Bayerischer Verwaltungsgerichtshof Beschluss, 11. Feb. 2014 - 4 ZB 13.2225

bei uns veröffentlicht am11.02.2014
vorgehend
Verwaltungsgericht Bayreuth, 5 K 12.18, 27.09.2013

Gericht

Bayerischer Verwaltungsgerichtshof

Tenor

I.

Der Antrag des Klägers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Bayreuth vom 27. September 2013 wird abgelehnt.

II.

Der Kläger trägt die Kosten des Zulassungsverfahrens.

III.

Der Streitwert für das Zulassungsverfahren wird auf 5.000 Euro festgesetzt.

Gründe

I.

Der Kläger begehrt als Mitglied des Stadtrats und des Bau- und Umweltausschusses der Beklagten die Feststellung der Rechtswidrigkeit eines Stadtratsbeschlusses.

In einer Sitzung am 16. August 2011 beschloss der Bau- und Umweltausschuss der Beklagten mit 5:5 Stimmen die Versagung des gemeindlichen Einvernehmens zu einem Bauantrag, der die Errichtung eines Fachmarktzentrums im Stadtgebiet betraf.

Mit Schreiben vom 23. August 2011 wurden die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses für den 30. August 2011 zu einer weiteren Sitzung mit demselben Tagungsordnungspunkt geladen. In der öffentlichen Sitzung erklärte die Vorsitzende, dass sie den Beschluss vom 16. August 2011 für rechtswidrig halte und ihn daher zu beanstanden beabsichtige. Sie gebe dem Gremium die Gelegenheit, den Beschluss zu überdenken und aufzuheben. Der Kläger beantragte daraufhin, den betreffenden Tagesordnungspunkt von der Tagesordnung zu streichen, da er noch keine Niederschrift über die Sitzung vom 16. August 2011 erhalten habe und daher nicht überprüfen könne, ob seine Argumentation richtig niedergeschrieben worden sei. Nachdem dieser Antrag mit 3:8 Stimmen abgelehnt worden war, beschloss der Ausschuss mit 8:3 Stimmen, den vorhergehenden Beschluss vom 16. August 2011 aufzuheben und das gemeindliche Einvernehmen zu dem Bauvorhaben Fachmarktzentrum zu erteilen.

Der Kläger erhob am 9. Januar 2012 Klage zum Verwaltungsgericht Bayreuth mit dem Antrag,

festzustellen, dass der Beschluss der Beklagten vom 30. August 2011 zu Tagesordnungspunkt 1 (Aufhebung des Beschlusses vom 16. August 2011 und Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens bzgl. des Bauantrages zur Errichtung eines Fachmarktzentrums) rechtswidrig ist.

Das Verwaltungsgericht Bayreuth wies die Klage mit Urteil vom 27. September 2013 ab.

Die Klage sei wegen fehlender Klagebefugnis bereits unzulässig. Der Kläger mache geltend, als Stadtratsmitglied in seinem Recht auf Information verletzt worden zu sein, weil er im Vorfeld der Sitzung vom 30. August 2011 keine hinreichenden Informationen zu dem Tagesordnungspunkt erhalten und die Niederschrift der Sitzung vom 16. August 2011 nicht rechtzeitig bekommen habe und weil sein Antrag auf Vertagung zur weiteren Sachaufklärung abgelehnt worden sei. Ein solches uneingeschränktes subjektiv öffentliches Recht des einzelnen Stadtratsmitglieds auf Information bestehe jedoch nach der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern (Gemeindeordnung - GO) nicht. In ihr sei für das einzelne Gemeinderatsmitglied weder ein besonderes Auskunftsrecht noch ein besonderes Anfragerecht geregelt. Die Überwachung der Gemeindeverwaltung, die auch ein Informationsrecht beinhalte, obliege nach Art. 30 Abs. 3 GO dem Gemeinderat als Kollegialorgan. Dem einzelnen Ratsmitglied stehe zwar ein Frage- und Antragsrecht sowie ein Recht auf Einsicht in die Niederschriften aus Art. 54 Abs. 3 GO zu, nicht dagegen ein uneingeschränktes subjektiv öffentliches Recht auf Information. Das einzelne Mitglied sei zur Informationsbeschaffung darauf beschränkt, eine Entscheidung des Plenums zu der strittigen Frage herbeizuführen; diesen Weg habe der Kläger hier auch beschritten. Ein weitergehendes Informationsrecht ergebe sich auch nicht aus der vom Stadtrat der Beklagten erlassenen Geschäftsordnung; diese sehe lediglich Informationsansprüche der Vorsitzenden und des Gemeinderats vor. Eine Verletzung des Rechts auf Einsicht in die Niederschrift vom 16. August 2011 scheide bereits deshalb aus, weil eine solche Niederschrift zum Zeitpunkt der Sitzung vom 30. August 2011 noch nicht vorgelegen habe. Aus der Geschäftsordnung ergebe sich auch kein Recht auf Erstellung und Zusendung der Niederschrift vor der nächsten Stadtratssitzung; die Niederschrift solle lediglich „nach Möglichkeit“ mit der Ladung zur nächsten Sitzung versandt werden. Selbst wenn sich hieraus ein Recht des Einzelnen auf baldmöglichen Erhalt der Niederschrift ableiten ließe, schlage eine Verletzung dieses Rechts jedenfalls nicht auf die Rechtmäßigkeit des Beschlusses durch, weil die Vorschrift der Überprüfung des Protokolls diene und keinen Einfluss auf in anderen Sitzungen zu fassende Beschlüsse habe. Die Beurteilung des Bauvorhabens hänge nicht vom Inhalt des Protokolls der Sitzung vom 16. August 2011 ab. Auch durch die erneute Abstimmung über denselben Gegenstand könne der Kläger nicht in eigenen Rechten verletzt sein; ein solches eigenes Recht des einzelnen Gemeinderatsmitglieds ergebe sich aus der Geschäftsordnung nicht. Eine erneute Abstimmung in einer anderen Sitzung sei auch ohne die Einwilligung jedes einzelnen Mitglieds möglich. Der Kläger habe auch kein Recht darauf, dass der Bau- und Umweltausschuss der Beklagten nur - in formeller wie materieller Hinsicht - gesetzmäßige Beschlüsse fasse.

Auch wenn man vom Bestehen eines Informationsrechts des einzelnen Gemeinderatsmitglieds und damit von der Zulässigkeit der Klage ausginge, sei diese jedenfalls unbegründet. Der Kläger habe hinreichende Informationen erhalten, um über die Erteilung des Einvernehmens zu dem Bauvorhaben zu entscheiden. Bereits im Vorfeld der Sitzung vom 16. August 2011 habe er umfassende Informationen zu dem Bauvorhaben erhalten. In den Sitzungen vom 16. und 30. August 2011 sei das Vorhaben zudem ausführlich diskutiert worden, wobei der Kläger die Gelegenheit gehabt habe, seine Bedenken vorzutragen. Einer speziellen Information im Hinblick auf die Rechtswidrigkeit des Beschlusses vom 16. August 2011 habe es nicht bedurft. Aus den Erläuterungen der Vorsitzenden habe sich hinreichend ergeben, weshalb sie von der Rechtswidrigkeit der Verweigerung des gemeindlichen Einvernehmens ausgegangen sei. Ein einzelner Gemeinderat könne eine weitere Aufklärung des Sachverhalts nicht gegen den Willen des Kollegiums erzwingen und nicht mit einem Vertagungsantrag eine Beschlussfassung verhindern. Auch das fehlende Vorliegen des Protokolls der Sitzung vom 16. August 2011 verletze das Informationsrecht des Klägers nicht, da dieses keine Informationen enthalte, die für die Beurteilung des Tagesordnungspunktes der Sitzung vom 30. August 2011 notwendig seien.

Gegen dieses Urteil wendet sich der Kläger mit dem Antrag auf Zulassung der Berufung. Zwar sei in der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern im Unterschied zu anderen Bundesländern ein Auskunfts- und Akteneinsichtsrecht des einzelnen Gemeinderatsmitglieds nicht explizit geregelt. Es gebe jedoch einen ungeschriebenen verfassungsunmittelbaren Informationsanspruch eines jeden Ratsmitglieds gegenüber dem Bürgermeister. Zur Ausübung des freien Mandats müsse den Gemeindevertretern der Weg zu einer vorherigen inhaltlichen Befassung mit den auf der Tagesordnung stehenden Themen eröffnet werden, was eine vorherige Information durch die Verwaltung voraussetze. Nur so könne sich das Ratsmitglied über die einzelnen Beratungsgegenstände hinreichend kundig machen und ihre Aufgaben gemäß Art. 31 Abs. 4 Satz 2 GO nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen. Durch die Verletzung dieses Informationsrechts sei der Stadtrat hier nicht beschlussfähig gewesen, so dass die Klage auch begründet sei. Der frühere Beschluss zur Ablehnung des gemeindlichen Einvernehmens sei nämlich gerade nicht rechtswidrig gewesen. Wäre der Kläger ordnungsgemäß hierüber informiert worden, hätte er den späteren Beschluss verhindern können. Es gehe nicht an, dass Gemeinderatsbeschlüsse mit der unrichtigen Behauptung, sie seien rechtswidrig, wieder aufgehoben werden könnten, um dann tatsächlich rechtswidrige Beschlüsse zu produzieren. An der Richtigkeit des angegriffenen Urteils bestünden danach ernstliche Zweifel; ferner habe die Rechtssache auch ganz offensichtlich grundsätzliche Bedeutung.

Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die Sach- und Rechtslage verwiesen.

II.

Der Antrag des Klägers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg, da keiner der geltend gemachten Zulassungsgründe vorliegt.

1. Es bestehen keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils (§ 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO). Der Kläger hat keinen einzelnen tragenden Rechtssatz und keine erhebliche Tatsachenfeststellung des Verwaltungsgerichts mit schlüssigen Gegenargumenten in Frage gestellt (zu diesem Maßstab BVerfG, B.v. 21.1.2009 - 1 BvR 2524/06 - NVwZ 2009,515/516 m. w. N.).

Das Verwaltungsgericht hat die Abweisung der Klage auf Feststellung der Rechtswidrigkeit des Beschlusses des Bau- und Umweltausschusses der Beklagten vom 30. August 2011 zu Tagesordnungspunkt 1 (Aufhebung des Beschlusses vom 16. August 2011 und Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens bzgl. des Bauantrags zur Errichtung eines Fachmarktzentrums) vorrangig damit begründet, dass es nach dem klägerischen Vortrag schon an der Möglichkeit einer Verletzung eigener Rechte und damit an der erforderlichen Klagebefugnis (§ 42 Abs. 2 VwGO) fehle, da sich das vom Kläger behauptete Informationsrecht des einzelnen Gemeinderatsmitglieds gegenüber der Gemeindeverwaltung weder aus der Gemeindeordnung noch aus der Geschäftsordnung des Stadtrats der Beklagten ergebe. Dass diese Rechtsauffassung auf den Wortlaut des Gesetzes verweisen kann und auch einer langjährigen Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs entspricht (BayVGH, U.v. 25.2.1970 - 150 IV 68 - BayVBl 1970, 222 = VGH n. F. 24, 129/131; U.v. 6.9.1989 - 4 B 89.00015 - BayVBl 1990, 278 = VGH n. F. 42, 177/178 f.; B.v. 15.12.2000 - 4 ZE 00.3321 - BayVBl 2001, 666; vgl. Prandl/Zimmermann/Büchner, Kommunalrecht in Bayern, Art. 30 GO Anm. 5.2.1 m. w. N.), wird vom Kläger nicht in Zweifel gezogen. Er beruft sich aber auf die von verschiedenen Oberverwaltungsgerichten (OVG NW, U.v. 5.2.2002 - 15 A 2604/99 - NVwZ-RR 2003, 225 f.; NdsOVG, U.v. 3.6.2009 - 10 LC 217/07 - DVBl 2009, 920; OVG LSA B.v. 31.7.2009 - 4 O 127/09 - NVwZ-RR 2010, 123; OVG RhPf, U.v. 1.6.2010 - 2 A 11318/09 - NVwZ-RR 2011,31 f.; vgl. auch VG Meiningen, U.v. 20.9.2011 - 2 K 303/10 Me - ThürVBl 2012, 111; VG Braunschweig, U.v. 25.4.2013 - 1 A 225/12 - NVwZ-RR 2013, 731/732) vertretene und auch in der kommunalrechtlichen Literatur (Striedl/Troidl, BayVBl 2008, 289/294 ff.; Pahlke, BayVBl 2011, 686 ff., Tetzlaff, LKV 2012, 489/491; Katz, BayBgm 2013, 398 ff.) diskutierte Gegenauffassung, wonach sich aus dem Mitgliedschaftsrecht in der kommunalen Volksvertretung ein ungeschriebener (verfassungsunmittelbarer) Auskunftsanspruch der einzelnen Gemeinderatsmitglieder gegenüber dem Bürgermeister als Leiter der Gemeindeverwaltung ergebe, ohne den die Mandatsträger ihre organschaftlichen Mitwirkungsbefugnisse nicht effektiv wahrnehmen könnten.

Ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen auch nach bayerischem Gemeinderecht ein solcher Individualanspruch besteht und ob dessen Nichterfüllung zur formellen Rechtswidrigkeit eines nachfolgenden Rats- bzw. Ausschussbeschlusses wegen Beschlussunfähigkeit führen würde, so dass ein davon betroffenes Gemeinderatsmitglied - wie z. B. beim unberechtigten Ausschluss von der Abstimmung (BayVGH, U.v. 7.8.1974 - 2 IV 72 - VGH n. F. 29, 37/38 ff.) oder bei einer fehlerhaften Ladung (BayVGH, B.v. 6.10.1987 - 4 CE 87.02294 - BayVBl 1988, 83) - im Rahmen einer Kommunalverfassungsstreitigkeit unmittelbar gegen den Beschluss vorgehen könnte, braucht im vorliegenden Verfahren nicht entschieden zu werden. Denn jedenfalls müsste ein entsprechendes Auskunftsbegehren darauf gerichtet sein, vom Bürgermeister sachbezogene Informationen zu einem bestimmten Tagesordnungspunkt zu erhalten. Der Kläger hat aber im Vorfeld der Ausschusssitzung vom 30. August 2011 von der Bürgermeisterin der Beklagten keine weiteren Erläuterungen zu dem erneut auf die Tagesordnung gesetzten Bauvorhaben gefordert. Er hat auch während der Sitzung lediglich gerügt, dass das Protokoll der früheren Sitzung noch nicht vorliege und er daher die korrekte Wiedergabe seiner damaligen Argumentation nicht überprüfen könne. Die Diskussionsbeiträge der Mandatsträger im Gemeinderat und in den Ausschüssen können jedoch nicht Gegenstand einer möglichen Auskunftsverpflichtung des Bürgermeisters sein, so dass eine fehlende oder unrichtige Protokollierung nicht zur Rechtswidrigkeit der späteren Beschlussfassung führen kann.

Die Verletzung einer zwingenden Informationspflicht kann entgegen der Vorstellung des Klägers auch nicht daraus abgeleitet werden, dass die Bürgermeisterin der Beklagten den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses ihre rechtlichen Einwände gegen die in der Sitzung vom 16. August 2011 beschlossene Versagung des gemeindlichen Einvernehmens nicht schon vor der nochmaligen Behandlung dieses Tagesordnungspunkts mitgeteilt hat. Selbst wenn den einzelnen Ratsmitgliedern in Bezug auf die jeweiligen Beratungsgegenstände ein umfassender Auskunftsanspruch zustünde, könnte sich dieser nur auf objektiv feststellbare Tatsachen beziehen und nicht darauf, wie der Bürgermeister einen bestimmten Sachverhalt rechtlich bewertet. Es gehört zu den originären Pflichten eines jeden kommunalen Mandatsträgers, sich vor der Beschlussfassung eigenverantwortlich über die maßgebliche Rechtslage Klarheit zu verschaffen, insbesondere wenn es sich wie bei der Erteilung des Einvernehmens nach § 36 BauGB um eine weitgehend gesetzesgebundene Entscheidung handelt (vgl. BVerwG, B.v. 10.10.1991 - 4 B 167/91 - Buchholz 406.11 § 36 BauGB Nr. 45). Ein Anspruch darauf, dass der Bürgermeister schon mit der Ladung zu einer Sitzung zu den jeweiligen Beratungsthemen rechtlich Stellung nimmt und auf mögliche Rechtsbedenken hinweist, besteht demnach nicht. Dies gilt in gleicher Weise dann, wenn er von sich aus ein bestimmtes Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat. Auch in diesem Fall muss er vor Beginn der Sitzung seine Beweggründe und insbesondere seine persönliche Rechtsüberzeugung ebenso wenig offenbaren, wie dies von den anderen Rats- oder Ausschussmitgliedern zu den von ihnen beantragten Tagesordnungspunkten verlangt werden dürfte. Dass die Bürgermeisterin der Beklagten die vom Kläger vorab per E-Mail gestellte Frage, weshalb sie die Einvernehmenserteilung für das Fachmarktzentrum nochmals auf die Tagesordnung des Bau- und Umweltausschusses gesetzt habe, erst in der Sitzung beantwortet hat, stellte demnach keinen Rechtsverstoß dar.

Der Kläger kann sich schließlich nicht darauf berufen, dass ihm durch die Ablehnung seines Vertagungsantrags in der Sitzung am 30. August 2011 verwehrt worden sei, weitere Rechtsauskunft einzuholen und damit den - nach seiner Einschätzung rechtswidrigen - Beschluss über die Erteilung des Einvernehmens zu verhindern. Die Frage, ob in einer Rats- oder Ausschusssitzung, zu der ordnungsgemäß geladen worden ist (Art. 47 Abs. 2 GO), über einen Beschlussvorschlag abgestimmt oder ob die Entscheidung auf eine spätere Sitzung vertagt wird, unterliegt der Geschäftsordnungsautonomie des Gemeinderats (Art. 45 Abs. 1 GO). Die vom Stadtrat der Beklagten erlassene Geschäftsordnung sieht vor, dass nach Beendigung der Beratung oder nach Annahme eines Antrags auf „Schluss der Beratung“ über den Beratungsgegenstand abgestimmt wird (§ 30 Abs. 1 Satz 1 GeschO). Dies schließt zwar nicht aus, dass aufgrund eines entsprechenden Geschäftsordnungsantrags (§ 29 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 GeschO) ein Beratungsgegenstand von der Tagesordnung abgesetzt und erst in einer späteren Sitzung abschließend behandelt wird. Insoweit gilt aber in jedem Fall das Mehrheitsprinzip (Art. 51 Abs. 1 Satz 1 GO), so dass einzelne Ratsmitglieder selbst dann keine Vertagung verlangen können, wenn sie eine weitere Aufklärung der Sach- oder Rechtslage für unabdingbar halten. Eine etwaige Rechtswidrigkeit des zur Abstimmung gestellten Beschlussvorschlags könnte an diesem Ergebnis nichts ändern, da die Mitglieder des Gemeinderats und seiner Ausschüsse keinen Anspruch darauf haben, dass in den Gremien, denen sie angehören, nur in jeder Hinsicht rechtmäßige Beschlüsse gefasst werden (BayVGH, U.v. 25.2.1970 - 150 IV 68 - VGH n. F. 24, 129/130 = BayVBl 1970, 222; U.v. 2.7.1976 - 47 V 73 - BayVBl 1977, 182; B.v. 26.6.2001 - 4 ZE 01.1624 - BayVBl 2001, 665; BVerwG, B.v. 5.11.1971 - VII B 35.70 - DÖV 1972, 350).

2. Da die Frage eines möglichen Auskunftsrechts des einzelnen Gemeinderatsmitglieds gegenüber dem Bürgermeister aus den oben genannten Gründen offenbleiben kann, kommt auch eine Zulassung der Berufung wegen grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache (§ 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO) nicht in Betracht.

3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 2 VwGO; die Streitwertfestsetzung folgt aus § 47 Abs. 3, § 52 Abs. 2 GKG.

Dieser Beschluss ist unanfechtbar (§ 152 Abs. 1 VwGO).

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Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 154


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Gerichtskostengesetz - GKG 2004 | § 52 Verfahren vor Gerichten der Verwaltungs-, Finanz- und Sozialgerichtsbarkeit


(1) In Verfahren vor den Gerichten der Verwaltungs-, Finanz- und Sozialgerichtsbarkeit ist, soweit nichts anderes bestimmt ist, der Streitwert nach der sich aus dem Antrag des Klägers für ihn ergebenden Bedeutung der Sache nach Ermessen zu bestimmen.

Gerichtskostengesetz - GKG 2004 | § 47 Rechtsmittelverfahren


(1) Im Rechtsmittelverfahren bestimmt sich der Streitwert nach den Anträgen des Rechtsmittelführers. Endet das Verfahren, ohne dass solche Anträge eingereicht werden, oder werden, wenn eine Frist für die Rechtsmittelbegründung vorgeschrieben ist, inn

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 124


(1) Gegen Endurteile einschließlich der Teilurteile nach § 110 und gegen Zwischenurteile nach den §§ 109 und 111 steht den Beteiligten die Berufung zu, wenn sie von dem Verwaltungsgericht oder dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird. (2) Die B

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(1) Durch Klage kann die Aufhebung eines Verwaltungsakts (Anfechtungsklage) sowie die Verurteilung zum Erlaß eines abgelehnten oder unterlassenen Verwaltungsakts (Verpflichtungsklage) begehrt werden. (2) Soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist

Baugesetzbuch - BBauG | § 36 Beteiligung der Gemeinde und der höheren Verwaltungsbehörde


(1) Über die Zulässigkeit von Vorhaben nach den §§ 31, 33 bis 35 wird im bauaufsichtlichen Verfahren von der Baugenehmigungsbehörde im Einvernehmen mit der Gemeinde entschieden. Das Einvernehmen der Gemeinde ist auch erforderlich, wenn in einem ander

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(1) Gegen Endurteile einschließlich der Teilurteile nach § 110 und gegen Zwischenurteile nach den §§ 109 und 111 steht den Beteiligten die Berufung zu, wenn sie von dem Verwaltungsgericht oder dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird.

(2) Die Berufung ist nur zuzulassen,

1.
wenn ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,
2.
wenn die Rechtssache besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,
3.
wenn die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,
4.
wenn das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
5.
wenn ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.

(1) Durch Klage kann die Aufhebung eines Verwaltungsakts (Anfechtungsklage) sowie die Verurteilung zum Erlaß eines abgelehnten oder unterlassenen Verwaltungsakts (Verpflichtungsklage) begehrt werden.

(2) Soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, ist die Klage nur zulässig, wenn der Kläger geltend macht, durch den Verwaltungsakt oder seine Ablehnung oder Unterlassung in seinen Rechten verletzt zu sein.


Tenor

Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Koblenz vom 16. Juli 2009 wird zurückgewiesen.

Die Klägerin trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.

Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar.

Die Revision wird nicht zugelassen.

Tatbestand

1

Die Beteiligten streiten über Unterrichtungsrechte von Ratsmitgliedern und Fraktionen im Vorfeld einer Stadtratssitzung.

2

Am 26. April 2007 traf der Rat der Stadt S. einen Planaufstellungsbeschluss zur „1. Änderung des Bebauungsplans ‘Bahnhofsumfeld’ S.“. Im Geltungsbereich des Änderungsplans sollte – anstelle eines eingeschränkten Gewerbegebiets – ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel ausgewiesen werden. Nach Durchführung der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung kam es im Zuge eines Betreiberwechsels zu einer Neuausrichtung des Plankonzepts. Hierdurch wurden auch Änderungen an dem Planentwurf selbst erforderlich. In Sitzungen am 21. und 24. Januar 2008 beschlossen der Bau-, Planungs-, Liegenschafts- und Verkehrsausschuss (im Folgenden: Fachausschuss) und – ihm folgend – der Stadtrat, die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung zu wiederholen. Im Vorfeld der beiden Sitzungen waren den Ausschuss- und Ratsmitgliedern die geänderten Planunterlagen (Übersichtsplan, Planurkunde, textliche Festsetzungen, Begründung) ausgehändigt worden.

3

Nach der erneuten Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung lud der Bürgermeister – mit Schreiben vom 28. März 2008 – zu Sitzungen des Fachausschusses und des Stadtrats am 16. und 24. April 2008 ein. Den Einladungen an die Ausschuss- und Ratsmitglieder waren die im Beteiligungsverfahren eingegangenen Anregungen sowie Stellungnahmen und Beschlussvorlagen der Verwaltung beigefügt. Die Planunterlagen wurden den Ausschuss- und Ratsmitgliedern nicht nochmals zugesandt. Zur Vorbereitung auf die Sitzungen am 16./24. April 2008 hielt die Klägerin am 14. April 2008 eine Fraktionssitzung ab. An dieser nahm auf Anregung der Stadtverwaltung auch ein Mitarbeiter des verantwortlichen Planungsbüros teil, der den Inhalt des Plans ausführlich erläuterte.

4

In der Ratssitzung am 24. April 2008 beschloss der Stadtrat zunächst – unter Tagesordnungspunkt 2 – über die vorgebrachten Anregungen. Im Anschluss daran und vor der Gesamtbeschlussfassung über den Änderungsplan stellte die Klägerin einen Antrag auf Absetzung des Tagesordnungspunktes 2, der von einer Ratsmehrheit abgelehnt wurde. Die Klägerin stellte zudem einen Antrag auf namentliche Abstimmung, dem 8 Ratsmitglieder zustimmten. Die Abstimmung wurde daraufhin namentlich durchgeführt. Der Rat beschloss die Änderung des Bebauungsplanes „Bahnhofsumfeld“ als Satzung. Während der Sitzung hatten die Planunterlagen im Ratssaal zur Einsichtnahme durch die Ratsmitglieder ausgelegen.

5

Am 16. März 2009 hat die Klägerin vor dem Verwaltungsgericht Koblenz Klage gegen den Stadtrat erhoben. Zur Begründung hat sie vorgetragen, die Mitglieder des Rates seien im Vorfeld des Satzungsbeschlusses vom 24. April 2008 nicht hinreichend unterrichtet worden. Der Bürgermeister habe es versäumt, mit der Einladung zu der Ratssitzung eine aktuelle Fassung der Planunterlagen zur Verfügung zu stellen. Auch habe die Ladung keinen Hinweis darauf enthalten, dass einschlägige unveränderte Unterlagen aus früheren Sitzungen zur Beratung kommen sollten. Sie habe daher nicht gewusst, was im Einzelnen habe beschlossen werden sollen. Erst recht sei es den Ratsmitgliedern nicht möglich gewesen, die vorgeschlagenen Änderungen umfassend zu durchdenken und in den Fraktionen zu beraten. Außerdem sei der Stadtrat in die namentliche Abstimmung eingetreten, ohne zuvor einen Beschluss über ihren Antrag auf namentlich Abstimmung zu treffen. Auch hierin liege ein Verfahrensfehler.

6

Die Klägerin hat beantragt,

7

festzustellen,

8

1. dass der Beklagte verpflichtet ist, den Mitgliedern des Stadtrates bei der Beschlussfassung über Bauleitpläne und andere Satzungen alle erforderlichen Unterlagen so rechtzeitig zugänglich zu machen, dass ein durchschnittliches Ratsmitglied in der Lage ist, den Gegenstand der Beschlussfassung nachzuvollziehen und zu bewerten, bevor über diesen Gegenstand ein Beschluss des Stadtrates gefasst wird.

9

2. dass, wenn mindestens ein Viertel der Ratsmitglieder es beantragt, dass über eine Beschlussvorlage namentlich abgestimmt werden soll, der Vorsitzende des Stadtrats den Stadtrat in seiner Gesamtheit über diesen Antrag abstimmen lassen muss, bevor in die namentliche Abstimmung eingetreten werden kann.

10

3. dass das Verfahren bei der Beschlussfassung des Stadtrats von S. über den Bebauungsplan „Bahnhofsumfeld“ – 1. Änderung – in der Sitzung vom 24. April 2008 (Tagesordnungspunkt 2) gegen die unter 1. und 2. dargestellten Grundsätze verstoßen und dadurch die Fraktion in ihren Rechten als Organ des Stadtrates verletzt hat.

11

Der Beklagte hat beantragt,

12

die Klage abzuweisen.

13

Soweit die Klägerin sich gegen das Verfahren hinsichtlich ihres Antrags auf namentliche Abstimmung wende, sei die Klage unzulässig. Im Hinblick auf die Anträge zu 1) und 3) sei sie jedenfalls unbegründet. Für Ratssitzungen in Rheinland-Pfalz gelte das Mündlichkeitsprinzip, welches besage, dass die Unterrichtung der Ratsmitglieder grundsätzlich durch mündlichen Vortrag zum Tagesordnungspunkt in der Ratssitzung erfolge. Ein Anspruch auf Überlassung vollständiger Unterlagen im Vorfeld einer Ratssitzung bestehe nicht.

14

Mit Urteil vom 16. Juli 2009 hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen. Die Klageanträge zu 1. und 3., mit denen die Klägerin einen Anspruch auf Überlassung von Unterlagen im Vorfeld einer Ratssitzung festgestellt wissen wolle, seien gegen den falschen Beklagten gerichtet. Hier sei nicht – wie geschehen – der Rat, sondern der Bürgermeister der Stadt S. zu verklagen gewesen. Im Übrigen bestehe kein Anspruch auf Überlassung von Unterlagen im Vorfeld einer Ratssitzung. Unterrichtungsrechte der Ratsmitglieder beziehungsweise des Gemeinderats habe der Gesetzgeber ausdrücklich in § 33 GemO geregelt. Einen hiernach erforderlichen Antrag auf Unterrichtung oder Akteneinsicht habe die Klägerin nicht gestellt. Soweit sich die Klägerin mit ihrer Klage gegen das Verfahren hinsichtlich des Antrags auf namentliche Abstimmung wende, sei die Klage mangels Klagebefugnis unzulässig, da dem Begehren der Klägerin mit der Durchführung der namentlichen Abstimmung entsprochen worden sei.

15

Mit der vom Senat zugelassenen Berufung verfolgt die Klägerin ihre ursprüngliche Klage nur hinsichtlich des von ihr behaupteten Unterrichtungsanspruchs von Ratsmitgliedern und Fraktionen im Vorfeld von Ratssitzungen weiter. Das Verwaltungsgericht sei zu Unrecht davon ausgegangen, dass ein Anspruch auf Überlassung von Unterlagen zur Vorbereitung einer Ratssitzung generell nicht bestehe. Die Gemeindeordnung enthalte keine abschließende Regelung der Unterrichtungsrechte der Ratsmitglieder. Aus der Natur der Sache und der gesetzlich geschützten Funktion des Stadtrats und der Fraktionen im Prozess der politischen Willensbildung ergebe sich ein Anspruch der Ratsmitglieder auf angemessene Unterrichtung über die Gegenstände einer Ratssitzung. Dieser könne sich in schwierigen Fällen in einen Anspruch auf schriftliche Unterrichtung im Vorfeld der Ratssitzung wandeln. Wenn behauptet werde, in Rheinland-Pfalz gelte insoweit ein Mündlichkeitsprinzip, so sei dies nicht tragfähig. Schließlich sei zu bedenken, dass die von einem Stadtrat zu beurteilenden Sachverhalte sich im letzten Vierteljahrhundert erheblich verkompliziert hätten. Insbesondere dort, wo – wie in der Bauleitplanung – zwingende Vorschriften des Bundes- und Landesrechts ohnehin schriftliche Entscheidungsgrundlagen verlangten, seien daher auch den Ratsmitgliedern im Vorfeld der Sitzung schriftliche Informationen zugänglich zu machen. Dies gelte umso mehr, als die Pflicht zu rechtzeitiger und sachangemessener Unterrichtung der Ratsmitglieder auch dem Schutz der Minderheiten im Rat diene. Das ohnehin große Kompetenzgefälle zwischen hauptamtlicher Verwaltung und ehrenamtlichem Rat würde in unerträglicher Weise vergrößert, wäre es dem Bürgermeister unbenommen, dem Rat eine rechtzeitige und sachangemessene Unterrichtung vorzuenthalten.

16

Die Klägerin hat ihre Klage – die ursprünglich gegen den Stadtrat gerichtet war – im Berufungsverfahren auf den Bürgermeister als Beklagten umgestellt. Mit Schriftsatz vom 5. Januar 2010 hat sie angekündigt zu beantragen, der Senat möge unter Aufhebung des angefochtenen Urteils feststellen, dass der Bürgermeister den Mitgliedern des Stadtrats vor der Beschlussfassung über Bauleitpläne und andere Satzungen alle erforderlichen Unterlagen so rechtzeitig zugänglich machen muss, dass die Ratsfraktionen den Gegenstand der Beschlussfassung durcharbeiten und bewerten können, bevor hierüber ein Beschluss des Stadtrats gefasst wird.

17

Zuletzt beantragt die Klägerin sinngemäß,

18

unter Aufhebung des Urteils des Verwaltungsgerichts Koblenz vom 16. Juli 2009 festzustellen, dass der Beklagte sie in ihrem organschaftlichen Recht auf vollständige Information über die Gegenstände einer Ratssitzung verletzt hat, indem er es unterlassen hat, ihr im Vorfeld der Ratssitzung vom 24. April 2008 schriftliche Unterlagen über den zu beschließenden Bebauungsplan „Bahnhofsumfeld – 1. Änderung“ (Text der Änderungssatzung, geänderte Planzeichnungen, geänderte textliche Festsetzungen und Begründung etc.) zugänglich zu machen.

19

Der Beklagte beantragt,

20

die Berufung zurückzuweisen.

21

Die Abweichung des zuletzt gestellten von dem angekündigten Berufungsantrag hat der Beklagte als unzulässige Klageänderung gerügt. Er ist der Auffassung, die Berufung sei jedenfalls unbegründet. Der von der Klägerin mit Schreiben vom 5. Januar 2010 angekündigte und allein maßgebliche Sachantrag sei nicht auf die Feststellung eines konkreten Rechtsverhältnisses, sondern auf die Klärung einer die Zukunft betreffenden abstrakten Rechtsfrage gerichtet. Zudem fehle der Klägerin für die Feststellung dieser künftigen Rechtsfrage das erforderliche Rechtsschutzbedürfnis. Einen Anspruch auf Überlassung von Unterlagen im Vorfeld einer Ratssitzung, wie ihn die Klägerin geltend mache, bestehe nicht. Vielmehr gelte für Ratssitzungen in Rheinland-Pfalz das Mündlichkeitsprinzip. Im Übrigen sei die Klägerin im Vorfeld der Stadtratssitzung vom 24. April 2008 ausreichend informiert worden.

22

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die zu den Gerichtsakten gereichten Schriftsätze und Urkunden, den vorgelegten Verwaltungsvorgang (1 Ordner) sowie auf die Gerichtsakte des Verfahrens OVG Rheinland-Pfalz 1 C 10004/10.OVG Bezug genommen. Diese Unterlagen waren Gegenstand der mündlichen Verhandlung.

Entscheidungsgründe

23

Die Berufung der Klägerin hat keinen Erfolg.

24

Das Verwaltungsgericht hat ihre Klage in dem mit der Berufung weiterverfolgten Teil zu Recht abgewiesen. Sie ist zulässig, aber unbegründet.

25

Der Beklagtenwechsel, den die Klägerin im Anschluss an das Urteil des Verwaltungsgerichts erklärt hat, ist zulässig. Weder der ursprünglich beklagte Stadtrat noch der Bürgermeister als neuer Beklagter haben dieser Änderung der Klage widersprochen. Gemäß § 91 Abs. 2 VerwaltungsgerichtsordnungVwGO – ist daher von ihrer Einwilligung in den Beklagtenwechsel auszugehen. Außerdem ist der Beklagtenwechsel sachdienlich im Sinne des § 91 Abs. 1 2. Alt. VwGO.

26

In der Sache war dem Berufungsurteil der in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat gestellte Antrag der Klägerin zugrunde zu legen. Dabei kann offen bleiben, ob in der Umstellung des mit Schreiben vom 5. Januar 2010 angekündigten Sachantrags in der mündlichen Verhandlung lediglich eine bloße Berichtigung desselben oder eine Klageänderung im Sinne des § 91 VwGO liegt. Denn auch als „echte“ Klageänderung wäre die von der Klägerin vorgenommene Antragsumstellung zulässig. Zwar hat der Beklagte der Umstellung der Klage ausdrücklich widersprochen. Diese erweist sich indes als sachdienlich im Sinne des § 91 Abs. 1 2. Alt. VwGO, da der Streitstoff im Wesentlichen derselbe bleibt und die Klageänderung die endgültige Erledigung des Rechtsstreits fördert.

27

Der nunmehr beklagte Bürgermeister ist auch der richtige Klagegegner. Gemäß §§ 34, 36 und 47 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Gemeindeordnung – GemO – obliegt dem Bürgermeister die Einberufung und Leitung der Sitzungen des Gemeinderats sowie die Vorbereitung der Ratsbeschlüsse. Hierbei handelt er nicht als Organwalter des Stadtrats, sondern kraft einer eigenen organschaftlichen Rechtsstellung. Auch der behauptete Anspruch auf angemessene Unterrichtung über die Gegenstände anstehender Ratsentscheidungen richtet sich daher gegen den Bürgermeister als Ratsvorsitzenden. Denn die von der Klägerin geltend gemachten Unterrichtungspflichten stehen in einem engen Sachzusammenhang mit dem durch §§ 34, 36 und 47 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 GemO ausdrücklich beschriebenen Pflichtenkreis.

28

Die – auch im Übrigen – zulässige Klage ist jedoch unbegründet. Der beklagte Bürgermeister hat die Klägerin im Zusammenhang mit der Ratssitzung am 24. April 2008 nicht in ihren organschaftlichen Rechten verletzt.

29

Die Mitglieder des Gemeinderats und die Ratsfraktionen haben nach der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung gegen den zur Vorbereitung und Leitung der Ratssitzungen berufenen Bürgermeister einen Anspruch auf angemessene Unterrichtung über die Gegenstände anstehender Ratsentscheidungen. Dieser Anspruch ist in der Gemeindeordnung nicht ausdrücklich geregelt. Er ergibt sich aber aus der Stellung der Ratsmitglieder und Fraktionen im Prozess der politischen Willensbildung und Entscheidungsfindung der Gemeinde.

30

Die Ratsmitglieder werden von den Bürgern der Gemeinde in einer demokratischen Grundsätzen entsprechenden Wahl bestimmt. Sie sollen als Vertreter der Bürger die Willensbildung und Entscheidungsfindung im Rat herbeiführen. Sie sind daher nicht nur berechtigt, im Gemeinderat und den Ausschüssen abzustimmen. Ihnen steht auch das Recht zu, über die Gegenstände der Abstimmung zu beraten. Zur wirksamen Ausübung dieser Rechte sind die Ratsmitglieder auf angemessene Unterrichtung über die Gegenstände anstehender Ratsentscheidungen angewiesen. Nur auf einer hinreichenden Informationsgrundlage können die Ratsmitglieder sich wirksam in den Entscheidungsfindungsprozess im Rat einbringen. Ähnliches gilt für die Ratsfraktionen. Auch sie sind nur dann in der Lage, ihre in § 30a Abs. 3 GemO eigens festgeschriebene Aufgabe zur Mitwirkung bei der Willensbildung und Entscheidungsfindung im Gemeinderat zu erfüllen, wenn sie über die Gegenstände anstehender Ratsentscheidungen angemessen unterrichtet werden.

31

§ 33 GemO steht der Annahme eines solchen ungeschriebenen Unterrichtungsanspruchs der Ratsmitglieder und Fraktionen gegen den Bürgermeister als Vorsitzenden des Rates nicht entgegen. Die dort geregelten Unterrichtungsrechte sind Ausdruck des Kontrollrechts des Gemeinderats gegenüber dem Bürgermeister als Leiter der Gemeindeverwaltung (vgl. Höhlein, in: Gabler/Höhlein, KVR RP, Bd. I, § 33 GemO, Erl. Nr. 1). Sie betreffen also das Verhältnis zwischen Rat und Verwaltung. Im Hinblick auf die innerorganschaftlichen Unterrichtungsansprüche der Ratsmitglieder und Fraktionen gegen den Bürgermeister in seiner Stellung als Vorsitzender des Rates trifft § 33 GemO hingegen keine Regelung.

32

Der Umfang des somit bestehenden – ungeschriebenen – Unterrichtungsanspruchs der Ratsmitglieder und Fraktionen gegen den Bürgermeister richtet sich nach der Art der anstehenden Ratsentscheidung im Einzelfall. Dabei geht die rheinland-pfälzische Gemeindeordnung jedenfalls nicht durchgängig vom „Mündlichkeitsprinzip“ aus. Eine mündliche Unterrichtung der Ratsmitglieder und Fraktionen in der Ratssitzung genügt vielmehr nur dann, wenn der Entscheidungsgegenstand schon auf der Grundlage eines mündlichen Vortrags oder einer Tischvorlage in der Sitzung hinreichend erfassbar ist und es einer vertieften Vorbereitung der Ratsmitglieder – beispielsweise in den Fraktionen – zur ordnungsgemäßen Beratung und Entscheidung der Sache nicht bedarf. Demgegenüber ist der Bürgermeister bei umfangreichen oder schwierigen Entscheidungsgegenständen oder bei Angelegenheiten von größerer Bedeutung für die Gemeinde gehalten, die Ratsmitglieder und Fraktionen schon im Vorfeld der Sitzung des Gemeinderats oder des Ausschusses angemessen zu unterrichten. Hierbei wird es häufig – etwa im Rahmen der gemeindlichen Bauleitplanung, bei Haushaltsberatungen oder bedeutenderen Vergabeentscheidungen – erforderlich sein, den Ratsmitgliedern und Fraktionen schriftliche Unterlagen über den Gegenstand der anstehenden Entscheidung zur Verfügung zu stellen. In jedem Fall müssen die Ratsmitglieder und Fraktionen so vollständig und rechtzeitig über den jeweiligen Entscheidungsgegenstand unterrichtet sein, dass sie ihre gesetzliche Aufgabe zur Willensbildung und Entscheidungsfindung im Rat wirksam erfüllen können.

33

Im vorliegenden Fall hat der beklagte Bürgermeister seine Unterrichtungspflichten gegenüber der Klägerin ordnungsgemäß erfüllt. Er hat die Klägerin über den Tagesordnungspunkt 2 der Ratssitzung am 24. April 2008 – 1. Änderung des Bebauungsplans „Bahnhofsumfeld“ S., hier: die Abwägung der Anregungen – vollständig und rechtzeitig unterrichtet. Schon im Vorfeld der Sitzungen des Fachausschusses und des Rates am 21./24. Januar 2008 hatte der Bürgermeister den Ausschuss- und Ratsmitgliedern die schriftlichen Planunterlagen (Übersichtsplan, Planurkunde, textliche Festsetzungen und Begründung) ausgehändigt. Diese Unterlagen lagen in unveränderter Form der hier in Rede stehenden Ratssitzung vom 24. April 2008 zugrunde. Mit der Ladung zu den Sitzungen des Fachausschusses und des Rates am 16. und 24. April 2008 sandte der Bürgermeister den Ratsmitgliedern sodann die während der erneuten Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung im Februar und März 2008 eingegangenen Anregungen zu dem Planentwurf sowie entsprechende Stellungnahmen und Beschlussvorschläge der Verwaltung zu. Außerdem gab er den Ratsfraktionen Gelegenheit, sich den Inhalt des Plans von einem Mitarbeiter des verantwortlichen Planungsbüros erläutern zu lassen, wovon die Klägerin anlässlich ihrer Fraktionssitzung am 14. April 2008 auch Gebrauch machte. Schließlich waren der Planentwurf und die während der erneuten Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung eingegangenen Anregungen Gegenstand der Fachausschusssitzung am 16. April 2008. An dieser Fachausschusssitzung nahmen auch Mitglieder der Klägerin teil, so dass ihr sämtliche Unterlagen, die der Ratssitzung am 24. April 2008 zu Grunde lagen, auch auf diesem Wege bekannt wurden.

34

Die Klägerin war somit umfassend über den Tagesordnungspunkt 2 der Ratssitzung am 24. April 2008 unterrichtet. Einer nochmaligen Aushändigung der bereits im Januar 2008 an die Ratsmitglieder verteilten Planunterlagen bedurfte es im Vorfeld der Ratssitzung vom 24. April 2008 nicht. Wenn die Klägerin behauptet, ihre Mitglieder hätten bis zur Ratssitzung am 24. April 2008 nicht gewusst, welche Fassung des Planentwurfs zur 1. Änderung des Bebauungsplans „Bahnhofsumfeld“ S. in der Ratssitzung vom 24. April 2008 zur Beratung und Abstimmung gestellt werde, so ist dies nicht nachvollziehbar. An den Planunterlagen, die sämtlichen Ratsmitgliedern bereits im Januar 2008 zur Verfügung standen, wurden nachträglich keine Änderungen mehr vorgenommen. Dies war der Klägerin auch bekannt. Denn Änderungen am Stand der Planung hätten eines Ratsbeschlusses bedurft, an dem auch die Klägerin beteiligt worden wäre. Jedenfalls musste die Klägerin spätestens nach ihrer Fraktionssitzung am 14. April 2008 und der Fachausschusssitzung am 16. April 2008 – an der Vertreter der Klägerin teilgenommen hatten – wissen, dass der Ratssitzung am 24. April 2008 gerade diejenigen Planunterlagen zu Grunde gelegt würden, die den Ratsmitgliedern schon im Januar 2008 zur Verfügung standen.

35

Die Berufung war daher mit der Kostenfolge des § 154 Abs. 2 VwGO zurückzuweisen.

36

Der Ausspruch zur vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 167 VwGO in Verbindung mit § 708 ff. ZivilprozessordnungZPO –.

37

Die Revision war nicht zuzulassen. Ein Zulassungsgrund im Sinne des § 132 Abs. 2 VwGO liegt nicht vor.

38

Beschluss

39

Der Streitwert für das Berufungsverfahren wird auf 10.000,-- € festgesetzt (§§ 47 Abs. 1, 52 Abs. 1 Gerichtskostengesetz in Verbindung mit Ziffer II 22.7 des Streitwertkatalogs für die Verwaltungsgerichtsbarkeit).

(1) Über die Zulässigkeit von Vorhaben nach den §§ 31, 33 bis 35 wird im bauaufsichtlichen Verfahren von der Baugenehmigungsbehörde im Einvernehmen mit der Gemeinde entschieden. Das Einvernehmen der Gemeinde ist auch erforderlich, wenn in einem anderen Verfahren über die Zulässigkeit nach den in Satz 1 bezeichneten Vorschriften entschieden wird; dies gilt nicht für Vorhaben der in § 29 Absatz 1 bezeichneten Art, die der Bergaufsicht unterliegen. Richtet sich die Zulässigkeit von Vorhaben nach § 30 Absatz 1, stellen die Länder sicher, dass die Gemeinde rechtzeitig vor Ausführung des Vorhabens über Maßnahmen zur Sicherung der Bauleitplanung nach den §§ 14 und 15 entscheiden kann. In den Fällen des § 35 Absatz 2 und 4 kann die Landesregierung durch Rechtsverordnung allgemein oder für bestimmte Fälle festlegen, dass die Zustimmung der höheren Verwaltungsbehörde erforderlich ist.

(2) Das Einvernehmen der Gemeinde und die Zustimmung der höheren Verwaltungsbehörde dürfen nur aus den sich aus den §§ 31, 33, 34 und 35 ergebenden Gründen versagt werden. Das Einvernehmen der Gemeinde und die Zustimmung der höheren Verwaltungsbehörde gelten als erteilt, wenn sie nicht binnen zwei Monaten nach Eingang des Ersuchens der Genehmigungsbehörde verweigert werden; dem Ersuchen gegenüber der Gemeinde steht die Einreichung des Antrags bei der Gemeinde gleich, wenn sie nach Landesrecht vorgeschrieben ist. Die nach Landesrecht zuständige Behörde kann ein rechtswidrig versagtes Einvernehmen der Gemeinde ersetzen.

(1) Gegen Endurteile einschließlich der Teilurteile nach § 110 und gegen Zwischenurteile nach den §§ 109 und 111 steht den Beteiligten die Berufung zu, wenn sie von dem Verwaltungsgericht oder dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird.

(2) Die Berufung ist nur zuzulassen,

1.
wenn ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,
2.
wenn die Rechtssache besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,
3.
wenn die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,
4.
wenn das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
5.
wenn ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

(1) Im Rechtsmittelverfahren bestimmt sich der Streitwert nach den Anträgen des Rechtsmittelführers. Endet das Verfahren, ohne dass solche Anträge eingereicht werden, oder werden, wenn eine Frist für die Rechtsmittelbegründung vorgeschrieben ist, innerhalb dieser Frist Rechtsmittelanträge nicht eingereicht, ist die Beschwer maßgebend.

(2) Der Streitwert ist durch den Wert des Streitgegenstands des ersten Rechtszugs begrenzt. Das gilt nicht, soweit der Streitgegenstand erweitert wird.

(3) Im Verfahren über den Antrag auf Zulassung des Rechtsmittels und im Verfahren über die Beschwerde gegen die Nichtzulassung des Rechtsmittels ist Streitwert der für das Rechtsmittelverfahren maßgebende Wert.

(1) In Verfahren vor den Gerichten der Verwaltungs-, Finanz- und Sozialgerichtsbarkeit ist, soweit nichts anderes bestimmt ist, der Streitwert nach der sich aus dem Antrag des Klägers für ihn ergebenden Bedeutung der Sache nach Ermessen zu bestimmen.

(2) Bietet der Sach- und Streitstand für die Bestimmung des Streitwerts keine genügenden Anhaltspunkte, ist ein Streitwert von 5 000 Euro anzunehmen.

(3) Betrifft der Antrag des Klägers eine bezifferte Geldleistung oder einen hierauf bezogenen Verwaltungsakt, ist deren Höhe maßgebend. Hat der Antrag des Klägers offensichtlich absehbare Auswirkungen auf künftige Geldleistungen oder auf noch zu erlassende, auf derartige Geldleistungen bezogene Verwaltungsakte, ist die Höhe des sich aus Satz 1 ergebenden Streitwerts um den Betrag der offensichtlich absehbaren zukünftigen Auswirkungen für den Kläger anzuheben, wobei die Summe das Dreifache des Werts nach Satz 1 nicht übersteigen darf. In Verfahren in Kindergeldangelegenheiten vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit ist § 42 Absatz 1 Satz 1 und Absatz 3 entsprechend anzuwenden; an die Stelle des dreifachen Jahresbetrags tritt der einfache Jahresbetrag.

(4) In Verfahren

1.
vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit, mit Ausnahme der Verfahren nach § 155 Satz 2 der Finanzgerichtsordnung und der Verfahren in Kindergeldangelegenheiten, darf der Streitwert nicht unter 1 500 Euro,
2.
vor den Gerichten der Sozialgerichtsbarkeit und bei Rechtsstreitigkeiten nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz nicht über 2 500 000 Euro,
3.
vor den Gerichten der Verwaltungsgerichtsbarkeit über Ansprüche nach dem Vermögensgesetz nicht über 500 000 Euro und
4.
bei Rechtsstreitigkeiten nach § 36 Absatz 6 Satz 1 des Pflegeberufegesetzes nicht über 1 500 000 Euro
angenommen werden.

(5) Solange in Verfahren vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit der Wert nicht festgesetzt ist und sich der nach den Absätzen 3 und 4 Nummer 1 maßgebende Wert auch nicht unmittelbar aus den gerichtlichen Verfahrensakten ergibt, sind die Gebühren vorläufig nach dem in Absatz 4 Nummer 1 bestimmten Mindestwert zu bemessen.

(6) In Verfahren, die die Begründung, die Umwandlung, das Bestehen, das Nichtbestehen oder die Beendigung eines besoldeten öffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhältnisses betreffen, ist Streitwert

1.
die Summe der für ein Kalenderjahr zu zahlenden Bezüge mit Ausnahme nicht ruhegehaltsfähiger Zulagen, wenn Gegenstand des Verfahrens ein Dienst- oder Amtsverhältnis auf Lebenszeit ist,
2.
im Übrigen die Hälfte der für ein Kalenderjahr zu zahlenden Bezüge mit Ausnahme nicht ruhegehaltsfähiger Zulagen.
Maßgebend für die Berechnung ist das laufende Kalenderjahr. Bezügebestandteile, die vom Familienstand oder von Unterhaltsverpflichtungen abhängig sind, bleiben außer Betracht. Betrifft das Verfahren die Verleihung eines anderen Amts oder den Zeitpunkt einer Versetzung in den Ruhestand, ist Streitwert die Hälfte des sich nach den Sätzen 1 bis 3 ergebenden Betrags.

(7) Ist mit einem in Verfahren nach Absatz 6 verfolgten Klagebegehren ein aus ihm hergeleiteter vermögensrechtlicher Anspruch verbunden, ist nur ein Klagebegehren, und zwar das wertmäßig höhere, maßgebend.

(8) Dem Kläger steht gleich, wer sonst das Verfahren des ersten Rechtszugs beantragt hat.

(1) Entscheidungen des Oberverwaltungsgerichts können vorbehaltlich des § 99 Abs. 2 und des § 133 Abs. 1 dieses Gesetzes sowie des § 17a Abs. 4 Satz 4 des Gerichtsverfassungsgesetzes nicht mit der Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht angefochten werden.

(2) Im Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht gilt für Entscheidungen des beauftragten oder ersuchten Richters oder des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle § 151 entsprechend.