Verwaltungsgericht Münster Urteil, 09. Sept. 2014 - 1 K 1670/13
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Gericht
Tenor
Die Klage wird abgewiesen.
Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.
Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar. Der Kläger darf die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe des vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung in entsprechender Höhe Sicherheit leistet.
1
T a t b e s t a n d
2Der Kläger ist Jäger und verfügt über einen vom Landrat des Kreises T. ausgestellten Jagdschein. Er ist ferner Inhaber einer Waffenbesitzkarte vom 27.11.2012, ausgestellt vom Kreis T. . Unter laufender Nummer 1 ließ der Kläger eine Repetierbüchse, Kaliber .22lfB in die Waffenbesitzkarte eintragen. Mit Bescheid vom 22.5.2012 erteilte der Landrat des Kreises T. dem Kläger auf Antrag des Kreislehrgartens eine Genehmigung nach dem Landesjagdgesetz zum Gebrauch von Schusswaffen zur Bekämpfung der Wildkaninchenplage auf dem Gelände des Kreislehrgartens in T. , befristet bis zum 31.5.2015. Als Auflage bestimmte der Kreis u. a., dass eine Bejagung unter strenger Beachtung der Sorgfaltspflichten nur in den Morgen- und Abendstunden und nur mit Patronen Kaliber .22lfB mit schwachem Knall (sog. Unterschall- oder Subsonic-Munition) durchgeführt werden darf. Bei dem Kreislehrgarten handelt es sich um einen Demonstrations- und Lehrgarten, der tagsüber und auch nachts frei zugänglich ist.
3Am 2.1.2013 stellte der Kläger bei der Kreispolizeibehörde T. einen Antrag auf Genehmigung des Erwerbs eines Schalldämpfers für seine Büchse. Zur Begründung führte er an, ein Bedürfnis nach dem Waffengesetz sei gegeben, er wolle seinen Jagdauftrag möglichst diskret durchführen. Zum Schutz der Anwohner des angrenzenden dicht bebauten Wohngebietes sei es ratsam, so geräuschlos wie möglich vorzugehen, da die Bejagung in den frühen Morgen- und Abendstunden stattzufinden habe. Auch wolle er eventuelle Fragen, insbesondere von Kindern, vermeiden.
4Mit Bescheid vom 21.3.2013 lehnte die Kreispolizeibehörde den Antrag ab. Zur Begründung führte sie aus, ein Bedürfnis für den Erwerb des Schalldämpfers seitens des Klägers sei nicht nachgewiesen. Schallabsorber stellten aus kriminaltaktischer Sicht eine besondere Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dar, so dass der Erwerb und Besitz eines Schalldämpfers nur in Ausnahmefällen genehmigt werden könne. Der Kläger habe kein Bedürfnis für die Genehmigung in einem Ausnahmefall nachgewiesen. Bei Abschuss der genehmigten Unterschallmunition werde auch ohne Verwendung eines Schalldämpfers nur ein sehr geringer Mündungs- und überhaupt kein Geschossknall erzeugt, so dass eine Lärmbelästigung der Anwohner nicht zu befürchten sei. Der Schussknall sei auch ein wichtiger Sicherheitsaspekt für sich in der Nähe befindende Personen, welcher bei Benutzung eines Schalldämpfers verloren gehe. Der Kreislehrgarten sei zwar eingefriedet, aber auch Tag und Nacht für jedermann zugänglich. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich dort Besucher auch unbemerkt aufhielten. Fragen von Anwohnern könne der Kläger mit entsprechenden Gesprächen und Aufklärungsarbeit, mit welcher er um Verständnis für den Abschuss der Kaninchen werben solle, begegnen, sofern in den frühen Morgen- bzw. Abendstunden überhaupt mit Nachfragen zu rechnen sei.
5Der Kläger hat am 17.4.2013 Klage erhoben. Zur Begründung bezieht er sich auf seine Ausführungen im Rahmen seines Antrags und führt ferner aus, grundsätzliche Vorbehalte gegen die Verwendung eines Schalldämpfers zur Jagd gälten für ihn nicht, denn es handele sich bei der geplanten Verwendung im Kreislehrgarten nicht um eine „übliche“ Jagd, sondern um Schädlingsbekämpfung. Eine kriminelle oder deliktische Verwendung des Schalldämpfers sei nicht zu befürchten, da ihm noch nie eine Waffe abhanden gekommen sei. Der Sicherheitsaspekt sei auch bei einem Schuss mit einem Schalldämpfer gewahrt, denn das Geräusch sei immer noch so laut hörbar, dass Passanten gewarnt würden. Der Schussknall sei zwar ein Warnsignal, aber der Kreislehrgarten sei ein befriedetes Gebiet und es sei fast auszuschließen, dass er als Jäger einen Passanten nicht erkenne oder ein Spaziergänger in das Schussfeld laufen könnte. Außerdem mache die Verwendung von Unterschallmunition laut Hersteller nur Sinn, wenn diese mit einem Schalldämpfer abgeschossen würde. Durch den Schalldämpfer werde der Mündungsknall so modifiziert, dass er nicht mehr als Schuss wahrnehmbar sei; die Schussabgabe gleiche dann einer zuschlagenden Autotür oder einem Hammerschlag. Auch müssten medizinische Aspekte bei der Bedürfnisprüfung mit einbezogen werden. Durch den Impulslärm des Schusses könne sein Gehör geschädigt werden. Ein Gehörschutz durch Kapseln oder Ohrschützer sei nicht effektiv, da diese auch Umweltgeräusche wie sich nähernde Passanten ausblendeten. Schließlich sei zu berücksichtigen, dass der Jagdauftrag effektiv durchgeführt werden solle. Bei einem Schuss ohne Schalldämpfer würden die Wildkaninchen aufgeschreckt und zeigten sich nicht mehr, so dass er allmorgendlich erneut ansetzen müsse.
6Der Kläger beantragt,
7den Bescheid des Landrats als Kreispolizeibehörde T. vom 21.3.2013 aufzuheben und den Beklagten zu verpflichten, seinen Antrag auf Erteilung einer Berechtigung zum Erwerb eines Schalldämpfers/ Schallabsorbers unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.
8Der Beklagte beantragt,
9die Klage abzuweisen.
10Er bezieht sich auf die Begründung im Ablehnungsbescheid und ergänzt, die Verwendung eines Schalldämpfers zur Jagd sei grundsätzlich nicht erforderlich. Es drohe eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit durch die missbräuchliche Verwendung von Schalldämpfern. Der Gesetzgeber habe die Zahl der im Umlauf befindlichen Schalldämpfer bewusst sehr gering halten wollen, denn selbst dem zuverlässigsten Waffenbesitzer könne eine Waffe abhandenkommen. Der Kläger habe weiterhin ein Bedürfnis für den Erwerb des Schalldämpfers nicht nachgewiesen. Eine Dämpfwirkung trete schon hinreichend durch Verwendung der Unterschallmunition ein, auf die der Kläger nach der jagdrechtlichen Genehmigung ohnehin beschränkt sei. Diese könne mit jedem genehmigten Kleinkalibergewehr verschossen werden. Eine größere Dämpfwirkung durch Schalldämpfer sei ohnehin nur bei großkalibriger Munition zu erwarten, die der Kläger gar nicht verwenden dürfe. Medizinische Gründe seien nicht zu berücksichtigen. Einerseits liege der Schallpegel bei Unterschallmunition bereits unterhalb der Grenzwerte für eine Schädigung des Gehörs und zum anderen könne der Kläger einen elektronischen Gehörschutz tragen, welcher nur das Schussgeräusch ausblende, nicht aber die Umweltgeräusche. Der Wunsch nach einer optimalen und effektiven Jagdausübung sei kein waffenrechtliches Bedürfnis. Die Verwendung eines Schalldämpfers erleichtere zwar die Jagd, jedoch sei er zu jagdlichen Zwecken nicht erforderlich. Die Jagd mit einem Schalldämpfer verlaufe auch nicht geräuschlos, das Wild könne auch durch den sehr geringen Mündungsknall und das Geräusch beim Aufschlagen des Geschosses verscheucht werden. Darüber hinaus sei auch nicht zwingend ein Abschuss erforderlich; eine Bejagung der Kaninchen sei auch mit anderen Mitteln wie Fallen, Stricken oder Frettchen möglich.
11Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorgänge des Beklagten Bezug genommen.
12E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e
13Die Klage ist zulässig, aber unbegründet.
14Der ablehnende Bescheid des Landrats als Kreispolizeibehörde T. vom 21.3.2013 ist rechtmäßig und verletzt den Kläger nicht in seinen Rechten, denn der Kläger hat keinen Anspruch auf Neubescheidung seines Antrags auf Genehmigung des Erwerb eines Schallabsorbers (vgl. § 113 Abs. 5 Satz 2 VwGO).
15Der Kläger hat keinen Anspruch aus § 2 Abs. 2 i. V. m. Anlage 2 Abschnitt 2 Unterabschnitt 1, 1. Halbsatz i. V. m. § 4 Abs. 1 WaffG, da schon die Voraussetzungen für die Erteilung nicht vorliegen.
16Der begehrte Schalldämpfer bedarf einer Erlaubnis, denn er ist für den Einsatz an einer erlaubnispflichtigen kleinkalibrigen Schusswaffe, der Büchse Kaliber .22lfB des Klägers, bestimmt. Gemäß § 2 Abs. 2 i. V. m. Anlage 2 Abschnitt 2 Unterabschnitt 1, 1. Halbsatz WaffG bedarf der Umgang mit Waffen im Sinne des § 1 Abs. 2 Nr. 1 (Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 1 Nr. 1 bis 4) WaffG der Erlaubnis. Nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 WaffG sind Waffen Schusswaffen oder ihnen gleichgestellte Gegenstände. Nach Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 1 Ziffer 1.3 zum Waffengesetz steht ein Schalldämpfer den Schusswaffen gleich, für die er bestimmt ist.
17Die Voraussetzungen für eine solche notwendige Erlaubnis liegen nicht vor. Der Kläger hat kein waffenrechtliches Bedürfnis im Sinne von § 4 Abs. 1 Nr. 4 i. V. m. § 8 WaffG für die jagdliche Verwendung eines Schalldämpfers nachgewiesen.
18Eine Bedürfnisprüfung ist nicht nach § 13 WaffG für den Kläger als Jäger entbehrlich. Die gesetzliche Regelung zum Waffenerwerb durch Jäger in § 13 WaffG verpflichtet nach der Vorstellung des Gesetzgebers auch Jäger, wie alle übrigen Waffeninteressierten, zum Erwerb und Besitz von Schusswaffen bzw. ihnen gleichgestellten Gegenständen grundsätzlich ein Bedürfnis nachzuweisen.
19BT-Drs. 14/7758, S. 61; vgl. BVerwG, Beschluss vom 13.9.2004 - 6 B 19.04 -, juris, Rdn. 4.
20Zwar entfällt gemäß § 13 Abs. 2 Satz 2 WaffG die Bedürfnisprüfung für Jäger, die Inhaber eines Jahresjagdscheines sind, für den Erwerb und Besitz von Langwaffen und zwei Kurzwaffen, sofern diese im Sinne des § 13 Abs. 1 Nr. 2 WaffG nach dem Bundesjagdgesetz nicht verboten sind (Jagdwaffen und ‑munition). Die Privilegierung des § 13 Abs. 2 WaffG erfasst aber keine Schalldämpfer. Ausdrücklich ist in § 13 Abs. 1 und 2 WaffG nur von Schusswaffen und der dafür bestimmten Munition die Rede, nicht jedoch von Schalldämpfern. Wenngleich diese nach Nr. 1.3 der Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 1 zu § 1 Abs. 4 WaffG den Schusswaffen gleichgestellt sind, stellen sie keine wesentlichen Teile der Schusswaffe dar und gehören nicht notwendig hierzu. Schalldämpfer sind auch kein integraler Bestandteil der Schusswaffe, da andernfalls eine Unterscheidung zwischen Schusswaffen und Schalldämpfern, wie sie der Gesetzgeber u. a. in § 34 Abs. 5 WaffG vorgenommen hat, nicht erforderlich wäre. Diese Regelung ist als Norm anzusehen, die in Bezug auf Nummer 1.3 der genannten Anlage „etwas anderes bestimmt“, so dass hierbei die Gleichstellung von Schusswaffen und Schalldämpfern unterbleibt.
21Vgl. VG Minden, Urteil vom 26.4.2013 - 8 K 2491/12 -, juris, Rdn. 17.
22Nach § 8 WaffG ist der Nachweis eines Bedürfnisses erbracht, wenn gegenüber den Belangen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung besonders anzuerkennende persönliche oder wirtschaftliche Interessen und die Geeignetheit und Erforderlichkeit der Waffen oder Munition für den beantragten Zweck glaubhaft gemacht sind. Damit werden die Eckpunkte gesetzt, zwischen denen die Anerkennung eines Bedürfnisses durch die zuständigen Behörden bei der möglichen Erteilung waffenrechtlicher Erlaubnisse im konkreten Fall erfolgen kann (die Belange der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung einerseits und andererseits die Glaubhaftmachung besonders anzuerkennender persönlicher oder wirtschaftlicher Interessen [Nr. 1] einschließlich der Eignung und der Erforderlichkeit der Waffen [Nr. 2]). Dabei wird der prüfenden Behörde kein Ermessen eingeräumt. Entscheidend ist vielmehr die richtige Würdigung der zugrunde liegenden und erheblichen Tatsachen in ihrer Bedeutung. Ansatzpunkt hierfür ist ‑ orientiert am Zweck des Gesetzes - die Absicht, die besonderen Gefahren, die vom Umgang mit bestimmten (erlaubnispflichtigen) Waffen oder Munition für die öffentliche Sicherheit und Ordnung und damit auch für den Einzelnen ausgehen können, so gering wie möglich zu halten.
23Vgl. Papsthart in: Steindorf/Heinrich/Papsthart, Waffenrecht, 9. Aufl., 2010, § 8 WaffG, Rdn. 3; BR-Drs. 596/01, S. 106.
24Der um eine waffenrechtliche Erlaubnis für den Erwerb eines Schalldämpfers nachsuchende Kläger muss demnach nachweisen, dass ein solcher Schalldämpfer für die Jagdausübung im konkreten Fall ausnahmsweise notwendig ist.
25Zur Bestimmung der Kriterien für die Bejahung einer Ausnahme für die Verwendung eines Schalldämpfers ist maßgeblich zu berücksichtigen, dass der Bundesgesetzgeber die Zulässigkeit von Schalldämpfern in § 3 Abs. 1 WaffG a. F. aus Immissionsschutzgesichtspunkten geregelt hat. Nach der Begründung des Gesetzes wurde diese Regelung in das Waffengesetz aufgenommen, um einerseits den Erfordernissen der Lärmbekämpfung Rechnung tragen zu können, ohne andererseits Sicherheitsinteressen zu gefährden, die bisher durch ein Verbot der Schalldämpfer nach § 25 Abs. 1 Nr. 2 RWG berücksichtigt worden waren.
26BT-Drs. 6/2678, S. 25.
27Maßgeblich gegen die Verwendung von Schalldämpfern spricht nämlich unter Sicherheitsgesichtspunkten - neben der Erschwerung der polizeilichen Kontrolle des Schusswaffengebrauchs -, dass der durch den Schussknall eintretende Warneffekt für Menschen entfällt.
28Vgl. Hess. VGH, Urteil vom 9.12.2003 - 11 UE 2912/00 -, juris, Rdn. 17.
29Hingegen ist nicht davon auszugehen, dass Schalldämpfer im Allgemeinen zur Jagd benötigt werden. Der erkennbare Wunsch des Klägers nach einer optimalen Jagdausübung kann nicht mit dem in § 8 WaffG geregelten waffenrechtlichen Bedürfnis gleichgesetzt werden. „Erforderlich“ im Sinne von § 8 Abs. 1 Nr. 2 WaffG wäre die Verwendung des Schalldämpfers lediglich dann, wenn der Kläger nachweisen könnte, dass ihm ansonsten die Ausübung der Jagd als solche nicht mehr möglich wäre, weil alternative erlaubnisfreie Mittel nicht zur Verfügung stehen bzw. aus konkret dargelegten Gründen für ihn zwingend ungeeignet sind.
30VG Stuttgart, Urteil vom 14.1.2009 - 5 K 151/08 -, juris, Rdn. 21; VG Minden, Urteil vom 26.4.2013 - 8 K 2491/12 -, juris, Rdn. 26.
31Das ist aber nicht der Fall, da der Kläger selbst angegeben hat, Wildkaninchen auch ohne Schalldämpfer schon erlegt zu haben. Dass die Jagdausübung mit Schalldämpfer erleichtert wird und erfolgversprechender ist, begründet hingegen nicht die Notwendigkeit eines Schalldämpfers.
32Vgl. Hess. VGH, Urteil vom 9.12.2003 - 11 UE 2912/00 -, juris, Rdn. 21 f.
33Der Kläger hat im vorliegenden Fall nicht nachgewiesen, dass ein Schalldämpfer zu der von ihm vorgetragenen Bejagung von Kaninchen auf dem Gebiet des Kreislehrgartens ausnahmsweise aus Gründen des Lärmschutzes in Bezug auf die umliegenden Bewohner des Gebiets oder auf sich selbst notwendig ist.
34Soweit der Kläger meint, die Verwendung eines Schalldämpfers sei erforderlich, um die Störung von Bewohnern der angrenzenden Wohnbebauung zu verringern, führt dies nicht zur Notwendigkeit der Verwendung eines Schalldämpfers. Denn die Verhältnisse liegen insoweit nicht anders als bei allen Wohngebieten, die in waldnahen Gebieten liegen, in denen gejagt werden darf. Insoweit könnte nur im Hinblick auf ganz besonders ruhebedürftige Anlagen, wie etwa Intensivstationen von Krankenhäusern im Einzelfall unter Berücksichtigung aller einzustellenden Aspekte etwas anderes gelten. Dafür ist aber im vorliegenden Falle weder etwas vorgetragen noch sonst etwas ersichtlich. Die durch zulässige Jagdausübung entstehenden Lärmbeeinträchtigungen sind deshalb grundsätzlich in der an den Kreislehrgarten angrenzenden Wohnbebauung genauso wie auch in waldnahen Wohngebieten hinzunehmen.
35Vgl. Hess. VGH, Urteil vom 9.12.2003 - 11 UE 2912/00 -, juris, Rdn. 18.
36Des Weiteren tritt eine Lärmreduzierung bereits durch die Verwendung der Unterschallmunition ein. Der Kläger verkennt, dass er aufgrund der nicht angefochtenen Nebenbestimmungen in der jagdrechtlichen Erlaubnis verpflichtet ist, nur mit einem Kleinkalibergewehr und unter Verwendung der Unterschallmunition zu jagen. Wie die Beteiligten übereinstimmend dargelegt haben, entfällt dadurch bereits der Geschossknall. Dass darüber hinaus das Bedürfnis besteht, auch noch den Mündungsknall zu dämpfen, hat der Kläger nicht glaubhaft dargelegt.
37Der Wunsch, mögliche Nachfragen und Beschwerden der Anwohner, insbesondere von Kindern, zu vermeiden, reicht für dieses Bedürfnis nicht aus. Es ist dem Kläger zumutbar, eventuelle Nachfragen durch Passanten, welche auf die Jagdaktivitäten aufmerksam werden, vor Ort zu beantworten. Diese Unannehmlichkeiten muss er als Jäger hinnehmen. Die Passanten würden im Übrigen im Regelfall auch bei Verwendung eines Schalldämpfers die Jagd des Klägers bemerken, da sie den Kläger mit seiner Büchse visuell wahrnehmen. Es ist hingegen nicht notwendig, von vornherein mit jedem einzelnen Anwohner ein Gespräch zu suchen und über die Notwendigkeit des Abschusses zu informieren.
38Selbst wenn von einer grundsätzlich nicht hinzunehmenden Lärmbelästigung der Anwohner auszugehen wäre, so würde diese die Sicherheitsinteressen der Besucher des Kreislehrgartens nicht überwiegen. Die Gefahr für die öffentliche Sicherheit, dass Passanten oder deren Hunde durch ein fehlendes bzw. modifiziertes Schussgeräusch nicht gewarnt würden oder dass der Schalldämpfer deliktisch verwendet wird, geht vor. Sowohl nach der Bedeutsamkeit der Rechtsgüter (Lärm-/Immissionsschutz einerseits und Leib/Leben andererseits) als auch nach dem Grad der Beeinträchtigung (geringe Lärmbelästigung der Anwohner gegen konkrete Gefährdung der Passanten) überwiegen die Sicherheitsinteressen das Bedürfnis der Lärmbekämpfung. Die Lärmbelästigung ist nicht sehr hoch, da der Kläger nicht jeden Tag jagt, die Anzahl der Schüsse relativ gering ist und der Kläger nur in den Morgen- und Abendstunden (in der Dämmerung) Schüsse abgibt. Die Sicherheitsinteressen überwiegen deutlich. Der durch den Schussknall eintretende Warneffekt für Menschen entfällt bei Verwendung eines Schalldämpfers fast vollständig, da das Geräusch des Schusses bei Verwendung des Schalldämpfers nicht nur gedämpft, sondern so moduliert wird, dass der erzeugte Schall mit einer zuschlagenden Autotür oder einem Hammerschlag vergleichbar ist; der Schuss wird von den sich nähernden Passanten nicht als solcher wahrgenommen. Es besteht auch ein konkreter Anlass, dass Menschen durch die Schussabgabe vor den Jagdaktivitäten gewarnt werden müssten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich Passanten während der Jagd des Klägers unbemerkt im Kreislehrgarten aufhalten. Bei dem Garten handelt es sich zwar um ein eingefriedetes Gelände, er kann aber Tag und Nacht von Spaziergängern betreten werden. Dass der Kläger, wie er in der mündlichen Verhandlung gemeint hat, hauptsächlich in einem umzäunten und abgeschlossenen Teil des Kreislehrgartens jagt, ist nicht von Bedeutung, denn zumindest zeitweise übt er die Jagd auch - entsprechend seinem Auftrag und dem Inhalt der jagdrechtlichen Erlaubnis - im frei zugänglichen Teil aus. Der Kläger selbst hat eingeräumt, bei der Jagdausübung bereits einen Spaziergänger nebst seinem Hund getroffen und zeitungslesende Besucher um fünf Uhr morgens bemerkt zu haben. Diese sich dem Kläger möglicherweise unbemerkt nähernden Passanten müssen durch den Schuss gewarnt werden. Dieses Bedürfnis besteht gerade zu den allein genehmigten Jagdzeiten in den Morgen- und Abendstunden in der Dämmerung, wenn die Sicht eingeschränkt ist und der Kläger als Jäger nicht sofort erkannt werden wird.
39Medizinische Erwägungen, die es erfordern, den Kläger selbst vor Lärm zu schützen, machen schließlich ebenfalls nicht die Benutzung eines Schalldämpfers erforderlich. Ausnahmsweise zu berücksichtigende Gehörschäden,
40vgl. VG Minden, Urteil vom 29. 4. 2011 - 8 K 2217/10 -, juris, Rdn. 26,
41liegen beim Kläger nicht vor. Er kann, um sein Gehör bei Abgabe des Schusses zu schonen, einen elektronischen Gehörschutz verwenden, welcher nur die Geräusche des eigentlichen Schusses dämpft und Umgebungsgeräusche unverändert an das Ohr dringen lässt. So wird auch verhindert, dass der Kläger sich ihm nähernde Besucher des Kreislehrgartens überhört. Warum ein solcher Gehörschutz dem Kläger nicht zumutbar sein soll, hat er nicht substantiiert vorgetragen.
42Vgl. dazu VG Stuttgart, Urteil vom 14.1.2009 - 5 K 151/08 -, juris, Rdn. 20; VG Minden, Urteil vom 26.4.2013 - 8 K 2491/12 -, juris, Rdn. 35.
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Annotations
(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, daß und wie die Verwaltungsbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, daß der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.
(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, daß die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekanntzugeben.
(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und den Widerspruchsbescheid aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlaß des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, daß Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluß kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.
(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.
(5) Soweit die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, spricht das Gericht die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde aus, die beantragte Amtshandlung vorzunehmen, wenn die Sache spruchreif ist. Andernfalls spricht es die Verpflichtung aus, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.
(1) Eine Erlaubnis setzt voraus, dass der Antragsteller
- 1.
das 18. Lebensjahr vollendet hat (§ 2 Abs. 1), - 2.
die erforderliche Zuverlässigkeit (§ 5) und persönliche Eignung (§ 6) besitzt, - 3.
die erforderliche Sachkunde nachgewiesen hat (§ 7), - 4.
ein Bedürfnis nachgewiesen hat (§ 8) und - 5.
bei der Beantragung eines Waffenscheins oder einer Schießerlaubnis eine Versicherung gegen Haftpflicht in Höhe von 1 Million Euro - pauschal für Personen- und Sachschäden - nachweist.
(2) Die Erlaubnis zum Erwerb, Besitz, Führen oder Schießen kann versagt werden, wenn der Antragsteller seinen gewöhnlichen Aufenthalt nicht seit mindestens fünf Jahren im Geltungsbereich dieses Gesetzes hat.
(3) Die zuständige Behörde hat die Inhaber von waffenrechtlichen Erlaubnissen in regelmäßigen Abständen, mindestens jedoch nach Ablauf von drei Jahren, erneut auf ihre Zuverlässigkeit und ihre persönliche Eignung zu prüfen sowie in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 5 sich das Vorliegen einer Versicherung gegen Haftpflicht nachweisen zu lassen.
(4) Die zuständige Behörde hat das Fortbestehen des Bedürfnisses bei Inhabern einer waffenrechtlichen Erlaubnis alle fünf Jahre erneut zu überprüfen.
(5) Zur Erforschung des Sachverhalts kann die zuständige Behörde in begründeten Einzelfällen das persönliche Erscheinen des Antragstellers oder des Erlaubnisinhabers verlangen.
(1) Dieses Gesetz regelt den Umgang mit Waffen oder Munition unter Berücksichtigung der Belange der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
(2) Waffen sind
- 1.
Schusswaffen oder ihnen gleichgestellte Gegenstände und - 2.
tragbare Gegenstände, - a)
die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder herabzusetzen, insbesondere Hieb- und Stoßwaffen; - b)
die, ohne dazu bestimmt zu sein, insbesondere wegen ihrer Beschaffenheit, Handhabung oder Wirkungsweise geeignet sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder herabzusetzen, und die in diesem Gesetz genannt sind.
(3) Umgang mit einer Waffe oder Munition hat, wer diese erwirbt, besitzt, überlässt, führt, verbringt, mitnimmt, damit schießt, herstellt, bearbeitet, instand setzt oder damit Handel treibt. Umgang mit einer Schusswaffe hat auch, wer diese unbrauchbar macht.
(4) Die Begriffe der Waffen und Munition sowie die Einstufung von Gegenständen nach Absatz 2 Nr. 2 Buchstabe b als Waffen, die Begriffe der Arten des Umgangs und sonstige waffenrechtliche Begriffe sind in der Anlage 1 (Begriffsbestimmungen) zu diesem Gesetz näher geregelt.
Der Nachweis eines Bedürfnisses ist erbracht, wenn gegenüber den Belangen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung
- 1.
besonders anzuerkennende persönliche oder wirtschaftliche Interessen, vor allem als Jäger, Sportschütze, Brauchtumsschütze, Waffen- oder Munitionssammler, Waffen- oder Munitionssachverständiger, gefährdete Person, als Waffenhersteller oder -händler oder als Bewachungsunternehmer, und - 2.
die Geeignetheit und Erforderlichkeit der Waffen oder Munition für den beantragten Zweck
(1) Ein Bedürfnis für den Erwerb und Besitz von Schusswaffen und der dafür bestimmten Munition wird bei Personen anerkannt, die Inhaber eines gültigen Jagdscheines im Sinne von § 15 Abs. 1 Satz 1 des Bundesjagdgesetzes sind (Jäger), wenn
- 1.
glaubhaft gemacht wird, dass sie die Schusswaffen und die Munition zur Jagdausübung oder zum Training im jagdlichen Schießen einschließlich jagdlicher Schießwettkämpfe benötigen, und - 2.
die zu erwerbende Schusswaffe und Munition nach dem Bundesjagdgesetz in der zum Zeitpunkt des Erwerbs geltenden Fassung nicht verboten ist (Jagdwaffen und -munition).
(2) Für Jäger gilt § 6 Abs. 3 Satz 1 nicht. Bei Jägern, die Inhaber eines Jahresjagdscheines im Sinne von § 15 Abs. 2 in Verbindung mit Abs. 1 Satz 1 des Bundesjagdgesetzes sind, erfolgt keine Prüfung der Voraussetzungen des Absatzes 1 Nr. 1 sowie des § 4 Abs. 1 Nr. 4 für den Erwerb und Besitz von Langwaffen und zwei Kurzwaffen, sofern die Voraussetzungen des Absatzes 1 Nr. 2 vorliegen.
(3) Inhaber eines gültigen Jahresjagdscheines im Sinne des § 15 Abs. 2 in Verbindung mit Abs. 1 Satz 1 des Bundesjagdgesetzes bedürfen zum Erwerb von Langwaffen nach Absatz 1 Nr. 2 keiner Erlaubnis. Der Jagdscheininhaber nach Satz 1 hat binnen zwei Wochen nach Erwerb einer Langwaffe bei der zuständigen Behörde die Ausstellung einer Waffenbesitzkarte zu beantragen.
(4) Für den Erwerb und vorübergehenden Besitz gemäß § 12 Abs. 1 Nr. 1 von Langwaffen nach Absatz 1 Nr. 2 steht ein Jagdschein im Sinne von § 15 Abs. 1 Satz 1 des Bundesjagdgesetzes einer Waffenbesitzkarte gleich.
(5) Jäger bedürfen für den Erwerb und Besitz von Munition für Langwaffen nach Absatz 1 Nr. 2 keiner Erlaubnis, sofern sie nicht nach dem Bundesjagdgesetz in der jeweiligen Fassung verboten ist.
(6) Ein Jäger darf Jagdwaffen zur befugten Jagdausübung einschließlich des Ein- und Anschießens im Revier, zur Ausbildung von Jagdhunden im Revier, zum Jagdschutz oder zum Forstschutz ohne Erlaubnis führen und mit ihnen schießen; er darf auch im Zusammenhang mit diesen Tätigkeiten die Jagdwaffen nicht schussbereit ohne Erlaubnis führen. Der befugten Jagdausübung gleichgestellt ist der Abschuss von Tieren, die dem Naturschutzrecht unterliegen, wenn die naturschutzrechtliche Ausnahme oder Befreiung die Tötung durch einen Jagdscheininhaber vorsieht.
(7) Inhabern eines Jugendjagdscheines im Sinne von § 16 des Bundesjagdgesetzes wird eine Erlaubnis zum Erwerb und Besitz von Schusswaffen und der dafür bestimmten Munition nicht erteilt. Sie dürfen Schusswaffen und die dafür bestimmte Munition nur für die Dauer der Ausübung der Jagd oder des Trainings im jagdlichen Schießen einschließlich jagdlicher Schießwettkämpfe ohne Erlaubnis erwerben, besitzen, die Schusswaffen führen und damit schießen; sie dürfen auch im Zusammenhang mit diesen Tätigkeiten die Jagdwaffen nicht schussbereit ohne Erlaubnis führen.
(8) Personen in der Ausbildung zum Jäger dürfen nicht schussbereite Jagdwaffen in der Ausbildung ohne Erlaubnis unter Aufsicht eines Ausbilders erwerben, besitzen und führen, wenn sie das 14. Lebensjahr vollendet haben und der Sorgeberechtigte und der Ausbildungsleiter ihr Einverständnis in einer schriftlichen oder elektronischen Berechtigungsbescheinigung erklärt haben. Die Person hat in der Ausbildung die Berechtigungsbescheinigung mit sich zu führen.
(9) Auf Schalldämpfer finden die Absätze 1 bis 4 und 6 bis 8 entsprechende Anwendung. Die Schalldämpfer gemäß Satz 1 dürfen ausschließlich mit für die Jagd zugelassenen Langwaffen für Munition mit Zentralfeuerzündung im Rahmen der Jagd und des jagdlichen Übungsschießens verwendet werden.
(1) Dieses Gesetz regelt den Umgang mit Waffen oder Munition unter Berücksichtigung der Belange der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
(2) Waffen sind
- 1.
Schusswaffen oder ihnen gleichgestellte Gegenstände und - 2.
tragbare Gegenstände, - a)
die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder herabzusetzen, insbesondere Hieb- und Stoßwaffen; - b)
die, ohne dazu bestimmt zu sein, insbesondere wegen ihrer Beschaffenheit, Handhabung oder Wirkungsweise geeignet sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beseitigen oder herabzusetzen, und die in diesem Gesetz genannt sind.
(3) Umgang mit einer Waffe oder Munition hat, wer diese erwirbt, besitzt, überlässt, führt, verbringt, mitnimmt, damit schießt, herstellt, bearbeitet, instand setzt oder damit Handel treibt. Umgang mit einer Schusswaffe hat auch, wer diese unbrauchbar macht.
(4) Die Begriffe der Waffen und Munition sowie die Einstufung von Gegenständen nach Absatz 2 Nr. 2 Buchstabe b als Waffen, die Begriffe der Arten des Umgangs und sonstige waffenrechtliche Begriffe sind in der Anlage 1 (Begriffsbestimmungen) zu diesem Gesetz näher geregelt.
(1) Waffen oder Munition dürfen nur berechtigten Personen überlassen werden. Die Berechtigung muss offensichtlich sein oder nachgewiesen werden. Der Inhaber einer Erlaubnis nach § 21 Absatz 1 Satz 1 kann vor einer Überlassung zum Zweck der Prüfung der Erwerbsberechtigung des Erwerbers die Absicht zur Überlassung der zuständigen Behörde elektronisch anzeigen. Die zuständige Behörde prüft die Gültigkeit des Erlaubnisdokuments und teilt dem Anzeigenden nach Satz 3 elektronisch mit, wenn das Erlaubnisdokument im Nationalen Waffenregister nicht oder als nicht gültig registriert ist; Satz 2 bleibt unberührt. Für die Sätze 3 und 4 gilt § 9 des Waffenregistergesetzes.
(2) Werden Waffen oder Munition zur gewerbsmäßigen Beförderung überlassen, so muss die ordnungsgemäße Beförderung sichergestellt sein und es müssen Vorkehrungen gegen ein Abhandenkommen getroffen sein. Munition darf gewerbsmäßig nur in verschlossenen Packungen überlassen werden; dies gilt nicht beim Überlassen auf Schießstätten gemäß § 12 Absatz 2 Nummer 2 oder soweit einzelne Stücke von Munitionssammlern erworben werden. Wer Waffen oder Munition einem anderen lediglich zur gewerbsmäßigen Beförderung gemäß § 12 Absatz 1 Nummer 2 oder Absatz 2 Nummer 1 an einen Dritten übergibt, überlässt sie dem Dritten.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für denjenigen, der Schusswaffen oder Munition einem anderen, der sie außerhalb des Geltungsbereichs des Gesetzes erwirbt, insbesondere im Versandwege unter eigenem Namen überlässt. Die Vorschriften der §§ 29 und 30 bleiben unberührt.
(4) Wer Personen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt in einem anderen Mitgliedstaat haben, eine Schusswaffe nach Anlage 1 Abschnitt 3 (Kategorien B und C) oder Munition für eine solche überlässt, hat dies unverzüglich dem Bundesverwaltungsamt schriftlich anzuzeigen; dies gilt nicht in den Fällen des § 12 Abs. 1 Nr. 1 und 5.
(5) Wer erlaubnispflichtige Feuerwaffen nach Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 1 Nr. 2, ausgenommen Einzellader-Langwaffen mit nur glattem Lauf oder glatten Läufen, und deren wesentliche Teile, Schalldämpfer und tragbare Gegenstände nach Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 1 Nr. 1.2.1 einem anderen, der seinen gewöhnlichen Aufenthalt in einem Mitgliedstaat des Übereinkommens vom 28. Juni 1978 über die Kontrolle des Erwerbs und Besitzes von Schusswaffen durch Einzelpersonen (BGBl. 1980 II S. 953) hat, überlässt, dorthin versendet oder ohne Wechsel des Besitzers endgültig dorthin verbringt, hat dies unverzüglich dem Bundesverwaltungsamt schriftlich anzuzeigen. Dies gilt nicht
- 1.
für das Überlassen und Versenden der in Satz 1 bezeichneten Gegenstände an staatliche Stellen in einem dieser Staaten und in den Fällen, in denen Unternehmen Schusswaffen zur Durchführung von Kooperationsvereinbarungen zwischen Staaten oder staatlichen Stellen überlassen werden, sofern durch Vorlage einer Bescheinigung von Behörden des Empfangsstaates nachgewiesen wird, dass diesen Behörden der Erwerb bekannt ist, oder - 2.
soweit Anzeigepflichten nach Absatz 4 oder nach § 30 Satz 3 bestehen.
(6) Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates zur Abwehr von Gefahren für Leben und Gesundheit von Menschen zu bestimmen, dass in den in den Absätzen 2, 4 und 5 bezeichneten Anzeigen weitere Angaben zu machen oder den Anzeigen weitere Unterlagen beizufügen sind.
Der Nachweis eines Bedürfnisses ist erbracht, wenn gegenüber den Belangen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung
- 1.
besonders anzuerkennende persönliche oder wirtschaftliche Interessen, vor allem als Jäger, Sportschütze, Brauchtumsschütze, Waffen- oder Munitionssammler, Waffen- oder Munitionssachverständiger, gefährdete Person, als Waffenhersteller oder -händler oder als Bewachungsunternehmer, und - 2.
die Geeignetheit und Erforderlichkeit der Waffen oder Munition für den beantragten Zweck
(1) Jugendliche dürfen im Rahmen eines Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisses abweichend von § 2 Abs. 1 unter Aufsicht eines weisungsbefugten Waffenberechtigten mit Waffen oder Munition umgehen.
(2) Jugendliche dürfen abweichend von § 2 Abs. 1 Umgang mit geprüften Reizstoffsprühgeräten haben.
(3) Die zuständige Behörde kann für Kinder und Jugendliche allgemein oder für den Einzelfall Ausnahmen von Alterserfordernissen zulassen, wenn besondere Gründe vorliegen und öffentliche Interessen nicht entgegenstehen.
Der Nachweis eines Bedürfnisses ist erbracht, wenn gegenüber den Belangen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung
- 1.
besonders anzuerkennende persönliche oder wirtschaftliche Interessen, vor allem als Jäger, Sportschütze, Brauchtumsschütze, Waffen- oder Munitionssammler, Waffen- oder Munitionssachverständiger, gefährdete Person, als Waffenhersteller oder -händler oder als Bewachungsunternehmer, und - 2.
die Geeignetheit und Erforderlichkeit der Waffen oder Munition für den beantragten Zweck