Finanzgericht München Urteil, 28. Mai 2014 - 14 K 3598/12

bei uns veröffentlicht am28.05.2014

Gericht

Finanzgericht München

Tenor

1. Unter Änderung des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 in Gestalt des Bescheids vom 30. März 2010 und der Einspruchsentscheidung von 2. November 2012 (…) in Gestalt des Bescheids vom 21. November 2013 wird der gegen die Klägerin festgesetzte Antidumpingzoll auf 14.993,65 € herabgesetzt. Weiterhin wird der Einfuhrabgabenbescheid vom 5. November 2009 in Gestalt des Bescheids vom 20. November 2013 und der Einspruchsentscheidung vom 2. November 2012 (…) insoweit aufgehoben, als dadurch Antidumpingzoll in Höhe von 10.264,88 € festgesetzt wurde. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

2. Die Klägerin trägt 54 % und der Beklagte 46 % der Kosten des Verfahrens.

3. Das Urteil ist im Kostenpunkt für die Klägerin vorläufig vollstreckbar. Der Beklagte darf durch Sicherheitsleistung in Höhe der zu erstattenden Kosten der Klägerin die Vollstreckung abwenden, wenn nicht die Klägerin vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben Höhe leistet.

Tatbestand

I. Streitig ist, ob die Klägerin Schuldnerin von Antidumpingzoll geworden ist.

Die Klägerin bezog in den Jahren 2006 und 2007 von den Unternehmen ABC Ltd. (nachfolgend ABC) und XY Ltd. (nachfolgend XY) Drahtseile aus Südkorea und überführte diese unter Vorlage von Ursprungszeugnissen verschiedener südkoreanischer Industrie- und Handelskammern in den zoll- und steuerrechtlich freien Verkehr.

Im Dezember 2005 erhielt das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) Hinweise über die Einfuhr von Stahlseilen, deren Ursprung mit Südkorea angegeben werde, die vermutlich jedoch aus China stammen würden. Daraufhin leitete OLAF eine externe Untersuchung hinsichtlich der Einfuhr von Stahlseilen und –kabeln aus Südkorea mit vermutetem, tatsächlichem Ursprung in China ein, wobei auch verschiedene Nachprüfungsersuchen an die südkoreanischen Behörden gerichtet und eine Missionsreise durchgeführt wurden.

Mit Schreiben vom 10. Januar 2008 bestätigte der ... (nachfolgend A), dass die von den Firmen ABC und XY in die EU ausgeführten SWR-Sendungen chinesischen Ursprungs gewesen seien. Später wies der A darauf hin, dass das B zur Überprüfung von Ursprungszeugnissen zuständig sei, weshalb das Ersuchen OLAFs dorthin weitergeleitet worden sei. Außerdem wies das A darauf hin, dass es ihm nicht möglich sei, bei innerstaatlichen Untersuchungen ohne Beteiligung des koreanischen Justizministeriums mit OLAF zusammenzuarbeiten.

Am 13. Oktober 2009 erhielt OLAF ein Antwortschreiben des B, wonach die C die einschlägigen Unterlagen zu Anträgen auf Erteilung eines Ursprungszeugnisses zwei Jahre lang verwahre, weshalb sich die Überprüfung auf die Ursprungszeugnisse, die ab April/Mai 2007 erteilt worden seien, beschränkt habe. Weiterhin sei die Firma XY bereits geschlossen worden, weshalb keine Sendungen überprüft worden seien. Der chinesische Ursprung der Waren sei jedoch bereits vom A bestätigt worden. Außerdem sei XY aufgrund der Untersuchung des A wegen falscher Ursprungsangaben gerichtlich verurteilt worden.

ABC und dessen Inhaber wurden wegen Verstößen gegen das koreanische Zollgesetz und das koreanische Außenhandelsgesetz in Südkorea strafrechtlich verfolgt und verurteilt (Urteil des … vom … gegen ABC und deren Inhaber betreffend die Zeiträume vom 29. November 2004 bis zum 28. September 2006 und vom 5. Oktober 2004 bis zum 4. Oktober 2006; Urteil des … vom …).

Mit Urteil vom … verurteilte der … u. a. XY und dessen faktischen Geschäftsführer wegen falscher Ursprungsangaben im Zusammenhang mit Einfuhren von Stahlseilen von China nach Korea und von Korea in verschiedene andere Länder im Zeitraum vom 9. Oktober 2007 bis Ende Mai 2008 bzw. vom 31. August 2004 bis zum Mitte Juni 2008. Mit Urteil vom … bestätigte der … die Verurteilung grundsätzlich unter teilweiser Herabsetzung des Strafmaßes.

Mit Einfuhrabgabenbescheid vom 23. Juni 2009 (…) setzte das HZA gegen die Klägerin nachträglich Antidumpingzoll i. H. v. 146.608,39 € fest, wogegen die Klägerin mit Schreiben vom 25. Juni 2009 Einspruch einlegte.

Mit Einfuhrabgabenbescheid vom 30. März 2010 (…) erließ das HZA der Klägerin Antidumpingzoll i. H. v. 63.513,62 €, weil sich hinsichtlich bestimmter Waren herausstellte, dass diese nicht einem Antidumpingzoll unterfallen.

Mit seiner Einspruchsentscheidung vom 2. November 2012 (…) wies das HZA den Einspruch der Klägerin zurück.

Außerdem überprüfte das HZA weitere Lieferungen der Firmen ABC und XY im Rahmen einer Außenprüfung betreffend die Einfuhrhandelsgeschäfts der Klägerin im Prüfungszeitraum vom 1. Januar 2007 bis zum 31. Juli 2008 und kam zu dem Ergebnis, dass auch diesbezüglich Antidumpingzoll nachzuerheben sei. Weiterhin stellte der Prüfer fest, dass aufgrund einer falschen Einreihung von Drahtseilklammern 530,18 € Zoll zu wenig festgesetzt worden seien.

Aufgrund dessen setzte das HZA mit Einfuhrabgabenbescheid vom 5. November 2009 (…) gegen die Klägerin nachträglich Zoll i. H. v. 530,18 € und Antidumpingzoll i. H. v. 68.074,75 € fest.

Dagegen legte die Klägerin mit Schreiben vom 11. November 2009 Einspruch ein, soweit Antidumpingzoll festgesetzt wurde.

Mit seiner Einspruchsentscheidung vom 2. November 2012 (…) wies das HZA den Einspruch der Klägerin zurück.

Durch Einfuhrabgabenbescheid vom 20. November 2013 (…) erließ das HZA der Klägerin Antidumpingzoll i. H. v. 57.809,77 € und durch Einfuhrabgabenbescheid vom 21. November 2013 (…) Antidumpingzoll i. H. v. 65.771,98 €.

Streitgegenständlich sind im vorliegenden Verfahren somit nur noch die Positionen 1, 2 und 11 des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 und die Position 1 des Einfuhrabgabenbescheids vom 5. November 2009 und somit insgesamt Antidumpingzoll i. H. v. 27.587,67 €.

Ihre Klage begründet die Klägerin im Wesentlichen folgendermaßen: Die Einfuhrabgabenbescheide seien bereits aus formellen Gründen rechtswidrig, da sie vor der Nacherhebung der Antidumpingzölle nicht angehört worden sei. Die Bescheide seien jedoch auch aus materiellen Gründen rechtswidrig. Insbesondere sei nicht bewiesen, dass die Drahtseile den nichtpräferentiellen Ursprung in der Volksrepublik China aufweisen. Das HZA habe für diese Behauptung keine aussagekräftigen Beweise vorgelegt. Im Gegenteil sei der südkoreanische nichtpräferentielle Ursprung durch gültige Ursprungszeugnisse, Besuchsberichte und Auftragsbestätigungen nachgewiesen. Es bestehe auch keine Übereinstimmung der Einfuhren mit den Straftatenlisten. Die Ursprungszeugnisse für die hier fraglichen Lieferungen seien zudem bis heute nicht widerrufen worden. Außerdem habe sie durch die Besuchsberichte der Firma Z bewiesen, dass ABC eine eigene Drahtseilproduktion in Südkorea betrieben habe. Weiterhin verstoße die Nacherhebung gegen Art. 220 Abs. 2 Buchst. b des Zollkodex. Es gebe auch keine verzahnten Belege über die Einfuhr von chinesischen Drahtseilen nach Südkorea und über die von dort erfolgte Ausfuhr in die Europäische Union. Das HZA trage zudem nicht vor, auf welchen Erkenntnissen die Behauptung eines extrem niedrigen Preisniveaus fußen soll. Die vom HZA angeführten Urteile seien nicht zum Nachweis des chinesischen Ursprungs der streitgegenständlichen Drahtseile geeignet. Darin würden keine konkreten Feststellungen getroffen, sondern lediglich pauschal eine Vielzahl von Lieferungen einem angeblich chinesischen Ursprung zugeordnet. Das Gericht habe keine Nachforschungen über den tatsächlichen Ursprung der Drahtseile angestellt. Die Strafurteile hätten keine Bindungswirkung für das vorliegende Verfahren.

Die Klägerin beantragt,

die Einfuhrabgabenbescheide vom 23. Juni 2009 und vom 5. November 2009 und die hierzu ergangenen Einspruchsentscheidungen von 2. November 2012 insoweit aufzuheben, als der damit festgesetzte Antidumpingzoll nicht bereits durch den Bescheid vom 30. März 2010 und die Bescheide vom 20. und 21. November 2013 erlassen wurde, so dass die noch verbliebene Antidumpingzollfestsetzung von 27.587,67 € aufzuheben sei.

Hilfsweise regt sie an, die Revision zuzulassen.

Das HZA beantragt,

die Klage abzuweisen.

Zur Begründung nimmt es zunächst auf seine Ausführungen im Verfahren der Aussetzung der Vollziehung Bezug, wo das HZA im Wesentlichen darauf hinwies, dass es die unterbliebene Anhörung im Einspruchsverfahren habe nachholen können. Die Feststellung des OLAF, wonach die Drahtseile chinesischen Ursprungs seien, rühre aus der Gesamtschau des zugrunde liegenden Sachverhalts. Außerdem sei das extrem niedrige Preisniveau der ABC im Vergleich zu den üblichen Marktpreisen auffällig. Die in Südkorea gefertigten Ursprungszeugnisse seien ausschließlich auf die Angaben der ABC zurückzuführen. Auch habe aus den Import- und Export-Statistiken der Jahre 2008 und 2009 der ABC der Verdacht erhärtet werden können, dass es lediglich zu einer Umladung gekommen sei. Die Firma XY sei zwar bereits geschlossen worden, diese sei allerdings wegen falscher Ursprungsangaben verurteilt worden. Es sei auch nicht korrekt, dass es keine Übereinstimmung der Einfuhren mit den Straftatenlisten gäbe. Die Klägerin habe durch die von ihr vorgelegten Unterlagen den südkoreanischen Ursprung nicht nachgewiesen. Im Übrigen nimmt es auf seine Einspruchsentscheidungen Bezug und bringt weiterhin vor, dass unter Beachtung der Gesamtumstände die von der Klägerin geforderte lückenlose, papiermäßige, nämlichkeitsbezogene Zuordnung zu jeder einzelnen Lieferung nicht zwingend erforderlich sein sollte. Im Übrigen seien die von der Klägerin geforderten Nachweise kaum zu erbringen. Darüber hinaus gebe es sehr wohl Übereinstimmungen zwischen den hier streitgegenständlichen Lieferungen der ABC und von XY an die Klägerin und den Detaillisten, die den südkoreanischen Urteilen als Anhang beigefügt worden seien. Aus dem Umstand, dass die Ursprungszeugnisse nicht widerrufen worden seien, könne kein Indiz dafür abgeleitet werden, dass es sich um Drahtseile und Kabel südkoreanischen Ursprungs handele. Denn eine Verpflichtung zum Widerruf der südkoreanischen Präferenzbescheinigungen existiere nicht.

Hinsichtlich der Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird auf die HZA-Akten, die im Verfahren eingereichten Schriftsätze der Beteiligten und die Niederschrift über die mündliche Verhandlung hingewiesen.

Gründe

II. Die Klage ist zum Teil begründet.

Mit den Positionen 1 und 2 des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 hat das HZA zu Recht gegen die Klägerin Antidumpingzoll i. H. v. insgesamt 14.993,65 € festgesetzt. Die Festsetzung von Antidumpingzoll i. H. v. insgesamt 12.594,02 € durch die Position 11 des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 und die Position 1 des Einfuhrabgabenbescheids vom 5. November 2009 ist dagegen rechtswidrig und verletzt die Klägerin in ihren Rechten (§ 100 Abs. 1 Satz 1 der FinanzgerichtsordnungFGO).

1. Die genannten Einfuhrabgabenbescheide sind zunächst nicht schon formell rechtswidrig, weil das HZA die Klägerin vor deren Erlass nicht angehört hat.

Mangels besonderer zollrechtlicher Vorschriften wird das Verwaltungsverfahren von den Mitgliedstaaten geregelt. Auch die Einzelheiten des Rechtsbehelfsverfahrens werden gem. Art. 245 des Zollkodex in der hier maßgeblichen Fassung (ZK) von den Mitgliedstaaten erlassen. Gem. § 126 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 der Abgabenordnung 1977 (AO) kann die erforderliche Anhörung eines Beteiligten bis zum Abschluss der Tatsacheninstanz eines finanzgerichtlichen Verfahrens nachgeholt werden. Dies ist vorliegend geschehen, weil die Klägerin während des Einspruchs- und Klageverfahrens mehrfach Stellung genommen hat. Dadurch ist der Wahrung der Verteidigungsrechte als einem allgemeinen Grundsatz des Gemeinschaftsrechts (vgl. Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union – EuGH – vom 18. Dezember 2008 Rs. C-349/07, Slg. 2008, I-10369; EuGH-Urteil vom 17. Juni 2010 Rs. C-423/08, Slg. 2010, I-5449) ausreichend Rechnung getragen worden.

2. Die Festsetzung von Antidumpingzoll gem. Art. 220 Abs. 1 Satz 1 ZK i. H. v. 1.075,07 € durch Position 1 des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 bezüglich der Einfuhr … sowie i. H. v. 13.918,58 € durch Position 2 des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 bezüglich der Einfuhr … ist zu Recht erfolgt. Diese Sendungen stammen nach Überzeugung des Senats aus der Volksrepublik China und unterliegen damit einem Antidumpingzoll i. H. v. 60,4 % nach Art. 1 Abs. 1 und 2 der Verordnung (EG) Nr. 1858/2005 des Rates vom 8. November 2005 zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren von Kabeln und Seilen aus Stahl mit Ursprung in der Volksrepublik China, Indien, Südafrika und der Ukraine nach einer Überprüfung gemäß Artikel 11 Abs. 2 der Verordnung (EG) Nr. 384/96 (ABl. (EU) Nr. L 299/1 vom 16. November 2005) in der Fassung nach der Verordnung (EG) Nr. 121/2006 des Rates vom 23. Januar 2006 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1858/2005 zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren von Kabeln und Seilen aus Stahl mit Ursprung in unter anderem Indien (ABl. (EU) Nr. L 22/1 vom 26. Januar 2006).

Der chinesische Ursprung der Waren ergibt sich insbesondere aus den Urteilen des … vom … sowie aus dem Urteilen des … vom … Der Senat macht sich die Feststellungen aus diesen in das finanzgerichtliche Verfahren eingeführten Strafurteilen zu Eigen (vgl. dazu Beschluss des Bundesfinanzhofs – BFH – vom 24. September 2013 XI B 75/12, BFH-Urteil vom 11. August 2011 V R 50/09, BFHE 235, 32; BFH-Urteil vom 10. Januar 1978 VII R 106/74, BFHE 124, 305, 308). Diese Urteile sind nachvollziehbar begründet und enthalten auch einen Hinweis auf die verwendeten Beweismittel. Die den Urteilen zugehörigen Listen enthalten zahlreiche Detailangaben zu den einzelnen Ausfuhren. Einer Verwendung der koreanischen Urteile im vorliegenden Verfahren steht auch nicht generell entgegen, dass es sich um ausländische Strafurteile handelt (BFH-Beschluss vom 31. Januar 2002 VII B 94/01, n. v.).

Die Einwendungen der Klägerin gegen die strafgerichtlichen Feststellungen hält der Senat nicht für durchgreifend.

Im Einzelnen kann die Einfuhr … der laufenden Nr. … der Crime list 1 (bezüglich des faktischen Geschäftsführers) des Urteils des … vom … zugeordnet werden, wo die Klägerin namentlich genannt ist. Weiterhin stimmt das in der Liste angegebene Gewicht von … kg mit dem in den Abfertigungsunterlagen genannten Nettogewicht überein. Auch die Nummer der Ausfuhrlieferung (…) lässt sich der o. g. Einfuhr zuordnen, weil sie der Air Way Bill vom 15. Oktober 2006 zu entnehmen ist.

Soweit die Klägerin einwendet, dass das Ausfuhrdatum vom 15. Oktober 2006 nicht mit dem Ausfuhrdatum in der Crime list 1, dem 13. Oktober 2006, überein stimme, wertet dies der Senat als geringfügige Abweichung, die die o. g. Zuordnungskriterien nicht entkräftet.

Die Einfuhr … kann der Ziffer … der Liste 1 des Urteils des … vom … zugeordnet werden. Auch hier wird die Klägerin ausdrücklich genannt. Zudem lassen sich die in der Liste angegebene Qualität der Ware, die Menge sowie der Preis und das Datum mit den Einfuhrunterlagen in Einklang bringen. So findet sich der Nettopreis von … € an mehreren Stellen in der Zollanmeldung und in der Rechnung vom 16. September 2006 wieder. Die Qualität der Ware (… mm) ist einer e-mail von ABC an die Klägerin vom 30. Juni 2006, in der Bestellung vom 7. Juni 2006, in der Proforma-Rechnung vom 9. Juni 2006 und im Ursprungszeugnis vom 29. September 2006 zu finden. Die Menge von … m wird in der Proforma-Rechnung vom 9. Juni 2006 und in der Bestellung vom 7. Juni 2006 angegeben. Weiterhin steht das in der Crime list genannte Datum vom 28. September 2006 mit dem in der Bill of Lading angegebenen Datum (27. September 2006) in Einklang.

Diesem Ergebnis steht nicht entgegen, dass die Klägerin bei der Einfuhr jeweils ein Ursprungszeugnis der D vorgelegt hat und diese Bescheinigungen bisher nicht widerrufen worden sind. Zum einen wird der chinesische Ursprung der Waren durch die genannten strafgerichtlichen Urteile bestätigt und die Ursprungszeugnisse somit widerlegt. Zum anderen müssen nichtpräferentielle Ursprungszeugnisse nicht widerrufen werden, um von deren Unrichtigkeit ausgehen zu können. Die Zollbehörden sind bei der Feststellung des nichtpräferentiellen Ursprungs nicht an die Ursprungszeugnisse gebunden und können dementsprechend gem. Art. 26 Abs. 2 ZK im Fall ernsthafter Zweifel weitere Beweismittel verlangen, um sicherzustellen, dass die Angabe des Ursprungs tatsächlich den einschlägigen Regeln des Gemeinschaftsrechts entspricht.

Schließlich ist eine nachträgliche Festsetzung des Antidumpingzolls auch nicht durch Art. 220 Abs. 2 Buchst. b ZK ausgeschlossen. Nach dieser Vorschrift erfolgt keine nachträgliche buchmäßige Erfassung, wenn der gesetzlich geschuldete Abgabenbetrag aufgrund eines Irrtums der Zollbehörden nicht buchmäßig erfasst worden ist, sofern dieser Irrtum vom Zollschuldner nicht erkannt werden konnte und dieser gutgläubig gehandelt hat und alle geltenden Vorschriften über die Zollanmeldung eingehalten hat. Als Behörden in diesem Sinne kommen auch die Behörden eines Drittlandes in Betracht, die Ursprungszeugnisse ausstellen (vgl. Ziffer 1.1.1. der Informationspapiers über die Anwendung der Artikel 220 Abs. 2 Buchstabe b) und 239 des Zollkodex der Gemeinschaften – ZK-Informationspapier). Auch kann die Ausstellung von Dokumenten durch die zuständigen Behörden eines Drittlandes grundsätzlich einen Irrtum darstellen (vgl. Ziffer 1.1.2. Buchst. A erster Punkt fünfter Anstrich ZK-Informationspapier).

Dagegen begründet ein Irrtum, dem die Zollbehörde im Zeitpunkt der Abgabenerhebung wegen unzutreffender oder unvollständiger Angaben des Abgabenschuldners unterlegen ist, keinen Anspruch auf ein Absehen von der Nacherhebung (BFH-Urteil vom 7. Juni 2011 VII R 36/10, BFHE 234, 77). Dementsprechend kann nicht von der Nacherhebung abgesehen werden, wenn die zuständigen Behörden durch unrichtige Erklärungen des Ausführers insbesondere zum Warenursprung, deren Gültigkeit sie nicht festzustellen oder zu überprüfen haben, irregeführt werden. In einem solchen Fall trägt der Abgabenschuldner das Risiko, dass sich ein Handelsdokument bei einer späteren Prüfung als falsch erweist (EuGH-Urteil vom 14. November 2002 Rs. C-251/00, Slg. 2002, I-10433).

Wie sich aus den o. g. Urteilen ergibt, ist der koreanische Ursprung in den Ursprungszeugnissen aufgrund falscher Angaben des Ausführers in Bezug auf den Ursprung der Waren bescheinigt worden. In der Folge ist bei der Einfuhr der Waren in das Zollgebiet der Gemeinschaft zunächst kein Antidumpingzoll festgesetzt worden.

2. Der Festsetzung von Antidumpingzoll i. H. v. 2.329,14 € bzw. i. H. v. 10.264,88 € durch Position 11 des Einfuhrabgabenbescheids vom 23. Juni 2009 und durch Position 1 des Einfuhrabgabenbescheids vom 5. November 2009, denen beiden die Einfuhr … zugrunde liegt, folgt der Senat jedoch nicht, weil insofern keine ausreichende Zuordnung zu bestimmten in den koreanischen Strafurteilen aufgeführten Einzeltaten nicht möglich ist.

Die genannte Einfuhr scheint zwar mit der laufenden Nr. … der Crime list 1 (bezüglich des faktischen Geschäftsführers) des Urteils des … vom … und der Nr. … der Crime list 2 (bezüglich des faktischen Geschäftsführers) in Verbindung zu stehen. Das in der Straftatenliste angegebene Gewicht von … kg ergibt sich zumindest in etwa als Summe der angemeldeten Nettogewichte und aus der packing list vom 17. Mai 2007.

Allerdings bestehen Unstimmigkeiten hinsichtlich der Daten. So kann das Ausstellungsdatum des vorgelegten Ursprungszeugnisses und das auf der Bill of Lading angegebene Datum der Beladung, dem 29. Mai 2007, nicht mit dem in der Straftatenliste ausgewiesenen und vor diesem Zeitpunkt liegenden Datum vom 23. Mai 2007 in Einklang gebracht werden.

Weiterhin wird die Klägerin in den beiden Listen nicht namentlich genannt. Vielmehr findet sich dort nur der Hinweis „to order of“, weshalb auch über den Namen keine Zuordnung zur Klägerin möglich ist. Zudem lässt sich die in den Straftatenlisten angegebene Nummer der Ausfuhrlieferung (…) nicht den dem Senat vorliegenden Einfuhrunterlagen entnehmen.

Aus den übrigen Akten und dem Vorbringen der Beteiligten hat der Senat ebenfalls nicht die Überzeugung gewinnen können, dass die von der Klägerin eingeführten Waren tatsächlich aus China und nicht – wie von ihr in ihrer Zollanmeldung angegeben – aus Südkorea stammen.

Auch wenn Anhaltspunkte dafür bestehen, dass die Firmen ABC und XY in China hergestellte Waren in Südkorea umgeladen und anschließend unter Angabe eines nichtpräferentiellen südkoreanischen Ursprungs in die EU ausgeführt haben, reichen diese für eine Zuordnung zur Einfuhr … nicht aus.

So kommt OLAF in seinem Zwischenbericht vom 7. Januar 2011 im Wesentlichen zu dem Ergebnis, dass die von den Firmen ABC und XY ausgeführten Waren chinesischen Ursprungs gewesen seien. Dazu wird auf ein Schreiben des A vom 10. Januar 2008 verwiesen, wonach die beiden Firmen Wiederausführer chinesischer Stahlseile (steel wire ropes, nachfolgend SWR) sein sollen.

Allerdings ist nicht ersichtlich, wie das A in seinem Schreiben vom 10. Januar 2008 zu dem Ergebnis gelangt ist, dass die Firmen ABC und XY lediglich Wiederausführer chinesischer SWR sein sollen. Soweit das A die Firmen ABC und XY besichtigt hat, ist offen, wann diese Besuche durchgeführt worden sind, zumal die Firma XY nach Mitteilung des B vom 13. Oktober 2009 im Zeitpunkt der Nachprüfungen bereits geschlossen gewesen sein soll.

Abgesehen davon bestehen zumindest Ungereimtheiten hinsichtlich der (alleinigen) Zuständigkeit des A, dessen Aussagen für die streitgegenständliche Nacherhebung jedoch von erheblicher Bedeutung gewesen sind. Denn das A hat eine ergänzende Anfrage OLAFs an das B weitergeleitet, weil dieses befugt sei, für ausgeführte Waren erteilte Ursprungszeugnisse zu überprüfen. Außerdem hat das A darauf hingewiesen, dass es ihm nicht möglich sei, in Strafsachen mit der EU bei innerstaatlichen Untersuchungen ohne Beteiligung des koreanischen C zusammenzuarbeiten. Auch die angebliche Bestätigung des A, dass die betreffenden Ursprungszeugnisse falsch gewesen seien, wird durch den Hinweis auf die Zuständigkeit des B in Frage gestellt.

Auf eine genaue Zuordnung der angeblichen Einfuhren chinesischer Waren nach Südkorea zu bestimmten Ausfuhren aus Südkorea kann auch nicht verzichtet werden, weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass sämtliche Lieferungen der Firmen ABC und XY aus China stammen, da diese Unternehmen anscheinend Produktionsstätten in Südkorea unterhalten haben, die vom A auch besucht worden sind. Zudem hat auch die Klägerin Besuchsberichte der Firma Z vorgelegt, in denen die Produktionsanlagen der Firma ABC beschrieben werden. Sofern bei den Firmen ABC und XY tatsächlich in Südkorea Waren hergestellt worden sein sollten, müssen diese jedoch von den aus China eingeführten und in Südkorea lediglich umgeladenen Waren unterschieden werden.

Ein Abgleich der Ein- und Ausfuhren in Südkorea anhand der dafür erforderlichen Dokumente ist jedoch bislang nicht möglich gewesen, weil das A dem OLAF keinerlei Zollpapiere für die SWR-Einfuhren und –Ausfuhren vorgelegt hat.

Soweit das A für die Jahre 2008 und 2009 Einfuhr- und Ausfuhrlisten vorgelegt hat, sind diese für den der Besteuerung unterworfenen Zeitraum nicht von Bedeutung.

3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 136 Abs. 1 Satz 1 FGO.

4. Die Revision wird nicht zugelassen, weil kein Revisionsgrund vorliegt (§ 115 Abs. 2 FGO).

5. Der Ausspruch der vorläufigen Vollstreckbarkeit hinsichtlich der Kosten beruht auf § 151 Abs. 1 und 3 FGO i. V. m. §§ 708 Nr. 10, 711 der Zivilprozessordnung.

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Bundesfinanzhof Beschluss, 24. Sept. 2013 - XI B 75/12

bei uns veröffentlicht am 24.09.2013

Tatbestand 1 I. Der Kläger und Beschwerdeführer (Kläger) wurde vom Finanzamt A (FA A), dessen Zuständigkeit 2009 durch Fusion mit dem Finanzamt B auf den Beklagten und B

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(1) Soweit ein angefochtener Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und die etwaige Entscheidung über den außergerichtlichen Rechtsbehelf auf; die Finanzbehörde ist an die rechtliche Beurteilung gebunden, die der Aufhebung zugrunde liegt, an die tatsächliche so weit, als nicht neu bekannt werdende Tatsachen und Beweismittel eine andere Beurteilung rechtfertigen. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, dass und wie die Finanzbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, dass der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.

(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, dass die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekannt zu geben.

(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und die Entscheidung über den außergerichtlichen Rechtsbehelf aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Satz 1 gilt nicht, soweit der Steuerpflichtige seiner Erklärungspflicht nicht nachgekommen ist und deshalb die Besteuerungsgrundlagen geschätzt worden sind. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlass des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, dass Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluss kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.

(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.

(1) Eine Verletzung von Verfahrens- oder Formvorschriften, die nicht den Verwaltungsakt nach § 125 nichtig macht, ist unbeachtlich, wenn

1.
der für den Verwaltungsakt erforderliche Antrag nachträglich gestellt wird,
2.
die erforderliche Begründung nachträglich gegeben wird,
3.
die erforderliche Anhörung eines Beteiligten nachgeholt wird,
4.
der Beschluss eines Ausschusses, dessen Mitwirkung für den Erlass des Verwaltungsakts erforderlich ist, nachträglich gefasst wird,
5.
die erforderliche Mitwirkung einer anderen Behörde nachgeholt wird.

(2) Handlungen nach Absatz 1 Nr. 2 bis 5 können bis zum Abschluss der Tatsacheninstanz eines finanzgerichtlichen Verfahrens nachgeholt werden.

(3) Fehlt einem Verwaltungsakt die erforderliche Begründung oder ist die erforderliche Anhörung eines Beteiligten vor Erlass des Verwaltungsakts unterblieben und ist dadurch die rechtzeitige Anfechtung des Verwaltungsakts versäumt worden, so gilt die Versäumung der Einspruchsfrist als nicht verschuldet. Das für die Wiedereinsetzungsfrist nach § 110 Abs. 2 maßgebende Ereignis tritt im Zeitpunkt der Nachholung der unterlassenen Verfahrenshandlung ein.

Tatbestand

1

I. Der Kläger und Beschwerdeführer (Kläger) wurde vom Finanzamt A (FA A), dessen Zuständigkeit 2009 durch Fusion mit dem Finanzamt B auf den Beklagten und Beschwerdegegner (das Finanzamt --FA--) überging, mit einem auf § 191 i.V.m. § 71 der Abgabenordnung (AO) gestützten Haftungsbescheid vom 22. November 2001 für Umsatzsteuer 2000 der X-GmbH (GmbH) in Höhe von … DM in Haftung genommen. Die 1998 gegründete GmbH wurde 2003 wegen Vermögenslosigkeit von Amts wegen im Handelsregister gelöscht.

2

Die Haftungsinanspruchnahme des Klägers begründete das FA A im Wesentlichen damit, dass es sich bei der GmbH um eine Scheinfirma handele, die in ein Umsatzsteuerkarussell eingebunden gewesen sei und deren einziger Zweck darin bestanden habe, aus dem Ausland bezogene hochpreisige Mikroprozessoren (sog. CPU) mit offen ausgewiesener Umsatzsteuer an deutsche Abnehmer weiter zu fakturieren, ohne die entsprechenden Umsätze dem Finanzamt zu erklären. Die Kunden der GmbH hätten ihre Rechnungen jeweils direkt an den Hauptlieferanten der GmbH, die Firma Y, gezahlt. Diese sei von dem Kläger betrieben worden. Er habe darüber hinaus auch die Geschäfte der GmbH tatsächlich betrieben. Die GmbH habe im Jahr 2000 an die Firma Z in C Rechnungen in Höhe von brutto … DM sowie an die Firma F in D in Höhe von brutto … DM ausgestellt. Die von der GmbH nach § 14 Abs. 3 des Umsatzsteuergesetzes (UStG) geschuldete Umsatzsteuer sei weder angemeldet noch erklärt worden. Dadurch sei der Tatbestand der Steuerhinterziehung gemäß § 370 AO erfüllt. Der Kläger hafte für die von der GmbH gemäß § 14 Abs. 3 UStG geschuldete Umsatzsteuer in Höhe von … DM. Da die GmbH vermögenslos sei, sei insoweit die Verwirklichung der Steueransprüche nicht zu erwarten. Es sei ermessensgerecht, den Kläger in Anspruch zu nehmen. Am selben  Tag verfasste das FA A einen Vermerk, dass von Haftungsinanspruchnahmen der Geschäftsführer G und H abgesehen werde, da diese auch nach Ermittlungen der Steuerfahndung S unauffindbar seien.

3

Das Amtsgericht S (AG) verurteilte G mit rechtskräftigem Urteil vom … Mai 2002 wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren, welche zur Bewährung ausgesetzt wurde. Es stellte fest, dass der Kläger Anfang des Jahres 2000 an G herangetreten war und ihn überredet hatte, eine Firma zu übernehmen, die sich später mit dem Handel von Elektroerzeugnissen befassen sollte. Am 1. Februar 2000 sei G Geschäftsführer der GmbH geworden. Mit dieser Firma seien mögliche Umsätze mit anderen Firmen, der Z, K und F, getätigt worden. G habe alsbald gemerkt, dass er lediglich eine Art Strohmann gewesen sei.

4

Das Landgericht L (LG) verurteilte mit rechtskräftigem Urteil vom … Mai 2003 die beiden Geschäftsführer der Z, M und N, wegen gemeinschaftlicher Steuerhinterziehung in neun Fällen zu mehrjährigen Haftstrafen. Nach den Feststellungen des LG waren M und N mit der Z wesentlicher Bestandteil des Umsatzsteuerkarussells, in dem mit CPU "gehandelt" worden sei. Einer der missing trader, der CPU an die Z geliefert habe, sei die GmbH gewesen.

5

Der Einspruch gegen den Haftungsbescheid vom 22. November 2001 war erfolglos. Die Klage hatte überwiegend Erfolg. Unter Hinzuziehung der Strafakten des AG und des LG entschied das Finanzgericht (FG), der Haftungsbescheid vom 22. November 2001 in Gestalt der Einspruchsentscheidung vom 27. November 2008 sei in Höhe des Betrags von … DM (= … €) aufrechtzuhalten. Das FA habe den Kläger zu Recht gemäß § 191 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 71 AO für verkürzte Steuern der GmbH, die aus der Geschäftsbeziehung mit der Z entstanden seien, in Haftung genommen, da er den objektiven und subjektiven Tatbestand der Steuerhinterziehung (§ 370 Abs. 1 Nr. 2 AO) erfülle. Die GmbH schulde die in den Rechnungen Januar bis Mai 2000 an die Z ausgewiesene Umsatzsteuer in Höhe von … DM (= … €). Der Kläger sei von Januar bis Juni 2000 als faktischer Geschäftsführer und Verfügungsberechtigter der GmbH gemäß § 35 AO verpflichtet gewesen, die Umsatzsteuer-Voranmeldungen abzugeben und die fälligen Steuern zu entrichten. Das FG sei insbesondere aufgrund der Feststellungen des LG davon überzeugt, dass er tatsächlich die Geschäfte der GmbH leitete und dem Geschäftsführer G entsprechende Anweisungen erteilt habe.

6

Im Hinblick auf die Geschäftsbeziehungen der GmbH mit der F und der K lasse sich unter Berücksichtigung der das FA treffenden Feststellungslast indes nicht mit der erforderlichen Gewissheit feststellen, dass der Kläger (auch) insoweit eine Steuerhinterziehung nach § 370 Abs. 1 Nr. 2 AO begangen habe.

7

Das FG hat die Revision nicht zugelassen. Dagegen wendet sich der Kläger mit seiner Nichtzulassungsbeschwerde.

Entscheidungsgründe

8

II. Die Nichtzulassungsbeschwerde des Klägers ist unbegründet und deshalb zurückzuweisen.

9

Die Voraussetzungen für die Zulassung der Revision wegen eines Verfahrensmangels (§ 115 Abs. 2 Nr. 3 der Finanzgerichtsordnung --FGO--) --soweit er den Anforderungen des § 116 Abs. 3 Satz 3 FGO entsprechend dargelegt worden ist-- liegen nicht vor. Der Kläger hat zudem nicht in der nach § 116 Abs. 3 Satz 3 FGO gebotenen Form dargelegt, dass --wie von ihm geltend gemacht-- die Rechtssache gemäß § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO grundsätzliche Bedeutung hat oder die Revision wegen des Erfordernisses einer Entscheidung des Bundesfinanzhofs (BFH) zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung (§ 115 Abs. 2 Nr. 2 Alternative 2 FGO) zuzulassen ist.

10

1. Die von der Beschwerde gerügten Verfahrensmängel i.S. von § 115 Abs. 2 Nr. 3 FGO liegen --soweit sie den Anforderungen des § 116 Abs. 3 Satz 3 FGO entsprechend dargelegt worden sind-- nicht vor.

11

a) Das FG hat nicht gegen die Sachaufklärungspflicht (§ 76 Abs. 1 Satz 1 FGO) verstoßen, indem es dem Beweisantritt des Klägers nicht gefolgt ist und die Zeugen M und N nicht vernommen hat.

12

Nach § 76 Abs. 1 Satz 1 FGO erforscht das Gericht den Sachverhalt von Amts wegen. Das Gericht ist dabei an das Vorbringen und an die Beweisanträge der Beteiligten nicht gebunden (§ 76 Abs. 1 Satz 5 FGO).

13

aa) Beweisergebnisse anderer Gerichtsverfahren dürfen im Wege des Urkundenbeweises in den finanzgerichtlichen Prozess eingeführt werden (vgl. BFH-Urteile vom 23. Januar 1985 I R 30/81, BFHE 143, 117, BStBl II 1985, 305; vom 21. Juni 1988 VII R 135/85, BFHE 153, 393, BStBl II 1988, 841, unter II.3.). Das FG kann sich daher --wie hier-- Feststellungen aus in das finanzgerichtliche Verfahren eingeführten Strafurteilen zu eigen machen, es sei denn, dass die Beteiligten gegen die strafgerichtlichen Feststellungen substantiierte Einwendungen vortragen und entsprechende Beweisanträge stellen, die das FG nicht nach den allgemeinen für die Beweiserhebung geltenden Grundsätzen unbeachtet lassen kann (vgl. BFH-Urteile vom 10. Januar 1978 VII R 106/74, BFHE 124, 305, 308, BStBl II 1978, 311; vom 11. August 2011 V R 50/09, BFHE 235, 32, BStBl II 2012, 151, Rz 32).

14

Beweisermittlungs- oder -ausforschungsanträge, die so unbestimmt sind, dass im Grunde erst die Beweiserhebung selbst die entscheidungserheblichen Tatsachen und Behauptungen aufdecken kann, aus denen --auf den Streitfall bezogen-- geschlossen werden kann, dass eine faktische Geschäftsführung nicht vorgelegen habe, brauchen vom FG regelmäßig nicht befolgt zu werden (vgl. z.B. BFH-Beschlüsse vom 6. September 2005 IV B 14/04, BFH/NV 2005, 2166; vom 2. März 2006 XI B 79/05, BFH/NV 2006, 1132; vom 15. Mai 2007 I B 120/06, BFH/NV 2007, 1686).

15

bb) Bei Anlegung dieser Grundsätze begegnet die Vorentscheidung keinen rechtlichen Bedenken. Das FG hat den vom Kläger in der mündlichen Verhandlung vom 30. März 2012 gestellten Antrag, M und N als Zeugen zu der Frage zu vernehmen, dass er nicht faktischer Geschäftsführer der GmbH gewesen sei, für nicht genügend substantiiert gehalten. Es hat damit die Anforderungen an die Substantiierung eines Beweisantrags nicht überspannt.

16

Ausweislich der Niederschrift über die mündliche Verhandlung vom 30. März 2012 hat der Kläger beantragt, "die Herren [M] und [N] als Zeugen zu der Frage zu vernehmen, dass der Kläger nicht faktischer Geschäftsführer der [GmbH] war". Dem lässt sich nicht entnehmen, welche konkreten Wahrnehmungen M und N gemacht haben sollen. Auch dem schriftsätzlichen Vorbringen des Klägers im finanzgerichtlichen Verfahren ist eine hinreichende Substantiierung (vgl. hierzu BFH-Beschluss vom 27. April 2010 X B 163/08, BFH/NV 2010, 1639) nicht zu entnehmen. Denn er hat in diesem Zusammenhang lediglich vorgetragen, es sei unzutreffend, "dass [er] die Firma Y eigenverantwortlich geleitet" habe; vorliegend geht es ausschließlich um die Frage, wer als (faktischer) Geschäftsführer der GmbH fungiert hat.

17

Überdies beruhten die Feststellungen des Strafurteils des LG im Wesentlichen auf den übereinstimmenden Geständnissen von M und N. Die Feststellungen im Urteil des AG beruhten insbesondere auf dem Geständnis des G. Die Vernehmung von M und N durch das FG versprach nur dann Erfolg, wenn mit einer Änderung ihrer strafgerichtlichen Aussagen zu rechnen war (vgl. BFH-Urteil in BFHE 153, 393, BStBl II 1988, 841, unter II.3.). Unter diesen Umständen genügte der Kläger seiner Mitwirkungspflicht bei der Aufklärung des Sachverhalts nur, wenn er eine annehmbare Erklärung dafür gab, warum er erwartete, M und N werden ihre früheren Aussagen ändern. Daran fehlt es im Streitfall. Er hat nicht dargetan, ob und wenn ja, warum eine Änderung der Aussagen von M und N zu erwarten sei.

18

Darüber hinaus hat der Kläger in keiner Weise dargelegt, aus welchen Gründen die Feststellungen des LG und des AG nicht zutreffend sein sollen, insbesondere hat er nicht dargelegt, dass die Geständnisse von M und N unrichtig gewesen sein sollen. Mangels plausibler Darlegung von Gründen, aus denen sich die Unrichtigkeit der gegenüber dem LG und dem AG gemachten Angaben ergibt, ist die im Kern lediglich abweichende Würdigung der faktischen Geschäftsführerstellung des Klägers kein substantiierter Angriff gegen die Grundlagen der Strafurteile des LG und des AG. Das Beweisangebot des Klägers im Verfahren vor dem FG ist daher nur als schlichtes Bestreiten zu werten, das nicht geeignet ist, Zweifel an den Tatsachenfeststellungen des LG und des AG aufkommen zu lassen (vgl. BFH-Beschluss vom 22. März 1988 VII B 193/87, BFH/NV 1988, 722; BFH-Urteile in BFHE 153, 393, BStBl II 1988, 841, unter II.3.; in BFHE 235, 32, BStBl II 2012, 151, Rz 32 ff.).

19

cc) Entgegen der Auffassung des Klägers war das FG an einer Berücksichtigung der Feststellungen der Strafurteile nicht deswegen gehindert, weil der im finanzgerichtlichen Verfahren betroffene Kläger am Strafverfahren nicht beteiligt war. Das sind allenfalls Umstände, die der Tatrichter im Rahmen seiner Überzeugungsbildung nach § 96 Abs. 1 Satz 1 FGO --wie im Streitfall (Urteil, Seite 22) geschehen-- zu erwägen hat (vgl. BFH-Urteil vom 26. April 1988 VII R 124/85, BFHE 153, 463, Höchstrichterliche Finanzrechtsprechung --HFR-- 1988, 558, unter II.2.b; BFH-Beschluss vom 19. Dezember 2011 VII B 28/11, BFH/NV 2012, 752).

20

dd) Ohne Verfahrensmangel hat das FG in den Entscheidungsgründen des Urteils (Seite 22 f.) den Beweisantritt unter Angabe von Gründen abgelehnt. Entgegen der Auffassung des Klägers erforderte die Ablehnung nicht eine Darlegung in einem gesonderten Gerichtsbeschluss.

21

b) In der Ablehnung des Beweisantrags liegt auch kein Verstoß gegen das Verbot der Beweisantizipation.

22

Eine gegen die Sachaufklärungspflicht verstoßende vorweggenommene Beweiswürdigung liegt vor, wenn eine Beweiserhebung mit der Begründung unterlassen oder abgelehnt wird, ihr zu erwartendes Ergebnis könne die Überzeugung des Gerichts nicht ändern (vgl. BFH-Beschluss vom 13. September 2005 X B 8/05, BFH/NV 2005, 2167, unter 4.a; Gräber/Stapperfend, Finanzgerichtsordnung, 7. Aufl., § 76 Rz 26). Ein derartiges Verhalten des FG liegt nicht vor, weil das FG das Beweisangebot des Klägers zu Recht mit der Begründung --und damit entgegen der Auffassung des Klägers nicht "willkürlich"-- abgelehnt hat, es seien keine substantiierten Einwendungen gegen die Feststellungen in den Strafurteilen erhoben worden. Diese Bewertung durch das FG wird nicht durch die beantragte Zeugenvernehmung von M und N zu der Frage, dass der Kläger nicht faktischer Geschäftsführer der GmbH war, widerlegt, da er --wie unter II.1.a dargestellt-- nicht dargelegt hat, aus welchen Gründen die Feststellungen der Strafurteile und die Geständnisse von M und N unrichtig sein sollen.

23

c) Auch hat das FG nicht gegen den Grundsatz der Unmittelbarkeit der Beweiserhebung (§ 81 FGO) verstoßen.

24

Nach der Rechtsprechung des BFH (Urteile in BFHE 124, 305, BStBl II 1978, 311; in BFHE 235, 32, BStBl II 2012, 151, Rz 32) ist es --wie unter II.1.a dargelegt-- grundsätzlich zulässig, strafgerichtliche Feststellungen im finanzgerichtlichen Verfahren zu verwerten; allerdings dürfen Feststellungen, gegen die --anders als hier-- unter Beweisangebot substantiierte Einwendungen vorgebracht werden, nicht ohne eigene Beweisaufnahme (§ 76 Abs. 1, § 81 FGO) übernommen werden.

25

2. Der vom Kläger angeführte Zulassungsgrund der grundsätzlichen Bedeutung der Rechtssache (§ 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO) ist nicht in der gebotenen Form dargelegt worden.

26

a) Wird die Nichtzulassungsbeschwerde auf diesen Zulassungsgrund gestützt, muss der Kläger eine bestimmte für die Entscheidung des Streitfalls erhebliche abstrakte Rechtsfrage herausstellen. Auch muss in der Beschwerdebegründung schlüssig und substantiiert unter Auseinandersetzung mit den zur aufgeworfenen Rechtsfrage in Rechtsprechung und Schrifttum vertretenen Auffassungen dargetan werden, weshalb die für bedeutsam gehaltene Rechtsfrage aus Gründen der Rechtssicherheit, der Rechtseinheitlichkeit oder der Rechtsentwicklung im Allgemeininteresse klärungsbedürftig und im Streitfall klärbar ist. In Bezug auf die Klärungsbedürftigkeit der Rechtsfrage muss dargelegt werden, in welchem Umfang, von welcher Seite und aus welchen Gründen die Beantwortung der Frage zweifelhaft und streitig ist (ständige Rechtsprechung, vgl. z.B. BFH-Beschlüsse vom 27. Oktober 2008 XI B 202/07, BFH/NV 2009, 118, und vom 22. März 2011 X B 151/10, BFH/NV 2011, 1165; Gräber/Ruban, a.a.O., § 116 Rz 32, m.w.N.).

27

Hat die höchstrichterliche Rechtsprechung bereits die Rechtsfrage entschieden, so muss die Beschwerde eingehend begründen, weshalb gleichwohl eine erneute Entscheidung des BFH für notwendig gehalten wird. Dazu ist insbesondere darzulegen, welche neuen gewichtigen, vom BFH nicht geprüften Einwendungen im Schrifttum und in der Rechtsprechung der Instanzgerichte gegen die höchstrichterliche Rechtsprechung erhoben werden (ständige Rechtsprechung, z.B. BFH-Beschluss vom 28. September 2000 III B 126/98, BFH/NV 2001, 461; Gräber/Ruban, a.a.O., § 116 Rz 33, m.w.N.).

28

b) Soweit der Kläger die Rechtsfrage der Zulässigkeit der Übernahme strafgerichtlicher Feststellungen, insbesondere aus Strafverfahren gegen Dritte, aufwirft, hat der BFH sowohl die Frage der Zulässigkeit der Übernahme von strafgerichtlichen Feststellungen geklärt (vgl. BFH-Urteile in BFHE 124, 305, BStBl II 1978, 311; in BFHE 235, 32, BStBl II 2012, 151, Rz 30 ff.) als auch entschieden, dass das FG an einer Berücksichtigung der in einem Strafurteil getroffenen Feststellungen nicht deswegen gehindert ist, weil der im finanzgerichtlichen Verfahren Betroffene am Strafverfahren nicht beteiligt war (vgl. BFH-Urteil in BFHE 153, 463, HFR 1988, 558, unter II.2.b; BFH-Beschluss in BFH/NV 2012, 752, Rz 7).

29

Der Kläger hat nicht dargetan, weshalb gleichwohl eine erneute Entscheidung des BFH für notwendig gehalten wird. Er hat insbesondere nicht dargelegt, ob neue gewichtige, vom BFH nicht geprüfte Einwendungen im Schrifttum und in der Rechtsprechung der Instanzgerichte gegen die höchstrichterliche Rechtsprechung ggf. erhoben werden.

30

3. Eine Entscheidung des BFH ist auch nicht zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung (§ 115 Abs. 2 Nr. 2 Alternative 2 FGO) erforderlich.

31

a) Zur Darlegung einer Divergenz muss der Beschwerdeführer tragende und abstrakte Rechtssätze aus dem angefochtenen FG-Urteil einerseits und aus der behaupteten Divergenzentscheidung andererseits herausarbeiten und einander gegenüberstellen, um so eine Abweichung zu verdeutlichen (vgl. z.B. BFH-Beschlüsse vom 29. Mai 2006 V B 159/05, BFH/NV 2006, 1892, und vom 22. März 2007 V B 136/05, BFH/NV 2007, 1719). Dabei ist insbesondere auszuführen, dass es sich im Streitfall um einen vergleichbaren Sachverhalt und um eine identische Rechtsfrage handelt (vgl. z.B. BFH-Beschlüsse vom 17. Januar 2006 VIII B 172/05, BFH/NV 2006, 799; vom 1. Dezember 2006 VIII B 2/06, BFH/NV 2007, 450; vom 11. Mai 2012 V B 106/11, BFH/NV 2012, 1339).

32

Der Kläger hat eine Divergenz des Urteils des FG zu einer anderen Entscheidung nicht entsprechend diesen Anforderungen dargelegt.

33

b) Er hat auch keinen schwerwiegenden Rechtsfehler aufgezeigt, der eine Zulassung der Revision gemäß § 115 Abs. 2 Nr. 2 Alternative 2 FGO geboten erscheinen lässt.

34

Ein Fehler bei der Rechtsanwendung kann nur ausnahmsweise nach § 115 Abs. 2 Nr. 2 Alternative 2 FGO zur Zulassung der Revision führen, wenn es sich um einen schwerwiegenden Rechtsanwendungsfehler handelt, der geeignet ist, das Vertrauen in die Rechtsprechung zu beschädigen. Ein derartiger Fehler liegt nur dann vor, wenn die angefochtene FG-Entscheidung objektiv willkürlich oder zumindest greifbar gesetzwidrig ist (vgl. z.B. BFH-Beschlüsse vom 25. März 2010 X B 176/08, BFH/NV 2010, 1455; vom 18. November 2010 XI B 28/10, BFH/NV 2011, 204, Rz 11; in BFH/NV 2011, 1165, Rz 14; vom 10. Januar 2012 XI B 80/11, BFH/NV 2012, 815, Rz 18 f.). Einen solchen qualifizierten Rechtsanwendungsfehler des FG hat der Kläger nicht dargelegt.

35

4. Soweit sich die Ausführungen des Klägers in seiner Beschwerdebegründung gegen die materielle Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung richten, wird damit keiner der in § 115 Abs. 2 FGO abschließend aufgeführten Zulassungsgründe dargetan, sondern nur, dass das FG nach Auffassung des Klägers falsch entschieden habe. Die Rüge fehlerhafter Rechtsanwendung vermag die Zulassung der Revision gemäß § 115 Abs. 2 FGO grundsätzlich nicht zu begründen (vgl. z.B. BFH-Beschlüsse vom 6. November 2008 XI B 172/07, BFH/NV 2009, 617; vom 1. April 2011 XI B 75/10, BFH/NV 2011, 1372, m.w.N.).

(1) Wenn ein Beteiligter teils obsiegt, teils unterliegt, so sind die Kosten gegeneinander aufzuheben oder verhältnismäßig zu teilen. Sind die Kosten gegeneinander aufgehoben, so fallen die Gerichtskosten jedem Teil zur Hälfte zur Last. Einem Beteiligten können die Kosten ganz auferlegt werden, wenn der andere nur zu einem geringen Teil unterlegen ist.

(2) Wer einen Antrag, eine Klage, ein Rechtsmittel oder einen anderen Rechtsbehelf zurücknimmt, hat die Kosten zu tragen.

(3) Kosten, die durch einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand entstehen, fallen dem Antragsteller zur Last.

(1) Gegen das Urteil des Finanzgerichts (§ 36 Nr. 1) steht den Beteiligten die Revision an den Bundesfinanzhof zu, wenn das Finanzgericht oder auf Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Bundesfinanzhof sie zugelassen hat.

(2) Die Revision ist nur zuzulassen, wenn

1.
die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,
2.
die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Bundesfinanzhofs erfordert oder
3.
ein Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.

(3) Der Bundesfinanzhof ist an die Zulassung gebunden.

(1) Soll gegen den Bund, ein Land, einen Gemeindeverband, eine Gemeinde, eine Körperschaft, eine Anstalt oder Stiftung des öffentlichen Rechts vollstreckt werden, so gilt für die Zwangsvollstreckung das Achte Buch der Zivilprozessordnung sinngemäß; § 150 bleibt unberührt. Vollstreckungsgericht ist das Finanzgericht.

(2) Vollstreckt wird

1.
aus rechtskräftigen und aus vorläufig vollstreckbaren gerichtlichen Entscheidungen,
2.
aus einstweiligen Anordnungen,
3.
aus Kostenfestsetzungsbeschlüssen.

(3) Urteile auf Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen können nur wegen der Kosten für vorläufig vollstreckbar erklärt werden.

(4) Für die Vollstreckung können den Beteiligten auf ihren Antrag Ausfertigungen des Urteils ohne Tatbestand und ohne Entscheidungsgründe erteilt werden, deren Zustellung in den Wirkungen der Zustellung eines vollständigen Urteils gleichsteht.

Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:

1.
Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;
2.
Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;
3.
Urteile, durch die gemäß § 341 der Einspruch als unzulässig verworfen wird;
4.
Urteile, die im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen werden;
5.
Urteile, die ein Vorbehaltsurteil, das im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen wurde, für vorbehaltlos erklären;
6.
Urteile, durch die Arreste oder einstweilige Verfügungen abgelehnt oder aufgehoben werden;
7.
Urteile in Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter oder Untermieter von Wohnräumen oder anderen Räumen oder zwischen dem Mieter und dem Untermieter solcher Räume wegen Überlassung, Benutzung oder Räumung, wegen Fortsetzung des Mietverhältnisses über Wohnraum auf Grund der §§ 574 bis 574b des Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie wegen Zurückhaltung der von dem Mieter oder dem Untermieter in die Mieträume eingebrachten Sachen;
8.
Urteile, die die Verpflichtung aussprechen, Unterhalt, Renten wegen Entziehung einer Unterhaltsforderung oder Renten wegen einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit zu entrichten, soweit sich die Verpflichtung auf die Zeit nach der Klageerhebung und auf das ihr vorausgehende letzte Vierteljahr bezieht;
9.
Urteile nach §§ 861, 862 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Wiedereinräumung des Besitzes oder auf Beseitigung oder Unterlassung einer Besitzstörung;
10.
Berufungsurteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten. Wird die Berufung durch Urteil oder Beschluss gemäß § 522 Absatz 2 zurückgewiesen, ist auszusprechen, dass das angefochtene Urteil ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar ist;
11.
andere Urteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten, wenn der Gegenstand der Verurteilung in der Hauptsache 1.250 Euro nicht übersteigt oder wenn nur die Entscheidung über die Kosten vollstreckbar ist und eine Vollstreckung im Wert von nicht mehr als 1.500 Euro ermöglicht.