Verwaltungsgericht Ansbach Urteil, 18. Okt. 2016 - AN 15 K 16.00373

bei uns veröffentlicht am18.10.2016

Gericht

Verwaltungsgericht Ansbach

Tenor

1. Die Klage wird abgewiesen.

2. Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.

Tatbestand

Der Kläger begehrt die Anerkennung einer Weiterbildung betreffend die Qualifikation zur Heimleitung.

Mit Schreiben vom 15. Juli 2015 stellte der Kläger bei der Regierung von Mittelfranken einen Antrag auf „Gleichstellung gem. § 58 AVPfleWoqG“. Gestützt wurde der Antrag des Klägers, einem staatlich anerkannten Altenpfleger, auf die von ihm beim Institut „…“ in den Jahren 1997/98 absolvierte Weiterbildung betreffend die „Qualifikation zur Heimleitung“ und „Qualifikation Sozialmanagement“ mit einem Umfang von insgesamt 650 Stunden.

Mit Schreiben vom 29. Juli 2015 teilte die Regierung von Mittelfranken dem Kläger mit, dass die Voraussetzungen für eine Gleichstellung nicht vorlägen. Den seitens des Klägers mit Schreiben vom 31. August 2015 hiergegen erhobenen Widerspruch wies die Regierung von Mittelfranken mit Widerspruchsbescheid vom 5. Februar 2016, der Bevollmächtigten des Klägers am 10. Februar 2016 zugegangen, zurück.

Zur Begründung wurde im Wesentlichen ausgeführt, die Voraussetzungen einer kraft Gesetzes eintretenden Gleichstellung einer Weiterbildung nach § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG lägen nicht vor. Das vom Kläger erworbene Zertifikat des Weiterbildungsinstituts stelle keine „Weiterbildung nach den Rechts- oder Verwaltungsvorschriften des Bundes oder der Länder“ im Sinne dieser Norm dar. Die erworbene Weiterbildung könne auch nicht gemäß § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG gleichgestellt werden. Als Maßstab für die hierfür erforderliche Gleichwertigkeit seien die vom Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen vom 30. Mai 2012 bekannt gegebenen Kriterien heranzuziehen. Danach könne eine Gleichstellung nur erfolgen, wenn thematisch alle Module der einschlägigen Weiterbildungen nach der AVPfleWoqG umfasst seien, die Weiterbildung mindestens den Stundenvorgaben der jeweiligen Module der Weiterbildung nach der AVPfleWoqG entspreche, inhaltlich mindestens ¾ der Themenfelder der jeweiligen Module der Weiterbildung nach der AVPfleWoqG abgedeckt würden, ein Nachweis über den Transfer des erworbenen Wissens in die Praxis - wie etwa eine Projektarbeit und ein Praktikum - nachgewiesen werden könne und eine mündliche Abschlussprüfung erfolgreich abgelegt worden sei. Dabei seien die Voraussetzungen grundsätzlich im Rahmen einer erfolgreich absolvierten Weiterbildung zu erbringen.

Diese Voraussetzungen lägen beim Kläger nicht vor. Die Weiterbildung habe nur 650 Stunden umfasst. Soweit sich der Kläger auf die Möglichkeit einer Zusammenrechnung von bei verschiedenen Weiterbildungsinstituten erworbenen Zertifikaten berufe, sei anzumerken, dass eine solche nicht durch die Regierung von Mittelfranken, sondern aufgrund § 56 AVPfleWoqG ausschließlich durch anerkannte Weiterbildungsinstitute erfolgen könne.

Unabhängig davon, ob in der Vergangenheit - wie der Kläger behaupte - seine Heimleitereignung tatsächlich vom örtlichen Landratsamt anerkannt worden bzw. ob das Landratsamt für eine Anerkennung überhaupt zuständig gewesen sei, resultiere daraus kein Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 3 Abs. 1 GG, da es verschiedenen Behörden nicht verwehrt sei, gleiche Sachverhalte unterschiedlich zu behandeln.

Mit am 7. März 2016 beim Bayerischen Verwaltungsgericht Ansbach eingegangenem Schriftsatz seiner Bevollmächtigten vom gleichen Tag hat der Kläger Klage erhoben.

Zur Begründung wird vorgetragen, der Kläger sei als langjähriger Heimleiter hinreichend für diese Tätigkeit qualifiziert. Er sei bereits im Zeitraum von Oktober 1994 bis Dezember 2006 als Heimleiter tätig gewesen. Er habe in diesem Zeitraum das Pflegeheim „Seniorenbetreuung …“ in … geleitet. Bei diesem habe es sich um eine vollstationäre Pflegeeinrichtung gehandelt, welche dem HeimG unterfallen sei. Zum 1. Juli 2010 sei er zur … Klinik … gewechselt. Er habe dort zunächst als Stationsleiter die geriatrische Abteilung der Klinik geleitet, bevor er zum 1. November 2014 Pflegedienstleiter für die gesamte Klinik geworden sei. Seit dem 1. März 2015 sei er Heimleiter des Pflegeheims … Klinik. Neben der in den Jahren 1997/98 beim Institut „…“ absolvierten Weiterbildung zur Heimleitung, die mit einer zweitägigen Abschlussprüfung mit mündlicher Prüfung endete, habe er fortlaufend auch an zahlreichen anderen Fortbildungsveranstaltungen und Seminaren teilgenommen.

Die abgeschlossene Weiterbildung genüge bereits den Voraussetzungen des § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG, sei also den Weiterbildungen nach der AVPfleWoqG gleichgestellt. Jedenfalls aber müsse der Beklagte die Gleichwertigkeit der absolvierten Weiterbildung zumindest nach § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG feststellen.

Entgegen der Ansicht der Regierung von Mittelfranken seien die Voraussetzungen des § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG erfüllt. Die vom Kläger erworbene Weiterbildung stelle nämlich eine solche nach den Rechtsvorschriften des Bundes dar. Er habe die Weiterbildung nach den damals gültigen Rechtsvorschriften der §§ 3 Abs. 2 Nr. 2 HeimG, 2 HeimPersV absolviert. Dass diese Rechtsvorschriften aufgrund der Föderalismusreform und dem Übergang der Gesetzgebungskompetenz für das öffentlich-rechtliche Heimrecht vom Bund auf die Länder zwischenzeitlich nicht mehr gelten würden, sie vielmehr mit Erlass des PfleWoqG und der AVPfleWoqG abgelöst worden seien, ändere daran nichts. Da aufgrund der Föderalismusreform insofern kein „Bundesrecht“ mehr existiere, sei der Verweis in § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG auf „Bundesrecht“ so zu verstehen, dass die Norm auch die vor Inkrafttreten der bayerischen Gesetze und Verordnungen nach damals geltendem Bundesrecht absolvierten Weiterbildungen erfasse.

Die vom Kläger nach den damals gültigen Rechtsvorschriften absolvierte Weiterbildung zur Heimleitung sei auch vergleichbar im Sinne des § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG, da in beiden Fällen eine Qualifikation zur Leitung eines Heimes erworben werde. Die Vergleichbarkeit müsse sich allein nach dem Berufs- und Tätigkeitsbild des Heimleiters richten, nicht hingegen - wie die Regierung meine - nach den vermittelten Inhalten oder der Ausbildungsdauer. Dies ergebe sich auch aus einem Vergleich mit den Regelungen zur Gleichstellung der Weiterbildung von Ausländern im BayBQFG. Es bestünde kein sachlicher Grund dafür, dass der Gesetzgeber beim Begriff der „Vergleichbarkeit“ von Aus- und Weiterbildungen unterschiedliche Maßstäbe für In- und Ausländer habe ansetzen wollen.

Jedenfalls sei die durch den Kläger erworbene Weiterbildung aufgrund Gleichwertigkeit nach § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG gleichzustellen. Entgegen der Auffassung der Regierung könne als Maßstab für die Gleichwertigkeit nicht auf die im Schreiben des Staatsministeriums vom 30. Mai 2012 genannten Kriterien abgestellt werden, da eine derartige Praxis einen unzulässigen Eingriff in die Berufsfreiheit nach Art. 12 Abs. 1 GG darstellen würde. Die Berufsfreiheit könne nur durch oder aufgrund eines Gesetzes eingeschränkt werden. Insofern stelle das Ministerialschreiben keine geeignete Rechtsgrundlage dar. Überdies sei auch der Grundsatz des Vertrauensschutzes verletzt, da die Anforderungen an die Ausübung des Berufs des Heimleiters insbesondere durch die erforderliche Mindeststundenzahl der Weiterbildung rückwirkend erhöht worden seien. Der Vertrauensschaden des Klägers sei hier auch hinreichend gewichtig. Im Falle einer Klageabweisung könne der Kläger seine Tätigkeit als Heimleiter wegen der neu eingeführten Qualifikationsanforderung nicht mehr weiter ausüben. Eine Befreiung nach § 51 Abs. 2 Satz 1 AVPfleWoqG sei dem Kläger nicht erteilt worden. Auch die Übergangsregelung des § 97 Abs. 3 AVPfleWoqG könne auf den Kläger keine Anwendung finden.

Das Berufen auf eine Mindeststundenzahl der Weiterbildung stelle auch einen Verstoß gegen Art. 3 GG dar. Denn ein Ausländer könne, falls seine im Ausland erworbenen Aus- oder Weiterbildung eine geringere Mindeststundenzahl aufweise, als dies bei Weiterbildungen nach der AVPfleWoqG der Fall sei, dies allein mit sonstigen Befähigungsnachweisen oder einschlägiger Berufserfahrung ausgleichen. Gleiches müsse für Personen gelten, die ihre Weiterbildung zum Heimleiter im Inland absolviert hätten.

Der Kläger beantragt,

I. Der Bescheid der Regierung von Mittelfranken vom 29. Juli 2015 in der Fassung des Widerspruchsbescheids vom 5. Februar 2016 wird aufgehoben.

II. Der Beklagte wird verurteilt, die durch den Kläger erworbenen Qualifikationen zum Heimleiter und Sozialmanagement der Weiterbildung nach § 58 AVPfleWoqG gleichzustellen.

Die Regierung von Mittelfranken beantragt für den Beklagten

Klageabweisung.

Ergänzend zu den Ausführungen im Ausgangs- und Widerspruchsbescheid wird insbesondere vorgetragen, dass es unzutreffend sei, dass der Kläger bereits früher eine Altenpflegeeinrichtung geleitet habe. Bei der „…“ habe es sich nach Auskunft des zuständigen Landratsamts … nämlich während des gesamten Zeitraums des Betriebs der Einrichtung nur um eine Kurzzeitpflegeeinrichtung gehandelt. Diese sei von der Mutter des Klägers betrieben worden. Eine solche sei keine Einrichtung im Sinne des damals geltenden HeimG. Überdies habe die Weiterbildung des Klägers entgegen früherer Annahmen lediglich 510 Theoriestunden umfasst. Zwar sei auf den Bestätigungen des Weiterbildungsinstituts eine Gesamtstundenzahl von 650 Stunden ausgewiesen. In diese Gesamtstundenzahl seien jedoch Hospitation und Selbststudium mit insgesamt 140 Stunden eingerechnet worden. Ausführungen zur inhaltlichen Vergleichbarkeit der vom Kläger absolvierten Weiterbildung zu einer solchen nach der AVPfleWoqG seien nur schwer zu treffen. Der Kläger habe lediglich eine grobe Übersicht über die Lehrinhalte vorgelegt. Auch stimme die Aufteilung nicht mit derjenigen überein, die der AVPfleWoqG zugrunde gelegt worden sei. Trotz dessen falle schon bei bloßer Betrachtung der einzelnen Module auf, dass die Themenbereiche D 1 (Angewandte Pflegewissenschaft), D 6 (Sozialpolitik) und D 7 (Gerontologie) thematisch überhaupt nicht behandelt worden seien.

In der mündlichen Verhandlung am 18. Oktober 2016 wurde die Sach- und Rechtslage erörtert.

Wegen der übrigen Einzelheiten des Sachverhalts wird auf die beigezogene Behördenakte und die Gerichtsakte Bezug genommen.

Gründe

Mit Blick auf das Klagebegehren ist der Antrag des Klägers dahingehend zu verstehen, den Beklagten zur Feststellung zu verpflichten, dass es sich bei der vom Kläger in den Jahren 1997/98 absolvierten Weiterbildung um eine solche nach den Rechts- oder Verwaltungsvorschriften des Bundes oder der Länder handelt, die nach § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG kraft Gesetzes einer Weiterbildung zur Einrichtungsleitung nach der AVPfleWoqG gleichgestellt ist, jedenfalls hilfsweise aber den Beklagten zu verpflichten, die absolvierte Weiterbildung gemäß § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG einer solchen gleichzustellen. Die in dieser Form zulässige Klage hat mangels Begründetheit jedoch keinen Erfolg.

I.

Die so verstandene Klage ist zulässig, insbesondere sind die Anträge jeweils als Verpflichtungsklage in Form der Versagungsgegenklage statthaft. Sowohl das Begehren auf Feststellung der Gleichstellung als auch auf Erklärung der Gleichstellung ist jeweils auf den Erlass eines Verwaltungsaktes gerichtet.

II.

Die Klage ist aber sowohl hinsichtlich des Hauptantrages als auch hinsichtlich des Hilfsantrages unbegründet. Der Kläger hat gegen den Beklagten weder einen Anspruch auf Feststellung noch auf Erklärung der Gleichstellung. Der Versagungsbescheid war daher schon nicht rechtswidrig (§ 113 Abs. 5 VwGO).

Der Kläger stützt sein Begehren auf § 58 AVPfleWoqG. Gemäß § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG sind insbesondere Weiterbildungen nach den Rechts- oder Verwaltungsvorschriften des Bundes oder der Länder bereits kraft Gesetzes den in der AVPfleWoqG geregelten Weiterbildungen gleichgestellt, sofern diese vergleichbar sind und erfolgreich absolviert wurden. Weiterbildungen, die nicht bereits nach Abs. 1 kraft Gesetzes gleichgestellt sind, sind nach § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG auf Antrag gleichzustellen, wenn die Regierung von Mittelfranken als zuständige Behörde (§ 96 AVPfleWoqG) die Gleichwertigkeit der Weiterbildung festgestellt hat.

1. Hinsichtlich des Begehrens auf Feststellung der Gleichstellung ist schon fraglich, ob sich der Kläger insoweit auf § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG berufen kann, ob diese Norm mithin einen subjektiven Anspruch des Klägers und korrespondierend hierzu eine Verpflichtung des Beklagten auf Erlass eines feststellenden Verwaltungsaktes vermittelt. Dies kann aber dahinstehen, da jedenfalls die objektiv-rechtlichen Voraussetzungen der Vorschrift nicht vorliegen. Die seitens des Klägers beim Institut „…“ in den Jahren 1997/98 abgeschlossene Weiterbildung genügt nach Überzeugung des Gerichtes schon nicht den Anforderungen des § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG.

Der Kläger beruft sich zwar darauf, die von ihm absolvierte Weiterbildung sei eine solche nach einer Rechtsvorschrift des Bundes (§ 58 Abs. 1 Nr. 1 AVPfleWoqG), da der Weiterbildungslehrgang aufgrund § 3 Abs. 2 Nr. 2 HeimG i.V.m. § 2 HeimPersV absolviert worden sei. Der Kläger verkennt hierbei jedoch, dass eine kraft Gesetzes eintretende Gleichstellung gerade nicht bei solchen Weiterbildungslehrgängen eintreten kann, die vor Inkrafttreten der AVPfleWoqG absolviert worden sind. Dies folgt bereits aus der Existenz der in der Verordnung angelegten Übergangsvorschriften und insbesondere aus § 97 Abs. 3 AVPfleWoqG. Etwas anderes gilt auch nicht deshalb, weil sonst dem Verweis auf Bundesrecht in § 58 Abs. 1 Nr. 1 AVPfleWoqG, wie der Kläger meint, kein sinnvoller Anwendungsbereich mehr verbliebe. Der Kläger verkennt hierbei nämlich, dass mit dem Verweis gesetzestechnisch dem Umstand Rechnung getragen wird, dass die im Zuge der Föderalismusreform im September 2006 auf die Länder übergegangene Gesetzgebungskompetenz hinsichtlich des Heimrechts in der Praxis nicht von allen Landesgesetzgebern zeitgleich wahrgenommen wird. Der Verweis reagiert damit auf die in anderen Bundesländern bis zur Schaffung eigener landesrechtlicher Regelungen temporale Fortgeltung der bundesrechtlichen Regelungen (vgl. Art. 125a Abs. 1 GG). Keineswegs soll damit aber durch die Hintertür eine dauerhafte Anerkennung der nach „alten“ bundesrechtlichen Regelungen anerkannten Weiterbildungen erfolgen. Denn ansonsten würde es keiner Übergangsvorschriften bedürfen. Unabhängig davon ist schon zweifelhaft, ob es sich bei der in Rede stehenden Weiterbildung überhaupt jemals um eine solche nach Bundesrecht gehandelt hat. Die bundesrechtlichen Normen, auf die der Kläger diesbezüglich verweist (§ 3 Abs. 2 Nr. 2 HeimG i.V.m. § 2 HeimPersV), enthalten jedenfalls keine Regelungen über die an eine Weiterbildung zum Heimleiter zu stellenden Anforderungen. Dem Gericht sind auch keine anderen bundesrechtlichen Normen bekannt, die etwaige Lehrplaninhalte und Prüfungen einer derartigen Weiterbildung geregelt hätten.

2. Der Kläger kann sein Begehren auch nicht auf § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG stützen.

Nach dieser Vorschrift sind Weiterbildungen, die nicht bereits nach § 58 Abs. 1 AVPfleWoqG kraft Gesetzes gleichgestellt sind, auf Antrag gleichzustellen, wenn die zuständige Behörde die Gleichwertigkeit der Weiterbildung festgestellt hat. Die vom Kläger absolvierte Weiterbildung ist einer Weiterbildung nach §§ 73 bis 77 AVPfleWoqG - entgegen der Ansicht des Klägers - jedoch nicht gleichwertig.

Die tatbestandlich vorausgesetzte Gleichwertigkeit unterliegt als unbestimmter Rechtsbegriff dabei der vollen gerichtlichen Kontrolle. Insofern ist das vom Beklagten im Rahmen der Beurteilung der Gleichwertigkeit herangezogene Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen vom 30. Mai 2012 zum einheitlichen Vollzug des § 58 AVPflewoqG für das Gericht nicht bindend. Auf den Einwand des Klägers, das Ministerialschreiben könne keine Maßstäbe für die Gleichwertigkeit setzen, kommt es damit nicht an. Vielmehr hat das Gericht hier eine eigenständige Prüfung vorzunehmen. Ob eine Weiterbildung als gleichwertig anzusehen ist, bestimmt sich nach dem jeweiligen Regelungszusammenhang und den Zielen des Verordnungsgebers. Einen einheitlichen Rechtsbegriff der „Gleichwertigkeit“ gibt es gerade nicht, da dieser Begriff in unterschiedlichen Gesetzen und Verordnungen vielfältig Verwendung findet. Ausgehend von der hier maßgeblichen Verordnungsbegründung war mit der Einführung von klar strukturierten am aktuellen Wissensstand ausgerichteten Mindestvorgaben für Weiterbildungen neben der Schaffung eines einheitlichen Fort- und Weiterbildungsstandards - die überwiegend von privaten Bildungsträgern angebotenen Weiterbildungen unterschieden sich in Dauer und Inhalt derart wesentlich, dass unter derselben Weiterbildungsbezeichnung teilweise inhaltlich völlig verschiedene Weiterbildungen angeboten wurden -, vor allem die Vermeidung pflegerischer Defizite bzw. Missstände in Pflegeeinrichtungen und damit die Gewährleistung einer durchgängig qualitativ hochwertigen Pflege und Betreuung bezweckt (vgl. Begründung der AVPfleWoqG, S. 51f., 56). Vor diesem Hintergrund ist es geboten, sich für die Beurteilung der Gleichwertigkeit einer Weiterbildung an den Voraussetzungen zu orientieren, die in der AVPfleWoqG als Mindestanforderungen für die Eignung der Einrichtungsleitung festgeschrieben sind.

Nach § 76 Abs. 2 AVPfleWoqG umfasst eine derartige Weiterbildung neben einer Projektarbeit und einem Praktikum auch mindestens 912 Unterrichtsstunden. Diese Unterrichtsstunden verteilen sich dabei auf 4 Module (Modul A: Soziale Führungs-Qualifikationen mit 11 Themenbereichen und insgesamt 328 Unterrichtsstunden; Modul B: Ökonomische Qualifikationen mit 6 Themenbereichen und insgesamt 184 Unterrichtsstunden; Modul C: Organisatorische Qualifikationen mit 6 Themenbereichen und insgesamt 184 Unterrichtsstunden; Modul D Strukturelle Qualifikationen mit 7 Themenbereichen und insgesamt 216 Unterrichtsstunden; § 76 Abs. 1 i.V.m. Anlage 1 AVPfleWoqG).

Der Vergleich mit den vorstehend genannten Kriterien zeigt, dass die vom Kläger absolvierte Weiterbildung einer solchen nach der AVPfleWoqG gerade nicht gleichwertig ist. Die Unterschiede zwischen den Weiterbildungen sind nicht nur geringfügig. Vielmehr weicht der vom Kläger absolvierte Weiterbildungslehrgang quantitativ und qualitativ erheblich von den Mindestvorgaben der AVPfleWoqG ab und wird damit dem vom Verordnungsgeber ausdrücklich beabsichtigten Qualifikationsniveau nicht einmal annähernd gerecht. Im Gegensatz zu der in der AVPfleWoqG festgeschriebenen Stundenzahl von 912 Unterrichtsstunden umfasste die Weiterbildung des Klägers lediglich 510 Theoriestunden. Bei einer solch signifikanten Abweichung um mehr als 40% von der gesetzlich vorgesehenen Mindeststundenzahl kann schon, ohne Blick auf den konkreten Inhalt der Weiterbildung, nicht mehr davon ausgegangen werden, dass durch die Weiterbildung die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden in einer solchen inhaltlichen Tiefe vermittelt worden sind, wie dies bei der Weiterbildung nach AVPfleWoqG der Fall ist. Selbst wenn man zugunsten des Klägers durch Hinzurechnung der für Hospitation/Selbststudium aufgewendeten 140 Stunden eine Gesamtstundenzahl von 650 ansetzen wollte, vermag dies zu keiner anderen Einschätzung führen, da dann die Mindeststundenvorgabe immer noch um knapp 30% und damit wesentlich unterschritten wäre und damit zugleich indiziert wäre, dass es der beschriebenen Weiterbildung schon aus zeitlichen Gründen an wesentlichen Mindestinhalten mangeln muss. Aber unabhängig davon wird bereits aus den seitens des Klägers vorgelegten Unterlagen augenscheinlich, dass die Themenbereiche angewandte Pflegewissenschaft, Sozialpolitik und Gerontologie nicht Inhalt der absolvierten Weiterbildung waren und damit in Bezug auf das Modul D: „Strukturelle Qualifikationen“ allein 96 Unterrichtsstunden und damit mehr als 40% an Lehrinhalt und damit auch an vermitteltem Wissen fehlen. Zwischen beiden Weiterbildungen bestehen damit inhaltlich wesentliche Unterschiede, so dass der Kläger mangels Gleichwertigkeit der von ihm absolvierten Weiterbildung keine Gleichstellung nach § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG beanspruchen kann.

Dieses Ergebnis ist auch mit Blick auf Art. 12 Abs. 1 GG nicht zu beanstanden. Zwar handelt es sich bei der Einführung einer Weiterbildungspflicht aufgrund der Anknüpfung an persönliche Kenntnisse und Fähigkeiten des Klägers um eine subjektive Berufszulassungsbeschränkung. Eine solche ist mit der Berufsfreiheit jedoch vereinbar, wenn sie als Voraussetzung zur ordnungsgemäßen Erfüllung des Berufs und zum Schutz eines besonders wichtigen Gemeinschaftsgutes erforderlich ist und nicht außer Verhältnis zum angestrebten Zweck steht (Ruffert in Beckscher Online Kommentar, GG, Stand März 2015, Art. 12 Rn. 97).

Diese Voraussetzungen sind vorliegend erfüllt. Die Weiterbildungspflicht dient einem besonders wichtigen Gemeinschaftsgut nämlich der Gesundheit der Heimbewohner. Vor dem Hintergrund der demografiebedingt zu erwartenden Zunahme schwerstpflegebedürftiger Menschen und des stetig voranschreitenden medizinischen Fortschritts ist es zur Sicherstellung einer am aktuellen Stand der Erkenntnisse orientierten Pflege und Betreuung und damit zum Gesundheitsschutz der Bewohner unumgänglich, dass sich auch Einrichtungsleiter im Sinne eines lebenslangen Lernens auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik halten. Bedenken dagegen, dass die AVPfleWoqG im Hinblick auf die Anforderungen an die Ausübung der Tätigkeit eines Heimleiters angesichts der Befreiungsmöglichkeit (§ 51 Abs. 2 AVPfleWoqG), der Möglichkeit der Nachqualifikation innerhalb einer Zeitspanne von bis zu sieben Jahren (§ 97 Abs. 3, 4 AVPfleWoqG) sowie der Anrechnung bereits absolvierter Weiterbildungsmodule durch die Weiterbildungseinrichtungen (§ 56 AVPfleWoqG) unverhältnismäßige Anforderungen stellt, hat das Gericht nicht (vgl. auch BayVGH, B.v. 18.6.2013 - 12 ZB 13.87 - juris Rn. 11).

Soweit eine sog. unechte Rückwirkung bzw. tatbestandliche Rückanknüpfung durch die Einführung bestimmter Qualifikationsanforderungen an die Ausübung der Funktion eines Heimleiters vor dem Hintergrund der Befreiungsmöglichkeit des § 51 Abs. 2 AVPfleWoqG überhaupt vorliegen sollte (dies insoweit offen lassend BayVGH, B.v. 18.6.2013 - 12 ZB 13.87 - juris Rn. 11), sieht das Gericht - anders als der Kläger - auch das Gebot des Vertrauensschutzes nicht verletzt. Das Vertrauen darauf, dass eine individuell günstige Regelung in aller Zukunft bestehen bleibt, ist verfassungsrechtlich nicht geschützt. Der Gesetzgeber ist vielmehr auch zur Änderung von Dauerregelungen für die Zukunft befugt. Dies gilt vor allem bei Vorschriften zur berufsrechtlichen Regulierung, die aufgrund des sozialen und technischen Fortschrittes schon im Grundsatz auf Fortschreibung und Weiterentwicklung angelegt ist. Selbst wenn der Kläger in den Jahren 1994 bis 2006 tatsächlich bereits als Heimleiter tätig bzw. seine Tätigkeit einer solchen vergleichbar gewesen sein sollte, durfte der vor dem Inkrafttreten der AVPfleWoqG zum 1. September 2011 aus dieser (eventuell bestehenden) Leitungsfunktion ausgeschiedene Kläger demnach nicht darauf vertrauen, eine derartige Leitungsfunktion zu einem späteren Zeitpunkt unter den gleichen Voraussetzungen (wieder) wahrnehmen zu dürfen.

Auch eine Verletzung des allgemeinen Gleichheitssatzes des Art. 3 Abs. 1 GG ist nicht gegeben. Der Kläger trägt zwar vor, eine Ungleichbehandlung sei darin zu sehen, dass bei einer im Ausland erworbenen Ausbildung aufgrund der Vorschriften des BayBQFG bestimmte Defizite durch sonstige Befähigungsnachweise oder einschlägige Berufserfahrung ausgeglichen werden könnten, Derartiges bei einer im Inland absolvierten Weiterbildung jedoch verwehrt sei. Der Kläger verkennt hierbei allerdings, dass auch bei einer im Inland erworbenen Weiterbildung über § 56 Abs. 1 AVPfleWoqG die Möglichkeit besteht, vergleichbare Qualifikationen auf die Weiterbildung anrechnen zu lassen; wenn hierfür auch nicht die Regierung von Mittelfranken, sondern die jeweilige Weiterbildungseinrichtung zuständig ist (§ 56 Abs. 2 Satz 1 AVPfleWoqG). Ob dies allein schon ausreicht, das Vorliegen einer Ungleichbehandlung in Frage zu stellen oder ob darüber hinaus § 58 Abs. 2 AVPfleWoqG im Rahmen verfassungskonformer Auslegung so verstanden werden muss, dass über die Gleichwertigkeit auch unter Berücksichtigung der einschlägigen Berufserfahrung zu entscheiden ist, kann letztlich offen bleiben.

Der Kläger hat es nämlich weder im Verwaltungsnoch im Gerichtsverfahren vermocht, seine Berufserfahrung und individuellen Fähigkeiten derart substantiiert vorzutragen, dass eine Einschätzung über die Gleichwertigkeit möglich gewesen wäre. Im Einzelnen hat der Kläger sich nur auf die Vorlage von Zertifikaten und Teilnahmebescheinigungen beschränkt; es erfolgte kein Vortrag zum detaillierten Inhalt der Fortbildungsveranstaltungen. Damit ist auch offen, ob die seitens des Klägers behaupteten Zusatzqualifikationen und Berufserfahrungen gerade die Defizite auszugleichen vermögen, die bei der von ihm absolvierten Weiterbildung in Bezug auf die inhaltliche Tiefe der Lehrinhalte bzw. die fehlenden Themenbereiche insbesondere hinsichtlich Modul D bestehen. Mit Blick auf das BayBQFG ist allein schon deshalb eine Ungleichbehandlung fernliegend. Denn auch das BayBQFG verlangt einem ausländischen Mitbewerber ab, detaillierte Angaben zu Lehrinhalten zu machen.

Der allgemeine Vortrag des Klägers, er weise durch den Besuch von weiteren Fortbildungsveranstaltungen und der hauptberuflichen Leitung von Pflegeheimen faktisch sowohl die persönliche als auch die fachliche Eignung zum Heimleiter auf, ist durchaus verständlich, vermag im Ergebnis an der rechtlichen Bewertung jedoch nichts ändern. Der Verordnungsgeber ist nämlich nicht gehindert, den Nachweis der fachlichen Qualifikation von einer strukturierten Weiterbildung abhängig zu machen, um so zu gewährleisten, dass die erforderlichen Kenntnisse im Einzelfall auch tatsächlich vorliegen. Nur durch für alle Einrichtungsleiter in gleicher Weise geregelte Weiterbildungsanforderungen wird eine für die Qualitätssicherung erforderliche Strukturqualität gewährleistet. Soweit der Kläger meint, dass er über genügend Qualifikationen verfüge, steht es ihm frei, bei einer Weiterbildungseinrichtung diese individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten nach § 56 Abs. 1 AVPfleWoqG anrechnen zu lassen.

Die Klage war somit abzuweisen.

III.

Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 1 VwGO.

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Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 154


(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO | § 113


(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag au

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(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. (3) Ni

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(1) Recht, das als Bundesrecht erlassen worden ist, aber wegen der Änderung des Artikels 74 Abs. 1, der Einfügung des Artikels 84 Abs. 1 Satz 7, des Artikels 85 Abs. 1 Satz 2 oder des Artikels 105 Abs. 2a Satz 2 oder wegen der Aufhebung der Artikel 7

Heimpersonalverordnung - HeimPersV | § 2 Eignung des Heimleiters


(1) Wer ein Heim leitet, muß hierzu persönlich und fachlich geeignet sein. Er muß nach seiner Persönlichkeit, seiner Ausbildung und seinem beruflichen Werdegang die Gewähr dafür bieten, daß das jeweilige Heim entsprechend den Interessen und Bedürfnis

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(1) Die Heime sind verpflichtet, ihre Leistungen nach dem jeweils allgemein anerkannten Stand fachlicher Erkenntnisse zu erbringen. (2) Zur Durchführung des § 2 kann das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Einvernehmen m

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(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

(1) Die Heime sind verpflichtet, ihre Leistungen nach dem jeweils allgemein anerkannten Stand fachlicher Erkenntnisse zu erbringen.

(2) Zur Durchführung des § 2 kann das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und dem Bundesministerium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse entsprechende Regelungen (Mindestanforderungen) erlassen

1.
für die Räume, insbesondere die Wohn-, Aufenthalts-, Therapie- und Wirtschaftsräume sowie die Verkehrsflächen, sanitären Anlagen und die technischen Einrichtungen,
2.
für die Eignung der Leitung des Heims (Leitung) und der Beschäftigten.

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.

(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, daß und wie die Verwaltungsbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, daß der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.

(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, daß die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekanntzugeben.

(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und den Widerspruchsbescheid aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlaß des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, daß Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluß kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.

(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.

(5) Soweit die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, spricht das Gericht die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde aus, die beantragte Amtshandlung vorzunehmen, wenn die Sache spruchreif ist. Andernfalls spricht es die Verpflichtung aus, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.

(1) Die Heime sind verpflichtet, ihre Leistungen nach dem jeweils allgemein anerkannten Stand fachlicher Erkenntnisse zu erbringen.

(2) Zur Durchführung des § 2 kann das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und dem Bundesministerium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse entsprechende Regelungen (Mindestanforderungen) erlassen

1.
für die Räume, insbesondere die Wohn-, Aufenthalts-, Therapie- und Wirtschaftsräume sowie die Verkehrsflächen, sanitären Anlagen und die technischen Einrichtungen,
2.
für die Eignung der Leitung des Heims (Leitung) und der Beschäftigten.

(1) Wer ein Heim leitet, muß hierzu persönlich und fachlich geeignet sein. Er muß nach seiner Persönlichkeit, seiner Ausbildung und seinem beruflichen Werdegang die Gewähr dafür bieten, daß das jeweilige Heim entsprechend den Interessen und Bedürfnissen seiner Bewohner sachgerecht und wirtschaftlich geleitet wird.

(2) Als Heimleiter ist fachlich geeignet, wer

1.
eine Ausbildung zu einer Fachkraft im Gesundheits- oder Sozialwesen oder in einem kaufmännischen Beruf oder in der öffentlichen Verwaltung mit staatlich anerkanntem Abschluß nachweisen kann und
2.
durch eine mindestens zweijährige hauptberufliche Tätigkeit in einem Heim oder in einer vergleichbaren Einrichtung die weiteren für die Leitung des Heims erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten erworben hat. Die Wahrnehmung geeigneter Weiterbildungsangebote ist zu berücksichtigen.

(3) Wird das Heim von mehreren Personen geleitet, so muß jede dieser Personen die Anforderungen des Absatzes 1 erfüllen.

(1) Recht, das als Bundesrecht erlassen worden ist, aber wegen der Änderung des Artikels 74 Abs. 1, der Einfügung des Artikels 84 Abs. 1 Satz 7, des Artikels 85 Abs. 1 Satz 2 oder des Artikels 105 Abs. 2a Satz 2 oder wegen der Aufhebung der Artikel 74a, 75 oder 98 Abs. 3 Satz 2 nicht mehr als Bundesrecht erlassen werden könnte, gilt als Bundesrecht fort. Es kann durch Landesrecht ersetzt werden.

(2) Recht, das auf Grund des Artikels 72 Abs. 2 in der bis zum 15. November 1994 geltenden Fassung erlassen worden ist, aber wegen Änderung des Artikels 72 Abs. 2 nicht mehr als Bundesrecht erlassen werden könnte, gilt als Bundesrecht fort. Durch Bundesgesetz kann bestimmt werden, dass es durch Landesrecht ersetzt werden kann.

(3) Recht, das als Landesrecht erlassen worden ist, aber wegen Änderung des Artikels 73 nicht mehr als Landesrecht erlassen werden könnte, gilt als Landesrecht fort. Es kann durch Bundesrecht ersetzt werden.

(1) Die Heime sind verpflichtet, ihre Leistungen nach dem jeweils allgemein anerkannten Stand fachlicher Erkenntnisse zu erbringen.

(2) Zur Durchführung des § 2 kann das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und dem Bundesministerium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse entsprechende Regelungen (Mindestanforderungen) erlassen

1.
für die Räume, insbesondere die Wohn-, Aufenthalts-, Therapie- und Wirtschaftsräume sowie die Verkehrsflächen, sanitären Anlagen und die technischen Einrichtungen,
2.
für die Eignung der Leitung des Heims (Leitung) und der Beschäftigten.

(1) Wer ein Heim leitet, muß hierzu persönlich und fachlich geeignet sein. Er muß nach seiner Persönlichkeit, seiner Ausbildung und seinem beruflichen Werdegang die Gewähr dafür bieten, daß das jeweilige Heim entsprechend den Interessen und Bedürfnissen seiner Bewohner sachgerecht und wirtschaftlich geleitet wird.

(2) Als Heimleiter ist fachlich geeignet, wer

1.
eine Ausbildung zu einer Fachkraft im Gesundheits- oder Sozialwesen oder in einem kaufmännischen Beruf oder in der öffentlichen Verwaltung mit staatlich anerkanntem Abschluß nachweisen kann und
2.
durch eine mindestens zweijährige hauptberufliche Tätigkeit in einem Heim oder in einer vergleichbaren Einrichtung die weiteren für die Leitung des Heims erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten erworben hat. Die Wahrnehmung geeigneter Weiterbildungsangebote ist zu berücksichtigen.

(3) Wird das Heim von mehreren Personen geleitet, so muß jede dieser Personen die Anforderungen des Absatzes 1 erfüllen.

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.

(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.