Die Herausforderung: Ein Berg an Unterlagen

Ein Mandant stellte mir einmal einen Karton mit unsortierten Unterlagen hin und sagte: "Jetzt haben Sie alles." Nun, liebe Mandanten, lassen Sie uns eines klarstellen: Ein solcher Ansatz mag Ihnen praktisch erscheinen, ist aber für einen Anwalt der Albtraum schlechthin. Stellen Sie sich vor, Sie müssten aus einem Wust von Papierstapeln die relevanten Informationen herausfischen oder / und die Fragestellung erraten – das kostet Zeit und Nerven. 

 

Der Alltag eines Anwalts: Mehr als nur Papierkram

 

Im Durchschnitt bearbeitet ein Anwalt über 700 Fälle. Das bedeutet, dass die effektive Verwaltung von Dokumenten und Informationen entscheidend ist, um die Arbeit effizient zu gestalten. Hier sind einige typische Ärgernisse, die uns in der Praxis begegnen:

 

1. **Telefonische Anfragen, ob die E-Mail angekommen sei**: Glauben Sie uns, wir sind immer bemüht, Ihre Nachrichten zeitnah zu bearbeiten. Solche Anrufe stören den Arbeitsfluss und sind meist überflüssig.

2. Unsortierte Dokumente mit unklaren Namen**: Dokumente, deren Namen nichts über den Inhalt verraten, sind eine große Herausforderung. Es kostet wertvolle Zeit, sich durch unübersichtliche Dateien zu arbeiten.

3. Fehlende Erklärungen**: Wenn Sie uns 200 Seiten übergeben, ohne zu erklären, warum wir diese lesen sollen, ist das nicht nur frustrierend, sondern auch ineffizient.

4. Überraschungen bei den Kosten**: Manche Mandanten sind überrascht, wenn angekündigt wird, dass die Beratung Geld kostet. Bitte bedenken Sie, dass auch wir Anwälte unsere Brötchen verdienen müssen.

5. Ignoranz gegenüber der Büroorganisation: Eine Anwaltskanzlei ist in der Regel gut strukturiert und arbeitet arbeitsteilig. Versuchen Sie dem Anwalt die ReNo Tätigkeiten zu ersparen!

 

Die optimale Vorbereitung: Wie Sie Ihren Anwalt unterstützen können

 

Damit Ihr Anwalt effizient arbeiten kann, ist Ihre Mithilfe entscheidend. Hier einige wichtige Aspekte, die Sie beachten sollten:

 

Sachverhalte liefern, nicht juristisch bewerten

 

Ein häufiger Fehler, den Mandanten machen, ist der Versuch, ihre rechtlichen Probleme selbst zu bewerten und dem Anwalt gleich eine rechtliche Einschätzung mitzuliefern. Dies kann zwar eine Orientierung bieten, sollte jedoch niemals die sachliche Darstellung der Geschehnisse ersetzen. Ihr Anwalt ist dafür ausgebildet, die rechtliche Wertung vorzunehmen. Beschränken Sie sich daher auf die präzise Schilderung der Fakten.

 

Umgang mit Schriftsätzen der Gegenseite

 

Wenn Sie Schriftsätze der Gegenseite erhalten, die Sie kommentieren sollen, gehen Sie folgendermaßen vor:

1. **Markieren Sie, was richtig dargestellt ist**: Dies hilft Ihrem Anwalt, die korrekten Teile ohne zusätzliche Recherche zu übernehmen.

2. **Erklären Sie, was falsch dargestellt ist**: Geben Sie an, welche Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen.

3. **Stellen Sie richtig, was falsch ist**: Schildern Sie die Sachverhalte aus Ihrer Sicht und nennen Sie Beweismittel, die Ihre Darstellung untermauern.

 

Arten von Beweismitteln

 

Es gibt verschiedene Beweismittel, die in rechtlichen Auseinandersetzungen von Bedeutung sein können. Hier eine kurze Übersicht:

1. **Urkunden**: Verträge, Rechnungen, Briefe und E-Mails.

2. **Zeugen**: Personen, die den Sachverhalt bestätigen können.

3. **Sachverständige**: Expertenmeinungen zu spezifischen Themen.

4. **Augenscheinsobjekte**: Gegenstände, die als Beweis dienen können.

5. **Parteien**: Die Aussagen der beteiligten Personen selbst.

 

Checkliste für die effektive Zuarbeit

 

Diese Checkliste soll Ihnen helfen, sich optimal vorzubereiten, wenn Sie einen Anwalt beauftragen möchten:

 

1. **Sortieren Sie Ihre Unterlagen**: Stellen Sie sicher, dass Ihre Dokumente gut sortiert sind. Nutzen Sie beschreibende Dateinamen und legen Sie eine klare Struktur an.

2. **Erklären Sie den Kontext**: Geben Sie zu jedem Dokument eine kurze Erklärung ab, warum es wichtig ist und welche Informationen darin enthalten sind.

3. **Digitalisieren Sie Ihre Dokumente**: Falls möglich, scannen Sie Ihre Unterlagen und senden Sie diese per E-Mail. Achten Sie darauf, dass die Dateien gut lesbar sind.

4. **Sachverhalte klar und präzise schildern**: Konzentrieren Sie sich auf die Fakten und überlassen Sie die rechtliche Bewertung Ihrem Anwalt.

5. **Kommentieren Sie Schriftsätze der Gegenseite**: Geben Sie an, was richtig und was falsch ist, und erklären Sie, was tatsächlich geschehen ist. Nennen Sie dazu passende Beweismittel.

6. **Respektieren Sie die Zeit Ihres Anwalts**: Vermeiden Sie unnötige Nachfragen. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Anwalt sich bei Ihnen meldet, sobald er Ihre Nachricht gelesen hat.

7. **Verstehen Sie die Kostenstruktur**: Informieren Sie sich im Voraus über die anfallenden Kosten und stellen Sie sicher, dass Sie über die finanziellen Aspekte Bescheid wissen.

 

Mit diesen Tipps und der Checkliste sollten Sie bestens vorbereitet sein, um die Zusammenarbeit mit Ihrem Anwalt effizient zu gestalten. Denken Sie daran, dass eine gut strukturierte Zuarbeit nicht nur Ihrem Anwalt, sondern vor allem Ihnen selbst zugutekommt – denn nur so kann Ihr Fall schnell und erfolgreich bearbeitet werden.

 

Die Redaktion von ra.de wünscht Ihnen viel Erfolg bei Ihrer nächsten rechtlichen Angelegenheit!