Sommer der Insolvenzen: Was die aktuellen Zahlen für Berater bedeuten

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Was bedeuten die Zahlen rechtlich und praktisch?
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Mehr Fälle, kleineres Ticket. Der gleichzeitige Rückgang der Forderungssummen bei steigenden Fallzahlen deutet auf eine Breitenwirkung bei kleineren und mittleren Schuldnern hin. Für die Prozess‑ und Verteilungsstrategien von Gläubigern bedeutet das: Standardisierte, kosteneffiziente Vorgehensweisen gewinnen an Bedeutung (frühe Forderungsanmeldung, stringente Masseprüfung, selektives Vorgehen gegen Organhaftung).
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Sektorale Hotspots adressieren. In den am stärksten betroffenen Branchen (Verkehr, Gastgewerbe, Bau) sind Sicherheitenketten (z. B. Eigentumsvorbehalt, Sicherungsabtretungen, Bauhandwerkersicherung) und leistungsstörungsnahe Themen (z. B. Baustellenstillstände, Subunternehmerketten, Lieferkettenrisiken) besonders praxisrelevant. Branchenspezifische Checklisten sollten in Kanzleien verfügbar sein.
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Timing & Kommunikation. Aufgrund der statistischen Verzögerung zwischen Antragstellung und Erfassung (Frühindikator) lohnt der Blick auf eigene Frühwarnsysteme (Covenants, Zahlungsziele, DSO, Mahnläufe). Unternehmen sollten kommunikative Playbooks für Lieferanteninsolvenzen vorhalten (z. B. „10‑Tage‑Plan“: Bestände sichern, Eigentumsvorbehalt ziehen, Neuverträge auf Vorkasse umstellen).
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Sanierungsoptionen strukturieren. Die Zunahme der Fälle erhöht den Bedarf an frühen Sanierungsgesprächen(z. B. Liquiditätsbrücke, Stillhalteabkommen, Covenants‑Waiver) und an prä‑insolvenzlichen Lösungen(Restrukturierungsrahmen, Bankenpool‑Koordination). Juristisch entscheidend sind klare Abgrenzungen zwischen Neu‑ und Altverbindlichkeiten (→ Masse vs. Insolvenzforderung) und saubere Vertragsarchitektur(Vorauszahlungs‑/Treuhandmodelle, Sicherungskonzepte).
Kernbotschaft für die Praxis
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Gläubiger: Portfolien priorisieren, Massezugehörigkeit konsequent prüfen, Anfechtungsrisiken im Blick behalten; standardisierte Workflows bauen.
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Schuldner/Organe: Frühwarnkennzahlen einziehen, Haftungsrisiken (insb. Zahlungen nach Zahlungsunfähigkeit/Überschuldung) minimieren, Transparenz gegenüber Stakeholdern erhöhen.
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Berater/Kanzleien: Branchen‑Checklisten aktualisieren (Sicherheiten, Eigentumsvorbehalt, Bau‑/Transport‑Spezifika), Kommunikations‑ und Eskalationspläne für die ersten 14 Tage bereitstellen.
(Datenquelle: Destatis‑Pressemitteilung Nr. 332 vom 11. September 2025)

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