Verwaltungsgericht Bayreuth Beschluss, 08. Juli 2015 - B 3 S 15.315

bei uns veröffentlicht am08.07.2015

Gericht

Verwaltungsgericht Bayreuth

Tenor

1. Die aufschiebende Wirkung der Klage der Antragstellerin vom 10.04.2015 gegen den Bescheid des Antragsgegners vom 18.03.2015 in der Fassung des Bescheids vom 27.04.2015 wird wiederhergestellt.

2. Der Antragsgegner trägt die Kosten des gerichtskostenfreien Verfahrens.

Gründe

I.

Die Antragstellerin, geb. am ... 1969, begehrt die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung ihrer Klage vom 10.04.2015 gegen den Bescheid des Antragsgegners vom 11.03.2015.

Die Antragstellerin war in ihrer Jugend Opfer sexueller Übergriffe eines Pfarrers. Nach dem Abitur absolvierte sie das Studium der Literatur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Anschließend war sie als Redakteurin bei der ...-Redaktion im Schichtdienst tätig. Sie machte Anfang 2010 ihren Missbrauch öffentlich und ist seit Mai 2010 arbeitsunfähig erkrankt.

Der Antragsgegner erkannte mit Bescheid vom 20.12.2010 die Übergriffe des Pfarrers als Angriff i. S. d. § 1 Abs. 1 OEG mit der Schädigungsfolge „sonstige Reaktion auf schwere Belastung in Form psychoreaktiver Störungen im Sinne der Entstehen“ an. Mit Abhilfebescheid vom 02.05.2011 wurde der Grad der Schädigung auf 40 erhöht. Die Antragstellerin erhält seit Januar 2011 eine Traumatherapie.

Die Antragstellerin beantragte mit Schreiben vom 18.02.2013 eine berufliche Rehabilitation (Bl. 23 Beiakte II), wobei sie vor als auch nach dem Antrag darauf hinwies, dass sie nur halbtags leistungsfähig sei. In den Akten finden sich Stellungnahmen der ...-Klinik-GmbH, Bad ..., vom 23.05.2013 und 10.12.2013 (Bl. 82 und 135b Beiakte II), des Klinikums ... vom 25.11.2013 (Bl. 98 Beiakte II), der Bundesagentur für Arbeit vom 10.09.2013 (darin ist ausgeführt, dass die Antragstellerin nur in Teilzeit ca. 20 Stunden/Woche arbeiten könne, keinen Schichtdienst und keine stressbelastende Tätigkeit, Bl. 68 Beiakte II) und der Psychiatrisch versorgungsärztliche Stellungnahmen des Zentrums Bayern Familie und Soziales, Region Oberbayern, vom 06.11.2013 (Bl. 88 Beiakte II) und 05.11.2013 (Bl., 114 ff. Beiakte II) (darin wurden der Antragstellerin im Wesentlichen Arbeitsfähigkeit ohne gravierende Leistungseinschränkungen aus psychiatrischer Sicht bescheinigt; für eine erfolgreiche seelische Stabilisierung sei eine Förderung mit dem Ziel einer beruflichen Reintegration notwendig).

Daraufhin bewilligte der Antragsgegner mit Bescheid vom 18.12.2013 die Kostenübernahme einer beruflichen Umschulung der Antragstellerin durch ein Studium; es waren fünf unterschiedliche Studiengänge vorgeschlagen. Ein Teilzeitstudium ist nicht erwähnt. Ab dem 01.04.2014 wurden Übergangsgeld sowie Beiträge zur Deutschen Rentenversicherung bewilligt (Nrn. 2 und 3 des Bescheids vom 18.12.2013 i. V. m. dem Abhilfebescheid vom 31.01.2014). Es wurde weiterhin erklärt, die Erstattung von Fahrtkosten, ein Verpflegungszuschuss, Kosten für Lernmittel, Prüfungsgebühren sowie für eine Haushaltshilfe und Kinderbetreuung auf Antrag zu übernehmen (Nr. 4 bis 7 des Bescheides). Dieser Bescheid erging unter dem Vorbehalt des Widerrufs, der dann erfolge, wenn sich Tatsachen ergäben, die Zweifel am erfolgreichen Abschluss der Maßnahme - auch aus persönlichem Verhalten - ergäben (Nr. 8 des Bescheides). Auf die Begründung dieses Bescheides wird Bezug genommen.

Die Antragstellerin entschied sich, mit dem vorgeschlagenen Studiengang Wirtschaftspädagogik an der Universität Mainz (B.Sc.) bereits im Sommersemester 2014 zu beginnen.

Mit Schreiben vom 02.02.2015 beantragte sie einen Studienfachwechsel in den (berufsbegleitenden Fern-)Studiengang „Systemische Beratung“ (M.Sc.) an der Technischen Universität Kaiserslautern. Sie gab als Begründung im Wesentlichen an, dass zum Zeitpunkt des Bescheids vom 18.12.2013 die Einschreibungsfristen für die anderen Studiengänge bereits abgelaufen gewesen seien und nur noch die Aufnahme des Studienganges Wirtschaftspädagogik an der Universität Mainz (B.Sc.) zum Sommersemester 2014 möglich gewesen wäre. Darüber hinaus sei der Bachelorstudiengang weniger berufsbezogen, enthalte viel Wirtschaftsmathematik, die ihr viel Zeit zum Lernen koste, obwohl sie diesen Bereich später nicht mehr benötige. Der Masterstudiengang eröffne schneller bessere Berufsmöglichkeiten und sei berufsqualifizierender.

Nach den Angaben der Antragstellerin erzielte sie im bisherigen Studienverlauf (Sommer- und Wintersemester 2014/2015) insgesamt 29 ECTS-Punkte (E-mail vom 09.03.2015, Bl. 158 Beiakte IV).

Der Antragsgegner verpflichtete die Antragstellerin daraufhin mit Bescheid vom 11.03.2015, die Exmatrikulation für den Bachelor-Studiengang „Wirtschaftspädagogik“ mit sofortiger Wirkung an der Universität Mainz zu beantragen. Ein drittes Semester werde nicht mehr bewilligt (Ziffer 1). Die Bescheinigung über die Exmatrikulation sei bis zum 31.03.2015 vorzulegen (Ziffer 2). Ab dem 01.04.2015 würden Leistungen für Fahrtkosten, Haushaltshilfe sowie Studiengebühren nicht mehr erbracht (Ziffer 3). Zur Feststellung der Rehabilitationsfähigkeit wurde die DRV Bund beauftragt, eine 4 - 6 wöchige Arbeits- und Belastungserprobung durchzuführen (Ziffer 4). Nach der durchgeführten Arbeits- und Belastungserprobung werde umgehend über den Antrag auf Fachrichtungswechsel zum Master-Studiengang „Systemische Beratung“ entschieden (Ziffer 6). Auf die weiteren Regelungen des Bescheids wird Bezug genommen.

Zur Begründung ist im Wesentlichen ausgeführt, dass die Antragstellerin trotz immensem Arbeitsaufwand nicht die - nach § 4 Abs. 2 der Prüfungsordnung vom22.06.2011 - erforderlichen 30 ECTS- Punkte im ersten Studienjahr erreicht habe. Es bestünden daher grundsätzlich berechtigte Zweifel, dass die Antragstellerin ihr Studium erfolgreich abschließen werde. Es sei kein wichtiger Grund im Sinne des § 7 Abs. 3 Satz 1 BAföG für den Fachrichtungswechsel dargelegt. Für die Annahme eines Parkstudiums sei vielmehr erforderlich, dass der Auszubildende dieses Studium der Zweiten Wahl berufsqualifizierend abschließen und nicht lediglich die Wartezeit bis zur Zulassung im Wunschstudium überbrücken wolle.

Gegen diesen Bescheid erhob die Klägerin mit Schriftsatz ihrer Prozessbevollmächtigten vom 10.04.2015, eingegangen beim Bayerischen Verwaltungsgericht Bayreuth am gleichen Tag, Klage. Sie beantragte, den Bescheid vom 11.03.2015 aufzuheben. Diese Klage wurde unter dem Aktenzeichen B 3 K 15.204 angelegt.

Zur Begründung ist im Wesentlichen ausgeführt, dass sie im ersten Studienjahr 31 ECTS Punkte bei einem Notendurchschnitt von 2,2 erreicht habe. Außerdem beabsichtige sie ihr Studium der Wirtschaftspädagogik fortzusetzen und abzuschließen, falls der Studienwechsel nicht genehmigt werde, was ihr ausweislich ihrer Studienleistungen auch gelingen werde.

Daraufhin verpflichtete der Antragsgegner die Antragstellerin mit „Vollziehungsanordnung nach § 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO“ vom 27.04.2015, laut Angaben der Prozessbevollmächtigten ihr am 28.04.2015 zugegangen, die Exmatrikulation für den Bachelor-Studiengang „Wirtschaftspädagogik“ mit sofortiger Wirkung zu beantragen (Ziffer 1). Ab dem 01.05.2015 würden Leistungen für Reisekosten, Haushaltshilfe sowie Studiengebühren nicht mehr erbracht (Ziffer 2). Zur Feststellung der Rehabilitationsfähigkeit sei eine 4 - 6 wöchige Arbeits- und Belastungserprobung durchzuführen (Ziffer 3).

Zur Begründung ist ausgeführt, dass die in den bisherigen zwei Semestern bereits abgelegten Leistungsnachweise sowie etwaige Leistungsnachweise im laufenden 3. Semester des Bachelorstudienganges „Wirtschaftspädagogik“ bei den zehn Studienmodulen im gewünschten Masterstudiengang „Systemische Beratung“ nicht berücksichtigt werden könnten, so dass die Durchführung des 3. Semesters im Fach „Wirtschaftspädagogik“ völlig überflüssig sei. Ein erfolgreicher Abschluss im bisherigen Studienfach „Wirtschaftspädagogik“ werde von der Antragstellerin wegen des mathematischen Fokus gar nicht mehr in Erwägung gezogen, so dass die Verpflichtung zur sofortigen Exmatrikulation gerechtfertigt sei. Da die Antragstellerin unter immensem Zeitaufwand im 1. Semester lediglich 6 ECTS-Punkte und auch im gesamten ersten Studienjahr nur eine Punktzahl von 33 ECTS-Punkten erreicht habe, sei vor einer neuen Bewilligung einer Maßnahme der Beruflichen Rehabilitation für ein Masterstudium im Oktober 2015 die bereits mehrfach angekündigte Arbeits- und Belastungserprobung erforderlich, um festzustellen, ob diese neue Maßnahme der Beruflichen Rehabilitation auch erfolgversprechend sei. Angesichts der zu erwartenden Dauer des Verwaltungsstreitverfahrens werde deshalb die Anordnung des sofortigen Vollzugs nach § 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO erklärt, da die Entscheidungen der Hauptfürsorgestelle ansonsten wirkungslos seien.

Mit Schriftsatz ihrer Prozessbevollmächtigten vom 13.05.2015, eingegangen beim Bayerischen Verwaltungsgericht Bayreuth am gleichen Tag, beantragte die Antragstellerin:

Die aufschiebende Wirkung der Klage vom 10.04.2015 gegen den Bescheid des Antragsgegners vom 11.03.2015 wird wieder hergestellt.

Es lägen keine sachlichen Gründe für einen sofortigen Abbruch der beruflichen Rehabilitation vor. Die Antragstellerin könne aufgrund ihres Gesundheitszustandes (Minderbelastbarkeit in Stresssituationen durch gehäuftes Auftreten von starken, psychosomatisch bedingten Herzrhythmusstörungen), der parallel zum Studium laufenden medizinischen Rehabilitation (wöchentlich ambulante Traumatherapie) und des Umstandes, dass sie verheiratet und Mutter eines 9-jährigen Kindes sei, nur in Teilzeit studieren (ca. 50 - 60% eines Vollzeitstudiums). Trotzdem habe sie im ersten Studienjahr 33 der erforderlichen ECTS-Punkte erzielt.

Sie legte eine Bescheinigung der Universität Mainz vom 16.03.2015 vor; darin wird der Antragstellerin bescheinigt, es könne aufgrund ihrer bisherigen Leistungen davon ausgegangen werden, dass sie ihr Bachelorstudium der Wirtschaftspädagogik ordnungsgemäß fortführen und mit Erfolg abschließen könne.

Der ebenfalls vorgelegten ärztlichen Bescheinigung von Dr. med. ... vom 17.03.2015 ist zu entnehmen, dass die Antragstellerin sich seit Januar 2013 in ihrer psychotherapeutischen/psychotraumatologischen Behandlung befinde. Absprachegemäß studiere sie in Teilzeitform. Eine (stationäre) Belastungserprobung sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sinnvoll. An dem Befund vom 21.11.2013 habe sich diesbezüglich nichts geändert. Es sei nicht zu erwarten, dass eine Belastungserprobung hinsichtlich der intellektuellen oder physischen Leistungsfähigkeit neue Aspekte liefern könne. Der bisherige Rehabilitationsverlauf sei außerordentlich befriedigend und spreche für die - im Rahmen der Planung - vollausreichende Belastbarkeit. Der Verlauf des letzten Jahres habe gezeigt, wie günstig sich der Studienbeginn und damit die neue berufliche Perspektive auf den Heilungsverlauf auswirkten.

Der Antragsgegner beantragt,

den Antrag abzulehnen.

Zur Begründung ist im Wesentlichen ausgeführt, dass die Fortsetzung des Studiums Wirtschaftspädagogik angesichts des beabsichtigten Studienwechsels völlig überflüssig sei. Hierfür anfallende Kosten könnten deshalb nicht übernommen werden. Sie erhalte auch nach Einstellung der im Bescheid genannten Leistungen ein Übergangsgeld in Höhe von 3.208,00 EUR. Im Übrigen stehe man einem Studienwechsel keinesfalls ablehnend gegenüber. Es sei jedoch Aufgabe der Behörde im Vorfeld der Entscheidung die gesetzlichen Voraussetzungen (insbesondere die Belastbarkeit der Antragstellerin) unter Einschaltung entsprechender Einrichtungen überprüfen zu lassen. Es sei im Interesse der Antragstellerin, alsbald eine solche durchführen zu lassen; desto eher könne über den Studienwechsel entschieden werden.

Ausweislich eines Schreibens der Universität Mainz vom 11.03.2015, eingegangen beim Antragsgegner am 16.03.2015, hatte die Antragstellerin im ersten Studienjahr 33 Leistungspunkte erreicht.

Der Antragsgegner gab mit Schreiben vom 26.03.2015 an die Deutsche Rentenversicherung Bund, in Berlin, eine Arbeits- und Belastungserprobung in Auftrag.

Wegen weiterer Einzelheiten des Sachverhalts wird ergänzend wird auf die vorgelegten Behördenakten, die Gerichtsakten in den Verfahren B 3 K 15.319, B 3 K 15.329, sowie auf die Gerichtsakten in den Verfahren B 3 K 15.204 und B 3 S 14.315 Bezug genommen.

II.

1. Der Antrag ist zulässig. Der Verwaltungsrechtsweg ist gemäß § 7 Abs. 2 OEG gegeben. Die Zuständigkeit des Bayerischen Verwaltungsgerichts Bayreuth ergibt sich aus § 52 Nr. 3 Satz 2 und 3 in Verbindung mit Nr. 5 VwGO.

2. Der Antrag hat Erfolg. Das Gericht der Hauptsache kann nach § 80 Abs. 5 Satz 1 Alt. 1 VwGO die aufschiebende Wirkung der Anfechtungsklage, in Fällen des Abs. 2 Nr. 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

Dabei hat es die Interessen des Antragstellers und des Antragsgegners sowie betroffene Interessen Dritter - soweit sie i. S. v. § 42 Abs. 2 VwGO rechtlich geschützt werden - und der Allgemeinheit an dem Vollzug der Entscheidung nach denselben Grundsätzen gegeneinander abzuwägen und in entsprechender Anwendung der Regelung in § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO eine summarische Prüfung der Erfolgsaussichten des Rechtsmittels, dessen aufschiebende Wirkung angeordnet werden soll, vorzunehmen. Je größer die Erfolgsaussichten des Rechtsmittels sind, umso geringere Anforderungen sind an das Aussetzungsinteresse des Antragstellers zu stellen. Je geringer umgekehrt die Erfolgsaussichten bewertet werden, umso höher müssen die erfolgsunabhängigen Interessen des Antragstellers veranschlagt werden, um eine Aussetzung zu rechtfertigen. Lässt sich bei einer vorläufigen Prüfung feststellen, dass der angefochtene Verwaltungsakt offensichtlich rechtswidrig ist und der Betroffene dadurch in seinen Rechten verletzt wird, so dass die Anfechtungsklage voraussichtlich Erfolg haben wird, besteht kein öffentliches Interesse an der sofortigen Vollziehung der Zustimmung. Dagegen hat der Betroffene kein schutzwürdiges privates Interesse daran, von der Vollziehung eines offensichtlich rechtmäßigen Verwaltungsaktes verschont zu bleiben (Kopp/Schenke, VwGO, 19. Aufl., RdNrn. 152 ff. zu § 80).

Gemessen an den oben dargestellten Erwägungen hat der Antrag Erfolg. Die aufschiebende Wirkung der Klage vom 10.04.2015 gegen den Bescheid vom 11.03.2015 war deshalb, soweit der Sofortvollzug durch Bescheid vom 11.03.2015 angeordnet worden war, wiederherzustellen.

Die Zuständigkeit des Antragsgegners zur Entscheidung über die geltend gemachten Ansprüche ergibt sich aus § 135 Abs. 1 AVSG i. V. m. § 6 Abs. 2, § 4 Abs. 1 Satz 1 OEG.

2.1. Die Regelungen in Nrn. 1 und 2 des Bescheides vom 11.03.2015 (Forderung nach sofortiger Exmatrikulation mit Verpflichtung zur Vorlage der Exmatrikulationsbescheinigung), die offenkundig in Nr. 1 des Bescheid vom 27.04.2015 für sofort vollziehbar erklärt wurden, sind nach der nur möglichen, aber ausreichenden summarischen Prüfung rechtswidrig, weil diesen ersichtlich die erforderliche Rechtsgrundlage fehlt: der Antragstellerin steht es grundsätzlich frei, wo und was sie studieren möchte. Der Behörde obliegt lediglich die Entscheidung, ob sie hierfür finanzielle Mittel gewähren kann oder nicht. Inwieweit eine derartige Regelung überhaupt vollziehbar wäre (Art. 29 VwZVG) kann deshalb dahingestellt bleiben. Eine Erfolgsaussicht der Klage gegen diese Regelungen ist deshalb gegeben.

2.2. Die aufschiebende Wirkung der Klage wird auch hinsichtlich der Nr. 3 des Bescheids vom 18.03.2015 (Streichung von Leistungen für Fahrtkosten, Kann-Leistungen für Studiengebühren sowie Haushaltshilfe), die offenbar auf die Regelungen in Nrn. 4, 6 und 7 im Bescheid vom 18.12.2013 (Gewährung entsprechender Leistungen) Bezug nimmt und mit Nr. 2 der Vollzugsanordnung vom 27.04.2015 offenbar für sofort vollziehbar erklärt wurden, wiederhergestellt. Indirekt ist u. U. auch die Nr. 5 (Verpflegungskostenzuschuss bei Abwesenheit von mindestens 8 Stunden) faktisch tangiert.

Auch Nr. 3 des Bescheids vom 18.03.2015 ist nach summarischer Prüfung voraussichtlich rechtswidrig.

Rechtsgrundlage für den Widerruf von Leistungen, die durch Bescheid gewährt werden, ist § 47 SGB X i. V. m. § 68 Nr. 7 f SGB I. Danach darf ein rechtmäßiger, begünstigender Verwaltungsakt, auch nachdem er unanfechtbar geworden ist, ganz oder teilweise mit Wirkung für die Zukunft nur widerrufen werden, soweit der Widerruf durch Rechtsvorschrift oder im Verwaltungsakt vorbehalten ist. Bei Vorliegen der Widerrufsvoraussetzungen besteht ein Anspruch auf ermessenfehlerfreie Entscheidung der Behörde. Diese Ermessensentscheidung kann vom Verwaltungsgericht gemäß § 114 VwGO nur daraufhin überprüft werden, ob die Behörde den sachlich zutreffenden Sachverhalt ihrer Abwägungsentscheidung zugrunde gelegt hat, die gesetzlichen Grenzen des Ermessens überschritten oder von dem Ermessen in einer dem Zweck der Ermächtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht hat bzw. ihr Ermessen nicht erkannt oder überhaupt nicht ausgeübt hat. Das Verwaltungsgericht prüft also nur, ob die Entscheidung ermessensfehlerhaft ist.

Bei ihrer Widerrufsentscheidung ging der Antragsgegner - ungeachtet der sonstigen Widerrufsvoraussetzungen in Form des Widerrufsvorbehaltes (hier Nr. 8 des Bescheides vom 18.12.2013) - im Bescheid vom 11.03.2015 jedenfalls irrtümlich noch von einem unzutreffenden Sachverhalt aus: er führt aus, dass die Antragstellerin in den ersten beiden Studiensemestern keine 30 ECTS-Punkte erreicht habe. Die Universität Mainz teilte jedoch mit Schreiben vom 11.03.2015, eingegangen beim Antragsgegner am 16.03.2015, mit, dass die Antragstellerin in den ersten beiden Studiensemestern 33 Leistungspunkte erzielt hat. Auch in der Antragserwiderung vom 10.06.2015 ging der Antragsgegner nicht darauf ein.

Unberücksichtigt blieb auch der nach Einschätzung des Gerichts im summarischen Verfahren nicht zu vernachlässigende Umstand, dass die Antragstellerin ausweislich der Akten immer angegeben hatte, nur in Teilzeit arbeitsfähig zu sein (vgl. Schreiben vom 18.02.2013, Aktenvermerk vom 06.03.2013, E-Mail ohne Datum, Bl. 43 Beiakte II). Auf diesen Umstand wies auch die Bundesagentur für Arbeit in ihrer Stellungnahme nach § 38 SGB IX vom 10.09.2013 hin (Schreiben vom 18.01.2014, Bl. 159 Beiakte I). Auch die behandelnde Therapeutin geht in ihrer ärztlichen Bescheinigung vom 17.03.2015 von einem Studium in Teilzeit aus (Bl. 48, B 3 K 15.204). Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein Teilzeitstudium nach vorliegenden Erkenntnissen an der Universität Mainz gar nicht angeboten wird und ein solches Studium auch nicht Inhalt des Bescheides vom 18.12.2013 war, kann dieser Umstand nach Überzeugung des Gerichts nicht völlig ignoriert werden.

Der Antragsgegner setzte sich auch nicht mit dem Schreiben der Uni Mainz vom 16.03.2015 auseinander, wonach davon ausgegangen werden könne, dass die Klägerin ihr Bachelorstudium der Wirtschaftspädagogik ordnungsgemäß fortführen und mit Erfolg abschließen könne.

Damit liegt nach summarischer Prüfung ein Ermessensdefizit vor, der voraussichtlich zur Rechtswidrigkeit der genannten Regelung führt. In eine möglicherweise neu stattfindende Ermessenabwägung wird die Darlegung der Antragstellerin, sie wolle ihr bisheriges Studium auf alle Fälle beenden, sollte der Studienwechsel nicht genehmigt werden, einzustellen sein.

Diese Ausführungen gelten im Übrigen entsprechend im Rahmen einer Ermessensausübung nach § 48 Abs. 1 SGB X, soweit wesentliche tatsächliche oder rechtliche Änderungen nach Erlass eines Verwaltungsaktes mit Dauerwirkung (hier Bescheid vom 18.12.2013) vorliegen.

2.3. Die aufschiebende Wirkung wird auch hergestellt, soweit der Antragsgegner in Nr. 4 des Bescheides vom 11.03.2015 - für sofort vollziehbar erklärt durch Nr. 3 der Vollzugsanordnung - die DRV Bund zur Feststellung der Rehabilitationsfähigkeit mit der Durchführung einer 4 - 6-wöchigen Arbeits- und Belastungserprobung beauftragt. Die Antragstellerin wurde nach dem klaren Wortlaut der Regelung jedenfalls nicht verpflichtet, sich einer solchen Arbeits- und Belastungsprobe zu unterziehen; abgesehen davon ist eine Verpflichtung durch Gesetz nicht ersichtlich. Es kann den Umständen zwar entnommen werden, dass eine solche Verpflichtung der Antragstellerin, sich einem entsprechenden Test zu unterziehen, als Voraussetzung der weiteren Gewährung von Leistungen (§ 32 SGB X) angedacht war, sie wurde allerdings im Bescheid nicht umgesetzt. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass die streitgegenständliche Anordnung des Sofortvollzugs ins Leere geht, da sie mangels einer konkreten Terminsbestimmung nicht vollstreckbar ist.

Der Vollständigkeit wird darauf hingewiesen, dass im vorliegenden Verfahren nicht darüber zu entscheiden war, ob die Antragstellerin sich für den neuen Studiengang bewerben darf oder nicht. Dies steht - anders als ihre Unterhaltssicherung - ausschließlich in ihrer eigenen Entscheidung. Es war auch nicht darüber zu befinden, ob die Antragstellerin Anspruch auf Förderung des Studienwechsels hat. Denn solches war weder abgelehnt noch beantragt. In diesem Zusammenhang kann nur vorsorglich darauf hingewiesen werden, dass der Antragsgegner durchaus die Möglichkeit hätte, die Förderung des neuen Studienganges beispielsweise von einer erfolgreichen Teilnahme an einem Arbeits- und Belastungstest abhängig zu machen (§ 32 SGB X), wenn die Voraussetzungen hierfür vorliegen. Die Durchführung eines derartigen Tests ist aus Gründen der zeitlichen Effizienz im beiderseitigen Einvernehmen durchaus in den Semesterferien vorstellbar und wünschenswert.

Da der Antragsgegner unterlegen ist, trägt er gemäß § 154 Abs. 1 VwGO die Kosten des gemäß § 188 Satz 2 VwGO gerichtskostenfreien Verfahrens.

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(2) Einem tätlichen Angriff im Sinne des Absatzes 1 stehen gleich

1.
die vorsätzliche Beibringung von Gift,
2.
die wenigstens fahrlässige Herbeiführung einer Gefahr für Leib und Leben eines anderen durch ein mit gemeingefährlichen Mitteln begangenes Verbrechen.

(3) Einer Schädigung im Sinne des Absatzes 1 stehen Schädigungen gleich, die durch einen Unfall unter den Voraussetzungen des § 1 Abs. 2 Buchstabe e oder f des Bundesversorgungsgesetzes herbeigeführt worden sind; Buchstabe e gilt auch für einen Unfall, den der Geschädigte bei der unverzüglichen Erstattung der Strafanzeige erleidet.

(4) Ausländerinnen und Ausländer haben dieselben Ansprüche wie Deutsche.

(5) Die Hinterbliebenen eines Geschädigten erhalten auf Antrag Versorgung in entsprechender Anwendung der Vorschriften des Bundesversorgungsgesetzes. Partner einer eheähnlichen Gemeinschaft erhalten Leistungen in entsprechender Anwendung der §§ 40, 40a und 41 des Bundesversorgungsgesetzes, sofern ein Partner an den Schädigungsfolgen verstorben ist und der andere unter Verzicht auf eine Erwerbstätigkeit die Betreuung eines gemeinschaftlichen Kindes ausübt; dieser Anspruch ist auf die ersten drei Lebensjahre des Kindes beschränkt.

(6) Einer Schädigung im Sinne des Absatzes 1 stehen Schädigungen gleich, die ein Berechtigter oder Leistungsempfänger nach Absatz 1 oder 5 in Verbindung mit § 10 Abs. 4 oder 5 des Bundesversorgungsgesetzes, eine Pflegeperson oder eine Begleitperson bei einer notwendigen Begleitung des Geschädigten durch einen Unfall unter den Voraussetzungen des § 8a des Bundesversorgungsgesetzes erleidet.

(7) Einer gesundheitlichen Schädigung im Sinne des Absatzes 1 steht die Beschädigung eines am Körper getragenen Hilfsmittels, einer Brille, von Kontaktlinsen oder von Zahnersatz gleich.

(8) Wird ein tätlicher Angriff im Sinne des Absatzes 1 durch den Gebrauch eines Kraftfahrzeugs oder eines Anhängers verübt, werden Leistungen nach diesem Gesetz erbracht.

(9) § 1 Abs. 3, die §§ 64 bis 64d, 64f sowie 89 des Bundesversorgungsgesetzes sind mit der Maßgabe anzuwenden, daß an die Stelle der Zustimmung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales die Zustimmung der für die Kriegsopferversorgung zuständigen obersten Landesbehörde tritt, sofern ein Land Kostenträger ist (§ 4). Dabei sind die für deutsche Staatsangehörige geltenden Vorschriften auch für von diesem Gesetz erfaßte Ausländer anzuwenden.

(10) § 20 des Bundesversorgungsgesetzes ist mit den Maßgaben anzuwenden, daß an die Stelle der in Absatz 1 Satz 3 genannten Zahl die Zahl der rentenberechtigten Beschädigten und Hinterbliebenen nach diesem Gesetz im Vergleich zur Zahl des Vorjahres tritt, daß in Absatz 1 Satz 4 an die Stelle der dort genannten Ausgaben der Krankenkassen je Mitglied und Rentner einschließlich Familienangehörige die bundesweiten Ausgaben je Mitglied treten, daß Absatz 2 Satz 1 für die oberste Landesbehörde, die für die Kriegsopferversorgung zuständig ist, oder die von ihr bestimmte Stelle gilt und daß in Absatz 3 an die Stelle der in Satz 1 genannten Zahl die Zahl 1,3 tritt und die Sätze 2 bis 4 nicht gelten.

(11) Im Rahmen der Heilbehandlung sind auch heilpädagogische Behandlung, heilgymnastische und bewegungstherapeutische Übungen zu gewähren, wenn diese bei der Heilbehandlung notwendig sind.

(1) Ausbildungsförderung wird für die weiterführende allgemeinbildende und zumindest für drei Schul- oder Studienjahre berufsbildender Ausbildung im Sinne der §§ 2 und 3 bis zu einem daran anschließenden berufsqualifizierenden Abschluss geleistet, längstens bis zum Erwerb eines Hochschulabschlusses oder eines damit gleichgestellten Abschlusses. Berufsqualifizierend ist ein Ausbildungsabschluss auch dann, wenn er im Ausland erworben wurde und dort zur Berufsausübung befähigt. Satz 2 ist nicht anzuwenden, wenn der Auszubildende eine im Inland begonnene Ausbildung fortsetzt, nachdem er im Zusammenhang mit einer nach § 5 Absatz 2 Nummer 1 und 2 dem Grunde nach förderungsfähigen Ausbildung einen berufsqualifizierenden Abschluss erworben hat.

(1a) Für einen Master- oder Magisterstudiengang oder für einen postgradualen Diplomstudiengang sowie jeweils für vergleichbare Studiengänge in Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Schweiz wird Ausbildungsförderung geleistet, wenn

1.
er auf einem Bachelor- oder Bakkalaureusabschluss aufbaut oder im Rahmen einer Ausbildung nach § 5 Absatz 2 Nummer 1 oder 3 erfolgt und auf einem noch nicht abgeschlossenen einstufigen Inlandsstudium aufbaut, das von der aufnehmenden Hochschule oder der aufnehmenden Akademie im Sinne des § 2 Absatz 1 Satz 1 Nummer 6 als einem Bachelorabschluss entsprechend anerkannt wird, und
2.
der Auszubildende bislang ausschließlich einen Bachelor- oder Bakkalaureusstudiengang abgeschlossen oder im Sinne der Nummer 1 eine Anerkennung des bisherigen Studiums als einem solchen Abschluss entsprechend erreicht hat.
Für nach Satz 1 förderungsfähige Ausbildungen findet Absatz 3 Satz 1 Nummer 1 keine Anwendung. Auszubildenden, die von der Ausbildungsstätte auf Grund vorläufiger Zulassung für einen nach Satz 1 förderungsfähigen Studiengang eingeschrieben worden sind, wird für die Dauer der vorläufigen Zulassung, längstens jedoch für zwölf Monate, Ausbildungsförderung unter dem Vorbehalt der Rückforderung für den Fall geleistet, dass bis dahin keine endgültige Zulassung erfolgt. Der Rückforderungsvorbehalt gilt nur für den Zeitraum nach Ablauf der für den noch nicht abgeschlossenen Bachelor- oder Bakkalaureusstudiengang geltenden Förderungshöchstdauer oder der nach § 15 Absatz 3 verlängerten Förderungsdauer.

(1b) Für einen Studiengang, der ganz oder teilweise mit einer staatlichen Prüfung abschließt (Staatsexamensstudiengang), wird Ausbildungsförderung auch geleistet, nachdem Auszubildende einen Bachelor- oder Bakkalaureusstudiengang abgeschlossen haben. Voraussetzung der Leistung ist, dass der Studiengang durch Studien- oder Prüfungsordnung in der Weise vollständig in den Staatsexamensstudiengang integriert ist, dass innerhalb der Regelstudienzeit des Bachelor- oder Bakkalaureusstudiengangs auch sämtliche Ausbildungs- und Prüfungsleistungen zu erbringen sind, die für den Staatsexamensstudiengang in der Studien- oder Prüfungsordnung für denselben Zeitraum vorgesehen sind.

(2) Für eine einzige weitere Ausbildung wird Ausbildungsförderung längstens bis zu einem berufsqualifizierenden Abschluss geleistet,

1.
(weggefallen)
2.
wenn sie eine Hochschulausbildung oder eine dieser nach Landesrecht gleichgestellte Ausbildung insoweit ergänzt, als dies für die Aufnahme des angestrebten Berufs rechtlich erforderlich ist,
3.
wenn im Zusammenhang mit der vorhergehenden Ausbildung der Zugang zu ihr eröffnet worden ist, sie in sich selbständig ist und in derselben Richtung fachlich weiterführt,
4.
wenn der Auszubildende
a)
eine Fachoberschulklasse, deren Besuch eine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzt, eine Abendhauptschule, eine Berufsaufbauschule, eine Abendrealschule, ein Abendgymnasium oder ein Kolleg besucht oder
b)
die Zugangsvoraussetzungen für die zu fördernde weitere Ausbildung an einer in Buchstabe a genannten Ausbildungsstätte, durch eine Nichtschülerprüfung oder durch eine Zugangsprüfung zu einer Hochschule oder zu einer Akademie im Sinne des § 2 Absatz 1 Satz 1 Nummer 6 erworben hat oder
5.
wenn der Auszubildende als erste berufsbildende eine zumindest dreijährige Ausbildung an einer Berufsfachschule oder in einer Fachschulklasse, deren Besuch eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht voraussetzt, abgeschlossen hat.
Im Übrigen wird Ausbildungsförderung für eine einzige weitere Ausbildung nur geleistet, wenn die besonderen Umstände des Einzelfalles, insbesondere das angestrebte Ausbildungsziel, dies erfordern.

(3) Hat der Auszubildende

1.
aus wichtigem Grund oder
2.
aus unabweisbarem Grund
die Ausbildung abgebrochen oder die Fachrichtung gewechselt, so wird Ausbildungsförderung für eine andere Ausbildung geleistet; bei Auszubildenden an Höheren Fachschulen, Akademien und Hochschulen gilt Nummer 1 nur bis zum Beginn des vierten Fachsemesters. Ein Auszubildender bricht die Ausbildung ab, wenn er den Besuch von Ausbildungsstätten einer Ausbildungsstättenart einschließlich der im Zusammenhang hiermit geforderten Praktika endgültig aufgibt. Ein Auszubildender wechselt die Fachrichtung, wenn er einen anderen berufsqualifizierenden Abschluss oder ein anderes bestimmtes Ausbildungsziel eines rechtlich geregelten Ausbildungsganges an einer Ausbildungsstätte derselben Ausbildungsstättenart anstrebt. Beim erstmaligen Fachrichtungswechsel oder Abbruch der Ausbildung wird in der Regel vermutet, dass die Voraussetzungen nach Nummer 1 erfüllt sind; bei Auszubildenden an Höheren Fachschulen, Akademien und Hochschulen gilt dies nur, wenn der Wechsel oder Abbruch bis zum Beginn des dritten Fachsemesters erfolgt. Bei der Bestimmung des nach den Sätzen 1 und 4 maßgeblichen Fachsemesters wird die Zahl der Semester abgezogen, die nach Entscheidung der Ausbildungsstätte aus der ursprünglich betriebenen Fachrichtung auf den neuen Studiengang angerechnet werden.

(4) (weggefallen)

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Für öffentlich-rechtliche Streitigkeiten in Angelegenheiten dieses Gesetzes ist, mit Ausnahme der Fälle des Absatzes 2, der Rechtsweg zu den Gerichten der Sozialgerichtsbarkeit gegeben. Soweit das Sozialgerichtsgesetz besondere Vorschriften für die Kriegsopferversorgung enthält, gelten diese auch für Streitigkeiten nach Satz 1.

(2) Soweit die Versorgung in der Gewährung von Leistungen besteht, die den Leistungen der Kriegsopferfürsorge nach den §§ 25 bis 27h des Bundesversorgungsgesetzes entsprechen, ist der Verwaltungsrechtsweg gegeben.

(1) Durch Klage kann die Aufhebung eines Verwaltungsakts (Anfechtungsklage) sowie die Verurteilung zum Erlaß eines abgelehnten oder unterlassenen Verwaltungsakts (Verpflichtungsklage) begehrt werden.

(2) Soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, ist die Klage nur zulässig, wenn der Kläger geltend macht, durch den Verwaltungsakt oder seine Ablehnung oder Unterlassung in seinen Rechten verletzt zu sein.

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Die Versorgung nach diesem Gesetz obliegt den für die Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes zuständigen Behörden. Ist der Bund Kostenträger, so sind zuständig

1.
wenn der Geschädigte seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in einem Land hat, die Behörden dieses Landes; es finden die Übergangsregelungen gemäß § 4 Absatz 2 und 3 beschränkt auf die Zuständigkeit der Behörde entsprechend Anwendung, davon ausgenommen sind Versorgungen bei Schädigungen an einem Ort im Ausland,
2.
wenn der Geschädigte seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt außerhalb des Geltungsbereichs dieses Gesetzes hat, die Behörden des Landes, das die Versorgung von Kriegsopfern in dem Wohnsitz- oder Aufenthaltsland durchführt.
Abweichend von Satz 2 Nummer 2 sind, wenn die Schädigung auf einem deutschen Schiff oder Luftfahrzeug eingetreten ist, die Behörden des Landes zuständig, in dem das Schiff in das Schiffsregister eingetragen ist oder in dem der Halter des Luftfahrzeugs seinen Sitz oder Wohnsitz hat.

(2) Die örtliche Zuständigkeit der Behörden bestimmt die Landesregierung durch Rechtsverordnung.

(3) Das Gesetz über das Verwaltungsverfahren der Kriegsopferversorgung, mit Ausnahme der §§ 3 bis5,sowie die Vorschriften des Sozialgerichtsgesetzes über das Vorverfahren sind anzuwenden.

(4) Absatz 3 gilt nicht, soweit die Versorgung in der Gewährung von Leistungen besteht, die den Leistungen der Kriegsopferfürsorge nach den §§ 25 bis 27h des Bundesversorgungsgesetzes entsprechen.

(1) Zur Gewährung der Versorgung ist das Land verpflichtet, in dem die berechtigte Person ihren Wohnsitz, bei Fehlen eines Wohnsitzes ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat, soweit die Absätze 2 bis 8 in Verbindung mit § 6 Absatz 1 nichts Abweichendes regeln.

(2) Für die Entscheidung über einen bis einschließlich 19. Dezember 2019 gestellten und nicht bestandskräftig beschiedenen Antrag auf Leistungen nach § 1 ist bis zum 30. Juni 2020 dasjenige Land zuständig und zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, in dem die Schädigung eingetreten ist. Ab dem 1. Juli 2020 ist für die Entscheidung dasjenige Land zuständig und zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, in dem die berechtigte Person ihren Wohnsitz, bei Fehlen eines Wohnsitzes ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat.

(3) Für eine berechtigte Person, die am 19. Dezember 2019 bereits Leistungen nach § 1 erhält, und in den Fällen nach Absatz 2 Satz 1, in denen Leistungen nach § 1 gewährt werden, ist bis zum 31. Dezember 2020 das Land zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, in dem die Schädigung eingetreten ist; dies gilt auch, wenn Anträge auf zusätzliche Leistungen gestellt werden. Ab dem 1. Januar 2021 ist dasjenige Land zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, in dem die leistungsberechtigte Person im Sinne des Satzes 1 ihren Wohnsitz, bei Fehlen eines Wohnsitzes ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat.

(4) Sind in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 und des Absatzes 3 Satz 1 Feststellungen zu dem Ort der Schädigung nicht möglich, so ist das Land zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, in dem der Geschädigte zur Tatzeit seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hatte.

(5) Haben berechtigte Personen ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt außerhalb des Geltungsbereiches dieses Gesetzes, ist das Land zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, in dem die Schädigung eingetreten ist. Abweichend von Satz 1 bleibt das nach den Absätzen 1 bis 4 bestimmte Land zur Gewährung der Versorgung verpflichtet, wenn der Wohnsitz, bei Fehlen eines Wohnsitzes der gewöhnliche Aufenthalt nach der Schädigung ins Ausland verlegt wird.

(6) Wenn der Geschädigte zur Tatzeit seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt nicht im Geltungsbereich dieses Gesetzes hatte und eine Feststellung, in welchem Land die Schädigung eingetreten ist, nicht möglich ist, trägt der Bund die Kosten der Versorgung. Das Gleiche gilt, wenn die Schädigung auf einem deutschen Schiff, einem deutschen Luftfahrzeug oder an einem Ort im Ausland eingetreten ist.

(7) Der Bund trägt vierzig vom Hundert der Ausgaben, die den Ländern durch Geldleistungen nach diesem Gesetz entstehen. Zu den Geldleistungen gehören nicht solche Geldbeträge, die zur Abgeltung oder an Stelle einer Sachleistung gezahlt werden. Zur Vereinfachung der Abrechnung erstattet der Bund den Ländern in einem pauschalierten Verfahren jeweils 22 Prozent der ihnen nach Absatz 1 entstandenen Ausgaben. Der Bund überprüft in einem Abstand von fünf Jahren, erstmals im Jahr 2014, die Voraussetzungen für die in Satz 3 genannte Quote.

(8) In den Fällen des § 3 Abs. 1 sind die Kosten, die durch das Hinzutreten der weiteren Schädigung verursacht werden, von dem Leistungsträger zu übernehmen, der für die Versorgung wegen der weiteren Schädigung zuständig ist.

(1) Ein rechtmäßiger begünstigender Verwaltungsakt darf, auch nachdem er unanfechtbar geworden ist, ganz oder teilweise mit Wirkung für die Zukunft nur widerrufen werden, soweit

1.
der Widerruf durch Rechtsvorschrift zugelassen oder im Verwaltungsakt vorbehalten ist,
2.
mit dem Verwaltungsakt eine Auflage verbunden ist und der Begünstigte diese nicht oder nicht innerhalb einer ihm gesetzten Frist erfüllt hat.

(2) Ein rechtmäßiger begünstigender Verwaltungsakt, der eine Geld- oder Sachleistung zur Erfüllung eines bestimmten Zweckes zuerkennt oder hierfür Voraussetzung ist, kann, auch nachdem er unanfechtbar geworden ist, ganz oder teilweise auch mit Wirkung für die Vergangenheit widerrufen werden, wenn

1.
die Leistung nicht, nicht alsbald nach der Erbringung oder nicht mehr für den in dem Verwaltungsakt bestimmten Zweck verwendet wird,
2.
mit dem Verwaltungsakt eine Auflage verbunden ist und der Begünstigte diese nicht oder nicht innerhalb einer ihm gesetzten Frist erfüllt hat.
Der Verwaltungsakt darf mit Wirkung für die Vergangenheit nicht widerrufen werden, soweit der Begünstigte auf den Bestand des Verwaltungsaktes vertraut hat und sein Vertrauen unter Abwägung mit dem öffentlichen Interesse an einem Widerruf schutzwürdig ist. Das Vertrauen ist in der Regel schutzwürdig, wenn der Begünstigte erbrachte Leistungen verbraucht oder eine Vermögensdisposition getroffen hat, die er nicht mehr oder nur unter unzumutbaren Nachteilen rückgängig machen kann. Auf Vertrauen kann sich der Begünstigte nicht berufen, soweit er die Umstände kannte oder infolge grober Fahrlässigkeit nicht kannte, die zum Widerruf des Verwaltungsaktes geführt haben. § 45 Abs. 4 Satz 2 gilt entsprechend.

(3) § 44 Abs. 3 gilt entsprechend.

Soweit die Verwaltungsbehörde ermächtigt ist, nach ihrem Ermessen zu handeln, prüft das Gericht auch, ob der Verwaltungsakt oder die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig ist, weil die gesetzlichen Grenzen des Ermessens überschritten sind oder von dem Ermessen in einer dem Zweck der Ermächtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht ist. Die Verwaltungsbehörde kann ihre Ermessenserwägungen hinsichtlich des Verwaltungsaktes auch noch im verwaltungsgerichtlichen Verfahren ergänzen.

(1) Verträge mit Leistungserbringern müssen insbesondere folgende Regelungen über die Ausführung von Leistungen durch Rehabilitationsdienste und -einrichtungen, die nicht in der Trägerschaft eines Rehabilitationsträgers stehen, enthalten:

1.
Qualitätsanforderungen an die Ausführung der Leistungen, das beteiligte Personal und die begleitenden Fachdienste,
2.
die Übernahme von Grundsätzen der Rehabilitationsträger zur Vereinbarung von Vergütungen,
3.
Rechte und Pflichten der Teilnehmer, soweit sich diese nicht bereits aus dem Rechtsverhältnis ergeben, das zwischen ihnen und dem Rehabilitationsträger besteht,
4.
angemessene Mitwirkungsmöglichkeiten der Teilnehmer an der Ausführung der Leistungen,
5.
Regelungen zur Geheimhaltung personenbezogener Daten,
6.
Regelungen zur Beschäftigung eines angemessenen Anteils von Frauen mit Behinderungen, insbesondere Frauen mit Schwerbehinderungen sowie
7.
das Angebot, Beratung durch den Träger der öffentlichen Jugendhilfe bei gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung in Anspruch zu nehmen.

(2) Die Bezahlung tarifvertraglich vereinbarter Vergütungen sowie entsprechender Vergütungen nach kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen kann bei Verträgen auf der Grundlage dieses Buches nicht als unwirtschaftlich abgelehnt werden. Auf Verlangen des Rehabilitationsträgers ist die Zahlung von Vergütungen nach Satz 1 nachzuweisen.

(3) Die Rehabilitationsträger wirken darauf hin, dass die Verträge nach einheitlichen Grundsätzen abgeschlossen werden. Dabei sind einheitliche Grundsätze der Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigten. Die Rehabilitationsträger können über den Inhalt der Verträge gemeinsame Empfehlungen nach § 26 vereinbaren. Mit den Arbeitsgemeinschaften der Rehabilitationsdienste und -einrichtungen können sie Rahmenverträge schließen. Der oder die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit wird beteiligt.

(4) Absatz 1 Nummer 1 und 3 bis 6 wird für eigene Einrichtungen der Rehabilitationsträger entsprechend angewendet.

(1) Soweit in den tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnissen, die beim Erlass eines Verwaltungsaktes mit Dauerwirkung vorgelegen haben, eine wesentliche Änderung eintritt, ist der Verwaltungsakt mit Wirkung für die Zukunft aufzuheben. Der Verwaltungsakt soll mit Wirkung vom Zeitpunkt der Änderung der Verhältnisse aufgehoben werden, soweit

1.
die Änderung zugunsten des Betroffenen erfolgt,
2.
der Betroffene einer durch Rechtsvorschrift vorgeschriebenen Pflicht zur Mitteilung wesentlicher für ihn nachteiliger Änderungen der Verhältnisse vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht nachgekommen ist,
3.
nach Antragstellung oder Erlass des Verwaltungsaktes Einkommen oder Vermögen erzielt worden ist, das zum Wegfall oder zur Minderung des Anspruchs geführt haben würde, oder
4.
der Betroffene wusste oder nicht wusste, weil er die erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Maße verletzt hat, dass der sich aus dem Verwaltungsakt ergebende Anspruch kraft Gesetzes zum Ruhen gekommen oder ganz oder teilweise weggefallen ist.
Als Zeitpunkt der Änderung der Verhältnisse gilt in Fällen, in denen Einkommen oder Vermögen auf einen zurückliegenden Zeitraum auf Grund der besonderen Teile dieses Gesetzbuches anzurechnen ist, der Beginn des Anrechnungszeitraumes.

(2) Der Verwaltungsakt ist im Einzelfall mit Wirkung für die Zukunft auch dann aufzuheben, wenn der zuständige oberste Gerichtshof des Bundes in ständiger Rechtsprechung nachträglich das Recht anders auslegt als die Behörde bei Erlass des Verwaltungsaktes und sich dieses zugunsten des Berechtigten auswirkt; § 44 bleibt unberührt.

(3) Kann ein rechtswidriger begünstigender Verwaltungsakt nach § 45 nicht zurückgenommen werden und ist eine Änderung nach Absatz 1 oder 2 zugunsten des Betroffenen eingetreten, darf die neu festzustellende Leistung nicht über den Betrag hinausgehen, wie er sich der Höhe nach ohne Berücksichtigung der Bestandskraft ergibt. Satz 1 gilt entsprechend, soweit einem rechtmäßigen begünstigenden Verwaltungsakt ein rechtswidriger begünstigender Verwaltungsakt zugrunde liegt, der nach § 45 nicht zurückgenommen werden kann.

(4) § 44 Abs. 3 und 4, § 45 Abs. 3 Satz 3 bis 5 und Abs. 4 Satz 2 gelten entsprechend. § 45 Abs. 4 Satz 2 gilt nicht im Fall des Absatzes 1 Satz 2 Nr. 1.

(1) Ein Verwaltungsakt, auf den ein Anspruch besteht, darf mit einer Nebenbestimmung nur versehen werden, wenn sie durch Rechtsvorschrift zugelassen ist oder wenn sie sicherstellen soll, dass die gesetzlichen Voraussetzungen des Verwaltungsaktes erfüllt werden.

(2) Unbeschadet des Absatzes 1 darf ein Verwaltungsakt nach pflichtgemäßem Ermessen erlassen werden mit

1.
einer Bestimmung, nach der eine Vergünstigung oder Belastung zu einem bestimmten Zeitpunkt beginnt, endet oder für einen bestimmten Zeitraum gilt (Befristung),
2.
einer Bestimmung, nach der der Eintritt oder der Wegfall einer Vergünstigung oder einer Belastung von dem ungewissen Eintritt eines zukünftigen Ereignisses abhängt (Bedingung),
3.
einem Vorbehalt des Widerrufs
oder verbunden werden mit
4.
einer Bestimmung, durch die dem Begünstigten ein Tun, Dulden oder Unterlassen vorgeschrieben wird (Auflage),
5.
einem Vorbehalt der nachträglichen Aufnahme, Änderung oder Ergänzung einer Auflage.

(3) Eine Nebenbestimmung darf dem Zweck des Verwaltungsaktes nicht zuwiderlaufen.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

Die Sachgebiete in Angelegenheiten der Fürsorge mit Ausnahme der Angelegenheiten der Sozialhilfe und des Asylbewerberleistungsgesetzes, der Jugendhilfe, der Kriegsopferfürsorge, der Schwerbehindertenfürsorge sowie der Ausbildungsförderung sollen in einer Kammer oder in einem Senat zusammengefaßt werden. Gerichtskosten (Gebühren und Auslagen) werden in den Verfahren dieser Art nicht erhoben; dies gilt nicht für Erstattungsstreitigkeiten zwischen Sozialleistungsträgern.