ziffer 4), drohte dem Kläger die Abschiebung in die Republik Moldau an (Ziffer 5) und befristete das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziffer 6).

Mit seiner am 17. Mai 2016 erhobenen Klage verfolgt der Kläger sein Begehren weiter. Er vertieft sein Vorbringen aus der Anhörung und macht weiterhin geltend, dass er aufgrund seiner Zugehörigkeit zu den Roma in seiner Heimat keine Arbeit und keine Wohnung finden könne, keine Sozialleistungen erhalte und daher nicht den Lebensunterhalt für sich seine Familie wie auch keine angemessene medizinische Versorgung sicherstellen könne. Die Volksgruppe der Roma werde in der Republik Moldau diskriminiert.  Dies sei dem Umstand geschuldet, dass die rumänischsprachigen Maidauer, Ukrainer und Russen die Volksgruppe der Roma, und damit auch den Kläger, als minderwertig ansähe und sie daher politisch, sozial und gesellschaftlich ausgrenzten.  Dies ziehe sich durch alle Lebensbereiche und komme einer staatlichen Diskriminierung gleich. Die prekäre soziale Situation treffe in der Republik Moldau nahezu ausschließlich auf die Volksgruppe der Roma zu.

Nachdem der Kläger in der mündlichen Verhandlung die Klage hinsichtlich einer Anerkennung als Asylberechtigter, einer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und der Gewährung subsidiären  Schutzes zurückgenommen  hat,

beantragt er nur noch sinngemäß,

die Beklagte unter teilweiser Aufhebung  ihres Bescheides vom 20. April 2016 zu verpflichten,

festzustellen, dass Abschiebungsverbote  nach § 60 Abs. 5 oder Abs. 7 AufenthG vorliegen.

Die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstand wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie die Verwaltungsvorgänge  des Bundesamtes und der Ausländerbehörde Bezug genommen, der Gegenstand der Entscheidung waren.

 

Entscheidungsgründe

Das Gericht konnte trotz Ausbleibens eines Vertreters der Beklagten zur Sache verhandeln und entscheiden, weil diese mit der Ladung auf diese Möglichkeit hingewiesen worden ist (vgl. § 102 Abs. 2 VwGO). Die Entscheidung ergeht durch den Berichterstatter als Einzelrichter, nachdem ihm die Kammer den Rechtsstreit mit Be­ schluss vom 28. März 2017 zur Entscheidung übertragen hat.

Soweit der Kläger die Klage (hinsichtlich einer Anerkennung als Asylberechtigter, einer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und einer Gewährung subsidiären Schutzes) zurückgenommen  hat, war das Verfahren nach § 92 Abs. 3 VwGO einzustellen.

Die im Übrigen zulässige Klage ist offensichtlich unbegründet im Sinne von § 78 Abs. 1 des Asylgesetzes in der Neufassung vom 2. September 2008 (BGBI. 1 S. 1798), zuletzt geändert durch Gesetz vom 13. April 2017 (BGBI. 1 S. 872) - AsylG -. Offensichtlich unbegründet ist eine Klage, wenn an der Richtigkeit der tatsächlichen Feststellungen zum Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts (§ 77 Abs. 1 Satz 1 AsylG) vernünftigerweise keine Zweifel bestehen können und sich bei einem solchen Sachverhalt nach allgemein anerkannter Rechtsauffassung die Abweisung der Klage geradezu aufdrängt (vgl. BVerfG, Beschluss vom 7. November 2008 - 2 BvR 629/06 - juris Rdnr. 1O}. Diese Voraussetzungen sind vorliegend erfüllt. Der Bescheid des Bundesamts vom 1. Juni 2016 ist, auch soweit er noch angefochten ist und auch noch im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung, eindeutig rechtmäßig und verletzt den Kläger nicht in seinen Rechten, er hat offensichtlich keinen Anspruch auf Feststellung von Abschiebungshindernissen nach § 60 Abs. 5 und 7 des Aufenthaltsgesetzes in der Neufassung vom 25. Februar 2008 (BGBI. 1 S. 1570), zuletzt geändert durch Gesetz vom 8. Juni 2017 (BGBI. 1 S. 872), § 113 Abs. 1, Abs. 5 VwGO.

Nach § 60 Abs. 5 AufenthG darf ein Ausländer nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBI. 1952 II S. 685) - EMRK - ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist. Die Abschiebung eines Ausländers ist nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte insbesondere dann mit Art. 3 EMRK unvereinbar, wenn stichhaltige Gründe für die Annahme bestehen, dass der Betroffene im Fall seiner Abschiebung der ernsthaften Gefahr („real risk") der Todesstrafe, der Folter oder der unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Bestrafung ausgesetzt wäre (Urteil des EGMR vom 23. März 2016, F.G. gegen Schweden, Nr. 43611/11, § 11O m.w. N.). Diese Voraussetzungen liegen hier offensichtlich nicht vor. Einzelne von dem Kläger geschilderte Diskriminierungshandlungen gegenüber Roma begründen diese Gefahr nicht; die Volksgruppe der Roma unterliegt nach den dem Gericht vorliegenden überzeugenden Erkenntnissen in der Republik Moldau nicht schlechthin einer menschenrechtswidrigen Behandlung. Seine nach Angaben der Kläger unberechtigte Inhaftierung liegt viele Jahre zurück; ihr ist nichts nachgefolgt. Die zuletzt im Wesentlichen noch geltend gemachte, von dem Kläger nicht konsistent zu seiner Ehefrau, der Klägerin im Verfahren VG 16 K 11.17 A, geschilderte weitere Bedrohung durch Polizeibeamte mit dem Ziel der Gewinnung von Falschaussagen begründet - selbst diese für wahr  unterstellt - die erforderliche ernsthafte Gefahr nicht. Der Kläger selbst hat vielmehr ausdrücklich zu den Geschehnissen unmittelbar vor der Ausreise mitgeteilt, er sei von ihn bedrängenden Polizeibeamten wieder gehen gelassen worden, nachdem seine Ehefrau vorstellig geworden sei. Im Übrigen hat der Kläger selbst vorgetragen, dass es Polizisten bereits eine ganze Zeit lang immer wieder unternommen hätten, ihn als Gelegenheitszeugen zu rekrutieren, er sich aber stets geweigert habe; dass an eine dieser Weigerungen Konsequenzen geknüpft hätten, hat jedoch weder der Kläger hier noch seine Familie im Verfahren VG 16 K 11.17 A weder vorgetragen. Aus der wiederholten Bedrängnis ist eine greifbare Bedrohung für geschützte Rechtsgüter - auch unterhalb der Schwelle des Art. 3 EMRK - nach dem Klägervortrag nicht er­wachsen.

Auch die frühere Entziehung des früheren Ladengeschäfts durch örtliche Behörden, gegen die sich der Kläger nicht gewehrt, sondern in deren Folge er sich wirtschaftlich neu orientiert hat, begründet jedenfalls  keine gegenwärtige oder in die Zukunft gerichtete Gefahr. Der Kläger hatte mit diesem Vorgang, zu dem er Einzelheiten nicht mitteilt, nach dem in der mündlichen Verhandlung gewonnenen Eindruck bereits abgeschlossen. Informelle Zahlungen werden, wie im Rahmen der mündlichen Verhandlung deutlich geworden ist, den Betreibern anderer Marktstände abverlangt. Die vage Möglichkeit, seine Tochter könne von reichen Roma entführt werden, die der Kläger nicht ausführt, begründet keine nur im Ansatz konkrete Bedrohung, erst recht nicht des Klägers selbst.

Das Gericht hat schließlich keinen Zweifel daran, dass der Kläger und seine Familie ihr Existenzminimum in der Republik Moldau - wie vor der Ausreise bereits - aus­ kömmlich sichern können. Denn ihm steht weiterhin ein Wohnhaus auf der B-Straße, in der Stadt Cahul zur Verfügung. Bis zum Zeitpunkt seiner Ausreise war der Kläger auf dem Markt tätig. Davon, dass er diese Tätigkeit vor Ausreise wieder aufgegeben habe, war nicht mehr die Rede. Einschränkungen durch die angegebene Behinderung hat er nicht zu besorgen. Denn die maßgebliche Behinderung - der Kläger verfügt über Sehkraft nur auf einem seiner beiden Augen - hat diesen auch zuvor und bis zur Ausreise nach Deutschland nicht daran gehindert, wechselnde geschäftliche Tätigkeiten zu entfalten, und auch nach Verlust eines Ladenlokals der Schuhmacherei sogar ein neues Gewerbe als Händler für Obst und Gemüse zu begründen. Eine Behindertenteilrente, die der Kläger nach den Angaben seiner Ehefrau erhalten soll, tritt insoweit lediglich zu dem sonstigen Verdienst hinzu.

Dem Kläger droht danach im Falle seiner Rückkehr offensichtlich auch keine konkrete Leibes- oder Lebensgefahr im Sinne von § 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG; gesundheitliche Gründe hat er nicht geltend gemacht. Insbesondere ist nicht ersichtlich geworden, dass die Einschränkung seiner Sehfähigkeit in der Republik Moldau keine geeignete Behandlung bzw. Nachsorge erfahren habe.  Der Kläger hat seinerseits nicht vorgetragen, dass er aus diesem Grund überhaupt einer Behandlung bedürfte und in Deutschland eine solche wahrgenommen habe oder wahrzunehmen vorhabe, die er in der Republik Moldau nicht erhalten werde.

Ergänzend nimmt das Gericht gemäß § 77 Abs. 2 AsylG Bezug auf die Ausführungen der Beklagten mit dem angefochtenen Bescheid.

Die weiteren Voraussetzungen der Abschiebungsandrohung  gemäß §§ 34, 38 Abs. 1 AsylG i.V.m. § 59 AufenthG liegen ebenfalls vor.

Die Kostenentscheidung folgt aus §§ 154 Abs. 1, 155 Abs. 2 VwGO. Das Urteil ist unanfechtbar (§ 78 Abs. 1 AsylG).

Kahrl

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Verwaltungsgericht Berlin Urteil, 26. Juni 2017 - VG 16 K 19.17 A zitiert 12 §§.

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 154


(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 113


(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag au

Aufenthaltsgesetz - AufenthG 2004 | § 60 Verbot der Abschiebung


(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalit

Gesetz


Aufenthaltsgesetz - AufenthG

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 77 Entscheidung des Gerichts


(1) In Streitigkeiten nach diesem Gesetz stellt das Gericht auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung ab; ergeht die Entscheidung ohne mündliche Verhandlung, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Entscheidung gefä

Aufenthaltsgesetz - AufenthG 2004 | § 59 Androhung der Abschiebung


(1) Die Abschiebung ist unter Bestimmung einer angemessenen Frist zwischen sieben und 30 Tagen für die freiwillige Ausreise anzudrohen. Ausnahmsweise kann eine kürzere Frist gesetzt oder von einer Fristsetzung abgesehen werden, wenn dies im Einzelfal

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 102


(1) Sobald der Termin zur mündlichen Verhandlung bestimmt ist, sind die Beteiligten mit einer Ladungsfrist von mindestens zwei Wochen, bei dem Bundesverwaltungsgericht von mindestens vier Wochen, zu laden. In dringenden Fällen kann der Vorsitzende di

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 78 Rechtsmittel


(1) Das Urteil des Verwaltungsgerichts, durch das die Klage in Rechtsstreitigkeiten nach diesem Gesetz als offensichtlich unzulässig oder offensichtlich unbegründet abgewiesen wird, ist unanfechtbar. Das gilt auch, wenn nur das Klagebegehren gegen di

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 34 Abschiebungsandrohung


(1) Das Bundesamt erlässt nach den §§ 59 und 60 Absatz 10 des Aufenthaltsgesetzes eine schriftliche Abschiebungsandrohung, wenn 1. der Ausländer nicht als Asylberechtigter anerkannt wird,2. dem Ausländer nicht die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt wir

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 92


(1) Der Kläger kann bis zur Rechtskraft des Urteils seine Klage zurücknehmen. Die Zurücknahme nach Stellung der Anträge in der mündlichen Verhandlung setzt die Einwilligung des Beklagten und, wenn ein Vertreter des öffentlichen Interesses an der münd

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 38 Ausreisefrist bei sonstiger Ablehnung und bei Rücknahme des Asylantrags


(1) In den sonstigen Fällen, in denen das Bundesamt den Ausländer nicht als Asylberechtigten anerkennt, beträgt die dem Ausländer zu setzende Ausreisefrist 30 Tage. Im Falle der Klageerhebung endet die Ausreisefrist 30 Tage nach dem unanfechtbaren Ab

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bei uns veröffentlicht am 04.04.2023

VERWALTUNGSGERICHT BERLIN IM NAMEN DES VOLKES   In der Verwaltungsstreitsache   1.    der Frau A, 2.    der mdj. B, 3.    der mdj. C 4.    des mdj. D,   zu 2 bis 4: vertreten durch die Mutter, Fr
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Verwaltungsgericht Berlin Urteil, 26. Juni 2017 - VG 16 K 11.17 A

bei uns veröffentlicht am 04.04.2023

VERWALTUNGSGERICHT BERLIN IM NAMEN DES VOLKES   In der Verwaltungsstreitsache   1.    der Frau A, 2.    der mdj. B, 3.    der mdj. C 4.    des mdj. D,   zu 2 bis 4: vertreten durch die Mutter, Fr

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VERWALTUNGSGERICHT BERLIN

IM NAMEN DES VOLKES

 

In der Verwaltungsstreitsache

 

1.    der Frau A,

2.    der mdj. B,

3.    der mdj. C

4.    des mdj. D,

 

zu 2 bis 4:

vertreten durch die Mutter, Frau A,

Kläger,

 

Verfahrensbevollmächtigte(r) zu 1 bis 4: BSP Rechtsanwälte,

Oranienburger Straße 69, 10117 Berlin,

 

gegen

 

die Bundesrepublik Deutschland,

Beklagte,

 

hat das Verwaltungsgericht  Berlin, 16. Kammer, aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 26. Juni 2017 durch den Richter Kahrl als Einzelrichter

 

 für Recht erkannt:

 

Soweit die Kläger die Klage zurückgenommen haben (wegen der Anerkennung als Asylberechtigte, der Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und der Gewährung subsidiären Schutzes), wird das Verfahren eingestellt.

Im Übrigen wird die Klage als offensichtlich unbegründet abgewiesen. Die Kläger tragen die Kosten des Verfahrens.

 

Tatbestand

Die Kläger begehren flüchtlingsrechtlichen Schutz.

Die Kläger - eine 41 Jahre alte Frau sowie deren drei minderjährige Kinder - sind Staatsangehörige der Republik Moldau, nach eigenen Angaben der Volksgruppe der Roma zugehörig, waren zuletzt in Cahul wohnhaft und sind im März 2016 auf dem Landweg nach Deutschland eingereist. Zu ihren nach der Einreise gestellten Asylanträgen erklärte die Klägerin zu 1, vor zwei oder drei Jahren habe der Bürgermeister ihres Herkunftsortes ihrem Ehemann, dem Kläger im Verfahren VG 16 K 19.17 A, sein Geschäft auf dem örtlichen Basar weggenommen. Danach habe sie auf den Weintraubenfeldern gearbeitet. Ihr Ehemann könne wegen einer Behinderung nicht arbeiten; er erhalte 200 MOL Rente. Sie seien auch durch die Polizei drangsaliert worden.  Drei oder vier Jahre vor der Anhörung sei ihr Mann wegen eines angeblichen Diebstahls auf dem Markt für 48 Stunden festgehalten worden. Er habe eine Gefängnisstrafe für drei Tage bekommen. Später - zuletzt unmittelbar vor der Aus­reise  - habe man ständig ihren Mann angerufen und verlangt, dass er falsche Aus­sagen mache. Er habe sich dem verweigert.  Land und Stadt seien schön, aber die Politik eine Katastrophe; seit der Sowjetzeit sei alles bergab gegangen. Ihre Kinder würden dort keine normalen Menschen mehr, kann verlernt, keine Schule besuchen, kein nichts. Sie könne auch nicht andernorts hinziehen. Denn in der Ukraine herrsche Krieg.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (im Folgenden: Bundesamt) lehnte mit Bescheid vom 5. April 2016, zugestellt am 13. April 2016, die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft  (Ziffer 1 des Bescheidtenors), und die Anerkennung  als Asylberechtigte (Ziffer 2) als offensichtlich unbegründet ab sowie die Zuerkennung subsidiären Schutzes ab (Ziffer 3), stellte zugleich fest, dass Abschiebungsverbote nach § 60 Absatz 5 und 7 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes nicht vorliegen (Ziffer 4), drohte dem Kläger die Abschiebung in die Republik Moldau an (Ziffer 5) und befristete das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziffer 6).

Mit ihrer am 20. April 2016 erhobenen Klage verfolgen die Kläger ihr Begehren weiter. Sie vertiefen ihr Vorbringen aus der Anhörung und machen weiterhin geltend, dass sie aufgrund der Zugehörigkeit zu den Roma in ihrer Heimat keine Arbeit und keine Wohnung finden könnten, keine Sozialleistungen erhielten und daher die Klägerin zu 1 und ihr Ehemann weder den Lebensunterhalt für sich und die Kinder noch eine angemessene medizinische Versorgung sicherstellen könnten. Die Volksgruppe der Roma werde in der Republik Moldau diskriminiert. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass die rumänischsprachigen Maidauer, Ukrainer und Russen die Volksgruppe der Roma, und damit auch die Kläger, als minderwertig ansähen und sie daher politisch, sozial und gesellschaftlich ausgrenzten. Dies ziehe sich durch alle Lebensbereiche und komme einer staatlichen Diskriminierung gleich. Die prekäre soziale Situation treffe in der Republik Moldau nahezu ausschließlich auf die Volksgruppe der Roma zu.

Nachdem die Kläger in der mündlichen Verhandlung die Klage hinsichtlich einer Anerkennung als Asylberechtigte, einer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und der Gewährung subsidiären Schutzes zurückgenommen haben, beantragen sie nur noch sinngemäß, die Beklagte unter teilweiser Aufhebung ihres Bescheides vom 5. April 2016 zu verpflichten, festzustellen, dass Abschiebungsverbote nach § 60 Abs. 5 oder Abs. 7 AufenthG vorliegen.

Die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie die Verwaltungsvorgänge  des Bundesamtes  und der Ausländerbehörde Bezug genommen, die Gegenstand der Entscheidung waren.

 

Entscheidungsgründe

Das Gericht konnte trotz Ausbleibens eines Vertreters der Beklagten zur Sache verhandeln und entscheiden, weil diese mit der Ladung auf diese Möglichkeit hingewiesen worden ist (vgl. § 102 Abs. 2 VwGO). Die Entscheidung ergeht durch den Be­richterstatter als Einzelrichter, nachdem ihm die Kammer den Rechtsstreit mit Be­schluss vom 17. Januar 2017 zur Entscheidung übertragen hat.

Soweit die Kläger die Klage (hinsichtlich einer Anerkennung als Asylberechtigter, einer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft  und einer Gewährung subsidiären Schutzes) zurückgenommen haben, war das Verfahren nach § 92 Abs. 3 VwGO einzustellen.

Die im Übrigen zulässige Klage ist offensichtlich unbegründet im Sinne von § 78 Abs. 1 des Asylgesetzes in der Neufassung vom 2. September 2008 (BGBI. 1 S. 1798), zuletzt geändert durch Gesetz vom 13. April 2017 (BGBI. 1 S. 872) - AsylG -. Offensichtlich unbegründet ist eine Klage, wenn an der Richtigkeit der tatsächlichen Feststellungen zum Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts (§ 77 Abs. 1 Satz 1AsylG) vernünftigerweise keine Zweifel bestehen können und sich bei einem solchen Sachverhalt nach allgemein anerkannter Rechtsauffassung die Abweisung der Klage geradezu aufdrängt (vgl. BVerfG, Beschluss vom 7. November 2008 - 2 BvR 629/06 - juris Rdnr. 10). Diese Voraussetzungen  sind vorliegend erfüllt. Der Bescheid des Bundesamts vom 1. Juni 2016 ist, auch soweit er noch angefochten ist und auch noch im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung, eindeutig rechtmäßig und verletzt die Kläger nicht in ihren Rechten, sie haben offensichtlich keinen Anspruch auf Feststellung von Abschiebungshindernissen nach § 60 Abs. 5 und 7 des Aufenthaltsgesetzes in der Neufassung vom 25. Februar 2008 (BGBI. 1 S. 1570), zuletzt geändert durch Gesetz vom 8. Juni 2017 (BGBI. 1 S. 872), § 113 Abs. 1, Abs. 5 VwGO.

Nach § 60 Abs. 5 AufenthG darf ein Ausländer nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBI. 1952 II S. 685) - EMRK - ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist. Die Abschiebung eines Ausländers ist nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte insbesondere dann mit Art. 3 EMRK unvereinbar, wenn stichhaltige Gründe für die Annahme bestehen, dass der Betroffene im Fall seiner Abschiebung der ernsthaften Gefahr („real risk") der Todesstrafe, der Folter oder der unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Bestrafung ausgesetzt wäre (Urteil des EGMR vom 23. März 2016, F.G. gegen Schweden,  Nr. 43611/11, § 110 m.w.N.). Diese Voraussetzungen  liegen hier offensichtlich nicht vor. Einzelne von den Klägern geschilderte Diskriminierungshandlungen gegenüber  Roma begründen diese Gefahr nicht; die Volksgruppe der Roma unterliegt nach den dem Gericht vorliegenden überzeugenden  Erkenntnissen in der Republik Moldau nicht schlechthin einer menschenrechtswidrigen  Behandlung. Der Konflikt im Osten der Ukraine betrifft die im Südwesten der südwestlich der Ukraine gelegenen Republik Moldau nahe der Grenze zu Rumänien wohnhaften  Kläger von vorneherein  überhaupt nicht. Eine nach Angaben der Kläger unberechtigte Inhaftierung ihres Ehemanns und Vaters, des Klägers im gemeinsam verhandelten,verfahren- VG 16 K 19.17 A, iiegt viele Jahre zurück; ihr ist nichts,nachgefolgt. Dessen von den Klägern einzig noch geltend gemachte weitere Bedrohung durch Polizeibeamte mit dem Ziel der Gewinnung von Falschaussagen betrifft die Kläger nicht selbst. Drohungen gegenüber der Familie sind nicht erhoben worden.  Der Kläger im Verfahren VG 16 K 19.17 A hat vielmehr ausdrücklich mitgeteilt, er sei von ihn bedrängenden  Polizeibeamten wieder gehen gelassen worden, nachdem die hiesigen Kläger vorstellig geworden seien. Die Klägerin zu 1 hat denn auch im Rahmen der mündlichen Verhandlung  mitgeteilt, sie sei nicht aus sie betreffenden Gründen, sondern wegen ihres Ehemanns nach Deutschland eingereist. Auch die frühere – wieder im die Klägerdieses Rechtsstreits nicht rechtlich unmittelbar betreffende - Entziehung des früheren Ladengeschäfts durch örtliche Behörden, gegen die sich die Kläger nicht gewehrt, sondern nach der sie sich wirtschaftlich neu orientiert haben, begründet jedenfalls  keine gegenwärtige oder in die Zukunft gerichtete Gefahr. Informelle Zahlungen werden den Betreibern anderer Marktstände abverlangt.  Ihr Existenzminimum  können die Kläger in der Republik Moldau sichern. Denn ihnen steht weiterhin ein Wohnhaus auf der Hauptstraße, der Strada Stefan Cel Mare, in der Stadt Cahul zur Verfügung. Bis zu ihrer Ausreise war die Klägerin zu 1 auf dem Markt tätig. Einschränkungen durch eine Behinderung des Ehemanns und Vaters der Klägerin zu 2 haben sie nicht zu besorgen. Denn die maßgebliche Behinderung - der Ehemann verfügt über Sehkraft nur auf einem der beiden Augen - hat diesen auch zuvor und bis zur Ausreise nach Deutschland nicht daran gehindert, wechselnde geschäftliche Tätigkeiten zu entfalten, und auch nach Verlust eines Ladenlokals der Schuhmacherei ein neues Gewerbe als Händler für Obst und Gemüse zu begründen. Eine Behindertenteilrente,  die der Kläger nach den Angaben seiner Ehefrau erhalten soll, tritt insoweit lediglich zu dem sonstigen Familieneinkommen  hinzu.

Den Klägern droht danach im Falle ihrer Rückkehr offensichtlich auch keine konkrete Leibes- oder Lebensgefahr im Sinne von § 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG; insbesondere sie betreffende gesundheitliche Gründe haben sie nicht geltend gemacht.

Ergänzend nimmt das Gericht gemäß § 77 Abs. 2 AsylG Bezug auf die Ausführungen der Beklagten mit dem angefochtenen Bescheid.

Die weiteren Voraussetzungen der Abschiebungsandrohung gemäß §§ 34, 36 Abs. 1 AsylG i.V.m. § 59 AufenthG liegen ebenfalls vor.

Die Kostenentscheidung folgt aus §§ 154 Abs. 1, 155 Abs. 2 VwGO. Das Urteil ist unanfechtbar (§ 78 Abs. 1 AsylG).

Kahrl

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

(1) Sobald der Termin zur mündlichen Verhandlung bestimmt ist, sind die Beteiligten mit einer Ladungsfrist von mindestens zwei Wochen, bei dem Bundesverwaltungsgericht von mindestens vier Wochen, zu laden. In dringenden Fällen kann der Vorsitzende die Frist abkürzen.

(2) Bei der Ladung ist darauf hinzuweisen, daß beim Ausbleiben eines Beteiligten auch ohne ihn verhandelt und entschieden werden kann.

(3) Die Gerichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit können Sitzungen auch außerhalb des Gerichtssitzes abhalten, wenn dies zur sachdienlichen Erledigung notwendig ist.

(4) § 227 Abs. 3 Satz 1 der Zivilprozeßordnung ist nicht anzuwenden.

(1) Der Kläger kann bis zur Rechtskraft des Urteils seine Klage zurücknehmen. Die Zurücknahme nach Stellung der Anträge in der mündlichen Verhandlung setzt die Einwilligung des Beklagten und, wenn ein Vertreter des öffentlichen Interesses an der mündlichen Verhandlung teilgenommen hat, auch seine Einwilligung voraus. Die Einwilligung gilt als erteilt, wenn der Klagerücknahme nicht innerhalb von zwei Wochen seit Zustellung des die Rücknahme enthaltenden Schriftsatzes widersprochen wird; das Gericht hat auf diese Folge hinzuweisen.

(2) Die Klage gilt als zurückgenommen, wenn der Kläger das Verfahren trotz Aufforderung des Gerichts länger als zwei Monate nicht betreibt. Absatz 1 Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Der Kläger ist in der Aufforderung auf die sich aus Satz 1 und § 155 Abs. 2 ergebenden Rechtsfolgen hinzuweisen. Das Gericht stellt durch Beschluß fest, daß die Klage als zurückgenommen gilt.

(3) Ist die Klage zurückgenommen oder gilt sie als zurückgenommen, so stellt das Gericht das Verfahren durch Beschluß ein und spricht die sich nach diesem Gesetz ergebenden Rechtsfolgen der Zurücknahme aus. Der Beschluß ist unanfechtbar.

(1) Das Urteil des Verwaltungsgerichts, durch das die Klage in Rechtsstreitigkeiten nach diesem Gesetz als offensichtlich unzulässig oder offensichtlich unbegründet abgewiesen wird, ist unanfechtbar. Das gilt auch, wenn nur das Klagebegehren gegen die Entscheidung über den Asylantrag als offensichtlich unzulässig oder offensichtlich unbegründet, das Klagebegehren im Übrigen hingegen als unzulässig oder unbegründet abgewiesen worden ist.

(2) In den übrigen Fällen steht den Beteiligten die Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts zu, wenn sie von dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird.

(3) Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn

1.
die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat oder
2.
das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
3.
ein in § 138 der Verwaltungsgerichtsordnung bezeichneter Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt.

(4) Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils zu beantragen. Der Antrag ist bei dem Verwaltungsgericht zu stellen. Er muss das angefochtene Urteil bezeichnen. In dem Antrag sind die Gründe, aus denen die Berufung zuzulassen ist, darzulegen. Die Stellung des Antrags hemmt die Rechtskraft des Urteils.

(5) Über den Antrag entscheidet das Oberverwaltungsgericht durch Beschluss, der keiner Begründung bedarf. Mit der Ablehnung des Antrags wird das Urteil rechtskräftig. Lässt das Oberverwaltungsgericht die Berufung zu, wird das Antragsverfahren als Berufungsverfahren fortgesetzt; der Einlegung einer Berufung bedarf es nicht.

(6) § 134 der Verwaltungsgerichtsordnung findet keine Anwendung, wenn das Urteil des Verwaltungsgerichts nach Absatz 1 unanfechtbar ist.

(7) Ein Rechtsbehelf nach § 84 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung ist innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Gerichtsbescheids zu erheben.

(8) Gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts steht den Beteiligten die Revision an das Bundesverwaltungsgericht abweichend von § 132 Absatz 1 und § 137 Absatz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung auch zu, wenn das Oberverwaltungsgericht

1.
in der Beurteilung der allgemeinen asyl-, abschiebungs- oder überstellungsrelevanten Lage in einem Herkunfts- oder Zielstaat von deren Beurteilung durch ein anderes Oberverwaltungsgericht oder durch das Bundesverwaltungsgericht abweicht und
2.
die Revision deswegen zugelassen hat.
Eine Nichtzulassungsbeschwerde kann auf diesen Zulassungsgrund nicht gestützt werden. Die Revision ist beschränkt auf die Beurteilung der allgemeinen asyl-, abschiebungs- oder überstellungsrelevanten Lage in einem Herkunfts- oder Zielstaat. In dem hierfür erforderlichen Umfang ist das Bundesverwaltungsgericht abweichend von § 137 Absatz 2 der Verwaltungsgerichtsordnung nicht an die in dem angefochtenen Urteil getroffenen tatsächlichen Feststellungen gebunden. Das Bundesverwaltungsgericht berücksichtigt für die Beurteilung der allgemeinen Lage diejenigen herkunfts- oder zielstaatsbezogenen Erkenntnisse, die von den in Satz 1 Nummer 1 genannten Gerichten verwertet worden sind, die ihm zum Zeitpunkt seiner mündlichen Verhandlung oder Entscheidung (§ 77 Absatz 1) von den Beteiligten vorgelegt oder die von ihm beigezogen oder erhoben worden sind. Die Anschlussrevision ist ausgeschlossen.

(8a) Das Bundesministerium des Innern und für Heimat evaluiert im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Justiz die Revision nach Absatz 8 drei Jahre nach Inkrafttreten.

(1) In Streitigkeiten nach diesem Gesetz stellt das Gericht auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung ab; ergeht die Entscheidung ohne mündliche Verhandlung, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Entscheidung gefällt wird. § 74 Absatz 2 Satz 2 bleibt unberührt.

(2) Das Gericht kann außer in den Fällen des § 38 Absatz 1 und des § 73b Absatz 7 bei Klagen gegen Entscheidungen nach diesem Gesetz im schriftlichen Verfahren durch Urteil entscheiden, wenn der Ausländer anwaltlich vertreten ist. Auf Antrag eines Beteiligten muss mündlich verhandelt werden. Hierauf sind die Beteiligten von dem Gericht hinzuweisen.

(3) Das Gericht sieht von einer weiteren Darstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe ab, soweit es den Feststellungen und der Begründung des angefochtenen Verwaltungsaktes folgt und dies in seiner Entscheidung feststellt oder soweit die Beteiligten übereinstimmend darauf verzichten.

(4) Wird während des Verfahrens der streitgegenständliche Verwaltungsakt, mit dem ein Asylantrag als unzulässig abgelehnt wurde, durch eine Ablehnung als unbegründet oder offensichtlich unbegründet ersetzt, so wird der neue Verwaltungsakt Gegenstand des Verfahrens. Das Bundesamt übersendet dem Gericht, bei dem das Verfahren anhängig ist, eine Abschrift des neuen Verwaltungsakts. Nimmt der Kläger die Klage daraufhin unverzüglich zurück, trägt das Bundesamt die Kosten des Verfahrens. Unterliegt der Kläger ganz oder teilweise, entscheidet das Gericht nach billigem Ermessen.

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, daß und wie die Verwaltungsbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, daß der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.

(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, daß die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekanntzugeben.

(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und den Widerspruchsbescheid aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlaß des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, daß Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluß kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.

(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.

(5) Soweit die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, spricht das Gericht die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde aus, die beantragte Amtshandlung vorzunehmen, wenn die Sache spruchreif ist. Andernfalls spricht es die Verpflichtung aus, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

VERWALTUNGSGERICHT BERLIN

IM NAMEN DES VOLKES

 

In der Verwaltungsstreitsache

 

1.    der Frau A,

2.    der mdj. B,

3.    der mdj. C

4.    des mdj. D,

 

zu 2 bis 4:

vertreten durch die Mutter, Frau A,

Kläger,

 

Verfahrensbevollmächtigte(r) zu 1 bis 4: BSP Rechtsanwälte,

Oranienburger Straße 69, 10117 Berlin,

 

gegen

 

die Bundesrepublik Deutschland,

Beklagte,

 

hat das Verwaltungsgericht  Berlin, 16. Kammer, aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 26. Juni 2017 durch den Richter Kahrl als Einzelrichter

 

 für Recht erkannt:

 

Soweit die Kläger die Klage zurückgenommen haben (wegen der Anerkennung als Asylberechtigte, der Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und der Gewährung subsidiären Schutzes), wird das Verfahren eingestellt.

Im Übrigen wird die Klage als offensichtlich unbegründet abgewiesen. Die Kläger tragen die Kosten des Verfahrens.

 

Tatbestand

Die Kläger begehren flüchtlingsrechtlichen Schutz.

Die Kläger - eine 41 Jahre alte Frau sowie deren drei minderjährige Kinder - sind Staatsangehörige der Republik Moldau, nach eigenen Angaben der Volksgruppe der Roma zugehörig, waren zuletzt in Cahul wohnhaft und sind im März 2016 auf dem Landweg nach Deutschland eingereist. Zu ihren nach der Einreise gestellten Asylanträgen erklärte die Klägerin zu 1, vor zwei oder drei Jahren habe der Bürgermeister ihres Herkunftsortes ihrem Ehemann, dem Kläger im Verfahren VG 16 K 19.17 A, sein Geschäft auf dem örtlichen Basar weggenommen. Danach habe sie auf den Weintraubenfeldern gearbeitet. Ihr Ehemann könne wegen einer Behinderung nicht arbeiten; er erhalte 200 MOL Rente. Sie seien auch durch die Polizei drangsaliert worden.  Drei oder vier Jahre vor der Anhörung sei ihr Mann wegen eines angeblichen Diebstahls auf dem Markt für 48 Stunden festgehalten worden. Er habe eine Gefängnisstrafe für drei Tage bekommen. Später - zuletzt unmittelbar vor der Aus­reise  - habe man ständig ihren Mann angerufen und verlangt, dass er falsche Aus­sagen mache. Er habe sich dem verweigert.  Land und Stadt seien schön, aber die Politik eine Katastrophe; seit der Sowjetzeit sei alles bergab gegangen. Ihre Kinder würden dort keine normalen Menschen mehr, kann verlernt, keine Schule besuchen, kein nichts. Sie könne auch nicht andernorts hinziehen. Denn in der Ukraine herrsche Krieg.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (im Folgenden: Bundesamt) lehnte mit Bescheid vom 5. April 2016, zugestellt am 13. April 2016, die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft  (Ziffer 1 des Bescheidtenors), und die Anerkennung  als Asylberechtigte (Ziffer 2) als offensichtlich unbegründet ab sowie die Zuerkennung subsidiären Schutzes ab (Ziffer 3), stellte zugleich fest, dass Abschiebungsverbote nach § 60 Absatz 5 und 7 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes nicht vorliegen (Ziffer 4), drohte dem Kläger die Abschiebung in die Republik Moldau an (Ziffer 5) und befristete das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziffer 6).

Mit ihrer am 20. April 2016 erhobenen Klage verfolgen die Kläger ihr Begehren weiter. Sie vertiefen ihr Vorbringen aus der Anhörung und machen weiterhin geltend, dass sie aufgrund der Zugehörigkeit zu den Roma in ihrer Heimat keine Arbeit und keine Wohnung finden könnten, keine Sozialleistungen erhielten und daher die Klägerin zu 1 und ihr Ehemann weder den Lebensunterhalt für sich und die Kinder noch eine angemessene medizinische Versorgung sicherstellen könnten. Die Volksgruppe der Roma werde in der Republik Moldau diskriminiert. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass die rumänischsprachigen Maidauer, Ukrainer und Russen die Volksgruppe der Roma, und damit auch die Kläger, als minderwertig ansähen und sie daher politisch, sozial und gesellschaftlich ausgrenzten. Dies ziehe sich durch alle Lebensbereiche und komme einer staatlichen Diskriminierung gleich. Die prekäre soziale Situation treffe in der Republik Moldau nahezu ausschließlich auf die Volksgruppe der Roma zu.

Nachdem die Kläger in der mündlichen Verhandlung die Klage hinsichtlich einer Anerkennung als Asylberechtigte, einer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft und der Gewährung subsidiären Schutzes zurückgenommen haben, beantragen sie nur noch sinngemäß, die Beklagte unter teilweiser Aufhebung ihres Bescheides vom 5. April 2016 zu verpflichten, festzustellen, dass Abschiebungsverbote nach § 60 Abs. 5 oder Abs. 7 AufenthG vorliegen.

Die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie die Verwaltungsvorgänge  des Bundesamtes  und der Ausländerbehörde Bezug genommen, die Gegenstand der Entscheidung waren.

 

Entscheidungsgründe

Das Gericht konnte trotz Ausbleibens eines Vertreters der Beklagten zur Sache verhandeln und entscheiden, weil diese mit der Ladung auf diese Möglichkeit hingewiesen worden ist (vgl. § 102 Abs. 2 VwGO). Die Entscheidung ergeht durch den Be­richterstatter als Einzelrichter, nachdem ihm die Kammer den Rechtsstreit mit Be­schluss vom 17. Januar 2017 zur Entscheidung übertragen hat.

Soweit die Kläger die Klage (hinsichtlich einer Anerkennung als Asylberechtigter, einer Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft  und einer Gewährung subsidiären Schutzes) zurückgenommen haben, war das Verfahren nach § 92 Abs. 3 VwGO einzustellen.

Die im Übrigen zulässige Klage ist offensichtlich unbegründet im Sinne von § 78 Abs. 1 des Asylgesetzes in der Neufassung vom 2. September 2008 (BGBI. 1 S. 1798), zuletzt geändert durch Gesetz vom 13. April 2017 (BGBI. 1 S. 872) - AsylG -. Offensichtlich unbegründet ist eine Klage, wenn an der Richtigkeit der tatsächlichen Feststellungen zum Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts (§ 77 Abs. 1 Satz 1AsylG) vernünftigerweise keine Zweifel bestehen können und sich bei einem solchen Sachverhalt nach allgemein anerkannter Rechtsauffassung die Abweisung der Klage geradezu aufdrängt (vgl. BVerfG, Beschluss vom 7. November 2008 - 2 BvR 629/06 - juris Rdnr. 10). Diese Voraussetzungen  sind vorliegend erfüllt. Der Bescheid des Bundesamts vom 1. Juni 2016 ist, auch soweit er noch angefochten ist und auch noch im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung, eindeutig rechtmäßig und verletzt die Kläger nicht in ihren Rechten, sie haben offensichtlich keinen Anspruch auf Feststellung von Abschiebungshindernissen nach § 60 Abs. 5 und 7 des Aufenthaltsgesetzes in der Neufassung vom 25. Februar 2008 (BGBI. 1 S. 1570), zuletzt geändert durch Gesetz vom 8. Juni 2017 (BGBI. 1 S. 872), § 113 Abs. 1, Abs. 5 VwGO.

Nach § 60 Abs. 5 AufenthG darf ein Ausländer nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBI. 1952 II S. 685) - EMRK - ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist. Die Abschiebung eines Ausländers ist nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte insbesondere dann mit Art. 3 EMRK unvereinbar, wenn stichhaltige Gründe für die Annahme bestehen, dass der Betroffene im Fall seiner Abschiebung der ernsthaften Gefahr („real risk") der Todesstrafe, der Folter oder der unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Bestrafung ausgesetzt wäre (Urteil des EGMR vom 23. März 2016, F.G. gegen Schweden,  Nr. 43611/11, § 110 m.w.N.). Diese Voraussetzungen  liegen hier offensichtlich nicht vor. Einzelne von den Klägern geschilderte Diskriminierungshandlungen gegenüber  Roma begründen diese Gefahr nicht; die Volksgruppe der Roma unterliegt nach den dem Gericht vorliegenden überzeugenden  Erkenntnissen in der Republik Moldau nicht schlechthin einer menschenrechtswidrigen  Behandlung. Der Konflikt im Osten der Ukraine betrifft die im Südwesten der südwestlich der Ukraine gelegenen Republik Moldau nahe der Grenze zu Rumänien wohnhaften  Kläger von vorneherein  überhaupt nicht. Eine nach Angaben der Kläger unberechtigte Inhaftierung ihres Ehemanns und Vaters, des Klägers im gemeinsam verhandelten,verfahren- VG 16 K 19.17 A, iiegt viele Jahre zurück; ihr ist nichts,nachgefolgt. Dessen von den Klägern einzig noch geltend gemachte weitere Bedrohung durch Polizeibeamte mit dem Ziel der Gewinnung von Falschaussagen betrifft die Kläger nicht selbst. Drohungen gegenüber der Familie sind nicht erhoben worden.  Der Kläger im Verfahren VG 16 K 19.17 A hat vielmehr ausdrücklich mitgeteilt, er sei von ihn bedrängenden  Polizeibeamten wieder gehen gelassen worden, nachdem die hiesigen Kläger vorstellig geworden seien. Die Klägerin zu 1 hat denn auch im Rahmen der mündlichen Verhandlung  mitgeteilt, sie sei nicht aus sie betreffenden Gründen, sondern wegen ihres Ehemanns nach Deutschland eingereist. Auch die frühere – wieder im die Klägerdieses Rechtsstreits nicht rechtlich unmittelbar betreffende - Entziehung des früheren Ladengeschäfts durch örtliche Behörden, gegen die sich die Kläger nicht gewehrt, sondern nach der sie sich wirtschaftlich neu orientiert haben, begründet jedenfalls  keine gegenwärtige oder in die Zukunft gerichtete Gefahr. Informelle Zahlungen werden den Betreibern anderer Marktstände abverlangt.  Ihr Existenzminimum  können die Kläger in der Republik Moldau sichern. Denn ihnen steht weiterhin ein Wohnhaus auf der Hauptstraße, der Strada Stefan Cel Mare, in der Stadt Cahul zur Verfügung. Bis zu ihrer Ausreise war die Klägerin zu 1 auf dem Markt tätig. Einschränkungen durch eine Behinderung des Ehemanns und Vaters der Klägerin zu 2 haben sie nicht zu besorgen. Denn die maßgebliche Behinderung - der Ehemann verfügt über Sehkraft nur auf einem der beiden Augen - hat diesen auch zuvor und bis zur Ausreise nach Deutschland nicht daran gehindert, wechselnde geschäftliche Tätigkeiten zu entfalten, und auch nach Verlust eines Ladenlokals der Schuhmacherei ein neues Gewerbe als Händler für Obst und Gemüse zu begründen. Eine Behindertenteilrente,  die der Kläger nach den Angaben seiner Ehefrau erhalten soll, tritt insoweit lediglich zu dem sonstigen Familieneinkommen  hinzu.

Den Klägern droht danach im Falle ihrer Rückkehr offensichtlich auch keine konkrete Leibes- oder Lebensgefahr im Sinne von § 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG; insbesondere sie betreffende gesundheitliche Gründe haben sie nicht geltend gemacht.

Ergänzend nimmt das Gericht gemäß § 77 Abs. 2 AsylG Bezug auf die Ausführungen der Beklagten mit dem angefochtenen Bescheid.

Die weiteren Voraussetzungen der Abschiebungsandrohung gemäß §§ 34, 36 Abs. 1 AsylG i.V.m. § 59 AufenthG liegen ebenfalls vor.

Die Kostenentscheidung folgt aus §§ 154 Abs. 1, 155 Abs. 2 VwGO. Das Urteil ist unanfechtbar (§ 78 Abs. 1 AsylG).

Kahrl

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

(1) In Streitigkeiten nach diesem Gesetz stellt das Gericht auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung ab; ergeht die Entscheidung ohne mündliche Verhandlung, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Entscheidung gefällt wird. § 74 Absatz 2 Satz 2 bleibt unberührt.

(2) Das Gericht kann außer in den Fällen des § 38 Absatz 1 und des § 73b Absatz 7 bei Klagen gegen Entscheidungen nach diesem Gesetz im schriftlichen Verfahren durch Urteil entscheiden, wenn der Ausländer anwaltlich vertreten ist. Auf Antrag eines Beteiligten muss mündlich verhandelt werden. Hierauf sind die Beteiligten von dem Gericht hinzuweisen.

(3) Das Gericht sieht von einer weiteren Darstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe ab, soweit es den Feststellungen und der Begründung des angefochtenen Verwaltungsaktes folgt und dies in seiner Entscheidung feststellt oder soweit die Beteiligten übereinstimmend darauf verzichten.

(4) Wird während des Verfahrens der streitgegenständliche Verwaltungsakt, mit dem ein Asylantrag als unzulässig abgelehnt wurde, durch eine Ablehnung als unbegründet oder offensichtlich unbegründet ersetzt, so wird der neue Verwaltungsakt Gegenstand des Verfahrens. Das Bundesamt übersendet dem Gericht, bei dem das Verfahren anhängig ist, eine Abschrift des neuen Verwaltungsakts. Nimmt der Kläger die Klage daraufhin unverzüglich zurück, trägt das Bundesamt die Kosten des Verfahrens. Unterliegt der Kläger ganz oder teilweise, entscheidet das Gericht nach billigem Ermessen.

(1) Das Bundesamt erlässt nach den §§ 59 und 60 Absatz 10 des Aufenthaltsgesetzes eine schriftliche Abschiebungsandrohung, wenn

1.
der Ausländer nicht als Asylberechtigter anerkannt wird,
2.
dem Ausländer nicht die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt wird,
2a.
dem Ausländer kein subsidiärer Schutz gewährt wird,
3.
die Voraussetzungen des § 60 Absatz 5 und 7 des Aufenthaltsgesetzes nicht vorliegen oder die Abschiebung ungeachtet des Vorliegens der Voraussetzungen des § 60 Absatz 7 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes ausnahmsweise zulässig ist und
4.
der Ausländer keinen Aufenthaltstitel besitzt.
Eine Anhörung des Ausländers vor Erlass der Abschiebungsandrohung ist nicht erforderlich. Im Übrigen bleibt die Ausländerbehörde für Entscheidungen nach § 59 Absatz 1 Satz 4 und Absatz 6 des Aufenthaltsgesetzes zuständig.

(2) Die Abschiebungsandrohung soll mit der Entscheidung über den Asylantrag verbunden werden. Wurde kein Bevollmächtigter für das Verfahren bestellt, sind die Entscheidungsformel der Abschiebungsandrohung und die Rechtsbehelfsbelehrung dem Ausländer in eine Sprache zu übersetzen, deren Kenntnis vernünftigerweise vorausgesetzt werden kann.

(1) In den sonstigen Fällen, in denen das Bundesamt den Ausländer nicht als Asylberechtigten anerkennt, beträgt die dem Ausländer zu setzende Ausreisefrist 30 Tage. Im Falle der Klageerhebung endet die Ausreisefrist 30 Tage nach dem unanfechtbaren Abschluss des Asylverfahrens.

(2) Im Falle der Rücknahme des Asylantrags vor der Entscheidung des Bundesamtes oder der Einstellung des Verfahrens beträgt die dem Ausländer zu setzende Ausreisefrist eine Woche.

(3) Im Falle der Rücknahme des Asylantrags oder der Klage oder des Verzichts auf die Durchführung des Asylverfahrens nach § 14a Absatz 3 kann dem Ausländer eine Ausreisefrist bis zu drei Monaten eingeräumt werden, wenn er sich zur freiwilligen Ausreise bereit erklärt.

(1) Die Abschiebung ist unter Bestimmung einer angemessenen Frist zwischen sieben und 30 Tagen für die freiwillige Ausreise anzudrohen. Ausnahmsweise kann eine kürzere Frist gesetzt oder von einer Fristsetzung abgesehen werden, wenn dies im Einzelfall zur Wahrung überwiegender öffentlicher Belange zwingend erforderlich ist, insbesondere wenn

1.
der begründete Verdacht besteht, dass der Ausländer sich der Abschiebung entziehen will, oder
2.
von dem Ausländer eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgeht.
Unter den in Satz 2 genannten Voraussetzungen kann darüber hinaus auch von einer Abschiebungsandrohung abgesehen werden, wenn
1.
der Aufenthaltstitel nach § 51 Absatz 1 Nummer 3 bis 5 erloschen ist oder
2.
der Ausländer bereits unter Wahrung der Erfordernisse des § 77 auf das Bestehen seiner Ausreisepflicht hingewiesen worden ist.
Die Ausreisefrist kann unter Berücksichtigung der besonderen Umstände des Einzelfalls angemessen verlängert oder für einen längeren Zeitraum festgesetzt werden. § 60a Absatz 2 bleibt unberührt. Wenn die Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht oder der Abschiebungsandrohung entfällt, wird die Ausreisefrist unterbrochen und beginnt nach Wiedereintritt der Vollziehbarkeit erneut zu laufen. Einer erneuten Fristsetzung bedarf es nicht. Nach Ablauf der Frist zur freiwilligen Ausreise darf der Termin der Abschiebung dem Ausländer nicht angekündigt werden.

(2) In der Androhung soll der Staat bezeichnet werden, in den der Ausländer abgeschoben werden soll, und der Ausländer darauf hingewiesen werden, dass er auch in einen anderen Staat abgeschoben werden kann, in den er einreisen darf oder der zu seiner Übernahme verpflichtet ist. Gebietskörperschaften im Sinne der Anhänge I und II der Verordnung (EU) 2018/1806 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. November 2018 zur Aufstellung der Liste der Drittländer, deren Staatsangehörige beim Überschreiten der Außengrenzen im Besitz eines Visums sein müssen, sowie der Liste der Drittländer, deren Staatsangehörige von dieser Visumpflicht befreit sind (ABl. L 303 vom 28.11.2018, S. 39), sind Staaten gleichgestellt.

(3) Dem Erlass der Androhung steht das Vorliegen von Abschiebungsverboten und Gründen für die vorübergehende Aussetzung der Abschiebung nicht entgegen. In der Androhung ist der Staat zu bezeichnen, in den der Ausländer nicht abgeschoben werden darf. Stellt das Verwaltungsgericht das Vorliegen eines Abschiebungsverbots fest, so bleibt die Rechtmäßigkeit der Androhung im Übrigen unberührt.

(4) Nach dem Eintritt der Unanfechtbarkeit der Abschiebungsandrohung bleiben für weitere Entscheidungen der Ausländerbehörde über die Abschiebung oder die Aussetzung der Abschiebung Umstände unberücksichtigt, die einer Abschiebung in den in der Abschiebungsandrohung bezeichneten Staat entgegenstehen und die vor dem Eintritt der Unanfechtbarkeit der Abschiebungsandrohung eingetreten sind; sonstige von dem Ausländer geltend gemachte Umstände, die der Abschiebung oder der Abschiebung in diesen Staat entgegenstehen, können unberücksichtigt bleiben. Die Vorschriften, nach denen der Ausländer die im Satz 1 bezeichneten Umstände gerichtlich im Wege der Klage oder im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes nach der Verwaltungsgerichtsordnung geltend machen kann, bleiben unberührt.

(5) In den Fällen des § 58 Abs. 3 Nr. 1 bedarf es keiner Fristsetzung; der Ausländer wird aus der Haft oder dem öffentlichen Gewahrsam abgeschoben. Die Abschiebung soll mindestens eine Woche vorher angekündigt werden.

(6) Über die Fristgewährung nach Absatz 1 wird dem Ausländer eine Bescheinigung ausgestellt.

(7) Liegen der Ausländerbehörde konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass der Ausländer Opfer einer in § 25 Absatz 4a Satz 1 oder in § 25 Absatz 4b Satz 1 genannten Straftat wurde, setzt sie abweichend von Absatz 1 Satz 1 eine Ausreisefrist, die so zu bemessen ist, dass er eine Entscheidung über seine Aussagebereitschaft nach § 25 Absatz 4a Satz 2 Nummer 3 oder nach § 25 Absatz 4b Satz 2 Nummer 2 treffen kann. Die Ausreisefrist beträgt mindestens drei Monate. Die Ausländerbehörde kann von der Festsetzung einer Ausreisefrist nach Satz 1 absehen, diese aufheben oder verkürzen, wenn

1.
der Aufenthalt des Ausländers die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigt oder
2.
der Ausländer freiwillig nach der Unterrichtung nach Satz 4 wieder Verbindung zu den Personen nach § 25 Absatz 4a Satz 2 Nummer 2 aufgenommen hat.
Die Ausländerbehörde oder eine durch sie beauftragte Stelle unterrichtet den Ausländer über die geltenden Regelungen, Programme und Maßnahmen für Opfer von in § 25 Absatz 4a Satz 1 genannten Straftaten.

(8) Ausländer, die ohne die nach § 4a Absatz 5 erforderliche Berechtigung zur Erwerbstätigkeit beschäftigt waren, sind vor der Abschiebung über die Rechte nach Artikel 6 Absatz 2 und Artikel 13 der Richtlinie 2009/52/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2009 über Mindeststandards für Sanktionen und Maßnahmen gegen Arbeitgeber, die Drittstaatsangehörige ohne rechtmäßigen Aufenthalt beschäftigen (ABl. L 168 vom 30.6.2009, S. 24), zu unterrichten.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

(1) Das Urteil des Verwaltungsgerichts, durch das die Klage in Rechtsstreitigkeiten nach diesem Gesetz als offensichtlich unzulässig oder offensichtlich unbegründet abgewiesen wird, ist unanfechtbar. Das gilt auch, wenn nur das Klagebegehren gegen die Entscheidung über den Asylantrag als offensichtlich unzulässig oder offensichtlich unbegründet, das Klagebegehren im Übrigen hingegen als unzulässig oder unbegründet abgewiesen worden ist.

(2) In den übrigen Fällen steht den Beteiligten die Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts zu, wenn sie von dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird.

(3) Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn

1.
die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat oder
2.
das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
3.
ein in § 138 der Verwaltungsgerichtsordnung bezeichneter Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt.

(4) Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils zu beantragen. Der Antrag ist bei dem Verwaltungsgericht zu stellen. Er muss das angefochtene Urteil bezeichnen. In dem Antrag sind die Gründe, aus denen die Berufung zuzulassen ist, darzulegen. Die Stellung des Antrags hemmt die Rechtskraft des Urteils.

(5) Über den Antrag entscheidet das Oberverwaltungsgericht durch Beschluss, der keiner Begründung bedarf. Mit der Ablehnung des Antrags wird das Urteil rechtskräftig. Lässt das Oberverwaltungsgericht die Berufung zu, wird das Antragsverfahren als Berufungsverfahren fortgesetzt; der Einlegung einer Berufung bedarf es nicht.

(6) § 134 der Verwaltungsgerichtsordnung findet keine Anwendung, wenn das Urteil des Verwaltungsgerichts nach Absatz 1 unanfechtbar ist.

(7) Ein Rechtsbehelf nach § 84 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung ist innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Gerichtsbescheids zu erheben.

(8) Gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts steht den Beteiligten die Revision an das Bundesverwaltungsgericht abweichend von § 132 Absatz 1 und § 137 Absatz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung auch zu, wenn das Oberverwaltungsgericht

1.
in der Beurteilung der allgemeinen asyl-, abschiebungs- oder überstellungsrelevanten Lage in einem Herkunfts- oder Zielstaat von deren Beurteilung durch ein anderes Oberverwaltungsgericht oder durch das Bundesverwaltungsgericht abweicht und
2.
die Revision deswegen zugelassen hat.
Eine Nichtzulassungsbeschwerde kann auf diesen Zulassungsgrund nicht gestützt werden. Die Revision ist beschränkt auf die Beurteilung der allgemeinen asyl-, abschiebungs- oder überstellungsrelevanten Lage in einem Herkunfts- oder Zielstaat. In dem hierfür erforderlichen Umfang ist das Bundesverwaltungsgericht abweichend von § 137 Absatz 2 der Verwaltungsgerichtsordnung nicht an die in dem angefochtenen Urteil getroffenen tatsächlichen Feststellungen gebunden. Das Bundesverwaltungsgericht berücksichtigt für die Beurteilung der allgemeinen Lage diejenigen herkunfts- oder zielstaatsbezogenen Erkenntnisse, die von den in Satz 1 Nummer 1 genannten Gerichten verwertet worden sind, die ihm zum Zeitpunkt seiner mündlichen Verhandlung oder Entscheidung (§ 77 Absatz 1) von den Beteiligten vorgelegt oder die von ihm beigezogen oder erhoben worden sind. Die Anschlussrevision ist ausgeschlossen.

(8a) Das Bundesministerium des Innern und für Heimat evaluiert im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Justiz die Revision nach Absatz 8 drei Jahre nach Inkrafttreten.