Finanzgericht München Urteil, 10. Mai 2016 - 2 K 1669/15

bei uns veröffentlicht am10.05.2016

Gericht

Finanzgericht München

Tenor

1. Die Klage wird abgewiesen.

2. Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.

Gründe

I.

Streitig ist, ob die bestandskräftigen Bescheide 2010 und 2011 über Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuermessbetrag noch geändert werden können.

Der Kläger ist Malermeister und wurde beim Beklagten (dem Finanzamt -FA-) in den Streitjahren zur Umsatzsteuer und zum Gewerbesteuermessbetrag sowie zusammen mit seiner Ehefrau zur Einkommensteuer veranlagt.

Da der Kläger (und seine Ehefrau) trotz Aufforderung keine Steuererklärungen für die Jahre 2010 und 2011 beim FA eingereicht hat (haben), erließ das FA unter Aufhebung des Vorbehalts der Nachprüfung geänderte (Schätzungs-)Bescheide am 11. Oktober 2013 über Einkommensteuer 2010, Umsatzsteuer 2010 und Gewerbesteuermessbetrag 2010 und am 10. April 2014 über Einkommensteuer 2011, Umsatzsteuer 2011 und Gewerbesteuermessbetrag 2011.

Am 17. April 2015 gingen beim FA die Steuerklärungen für 2010 und 2011 samt Jahresabschlüssen ein. Die erstellten Jahresabschlüsse beruhten auf der von der Steuerkanzlei H erstellten Buchhaltung. Der Kläger und seine Ehefrau beantragten, die o.g. bestandskräftigen Steuerbescheide nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 der Abgabenordnung (AO) zu ändern. Ein grobes Verschulden liege nicht vor, weil der Kläger seit einigen Jahren offenkundig überfordert sei, seine wirtschaftlichen Verhältnisse geordnet und angemessen zu bewältigen. Dies habe dazu geführt, dass er eingehende Post nicht mehr geöffnet und bearbeitet habe, eingehende Rechnungen nicht mehr beglichen und er jeglichen Schriftverkehr und staatsbürgerliche Pflichten unbeachtet gelassen habe. Mit Schreiben vom 6. März 2015 habe sich die Schuldnerberatung … in seinem Namen an das FA gewandt und die Stundung offener Forderungen begehrt. Gleichzeitig sei die Schuldnerberatung an seine Prozessbevollmächtigte herangetreten, damit diese seine steuerlichen Angelegenheiten in die Hand nehme.

Mit Schreiben vom 21. April 2015 übersandte der Kläger dem FA ein psychiatrisches Gutachten vom 11. April 2015 über die medizinischen Voraussetzungen der Anordnung einer Betreuung (vgl. Rb-Akte, Bl. 69 ff.) sowie ein darauf bezugnehmendes ärztliches Attest vom 17. April 2015, vgl. Rb-Akte, Bl. 80).

Mit Bescheiden vom 22. April 2015 lehnte das FA die beantragte Änderung der Steuerbescheide 2010 und 2011 über Einkommensteuer, Gewerbesteuermessbetrag und Umsatzsteuer ab. Dagegen legten der Kläger und seine Ehefrau Einsprüche ein. Ein grobes Verschulden des Klägers könne auf der Basis der gutachterlichen ärztlichen Stellungnahmen nicht unterstellt werden, da der Kläger seit mindestens 2013 nicht mehr in der Lage gewesen sei, selbständig seine vermögensrechtlichen Angelegenheiten und staatsbürgerlichen Pflichten gegenüber jeglichen Behörden zu erledigen.

Im Einspruchsverfahren wies das FA darauf hin, dass der Kläger und seine Ehefrau seit 1990 steuerlich beraten gewesen seien und die Steuererklärungen 2008 und 2009 am 2. Juni 2010 bzw. am 14. Juli 2011 beim FA eingereicht worden seien. Auch sämtliche Daten der Umsatzsteuervoranmeldungen für 2010 und 2011 seien dem FA übermittelt worden. Die Umsatzsteuervoranmeldung für das IV. Quartal 2011 sei am 16. März 2012 dem FA überspielt worden. Auch für die Jahre 2012 und 2013 seien die Umsatzsteuervoranmeldungen weitestgehend regelmäßig beim FA eingereicht worden. Auf Antrag des Klägers vom 11. Januar 2012 sei sogar die Frist zur Abgabe der Steuererklärungen für 2010 bis zum 29. Februar 2012 verlängert worden. Mit Schreiben vom 25. Juli 2012 hätten der Kläger und seine Ehefrau dem FA zudem mitgeteilt, dass die Steuerkanzlei H sie steuerlich vertrete. All dem stünden die seit dem Änderungsbegehren vorgetragenen Einwendungen des Klägers und seiner Ehefrau, sie seien nicht in der Lage gewesen, die Steuererklärungen fristgerecht einzureichen, entgegen. Zudem rechtfertige der dargelegte sich schleichend verschlechternde Gesundheitszustand des Klägers die beantragte Änderung der Steuerbescheide für 2010 und 2011 nicht. Dass weder der Kläger noch seine Ehefrau in der Lage gewesen sein sollen, um Hilfe von Dritten nachzusuchen, sei nicht ersichtlich und sei auch nicht von ihnen vorgetragen worden. Darüber hinaus sei jemand, der infolge einer schon länger bestehenden schleichenden Erkrankung damit rechnen müsse, dass er zur Wahrung seiner steuerlichen Pflichten nicht bzw. nicht fristgerecht in der Lage sei, verpflichtet, rechtzeitig und vorsorglich einen Vertreter zu bestellen, wenn er nicht rechtliche Nachteile in Kauf nehmen wolle (vgl. Urteil des Finanzgerichts München vom 19. Juli 2006 9 K 4011/04, juris). Da es der Kläger und seine Ehefrau unterlassen hätten, entsprechende Schritte rechtzeitig zu unternehmen, müssten sie die sich daraus ergebenden Nachteile in Kauf nehmen. Dieses Schreiben des FA blieb unerwidert.

Das FA wies daraufhin die Einsprüche des Klägers und seiner Ehefrau mit Einspruchsentscheidungen vom 29. Mai 2015 als unbegründet zurück.

Hiergegen wendet sich der Kläger mit seiner am 1. Juli 2015 bei Gericht eingegangenen Klage. Im Wesentlichen ist er der Auffassung, dass kein grobes Verschulden vorliege und die angefochtenen Bescheide entsprechend der eingereichten Steuererklärungen vom FA zu ändern seien. Er beziehe sich auf den Schriftsatz vom 21. April 2015 und auf das bereits dem FA vorgelegte psychiatrische Gutachten.

Der Kläger beantragt,

unter Aufhebung des Ablehnungsbescheids vom 22. April 2015 und der Einspruchsentscheidungen vom 29. Mai 2015 das FA zu verpflichten, die Einkommensteuer, die Umsatzsteuer sowie den Gewerbesteuermessbetrag für die Streitjahre 2010 und 2011 entsprechend der eingereichten Steuererklärungen festzusetzen.

Das FA beantragt,

die Klage abzuweisen.

Zur Begründung verweist es auf seine Ausführungen in den Einspruchsentscheidungen.

Zur Ergänzung des Sachverhalts wird auf das mit Postzustellungsurkunde zugestellte gerichtliche Schreiben vom 29. Dezember 2015, den Beschluss des Amtsgerichts … vom 15. April 2015 über die Bestellung der Rechtsanwältin K zur Betreuerin des Klägers (Betreuerin) sowie deren Genehmigung der Klageerhebung vom 10. Mai 2015 sowie auf die Niederschrift über die mündliche Verhandlung Bezug genommen.

II.

1. Die Klage ist zulässig.

Die Prozessfähigkeit ist Prozessvoraussetzung und Prozesshandlungsvoraussetzung, d.h. sie ist Voraussetzung für die Zulässigkeit einer Klage und für die Wirksamkeit jeder einzelnen Prozesshandlung, die von oder gegenüber den Prozessbeteiligten vorgenommen wird.

Nach § 58 Abs. 1 Nr. 1 der Finanzgerichtordnung (FGO) sind alle nach bürgerlichem Recht geschäftsfähigen Personen prozessfähig. Nach § 58 Abs. 2 Satz 2 FGO i.V.m. § 56 Abs. 1 der Zivilprozessordnung (ZPO) ist die Prozessfähigkeit in jeder Lage des Verfahrens von Amts wegen zu prüfen.

Prozessuale Handlungen eines (wegen teilweiser Geschäftsunfähigkeit infolge einer geistigen Störung partiell) Prozessunfähigen sind nicht unzulässig, sondern unwirksam (vgl. BFH- Beschluss vom 14. Dezember 2004 III B 115/03, BFH/NV 2005, 713). Führt ein Prozessunfähiger den Prozess, so kann der Mangel aber dadurch geheilt werden, dass der gesetzliche Vertreter die bereits vorgenommenen Verfahrenshandlungen genehmigt. Allerdings kann der gesetzliche Vertreter auch die Genehmigung verweigern, so dass die unwirksame Prozesshandlungen unwirksam bleiben und die Klage als unzulässig abzuweisen ist (vgl. Drüen, AO-StB 2006, 158 ff., Drüen in Tipke/Kruse, AO und FGO, § 58 FGO Tz. 15, m.w.N.).

Zwar kann im Streitfall dahinstehen, ob der Kläger prozessfähig ist und er wirksam Klage erhoben hat. Dafür spricht u.a. das psychiatrische Gutachten und nicht zuletzt die Einschätzung der Betreuerin des Klägers, die den Kläger für voll geschäftsfähig hält. Jedenfalls hat die mit Beschluss des Amtsgerichts … vom 15. April 2015 für den Kläger bestellte Betreuerin die Klageerhebung genehmigt (vgl. Schriftsatz der Betreuerin vom 10. Mai 2016).

2. Die Klage ist aber unbegründet.

Die Steuerbescheide 2010 vom 11. Oktober 2013 und 2011 vom 10. April 2014 sind bestandskräftig und das FA hat zu Recht deren Änderung abgelehnt.

a) Die Festsetzung der Einkommensteuer, Umsatzsteuer und des Gewerbesteuermessbetrags für 2010 und 2011 nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO scheidet aufgrund des groben Verschuldens des Klägers (und seiner Ehefrau bezüglich Einkommensteuer) aus. Trotz der Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärungen haben der Kläger und seine Ehefrau ihre Mitwirkungspflicht verletzt, entscheidungserhebliche Tatsachen -hier die in den Steuererklärungen angegebenen Beträgedem FA rechtzeitig mitzuteilen.

Steuerbescheide sind nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO zu ändern, soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer führen, und den Steuerpflichtigen kein grobes Verschulden daran trifft, dass die Tatsachen oder Beweismittel erst nachträglich bekannt werden.

aa) Tatsache i.S. des § 173 Abs. 1 AO ist, was Merkmal oder Teilstück eines gesetzlichen Tatbestandes sein kann, also Zustände, Vorgänge, Beziehungen, Eigenschaften materieller oder immaterieller Art. Die in den Steuererklärungen des Klägers und seiner Ehefrau für die Streitjahre angegebenen Beträge sind neue Tatsachen, die erstmals nach Bestandskraft der Steuerfestsetzungen bekannt geworden sind (vgl. BFH-Urteil vom 10. Dezember 2013 VIII R 10/11, BFH/NV 2014, 820, m.w.N.).

bb) Grobes Verschulden i.S. des § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO ist Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit. Grobe Fahrlässigkeit ist anzunehmen, wenn der Steuerpflichtige die ihm nach seinen persönlichen Verhältnissen zumutbare Sorgfalt in ungewöhnlichem Maße und in nicht entschuldbarer Weise verletzt. Es gilt ein subjektiver Verschuldensbegriff, d.h. es wird auf die individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten des Steuerpflichtigen im konkreten Einzelfall abgestellt (vgl. BFH in BFH/NV 2014, 820, m.w.N.).

Bei Zusammenveranlagungen sind nachträglich bekannt gewordene Tatsachen oder Beweismittel des einen Steuerpflichtigen (z.B. Ehegatten) auch hinsichtlich des Steuerbescheids des anderen Steuerpflichtigen nachträglich bekannt gewordene Tatsachen oder Beweismittel. Aus dem Wesen der Zusammenveranlagung und der daraus folgenden Gesamtschuldnerschaft folgt, dass die Eheleute als ein Steuerpflichtiger zu behandeln sind und sich jeder das grobe Verschulden des anderen zurechnen lassen muss (vgl. von Wedelstädt in: Beermann/Gosch, AO und Finanzgerichtsordnung -FGO- § 173 AO Rz. 91, m.w.N.).

(1) Der Steuerpflichtige handelt in aller Regel grob schuldhaft i.S. des § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO, wenn er die Frist zur Abgabe der Steuererklärungen versäumt und den Erlass eines Schätzungsbescheids veranlasst. Dieses Verschulden wirkt bis zur Bestandskraft des Schätzungsbescheids fort und wird nicht etwa durch ein späteres leichtes Verschulden des Steuerpflichtigen bei der Anfechtung dieses Bescheids verdrängt (vgl. BFH-Urteil vom 16. September 2004 IV R 62/02, BStBl II 2005, 75, m.w.N.).

Gemäß § 25 Abs. 3 des Einkommensteuergesetzes (EStG), § 18 Abs. 3 Satz 1 des Umsatzsteuergesetzes (UStG) und § 14a Satz 1 des Gewerbesteuergesetzes (GewStG) hat für den Kläger und seine Ehefrau die Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung bestanden. Unstreitig hat das FA den Kläger (und seine Ehefrau) aufgefordert, die Steuererklärungen abzugeben. Diese Aufforderung wiederholte das FA zuletzt nochmals in den unter dem Vorbehalt der Nachprüfung erlassenen Schätzungsbescheiden vom 13. September 2012 und vom 11. Oktober 2013.

(2) Die Ehefrau des Klägers hat grob fahrlässig gehandelt, weil sie für die Streitjahre ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Abgabe der Einkommensteuererklärungen trotz ausdrücklicher Aufforderungen des FA nicht rechtzeitig nachgekommen ist und die Einkommensteuer geschätzt werden musste. Im Streitfall sind der Kläger und seine Ehefrau in den Streitjahren zusammen zur Einkommensteuer veranlagt worden. Dem Kläger ist das grobe Verschulden seiner Ehefrau an der nicht rechtzeitigen Abgabe der Einkommensteuererklärungen 2010 und 2011 zuzurechnen (vgl. BFH-Urteil vom 24. Juli 1996 I R 62/95, BStBl II 1997, 115). Die Einkommensteuererklärung 2010 ist bis spätestens 29. Februar 2012 abzugeben gewesen, die für 2011 bis spätestens 31. Mai 2012. Die Abgabe der Steuererklärungen für 2010 und 2011 am 16. April 2015 (vgl. lt. Einspruchsentscheidung vom 29. Mai 2015, Rb-Akte, Bl. 95) ist somit verspätet gewesen. Eine Änderung der Einkommensteuerbescheide 2010 und 2011 nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO ist schon wegen des groben Verschuldens der Ehefrau durch Versäumung der Frist zur Abgabe der Einkommensteuererklärungen und damit am nachträglichen Bekanntwerden der steuermindernden Tatsachen nicht mehr möglich.

(3) Aber auch der Kläger hat grob fahrlässig gehandelt, weil er die Steuererklärungen – insbesondere auch über Umsatzsteuer und Gewerbesteuermessbetragfür die Streitjahre trotz seiner gesetzlichen Verpflichtung zur Abgabe der Steuererklärungen und der ausdrücklichen mehrfachen Aufforderung zur Abgabe nicht rechtzeitig abgegeben hat. Die Steuererklärungen 2010 waren bis spätestens (31. Mai 2011 -§ 149 Abs. 2 Satz 1 AO- und nach gewährter Fristverlängerung bis) 29. Februar 2012 abzugeben. Die Steuererklärungen 2011 waren bis 31. Mai 2012 abzugeben. Einen Antrag auf Fristverlängerung zur Abgabe der Steuererklärungen 2011 wurde nach Aktenlage nicht gestellt. Die Abgabe der Steuererklärungen für 2010 und 2011 am 16. April 2015 war somit verspätet.

Hinzu kommt, dass dem Kläger die Bedeutung steuerlicher Fristen, die Möglichkeit Fristverlängerungsanträge zu stellen und die Konsequenzen versäumter Fristen bekannt gewesen ist, da er nach dem unbestrittenen Vortrag des FA z.B. am 11. Januar 2012 einen Fristverlängerungsantrag zur Abgabe der Steuererklärungen 2010 gestellt hat.

(a) Zu Unrecht beruft sich der Kläger darauf, dass sein möglicherweise nur leichtes Verschulden aufgrund seiner psychischen Erkrankung mindestens ab 2013 sein ursprüngliches grobes Verschulden bei Verletzung der Steuererklärungspflicht bis zum Erlass der Steuerbescheide unter Aufhebung des Vorbehalts der Nachprüfung verdränge. Jedoch heilt ein späteres leichtes Verschulden des Steuerpflichtigen sein vorangegangenes grobes Verschulden bei Nichtabgabe der Steuererklärung nicht. Denn dieses Verschulden wirkt bis zur Bestandskraft der Schätzungsbescheide fort und wird nicht etwa durch ein späteres leichtes Verschulden des Steuerpflichtigen bei der Anfechtung dieses Bescheids verdrängt (vgl. BFH in BStBl II 2005, 75).

(b) Ein anderes Ergebnis ergibt sich auch nicht aufgrund des vom Kläger vorgetragenen sich seit Jahren schleichend verschlechternden Gesundheitszustands.

Krankheit entschuldigt (die Fristversäumnis zur Abgabe der Steuererklärungen) nur, wenn sie plötzlich und unvorhersehbar auftritt oder so schwerwiegend ist, dass weder die Wahrung der Frist noch die Bestellung eines Vertreters möglich sind (vgl. BFH-Beschluss vom 3. Juli 2006 IV B 98/05, BFH/NV 2006, 2226). Die vom Kläger erstmals am 16. April 2015 gegenüber dem FA vorgebrachten Krankheitsgründe stehen der Bejahung des groben Verschuldens des Klägers nicht entgegen, da die psychische Erkrankung schon nach dem eigenen Vortrag des Klägers weder plötzlich noch unvorhersehbar aufgetreten ist. Die Krankheit ist auch nicht so schwerwiegend gewesen, dass weder die Wahrung der Frist noch die Bestellung eines Vertreters möglich gewesen wäre, da er selbst von einem seit längerer Zeit schleichenden Prozess der Verschlechterung spricht. Wenn ein Steuerpflichtiger aufgrund der bereits jahrelang andauernden psychischen Krankheit seiner steuerlichen Erklärungspflicht nicht nachkommen hat können, muss er zur Wahrung seiner Sorgfaltspflichten rechtzeitig einen steuerlichen Vertreter bestellen und diese Aufgabe an diesen delegieren (vgl. Urteil des Finanzgerichts München vom 20. Januar 2015 2 K 1518/12, juris). Dies hat der Kläger unterlassen.

Darüber hinaus steht zur Überzeugung des Gerichts (bis) zum Zeitpunkt der noch rechtzeitig möglichen Abgabe der Steuererklärungen 2010 am 29. Februar 2012 und für 2011 am 31. Mai 2012 -und im Übrigen auch danachnicht fest, dass der Kläger gesundheitlich nicht in der Lage gewesen wäre, seine Erklärungspflichten zu erfüllen.

Im Gegenteil der Kläger ist in diesem Zeitraum handlungsfähig gewesen. Die Umsatzsteuervoranmeldung für das IV. Quartal 2011 ist am 16. März 2012 nach dem unbestrittenen Vortrag des FA dem FA überspielt worden. Der Kläger hat noch (am 25. Juli) 2012 dem FA mitgeteilt, dass die Steuerkanzlei H ihn und seine Ehefrau steuerlich vertritt. Der Kläger hat zudem -wie in den Jahren zuvorauch weitestgehend die Umsatzsteuervoranmeldungen der Jahre 2012 bis 2013 abgegeben. Auch die Betreuerin des Klägers und die Prozessbevollmächtigte des Klägers halten den Kläger für voll geschäftsfähig. Für die Handlungsfähigkeit des Klägers spricht ferner, dass er die Prozessbevollmächtigte bestellt hat, er dieser die erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt hat und er schließlich Klage vor dem Gericht hat erheben lassen.

Auch das psychiatrische Gutachten vom 11. April 2015 bestätigt ebenso wenig wie das ärztliche Attest vom 17. April 2015, dass der Kläger bereits 2012 und 2013 nicht mehr in der Lage gewesen wäre, seinen steuerlichen Pflichten nachzukommen. Das psychiatrische Gutachten vom 11. April 2015 hat für die Vergangenheit keine eigenen Feststellungen im Hinblick auf eine bereits langjährig bestehende Handlungsunfähigkeit des Klägers getroffen. Der psychiatrische Befund bezieht sich auf den Begutachtungstag vom 10. April 2015 (vgl. Rb-Akte, Bl. 71 bis 75). Die Gutachterin kommt dabei zwar zu dem Schluss, dass sie im Hinblick auf die Vermögenssorge und für die Vertretung gegenüber Behörden … eine Betreuung empfiehlt. Jedoch ist auch nach Auffassung der Gutachterin noch am 10. April 2015 die freie Willensbestimmung beim Kläger als nicht ausreichend eingeschränkt anzusehen, d.h. eine Betreuung in den genannten Bereichen ist nicht gegen den Willen des Klägers angezeigt.

Gestützt auf dieses psychiatrische Gutachten und der aktuell diagnostizierten komplexen Erkrankung des Klägers sowie der aktuellen Präsentation des Klägers hat der Hausarzt -Arzt für Naturheilverfahren, Chirotherapie und Sportmedizinzwar im ärztlichen Attest vom 17. April 2015 (vgl. Rb-Akte, Bl. 80) den Schluss gezogen, dass die depressive Erkrankung des Klägers schon längere Zeit vor Diagnosestellung bestanden hat, mindestens schon das ganze Jahr 2013, so dass der Kläger krankheitsbedingt seinen steuerlichen Pflichten nicht im nötigen Maß nachkommen hat können. Jedoch lässt sich diese Feststellung des Hausarztes weder auf das psychiatrische Gutachten stützen noch liegen dem ärztlichen Attest eigene Erkenntnisse des Hausarztes über den Gesundheitszustand des Klägers während des Zeitraums ab 2012 zugrunde, da der Kläger sich nur 2009 wegen eines akuten Infekts in der Behandlung seines Hausarztes befunden hat und der Kläger erst wieder am 16. April 2015 bei seinem Hausarzt vorstellig geworden ist.

b) Hinzu kommt, dass eine psychische Erkrankung (in der Form einer Depression) eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nur in besonderen Ausnahmefällen rechtfertigt (vgl. Söhn, in: Hübschmann/Hepp/Spitaler, AO/FGO, Kommentar, § 110 AO Rdnr. 147; Rätke, in: Klein, AO-Kommentar, 10. Auflage, § 110 Rdnr. 9; jeweils mit weiteren Nachweisen zur Rechtsprechung). Ein derartiger Ausnahmefall liegt im Streitfall nicht vor.

3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 135 Abs. 1 FGO.

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Finanzgericht München Urteil, 10. Mai 2016 - 2 K 1669/15 zitiert 15 §§.

Finanzgerichtsordnung - FGO | § 135


(1) Der unterliegende Beteiligte trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werd

Abgabenordnung - AO 1977 | § 173 Aufhebung oder Änderung von Steuerbescheiden wegen neuer Tatsachen oder Beweismittel


(1) Steuerbescheide sind aufzuheben oder zu ändern,1.soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer höheren Steuer führen,2.soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer

Umsatzsteuergesetz - UStG 1980 | § 18 Besteuerungsverfahren


(1) Der Unternehmer hat vorbehaltlich des § 18i Absatz 3, des § 18j Absatz 4 und des § 18k Absatz 4 bis zum zehnten Tag nach Ablauf jedes Voranmeldungszeitraums eine Voranmeldung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu ü

Abgabenordnung - AO 1977 | § 110 Wiedereinsetzung in den vorigen Stand


(1) War jemand ohne Verschulden verhindert, eine gesetzliche Frist einzuhalten, so ist ihm auf Antrag Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren. Das Verschulden eines Vertreters ist dem Vertretenen zuzurechnen. (2) Der Antrag ist innerhal

Einkommensteuergesetz - EStG | § 25 Veranlagungszeitraum, Steuererklärungspflicht


(1) Die Einkommensteuer wird nach Ablauf des Kalenderjahres (Veranlagungszeitraum) nach dem Einkommen veranlagt, das der Steuerpflichtige in diesem Veranlagungszeitraum bezogen hat, soweit nicht nach § 43 Absatz 5 und § 46 eine Veranlagung unterbleib

Abgabenordnung - AO 1977 | § 149 Abgabe der Steuererklärungen


(1) Die Steuergesetze bestimmen, wer zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet ist. Zur Abgabe einer Steuererklärung ist auch verpflichtet, wer hierzu von der Finanzbehörde aufgefordert wird. Die Aufforderung kann durch öffentliche Bekanntmachung

Zivilprozessordnung - ZPO | § 56 Prüfung von Amts wegen


(1) Das Gericht hat den Mangel der Parteifähigkeit, der Prozessfähigkeit, der Legitimation eines gesetzlichen Vertreters und der erforderlichen Ermächtigung zur Prozessführung von Amts wegen zu berücksichtigen. (2) Die Partei oder deren gesetzlic

Finanzgerichtsordnung - FGO | § 58


(1) Fähig zur Vornahme von Verfahrenshandlungen sind1.die nach dem bürgerlichen Recht Geschäftsfähigen,2.die nach dem bürgerlichen Recht in der Geschäftsfähigkeit Beschränkten, soweit sie durch Vorschriften des bürgerlichen oder öffentlichen Rechts f

Gewerbesteuergesetz - GewStG | § 14a Steuererklärungspflicht


1Der Steuerschuldner (§ 5) hat für steuerpflichtige Gewerbebetriebe eine Erklärung zur Festsetzung des Steuermessbetrags und in den Fällen des § 28 außerdem eine Zerlegungserklärung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung z

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Finanzgericht München Urteil, 20. Jan. 2015 - 2 K 1518/12

bei uns veröffentlicht am 20.01.2015

Tenor 1. Die Klage wird abgewiesen. 2. Die Kläger tragen die Kosten des Verfahrens. Tatbestand I. Streitig ist, ob der bestandskräftige -unter Aufhebung des Vorbehalts der Nachprüfung ergangene- Änderungsbeschei

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(1) Steuerbescheide sind aufzuheben oder zu ändern,

1.
soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer höheren Steuer führen,
2.
soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer führen und den Steuerpflichtigen kein grobes Verschulden daran trifft, dass die Tatsachen oder Beweismittel erst nachträglich bekannt werden. Das Verschulden ist unbeachtlich, wenn die Tatsachen oder Beweismittel in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit Tatsachen oder Beweismitteln im Sinne der Nummer 1 stehen.

(2) Abweichend von Absatz 1 können Steuerbescheide, soweit sie auf Grund einer Außenprüfung ergangen sind, nur aufgehoben oder geändert werden, wenn eine Steuerhinterziehung oder eine leichtfertige Steuerverkürzung vorliegt. Dies gilt auch in den Fällen, in denen eine Mitteilung nach § 202 Abs. 1 Satz 3 ergangen ist.

(1) Fähig zur Vornahme von Verfahrenshandlungen sind

1.
die nach dem bürgerlichen Recht Geschäftsfähigen,
2.
die nach dem bürgerlichen Recht in der Geschäftsfähigkeit Beschränkten, soweit sie durch Vorschriften des bürgerlichen oder öffentlichen Rechts für den Gegenstand des Verfahrens als geschäftsfähig anerkannt sind.

(2) Für rechtsfähige und nichtrechtsfähige Personenvereinigungen, für Personen, die geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt sind, für alle Fälle der Vermögensverwaltung und für andere einer juristischen Person ähnliche Gebilde, die als solche der Besteuerung unterliegen, sowie bei Wegfall eines Steuerpflichtigen handeln die nach dem bürgerlichen Recht dazu befugten Personen. §§ 53 bis 58 der Zivilprozessordnung gelten sinngemäß.

(3) Betrifft ein Einwilligungsvorbehalt nach § 1825 des Bürgerlichen Gesetzbuchs den Gegenstand des Verfahrens, so ist ein geschäftsfähiger Betreuter nur insoweit zur Vornahme von Verfahrenshandlungen fähig, als er nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts ohne Einwilligung des Betreuers handeln kann oder durch Vorschriften des öffentlichen Rechts als handlungsfähig anerkannt ist.

(1) Das Gericht hat den Mangel der Parteifähigkeit, der Prozessfähigkeit, der Legitimation eines gesetzlichen Vertreters und der erforderlichen Ermächtigung zur Prozessführung von Amts wegen zu berücksichtigen.

(2) Die Partei oder deren gesetzlicher Vertreter kann zur Prozessführung mit Vorbehalt der Beseitigung des Mangels zugelassen werden, wenn mit dem Verzug Gefahr für die Partei verbunden ist. Das Endurteil darf erst erlassen werden, nachdem die für die Beseitigung des Mangels zu bestimmende Frist abgelaufen ist.

(1) Fähig zur Vornahme von Verfahrenshandlungen sind

1.
die nach dem bürgerlichen Recht Geschäftsfähigen,
2.
die nach dem bürgerlichen Recht in der Geschäftsfähigkeit Beschränkten, soweit sie durch Vorschriften des bürgerlichen oder öffentlichen Rechts für den Gegenstand des Verfahrens als geschäftsfähig anerkannt sind.

(2) Für rechtsfähige und nichtrechtsfähige Personenvereinigungen, für Personen, die geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt sind, für alle Fälle der Vermögensverwaltung und für andere einer juristischen Person ähnliche Gebilde, die als solche der Besteuerung unterliegen, sowie bei Wegfall eines Steuerpflichtigen handeln die nach dem bürgerlichen Recht dazu befugten Personen. §§ 53 bis 58 der Zivilprozessordnung gelten sinngemäß.

(3) Betrifft ein Einwilligungsvorbehalt nach § 1825 des Bürgerlichen Gesetzbuchs den Gegenstand des Verfahrens, so ist ein geschäftsfähiger Betreuter nur insoweit zur Vornahme von Verfahrenshandlungen fähig, als er nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts ohne Einwilligung des Betreuers handeln kann oder durch Vorschriften des öffentlichen Rechts als handlungsfähig anerkannt ist.

(1) Steuerbescheide sind aufzuheben oder zu ändern,

1.
soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer höheren Steuer führen,
2.
soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer führen und den Steuerpflichtigen kein grobes Verschulden daran trifft, dass die Tatsachen oder Beweismittel erst nachträglich bekannt werden. Das Verschulden ist unbeachtlich, wenn die Tatsachen oder Beweismittel in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit Tatsachen oder Beweismitteln im Sinne der Nummer 1 stehen.

(2) Abweichend von Absatz 1 können Steuerbescheide, soweit sie auf Grund einer Außenprüfung ergangen sind, nur aufgehoben oder geändert werden, wenn eine Steuerhinterziehung oder eine leichtfertige Steuerverkürzung vorliegt. Dies gilt auch in den Fällen, in denen eine Mitteilung nach § 202 Abs. 1 Satz 3 ergangen ist.

(1) Die Einkommensteuer wird nach Ablauf des Kalenderjahres (Veranlagungszeitraum) nach dem Einkommen veranlagt, das der Steuerpflichtige in diesem Veranlagungszeitraum bezogen hat, soweit nicht nach § 43 Absatz 5 und § 46 eine Veranlagung unterbleibt.

(2) (weggefallen)

(3)1Die steuerpflichtige Person hat für den Veranlagungszeitraum eine eigenhändig unterschriebene Einkommensteuererklärung abzugeben.2Wählen Ehegatten die Zusammenveranlagung (§ 26b), haben sie eine gemeinsame Steuererklärung abzugeben, die von beiden eigenhändig zu unterschreiben ist.

(4)1Die Erklärung nach Absatz 3 ist nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu übermitteln, wenn Einkünfte nach § 2 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 bis 3 erzielt werden und es sich nicht um einen der Veranlagungsfälle gemäß § 46 Absatz 2 Nummer 2 bis 8 handelt.2Auf Antrag kann die Finanzbehörde zur Vermeidung unbilliger Härten auf eine Übermittlung durch Datenfernübertragung verzichten.

(1) Der Unternehmer hat vorbehaltlich des § 18i Absatz 3, des § 18j Absatz 4 und des § 18k Absatz 4 bis zum zehnten Tag nach Ablauf jedes Voranmeldungszeitraums eine Voranmeldung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu übermitteln, in der er die Steuer für den Voranmeldungszeitraum (Vorauszahlung) selbst zu berechnen hat. Auf Antrag kann das Finanzamt zur Vermeidung von unbilligen Härten auf eine elektronische Übermittlung verzichten; in diesem Fall hat der Unternehmer eine Voranmeldung nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck abzugeben. § 16 Abs. 1 und 2 und § 17 sind entsprechend anzuwenden. Die Vorauszahlung ist am zehnten Tag nach Ablauf des Voranmeldungszeitraums fällig und bis dahin vom Unternehmer zu entrichten.

(2) Voranmeldungszeitraum ist das Kalendervierteljahr. Beträgt die Steuer für das vorangegangene Kalenderjahr mehr als 7 500 Euro, ist der Kalendermonat Voranmeldungszeitraum. Beträgt die Steuer für das vorangegangene Kalenderjahr nicht mehr als 1 000 Euro, kann das Finanzamt den Unternehmer von der Verpflichtung zur Abgabe der Voranmeldungen und Entrichtung der Vorauszahlungen befreien. Nimmt der Unternehmer seine berufliche oder gewerbliche Tätigkeit auf, ist im laufenden und folgenden Kalenderjahr Voranmeldungszeitraum der Kalendermonat. Daneben ist im laufenden und folgenden Kalenderjahr in folgenden Fällen Voranmeldungszeitraum der Kalendermonat:

1.
bei im Handelsregister eingetragenen, noch nicht gewerblich oder beruflich tätig gewesenen juristischen Personen oder Personengesellschaften, die objektiv belegbar die Absicht haben, eine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit selbständig auszuüben (Vorratsgesellschaften), und zwar ab dem Zeitpunkt des Beginns der tatsächlichen Ausübung dieser Tätigkeit, und
2.
bei der Übernahme von juristischen Personen oder Personengesellschaften, die bereits gewerblich oder beruflich tätig gewesen sind und zum Zeitpunkt der Übernahme ruhen oder nur geringfügig gewerblich oder beruflich tätig sind (Firmenmantel), und zwar ab dem Zeitpunkt der Übernahme.
Für die Besteuerungszeiträume 2021 bis 2026 ist abweichend von Satz 4 in den Fällen, in denen der Unternehmer seine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit nur in einem Teil des vorangegangenen Kalenderjahres ausgeübt hat, die tatsächliche Steuer in eine Jahressteuer umzurechnen und in den Fällen, in denen der Unternehmer seine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit im laufenden Kalenderjahr aufnimmt, die voraussichtliche Steuer des laufenden Kalenderjahres maßgebend.

(2a) Der Unternehmer kann an Stelle des Kalendervierteljahres den Kalendermonat als Voranmeldungszeitraum wählen, wenn sich für das vorangegangene Kalenderjahr ein Überschuss zu seinen Gunsten von mehr als 7 500 Euro ergibt. In diesem Fall hat der Unternehmer bis zum 10. Februar des laufenden Kalenderjahres eine Voranmeldung für den ersten Kalendermonat abzugeben. Die Ausübung des Wahlrechts bindet den Unternehmer für dieses Kalenderjahr. Absatz 2 Satz 6 gilt entsprechend.

(3) Der Unternehmer hat vorbehaltlich des § 18i Absatz 3, des § 18j Absatz 4 und des § 18k Absatz 4 für das Kalenderjahr oder für den kürzeren Besteuerungszeitraum eine Steuererklärung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu übermitteln, in der er die zu entrichtende Steuer oder den Überschuss, der sich zu seinen Gunsten ergibt, nach § 16 Absatz 1 bis 4 und § 17 selbst zu berechnen hat (Steueranmeldung). In den Fällen des § 16 Absatz 3 und 4 ist die Steueranmeldung binnen einem Monat nach Ablauf des kürzeren Besteuerungszeitraums zu übermitteln. Auf Antrag kann das Finanzamt zur Vermeidung von unbilligen Härten auf eine elektronische Übermittlung verzichten; in diesem Fall hat der Unternehmer eine Steueranmeldung nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck abzugeben und eigenhändig zu unterschreiben.

(4) Berechnet der Unternehmer die zu entrichtende Steuer oder den Überschuss in der Steueranmeldung für das Kalenderjahr abweichend von der Summe der Vorauszahlungen, so ist der Unterschiedsbetrag zugunsten des Finanzamts einen Monat nach dem Eingang der Steueranmeldung fällig und bis dahin vom Unternehmer zu entrichten. Setzt das Finanzamt die zu entrichtende Steuer oder den Überschuss abweichend von der Steueranmeldung für den Voranmeldungszeitraum oder für das Kalenderjahr oder auf Grund unterbliebener Abgabe der Steueranmeldung fest, so ist der Unterschiedsbetrag zugunsten des Finanzamts einen Monat nach der Bekanntgabe des Steuerbescheids fällig und bis dahin vom Unternehmer zu entrichten. Die Fälligkeit rückständiger Vorauszahlungen (Absatz 1) bleibt von den Sätzen 1 und 2 unberührt.

(4a) Voranmeldungen (Absätze 1 und 2) und eine Steuererklärung (Absätze 3 und 4) haben auch die Unternehmer und juristischen Personen abzugeben, die ausschließlich Steuer für Umsätze nach § 1 Abs. 1 Nr. 5, § 13b Absatz 5 oder § 25b Abs. 2 zu entrichten haben, sowie Fahrzeuglieferer (§ 2a). Voranmeldungen sind nur für die Voranmeldungszeiträume abzugeben, in denen die Steuer für diese Umsätze zu erklären ist. Die Anwendung des Absatzes 2a ist ausgeschlossen.

(4b) Für Personen, die keine Unternehmer sind und Steuerbeträge nach § 6a Abs. 4 Satz 2 oder nach § 14c Abs. 2 schulden, gilt Absatz 4a entsprechend.

(4c) Ein nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässiger Unternehmer, der vor dem 1. Juli 2021 als Steuerschuldner Umsätze nach § 3a Absatz 5 im Gemeinschaftsgebiet erbringt, kann abweichend von den Absätzen 1 bis 4 für jeden Besteuerungszeitraum (§ 16 Absatz 1a Satz 1) eine Steuererklärung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung bis zum 20. Tag nach Ablauf jedes Besteuerungszeitraums dem Bundeszentralamt für Steuern übermitteln, in der er die Steuer für die vorgenannten Umsätze selbst zu berechnen hat (Steueranmeldung). Die Steuer ist am 20. Tag nach Ablauf des Besteuerungszeitraums fällig und bis dahin vom Unternehmer zu entrichten. Die Ausübung des Wahlrechts hat der Unternehmer auf dem amtlich vorgeschriebenen, elektronisch zu übermittelnden Dokument dem Bundeszentralamt für Steuern anzuzeigen, bevor er Umsätze nach § 3a Abs. 5 im Gemeinschaftsgebiet erbringt. Das Wahlrecht kann nur mit Wirkung vom Beginn eines Besteuerungszeitraums an widerrufen werden. Der Widerruf ist vor Beginn des Besteuerungszeitraums, für den er gelten soll, gegenüber dem Bundeszentralamt für Steuern auf elektronischem Weg zu erklären. Kommt der Unternehmer seinen Verpflichtungen nach den Sätzen 1 bis 3 oder § 22 Abs. 1 wiederholt nicht oder nicht rechtzeitig nach, schließt ihn das Bundeszentralamt für Steuern von dem Besteuerungsverfahren nach Satz 1 aus. Der Ausschluss gilt ab dem Besteuerungszeitraum, der nach dem Zeitpunkt der Bekanntgabe des Ausschlusses gegenüber dem Unternehmer beginnt.

(4d) Für nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässige Unternehmer, die vor dem 1. Juli 2021 im Inland im Besteuerungszeitraum (§ 16 Absatz 1 Satz 2) als Steuerschuldner Umsätze nach § 3a Absatz 5 erbringen und diese Umsätze in einem anderen Mitgliedstaat erklären sowie die darauf entfallende Steuer entrichten, gelten insoweit die Absätze 1 bis 4 nicht.

(4e) Ein im übrigen Gemeinschaftsgebiet ansässiger Unternehmer (§ 13b Absatz 7 Satz 2), der vor dem 1. Juli 2021 als Steuerschuldner Umsätze nach § 3a Absatz 5 im Inland erbringt, kann abweichend von den Absätzen 1 bis 4 für jeden Besteuerungszeitraum (§ 16 Absatz 1b Satz 1) eine Steuererklärung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung bis zum 20. Tag nach Ablauf jedes Besteuerungszeitraums übermitteln, in der er die Steuer für die vorgenannten Umsätze selbst zu berechnen hat; dies gilt nur, wenn der Unternehmer im Inland, auf der Insel Helgoland und in einem der in § 1 Absatz 3 bezeichneten Gebiete weder seinen Sitz, seine Geschäftsleitung noch eine Betriebsstätte hat. Die Steuererklärung ist der zuständigen Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union zu übermitteln, in dem der Unternehmer ansässig ist; diese Steuererklärung ist ab dem Zeitpunkt eine Steueranmeldung im Sinne des § 150 Absatz 1 Satz 3 und des § 168 der Abgabenordnung, zu dem die in ihr enthaltenen Daten von der zuständigen Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union, an die der Unternehmer die Steuererklärung übermittelt hat, dem Bundeszentralamt für Steuern übermittelt und dort in bearbeitbarer Weise aufgezeichnet wurden. Satz 2 gilt für die Berichtigung einer Steuererklärung entsprechend. Die Steuer ist am 20. Tag nach Ablauf des Besteuerungszeitraums fällig und bis dahin vom Unternehmer zu entrichten. Die Ausübung des Wahlrechts nach Satz 1 hat der Unternehmer in dem amtlich vorgeschriebenen, elektronisch zu übermittelnden Dokument der Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union, in dem der Unternehmer ansässig ist, vor Beginn des Besteuerungszeitraums anzuzeigen, ab dessen Beginn er von dem Wahlrecht Gebrauch macht. Das Wahlrecht kann nur mit Wirkung vom Beginn eines Besteuerungszeitraums an widerrufen werden. Der Widerruf ist vor Beginn des Besteuerungszeitraums, für den er gelten soll, gegenüber der Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union, in dem der Unternehmer ansässig ist, auf elektronischem Weg zu erklären. Kommt der Unternehmer seinen Verpflichtungen nach den Sätzen 1 bis 5 oder § 22 Absatz 1 wiederholt nicht oder nicht rechtzeitig nach, schließt ihn die zuständige Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union, in dem der Unternehmer ansässig ist, von dem Besteuerungsverfahren nach Satz 1 aus. Der Ausschluss gilt ab dem Besteuerungszeitraum, der nach dem Zeitpunkt der Bekanntgabe des Ausschlusses gegenüber dem Unternehmer beginnt. Die Steuererklärung nach Satz 1 gilt als fristgemäß übermittelt, wenn sie bis zum 20. Tag nach Ablauf des Besteuerungszeitraums (§ 16 Absatz 1b Satz 1) der zuständigen Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union übermittelt worden ist, in dem der Unternehmer ansässig ist, und dort in bearbeitbarer Weise aufgezeichnet wurde. Die Entrichtung der Steuer erfolgt entsprechend Satz 4 fristgemäß, wenn die Zahlung bis zum 20. Tag nach Ablauf des Besteuerungszeitraums (§ 16 Absatz 1b Satz 1) bei der zuständigen Steuerbehörde des Mitgliedstaates der Europäischen Union, in dem der Unternehmer ansässig ist, eingegangen ist. § 240 der Abgabenordnung ist mit der Maßgabe anzuwenden, dass eine Säumnis frühestens mit Ablauf des 10. Tages nach Ablauf des auf den Besteuerungszeitraum (§ 16 Absatz 1b Satz 1) folgenden übernächsten Monats eintritt.

(4f) Soweit Organisationseinheiten der Gebietskörperschaften Bund und Länder durch ihr Handeln eine Erklärungspflicht begründen, obliegen der jeweiligen Organisationseinheit für die Umsatzbesteuerung alle steuerlichen Rechte und Pflichten. In den in § 30 Absatz 2 Nummer 1 Buchstabe a und b der Abgabenordnung genannten Verfahren tritt die Organisationseinheit insoweit an die Stelle der Gebietskörperschaft. § 2 Absatz 1 Satz 2 bleibt unberührt. Die Organisationseinheiten können jeweils für ihren Geschäftsbereich durch Organisationsentscheidungen weitere untergeordnete Organisationseinheiten mit Wirkung für die Zukunft bilden. Einer Organisationseinheit übergeordnete Organisationseinheiten können durch Organisationsentscheidungen mit Wirkung für die Zukunft die in Satz 1 genannten Rechte und Pflichten der untergeordneten Organisationseinheit wahrnehmen oder mehrere Organisationseinheiten zu einer Organisationseinheit zusammenschließen. Die in § 1a Absatz 3 Nummer 2, § 2b Absatz 2 Nummer 1, § 3a Absatz 5 Satz 3, § 3c Absatz 4 Satz 1, § 18 Absatz 2 Satz 2, § 18a Absatz 1 Satz 2, § 19 Absatz 1, § 20 Satz 1 Nummer 1 und § 24 Absatz 1 Satz 1 genannten Betragsgrenzen gelten für Organisationseinheiten stets als überschritten. Wahlrechte, deren Rechtsfolgen das gesamte Unternehmen der Gebietskörperschaft erfassen, können nur einheitlich ausgeübt werden. Die Gebietskörperschaft kann gegenüber dem für sie zuständigen Finanzamt mit Wirkung für die Zukunft erklären, dass die Sätze 1 bis 5 nicht zur Anwendung kommen sollen; ein Widerruf ist nur mit Wirkung für die Zukunft möglich.

(4g) Die oberste Landesfinanzbehörde oder die von ihr beauftragte Landesfinanzbehörde kann anordnen, dass eine andere als die nach § 21 Absatz 1 der Abgabenordnung örtlich zuständige Finanzbehörde die Besteuerung einer Organisationseinheit des jeweiligen Landes übernimmt. Die oberste Landesfinanzbehörde oder die von ihr beauftragte Landesfinanzbehörde kann mit der obersten Finanzbehörde eines anderen Landes oder einer von dieser beauftragten Landesfinanzbehörde vereinbaren, dass eine andere als die nach § 21 Absatz 1 der Abgabenordnung zuständige Finanzbehörde die Besteuerung einer Organisationseinheit des Landes der zuständigen Finanzbehörde übernimmt. Die Senatsverwaltung für Finanzen von Berlin oder eine von ihr beauftragte Landesfinanzbehörde kann mit der obersten Finanzbehörde eines anderen Landes oder mit einer von dieser beauftragten Landesfinanzbehörde vereinbaren, dass eine andere als die nach § 21 Absatz 1 der Abgabenordnung zuständige Finanzbehörde die Besteuerung für eine Organisationseinheit der Gebietskörperschaft Bund übernimmt.

(5) In den Fällen der Beförderungseinzelbesteuerung (§ 16 Abs. 5) ist abweichend von den Absätzen 1 bis 4 wie folgt zu verfahren:

1.
Der Beförderer hat für jede einzelne Fahrt eine Steuererklärung nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck in zwei Stücken bei der zuständigen Zolldienststelle abzugeben.
2.
Die zuständige Zolldienststelle setzt für das zuständige Finanzamt die Steuer auf beiden Stücken der Steuererklärung fest und gibt ein Stück dem Beförderer zurück, der die Steuer gleichzeitig zu entrichten hat. Der Beförderer hat dieses Stück mit der Steuerquittung während der Fahrt mit sich zu führen.
3.
Der Beförderer hat bei der zuständigen Zolldienststelle, bei der er die Grenze zum Drittlandsgebiet überschreitet, eine weitere Steuererklärung in zwei Stücken abzugeben, wenn sich die Zahl der Personenkilometer (§ 10 Abs. 6 Satz 2), von der bei der Steuerfestsetzung nach Nummer 2 ausgegangen worden ist, geändert hat. Die Zolldienststelle setzt die Steuer neu fest. Gleichzeitig ist ein Unterschiedsbetrag zugunsten des Finanzamts zu entrichten oder ein Unterschiedsbetrag zugunsten des Beförderers zu erstatten. Die Sätze 2 und 3 sind nicht anzuwenden, wenn der Unterschiedsbetrag weniger als 2,50 Euro beträgt. Die Zolldienststelle kann in diesen Fällen auf eine schriftliche Steuererklärung verzichten.

(5a) In den Fällen der Fahrzeugeinzelbesteuerung (§ 16 Absatz 5a) hat der Erwerber, abweichend von den Absätzen 1 bis 4, spätestens bis zum 10. Tag nach Ablauf des Tages, an dem die Steuer entstanden ist, eine Steuererklärung, in der er die zu entrichtende Steuer selbst zu berechnen hat, nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu übermitteln oder nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck abzugeben (Steueranmeldung). Bei Verwendung des Vordrucks muss dieser vom Erwerber eigenhändig unterschrieben sein. Gibt der Erwerber die Steueranmeldung nicht ab oder hat er die Steuer nicht richtig berechnet, so kann die Finanzbehörde die Steuer festsetzen. Die Steuer ist am zehnten Tag nach Ablauf des Tages fällig, an dem sie entstanden ist, und ist bis dahin vom Erwerber zu entrichten.

(5b) In den Fällen des § 16 Abs. 5b ist das Besteuerungsverfahren nach den Absätzen 3 und 4 durchzuführen. Die bei der Beförderungseinzelbesteuerung (§ 16 Abs. 5) entrichtete Steuer ist auf die nach Absatz 3 Satz 1 zu entrichtende Steuer anzurechnen.

(6) Zur Vermeidung von Härten kann das Bundesministerium der Finanzen mit Zustimmung des Bundesrates durch Rechtsverordnung die Fristen für die Voranmeldungen und Vorauszahlungen um einen Monat verlängern und das Verfahren näher bestimmen. Dabei kann angeordnet werden, dass der Unternehmer eine Sondervorauszahlung auf die Steuer für das Kalenderjahr zu entrichten hat.

(7) Zur Vereinfachung des Besteuerungsverfahrens kann das Bundesministerium der Finanzen mit Zustimmung des Bundesrates durch Rechtsverordnung bestimmen, dass und unter welchen Voraussetzungen auf die Erhebung der Steuer für Lieferungen von Gold, Silber und Platin sowie sonstige Leistungen im Geschäft mit diesen Edelmetallen zwischen Unternehmern, die an einer Wertpapierbörse im Inland mit dem Recht zur Teilnahme am Handel zugelassen sind, verzichtet werden kann. Das gilt nicht für Münzen und Medaillen aus diesen Edelmetallen.

(8) (weggefallen)

(9) Zur Vereinfachung des Besteuerungsverfahrens kann das Bundesministerium der Finanzen mit Zustimmung des Bundesrates durch Rechtsverordnung die Vergütung der Vorsteuerbeträge (§ 15) an im Ausland ansässige Unternehmer, abweichend von § 16 und von den Absätzen 1 bis 4, in einem besonderen Verfahren regeln. Dabei kann auch angeordnet werden,

1.
dass die Vergütung nur erfolgt, wenn sie eine bestimmte Mindesthöhe erreicht,
2.
innerhalb welcher Frist der Vergütungsantrag zu stellen ist,
3.
in welchen Fällen der Unternehmer den Antrag eigenhändig zu unterschreiben hat,
4.
wie und in welchem Umfang Vorsteuerbeträge durch Vorlage von Rechnungen und Einfuhrbelegen nachzuweisen sind,
5.
dass der Bescheid über die Vergütung der Vorsteuerbeträge elektronisch erteilt wird,
6.
wie und in welchem Umfang der zu vergütende Betrag zu verzinsen ist.
Von der Vergütung ausgeschlossen sind in Rechnung gestellte Steuerbeträge für Ausfuhrlieferungen, bei denen die Gegenstände vom Abnehmer oder von einem von ihm beauftragten Dritten befördert oder versendet wurden, die nach § 4 Nummer 1 Buchstabe a in Verbindung mit § 6 steuerfrei sind, oder für innergemeinschaftliche Lieferungen, die nach § 4 Nummer 1 Buchstabe b in Verbindung mit § 6a steuerfrei sind oder in Bezug auf § 6a Absatz 1 Satz 1 Nummer 4 steuerfrei sein können. Sind die durch die Rechtsverordnung nach den Sätzen 1 und 2 geregelten Voraussetzungen des besonderen Verfahrens erfüllt und schuldet der im Ausland ansässige Unternehmer ausschließlich Steuer nach § 13a Absatz 1 Nummer 1 in Verbindung mit § 14c Absatz 1 oder § 13a Absatz 1 Nummer 4, kann die Vergütung der Vorsteuerbeträge nur in dem besonderen Verfahren durchgeführt werden. Einem Unternehmer, der im Gemeinschaftsgebiet ansässig ist und Umsätze ausführt, die zum Teil den Vorsteuerabzug ausschließen, wird die Vorsteuer höchstens in der Höhe vergütet, in der er in dem Mitgliedstaat, in dem er ansässig ist, bei Anwendung eines Pro-rata-Satzes zum Vorsteuerabzug berechtigt wäre. Einem Unternehmer, der nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässig ist, wird die Vorsteuer nur vergütet, wenn in dem Land, in dem der Unternehmer seinen Sitz hat, keine Umsatzsteuer oder ähnliche Steuer erhoben oder im Fall der Erhebung im Inland ansässigen Unternehmern vergütet wird. Von der Vergütung ausgeschlossen sind bei Unternehmern, die nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässig sind, die Vorsteuerbeträge, die auf den Bezug von Kraftstoffen entfallen. Die Sätze 6 und 7 gelten nicht für Unternehmer, die nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässig sind, soweit sie im Besteuerungszeitraum (§ 16 Absatz 1 Satz 2) vor dem 1. Juli 2021 als Steuerschuldner Umsätze nach § 3a Absatz 5 im Gemeinschaftsgebiet erbracht und für diese Umsätze von § 18 Absatz 4c Gebrauch gemacht haben oder diese Umsätze in einem anderen Mitgliedstaat erklärt sowie die darauf entfallende Steuer entrichtet haben; Voraussetzung ist, dass die Vorsteuerbeträge im Zusammenhang mit Umsätzen nach § 3a Absatz 5 stehen. Die Sätze 6 und 7 gelten auch nicht für Unternehmer, die nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässig sind, soweit sie im Besteuerungszeitraum (§ 16 Absatz 1 Satz 2) nach dem 30. Juni 2021 als Steuerschuldner Lieferungen nach § 3 Absatz 3a Satz 1 innerhalb eines Mitgliedstaates, Fernverkäufe nach § 3 Absatz 3a Satz 2, innergemeinschaftliche Fernverkäufe nach § 3c Absatz 1 Satz 2 und 3, Fernverkäufe nach § 3c Absatz 2 oder 3 oder sonstige Leistungen an Empfänger nach § 3a Absatz 5 Satz 1 im Gemeinschaftsgebiet erbracht und für diese Umsätze von den §§ 18i, 18j oder 18k Gebrauch gemacht haben; Voraussetzung ist, dass die Vorsteuerbeträge mit Lieferungen nach § 3 Absatz 3a Satz 1 innerhalb eines Mitgliedstaates, Fernverkäufen nach § 3 Absatz 3a Satz 2, innergemeinschaftlichen Fernverkäufen nach § 3c Absatz 1 Satz 2 und 3, Fernverkäufen nach § 3c Absatz 2 oder 3 oder sonstigen Leistungen an Empfänger nach § 3a Absatz 5 Satz 1 im Zusammenhang stehen.

(10) Zur Sicherung des Steueranspruchs in den Fällen des innergemeinschaftlichen Erwerbs neuer motorbetriebener Landfahrzeuge und neuer Luftfahrzeuge (§ 1b Abs. 2 und 3) gilt folgendes:

1.
Die für die Zulassung oder die Registrierung von Fahrzeugen zuständigen Behörden sind verpflichtet, den für die Besteuerung des innergemeinschaftlichen Erwerbs neuer Fahrzeuge zuständigen Finanzbehörden ohne Ersuchen Folgendes mitzuteilen:
a)
bei neuen motorbetriebenen Landfahrzeugen die erstmalige Ausgabe von Zulassungsbescheinigungen Teil II oder die erstmalige Zuteilung eines amtlichen Kennzeichens bei zulassungsfreien Fahrzeugen. Gleichzeitig sind die in Nummer 2 Buchstabe a bezeichneten Daten und das zugeteilte amtliche Kennzeichen oder, wenn dieses noch nicht zugeteilt worden ist, die Nummer der Zulassungsbescheinigung Teil II zu übermitteln,
b)
bei neuen Luftfahrzeugen die erstmalige Registrierung dieser Luftfahrzeuge. Gleichzeitig sind die in Nummer 3 Buchstabe a bezeichneten Daten und das zugeteilte amtliche Kennzeichen zu übermitteln. Als Registrierung im Sinne dieser Vorschrift gilt nicht die Eintragung eines Luftfahrzeugs in das Register für Pfandrechte an Luftfahrzeugen.
2.
In den Fällen des innergemeinschaftlichen Erwerbs neuer motorbetriebener Landfahrzeuge (§ 1b Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 und Absatz 3 Nummer 1) gilt Folgendes:
a)
Bei der erstmaligen Ausgabe einer Zulassungsbescheinigung Teil II im Inland oder bei der erstmaligen Zuteilung eines amtlichen Kennzeichens für zulassungsfreie Fahrzeuge im Inland hat der Antragsteller die folgenden Angaben zur Übermittlung an die Finanzbehörden zu machen:
aa)
den Namen und die Anschrift des Antragstellers sowie das für ihn zuständige Finanzamt (§ 21 der Abgabenordnung),
bb)
den Namen und die Anschrift des Lieferers,
cc)
den Tag der Lieferung,
dd)
den Tag der ersten Inbetriebnahme,
ee)
den Kilometerstand am Tag der Lieferung,
ff)
die Fahrzeugart, den Fahrzeughersteller, den Fahrzeugtyp und die Fahrzeug-Identifizierungsnummer,
gg)
den Verwendungszweck.
Der Antragsteller ist zu den Angaben nach den Doppelbuchstaben aa und bb auch dann verpflichtet, wenn er nicht zu den in § 1a Absatz 1 Nummer 2 und § 1b Absatz 1 genannten Personen gehört oder wenn Zweifel daran bestehen, dass die Eigenschaften als neues Fahrzeug im Sinne des § 1b Absatz 3 Nummer 1 vorliegen. Die Zulassungsbehörde darf die Zulassungsbescheinigung Teil II oder bei zulassungsfreien Fahrzeugen, die nach § 4 Absatz 2 und 3 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung ein amtliches Kennzeichen führen, die Zulassungsbescheinigung Teil I erst aushändigen, wenn der Antragsteller die vorstehenden Angaben gemacht hat.
b)
Ist die Steuer für den innergemeinschaftlichen Erwerb nicht entrichtet worden, hat die Zulassungsbehörde auf Antrag des Finanzamts die Zulassungsbescheinigung Teil I für ungültig zu erklären und das amtliche Kennzeichen zu entstempeln. Die Zulassungsbehörde trifft die hierzu erforderlichen Anordnungen durch schriftlichen Verwaltungsakt (Abmeldungsbescheid). Das Finanzamt kann die Abmeldung von Amts wegen auch selbst durchführen, wenn die Zulassungsbehörde das Verfahren noch nicht eingeleitet hat. Satz 2 gilt entsprechend. Das Finanzamt teilt die durchgeführte Abmeldung unverzüglich der Zulassungsbehörde mit und händigt dem Fahrzeughalter die vorgeschriebene Bescheinigung über die Abmeldung aus. Die Durchführung der Abmeldung von Amts wegen richtet sich nach dem Verwaltungsverfahrensgesetz. Für Streitigkeiten über Abmeldungen von Amts wegen ist der Verwaltungsrechtsweg gegeben.
3.
In den Fällen des innergemeinschaftlichen Erwerbs neuer Luftfahrzeuge (§ 1b Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 und Abs. 3 Nr. 3) gilt Folgendes:
a)
Bei der erstmaligen Registrierung in der Luftfahrzeugrolle hat der Antragsteller die folgenden Angaben zur Übermittlung an die Finanzbehörden zu machen:
aa)
den Namen und die Anschrift des Antragstellers sowie das für ihn zuständige Finanzamt (§ 21 der Abgabenordnung),
bb)
den Namen und die Anschrift des Lieferers,
cc)
den Tag der Lieferung,
dd)
das Entgelt (Kaufpreis),
ee)
den Tag der ersten Inbetriebnahme,
ff)
die Starthöchstmasse,
gg)
die Zahl der bisherigen Betriebsstunden am Tag der Lieferung,
hh)
den Flugzeughersteller und den Flugzeugtyp,
ii)
den Verwendungszweck.
Der Antragsteller ist zu den Angaben nach Satz 1 Doppelbuchstabe aa und bb auch dann verpflichtet, wenn er nicht zu den in § 1a Abs. 1 Nr. 2 und § 1b Abs. 1 genannten Personen gehört oder wenn Zweifel daran bestehen, ob die Eigenschaften als neues Fahrzeug im Sinne des § 1b Abs. 3 Nr. 3 vorliegen. Das Luftfahrt-Bundesamt darf die Eintragung in der Luftfahrzeugrolle erst vornehmen, wenn der Antragsteller die vorstehenden Angaben gemacht hat.
b) Ist die Steuer für den innergemeinschaftlichen Erwerb nicht entrichtet worden, so hat das Luftfahrt-Bundesamt auf Antrag des Finanzamts die Betriebserlaubnis zu widerrufen. Es trifft die hierzu erforderlichen Anordnungen durch schriftlichen Verwaltungsakt (Abmeldungsbescheid). Die Durchführung der Abmeldung von Amts wegen richtet sich nach dem Verwaltungsverfahrensgesetz. Für Streitigkeiten über Abmeldungen von Amts wegen ist der Verwaltungsrechtsweg gegeben.

(11) Die für die Steueraufsicht zuständigen Zolldienststellen wirken an der umsatzsteuerlichen Erfassung von Personenbeförderungen mit nicht im Inland zugelassenen Kraftomnibussen mit. Sie sind berechtigt, im Rahmen von zeitlich und örtlich begrenzten Kontrollen die nach ihrer äußeren Erscheinung nicht im Inland zugelassenen Kraftomnibusse anzuhalten und die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse festzustellen, die für die Umsatzsteuer maßgebend sind, und die festgestellten Daten den zuständigen Finanzbehörden zu übermitteln.

(12) Im Ausland ansässige Unternehmer (§ 13b Absatz 7), die grenzüberschreitende Personenbeförderungen mit nicht im Inland zugelassenen Kraftomnibussen durchführen, haben dies vor der erstmaligen Ausführung derartiger auf das Inland entfallender Umsätze (§ 3b Abs. 1 Satz 2) bei dem für die Umsatzbesteuerung zuständigen Finanzamt anzuzeigen, soweit diese Umsätze nicht der Beförderungseinzelbesteuerung (§ 16 Abs. 5) unterliegen. Das Finanzamt erteilt hierüber eine Bescheinigung. Die Bescheinigung ist während jeder Fahrt mitzuführen und auf Verlangen den für die Steueraufsicht zuständigen Zolldienststellen vorzulegen. Bei Nichtvorlage der Bescheinigung können diese Zolldienststellen eine Sicherheitsleistung nach den abgabenrechtlichen Vorschriften in Höhe der für die einzelne Beförderungsleistung voraussichtlich zu entrichtenden Steuer verlangen. Die entrichtete Sicherheitsleistung ist auf die nach Absatz 3 Satz 1 zu entrichtende Steuer anzurechnen.

1Der Steuerschuldner (§ 5) hat für steuerpflichtige Gewerbebetriebe eine Erklärung zur Festsetzung des Steuermessbetrags und in den Fällen des § 28 außerdem eine Zerlegungserklärung nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung zu übermitteln.2Auf Antrag kann die Finanzbehörde zur Vermeidung unbilliger Härten auf eine elektronische Übermittlung verzichten; in diesem Fall ist die Erklärung nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck abzugeben und vom Steuerschuldner oder von den in § 34 der Abgabenordnung bezeichneten Personen eigenhändig zu unterschreiben.

(1) Steuerbescheide sind aufzuheben oder zu ändern,

1.
soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer höheren Steuer führen,
2.
soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer führen und den Steuerpflichtigen kein grobes Verschulden daran trifft, dass die Tatsachen oder Beweismittel erst nachträglich bekannt werden. Das Verschulden ist unbeachtlich, wenn die Tatsachen oder Beweismittel in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang mit Tatsachen oder Beweismitteln im Sinne der Nummer 1 stehen.

(2) Abweichend von Absatz 1 können Steuerbescheide, soweit sie auf Grund einer Außenprüfung ergangen sind, nur aufgehoben oder geändert werden, wenn eine Steuerhinterziehung oder eine leichtfertige Steuerverkürzung vorliegt. Dies gilt auch in den Fällen, in denen eine Mitteilung nach § 202 Abs. 1 Satz 3 ergangen ist.

(1) Die Steuergesetze bestimmen, wer zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet ist. Zur Abgabe einer Steuererklärung ist auch verpflichtet, wer hierzu von der Finanzbehörde aufgefordert wird. Die Aufforderung kann durch öffentliche Bekanntmachung erfolgen. Die Verpflichtung zur Abgabe einer Steuererklärung bleibt auch dann bestehen, wenn die Finanzbehörde die Besteuerungsgrundlagen nach § 162 geschätzt hat.

(2) Soweit die Steuergesetze nichts anderes bestimmen, sind Steuererklärungen, die sich auf ein Kalenderjahr oder auf einen gesetzlich bestimmten Zeitpunkt beziehen, spätestens sieben Monate nach Ablauf des Kalenderjahres oder sieben Monate nach dem gesetzlich bestimmten Zeitpunkt abzugeben. Bei Steuerpflichtigen, die den Gewinn aus Land- und Forstwirtschaft nach einem vom Kalenderjahr abweichenden Wirtschaftsjahr ermitteln, endet die Frist nicht vor Ablauf des siebten Monats, der auf den Schluss des in dem Kalenderjahr begonnenen Wirtschaftsjahres folgt.

(3) Sofern Personen, Gesellschaften, Verbände, Vereinigungen, Behörden oder Körperschaften im Sinne der §§ 3 und 4 des Steuerberatungsgesetzes beauftragt sind mit der Erstellung von

1.
Einkommensteuererklärungen nach § 25 Absatz 3 des Einkommensteuergesetzes mit Ausnahme der Einkommensteuererklärungen im Sinne des § 46 Absatz 2 Nummer 8 des Einkommensteuergesetzes,
2.
Körperschaftsteuererklärungen nach § 31 Absatz 1 und 1a des Körperschaftsteuergesetzes, Feststellungserklärungen im Sinne des § 14 Absatz 5, § 27 Absatz 2 Satz 4, § 28 Absatz 1 Satz 4 oder § 38 Absatz 1 Satz 2 des Körperschaftsteuergesetzes oder Erklärungen zur Zerlegung der Körperschaftsteuer nach § 6 Absatz 7 des Zerlegungsgesetzes,
3.
Erklärungen zur Festsetzung des Gewerbesteuermessbetrags oder Zerlegungserklärungen nach § 14a des Gewerbesteuergesetzes,
4.
Umsatzsteuererklärungen für das Kalenderjahr nach § 18 Absatz 3 des Umsatzsteuergesetzes,
5.
Erklärungen zur gesonderten sowie zur gesonderten und einheitlichen Feststellung einkommensteuerpflichtiger oder körperschaftsteuerpflichtiger Einkünfte nach § 180 Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 in Verbindung mit § 181 Absatz 1 und 2,
6.
Erklärungen zur gesonderten Feststellung von Besteuerungsgrundlagen nach der Verordnung über die gesonderte Feststellung von Besteuerungsgrundlagen nach § 180 Abs. 2 der Abgabenordnung oder
7.
Erklärungen zur gesonderten Feststellung von Besteuerungsgrundlagen nach § 18 des Außensteuergesetzes,
so sind diese Erklärungen vorbehaltlich des Absatzes 4 spätestens bis zum letzten Tag des Monats Februar und in den Fällen des Absatzes 2 Satz 2 bis zum 31. Juli des zweiten auf den Besteuerungszeitraum folgenden Kalenderjahres abzugeben.

(4) Das Finanzamt kann anordnen, dass Erklärungen im Sinne des Absatzes 3 vor dem letzten Tag des Monats Februar des zweiten auf den Besteuerungszeitraum folgenden Kalenderjahres abzugeben sind, wenn

1.
für den betroffenen Steuerpflichtigen
a)
für den vorangegangenen Besteuerungszeitraum Erklärungen nicht oder verspätet abgegeben wurden,
b)
für den vorangegangenen Besteuerungszeitraum innerhalb von drei Monaten vor Abgabe der Steuererklärung oder innerhalb von drei Monaten vor dem Beginn des Zinslaufs im Sinne des § 233a Absatz 2 Satz 1 und 2 nachträgliche Vorauszahlungen festgesetzt wurden,
c)
Vorauszahlungen für den Besteuerungszeitraum außerhalb einer Veranlagung herabgesetzt wurden,
d)
die Veranlagung für den vorangegangenen Veranlagungszeitraum zu einer Abschlusszahlung von mindestens 25 Prozent der festgesetzten Steuer oder mehr als 10 000 Euro geführt hat,
e)
die Steuerfestsetzung auf Grund einer Steuererklärung im Sinne des Absatzes 3 Nummer 1, 2 oder 4 voraussichtlich zu einer Abschlusszahlung von mehr als 10 000 Euro führen wird oder
f)
eine Außenprüfung vorgesehen ist,
2.
der betroffene Steuerpflichtige im Besteuerungszeitraum einen Betrieb eröffnet oder eingestellt hat oder
3.
für Beteiligte an Gesellschaften oder Gemeinschaften Verluste festzustellen sind.
Für das Befolgen der Anordnung ist eine Frist von vier Monaten nach Bekanntgabe der Anordnung zu setzen. Ferner dürfen die Finanzämter nach dem Ergebnis einer automationsgestützten Zufallsauswahl anordnen, dass Erklärungen im Sinne des Absatzes 3 vor dem letzten Tag des Monats Februar des zweiten auf den Besteuerungszeitraum folgenden Kalenderjahres mit einer Frist von vier Monaten nach Bekanntgabe der Anordnung abzugeben sind. In der Aufforderung nach Satz 3 ist darauf hinzuweisen, dass sie auf einer automationsgestützten Zufallsauswahl beruht; eine weitere Begründung ist nicht erforderlich. In den Fällen des Absatzes 2 Satz 2 tritt an die Stelle des letzten Tages des Monats Februar der 31. Juli des zweiten auf den Besteuerungszeitraum folgenden Kalenderjahres. Eine Anordnung nach Satz 1 oder Satz 3 darf für die Abgabe der Erklärung keine kürzere als die in Absatz 2 bestimmte Frist setzen. In den Fällen der Sätze 1 und 3 erstreckt sich eine Anordnung auf alle Erklärungen im Sinne des Absatzes 3, die vom betroffenen Steuerpflichtigen für den gleichen Besteuerungszeitraum oder Besteuerungszeitpunkt abzugeben sind.

(5) Absatz 3 gilt nicht für Umsatzsteuererklärungen für das Kalenderjahr, wenn die gewerbliche oder berufliche Tätigkeit vor oder mit dem Ablauf des Besteuerungszeitraums endete.

(6) Die oberste Landesfinanzbehörde oder eine von ihr bestimmte Landesfinanzbehörde kann zulassen, dass Personen, Gesellschaften, Verbände, Vereinigungen, Behörden und Körperschaften im Sinne der §§ 3 und 4 des Steuerberatungsgesetzes bis zu bestimmten Stichtagen einen bestimmten prozentualen Anteil der Erklärungen im Sinne des Absatzes 3 einreichen. Soweit Erklärungen im Sinne des Absatzes 3 in ein Verfahren nach Satz 1 einbezogen werden, ist Absatz 4 Satz 3 nicht anzuwenden. Die Einrichtung eines Verfahrens nach Satz 1 steht im Ermessen der obersten Landesfinanzbehörden und ist nicht einklagbar.

Tenor

1. Die Klage wird abgewiesen.

2. Die Kläger tragen die Kosten des Verfahrens.

Tatbestand

I. Streitig ist, ob der bestandskräftige -unter Aufhebung des Vorbehalts der Nachprüfung ergangene- Änderungsbescheid über Einkommensteuer für 2009 vom 4. Januar 2012 aufgrund der am 17. Februar 2012 beim Beklagten (dem Finanzamt -FA-) eingereichten Steuererklärung für 2009 noch geändert werden konnte oder ob ein grobes Verschulden der Kläger dem entgegenstand.

Die Kläger sind Ehegatten und werden beim FA zusammen zur Einkommensteuer veranlagt. Der Kläger ist ehemaliger Berufsschullehrer und bezog Versorgungsbezüge. Daneben erzielten die Kläger Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung. Da die Kläger trotz Aufforderung des FA keine Einkommensteuererklärung für 2009 einreichten, wurden die Besteuerungsgrundlagen geschätzt. Der Schätzungsbescheid vom 15. März 2011 stand unter dem Vorbehalt der Nachprüfung (§ 164 Abs. 1 der Abgabenordnung -AO-).

Im Rahmen der Schätzung für das Jahr 2010 wurde der Vorbehalt der Nachprüfung mit dem o.g. Änderungsbescheid über Einkommensteuer für 2009 vom 4. Januar 2012 gem. § 164 Abs. 3 AO aufgehoben. Der Bescheid ging am selben Tag mit einfachem Brief zur Post.

Am 17. Februar 2012 ging die Einkommensteuererklärung der Kläger für das Jahr 2009 beim FA ein. Dies wertete das FA als Antrag auf Änderung des Einkommensteuerbescheides für 2009 nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO. Mit Bescheid vom 1. März 2012 lehnte es den Antrag auf Änderung ab, weil ein grobes Verschulden der Kläger i.S.v. § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO zu bejahen sei. Ein grobes Verschulden sei im Allgemeinen anzunehmen, wenn -wie im Streitfall- ein Steuerpflichtiger trotz mehrfacher Aufforderung keine Steuererklärung abgegeben habe.

Mit Schreiben vom 5. März 2012 wendeten sich die Kläger gegen diesen Ablehnungsbescheid. In ihrem Fall habe eine menschliche Ausnahmesituation vorgelegen. Als ihr einziger Bruder/Schwager im Jahr 2007 verstorben sei, hätten sie sich um die Beerdigung gekümmert und die übrigen damit zusammenhängenden Arbeiten erledigt. In der Folgezeit hätten sich auch Krankheitsfälle und Klinikaufenthalte ihrer Eltern/Schwiegereltern, die in X wohnten, gehäuft. Deswegen sei ihre gesamte Freizeit aufgebraucht worden, so dass auch die Arbeiten an ihrem denkmalgeschützten Haus hintangestellt worden seien. Aufschiebbares sei unerledigt geblieben. Im Frühjahr 2009 sei ihr Vater/Schwiegervater seinem Herzleiden erlegen, so dass sie ihre bettlägerige Mutter/Schwiegermutter in ihr Haus bis zu deren Tod im August 2009 aufgenommen hätten. Die damit in Zusammenhang stehende Wohnungsauflösung, die Regelung der Erbschaftsangelegenheiten sowie insbesondere der psychische Aspekt hätte bis in die jüngste Zeit angedauert. Die noch nicht erstellten Steuererklärungen für 2009 und 2010 wären Ende 2011 fast abgabereif vorbereitet gewesen, leider habe ein hartnäckiger Grippevirus dies verhindert.

Das Finanzamt wertete bereits dieses Schreiben der Kläger als Einspruch gegen den Ablehnungsbescheid. Dies teilte es den Klägern mit und wies u.a. die Kläger darauf hin, dass die Einkommensteuerfestsetzung für 2009 seit 9. Februar 2012 bestandskräftig sei. Am 26. März 2012 legten die Kläger ausdrücklich Einspruch gegen den Ablehnungsbescheid ein und trugen unter Bezugnahme auf ihr Schreiben vom 5. März 2012 vor, dass nach ihrer Auffassung kein grobes Verschulden vorliege. Mit Einspruchsentscheidung vom 10. April 2012 wies das Finanzamt den Einspruch als unbegründet zurück.

Dagegen richtet sich die Klage der Kläger. Sie tragen im Wesentlichen vor, dass sie kein grobes Verschulden i.S.v. § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO treffe. Das FA habe ihre menschliche Ausnahmesituation nicht gewürdigt. Ergänzend zu ihrem bisherigen Vortrag weisen sie darauf hin, dass hauptsächlich die psychischen Folgen für sie sehr belastend gewesen seien. Die gehäuften familiären Trauerfälle hätten auch zu länger anhaltenden Phasen von Antriebslosigkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit geführt und dabei den Fokus auf das existenziell Notwendige eingeengt. Im Übrigen wären sie ihrer Steuererklärungspflicht in chronologischer Weise nachgekommen, jedoch im Streitjahr verspätet. Die Aufarbeitung ihrer Gesamtsituation, die Wohnungsauflösung, die rechtlichen Angelegenheiten, die Erbschaftsregelungen etc. und insbesondere der psychische Aspekt, habe bis Ende 2011 angedauert. Auch seien viele Arbeiten für den Erhalt und Betrieb ihres denkmalgeschützten Hauses zurückgestellt worden. In die Beurteilung des FA, ob grobe Fahrlässigkeit vorläge, seien ihre Anstrengungen zum Erhalt ihres denkmalgeschützten Hauses nicht eingeflossen, obwohl der  Erhalt des denkmalgeschützten Hauses hohe Priorität genieße. Ihre Steuererklärungen für 2009 und 2010 hätten sie -wegen einer Grippeerkrankung um einen Monat später als geplant und ohne um eine Fristverlängerung nachzusuchen hinsichtlich der Steuererklärung 2009 um ganze acht Tage zu spät- erst im Februar 2012 abgegeben.

Die Kläger beantragen sinngemäß,

das FA zu verpflichten, unter Aufhebung des Ablehnungsbescheids vom 1. März 2012 und der Einspruchsentscheidung vom 10. April 2012 die Einkommensteuer für 2009 entsprechend ihrer Einkommensteuererklärung für 2009 festzusetzen.

Das Finanzamt beantragt,

die Klage abzuweisen.

Ergänzend trägt es vor, dass es weiterhin der Auffassung sei, dass eine Änderung des Einkommensteuerbescheides für 2009 nicht möglich sei. Insbesondere scheitere eine Änderung nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO am groben Verschulden der Kläger. Das grobe Verschulden liege in der verspäteten Abgabe der Steuererklärung für 2009. Trotz aller Widrigkeiten wäre es den Klägern zuzumuten gewesen, rechtzeitig die Steuererklärung abzugeben. Auch der Erhalt eines denkmalgeschützten Wohnhauses stelle keine Entschuldigung für die Verspätung dar, ebenso wenig die Grippeerkrankung.

Die Beteiligten erklärten ihren Verzicht auf mündliche Verhandlung auch für den Fall, dass der Senat -wie geschehen- den Rechtsstreit auf die Einzelrichterin überträgt.

Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Schriftsätze der Beteiligten und die Einkommensteuerakte Bezug genommen.

Gründe

II. Die zulässige Klage ist unbegründet.

Der Ablehnungsbescheid vom 1. März 2012 und die Einspruchsentscheidung vom 10. April 2012 sind rechtmäßig und verletzen die Kläger nicht in ihren Rechten (§ 100 Abs. 1 Satz 1 der Finanzgerichtsordnung -FGO-). Das FA hat zu Recht den Antrag der Kläger, den Änderungsbescheid vom 4. Januar 2012 über Einkommensteuer für 2009 unter Berücksichtigung von deren Einkommensteuerklärung für 2009 zu ändern, abgelehnt. Es war nicht verpflichtet, diesen Bescheid nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO zu ändern.

1. Der Änderungsbescheid vom 4. Januar 2012 ist bestandskräftig.

Gem. § 122 Abs. 2 Nr. 1 AO gilt der Bescheid am dritten Tag nach Aufgabe zur Post als bekanntgegeben. Da der 7. Januar 2012 ein Sonnabend war, gilt der Bescheid am nächstfolgenden Werktag als bekannt gegeben (§ 108 Abs. 3 AO), also am 9. Januar 2012. Die Einspruchsfrist beträgt gemäß § 355 Abs. 1 Satz 1 AO einen Monat. Folglich ist der Änderungsbescheid am 9. Februar 2012 bestandskräftig geworden. Wiedereinsetzungsgründe i.S.v. § 110 AO sind weder (fristgerecht schlüssig) vorgetragen noch ersichtlich. Die Grippeerkrankung der Kläger Ende 2011 stellt jedenfalls keinen Verhinderungsgrund dar, da sie nicht plötzlich zum Zeitpunkt des Ablaufes der Einspruchsfrist am 8. Februar 2012 aufgetreten ist und die Kläger auch noch rechtzeitig einen Dritten mit der Wahrung ihrer steuerlichen Interessen hätten beauftragen können. Auch die familiären Todesfälle und damit in Zusammenhang stehende psychische Belastungen der Kläger können kein Wiedereinsetzungsgrund -da sie bereits mehr als zwei Jahre zurückliegen (vgl. Brandis in Tipke/Kruse, Kommentar zur AO und FGO, § 110 AO Tz. 14 Stichwort „Krankheit“)- mehr sein, ebenso wenig wie die Anstrengungen der Kläger zum Erhalt ihres denkmalgeschützten Hauses.

2. Die Einkommensteuerfestsetzung für 2009 nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO scheidet aufgrund des groben Verschuldens der Kläger aus. Trotz der Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung haben sie ihre Mitwirkungspflicht verletzt, entscheidungserhebliche Tatsachen -hier die in ihrer Steuererklärung angegebenen Beträge- dem FA rechtzeitig mitzuteilen.

Steuerbescheide sind nach § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO zu ändern, soweit Tatsachen oder Beweismittel nachträglich bekannt werden, die zu einer niedrigeren Steuer führen, und den Steuerpflichtigen kein grobes Verschulden daran trifft, dass die Tatsachen oder Beweismittel erst nachträglich bekannt werden.

a) Tatsache i.S. des § 173 Abs. 1 AO ist, was Merkmal oder Teilstück eines gesetzlichen Tatbestandes sein kann, also Zustände, Vorgänge, Beziehungen, Eigenschaften materieller oder immaterieller Art. Die in der Steuererklärung der Kläger für 2009 angegebenen Beträge, insbesondere zu einem Verlust aus Vermietung und Verpachtung sowie zu abzugsfähigen Spenden, sind neue Tatsachen, die erstmals nach Bestandskraft der Steuerfestsetzung bekannt geworden sind (vgl. Urteil des Bundesfinanzhofs -BFH- vom 10. Dezember 2013 VIII R 10/11, BFH/NV 2014, 820, m.w.N.).

b) Grobes Verschulden i.S. des § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO ist Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit. Grobe Fahrlässigkeit ist anzunehmen, wenn der Steuerpflichtige die ihm nach seinen persönlichen Verhältnissen zumutbare Sorgfalt in ungewöhnlichem Maße und in nicht entschuldbarer Weise verletzt. Es gilt ein subjektiver Verschuldensbegriff, d.h. es wird auf die individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten des Steuerpflichtigen im konkreten Einzelfall abgestellt (vgl. BFH in BFH/NV 2014, 820, m.w.N.).

aa) Ein grobes Verschulden liegt insbesondere dann vor, wenn -wie hier- die Kläger die Steuererklärung trotz Aufforderung oder gesetzlicher Verpflichtung nicht oder nicht rechtzeitig abgeben und deshalb die Steuer geschätzt werden musste (vgl. BFH-Urteil vom 4. Februar 1998 XI R 47/97, BFH/NV 1998, 682). Gemäß § 25 Abs. 3 des Einkommensteuergesetzes (EStG) hat für die Kläger die Pflicht zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung bestanden. Zudem hatte das FA die Kläger auch aufgefordert, die Steuererklärung abzugeben. Diese Aufforderung wiederholte das FA im Schätzungsbescheid vom 15. März 2011. Die Kläger haben grob fahrlässig gehandelt, weil sie ihre Steuererklärung für 2009 trotz ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Abgabe der Steuererklärung und der ausdrücklichen mehrfachen Aufforderung zur Abgabe nicht rechtzeitig abgegeben haben.

Hinzu kommt, dass den Klägern die Bedeutung steuerlicher Fristen, die Möglichkeit Fristverlängerungsanträge zu stellen und die Konsequenzen versäumter Fristen bekannt gewesen ist, da sie seit Jahren ihre Steuerklärungen selbst fertigen und sie die Steuererklärungen der Vorjahre trotz Aufforderung zur Abgabe regelmäßig verspätet oder sogar erst nach Schätzung der Besteuerungsgrundlagen eingereicht haben. Die Abgabe der Einkommensteuererklärung für 2009 am 17. Februar 2012 war verspätet.

bb) Zwar liegt ein grobes Verschulden dann nicht vor, wenn sich Steuerpflichtige in einer ganz besonderen Krisensituation persönlicher oder beruflicher Art befinden. Familiäre Schicksalsschläge können der Bejahung eines groben Verschuldens entgegenstehen. Jedoch lag im Streitfall der letzte Todesfall bereits über zwei Jahre zurück. Trotz der durch die familiären Todesfälle erhöhten Belastungen konnte den Klägern zugemutet werden, in einem angemessenen Zeitraum die Steuererklärung abzugeben. Wenn die Kläger ihrer steuerlichen Erklärungspflicht aufgrund der bereits jahrelang andauernden (psychischen) Belastungen nicht nachkommen haben können, hätten sie zur Wahrung ihrer Sorgfaltspflichten rechtzeitig einen steuerlichen Vertreter bestellen und diese Aufgabe an diesen delegieren müssen. Des Weiteren hätten die Kläger mit dem FA ihre schwere Lage früher kommunizieren müssen, indem sie z.B. rechtzeitig Fristverlängerung beantragen. Dies geschah aber wissentlich nicht, da die Kläger von einem Fristverlängerungsantrag sogar abgesehen haben.

Auch die Grippeerkrankung der Kläger Ende 2011 und der Umstand, dass die Kläger dem Erhalt ihres denkmalgeschützten Gebäudes eine höhere Priorität als der Abgabe ihrer Steuererklärung eingeräumt haben, steht einem groben Verschulden nicht entgegen, da die Kläger einen steuerlichen Vertreter mit der Wahrung ihrer Interessen hätten beauftragen können. Hinzu kommt, dass sie ihre steuerliche Mitwirkungspflicht hinsichtlich der Abgabe der Steuererklärung zudem schon längst verletzt hatten (vgl. BFH in BFH/NV 2014, 820, m.w.N.).

cc) Das grobe Verschulden war auch ursächlich für das nachträgliche Bekanntwerden der steuermindernden Tatsachen.

3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 135 Abs. 1 FGO.

4. Die Einzelrichterin entscheidet mit Einverständnis der Beteiligten ohne mündliche Verhandlung (§ 90 Abs. 2 FGO).

(1) War jemand ohne Verschulden verhindert, eine gesetzliche Frist einzuhalten, so ist ihm auf Antrag Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren. Das Verschulden eines Vertreters ist dem Vertretenen zuzurechnen.

(2) Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Wegfall des Hindernisses zu stellen. Die Tatsachen zur Begründung des Antrags sind bei der Antragstellung oder im Verfahren über den Antrag glaubhaft zu machen. Innerhalb der Antragsfrist ist die versäumte Handlung nachzuholen. Ist dies geschehen, so kann Wiedereinsetzung auch ohne Antrag gewährt werden.

(3) Nach einem Jahr seit dem Ende der versäumten Frist kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt oder die versäumte Handlung nicht mehr nachgeholt werden, außer wenn dies vor Ablauf der Jahresfrist infolge höherer Gewalt unmöglich war.

(4) Über den Antrag auf Wiedereinsetzung entscheidet die Finanzbehörde, die über die versäumte Handlung zu befinden hat.

(1) Der unterliegende Beteiligte trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, soweit er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Besteht der kostenpflichtige Teil aus mehreren Personen, so haften diese nach Kopfteilen. Bei erheblicher Verschiedenheit ihrer Beteiligung kann nach Ermessen des Gerichts die Beteiligung zum Maßstab genommen werden.