Rechtslage Deutschland: Regulierung legaler Online-Casinos

originally published: 11.09.2025 20:16, updated: 11.09.2025 20:30
Rechtslage Deutschland: Regulierung legaler Online-Casinos

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Author’s summary by ra.de Redaktion

In Deutschland sind Online-Casinos streng reguliert, mit behördlicher Aufsicht und Maßnahmen zur Suchtprävention. Ziel: Ein umfangreicher Spielerschutz. 

Rechtslage in Deutschland: So funktioniert die Regulierung legaler Online-Casinos 

Seit dem 1. Juli 2021 gibt es in Deutschland eine klare rechtliche Basis für Online-Glücksspiel, die sichere Rahmenbedingungen schaffen und dem Schwarzmarkt entgegenwirken soll. Im Zuge dessen sind viele bislang verbotene Spielarten wie virtuelle Automatenspiele, Online-Poker oder Casinospiele unter streng regulierten Bedingungen zugelassen – mit dem Ziel, Verbrauchenden nicht nur eine legale, sondern auch deutlich sicherere Alternative zu bieten. 

 

Grundlagen: Glücksspielstaatsvertrag 2021 und seine Ziele 

Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021), in Kraft getreten am 1. Juli 2021, stellt das Fundament der aktuellen Glücksspielregulierung in Deutschland dar. Er verfolgt gleichrangige Ziele: Die Verhinderung von Glücksspielsucht und Wettsucht, der Schutz von Minderjährigen, die Eindämmung illegaler Glücksspielangebote sowie die Schaffung sicherer und kontrollierter Alternativen für Spieler. 

Im Zentrum steht auch die Absicht, sportliche Integrität zu schützen und kriminellen Machenschaften sowie Wettbewerbsverzerrung durch strenge Kontrollmaßnahmen bei Sportwetten vorzubeugen. Diese zentrale Zielsetzung wird durch differenzierte Maßnahmen für jede Spielart umgesetzt – etwa durch verpflichtende technische Systeme (Safe-Server), zentrale Limit- und Aktivitätsdateien sowie umfassende Aufsicht durch eine neue Behörde. 

 

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) 

Die GGL, errichtet ebenfalls am 1. Juli 2021 als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Sachsen-Anhalt, ist seitdem die zentrale Aufsichtsbehörde für Internet-Glücksspiel. Sie erteilt Erlaubnisse, überwacht Anbieter und stellt sicher, dass diese alle gesetzlichen Vorgaben einhalten. 

Legale Online-Casinos in Deutschland verfügen laut Spielbank.com.de stets über eine einsehbare Zulassung der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL). Diese kann von Nutzern einfach überprüft werden. Damit wird Transparenz geschaffen und Verbrauchenden ermöglicht, ob eine Plattform tatsächlich reguliert ist. 

 

Technische Infrastruktur: LUGAS, Safe-Server und OASIS 

Damit die Regulierung in der Praxis funktioniert, braucht es eine stabile und engmaschige technische Infrastruktur. Deutschland setzt hierfür auf ein Zusammenspiel mehrerer Systeme, die sicherstellen, dass Spielerschutzmaßnahmen nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch tatsächlich umgesetzt werden.  

Im Mittelpunkt stehen LUGAS, Safe-Server und die Sperrdatei OASIS – drei Instrumente, die gemeinsam Transparenz schaffen, paralleles Spielen verhindern und gefährdete Personen konsequent ausschließen. 

 

LUGAS – Länderübergreifendes Glücksspielaufsichtssystem 

Seit dem 1. Januar 2023 verwaltet die GGL LUGAS, das verpflichtet angeschlossenen Anbieter nutzen müssen. LUGAS besteht aus: 

  1. Zentraldateien, die wiederum aus: 

  • Limit-Datei besteht: Sie ermöglicht die Einhaltung eines monatlichen anbieterübergreifenden Einzahlungslimits von maximal 1.000 € (individuell auch niedriger einstellbar). 

  • Aktivitätsdatei dient der Verhinderung von parallelem Spielen bei mehreren Anbietern. 

  1. Auswertesystem der Safe-Server: Diese Systeme erfassen und speichern Daten, damit die GGL Regulierungsvorgaben kontrollieren, Manipulationen verhindern, Spielsuchtfrüherkennung evaluieren und statistische Auswertungen für die Wirksamkeit des GlüStV erhalten kann. 

Spielersperrdatei OASIS 

Das Regierungspräsidium Darmstadt betreibt dauerhaft die OASIS-Datei, in der Selbst-, Fremd- und Kurzzeitsperren registriert werden. Bei Registrierung und Login erfolgt ein Abgleich mit OASIS, damit gesperrte Personen nicht teilnehmen. 

 

Spielerschutz auf Plattformebene 

Die gesetzlichen Regelungen greifen nicht nur auf staatlicher Ebene, sondern auch direkt auf den Plattformen selbst. Anbieter sind verpflichtet, zahlreiche Schutzmechanismen zu integrieren, die sowohl Transparenz als auch Sicherheit gewährleisten. Von der Kontoeröffnung über Einzahlungslimits bis hin zu Sperrsystemen und automatisierten Frühwarnmethoden soll sichergestellt werden, dass Glücksspiel im Internet kontrolliert und verantwortungsbewusst abläuft. 

Pflicht zum Spielkonto und Identitätsprüfung 

Teilnahme am Online-Glücksspiel ist nur mit einem persönlichen Spielkonto möglich - pro Anbieter darf nur ein Konto eröffnet werden. Dabei sind Identitätsnachweise (Name, Geburtsort, Adresse etc.) Pflicht, um sicherzustellen, dass keine mehrfachen Konten bestehen und Minderjährige oder Gesperrte ausgeschlossen bleiben. 

Einzahlung, Auszahlung und Guthabenmanagement 

Guthaben und Gewinne müssen unmittelbar dem Spielkonto gutgeschrieben werden. Auszahlung erfolgt unverzüglich auf ein Konto im eigenen Namen. Kreditgewährung ist verboten – es darf nicht überzogen oder auf Rechnung gespielt werden. 

Spielende können automatische Auszahlungen von Gewinnen ab einem bestimmten Betrag einstellen. Damit wird ein schneller Zugriff auf Gewinne möglich und ein verantwortliches Handling gefördert. 

Einzahlungslimits und Schutzmechanismen 

Beim Spielkonto muss ein anbieterübergreifendes Limit festgelegt werden – maximal 1.000 € pro Monat. Dieser Betrag lässt sich reduzieren, aber nicht überstimmen, außer nach einer Ersatzschutzfrist und unter besonderen Voraussetzungen. Legale Online-Casinos bieten zudem die Option, spezifische Limits für Verlust oder Einzahlung pro Anbieter zu definieren. Änderungen sind jederzeit kostenfrei möglich und greifen sofort bei Reduktion. 

Schutz gegen Dauer- und Paralleles Spielen 

Parallelspiel bei mehreren Online Anbietern wird durch die Aktivitätsdatei verhindert. Zudem starten Safe-Server beim Spielbeginn eine Uhranzeige, die nach 60 Minuten einen Hinweis zur Zeitverwendung zeigt und bestätigt werden muss. Damit soll exzessives Spielen aufgehalten werden. 

Panikbutton und Sperrmöglichkeiten 

Auf jeder Spielseite muss ein deutlich sichtbarer Panikbutton vorhanden sein. Er führt zu einer sofortigen – aber kurzzeitigen – Sperre von 24 Stunden. Außerdem bestehen: 

  • Selbstsperre: mindestens 3 Monate, kostenfrei, Wiederausrichtung nur nach schriftlichem Antrag. 

  • Fremdsperre: mindestens 12 Monate, auf Wunsch z. B. durch Angehörige, ebenfalls nur mit Antrag und Nachdenkfrist auf Aufhebung. 

  • Kurzzeitsperre: 24 Stunden, automatisch aufgehoben. 

Wenn legale Online Casinos Deutschland als favorisierten Standort wählen, müssen sie auch bei Anhaltspunkten von Überschuldung oder Suchtgefährdung eigeninitiativ sperren. 

Früherkennungssysteme („Markers of Harm“) und KI-Unterstützung 

Anbieter müssen automatisierte Systeme zur Früherkennung riskanten Spielverhaltens einsetzen. Diese Systeme nutzen definierte Marker („Markers of Harm“) und können – unterstützt durch KI – riskante Verhaltensmuster erkennen und den Kundendienst informieren. Damit lassen sich frühzeitig Hinweise, Ansprache oder Fremdsperre auslösen. Gerichte haben diese Marker bereits bestätigt und anerkannt. 

 

Transparenz und Informationen für Spielerinnen und Spieler 

Online-Casinos mit deutscher Lizenz stehen in der Pflicht, umfassende Informationen bereitstellen: 

  • Aktueller Kontostand, Spielhistorie (Einsätze, Gewinne, Verluste, Einzahlungen, Auszahlungen) 

  • Höhe aller gesetzten Limits und Änderungen im letzten Jahr 

  • Gewinn- und Verlustwahrscheinlichkeiten 

  • Hinweise auf Gesundheits- und Suchtrisiken 

  • Unterstützungsangebote, Beratungs- und Therapieoptionen 

  • Name und Anschrift des Lizenzinhabers, Handelsregisternummer und Aufsichtsbehörde 

  • Klar sichtbarer Hinweis: Minderjährige ausgeschlossen 

Diese Transparenz fördert informierte Entscheidungen und stärkt Verantwortung. 

 

Prävention und Schutz auf gesellschaftlicher Ebene 

Regulierung bedeutet nicht nur technische Kontrollen, sondern auch Verantwortung im gesellschaftlichen Kontext. Damit Glücksspielsucht gar nicht erst entsteht, setzt Deutschland auf ein Zusammenspiel aus Aufklärung, klaren Werberegeln, verpflichtenden Sozialkonzepten und konsequentem Vorgehen gegen illegale Angebote. Prävention wird so zu einem zentralen Pfeiler der Glücksspielregulierung. 

Ziele der Prävention 

Das zentrale Ziel der Suchtprävention ist es, Glücksspielabhängigkeit zu verhindern sowie soziale, gesundheitliche und finanzielle Schäden zu vermeiden. Die GGL lenkt das Glücksspielinteresse in sichere, überwachte Bahnen – nicht nur durch technischen Schutz, sondern durch begleitende Maßnahmen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. 

Präventionsverbände und Aufklärungsarbeit 

Präventionsverbände unterstützen bei der Früherkennung, bieten Informationsmaterial und leisten gesundheitliche Aufklärung. Sie arbeiten eng mit staatlichen Stellen zusammen und informieren über Hilfsangebote. 

Sozialkonzepte und Schulungspflichten 

Anbieter müssen Sozialkonzepte erstellen, die differenziert auf die jeweiligen Spielarten abgestimmt sind. Darin sind Maßnahmen zur Verhinderung sozialer Schäden zu beschreiben. Außerdem ist ein pädagogisch qualifizierter Spielerschutzbeauftragter zu benennen, der regelmäßig geschult wird. 

Werberegeln zur Risikominimierung 

Werbung für virtuelle Automatenspiele, Online-Poker und Online-Casinos ist zwischen 6 und 21 Uhr im Rundfunk und online verboten. Sportwetten Werbung mit aktiven Athletinnen und Sportfunktionären ist untersagt, und bei Live-Sportübertragungen darf keine Werbung für Wetten rund um das Ereignis stattfinden.  

In Sportstätten ist nur Dachmarkenwerbung auf Trikots oder Banden erlaubt. Personalisiert adressierte Werbung an Gesperrte ist nur mit vorheriger Einwilligung erlaubt. Auch müssen Anbieter verzichten auf Darlehens-Links oder -Hinweise auf ihren Domains. 

Technische Verfolgung illegaler Angebote 

Illegale Anbieter erhalten Unterlassungsverfügungen. Zahlungsdienstleister können zur Verweigerung von Zahlungen verpflichtet werden, und IP-Blocking kann gegen Websites verantwortlicher Dienste eingesetzt werden.

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