Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 13. Dez. 2017 - AN 4 K 17.33329, AN 4 K 17.33442

bei uns veröffentlicht am13.12.2017

Tenor

1. Die Klagen werden abgewiesen.

2. Die Kläger tragen die Kosten des Verfahrens.

Gerichtskosten werden nicht erhoben.

Tatbestand

Die Kläger betreiben Verfahren nach dem Asylgesetz (AsylG).

Der Kläger im Verfahren AN 4 K 17.33329 (nachfolgend: Kläger zu 1) und die Klägerin zu 1) im Verfahren AN 4 K 17.33442 (nachfolgend: Klägerin zu 2) sind die Eltern des am … 2014 geborenen Klägers zu 2) im Verfahren AN 4 K 17.33442 (nachfolgend: Kläger zu 3). Nach Aktenlage sind die Kläger georgische Staatsangehörige gleicher Volkszugehörigkeit mit letztem Wohnsitz in Georgien. Ausgestattet mit am 27. bzw. 28. Januar 2016 ausgestellten georgischen Reisepässen, versehen mit am 8. Februar 2016 erteilten griechischen Schengen-Visa für einen touristischen Aufenthalt, verließen die Kläger am 8. Februar 2016 auf dem Luftweg ihr Heimatland und reisten am gleichen Tag, mit Zwischenaufenthalt in …, bei … gleichfalls auf dem Luftweg in das Bundesgebiet ein. Am 9. Februar 2016 wurde der Kläger zu 3) in die Kinderklinik … stationär aufgenommen und von dort am 13. Februar 2016 in das … verlegt, wo bei ihm am 16. Februar 2016 ein Hirntumor (Ependymom WHO-Grad III) operativ entfernt. Zuvor war dem Kläger zu 3) bereits im Januar 2016 in Georgien ein ventrikulo-peritonealer Shunt implantiert worden.

Die Meldung als Asylbewerber erfolgte in … am 15. Februar 2016.

Am 27. Juli 2017 stellte der Kläger zu 1) förmlichen Asylantrag. Die förmliche Asylantragstellung der Kläger zu 2) und 3) erfolgte am 21. September 2016.

Am 30. September 2016 wurde der Kläger zu 3) nach erneutem stationärem Aufenthalt (vom 26.9. bis 30.9.2016) aus dem … nach Hause entlassen.

Bei seiner Anhörung im Rahmen der Vorprüfung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bundesamt) am 4. Oktober 2016 in Zirndorf gab der Kläger zu 1) u.a. an: Er sei zusammen mit seiner Lebensgefährtin und seinem Sohn nach Deutschland gekommen. Mit seiner Lebensgefährtin sei er nur kirchlich verheiratet, nicht standesamtlich. Einen Beruf habe er nicht erlernt, er habe im holzverarbeitenden Gewerbe gearbeitet und im Jahr ca. 10.000 US-Dollar verdient. Seine wirtschaftliche Situation sei zunächst gut gewesen, zuletzt sei die Auftragslage aber nicht mehr so gut gewesen. Vom Wehrdienst sei er aus familiären Gründen befreit. Die Reise aus Georgien über Griechenland nach Deutschland habe insgesamt 7.300,00 EUR gekostet. Eine Frau, die sich um alles gekümmert habe, habe sie bis nach Deutschland begleitet und sei dann nach Georgien zurückgekehrt. In Griechenland hätten sie nicht Asyl beantragt, weil sie sich nicht so gut ausgekannt hätten. Sie hätten das getan, was ihnen ihre Begleiterin gesagt habe. Aus Georgien seien sie ausschließlich wegen des Gesundheitszustandes des Sohnes ausgereist, sie hätten sein Leben retten wollen. Sein Sohn habe bereits in Georgien an einem Gehirntumor gelitten, der im Januar 2016 festgestellt worden sei. Die georgischen Ärzte hätten nicht operieren wollen, weil der Tumor zu groß gewesen sei und weil sie befürchtet hätten, dass ihr Sohn dabei sterben könne. Deshalb seien sie nach Deutschland gekommen. Inzwischen sei der Sohn in … operiert worden. Derzeit erhalte er Chemotherapien, anschließend sei noch eine Strahlentherapie vorgesehen. In sechs Monaten solle er dann zu einer Kontrolluntersuchung kommen. Auf die vorgelegten ärztlichen Unterlagen werde verwiesen. Andere Gründe für die Ausreise aus Georgien bzw. für den Aufenthalt in Deutschland hätten sie nicht. Weder er, der Kläger zu 1), noch seine Frau, die Klägerin zu 2), hätten irgendwelche Probleme mit der Polizei, mit den Behörden oder mit irgendwelchen dritten Personen. Auch mit Politik hätten sie nichts zu tun. Er wolle sich herzlich für das bedanken, was in Deutschland für die Familie getan worden sei.

Mit am 21. Oktober 2016 beim Bundesamt eingegangenem handschriftlichen Schreiben erklärte die Klägerin zu 2), sie verzichte auf eine persönliche Anhörung durch das Bundesamt und schließe sich den Ausführungen des Klägers zu 1) an.

Mit zwei getrennten Bescheiden jeweils vom 8. Mai 2017 lehnte das Bundesamt die Anträge der Kläger zu 1) bis 3) ab und traf entsprechende Nebenentscheidungen, u.a. Abschiebungsandrohung – in erster Linie – nach Georgien.

In der Begründung zu diesen Bescheiden wird u.a. ausgeführt: Wie sich aus dem Bericht des … vom 10. Mai 2016 ergebe, sei der Tumor am 16. Februar 2016 operativ entfernt worden. In postoperativen Untersuchungen hätten sich keine Hinweise auf Tumorreste oder Metastasierungen gezeigt. Auch in der Liquorzytologie hätten sich keine Tumorzellen gefunden. Neuere bzw. abweichende Nachweise über den Gesundheitszustand des Klägers zu 3), die eine andere Beurteilung erfordern würden, seien nicht vorgelegt worden und seien auch nicht ersichtlich. Die weitere medizinische Versorgung, soweit notwendig, sowie die Aufrechterhaltung der Medikation sei auch in Georgien möglich (wird im Einzelnen näher ausgeführt). Im Übrigen werde darauf hingewiesen, dass gemäß § 43 Abs. 3 Satz 1 AsylG die Ausländerbehörde zur Ermöglichung einer gemeinsamen Ausreise der Gesamtfamilie über die vorübergehende Aussetzung der Abschiebung entscheide.

Gegen diese den Klägern am 11. Mai 2017 (Kläger zu 1) bzw. am 20. Mai 2017 (Kläger zu 2 und 3) zugestellten Bescheide ließen diese mit am 19. Mai 2017 unter dem Aktenzeichen AN 4 K 17.33329 (Kläger zu 1) bzw. am 23. Mai 2017 unter dem Aktenzeichen AN 4 K 17.33442 (Kläger zu 2 und 3) beim Bayerischen Verwaltungsgericht Ansbach eingegangenen anwaltlichen Schriftsätzen Klage erheben mit den in der mündlichen Verhandlung am 13. Dezember 2017 sinngemäß gestellten Anträgen,

das Bundesamt – insoweit unter Aufhebung der Bescheide vom 8. Mai 2017 – zu der Feststellung zu verpflichten, dass bei den Klägern die Voraussetzungen des § 60 Abs. 1 und Abs. 2 bis 7 AufenthG vorliegen.

Die angekündigten schriftsätzlichen Klagebegründungen gelangten am Tag vor der mündlichen Verhandlung per Telefax zu den Gerichtsakten.

Das Bundesamt beantragt jeweils

Klageabweisung.

Die Kammer hat den Rechtsstreit jeweils zur Entscheidung auf den Einzelrichter übertragen (Beschlüsse vom 8.11.2017).

In der mündlichen Verhandlung vom 13. Dezember 2017 gaben die Kläger zu 1) und 2) an, dass sich der Gesundheitszustand ihres Sohnes, des Klägers zu 3), inzwischen wesentlich gebessert habe, dass dieser jedoch noch Nachsorgemaßnahmen benötige. Sie legten in Kopie einen ärztlichen Bericht der Kinder- und Jugendklinik des … vom 2. November 2017 vor, auf den Bezug genommen wird.

Wegen weiterer Einzelheiten des Sachverhalts wird auf die Gerichtsakten, einschließlich der Sitzungsniederschrift, sowie auf die vorgelegten Behördenakten verwiesen.

Gründe

Die zulässigen Klagen der Kläger zu 1) bis 3) sind unbegründet. Die Bescheide des Bundesamtes jeweils vom 8. Mai 2017, soweit sie entsprechend der in der mündlichen Verhandlung vom 13. Dezember 2017 vom Klägerbevollmächtigten abgegebenen Erklärung angefochten sind, d.h. hinsichtlich der Verneinung von Abschiebungsverboten, der Ausreiseaufforderung unter Fristsetzung zur freiwilligen Ausreise und Abschiebungsandrohung, sind nicht rechtswidrig, die Kläger werden hierdurch nicht in ihren Rechten verletzt.

Weder im Falle des minderjährigen Klägers zu 3) noch – erst recht – im Falle seiner Eltern, der Kläger zu 1) und 2), die gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht geltend gemacht haben, besteht ein Rechtsanspruch auf Feststellung von Abschiebungsverboten, insbesondere solchen nach § 60 Abs. 7 Satz 1 bis 4 AufenthG aus gesundheitlichen Gründen.

Das Gericht verweist zunächst auf die zutreffende und ausführliche Begründung der angefochtenen Bescheide, insbesondere des Bescheids betreffend die Kläger zu 2) und 3), wo die Voraussetzungen für die Feststellung von Abschiebungsverboten nach § 60 Abs. 5 und 7 Satz 1 bis 4 AufenthG sowie ferner Einzelheiten der medizinischen Versorgungslage in Georgien detailliert und zutreffend beschrieben sind. Das erkennende Gericht folgt diesen Ausführungen (§ 77 Abs. 2 AsylG). Für sonstige Abschiebungsverbote nach § 60 AufenthG ist nichts ersichtlich.

Im Hinblick auf den maßgeblichen Zeitpunkt für die Beurteilung der Sach- und Rechtslage, nämlich den Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung vom 13. Dezember 2017 (vgl. § 77 Abs. 1 AsylG), und ferner im Hinblick auf das Ergebnis der mündlichen Verhandlung vom 13. Dezember 2017 (vgl. insoweit die hierüber gefertigte Sitzungsniederschrift), wird ergänzend noch bemerkt:

Der Gesundheitszustand des Klägers zu 3) hat sich inzwischen so weit gebessert, dass von einer akuten Lebensgefahr für den Kläger zu 3), die im Zeitpunkt der Einreise eventuell vorgelegen haben mag, jedenfalls jetzt keine Rede mehr sein kann. Aus dem von Klägerseite in der mündlichen Verhandlung vom 13. Dezember 2017 vorgelegten aktuellen ärztlichen Bericht der Kinder- und Jugendklinik beim … vom 2. November 2017 geht zusammengefasst im Wesentlichen hervor: Der Gehirntumor (anaplastisches Ependymom WHO-Grad III) wurde beim Kläger zu 3) vollständig operativ entfernt, wobei am 30. Dezember 2016 noch ein Lokalrezidiv vollständig entfernt wurde. Die Therapie (einschließlich Chemotherapie und Strahlentherapie) wird in dem genannten ärztlichen Bericht mehrfach als abgeschlossen bezeichnet, Hinweise auf ein erneutes Rezidiv der Grunderkrankung oder auf eine Metastasierung hätten sich, so der ärztliche Bericht, nicht ergeben. Als Medikamente für den Kläger zu 3) bei Entlassung werden erwähnt L-Thyroxin, d.h. ein Mittel zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion, sowie Vitamin D1. Zum weiteren Vorgehen werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen: Weitere regelmäßige klinische und laborchemische Kontrollen in onkologischer Ambulanz; regelmäßige MRT-Bildgebung des ZNS (Zentralnervensystems) im Rahmen der Nachsorge; Refraktionskontrolle Ende November (2017) beim Augenarzt.

Demgemäß braucht, wie einleitend bereits bemerkt, jedenfalls zum hier maßgeblichen Zeitpunkt der mündlichen Verhandlung vom 13. Dezember 2017, nicht mehr vom Vorliegen einer gesundheitlichen Situation (schwerwiegende bzw. lebensbedrohende Erkrankung) ausgegangen zu werden, wie sie Voraussetzung für die Feststellung eines Abschiebungsverbots, insbesondere nach § 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG aus gesundheitlichen Gründen, wäre (vgl. ausdrücklich § 60 Abs. 7 Satz 2 AufenthG). Wegen der erforderlichen Nachsorgemaßnahmen ist der Kläger zu 3), wie bereits das Bundesamt detailliert und überzeugend ausgeführt hat, auf das Gesundheitssystems seines Herkunftslandes Georgien verwiesen. Die Kläger zu 1) und 2) haben bereits gegenüber dem Bundesamt selbst angegeben, der Kläger zu 3) sei in Georgien einer MRT-Untersuchung unterzogen worden, es sei ihm auch ein sogenannter Shunt in Georgien implantiert worden. Auch dies belegt und bestätigt die Richtigkeit der Ausführungen des Bundesamtes in seinem angefochtenen Bescheid bezüglich der Kläger zu 2) und 3) zu den medizinischen Versorgungsmöglichkeiten in Georgien.

Auch die gegenwärtig vom Kläger zu 3) noch laut Angaben der Eltern in der mündlichen Verhandlung in Anspruch genommenen Maßnahmen der Physiotherapie, der Logotherapie und der Heilpädagogik, die insbesondere dem Zweck dienen sollen, Entwicklungsverzögerungen beim Kläger zu 3), die durch die in Deutschland vorgenommenen Gehirnoperationen ausgelöst worden sind auszugleichen, rechtfertigen und erfordern keine anderslautende Entscheidung. Solche Maßnahmen sind im Übrigen im oben genannten ärztlichen Bericht vom 2. November 2017 nicht erwähnt, insbesondere auch nicht bei den Therapieempfehlungen für die Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, geschweige denn dass solche gar als zwingend notwendig und lebenswichtig (im Sinne von § 60 Abs. 7 Satz 2 AufenthG) bezeichnet würden. Selbst wenn vergleichbare Leistungen in Georgien nicht oder nicht auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland zu erlangen wären, würde dies an der hier zu treffenden Entscheidung nichts ändern (vgl. auch § 60a Abs. 2c AufenthG).

Dass die erforderlichen Medikamente für die Kläger in Georgien etwa nicht erschwinglich wären, wird mit der entsprechenden, erstmals mit anwaltlichem Schriftsatz vom 12. Dezember 2017 aufgestellten und nicht näher erläuterten gegenteiligen Behauptung nicht hinreichend dargetan und glaubhaft gemacht, zumal nicht angesichts der von Klägerseite nicht – konkret und substantiiert – in Zweifel gezogenen Ausführungen im angefochtenen Bundesamtsbescheid bezüglich der Kläger zu 2) und 3) hinsichtlich der medizinischen Versorgungssituation in Georgien.

Für die Kläger zu 1) und 2), die Eltern des Klägers zu 3), wurden keine eigenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen geltend gemacht. Entsprechendes gilt für sonstige Tatbestandsvoraussetzungen für Abschiebungsverbote im Sinne des § 60 AufenthG. Demgemäß kommt eine Verpflichtung des Bundesamtes zur Feststellung von Abschiebungsverboten, insbesondere nach § 60 Abs. 7 Satz 1 bis 4 AufenthG aus gesundheitlichen Gründen, für die Kläger zu 1) und 2) nach ständiger obergerichtlicher Rechtsprechung von vorneherein nicht in Betracht (vgl. etwa bereits BVerwG, U.v. 11.11.1997 – 9 C 13.96; BayVGH, B.v. 15.5.2017 – 2 B 17.30026). Zu Recht hat das Bundesamt in seinen beiden angefochtenen Bescheiden darauf hingewiesen, dass die Wahrung der Familieneinheit, d.h. die Ermöglichung einer gemeinsamen Ausreise von Familienangehörigen im Sinne des § 26 Abs. 1 bis 3 AsylG, gemäß § 43 Abs. 3 Satz 1 AsylG in die Zuständigkeit der Ausländerbehörde fällt.

Nach alledem waren die Klagen abzuweisen.

Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 1 VwGO.

Gerichtskosten werden gemäß § 83b AsylG nicht erhoben.

ra.de-Urteilsbesprechung zu Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 13. Dez. 2017 - AN 4 K 17.33329, AN 4 K 17.33442

Urteilsbesprechung schreiben

0 Urteilsbesprechungen zu Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 13. Dez. 2017 - AN 4 K 17.33329, AN 4 K 17.33442

Referenzen - Gesetze

Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 13. Dez. 2017 - AN 4 K 17.33329, AN 4 K 17.33442 zitiert 8 §§.

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 154


(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Aufenthaltsgesetz - AufenthG 2004 | § 60 Verbot der Abschiebung


(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalit

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 83b Gerichtskosten, Gegenstandswert


Gerichtskosten (Gebühren und Auslagen) werden in Streitigkeiten nach diesem Gesetz nicht erhoben.

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 77 Entscheidung des Gerichts


(1) In Streitigkeiten nach diesem Gesetz stellt das Gericht auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung ab; ergeht die Entscheidung ohne mündliche Verhandlung, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Entscheidung gefä

Aufenthaltsgesetz - AufenthG 2004 | § 60a Vorübergehende Aussetzung der Abschiebung (Duldung)


(1) Die oberste Landesbehörde kann aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen oder zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland anordnen, dass die Abschiebung von Ausländern aus bestimmten Staaten oder von in sonstiger Weise

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 26 Familienasyl und internationaler Schutz für Familienangehörige


(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn 1. die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,2. die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Sta

Asylgesetz - AsylVfG 1992 | § 43 Vollziehbarkeit und Aussetzung der Abschiebung


(1) War der Ausländer im Besitz eines Aufenthaltstitels, darf eine nach den Vorschriften dieses Gesetzes vollziehbare Abschiebungsandrohung erst vollzogen werden, wenn der Ausländer auch nach § 58 Abs. 2 Satz 2 des Aufenthaltsgesetzes vollziehbar aus

Referenzen - Urteile

Urteil einreichen

Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 13. Dez. 2017 - AN 4 K 17.33329, AN 4 K 17.33442 zitiert oder wird zitiert von 1 Urteil(en).

Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 13. Dez. 2017 - AN 4 K 17.33329, AN 4 K 17.33442 zitiert 1 Urteil(e) aus unserer Datenbank.

Bayerischer Verwaltungsgerichtshof Beschluss, 17. Mai 2018 - 2 B 17.30026

bei uns veröffentlicht am 17.05.2018

Tenor I. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Ansbach vom 27. Juli 2016 wird dahingehend abgeändert, dass die Klage hinsichtlich der Klägerin zu 2 insgesamt abgewiesen wird. II. Die Klägerin zu 1 trägt die Kosten des erstinstanzlic

Referenzen

(1) War der Ausländer im Besitz eines Aufenthaltstitels, darf eine nach den Vorschriften dieses Gesetzes vollziehbare Abschiebungsandrohung erst vollzogen werden, wenn der Ausländer auch nach § 58 Abs. 2 Satz 2 des Aufenthaltsgesetzes vollziehbar ausreisepflichtig ist.

(2) Hat der Ausländer die Verlängerung eines Aufenthaltstitels mit einer Gesamtgeltungsdauer von mehr als sechs Monaten beantragt, wird die Abschiebungsandrohung erst mit der Ablehnung dieses Antrags vollziehbar. Im Übrigen steht § 81 des Aufenthaltsgesetzes der Abschiebung nicht entgegen.

(3) Haben Familienangehörige im Sinne des § 26 Absatz 1 bis 3 gleichzeitig oder jeweils unverzüglich nach ihrer Einreise einen Asylantrag gestellt, darf die Ausländerbehörde die Abschiebung vorübergehend aussetzen, um die gemeinsame Ausreise der Familie zu ermöglichen. Sie stellt dem Ausländer eine Bescheinigung über die Aussetzung der Abschiebung aus.

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

(1) In Streitigkeiten nach diesem Gesetz stellt das Gericht auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung ab; ergeht die Entscheidung ohne mündliche Verhandlung, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Entscheidung gefällt wird. § 74 Absatz 2 Satz 2 bleibt unberührt.

(2) Das Gericht kann außer in den Fällen des § 38 Absatz 1 und des § 73b Absatz 7 bei Klagen gegen Entscheidungen nach diesem Gesetz im schriftlichen Verfahren durch Urteil entscheiden, wenn der Ausländer anwaltlich vertreten ist. Auf Antrag eines Beteiligten muss mündlich verhandelt werden. Hierauf sind die Beteiligten von dem Gericht hinzuweisen.

(3) Das Gericht sieht von einer weiteren Darstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe ab, soweit es den Feststellungen und der Begründung des angefochtenen Verwaltungsaktes folgt und dies in seiner Entscheidung feststellt oder soweit die Beteiligten übereinstimmend darauf verzichten.

(4) Wird während des Verfahrens der streitgegenständliche Verwaltungsakt, mit dem ein Asylantrag als unzulässig abgelehnt wurde, durch eine Ablehnung als unbegründet oder offensichtlich unbegründet ersetzt, so wird der neue Verwaltungsakt Gegenstand des Verfahrens. Das Bundesamt übersendet dem Gericht, bei dem das Verfahren anhängig ist, eine Abschrift des neuen Verwaltungsakts. Nimmt der Kläger die Klage daraufhin unverzüglich zurück, trägt das Bundesamt die Kosten des Verfahrens. Unterliegt der Kläger ganz oder teilweise, entscheidet das Gericht nach billigem Ermessen.

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

(1) In Streitigkeiten nach diesem Gesetz stellt das Gericht auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung ab; ergeht die Entscheidung ohne mündliche Verhandlung, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Entscheidung gefällt wird. § 74 Absatz 2 Satz 2 bleibt unberührt.

(2) Das Gericht kann außer in den Fällen des § 38 Absatz 1 und des § 73b Absatz 7 bei Klagen gegen Entscheidungen nach diesem Gesetz im schriftlichen Verfahren durch Urteil entscheiden, wenn der Ausländer anwaltlich vertreten ist. Auf Antrag eines Beteiligten muss mündlich verhandelt werden. Hierauf sind die Beteiligten von dem Gericht hinzuweisen.

(3) Das Gericht sieht von einer weiteren Darstellung des Tatbestandes und der Entscheidungsgründe ab, soweit es den Feststellungen und der Begründung des angefochtenen Verwaltungsaktes folgt und dies in seiner Entscheidung feststellt oder soweit die Beteiligten übereinstimmend darauf verzichten.

(4) Wird während des Verfahrens der streitgegenständliche Verwaltungsakt, mit dem ein Asylantrag als unzulässig abgelehnt wurde, durch eine Ablehnung als unbegründet oder offensichtlich unbegründet ersetzt, so wird der neue Verwaltungsakt Gegenstand des Verfahrens. Das Bundesamt übersendet dem Gericht, bei dem das Verfahren anhängig ist, eine Abschrift des neuen Verwaltungsakts. Nimmt der Kläger die Klage daraufhin unverzüglich zurück, trägt das Bundesamt die Kosten des Verfahrens. Unterliegt der Kläger ganz oder teilweise, entscheidet das Gericht nach billigem Ermessen.

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

(1) Die oberste Landesbehörde kann aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen oder zur Wahrung politischer Interessen der Bundesrepublik Deutschland anordnen, dass die Abschiebung von Ausländern aus bestimmten Staaten oder von in sonstiger Weise bestimmten Ausländergruppen allgemein oder in bestimmte Staaten für längstens drei Monate ausgesetzt wird. Für einen Zeitraum von länger als sechs Monaten gilt § 23 Abs. 1.

(2) Die Abschiebung eines Ausländers ist auszusetzen, solange die Abschiebung aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen unmöglich ist und keine Aufenthaltserlaubnis erteilt wird. Die Abschiebung eines Ausländers ist auch auszusetzen, wenn seine vorübergehende Anwesenheit im Bundesgebiet für ein Strafverfahren wegen eines Verbrechens von der Staatsanwaltschaft oder dem Strafgericht für sachgerecht erachtet wird, weil ohne seine Angaben die Erforschung des Sachverhalts erschwert wäre. Einem Ausländer kann eine Duldung erteilt werden, wenn dringende humanitäre oder persönliche Gründe oder erhebliche öffentliche Interessen seine vorübergehende weitere Anwesenheit im Bundesgebiet erfordern. Soweit die Beurkundung der Anerkennung einer Vaterschaft oder der Zustimmung der Mutter für die Durchführung eines Verfahrens nach § 85a ausgesetzt wird, wird die Abschiebung des ausländischen Anerkennenden, der ausländischen Mutter oder des ausländischen Kindes ausgesetzt, solange das Verfahren nach § 85a nicht durch vollziehbare Entscheidung abgeschlossen ist.

(2a) Die Abschiebung eines Ausländers wird für eine Woche ausgesetzt, wenn seine Zurückschiebung oder Abschiebung gescheitert ist, Abschiebungshaft nicht angeordnet wird und die Bundesrepublik Deutschland auf Grund einer Rechtsvorschrift, insbesondere des Artikels 6 Abs. 1 der Richtlinie 2003/110/EG des Rates vom 25. November 2003 über die Unterstützung bei der Durchbeförderung im Rahmen von Rückführungsmaßnahmen auf dem Luftweg (ABl. EU Nr. L 321 S. 26), zu seiner Rückübernahme verpflichtet ist. Die Aussetzung darf nicht nach Satz 1 verlängert werden. Die Einreise des Ausländers ist zuzulassen.

(2b) Solange ein Ausländer, der eine Aufenthaltserlaubnis nach § 25a Absatz 1 besitzt, minderjährig ist, soll die Abschiebung seiner Eltern oder eines allein personensorgeberechtigten Elternteils sowie der minderjährigen Kinder, die mit den Eltern oder dem allein personensorgeberechtigten Elternteil in familiärer Lebensgemeinschaft leben, ausgesetzt werden.

(2c) Es wird vermutet, dass der Abschiebung gesundheitliche Gründe nicht entgegenstehen. Der Ausländer muss eine Erkrankung, die die Abschiebung beeinträchtigen kann, durch eine qualifizierte ärztliche Bescheinigung glaubhaft machen. Diese ärztliche Bescheinigung soll insbesondere die tatsächlichen Umstände, auf deren Grundlage eine fachliche Beurteilung erfolgt ist, die Methode der Tatsachenerhebung, die fachlich-medizinische Beurteilung des Krankheitsbildes (Diagnose), den Schweregrad der Erkrankung, den lateinischen Namen oder die Klassifizierung der Erkrankung nach ICD 10 sowie die Folgen, die sich nach ärztlicher Beurteilung aus der krankheitsbedingten Situation voraussichtlich ergeben, enthalten. Zur Behandlung der Erkrankung erforderliche Medikamente müssen mit der Angabe ihrer Wirkstoffe und diese mit ihrer international gebräuchlichen Bezeichnung aufgeführt sein.

(2d) Der Ausländer ist verpflichtet, der zuständigen Behörde die ärztliche Bescheinigung nach Absatz 2c unverzüglich vorzulegen. Verletzt der Ausländer die Pflicht zur unverzüglichen Vorlage einer solchen ärztlichen Bescheinigung, darf die zuständige Behörde das Vorbringen des Ausländers zu seiner Erkrankung nicht berücksichtigen, es sei denn, der Ausländer war unverschuldet an der Einholung einer solchen Bescheinigung gehindert oder es liegen anderweitig tatsächliche Anhaltspunkte für das Vorliegen einer lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankung, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würde, vor. Legt der Ausländer eine Bescheinigung vor und ordnet die Behörde daraufhin eine ärztliche Untersuchung an, ist die Behörde berechtigt, die vorgetragene Erkrankung nicht zu berücksichtigen, wenn der Ausländer der Anordnung ohne zureichenden Grund nicht Folge leistet. Der Ausländer ist auf die Verpflichtungen und auf die Rechtsfolgen einer Verletzung dieser Verpflichtungen nach diesem Absatz hinzuweisen.

(3) Die Ausreisepflicht eines Ausländers, dessen Abschiebung ausgesetzt ist, bleibt unberührt.

(4) Über die Aussetzung der Abschiebung ist dem Ausländer eine Bescheinigung auszustellen.

(5) Die Aussetzung der Abschiebung erlischt mit der Ausreise des Ausländers. Sie wird widerrufen, wenn die der Abschiebung entgegenstehenden Gründe entfallen. Der Ausländer wird unverzüglich nach dem Erlöschen ohne erneute Androhung und Fristsetzung abgeschoben, es sei denn, die Aussetzung wird erneuert. Ist die Abschiebung länger als ein Jahr ausgesetzt, ist die durch Widerruf vorgesehene Abschiebung mindestens einen Monat vorher anzukündigen; die Ankündigung ist zu wiederholen, wenn die Aussetzung für mehr als ein Jahr erneuert wurde. Satz 4 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer die der Abschiebung entgegenstehenden Gründe durch vorsätzlich falsche Angaben oder durch eigene Täuschung über seine Identität oder Staatsangehörigkeit selbst herbeiführt oder zumutbare Anforderungen an die Mitwirkung bei der Beseitigung von Ausreisehindernissen nicht erfüllt.

(6) Einem Ausländer, der eine Duldung besitzt, darf die Ausübung einer Erwerbstätigkeit nicht erlaubt werden, wenn

1.
er sich in das Inland begeben hat, um Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu erlangen,
2.
aufenthaltsbeendende Maßnahmen bei ihm aus Gründen, die er selbst zu vertreten hat, nicht vollzogen werden können oder
3.
er Staatsangehöriger eines sicheren Herkunftsstaates nach § 29a des Asylgesetzes ist und sein nach dem 31. August 2015 gestellter Asylantrag abgelehnt oder zurückgenommen wurde, es sei denn, die Rücknahme erfolgte auf Grund einer Beratung nach § 24 Absatz 1 des Asylgesetzes beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, oder ein Asylantrag nicht gestellt wurde.
Zu vertreten hat ein Ausländer die Gründe nach Satz 1 Nummer 2 insbesondere, wenn er das Abschiebungshindernis durch eigene Täuschung über seine Identität oder Staatsangehörigkeit oder durch eigene falsche Angaben selbst herbeiführt. Satz 1 Nummer 3 gilt bei unbegleiteten minderjährigen Ausländern nicht für die Rücknahme des Asylantrags oder den Verzicht auf die Antragstellung, wenn die Rücknahme oder der Verzicht auf das Stellen eines Asylantrags im Interesse des Kindeswohls erfolgte. Abweichend von den Sätzen 1 bis 3 ist einem Ausländer, der als Asylberechtigter anerkannt ist, der im Bundesgebiet die Rechtsstellung eines ausländischen Flüchtlings oder eines subsidiär Schutzberechtigten genießt, die Erwerbstätigkeit erlaubt.

(1) In Anwendung des Abkommens vom 28. Juli 1951 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (BGBl. 1953 II S. 559) darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht ist. Dies gilt auch für Asylberechtigte und Ausländer, denen die Flüchtlingseigenschaft unanfechtbar zuerkannt wurde oder die aus einem anderen Grund im Bundesgebiet die Rechtsstellung ausländischer Flüchtlinge genießen oder die außerhalb des Bundesgebiets als ausländische Flüchtlinge nach dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge anerkannt sind. Wenn der Ausländer sich auf das Abschiebungsverbot nach diesem Absatz beruft, stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge außer in den Fällen des Satzes 2 in einem Asylverfahren fest, ob die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und dem Ausländer die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen ist. Die Entscheidung des Bundesamtes kann nur nach den Vorschriften des Asylgesetzes angefochten werden.

(2) Ein Ausländer darf nicht in einen Staat abgeschoben werden, in dem ihm der in § 4 Absatz 1 des Asylgesetzes bezeichnete ernsthafte Schaden droht. Absatz 1 Satz 3 und 4 gilt entsprechend.

(3) Darf ein Ausländer nicht in einen Staat abgeschoben werden, weil dieser Staat den Ausländer wegen einer Straftat sucht und die Gefahr der Verhängung oder der Vollstreckung der Todesstrafe besteht, finden die Vorschriften über die Auslieferung entsprechende Anwendung.

(4) Liegt ein förmliches Auslieferungsersuchen oder ein mit der Ankündigung eines Auslieferungsersuchens verbundenes Festnahmeersuchen eines anderen Staates vor, darf der Ausländer bis zur Entscheidung über die Auslieferung nur mit Zustimmung der Behörde, die nach § 74 des Gesetzes über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen für die Bewilligung der Auslieferung zuständig ist, in diesen Staat abgeschoben werden.

(5) Ein Ausländer darf nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 1950 zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (BGBl. 1952 II S. 685) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist.

(6) Die allgemeine Gefahr, dass einem Ausländer in einem anderen Staat Strafverfolgung und Bestrafung drohen können und, soweit sich aus den Absätzen 2 bis 5 nicht etwas anderes ergibt, die konkrete Gefahr einer nach der Rechtsordnung eines anderen Staates gesetzmäßigen Bestrafung stehen der Abschiebung nicht entgegen.

(7) Von der Abschiebung eines Ausländers in einen anderen Staat soll abgesehen werden, wenn dort für diesen Ausländer eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. § 60a Absatz 2c Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Eine erhebliche konkrete Gefahr aus gesundheitlichen Gründen liegt nur vor bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden. Es ist nicht erforderlich, dass die medizinische Versorgung im Zielstaat mit der Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland gleichwertig ist. Eine ausreichende medizinische Versorgung liegt in der Regel auch vor, wenn diese nur in einem Teil des Zielstaats gewährleistet ist. Gefahren nach Satz 1, denen die Bevölkerung oder die Bevölkerungsgruppe, der der Ausländer angehört, allgemein ausgesetzt ist, sind bei Anordnungen nach § 60a Abs. 1 Satz 1 zu berücksichtigen.

(8) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Ausländer aus schwerwiegenden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland anzusehen ist oder eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen eines Verbrechens oder besonders schweren Vergehens rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Ausländer die Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 des Asylgesetzes erfüllt. Von der Anwendung des Absatzes 1 kann abgesehen werden, wenn der Ausländer eine Gefahr für die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vorsätzlicher Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskräftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr für Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach § 177 des Strafgesetzbuches ist.

(9) In den Fällen des Absatzes 8 kann einem Ausländer, der einen Asylantrag gestellt hat, abweichend von den Vorschriften des Asylgesetzes die Abschiebung angedroht und diese durchgeführt werden. Die Absätze 2 bis 7 bleiben unberührt.

(10) Soll ein Ausländer abgeschoben werden, bei dem die Voraussetzungen des Absatzes 1 vorliegen, kann nicht davon abgesehen werden, die Abschiebung anzudrohen und eine angemessene Ausreisefrist zu setzen. In der Androhung sind die Staaten zu bezeichnen, in die der Ausländer nicht abgeschoben werden darf.

(11) (weggefallen)

Tenor

I. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Ansbach vom 27. Juli 2016 wird dahingehend abgeändert, dass die Klage hinsichtlich der Klägerin zu 2 insgesamt abgewiesen wird.

II. Die Klägerin zu 1 trägt die Kosten des erstinstanzlichen Verfahrens zu 3/8, die Klägerin zu 2 zu 4/8 und die Beklagte zu 1/8. Die Klägerin zu 2 trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.

Gerichtskosten werden nicht erhoben.

III. Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der jeweilige Vollstreckungsschuldner darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des zu vollstreckenden Betrags abwenden, wenn nicht der jeweilige Vollstreckungsgläubiger vorher Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

IV. Die Revision wird nicht zugelassen.

Tatbestand

Die Klägerinnen, aserbaidschanische Staatsangehörige und aserbaidschanischer Volkszugehörigkeit, verließen Aserbaidschan nach dem Vorbringen der Klägerin zu 1 am 25. oder 26. Dezember 2013, reisten am 31. Dezember 2013 auf dem Landweg über ihr namentlich nicht bekannte Länder in die Bundesrepublik Deutschland ein und stellten am 21. Januar 2014 Asylanträge. Bei der Klägerin zu 1, geboren am 28. Oktober 1968, handelt es sich um die Mutter der am 10. Januar 2005 geborenen Klägerin zu 2. Mit Bescheid vom 9. Februar 2016 lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Anträge der Klägerinnen auf Zuerkennen der Flüchtlingseigenschaft, auf Asylanerkennung sowie auf Zuerkennung des subsidiären Schutzstatus ab und stellte fest, dass Abschiebungsverbote nach § 60 Abs. 5 und 7 Satz 1 AufenthG nicht vorliegen. Die Klägerinnen wurden aufgefordert, die Bundesrepublik Deutschland innerhalb von 30 Tagen nach Bekanntgabe dieser Entscheidung bzw. – im Fall einer Klageerhebung – innerhalb von 30 Tagen nach dem unanfechtbaren Abschluss des Asylverfahrens zu verlassen, andernfalls wurde ihnen die Abschiebung zuvorderst nach Aserbaidschan angedroht. Das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot gemäß § 11 Abs. 1 AufenthG wurde auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung befristet.

Mit Urteil vom 27. Juli 2016 hob das Verwaltungsgericht Ansbach den Bescheid des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vom 9. Februar 2016 in den Ziff. 4, 5 und 6 auf und verpflichtete das Bundesamt, festzustellen, dass bei der Klägerin zu 1 ein Abschiebungsverbot nach § 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG hinsichtlich Aserbaidschans vorliege sowie bei der Klägerin zu 2 ein Abschiebungsverbot nach § 60 Abs. 5 AufenthG hinsichtlich Aserbaidschans vorliege. Im Übrigen wurden die Klagen abgewiesen. Zur Begründung führt das Verwaltungsgericht aus, die Klägerin zu 2 habe als minderjährige Tochter der Klägerin zu 1 gegen die Beklagte einen Anspruch auf Feststellung, dass bei ihr die Voraussetzungen des § 60 Abs. 5 AufenthG i.V.m. Art. 8 Abs. 1 EMRK hinsichtlich Aserbaidschans vorlägen.

Der Verwaltungsgerichtshof ließ mit Beschluss vom 10. Januar 2017 die Berufung der Beklagten hinsichtlich der Klägerin zu 2 zu.

Die Beklagte begründet ihre Berufung damit, dass das Verwaltungsgericht offensichtlich die konventionswidrige Behandlung ausschließlich in der bei Rückführung der Klägerin zu 2 liegenden Familientrennung sehe. Dies stehe im Widerspruch zur höchstrichterlichen Rechtsprechung. Die Achtung des Familienlebens im Sinn des Art. 8 EMRK könne einen durch die Beklagte festzustellenden Anspruch auf Feststellung von Abschiebungsschutz nicht vermitteln.

Die Beklagte beantragt,

unter Abänderung der verwaltungsfriedlichen Entscheidung die Klage abzuweisen, soweit ihr bezüglich der Klägerin zu 2 stattgegeben wurde.

Die Klägerin zu 2 stellte keinen Antrag.

Mit Schreiben vom 5. April 2017 hat der Verwaltungsgerichtshof die Beteiligten darauf hingewiesen, dass er nach § 130a VwGO der Berufung durch Beschluss stattgeben kann, wenn er sie einstimmig für begründet und eine mündliche Verhandlung nicht für erforderlich hält.

Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der dem Gericht vorliegenden Behördenakten Bezug genommen.

Gründe

Der Verwaltungsgerichtshof hält die Berufung einstimmig für begründet. Eine mündliche Verhandlung ist daher nicht erforderlich (§ 130a VwGO).

Die Berufung ist zulässig, insbesondere wurde sie noch rechtzeitig begründet. Nach § 124a Abs. 6 Satz 1 VwGO ist die Berufung in den Fällen des § 124a Abs. 5 VwGO innerhalb eines Monats nach Zustellung des Beschlusses über die Zulassung der Berufung zu begründen. Der Zulassungsbeschluss des Senats vom 10. Januar 2017 wurde, adressiert an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Referat Prozessführung, Frankenstr. 201, 90461 Nürnberg, von diesem mit einem Eingangsstempel vom 18. Januar 2017 versehen. Das unterschriebene Empfangsbekenntnis nach § 174 ZPO datiert vom 18. Januar 2017. Der Eingangsstempel trägt die Ortsangabe „München“. Der Mitarbeiter der Bundesamtsaußenstelle München ist jedoch nach der behördlichen Geschäftsverteilung nicht dafür zuständig, die berufungsgerichtlichen Empfangsbekenntnisse zu den Verfahren zu vollziehen, in denen das Bundesamt Rechtsmittelführer ist. Dies obliegt dem dafür zuständigen Mitarbeiter im zuständigen Fachreferat Prozessführung. Nicht mit dem Eingang eines Urteils bei der Posteingangsstelle der Behörde, sondern erst mit seiner Empfangnahme und deren Bestätigung durch den hierfür zuständigen Bediensteten der Behörde ist die Zustellung gegen Empfangsbekenntnis bewirkt (vgl. BVerwG, B.v. 14.12.1989 – 9 B 466.89 – juris). Das zur Bearbeitung zuständige Fachreferat der Beklagten erlangte erst durch Übermittlung der Senatsverfügung vom 23. Februar 2017, die dem Referat Prozessführung am 7. März 2017 zuging, von dem Senatsbeschluss Kenntnis, mit dem die beantragte Berufung zugelassen wurde. Die Berufungsbegründung erfolgte mit Schriftsatz vom 7. März 2017, beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingegangen am 7. März 2017. Damit erfolgte die Berufungsbegründung noch rechtzeitig. Der Senat weist darauf hin, dass er erwägt, in Zukunft dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Berufungsverfahren nur noch gegen Postzustellungsurkunde zuzustellen.

Die Berufung ist auch begründet, weil die Klägerin zu 2 keinen Anspruch auf Feststellung eines Abschiebungsverbots nach § 60 Abs. 5 AufenthG hat. Nach dieser Vorschrift darf ein Ausländer nicht abgeschoben werden, soweit sich aus der Anwendung der Konvention vom 4. November 2015 zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) ergibt, dass die Abschiebung unzulässig ist. Nach Art. 8 EMRK ist das jedem zustehende Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens, der Wohnung und der eigenen Korrespondenz geschützt. Eine Behörde darf in die Ausübung dieses Rechts nur eingreifen, soweit der Eingriff gesetzlich vorgesehen und in einer demokratischen Gesellschaft notwendig ist für die nationale oder öffentliche Sicherheit, für das wirtschaftliche Wohl des Landes, zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zur Verhütung von Straftaten, zum Schutz der Gesundheit oder der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer. Für das Vorliegen des nationalen ausländerrechtlichen Abschiebeverbots des § 60 Abs. 5 AufenthG erfordert die Feststellung eines solchen Abschiebungshindernisses grundsätzlich eine von staatlicher Seite ausgehende oder zumindest zu verantwortende Gefährdung (vgl. BVerwG, U.v. 17.10.1995 – 9 C 15.95 – BVerwGE 99, 331). Der verbürgte Schutz und die in die Entscheidungszuständigkeit der Beklagten fallende Schutzfeststellung bezieht sich allein auf zielstaatsbezogen bestehende Gefährdungen (BVerwG, B.v. 6.6.2007 – 10 B 65.07 – BVerwGE 126, 192). Hindernisse, die einer Vollstreckung der Ausreisepflicht entgegenstehen, weil andernfalls ein geschütztes Rechtsgut im Bundesgebiet verletzt würde (inlandsbezogene Vollstreckungshindernisse) und ein aus einer Schutzzuerkennung bei einem Elternteil resultierendes Bleiberecht und/ oder die Achtung des Familienlebens im Sinn des Art. 8 EMRK kann keinen durch die Beklagte für die Person eines nahen Angehörigen festzustellenden Abschiebungsschutz vermitteln (vgl. Bergmann in Bergmann/Dienelt, Ausländerrecht, 11. Aufl. 2016, § 60 AufenthG Rn. 47). Andere Umstände, die hier auf einen Anspruch auf das nationale ausländerrechtliche Abschiebungsverbot führen sollten, sind nicht dargelegt.

Die Kostenentscheidung folgt aus § 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Das Verfahren ist gemäß § 83b AsylG gerichtskostenfrei. Der Ausspruch zur vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 167 Abs. 1 VwGO i.V.m. §§ 708 ff. ZPO.

Die Revision war nicht zuzulassen, da keiner der Gründe des § 132 Abs. 2 VwGO vorliegt.

(1) Der Ehegatte oder der Lebenspartner eines Asylberechtigten wird auf Antrag als Asylberechtigter anerkannt, wenn

1.
die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2.
die Ehe oder Lebenspartnerschaft mit dem Asylberechtigten schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3.
der Ehegatte oder der Lebenspartner vor der Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter eingereist ist oder er den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt hat und
4.
die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.
Für die Anerkennung als Asylberechtigter nach Satz 1 ist es unbeachtlich, wenn die Ehe nach deutschem Recht wegen Minderjährigkeit im Zeitpunkt der Eheschließung unwirksam oder aufgehoben worden ist; dies gilt nicht zugunsten des im Zeitpunkt der Eheschließung volljährigen Ehegatten.

(2) Ein zum Zeitpunkt seiner Asylantragstellung minderjähriges lediges Kind eines Asylberechtigten wird auf Antrag als asylberechtigt anerkannt, wenn die Anerkennung des Ausländers als Asylberechtigter unanfechtbar ist und diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist.

(3) Die Eltern eines minderjährigen ledigen Asylberechtigten oder ein anderer Erwachsener im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU werden auf Antrag als Asylberechtigte anerkannt, wenn

1.
die Anerkennung des Asylberechtigten unanfechtbar ist,
2.
die Familie im Sinne des Artikels 2 Buchstabe j der Richtlinie 2011/95/EU schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Asylberechtigte politisch verfolgt wird,
3.
sie vor der Anerkennung des Asylberechtigten eingereist sind oder sie den Asylantrag unverzüglich nach der Einreise gestellt haben,
4.
die Anerkennung des Asylberechtigten nicht zu widerrufen oder zurückzunehmen ist und
5.
sie die Personensorge für den Asylberechtigten innehaben.
Für zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung minderjährige ledige Geschwister des minderjährigen Asylberechtigten gilt Satz 1 Nummer 1 bis 4 entsprechend.

(4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nicht für Familienangehörige im Sinne dieser Absätze, die die Voraussetzungen des § 60 Absatz 8 Satz 1 des Aufenthaltsgesetzes oder des § 3 Absatz 2 erfüllen oder bei denen das Bundesamt nach § 60 Absatz 8 Satz 3 des Aufenthaltsgesetzes von der Anwendung des § 60 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes abgesehen hat. Die Absätze 2 und 3 gelten nicht für Kinder eines Ausländers, der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist.

(5) Auf Familienangehörige im Sinne der Absätze 1 bis 3 von international Schutzberechtigten sind die Absätze 1 bis 4 entsprechend anzuwenden. An die Stelle der Asylberechtigung tritt die Flüchtlingseigenschaft oder der subsidiäre Schutz. Der subsidiäre Schutz als Familienangehöriger wird nicht gewährt, wenn ein Ausschlussgrund nach § 4 Absatz 2 vorliegt.

(6) Die Absätze 1 bis 5 sind nicht anzuwenden, wenn dem Ausländer durch den Familienangehörigen im Sinne dieser Absätze eine Verfolgung im Sinne des § 3 Absatz 1 oder ein ernsthafter Schaden im Sinne des § 4 Absatz 1 droht oder er bereits einer solchen Verfolgung ausgesetzt war oder einen solchen ernsthaften Schaden erlitten hat.

(1) War der Ausländer im Besitz eines Aufenthaltstitels, darf eine nach den Vorschriften dieses Gesetzes vollziehbare Abschiebungsandrohung erst vollzogen werden, wenn der Ausländer auch nach § 58 Abs. 2 Satz 2 des Aufenthaltsgesetzes vollziehbar ausreisepflichtig ist.

(2) Hat der Ausländer die Verlängerung eines Aufenthaltstitels mit einer Gesamtgeltungsdauer von mehr als sechs Monaten beantragt, wird die Abschiebungsandrohung erst mit der Ablehnung dieses Antrags vollziehbar. Im Übrigen steht § 81 des Aufenthaltsgesetzes der Abschiebung nicht entgegen.

(3) Haben Familienangehörige im Sinne des § 26 Absatz 1 bis 3 gleichzeitig oder jeweils unverzüglich nach ihrer Einreise einen Asylantrag gestellt, darf die Ausländerbehörde die Abschiebung vorübergehend aussetzen, um die gemeinsame Ausreise der Familie zu ermöglichen. Sie stellt dem Ausländer eine Bescheinigung über die Aussetzung der Abschiebung aus.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

Gerichtskosten (Gebühren und Auslagen) werden in Streitigkeiten nach diesem Gesetz nicht erhoben.