Gericht

Verwaltungsgericht München

Tenor

I. Der Antrag wird abgelehnt.

II. Die Antragstellerin hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.

III. Der Streitwert wird auf EUR 2.500,- festgesetzt.

IV. Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe wird abgelehnt.

Gründe

I.

Die Antragstellerin begehrt die Wiederherstellung bzw. Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihrer Klage gegen einen Bescheid der Antragsgegnerin vom 16. August 2018, mit dem die Räumung ihrer Obdachlosenunterkunft unter Androhung von Zwangsmitteln angeordnet wurde.

Die Antragstellerin wurde erstmalig mit Bescheid der Antragsgegnerin vom 21. November 2017 wegen drohender Obdachlosigkeit in einer Pension in der Gemeinde S. vorübergehend bis zum 23. November 2017 untergebracht. Mit Bescheid vom 23. November 2017 wies die Antragsgegnerin der Antragstellerin ein Zimmer in der Obdachlosenunterkunft in der M.straße 63 im Stadtgebiet der Antragsgegnerin zu, wobei die Unterbringung zunächst bis 31. Januar 2018 befristet war. Die Unterbringung wurde in der Folge mehrmals, zuletzt mit Bescheid vom 18. Juni 2018 bis 31. Juli 2018, verlängert.

Mit Schreiben vom 5. Juli 2018 teilte die Antragsgegnerin der Antragstellerin mit, dass sie aufgrund einer internen Mitteilung in Erfahrung gebracht habe, dass die Antragstellerin eine neue Aufenthaltsadresse in der H.straße 25 besitzen solle. Bei einer Begehung der Obdachlosenunterkunft sei zudem festgestellt worden, dass sich darin weder ein Bett noch ein Sofa befänden. Sollte die Antragstellerin eine andere Schlafmöglichkeit haben, sei eine weitere Unterbringung durch die Antragsgegnerin nicht mehr möglich. Im Rahmen eines Anhörungstermins am 16. Juli 2018 teilte die Antragstellerin hierzu mit, dass es sich bei der Adresse in der H.straße 25 lediglich um ein Lager handle, in dem sie nicht wohnen könne. Sie habe lediglich einen Lagermietvertrag abgeschlossen.

Mit E-Mails vom 2. bzw. 14. August 2018 teilte das zuständige Jobcenter der Antragsgegnerin mit, dass die Antragstellerin nunmehr seit 1. Juni 2018 unter der neuen Adresse in der H.straße 25 wohnhaft sei und hierüber ein Mietvertrag vorliege, der eine für eine Person angemessene Miete ausweise. Das Jobcenter würde künftig nur noch für diese Wohnung Leistungen ausbezahlen.

Daraufhin ordnete die Antragsgegnerin mit streitgegenständlichem Bescheid vom 16. August 2018 die Räumung aus dem Zimmer im Erdgeschoss der Obdachlosenunterkunft in der M.straße 63 bis zum 31. August 2018 um 08:00 Uhr an (Ziffer 1). Weiterhin wurde angeordnet, das Zimmer vollständig leerzuräumen und in einem sauberen Zustand und mit allen Schlüsseln bis spätestens 31. August 2018 um 08:00 Uhr an die Antragsgegnerin zu übergeben (Ziffer 2). Die sofortige Vollziehung der Ziffern 1 und 2 wurde angeordnet (Ziffer 3) und für den Fall, dass das Zimmer nicht, nicht fristgemäß und/oder nicht vollständig geräumt werde, wurde die Zwangsräumung in Form der Ersatzvornahme angedroht (Ziffer 4), wobei die Kosten hierfür mit vorläufig EUR 480,- veranschlagt wurden (Ziffer 5).

In den Bescheidsgründen wird unter anderem ausgeführt, die Antragstellerin sei mit der Entrichtung der Nutzungsgebühren für die Obdachlosenunterkunft erheblich im Rückstand. Die Unterbringung sei bereits aufgrund des Zeitablaufs beendet, da diese befristet bis zum 31. Juli 2018 erfolgt sei. Durch das Vorhandensein einer Nutzungsmöglichkeit von Wohnraum in der H.straße 25 sei die Antragstellerin darüber hinaus nicht mehr obdachlos, sodass eine Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht mehr vorliege. Die Räumungsanordnung erweise sich insbesondere auch als verhältnismäßig, da bei einer Abwägung des öffentlichen Interesses an der Vorhaltung einer freien Unterkunft zur Beseitigung einer plötzlich auftretenden Obdachlosigkeit und dem Interesse der Antragstellerin am Verbleib in der Unterkunft das öffentliche Interesse höher zu bewerten sei. Die Funktionsfähigkeit der öffentlichen Einrichtung sei derzeit beeinträchtigt, die Unterkunft müsse baldmöglichst wieder für die Unterbringung obdachloser Personen zur Verfügung stehen. Dies rechtfertige auch die Anordnung der sofortigen Vollziehung. Innerhalb der der Antragstellerin eingeräumten Frist zur Räumung könne es ihr billigerweise zugemutet werden, die Unterkunft zu verlassen und zu übergeben. Für den Fall der Nichterfüllung sei die Ersatzvornahme als mildestes und gleichzeitig geeignetes Mittel der Zwangsvollstreckung angedroht worden.

Gegen diesen Bescheid erhob die Antragstellerin am 30. August 2018 Klage zur Niederschrift des Gerichts mit dem Antrag, den Bescheid der Antragsgegnerin vom 16. August 2018 aufzuheben. Gleichzeitig wurde beantragt,

die aufschiebende Wirkung der Klage gemäß § 80 Abs. 5 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) wiederherzustellen bzw. anzuordnen.

Zur Begründung wird vorgetragen, der Bescheid der Antragsgegnerin sei nichtig und rechtswidrig. Das Trinkwasser in der Wohnung in der H.straße 25 sei mit Legionellen belastet, sodass die Bezeichnung als Wohnraum nicht zutreffe. Sie könne aufgrund der Legionellen dort weder kochen noch das Bad benutzen. Dies könne ihr nicht zugemutet werden. Sie nutze daher auch weiterhin die sanitären Einrichtungen in der Obdachlosenunterkunft. Zudem seien nach ihrem Einzug Möbel entfernt worden, sodass es sich nicht mehr - wie im Mietvertrag bezeichnet - um ein möbliertes Zimmer handle.

Die Antragstellerin beantragte darüber hinaus,

ihr sowohl für das Klage- als auch das Antragsverfahren Prozesskostenhilfe zu bewilligen.

Die Antragsgegnerin beantragt mit Schriftsatz vom 3. September 2018,

den Antrag abzulehnen.

Zur Begründung wird im Wesentlichen ausgeführt, die Räumungsanordnung sei weder nichtig noch rechtswidrig. Die Antragstellerin verfüge über Wohnraum, den sie auch nutzen könne. Eine Gefahr für Leib und Leben bestehe in der Wohnung in der H.straße 25 nicht, da über eine aktuelle Belastung mit Legionellen nichts bekannt sei. Nach Auskunft der zuständigen Firma für Wasseruntersuchungen vom 30. August 2018 seien im Jahr 2016 Legionellen in dem betreffenden Gebäude festgestellt worden, woraufhin die Rohre durchgespült worden seien. Bei einer Überprüfung im Jahr 2017 hätte keinerlei Belastung mehr festgestellt werden können. In dem Gebäude würden sich zwei öffentlich zugängliche Gaststätten befinden, zudem seien neun weitere Personen dort gemeldet. Die Antragstellerin sei dementsprechend nicht mehr obdachlos im rechtlichen Sinne.

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtssowie die vorgelegte Behördenakte Bezug genommen.

II.

Der zulässige Antrag bleibt in der Sache ohne Erfolg.

Nach § 80 Abs. 5 VwGO kann das Gericht der Hauptsache auf Antrag die aufschiebende Wirkung in den Fällen des § 80 Abs. 2 Satz 1 Nrn. 1 bis 3 VwGO ganz oder teilweise anordnen, im Fall des § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO ganz oder teilweise wiederherstellen. Es trifft dabei eine eigene, originäre Ermessensentscheidung. Es hat bei der Entscheidung über die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung abzuwägen zwischen dem von der Behörde geltend gemachten Interesse an der sofortigen Vollziehung ihres Bescheides und dem Interesse der Antragstellerin an der aufschiebenden Wirkung seines Rechtsbehelfs. Bei dieser Abwägung sind auch die Erfolgsaussichten des Hauptsacheverfahrens zu berücksichtigen. Ergibt die im Rahmen des Verfahrens nach § 80 Abs. 5 VwGO gebotene summarische Prüfung, dass der Rechtsbehelf voraussichtlich erfolglos sein wird, tritt das Interesse der Antragstellerin regelmäßig zurück. Erweist sich dagegen der angefochtene Bescheid schon bei kursorischer Prüfung als voraussichtlich rechtswidrig, besteht kein öffentliches Interesse an dessen sofortiger Vollziehung. Ist der Ausgang des Hauptsacheverfahrens dagegen nicht hinreichend absehbar, verbleibt es bei einer Interessenabwägung

1. Die Anordnung der sofortigen Vollziehung durch die Antragsgegnerin hinsichtlich der Ziffern 1 und 2 der Räumungsverfügung vom 16. August 2018 begegnet in formeller Hinsicht keinen Bedenken. Insbesondere wurde sie in einer den Anforderungen des § 80 Abs. 3 VwGO genügenden Weise ausreichend begründet.

2. Der Bescheid wird sich auch in der Sache voraussichtlich als rechtmäßig erweisen. Eine Gefahr für Leben und Gesundheit der Antragstellerin i.S.d. Art. 7 Abs. 2 Nr. 3 LStVG ist aufgrund des seit 1. Juni 2018 bestehenden Wohnraummietverhältnisses über eine Wohnung bzw. ein Zimmer in der H.straße 25 im Stadtgebiet der Antragsgegnerin vorliegend nicht gegeben, da die Antragstellerin nicht mehr obdachlos und daher nicht länger auf eine Unterbringung in der gemeindlichen Obdachlosenunterkunft angewiesen.

2.1 Nach den dem Gericht zur Verfügung stehenden Unterlagen hat die Antragstellerin seit 1. Juni 2018 ein Zimmer zu Wohnzwecken angemietet. Die Mietzahlungen hierfür werden durch das zuständige Jobcenter übernommen. Durchgreifende Bedenken dafür, dass es der Antragstellerin nicht möglich bzw. zumutbar wäre, ihre Mietwohnung auch tatsächlich zu benutzen, bestehen nicht. Insbesondere drohen der Antragstellerin keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Benutzung des (Trink-)Wassers. Eine Beeinträchtigung des Wassers durch Legionellen, wie es die Antragstellerin vorbringt, ist nicht anzunehmen. Aus einer Auskunft des zuständigen Unternehmens für die Überprüfung der Wasserqualität geht hervor, dass eine Verunreinigung des Wassers in dem betreffenden Gebäude in der H.straße 25 im Jahr 2016 zwar vorgelegten hatte, diese jedoch durch eine Reinigung der Leitungen beseitigt worden und eine anschließende Untersuchung auf Legionellen im Jahr 2017 negativ ausgefallen ist. Des Weiteren werden in dem Gebäude aktuell auch zwei Restaurants betrieben, sodass es für eine derzeit bestehende Verunreinigung des Wassers mit Legionellen keinen Anhalt gibt.

Da die Einweisung der Antragstellerin zuletzt bis 31. Juli 2018 befristet und anschließend nicht mehr verlängert wurde, konnte ohne vorherigen Widerruf der Wohnungszuweisung die Räumung der Unterkunft angeordnet werden. Die im Bescheid verfügte Erfüllungsfrist von zwei Wochen begegnet ebenso keinen Bedenken.

2.2 Auch die Androhung der Zwangsräumung (Ziffern 4 und 5 des Bescheides vom 16. August 2018) erweist sich im Ergebnis als rechtmäßig.

Das Gericht geht dabei davon aus, dass sich die zwangsweise Räumung einer Obdachlosenunterkunft aus zwei zu unterscheidenden Bestandteilen zusammensetzt. Das Ausräumen der Wohnung (insbesondere der Einrichtungsgegenstände etc.) kann als vertretbare Handlung mit der Ersatzvornahme nach Art. 32 VwZVG zwangsweise vollstreckt werden. Die Besitzverschaffung bzw. -übertragung an der Unterkunft, die als unvertretbare Handlung nur durch den bisherigen Nutzer erfolgen kann, kann dagegen allein mit dem Zwangsmittel des unmittelbaren Zwangs i.S.d. Art. 34 VwZVG durchgesetzt werden (vgl. hierzu VG München, B.v. 29.12.2004 - M 22 S 04.6231 - juris Rn. 52; Huttner, Die Unterbringung Obdachloser durch die Polizei- und Ordnungsbehörden, 2014, Anhang 4, S. 158).

Vorliegend hat die Antragsgegnerin zwar ausschließlich die Ersatzvornahme als Zwangsmittel angedroht (vgl. hierzu auch § 11 Abs. 2 der Notunterkunftssatzung der Antragsgegnerin). Dies ändert nach Ansicht des Gerichts im Ergebnis jedoch nichts an der Rechtmäßigkeit der Zwangsmittelandrohung, da allen Beteiligten vorliegend bewusst ist, wie die Antragsgegnerin im Falle einer Zwangsvollstreckung wegen der Nichterfüllung der in Ziffer 1 und 2 angeordneten Räumung durch die Antragstellerin vorgehen wird. Dies kommt schon in dem Wort „Zwangsräumung“ in Ziffer 4 des Bescheides zum Ausdruck. Die Zwangsräumung erschöpft sich wie dargestellt nicht allein im Ausräumen der zur Verfügung gestellten Obdachlosenunterkunft, vielmehr bedarf es - für alle Beteiligten erkennbar - auch einer Besitzverschaffung bzw. -übertragung an die Antragsgegnerin, die mit den Mitteln des unmittelbaren Zwangs durchgesetzt werden kann. Dass dieser vorliegend in der Zwangsmittelandrohung nicht explizit als solcher bezeichnet wurde, ist für die Rechtmäßigkeit der Zwangsmittelandrohung im Hinblick auf das Vorstehende insoweit unschädlich. Innerhalb der angegebenen Vollstreckungsfrist von zwei Wochen ist es der Antragstellerin auch billigerweise zumutbar, die Räumungsverpflichtung zu erfüllen (vgl. Art. 36 Abs. 1 Satz 2 VwZVG).

3. Der Antrag war daher mit der Kostenfolge des § 154 Abs. 1 VwGO abzulehnen. Die Streitwertfestsetzung beruht auf §§ 53 Abs. 2 Nr. 2, 52 Abs. 2 GKG unter Berücksichtigung der Empfehlungen in Nr. 1.5 und 35.3 des Streitwertkatalogs für die Verwaltungsgerichtsbarkeit.

4. Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe war ungeachtet der - vorliegend noch nicht dargelegten - wirtschaftlichen Verhältnisse der Antragstellerin mangels hinreichender Erfolgsaussichten abzulehnen (vgl. § 166 VwGO i.V.m. § 114 Abs. 1 Satz 1 ZPO).

5. Das Gericht weist abschließend darauf hin, dass es davon ausgeht, dass die bevorstehende Räumung der Obdachlosenunterkunft der Antragstellerin - unabhängig einer Regelung im VwZVG - im Hinblick auf den zwischenzeitlichen Ablauf der im Bescheid anberaumten Frist erneut mit einer angemessenen Frist anzukündigen ist.

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Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 154


(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 80


(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a). (2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur 1. bei der

Gerichtskostengesetz - GKG 2004 | § 53 Einstweiliger Rechtsschutz und Verfahren nach § 148 Absatz 1 und 2 des Aktiengesetzes


(1) In folgenden Verfahren bestimmt sich der Wert nach § 3 der Zivilprozessordnung: 1. über die Anordnung eines Arrests, zur Erwirkung eines Europäischen Beschlusses zur vorläufigen Kontenpfändung, wenn keine Festgebühren bestimmt sind, und auf Erlas

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(1) Eine Partei, die nach ihren persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen die Kosten der Prozessführung nicht, nur zum Teil oder nur in Raten aufbringen kann, erhält auf Antrag Prozesskostenhilfe, wenn die beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Re

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 166


(1) Die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Prozesskostenhilfe sowie § 569 Abs. 3 Nr. 2 der Zivilprozessordnung gelten entsprechend. Einem Beteiligten, dem Prozesskostenhilfe bewilligt worden ist, kann auch ein Steuerberater, Steuerbevollmäc

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bei uns veröffentlicht am 10.12.2018

Tenor I. Der Antrag wird abgelehnt. II. Der Antragsteller hat die Kosten des Verfahrens zu tragen. III. Der Streitwert wird auf 2.500,- Euro festgesetzt. IV. Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe wird abgele

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(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

(1) In folgenden Verfahren bestimmt sich der Wert nach § 3 der Zivilprozessordnung:

1.
über die Anordnung eines Arrests, zur Erwirkung eines Europäischen Beschlusses zur vorläufigen Kontenpfändung, wenn keine Festgebühren bestimmt sind, und auf Erlass einer einstweiligen Verfügung sowie im Verfahren über die Aufhebung, den Widerruf oder die Abänderung der genannten Entscheidungen,
2.
über den Antrag auf Zulassung der Vollziehung einer vorläufigen oder sichernden Maßnahme des Schiedsgerichts,
3.
auf Aufhebung oder Abänderung einer Entscheidung auf Zulassung der Vollziehung (§ 1041 der Zivilprozessordnung),
4.
nach § 47 Absatz 5 des Energiewirtschaftsgesetzes über gerügte Rechtsverletzungen, der Wert beträgt höchstens 100 000 Euro, und
5.
nach § 148 Absatz 1 und 2 des Aktiengesetzes; er darf jedoch ein Zehntel des Grundkapitals oder Stammkapitals des übertragenden oder formwechselnden Rechtsträgers oder, falls der übertragende oder formwechselnde Rechtsträger ein Grundkapital oder Stammkapital nicht hat, ein Zehntel des Vermögens dieses Rechtsträgers, höchstens jedoch 500 000 Euro, nur insoweit übersteigen, als die Bedeutung der Sache für die Parteien höher zu bewerten ist.

(2) In folgenden Verfahren bestimmt sich der Wert nach § 52 Absatz 1 und 2:

1.
über einen Antrag auf Erlass, Abänderung oder Aufhebung einer einstweiligen Anordnung nach § 123 der Verwaltungsgerichtsordnung oder § 114 der Finanzgerichtsordnung,
2.
nach § 47 Absatz 6, § 80 Absatz 5 bis 8, § 80a Absatz 3 oder § 80b Absatz 2 und 3 der Verwaltungsgerichtsordnung,
3.
nach § 69 Absatz 3, 5 der Finanzgerichtsordnung,
4.
nach § 86b des Sozialgerichtsgesetzes und
5.
nach § 50 Absatz 3 bis 5 des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes.

(1) Die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Prozesskostenhilfe sowie § 569 Abs. 3 Nr. 2 der Zivilprozessordnung gelten entsprechend. Einem Beteiligten, dem Prozesskostenhilfe bewilligt worden ist, kann auch ein Steuerberater, Steuerbevollmächtigter, Wirtschaftsprüfer oder vereidigter Buchprüfer beigeordnet werden. Die Vergütung richtet sich nach den für den beigeordneten Rechtsanwalt geltenden Vorschriften des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes.

(2) Die Prüfung der persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse nach den §§ 114 bis 116 der Zivilprozessordnung einschließlich der in § 118 Absatz 2 der Zivilprozessordnung bezeichneten Maßnahmen, der Beurkundung von Vergleichen nach § 118 Absatz 1 Satz 3 der Zivilprozessordnung und der Entscheidungen nach § 118 Absatz 2 Satz 4 der Zivilprozessordnung obliegt dem Urkundsbeamten der Geschäftsstelle des jeweiligen Rechtszugs, wenn der Vorsitzende ihm das Verfahren insoweit überträgt. Liegen die Voraussetzungen für die Bewilligung der Prozesskostenhilfe hiernach nicht vor, erlässt der Urkundsbeamte die den Antrag ablehnende Entscheidung; anderenfalls vermerkt der Urkundsbeamte in den Prozessakten, dass dem Antragsteller nach seinen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen Prozesskostenhilfe gewährt werden kann und in welcher Höhe gegebenenfalls Monatsraten oder Beträge aus dem Vermögen zu zahlen sind.

(3) Dem Urkundsbeamten obliegen im Verfahren über die Prozesskostenhilfe ferner die Bestimmung des Zeitpunkts für die Einstellung und eine Wiederaufnahme der Zahlungen nach § 120 Absatz 3 der Zivilprozessordnung sowie die Änderung und die Aufhebung der Bewilligung der Prozesskostenhilfe nach den §§ 120a und 124 Absatz 1 Nummer 2 bis 5 der Zivilprozessordnung.

(4) Der Vorsitzende kann Aufgaben nach den Absätzen 2 und 3 zu jedem Zeitpunkt an sich ziehen. § 5 Absatz 1 Nummer 1, die §§ 6, 7, 8 Absatz 1 bis 4 und § 9 des Rechtspflegergesetzes gelten entsprechend mit der Maßgabe, dass an die Stelle des Rechtspflegers der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle tritt.

(5) § 87a Absatz 3 gilt entsprechend.

(6) Gegen Entscheidungen des Urkundsbeamten nach den Absätzen 2 und 3 kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe die Entscheidung des Gerichts beantragt werden.

(7) Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, dass die Absätze 2 bis 6 für die Gerichte des jeweiligen Landes nicht anzuwenden sind.

(1) Eine Partei, die nach ihren persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen die Kosten der Prozessführung nicht, nur zum Teil oder nur in Raten aufbringen kann, erhält auf Antrag Prozesskostenhilfe, wenn die beabsichtigte Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet und nicht mutwillig erscheint. Für die grenzüberschreitende Prozesskostenhilfe innerhalb der Europäischen Union gelten ergänzend die §§ 1076 bis 1078.

(2) Mutwillig ist die Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung, wenn eine Partei, die keine Prozesskostenhilfe beansprucht, bei verständiger Würdigung aller Umstände von der Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung absehen würde, obwohl eine hinreichende Aussicht auf Erfolg besteht.